Original im Zeitalter der Reproduzierbarkeit*

Persoenlich.com feiert sein 20. Dienstjubiläum. Wird aber nicht richtig erwachsen.

Im «Spiegel» gibt es das Gefäss «Eine Meldung und ihre Geschichte». Das wurde auch vom Grossbetrüger Claas Relotius bespielt. Er zog es meistens vor, Fakten und Personen einfach zu erfinden.

Dem ist eine gewisse künstlerische Energie nicht abzusprechen, über die auch Tom Kummer verfügt. Reines Abschreiben, ohne Quellenangabe, wird zwar höchstens vom Presserat gerügt, gilt aber doch im Allgemeinen als unfein, unanständig, unprofessionell.

Da haben wir nun die grosse Story in «persoenlich.com: «Weniger Printauflage, mehr Digitalabos». Hier geht Marion Loher der Frage nach, welche Auswirkungen der Fast-Total-Lockdown am Sonntag auf die Blätter hat, die dummerweise am Sonntag erscheinen.

Denn «SonntagsZeitung», «SonntagsBlick» und «NZZam Sonntag» verkaufen normalerweise auch an Kiosken, Tankstellen, Shops. Nur der SoBli pflegt noch die Tradition der Zeitungsboxen und befüllt rund 1000 Stück jeden Sonntag.

Ist es Zufall, Absicht oder mangelnde Recherche?

Kurz bevor die geplagten Sonntagsblätter wieder an eröffneten Tankstellen, Kiosken und Shops verkauft werden können, recherchiert Marion Loher die Verluste der Sonntagspresse. Man könnte nun als mildernden Umstand anführen, dass Loher frisch für eine in Mutterschaftspause abgegangene andere Redaktorin eingesprungen ist. Auf der anderen Seite sei sie seit 20 Jahren im Journalismus und habe «in den letzten Jahren mehrmals Stellvertretungen übernommen».

Das kann nicht das Original sein, denn es erschien am 21. Januar.

Wie kommt es dann, dass Loher überraschungsfrei mit gleichen Ergebnissen das gleiche Thema beackert, das Beni Frenkel auf ZACKBUM.ch bereits am 14. Januar recherchierte? «Massaker beim SoBli, Gleichmut bei der NZZaS» lautete der Titel seiner Nachforschung.

Das muss das Original sein, erschien am 14. Januar.

Was meint die Autorin, was meint der Verleger?

In unserer guten Tradition, immer eine Stellungnahme einzuholen, die, wenn sie rechtzeitig erfolgt, in den Artikel eingebaut wird, fragten wir bei persoenlich.com nach, wie das zu erklären ist, dass sich beide Artikel zwar nicht wörtlich, aber inhaltlich doch bis an die Grenzen des Plagiats gleichen:

Ähnlichkeiten mit unserem Artikel sind

  1. unbeabsichtigt und rein zufällig
  2. kopieren ist besser als recherchieren
  3. als erfahrene Journalistin kenne ich ZACKBUM.ch gar nicht
  4. pfeift Euch eins und lasst uns mit solchen Fragen in Ruhe
  5. Ausdruck der aktuellen und allgemeinen Sparmassnahmen

Darauf antwortet Matthias Ackeret wirklich zackig: «Die Anregung zu diesem Artikel kam von mir. Da ich am Sonntag am Kiosk keine Zeitungen bekam und somit papierlos war, habe ich dies der Redaktion als Storyvorschlag mitgeteilt.»

Wir verstehen. Wenn der Chäf und Besitzer eine Idee hat, dann wird der nachgelebt, logo. Dass da die Zeit fehlt, mal bei den wenigen anderen Medienorganen nachzuschauen, ob die Idee des Chäfs auch originell war, auch logo.

*Auf nachdrückliche Intervention von Edith Hollenstein von persoenlich.com, die sich am Wort «kopieren» störte, da es eine eigenständige Recherche ohne Kenntnis des Artikels in ZACKBBUM.ch eine Woche vorher gewesen sei, habe ich das Wort ersetzt.

1 Antwort
  1. Dr.jur. Romulus
    Dr.jur. Romulus sagte:

    Die Marionette vom Dienst bei Blocher-TV, einst bescheidener VJ bei TeleZüri, ist im Medienzirkus ebenso unbekannt wie sein Portal Persönlich.com.

    Wenn eine arrogante, fachlich wenig qualifizierte Anwältin wie Rena Zulauf dort Geschichten schreiben darf, die jeden Jus-Studenten im 1.Semester zum Kopfschütteln bringt, sagt das eigentlich viel aus über die Qualität des Mediums. Jubiläum hin oder her, ich würde wenn schon mein Geld in sinnvolle und am Markt gefragte Projekte investieren. Immerhin hat es ja die wenig beachtete Anwältin Zulauf zu erstaunlichem Medienruhm gebracht::Ringier, Buchprojekt Binswanger, Anzeige Philipp Gut (dort musste sie ja nur noch viel Honorar kassieren.
    Alles war von A-Z von fremder Hand fertig geschrieben und natürlich vorher umfassend recherchiert). Sie bringt es immerhin noch fertig, im Falle Binswanger nicht von einem Buchverbot zu sprechen, sondern behauptet gegen alle Fakten, das sei nur ein Persönlichkeitsverletzungsverbot.

    Lesen muss man ja in dieser Branche nicht können. Es reicht, wenn man dann bei den vielen Gerichtseingaben andere dafür verantwortlich macht, dass sie ja gerade beweisen würden, dass eine Persönlichkeitsverletzung in spe vorliegen würde. Und sie bezeichnet dann andere Personen als «widerliche Typen». Mit solchen unfähigen Gestalten füllt Ackeret auf Persönlich.com seine Zeilen. Glanzvoll, ruhmreich und sehr speziell. Und mit einigen Plagiaten dazu lässt sich gut leben. Peinlich, peinlich, peinlich.

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