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Wumms: Franziska Schutzbach

Die Geschlechterforscherin macht sich mal wieder lächerlich.

In der «Süddeutschen Zeitung» wird der Kommentar zum Entscheid des US-Bundegerichts noch einigermassen sachlich eingeschenkt: «Die Rivalin. Hinter der Entscheidung des Supreme Court stecken uralte Muster: Männliche Eliten fürchten um ihre Macht. Die Frauen stören da nur.»

Das Echo im Qualitätsmedienkonzern Tamedia kommt dann deutlich angespitzter daher: «Diese Männer wollen die Frauen als Konkurrent­innen ausschalten. Hinter dem Richterspruch des Supreme Court steckt ein uraltes patriarchales Muster: Es geht um nichts anderes als den Besitzanspruch der Gesellschaft auf den weiblichen Körper.»

Anschliessend folgt hüben wie drüben textidentisch eine gerüttelte Ladung Nonsens: «Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet jetzt der heteropatriarchale Besitzanspruch auf den weiblichen Körper, die Reproduktion, «das Kind» und «das Leben» schlechthin reinstalliert wird, jetzt, wo Kernelemente männlicher Selbstverständlichkeiten auf der Kippe stehen, wie das Ein-Ernährer-Modell.»

Das Ein-Ernährer-Modell ist schon seit Jahrzehnten faktisch abgeschafft, was aber der Wissenschaftlerin offenbar entgangen ist. Vielleicht ist ihr Statistik zu männlich: Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Erwerbstätigenquote in der Schweiz bei den Männern 69,1 Prozent und bei den Frauen 58,9 Prozent.

Das ist also nur faktisch falsch, richtig absurd wird’s im Folgenden: «Der vom Supreme Court ermöglichte Zwang, dass Menschen Schwangerschaften gegen ihren Willen austragen, muss vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund auch als reaktionärer Versuch gesehen werden, Frauen auf ihren Plätzen als Reproduktionsarbeiterinnen festzunageln – und sie nicht zuletzt als Konkurrentinnen am Arbeitsmarkt auszuschalten.»

Hier übersieht Forscherin Schutzbach, dass das oberste US-Gericht keineswegs einen solchen Zwang ermöglicht hat, sondern lediglich das Recht auf Abtreibung negierte. Aber Schutzbach kann noch mehr; ihre nächste Schlussfolgerung entzieht sich zumindest dem männlichen Verständnis: «Letztlich reaktiviert die Lebensschutz-Ideologie einen staatlichen, religiös aufgeladenen heteropatriarchalen Besitzanspruch gegenüber Frauen, und gegenüber Kindern.»

Schutzbach fiel schon in der Vergangenheit durch Ausraster auf: «Keine Anzeigen mehr in der Weltwoche, Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollten keine Rechtsnationalen mehr transportieren, Veranstaltungsorte und Hotels keine SVP-Parteizusammenkünfte mehr in ihren Räumlichkeiten zulassen. Mikrofone können auch einfach ausgeschaltet werden. Fernsehsender müssen keine rechten Talkgäste einladen. Zeitungen nicht mehr über sie berichten.»

Als feministische Antidemokratin ging sie sogar so weit, dass sie Redeverbot oder Boykott für «rechtsnationale Politiker» forderte, selbst wenn «diese gewählt wurden».

Mit einem Exkurs über Adam Smith bewies sie zudem eine profunde Unkenntnis historischer Tatsachen. Ihr neuste Ausfälligkeit ist vergleichsweise harmlos, aber nicht minder beunruhigend. Denn es soll doch Leute geben, die nicht realisieren, dass diese Kreische ihrem feministischen Anliegen einen Bärinnendienst erweist. Das Thema Qualitätskontrolle bei Tamedia hat sich damit eigentlich auch erledigt.

Wie man eine Kommentar-Kopie versemmelt

Tamedia macht nicht vollständig copy/paste von der SZ. Leider.

Das oberste Gericht Russlands hat die Auflösung der NGO Memorial beschlossen. Unter fadenscheinigen Vorwänden. Das kann und sollte man kritisieren und kommentieren.

Das tut der SZ-Redaktor Frank Nienhuysen mit schneidig-deutscher Schärfe. Allerdings ist da zwischen Original und Kopie ein kleiner Unfall namens Auslandredaktion Tamedia passiert. Deren unseliges Wirken bekommt aber der Schweizer Leser gar nicht mit, weil er ja nur seine Kohle für Tamedia rausballert und nicht auch noch das Original abonniert hat.

So sieht nämlich das Original aus:

Klarer Titel, starkes Foto.

Der Lead dazu: «Das Verbot von «Memorial» zeigt, was der Kreml von einer Zivilgesellschaft hält: nichts.»

Der anschliessende Lauftext wurde von Tamedia unbeschädigt übernommen. Aber offensichtlich leidet die noch existierende Auslandredaktion unter zuviel Freizeit. Oder Blähungen. Oder Covid-19. Denn das machte sie draus:

Ein Text, zwei völlig verschiedene Deutungen.

Kann man denn über den gleichen Kommentar zwei völlig verschiedene Titel und Einleitungen schreiben? Ist der anschliessende Text so beliebig ausdeutbar, umdeutbar?

Eigentlich nicht. Denn im Text steht kein Wort davon, dass der Kreml stalinistische Verbrechen schönreden wolle.

Auch das Foto in der Tamedia-Kopie ist schwächer, beliebiger.

Aber was so ein Text eigentlich sagen will, das bestimmt bei Tamedia nicht der Autor – oder der Inhalt des Textes. Sondern ein überforderter Blattmacher, der den ursprünglichen Titel offenbar viel zu schlapp fand und noch etwas Guzzi geben wollte.

Wobei ein geschichtsbewusster deutscher Redakteur einen solchen Titel wohl eher nicht setzen würde, weil er sonst darauf hinweisen müsste, dass es nicht zu den stalinistischen Verbrechen gehörte, dass die Sowjetunion den grössten Blutzoll dafür leistete, nach dem deutschen Überfall und dem barbarischen Vernichtungsfeldzug gegen die bolschewistischen Untermenschen Europa vom Hitler-Faschismus zu befreien.

Bei solchem Unvermögen kann man nur froh sein, dass eigene Texte nicht in diesen Fleischwolf geraten. Tamedia, das Qualitätsprodukt aus dem Hause Tx. Wenn die einen Kommentar übernehmen, erkennt ihn der Autor nicht mehr wieder.

Impfpflicht: Beeinflussung und Zwang

Übernehmen oder sich übernehmen: die beide Tamedia-Varianten des Qualitätsjournalismus.

Wenn die grossen und teuren Kopfblätter von Tamedia ein Interview von der «Süddeutschen Zeitung» übernehmen, muss man froh sein. Dann steht wenigstens nichts Schlimmeres in den Blättern. Bloss Seichtes.

Der SZ fiel es ein, weil auch ihr nicht viel einfällt, den emeritierten Professor Robert Cialdini zu interviewen. Der hat mal ein Buch namens «Influence» geschrieben. Das war ein Bestseller – 1984. Inzwischen hat der Pensionär viel Zeit für Gespräche.

Wer sich über das popoglatte Gesicht des immerhin 76-Jährigen wundert: heute ist medizinisch einiges möglich. Nur nicht immer so auffällig …

Die SZ leitet ihr Gespräch mit dem «Godfather of Influence» so ein: «Wenn es jemanden gibt, der weiß, wie man andere beeinflusst, dann sind Sie das, Mr. Cialdini. Ihr Buch „Influence“, das erstmals 1984 erschien, hat sich weltweit fünf Millionen Mal verkauft. Wie bringt man Menschen dazu, sich impfen zu lassen?»

Original …

Das ist Tamedia natürlich zu lang und nicht politisch korrekt genug, also schrumpft sie ein auf: «Wie bringt man Menschen dazu, sich impfen zu lassen?»

… und Kopie.

Beide Weltblätter bringen aber die gleiche banale Antwort:

«Jedenfalls nicht, indem man ihnen sagt, dass sie Idioten sind.»

Das hätten wir Laien nicht gedacht, auch dem Politik-Chef von Tamedia wäre diese Erkenntnis neu (siehe unten). Auch bezüglich der Wahl eine Gerichts hat Cialdini wertvolle Erkenntnisse zu referieren: «Wenn man Restaurantgästen sagt, dass ein Gericht das beliebteste ist, wird es noch beliebter. Nach einer Studie wird jedes Gericht sofort 13 bis 20 Prozent stärker nachgefragt, wenn es auf der Speisekarte als beliebtestes Gericht ausgewiesen ist.»

Beeindruckt referierte Banalitäten

Nun soll Cialdini vor einem runden Dutzent Jahren auch beim Wahlkampf von Barack Obama beraten haben; welche Erkenntnisse hat er denn da aufblitzen lasse? «Menschen wählen Kandidaten, die sie mögen. Klingt banal, ist aber so.»

Das klingt nicht nur banal, das ist eine Binse. Auch die Erkenntnis, wie sich Menschen orientieren: «Gerade in Zeiten der Unsicherheit flüchten wir in immer kleinere Stämme. Rät uns einer etwas aus unserem Stamm, sagen wir Ja.»

Das alles ist an Flachsinn nicht zu überbieten, löst aber dennoch bei den SZ-Journalisten Gehirnkrämpfe aus: «Das klingt alles ziemlich kompliziert.» Was hat uns denn der Professor noch mit auf den Weg zu geben?

«Menschen werden eher aktiv, wenn es den persönlichen Interessen dient».

Auch das hätte vor ihm niemand gedacht. Wer bis hierher noch belustigt bis genervt reagiert (Letzteres, wenn er für diesen Dumpfsinn auch noch bezahlt), sollte sich eines Besseren belehren lassen. Solche Nullnummern sind immer noch besser als hausgemachte Meinungen bei Tamedia.

Banal, aber immer noch besser als Selbstgedachtes

Da hätten wir mal den zweiten ins zweite Glied zurückbeförderten Chefredaktor Mario Stäuble. Der ist offensichtlich finster entschlossen, sich wechselweise mit seiner Kollegin Priska Amstutz lächerlich zu machen. Einmal sie, einmal er.

Dieses Wochenende war er dran, er durfte einen «Leitartikel» schreiben. Sein kleines Missverständnis: das bedeutet nicht, Leid beim Leser auszulösen.

«Die Hetze muss aufhören», dekretiert Stäuble ex cathedra (nur googlen, lieber Mann). Denn: «Vier Tage nach Maurers Rede skandieren Demonstranten in Bern «Ueli! Ueli!», bevor sie am Zaun rütteln, der das Bundeshaus schützt.» Dieser zeitliche und inhaltliche Zusammenhang ist ausser Stäuble bislang niemand aufgefallen.

Gehetzt wird überall, barmt Stäuble, besonders in der «Ostschweiz», die habe einen Gastkommentar «vollgepackt mit fiebriger Kriegsrhetorik» veröffentlicht: «Jetzt müssen wir kämpfen. (…) Wenn wir die Herrschenden nicht daran hindern, werden sie unser Land dem Teufel verkaufen. (…)»

Vollscheiben sind immer die anderen

Vollscheiben, Kriegsrhetoriker, SVP, QAnon-Verschwörungstheoretiker, furchtbar: «Hier werden Grenzen überschritten.» Nach all dem Gehetze glaubt man Stäuble nicht mal mehr das Feigenblatt, dass er auch gegen andere Hetzer austeilt: «Provokateure gibt es indes auf beiden Seiten. Es hilft nicht, wenn der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause sich selbst als Beschützer des Parlaments inszeniert, indem er sagt, man habe einen «möglichen Sturm aufs Bundeshaus» verhindert.»

Wieso sucht er eigentlich nicht konfrontative Kommentatoren im eigenen Haus? Wohl weil es sich um seinen Vorvorgesetzten handelt, den Oberchefredaktor Arthur Rutishauser. Der beliebt zu kommentieren: «Fanatisierte Impfgegner sprechen wegen des Covid-Zertifikats von Faschismus, sie versprühen Hass.»

Rutishauser schreibt etwas gewählter und streicht sogar im Nachhinein unangemessene Faschismus-Vergleiche. Er umwickelt seinen Hammer etwas mit Schaumgummi: «Sympathisch sind uns Zwangsverordnungen eigentlich nie. Aber wenn es darum geht, ob man noch einmal das ganze Land schliessen muss, oder ob man dies mit einer Impfpflicht für alle nicht lebensnotwendigen Aktivitäten verhindern kann, ist diese Zeitung für die zweite Lösung.»

Das ist diese Flachrhetorik: eigentlich bin ich gegen die Todesstrafe. Aber wenn es darum geht …

Hetzer im eigenen Blatt

«Diese Zeitung ist eindeutig für diese Lösung», denn ausdrücklich nimmt Rutishauser seinen Politik-Chef in Schutz, der noch deutlicher durchrastete:

«Jetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen»

Das ist mal eine klare Ansage, denn: «Mit der Rücksicht auf esoterische oder ideologische Impfverweigerer und rücksichtslose Trödler muss Schluss sein. Der Bundesrat und die Kantone müssen jetzt jeden erdenklichen Druck auf Impfverweigerer machen. Das Tabu Impfzwang, sei er direkt oder auch nur indirekt, muss jetzt fallen. Impfen ist in dieser Situation keine Zumutung, sondern Bürgerpflicht

Zwingen, jeden erdenktlichen Druck machen, rücksichtslose Trödler, Bürgerpflicht? Das Vokabular des Totalitarismus, das Denis von Burg verwendet. Eigentlich müsste ein Polit-Chef eines bedeutenden Zeitungsverbundes nach einem solchen Ausraster scharf ermahnt ode gleich entlassen werden, mit Rücksichten à la Corona-Kreische und Politikerbeschimpfer Marc Brupbacheralle übergeschnappt») müsste Schluss sein.

Aber doch nicht bei Tamedia.

Frauen, aufgepasst: Lebensgefahr!

Neben den Redaktionen von Tamedia, dunklen Nebenstrassen und selbst in der eigenen Wohnung gibt es eine neuentdeckte Gefahrenquelle.

Zungenverknotung beim richtigen Aussprechen des Wortes Opfer*In**? Nein, das Thema ist ernst, die Gefahr gross, bislang noch nicht richtig im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen.

Aber, wer sonst, Tamedia benennt Ross und Reiter. Nun gut, vielleicht nicht das richtig passende Bild. Aber nachdem der interne, nach aussen getragene Protest offenbar verröchelt ist – sagt da jemand wankelmütige Frauen? –, kann man sich mit frischer Energie anderen potenziell tödlichen Formen des patriachalischen Sexismus widmen. Denn der tobt nicht nur im gläsernen Hauptquartier von Tamedia an der Werdstrasse.

Es gibt eine noch viel allgemeinere Form; bedauerlich, dass Tamedia dafür den Input einer Journalistin der «Süddeutschen Zeitung» braucht; wie konnte das den über 100 Frauen entgehen, die das Protestschreiben unterzeichneten – statt vielleicht mal ihrer Arbeit nachzugehen?

Lebensgefahr, titelt Tamedia, «Autos oder Klimaanlagen werden immer noch für Männer gebaut», weiss SZ-Journalistin Laura Weissmüller. Genauer gesagt, sie weiss es nicht, hat’s aber gelesen. Denn eine gewisse

«Rebekka Endler ist wütend. Sehr, sehr wütend. Kaum eine Seite in ihrem Buch kommt ohne Ausrufezeichen aus, gerne auch in der Variante eines Interrobangs, der Mischung zwischen Ausrufe- und Fragezeichen. Sie schreibt in Versalien, um ihren Erregungszustand zu verdeutlichen».

Ja was bringt die arme Frau denn so in Wallungen? Hormonelle Unausgeglichenheit? Aber nein: «Weil der Mann, schreibt sie, genauer der weisse Cis-Mann, das Mass aller Dinge sei: «Männlich ist die Norm, weiblich die Abweichung von der Norm.»»

Wir stellen vor: das Interrobang. Wird sich auch nicht durchsetzen.

Was kann man da tun, ausser richtig wütend werden? Auch da weiss Endler Abhilfe: «Wenn die Nasenscheidewand so schief ist, dass der Mensch nicht mehr atmen kann, muss die Nase erst gebrochen werden, bevor es besser wird.» Da sage ich doch als Mann mit gerader Nasenscheidewand: au weia. Wenn das ein Mann als Metapher bei einem Frauenthema verwenden würde… Mit etwas Pech müsste er sich um eine gebrochene Nase keine Gedanken mehr machen.

Männliche Dummys ignorieren die Hälfte der Menschheit

Denn die Auswirkungen, dass Auto-Dummys lange Jahre nur in männlich zu haben waren, sind leider nur in toten Frauen zu messen. Wussten sie: «Wenn eine Frau unter 50 einen Herzinfarkt erleidet, ist ihre Sterbewahrscheinlichkeit doppelt so hoch wie für einen Mann aus der gleichen Altersgruppe.» Warum denn das? «Weil bei ihr die Symptome anders seien», was aber häufig nicht richtig diagnostiziert werde.

Autofahren, Herzinfarkt haben, überhaupt die Medizin. Aber es ist natürlich noch schlimmer: «In den Städten fehlt es an Sitzgelegenheiten zum Ausruhen genauso wie an öffentlichen Toiletten – gerade für all diejenigen, die kein Pissoir benutzen können.» Sind denn Frauen wenigstens am Arbeitsplatz einigermassen geschützt, also ausserhalb von Tamedia? Ein klares Nein, denn so weiss frau,

«auch Raumtemperatur ist sexistisch».

Dabei ist sie doch gendermässig eindeutig weiblich. Aber in den USA sei die Standardbürotemperatur 21 Grad. Frauen haben’s aber, weiss man, lieber kuschelig wärmer. Bei 21 Grad gilt: «Kreative Arbeit, lernen, sprechen, alle intellektuellen Fähigkeiten sind quasi auf Eis gelegt, wenn Menschen frieren.» Wenn Frauen frieren.

Das ist nun wahrhaft diabolisch; was ergeben eigentlich Temperaturmessungen bei Tamedia? Etwa auch 21 Grad? Gut, das wäre eine Erklärung  für die auf Eis gelegten intellektuellen Fähigkeiten. Sind damit die Abgründe der zutiefst menschenverachtenden männlichen Perspektive im Design, in der Herstellung von Gebrauchsgegenständen, schon ausgeleuchtet? Fast. Denn nach schlimm kommt immer schlimmer.

 

«Es ist die klar feministische Perspektive auf das Design und all seine Verästelungen, die diese eklatante Fehlstellung, den blinden Fleck auf dem Skizzenblock der Gestalter zutage fördert. Wobei ja nicht nur Frauen ausser Acht gelassen werden, wenn nur ein gesunder, mittelalter weisser Mann als Ausgangspunkt für den Entwurf genommen wird. Alte und Kranke fallen nicht darunter, Menschen mit anderer Hautfarbe und Transgender auch nicht.»

Design nur für den mittelalten gesunden Mann

Genau. Meinen die männlichen Designer eigentlich, mit einer Schere für Linkshänder sei es getan? Wo bleibt der Schlagbohrer für einarmige uralte Transgender? Das Springseil für Rollstuhlfahrer? Trainingseinrichtungen für Bettlägerige?  Farbfernseher für Blinde? Autos, wo der Schminkspiegel nur hinter der linken Sonnenblende steckt? Tastaturen mit allen weiblichen Sonderzeichen?

Das fordere ich vehement. Als gesunder, mittelalter weisser Mann, der sich dafür schämt, so privilegiert zu sein. Ich bin gerade meine Gallenblase losgeworden, gilt das wenigstens als mildernder Umstand? Oder hätte ich mich beschweren müssen, dass es sicherlich keine Operationswerkzeuge speziell für Frauen gibt. Und der Chirurg war auch ein Mann. Die Krankenschwester hingegen entweder weiblich oder mindestens Transgender. Aber als Mann war ich wenigstens nicht in Lebensgefahr.