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Immerhin: Sudan

Es ist ein Elend, vor dem (fast) alles andere verblasst.

Die Ukraine? Der Nahe Osten? Der Gaza-Streifen? Die Bombardierung Libanons? Das Gemetzel der fundamentalistischen Wahnsinnigen? Die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung, deren Ministerpräsident mit internationalem Haftbefehl gesucht wird?

Schlimme Sachen, täglich, stündlich in allen Massenmedien der Welt dargestellt, beinahe bis zum Überdruss.

Im Sudan findet zurzeit die grösste humanitäre Katastrophe der Welt statt, noch schlimmer als in den das afrikanische Land umgebenden Elendslöchern, noch schlimmer als das Wüten der Militärdiktatur in Myanmar.

Aber alle diese Gegenden der Welt haben etwas gemein: das Leiden der Menschen dort ist uns schlichtweg scheissegal. Der Reporter der «Süddeutschen Zeitung» Arne Perras gehört zu den Wenigen, die immer wieder versuchen, auf diese unsägliche Elend hinzuweisen. Er formuliert zurückhaltender:

«Der Krieg zweier Generäle hat eine Hungersnot ausgelöst, wie sie die Welt lange nicht mehr erlebt hat. Doch der Westen schaut weg

Immerhin, Tamedia, die ja bekanntlich nur noch über eine Rumpf-Auslandredaktion verfügt, deren Chef Christof Münger durch wirre Kommentare zu den US-Präsidentschaftswahlen auffiel, übernimmt für einmal sinnvollerweise eine Leistung der SZ und versteckt sie nicht einmal hinter der Bezahlschranke.

Das sei hier ausdrücklich gelobt.

Natürlich ist die Gebärfreudigkeit der Sudanesinnen ein Problem. Natürlich sind die Ursache, die zu dieser humanitären Katastrophe führen, ebenfalls hausgemacht. Und natürlich hat die ganze grossartige «Entwicklungshilfe» des Westens seit der Unabhängigkeit der schwarzafrikanischen Länder nicht nur nicht gefruchtet, sondern im Gegenteil Schaden angerichtet, brutale Diktaturen unterstützt, denen das Wohlergehen ihrer Untertanen völlig egal ist und die erfreut zur Kenntnis nehmen, dass dumme Westler sich um ihre darbende Bevölkerung kümmern. Es ist keine Lebenshilfe, es ist Todeshilfe, wie die afrikanische Wissenschaftlerin Dambisa Moyo völlig zu recht sagt.

Ein paar Zahlen? 25 Millionen Menschen in dieser Region sind unterernährt, eine Dreiviertelmillion ist akut vom Hungertod bedroht. Mehr als 11 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Nach Schätzungen (den wer zählt schon die Toten) sind bislang über 150’000 Todesopfer zu verzeichnen. Und das ist erst der Anfang einer Katastrophe, die Hunderttausende von Menschenleben fordern kann.

Eine der Ursachen dieser Katastrophe ist der Machtkampf zwischen zwei Generälen, der mit äusserster Brutalität geführt wird. Die Skrupellosigkeit geht soweit, dass diese Verbrecher sogar Abgaben oder Schmiergeldzahlungen dafür verlangen, dass Hilfsorganisationen helfen dürfen.

Die kämpfenden Bandenchefs machen sich aller vorstellbarer und nicht vorstellbarer Kriegsverbrechen schuldig. Folter, Versklavung, Massenvergewaltigungen, Völkermord, Bombardierungen und Angriffe ohne die geringste Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.

Wie es auch im Nahen Osten vorkommt, nur wird dort mehr oder minder Buch geführt über solche Verbrechen.

Im Sudan interessiert sich der Westen einen Dreck dafür. Dabei wäre es, wenn man sich schon nicht an die Gepflogenheiten des Völkerrechts hält, für eine westliche Militärintervention ein Leichtes, diesem Gemetzel ein Ende zu bereiten.

Aber alle vor Betroffenheit bebenden Gutmenschen, die sich nicht einkriegen, wenn sie wieder einmal einen Fall von Sexismus, Ausgrenzung oder gar Rassismus in der Schweiz erlebt haben wollen, die sich furchtbar unwohl fühlen, wenn sie dem Wort Mohr begegnen, die tapfer für den Genderstern streiten, als hinge das Wohl der Menschheit von dieser Sprachvergewaltigung ab, die verlieren  kein Wort über diese Menschheitskatastrophe.

Warum?

Ganz einfach: falscher Ort, falsche Hautfarbe, falsche Himmelsrichtung. Hier kann kein ideologischer Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch, zwischen dem Wertewesten und dem Unwerteosten geführt werden. Also sollen die Schwarzen dort doch am besten laut- und klaglos verrecken.

Menschenrechte sind unteilbar, jedes Lebewesen ist gleich viel wert. Was für eine unerträgliche Heuchelei von all denen, die das in ihren Gesinnungsgottesdiensten sabbern.

Im Leiborgan der Gesinnungslinken «Republik» findet man im ganzen vergangenen Jahr unter dem Stichwort Sudan ganze 21 Treffer. Ein einziger eingekaufter Artikel beschäftigt sich mit diesem schreienden Elend.

Alleine schon deswegen ist zu hoffen, dass dieses Magazin auch bald verhungert.

 

Wunder an der Werdstrasse

Mit weniger Nasen mehr Qualität schaffen. Das soll funktionieren.

ZACKBUM wird sicherlich wieder diffamiert werden von den Damen an der Spitze des einstmals gloriosen Medienhauses Tamedia. Oder «Tages-Anzeiger». Oder TX. Oder was auch immer.

Aber es braucht schon die geballte Inkompetenz von drei Damen, um einen neuerlichen Kahlschlag auszulösen. CEO Jessica Peppel-Schulz, die sich kommunikativ von einem Avatar vertreten lässt, der immerhin über KI verfügt, hat als erste öffentliche Amtshandlung bekannt gegeben, dass rund 300 Mitarbeiter rausgeschmissen werden. 200 in den beiden zu schliessenden Druckereien, 90 in den Redaktionen.

Ein geschäftliches Desaster. Raphaela Birrer und Kerstin Hasse, zusammen mit zwei Hansln, haben ein inhaltliches Desaster zu verantworten. Und sollen nun das Wunder vollbringen, mit weniger Fachkräften die gleiche Qualität wie vorher zu halten. Das ist inzwischen nicht mehr allzu schwierig, grenzt aber dennoch an ein Wunder. Denn 90 Leute entlassen, das würde bei gleichbeliebendem Niveau bedeuten, dass die vorher völlig überflüssig waren.

Psychologisch einfühlsam schwärmt Hasse auf Instagram, dass sie bald einmal im Kaufleuten einen Podcast über «Frauenfreundschaften» machen werde. Während die Mannschaft darüber informiert wird, dass schon wieder ein grosses Rausschmeissen angesagt ist. Das sind echte Führungsqualitäten.

Dabei wäre alleine die Entlassung von Peppel-Schulz, Birrer und Hasse, die ersatz- und folgenlos eingespart werden könnten, eine Budgetentlastung, die den Rausschmiss von mindestens 8 Indianern verhindern würde.

Aber bevor ZACKBUM wieder als frauenfeindlich verschrien wird: der Verursacher des nächsten Flops ist ein Mann. Denn der Digital-Crack, der ehemalige «Beirat für Digitalisierung» Mathias Müller von Blumencron hatte  mit grossem Trara als Dampfplauderer den «Verkehrsmonitor» aus der Taufe gehoben und in die Traufe befördert. ZACKBUM schrieb schon zur Begrüssung im August 2023: «Tamedia will mit einem «Verkehrsmonitor» auf die Schnauze fallen.»

Es war ein angekündigter Tod: Was ist denn das? Das ist ein B2B-Portal. Das «Go-to-market» und «Brand-Design» wurde mit der Agentur Wirz entwickelt, auch so ein Heissluftfön. «Datengetriebenes Kampagnensetup, laufende Optimierung, Zusammenspiel mehrerer Disziplinen und mit Fokus auf Impact», und Blabla und Blüblü.

Sechsköpfiges Redaktionsteam, stolze 195 Franken im Monat Abogebühr. Die Idee war zudem geklaut, beim deutschen «Tagesspiegel», wo Müller (wir gestatten uns die Kurzform) mal Co-Chefredakteur hätte werden sollen. Das war dann nix; inzwischen ist Müller auch bei Tamedia wieder weg, was die Überlebens-Chancen des Verlags deutlich erhöht. Allerdings überlebt ihn der «Verkehrsmonitor» auch nur kurz, er wird nach wenigen Monaten wieder eingestellt.

Natürlich gilt im Geschäftsleben «try and error», man sollte mal was probieren. Aber es gibt Projekte, bei denen von Anfang an klar ist: Fehlgeburt, Fehlkonstruktion, funktioniert nie, kostet bloss. Das ist dann peinlich.

Aber peinlich ist das neue Must bei Tamedia. Wer nicht peinlich ist, hat keine Karrierechancen. Daher kümmern sich sagenhafte 52 Häuptlinge um das Werkeln von 170 Indianern; jede Führungskraft hat die Verantwortung für etwas mehr als drei Untergebene.

Da würde das Prinzip Ueli Maurer schon mal Wunder wirken. Der ging als Bundesrat gegen die Überregulierung in seinem Departement vor. Er stellte 72 Verordnungen auf den Prüfstand und verlangte bis Ende Jahr eine Begründung für deren Existenz. Ganze fünf wurden geliefert. Bei Tamedia wäre das: die 52 Häuptlinge müssen bis Ende Jahr begründen, was sie eigentlich führen, wofür sie verantwortlich sind, wie man ihre Leistung messen kann. Auch hier dürften so um die fünf verständliche Begründungen eingeliefert werden; der Rest kann dann weg.

Aber wetten, dass natürlich wieder im Maschinenraum gespart wird, bloss ein paar Häuptlingen, die Widerworte gegen die inkompetente Redaktionsleitung wagten, werden auch einen Kopf kürzer gemacht.

Es ist ein Trauerspiel, eine hausgemachte Katastrophe. Hier ist kaum etwas den Umständen, dem Umfeld, dem neuen Konsumverhalten, der digitalisierten Welt – oder wie die Manager-Bullshitphrasen alle heissen – geschuldet. Hier haben die Versager, die Schuldigen Anschrift, Name und Gesicht.

Rund 600 Stellen weniger bei Tamedia, Ringier, NZZ und CH Media seit Anfang 2023. Daher viel weniger Leistung, Content, für gleich viel oder sogar mehr Geld. Ein idiotischeres Geschäftsmodell hat die Welt noch nicht gesehen.

Wieso Oberboss Pietro Supino ungerührt zuschaut, wie sein Medienhaus medial zuschanden geritten wird – unglaublich, unvorstellbar, unverständlich.

Köppel rides again

Ist es Sturheit, Beratungsresistenz oder Tollkühnheit?

Die «Weltwoche», ein Problem von fehlenden Checks and Balances, titelt «Der Missverstandene» über Präsident Putin. Wem das bekannt vorkommen sollte: richtig, so titelte die WeWo schon mal. Roger Köppel hat seit dem unsterblichen Titel «La crise n’existe pas», passgenau zum zweiten UBS-Desaster, ein Händchen dafür, im genau falschen Moment ein Cover in den Sand zu setzen.

Als er im Februar 2022 sich einfühlsam mit der sensiblen Seele des Kremlherrschers befasste, beziehungsweise völlig unparteiische Autoren wie Thomas Fasbender damit befassen liess, marschierte der Missverstandene gerade in die Ukraine ein. Schon damals musste ZACKBUM Köppels bedingten Reflex kritisieren:

«Wenn alle dafür sind, bin ich dagegen. Worum geht es eigentlich? Keine Ahnung, macht aber nix

Putin stehe für eine Abrechnung zwischen «Tradition, Familie, Patriotismus, Krieg, Religion, Männlichkeit, Militär, Machtpolitik und nationale Interessen» und dem «Zeitgeist», der für die «Woke»- und «Cancel-Culture»» stehe, «der unsere Intellektuellen und viele unserer Politiker so inbrünstig huldigen», schwurbelte damals mannhaft-martialisch Köppel.

Also hier der Naturbursche mit nackten Oberkörper, dort die verweichlichten Memmen des Westens. Nun könnte man meinen, dass Köppel nach diesem Sprung mit beiden Beinen in einen riesengrossen Fettnapf am liebsten Gras über die Sache wachsen lassen möchte. Aber da kennte man ihn schlecht.

Sozusagen zum Jahrestag meint er da capo, nochmal, weil’s so schön (unsinnig) war. Köppel selbst legt im Editorial mit diesem frömmlerischen Ton los, den er sich in letzter Zeit zugelegt hat: «Siehe, die Welt ist noch nicht verdammt». Siehe, Köppel hat immer noch nicht die Kriminalgeschichte des Christentums gelesen.

Dann darf, soll, muss, will Wolfgang Koydl eine Eloge, ein vermeintlich verständnisvolles Porträt über die «Persönlichkeit des Kremlchefs» schreiben. Der Ferndiagnostiker ist ihm ganz nahe gekommen und horcht in Herz und Seele:

«Putin ist und bleibt Herr des Narrativs über sich selbst und sein Leben … Auf Putins Privatleben trifft zu, was Winston Churchill über Russland sagte: ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium … Gerhard Schröder schwärmte von einem «lupenreinen Demokraten», US-Präsident George W. Bush erkannte bei einem Blick in Putins Seele einen vertrauenswürdigen Partner … Vielleicht aber ist er es auch nur müde, vom Westen ständig missverstanden zu werden …»

Die WeWo muss mal wieder Hosianna singen, weil es der ins Religiöse abgeglittene Chef so will. Apotheose von Koydl: «Putin ist absolut berechenbar: Er tut, was er sagt – sei es Versprechen oder Drohung. Und er wird einen Weg finden, beides einzulösen. Daher lohnt es sich, ihm genau zuzuhören.»

Wer ihm genau zuhörte, bekam von diesem Lügner erzählt, dass nicht beabsichtige, die Ukraine zu überfallen. Wenn ein Staatsvertrag, der die territoriale Integrität der Ukraine gegen die Rückgabe der Atomwaffen zusichert, kein gebrochenes Versprechen ist, was dann? Wenn einer einen inzwischen über ein Jahr andauernden Krieg als «militärische Spezialoperation» tituliert, die in wenigen Tagen vorbei sei, was ist der dann? Ein Versager, jemand, der eine Situation völlig falsch eingeschätzt hat. Der US-Präsident Johnson, dem das gleiche mit Vietnam passierte, hatte immerhin das Rückgrat, das Amt aufzugeben. Putin klammert sich an die Macht, bis man ihn aus dem Kreml tragen oder putschen wird. Denn es ist nur den wenigsten Autokraten vergönnt, wie Fidel Castro im Bett zu sterben.

Am lächerlichsten wird Koydl, wenn er Putin über dessen angeblich mehrfache Lektüre der «Toten Seelen» von Nikolai Gogol zu erklären versucht. Offensichtlich hat das Koydl kein einziges Mal gelesen, sonst wüsste er, dass dieses Provinzschelmenromanfragment keinen Deut dazu beiträgt, dass man das heutige, «das chaotische, das träge, das gleichgültige, das letztlich unregierbare Russland» verstünde.

«Es würde sich lohnen, Putin zuzuhören», behauptet die «Weltwoche». Damit hat sie natürlich ein Stück weit recht; die keifige Reaktion auf das über zweistündige Interview von Tucker Carlson in den Mainstream-Medien ist kein Ruhmesblatt für die.

Auf der anderen Seite ist es doch sehr ermüdend, wenn man dem historischen Mäandern des Präsidenten zuhört, der geschichtliche Ereignisse wie die Teilung Polens zwischen Hitler-Deutschland und der UdSSR in einer Art umbiegt, dass man wirklich an seinem Geisteszustand zweifeln muss. Das ist sicherlich Ausdruck eines Problems, das jeder autokratische Herrscher hat: keiner traut sich, ihm zu widersprechen, wenn er Blödsinn verzapft.

Also, Sturheit, Beratungsresistenz oder Tollkühnheit? Ein mutiges «hier stehe ich immer noch und kann weiterhin nicht anders?» Ein echter Versuch, Putin zu verstehen? Leider nein. Es ist viel schlimmer. Es enthält keinerlei Erkenntnisgewinn, erklärt nicht, wieso sich Putin dermassen desaströs verschätzen konnte. Er gleicht darin dem von ihm bewunderten Stalin. Der war nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion, der ihm bis aufs exakte Datum von mutigen Spionen vorhergesagt worden, was er aber als feindliches Täuschungsmanöver vom Tisch gewischt hatte, einige Tage nicht handlungsfähig. Und verachtete die anderen Mitglieder des von ihm gesäuberten Politbüros umso mehr, als die ihn nicht einfach als unfähig wegräumten, sondern anflehten, endlich die Führung im Kampf gegen Hitler zu übernehmen.

Putin hat, da nützt alles Schönschwätzen von Kriegswirtschaft und Umorientierung nach Asien nichts, der russischen Wirtschaft einen Schaden zugefügt, an dem das Land noch viele Jahre zu leiden haben wird. Vom Blutzoll dank unfähigen Generalen ganz zu schweigen. Welche katastrophale Auswirkungen das offensichtliche Ungenügen der russischen Waffen auf die Waffenexportindustrie – neben Rohstoffen die wichtigste Einnahmequelle – hat, ein Desaster. Das Fehlen von Ersatzteilen und Chips, die Russland nicht selber herstellen kann: verheerend.

Russlands Führung, als Lügner, wortbrüchig, brutal unfähig und beratungsresistent gebrandmarkt, wer wird denn Putin noch jemals glauben oder vertrauen, wenn er einen bindenden Staatsvertrag unterzeichnet?

Es ist lachhaft, die Verteidigung der Ukraine als Frage von Freiheit, Demokratie und westlichen Werten gegen ein slawisches Unrechtsregime misszuverstehen. Die Ukraine, zutiefst korrupt, undemokratisch, geführt von einem schlecht beratenen Präsidentendarsteller, der unbedingt an der Macht bleiben möchte, ist nicht einmal die Karikatur dieser Werte.

Aber noch dramatischer ist, wie sich Putin in eine Falle locken liess, wie mit Milliardengeldern aus den USA und der EU (und einem schrecklichen Blutzoll der Ukrainer) Russland als unfähige Regionalmacht vorgeführt wird, die nicht mal mit einem militärischen Zwerg fertigwird.

Wie schreibt Koydl am Schluss: «Deshalb sind alle Vorhersagen, dass das Volk Putin stürzen werde, ebenso falsch wie alle anderen Prognosen, Einschätzungen und Urteile über den Herrn im Kreml.» Inklusive seine. Wenn der Kremlherrscher etwas Ehre und Anstand im Leib hätte, würde er nach dieser Katastrophe selber die Konsequenzen ziehen. Was er aber nicht tun wird.

Können Sie das lesen?

Bravo. Aber auch verstehen?

Wenn es um die poststrukturalistische Deutung luhmannscher Systeme im Licht der Diskurstheorie von Habermas geht, schnallen die meisten Leser sicher ab. Das ist nicht schlimm.

Allerdings gibt es nach der neusten Pisa-Studie in der Schweiz inzwischen 45 Prozent Jugendliche mit, gelinde ausgedrückt, Leseschwäche. Oder auf gut Bildungsdeutsch: sie sind funktionale Analphabeten. Das bedeutet, sie können zwar einen Buchstaben von dem anderen unterscheiden, müssen auch nicht drei Kreuze bei der Unterschrift machen – aber bereits diesen Satz würden sie wohl nicht oder nur mit Mühe verstehen.

Das ist eine Katastrophe. Allerdings nur eine von einer ganzen Reihe von Katastrophen. Das bedeutet nämlich, dass das Schweizer Schulsystem versagt. Katastrophe zwei: kein Land unter zivilisierten Staaten gibt pro Kopf mehr für Bildung aus als die Schweiz.

Katastrophe drei: kaum wo wurde in den letzten Jahren so viel an den Lehrplänen und -zielen herumgeschraubt wie in der Schweiz. Pädagogische und didaktische Trockenschwimmer erfanden immer absurdere Formen von angeblichen Lernmethoden. Ganzheitlich, integrativ, Blabla. Dabei haben wir die ausführliche Beschäftigung mit völlig überflüssigen Dingen wie dem Genderwahnsinn noch gar nicht erwähnt. Die einzig gute Nachricht: das versteht fast die Hälfte aller Leser sowieso nicht.

Ein einstmals ziemlich gut funktionierendes Ausbildungssystem, dessen Dualität immer noch herausragende Möglichkeiten für Quer-, Um-, Ein- und Aufsteiger bietet, wurde buchstäblich zu Tode reformiert. Im Lande Pestalozzis, eine wirklich traurige Katastrophe.

Aber das ist noch nicht alles. Oder um es allgemein verständlich auszudrücken: tschäksches? Statt dieses fundamentale Versagen der Pädagogik und Didaktik einzuräumen, wird geschwurbelt. An den dramatischen Zahlen lässt sich nichts schönreden. Aber man kann sie in einen Schaumteppich von Verniedlichungen hüllen.

Dabei leisten die Massenmedien mal wieder einen belämmerten Beitrag. Denn wir hätten da Andrea Erzinger, nationale Pisa-Projektleiterin und «Direktorin des Interfaculty Centre for Educational Research» der Universität Bern. Wenn man sich deren Forschungs- und Doktoratsprojekte anschaut, bekommt man schon einen guten Einblick in die Ursachen der Schweizer Bildungsmisere.

Nun tritt Erzinger als Expertin gleich flächendeckend auf. «Der Bund», NZZ, «20 Minuten», watson.ch, sie ist omnipräsent. Auch das wäre noch nicht so schlimm. Wenn Erzinger die dramatischen Ergebnisse nicht dramatisch schönschwätzen würde.

Fakt ist: 25 Prozent aller Schüler können vor Ende der obligatorischen Schulzeit nur ungenügend lesen. Schönsprech Erzinger: «Das heisst nicht, dass diese Kinder Analphabeten sind. Doch sie sind aufgrund ihrer mangelnden Lesekompetenz ungenügend auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet.» Auch bei Tamedia schwafelt sie alles schön. Dramatischer Anstieg der Schüler mit Leseschwäche? «Da würden, denke ich, eben wieder die Elemente durchlässigeres Schulsystem und möglichst frühe Förderung greifen

Das durchlässige Schulsystem und der integrative Ansatz, die Abschaffung von Sonderschulen, weil die angeblich diskriminierend seien, genau das sind zwei grosse Sargnägel im Schweizer Schulsystem.

Dabei ist der Elefant im Raum noch gar nicht angesprochen. Wie soll Lesekompetenz in Klassen vermittelt werden, in denen der Ausländeranteil über 50 Prozent liegt, gelegentlich sogar bei 80? Viele Schüler nicht nur aus bildungsfernen Familien stammen, gar kein Interesse haben, überhaupt Deutsch zu lernen, sondern auch die vermittelten Inhalte als nicht kompatibel mit ihren fundamentalistischen Auffassungen ablehnen.

Viele Salonlinke wissen schon, warum sie ihre Kinder inzwischen lieber auf eine private und nicht in eine öffentliche Schule schicken. Denn selbst einige von ihnen ist das Gedöns von «überfachlichen Kompetenzen», «Kooperationsfähigkeit», «Geschlechterrollen», «Umgang mit Vielfalt» oder gar «selbstorganisiertes Lernen» zu blöd geworden. Nur die Lehrer können sich dem nicht entziehen und verzweifeln daran, diesen Quatsch umsetzen zu müssen.

Wenn die Schweiz in  zwei von drei getesteten Disziplinen schon wieder deutlich schlechter abschneidet als zuvor, dann ist das eine helle Katastrophe. Wenn die Reaktion darauf ein «weiter so» ist, dann wird’s zum Desaster. Begleitet von Schalmeienklängen in den Medien. Unfassbar.

Rechnen mit der «Republik»

Es ist nicht «alles gut». Es ist grauenhaft.

Die «Republik» hat viele Probleme. Sie hat drei gravierende Probleme.

  1. Eigentlich ist sie pleite.

  2. Sie hat einen Irrwisch als VR-Präsidenten.

  3. Steuerschummelei, Sexismus-Affäre und internes Gerangel führen in den Abgrund.

Dazu nur ein weiteres Beispiel. Der irrlichternde VR-Präsident nennt das «Klimalabor» einen Anlass zur Hoffnung. Schon der Tagi bemängelt im Interview, dass das doch eine Community-Sache sei, kein publizistisches Projekt. Hinzu kommt, dass das «Labor» seit einem Jahr im Wesentlichen an sich selbst laboriert und null nennenswerten Output hat. Dazu kommt, dass es bereits dafür einen Bettelaufruf mit der üblichen Drohung gab: 250’000 Eier her, oder wir müssen den Stecker ziehen und Leute entlassen. Aber noch schlimmer:  die Kohle kam nur zusammen, weil gegen Schluss ein unbekannter Mäzen schwer nachschüttete, so lau war das Publikumsinteresse. Wer das ist, will die transparente «Republik» erst «zu gegebener Zeit» enthüllen.

Geht’s noch schlimmer? Oh ja, Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz» hat sich die Mühe gemacht, den Jahresabschluss 22- 23 unter die Lupe zu nehmen. Die Lektüre seiner Ergebnisse braucht starke Nerven. Denn das Organ der Demokratieretter hat nicht nur interne und inhaltliche Probleme. Sondern vor allem finanzielle. Es wird immer klarer, wieso der Kurzzeit-VRP Roger de Weck so schnell Reissaus nahm. Der hat die Zahlen gesehen, nachgeschlagen, welche Verantwortlichkeiten auf einen VRP im Falle einer Konkursverschleppung zukommen können – und sagte sich: nix wie weg.

Mit freundlicher Erlaubnis übernimmt ZACKBUM die erschütternde Abrechnung von Hässig.

Als letztes Vorwort: seit dem Beginn am 14. 1. 2018 hat die «Republik» bis zum 11. 11. 2023 haargenau 7400 Stücke (Artikel kann man das meiste nicht nennen) veröffentlicht. Dafür 30 Millionen in den Sand gesetzt. Das sind rund 4000 Franken pro Stück. In den allermeisten Fällen rausgeschmissenes Geld. Aber im Einzelnen:

Grün-urbane „Republik“ ist mit 2,2 Millionen überschuldet

„Project R Genossenschaft“ als Finanziererin des Zürcher Online-Magazins hat seit 2018 über 30 Millionen in Sand gesetzt.

Von Lukas Hässig*

Die „Republik“ will die Demokratie retten. Ohne guten Journalismus keine Zukunft, so der Anspruch des Zürcher Online-Mediums, das damit 29’000 zahlende Leser anzieht.

Tendenz sinkend. Jetzt zeigt der soeben erschienene Jahresabschluss 2022-23, dass mit dieser Anzahl zahlender Kunden die Rechnung nicht aufgeht.

Hinten und vorne nicht.

Per 30. Juni hat die „Project R Genossenschaft“, deren Hauptziel die „Trägerschaft“ der Republik AG und damit deren „Republik“-Mediums ist, ein negatives Eigenkapital.

Und zwar in der Höhe von 85’000 Franken.

Die Genossenschaft ist die alles entscheidende juristische Person für das Überleben und die Zukunft des Magazins.

Bei diesem sieht die Lage noch düsterer aus. Die „Republik AG“, die Herausgeberin des Online-Mediums, wies per Mitte 2023 ein Eigenkapital von minus 2,2 Millionen Franken aus.

Dies nach einem Nettoverlust im zurückliegenden Geschäftsjahr von 1,5 Millionen.

Das negative Kapital hat in der Buchhaltungs- und Konkurssprache einen Namen: Überschuldung.

Die Guthaben decken die Schulden nicht mehr. Das eigene Kapital, das die Differenz zwischen den beiden Grössen ausmacht, mehr als aufgezehrt.

Damit müssten die „Republikaner“ gemäss Gesetzt schnurstraks zum Richter rennen. Dass sie das nicht tun, hängt mit möglichen Ausnahmen zusammen.

Da Gläubiger der Republik AG im Betrag von CHF 2’411’434 Rangrücktritt erklärt haben, hat der Verwaltungsrat von der Benachrichtigung des Richters abgesehen“, so die Revisorin.

Es handelt sich um die Zürcher BDO. Diese hat schon die Kulturstätte Kosmos revidiert, die keine 300 Meter Luftlinie vom Sitz der Republik entfernt liegt.

Die Kosmos AG krachte vor 12 Monaten zusammen: Konkurs mit Finanzloch in zweistelliger Millionenhöhe.

Der Kino- und Gastro-Tempel, wie die Republik ein grün-urbanes Vorzeigeprojekt und finanziert von den teils gleichen Grossinvestoren, war seit Jahren ein hoffnungsloser Fall.

So hoffnungslos wie jener der Republik?

Deren finanzieller Einbruch geht gleich wie jener beim Kosmos seit Jahren vonstatten.

Im Geschäftsjahr 2022-23 erlitt die fürs Geld entscheidende „Project R Genossenschaft“ einen Verlust vor Minderheiten von 6,8 Millionen.

Löhne für die rund 50 Leute an Bord summierten sich auf 5,7 Millionen, hinzu kamen 700’000 für die selbst entwickelte Informatik, 300’000 für Werbung, 200’000 Miete.

Abos von den Lesern deckten umgekehrt gerade mal Miet- und IT-Aufwände: knapp 900’000 Franken.

Hinzu kamen als Zuflüsse Spenden von rund 300’000. Nach „Erlösminderungen“ strömten der Genossenschaft 1,1 Millionen in die Kasse.

Eine Schere, die nicht hätte weiter aufgehen können. Die Spuren dieses kompletten Missmanagements zeigen sich in „Eigenkapitalnachweis“ der Project R Genossenschaft.

Dort wird klar, dass die „Project R Genossenschaft“ seit der Lancierung am 14.1.2018 des „Republik“-Online-Magazins mit 3 täglichen Artikel, von dem jeder 10 Mal so lang ist wie eine NZZ-Story, ein Fass ohne Boden ist.

Per Mitte 2023, also dem Zeitpunkt des jüngsten Jahres-Abschlusses, wies die Genossenschaft ein „Konsolidiertes Eigenkapial“ von 30 Millionen aus.

Davon zog sie ab: für 2022-23 erzieltes „Konzernergebnis“ von minus 6,9 Millionen, einen „Ergebnisvortrag“, sprich die in den Vorjahren aufgelaufenen Verluste, von 23,7 Millionen.

Das führte dann zusammen mit weiteren Positionen im Kapitalnachweis zu den erwähnten 85’000 Franken Minuskapital.

Dank der Berücksichtigung einer Position namens „Anteil Minderheiten“ resultierte schliesslich doch noch ein positives Eigenkapital von 1,2 Millionen.

Revisorin BDO redet die Lage nicht schön. In ihrem Testat der Republi AG, also der Herausgeberin des Medien-Erzeugnisses mit dem hohen Anspruch der Demokratie-Retterin, hält sie fest:

Wir machen darauf aufmerksam, dass die Republik AG im Sinne von Art. 725b OR überschuldet ist.“

Laut „Bericht“ zur „Project R Genossenschaft“, alles nachzulesen im 89 Seiten starken Jahresbericht, besteht für die BDO eine „wesentliche Unsicherheit der Fähigkeit des Konzerns zur Fortführung“.

Dass das ganze „Republik“-Konstrukt überhaupt noch am Leben ist, hängt mit den Haupt-Gläubigern zusammen.

Die haben mittels sogenanntem „Rangrücktritt“ erklärt, dass sie im Fall eines Konkurses sich ganz hinten in die Schlange der Gläubiger einreihen.

Insgesamt geht es um 2,4 Millionen, welche die „netten“ Geldgeber auf diese Weise praktisch à fonds perdu den „Republikaner“ für deren Rettung des Schweizer Journalismus bereitstellen.

Retter der „Republik“ in Not soll jetzt der langjährige Chef der Eidgenössischen Finanzkontrolle sein, Michel Huissoud.

Der versteht viel von Zahlen. Aber offenbar wenig von Journalismus. Jedenfall schwadronierte Huissoud in seinem ersten grossen Interview gestern im Tages-Anzeiger von 100’000 Abos.

Statt mit harten Schnitten das Unternehmen radikal auf gesunde Beine zu stellen, sendet der frische Kapitän in seiner Auftakt-Vorstellung das Signal aus, noch viel stärker als bisher auf die Ausgabetube zu drücken.

Huissoud im Wonderland. Auf Fragen per SMS reagierte der Mann auf der Brücke der „Republik“ nicht.

*Mit freundlicher Genehmigung.

Die SKAndalbank

30 Milliarden Boni später …

Als sie noch SKA hiess, war es klar, dass sie den damaligen Skandal überleben würde. Und heute? Man ist fassungslos ob so viel geballter Unfähigkeit für so viel teures Geld bei der Credit Suisse.

«Abgeflacht, teilweise umgedreht, im Grund gestoppt».

Zu diesen Aussagen über die Abflüsse von Kundengeldern verstieg sich der aktuelle Präsident der Credit Suisse Axel Lehmann noch vor Kurzem.

Nach diesen Aussagen kratzte der Kurs der CS-Aktie kurzzeitig an der 3-Franken-Schwelle. Wer 3 Franken für eine Aktie der einstmals stolzen Bank (mit einem Aktienkurs von fast 100 Franken) für einen Skandal hält: in den letzten Tagen sackte er bis auf Franken 1.50 ab …

Und nun die Hiobsbotschaft: Die CS bettelt um eine Finanzspritze von 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank. Genauer gesagt: sie will diese Kreditlimite beanspruchen, die ihr als «to big to fail»-Bank zusteht. Der GAU, ein Fall UBS Reloaded. Damals ging’s am Schluss gut aus, diesmal auch? Oder wird die CS zu einem zweiten Fall Swissair, nur in teuer?

Zunächst die Beruhigungspille für alle CS-Kunden unter den Lesern: ihr dort angelegtes Geld ist sicher. Jedenfalls bis zur Höchstgrenze der Einlagesicherung von Fr. 100’000. Nun gibt es allerdings neben dem Aktienkurs einen weniger bekannten Messfühler für den Zustand einer Bank, bzw. für die Beurteilung deren Zukunftsfähigkeit. Das sind sogenannte CDS, Englisch für Kreditausfallversicherungen. Wie jeder Laie weiss, sagt die Höhe der Prämie etwas darüber aus, für wie wahrscheinlich der Eintritt des Schadenfalls gehalten wird.

Mit einem CDS versichern sich Geldgeber dagegen, dass der Schuldner nicht mehr in der Lage ist, den Kredit zurückzubezahlen. Bei der CS wird inzwischen ein Ausfallrisiko von gegen 50 Prozent eingepreist, wie es so schön heisst. Weitere Alarmzeichen: CS-Obligationen verzeichnen schmerzliche Tagesverluste, die Bank muss für Refinanzierungen immer höhere Zinsen zahlen.

Das tat sie schon bei der Finanzkrise von 2008, als die CS im Gegensatz zur UBS auf Staatshilfe verzichtete und sich stattdessen in die Arme von arabischen Investoren warf. Die gaben der Bank aber ihr Geld nicht aus Nächstenliebe oder unter Befolgung des islamischen Zinsverbots. Sondern sie kassierten 9 oder sogar 9,5 Prozent über Jahre, auch während den Nullzins- oder gar Negativzinszeiten.

Bei einer solchen Verzinsung ist das investierte Kapital schon weit vor der Rückzahlung wieder im Trockenen, so nach rund 7 Jahren. Das ist auch der Grund, wieso die gleichen Investoren als Aktienbesitzer bislang die unaufhaltsame Talfahrt des Kurses ohne grösseres Murren weggesteckt haben. Wobei natürlich rund 70 Prozent Verlust seit ihrem Einstieg schon bitter sind.

Wo soll denn nun die Talfahrt des Aktienkurses enden? Mathematisch gesehen bei Null natürlich. Denn es gibt zwar Negativzinsen, aber es gibt keine Aktie, wo man beim Ankauf Geld bekommt. Null heisst, dass der Handel eingestellt wird, die Bank bankrott ist, ein Liquidator amtet und Aktienbesitzer in der letzten Konkursklasse sind, also meistens in die Röhre schauen.

Wie schaut es denn bei Anlagevermögen von über 100’000 Franken bei der CS aus? Das würde im Fall der Fälle aus der Konkursmasse bedient werden, und da niemand weiss, welche Leichen noch im Keller der Bank liegen, welche Skandale noch nicht explodiert sind, welche Bussenforderungen, Schadenersatzprozesse noch auf die Bank zukommen, hat niemand eine Ahnung, ob es am Schluss überhaupt noch eine Masse gäbe, die verteilt werden könnte.

Aus diesem Grund war die Aussage von Lehmann nicht nur falsch, sondern brandgefährlich. Denn der Abfluss von Kundengeldern, inzwischen auch in der Schweiz, ist in den letzten Wochen und Monaten nicht etwa gestoppt worden. Im Gegenteil, er nimmt selbst im für sicher gehaltenen Heimatmarkt Schweiz beunruhigende Züge an.

Hier ist das Problem: selbst eine gesunde Bank verträgt es nicht, wenn immer mehr Anleger gleichzeitig ihr Geld zurückwollen. Wenn das zu einem sogenannten Bankrun wird, dann müssen die Schalter geschlossen werden, während davor Schlangen von hysterischen Menschen stehen und verzweifelt die Auszahlung ihrer Guthaben verlangen.

Dem entgegen stehen die üblichen Beteuerungen, dass die Bank solide sei, über ein ausreichendes Kernkapital verfüge, es keinen Grund zur Panik gebe. Da niemand – nicht einmal die Führungsspitze – bei diesem Riesentanker bis in die hinterste Ladefläche weiss, ob da nicht mal wieder eine Bombe tickt, die nur darauf wartet zu explodieren; eine neue Busse droht, Schadenersatzforderungen, Rückzahlungen, ist es sehr schwer zu beurteilen, ob die Bank überleben wird oder nicht.

Mit absoluter Sicherheit lässt sich aber ein Skandal beurteilen, der sich hier seit Jahren abspielt. Genauer gesagt seit der Amtsübernahme von Urs Rohner als Präsident des Verwaltungsrats. In der jüngeren – und wohl auch älteren – Geschichte des Finanzplatzes Schweiz hat es wohl keinen grösseren Versager gegeben.

Wenn man sein unseliges Wirken realitätsnah beschreiben wollte, wäre man sofort im Bereich einer rechtlichen Todeszone, denn mit nicht justiziablen Ausdrücken lässt sich nicht darstellen, was dieser Mann angerichtet hat.

Natürlich, nicht nur er, aber er ist als oberster Boss eben auch für alle personellen Fehlentscheide verantwortlich; für den Reigen von CEOs, für die Mitglieder der Geschäftsleitung, für die übrigen VR. Allesamt Nieten in Nadelstreifen, Vollversager, nicht einen Rappen ihrer horrenden Vergütungen wert. Es gibt keinen adäquaten Ausdruck, um zu beschreiben, welche Schamlosigkeit es braucht, für dieses Ergebnis ohne rot zu werden Multimillionen, insgesamt Milliarden verdient zu haben.

Selbst die aktuelle Führungscrew macht nur auf bescheiden und Bonusverzicht, dabei verdient sie immer noch exorbitant zu viel. Auch dem Duo Lehmann/Körner gelingt es offensichtlich nicht, den Tanker abzudichten und in ruhige Gewässer zu lenken. Ihre Pläne greifen nicht, sind zu klein, entsprechen nicht der Dramatik der Situation.

Schönwetterkapitän wie auf dem Traumschiff zu sein, dafür braucht es nicht viel. Ein weisses Hemd, die obligate unifarbene Krawatte, den Anzug in Dunkelblau oder Dunkelgrau, die massgeschneiderten Treter, Manschettenknöpfe, eine edle Gürtelschnalle, et voilà. Dazu noch der vor dem Spiegel eingeübte Blick «ich bin besorgt, aber zuversichtlich», und schon kann man vor die Kameras und Mikrophone treten und den Bankenlenker mimen.

Aber Banker vom Format eines Oswald Grübel wachsen halt nicht auf den Bäumen, und die Zeiten eines Holzach oder Senn sind längst vorbei. Und die waren beide bei der SBG, der heutigen UBS. Nun ja, da gab es auch einen grössenwahnsinnigen Marcel Ospel, aber dessen Ende erfolgte wenigstens relativ schnell.

Was mit der einstmals strahlend-stolzen Credit Suisse seit dem Amtsantritt von Rohner geschehen ist, kann wohl höchstens mit dem Niedergang der Swissair verglichen werden. Unglaubliche Stümper, untaugliche Manager, bonusgetriebene Pfeifen gaben sich die Klinke in die Hand, verpissten sich mit wohlgefüllten Taschen, hinterliessen ein Desaster nach dem anderen.

Und die Nachfolger sangen alle das gleiche Lied: muss zuerst das Schlamassel meines Vorgängers aufräumen, dann geht’s aber steil nach oben. Ging es nie. Aber während es vorher eine Krise war, ist’s jetzt eine Katastrophe. Aber die Kommandobrücke füllt sich weiterhin die Taschen, dreht das Steuerrad mal ein Mü nach links, dann nach rechts, entlässt massenhaft Mitarbeiter, gibt den Überlebenden keinerlei Anlass zu Hoffnung und strahlt keinerlei Charisma aus.

Hier gilt mal wieder der alte Spruch: würden Sie einem Lehmann, einem Körner einen Gebrauchtwagen abkaufen? Schlimmer noch: würden Sie den beiden zutrauen, mehr als das zu können? «Shame on you» rief der Autor dieser Zeilen bei der CS-GV Brady Dougan zu, als der sich den grössten Bonus aller Zeiten in einer Schweizer Bank gönnte. Der steckte das regungslos weg. Würde man Lehmann oder Körner ein «schämt Euch» zuwerfen, würden sie auch keine Miene verziehen. Denn völlige Indolenz ist die wichtigste Eigenschaft eines Bankers in führender Stellung.

Gute Nachrichten aus dem Wertewesten

Der Krieg im Jemen emanzipiert die Männer, die ihren Frauen das Kochen und Putzen abnehmen.

Von Felix Abt

Er darf daher nicht beendet werden.

Die Kehrseite des von den USA geförderten Völkermords: Gleichberechtigung!

Tweet von Annalena Baerbock, der sie mit George Soros
auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2019 zeigt.

Dass die jemenitischen Männer, sofern sie noch nicht von amerikanischen und europäischen Bomben in Stücke gerissen worden sind, ihren Frauen die Hausarbeit abnehmen, dürfte die deutsche Aussenministerin Baerbock, die eine «feministische» Aussenpolitik betreibt, freuen. Wie ihr gleichgesinnter guter Bekannter, der Milliardär und Spekulant George Soros, setzt sie sich vehement für Menschenrechte und Demokratie in all jenen Ländern ein, die sich nicht den amerikanischen «Sicherheitsinteressen» unterwerfen wollen. Der Mangel an Demokratie und die schweren Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine, im Jemen und in Saudi-Arabien, die zur amerikanischen Einflusssphäre gehören, sind daher nicht Teil ihrer moralischen Offensive.

Eine Frau inspiziert die Überreste einer Fabrik nach einem Luftangriff in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Da der Krieg die Arbeitsplätze der Männer vernichtet, müssen immer mehr Frauen für das Einkommen und das Überleben ihrer Familien sorgen. (MOHAMMED HUWAIS/AFP/Getty Images)

Überraschenderweise berichtete das US-Mainstream-Medium MSNBC am 16. Dezember ziemlich einsam aus der gleichgeschalteten westlichen Medienwüste: «Nur wenige haben es bemerkt, aber der Senat der Vereinigten Staaten war Anfang dieser Woche kurz davor, Amerikas Komplizenschaft mit Saudi-Arabien im Jemen zu beenden. Doch genau derjenige, der geschworen hatte, diesen Krieg zu beenden, griff ein und hielt den Senat davon ab, Massnahmen zu ergreifen – Präsident Joe Biden

Es gab keine Proteste von Politikern aller Couleur, dass Saudi-Arabien den Krieg gegen das Nachbarland mit aller Brutalität und mit hauptsächlich amerikanischen Waffen, aber auch deutschen, britischen und französischen, fortsetzen darf.

Das ehemalige deutsche Nachrichtenmagazin und heutige Relotius und andere Lügengeschichten verbreitende «Der Spiegel» berichtet täglich über «Russlands Angriffskrieg» gegen die Ukraine.

Der vom Westen unterstützte Angriffskrieg Saudi Arabiens gegen den Jemen, der einen unvergleichlich viel höheren Blutzoll fordert, findet bei diesem Magazin kaum Beachtung, ebenso wenig wie der Rest der Mainstream-Medien, die täglich Putin verurteilen und verteufeln, nicht aber die saudischen Machthaber.

Übermächtige Eigeninteressen: Dieselben Kriegsgewinnler,
die den Stellvertreterkrieg in der Ukraine eskalieren liessen,
haben kein Interesse daran, den Krieg im Jemen zu beenden.

Erinnern wir uns: Nach Angaben der UNO ist dieser Krieg die größte humanitäre Katastrophe dieses Jahrhunderts. Er hat bereits Hunderttausende von Opfern gefordert und 20 der 30 Millionen Einwohner des Jemen hungern in dem vom Krieg verwüsteten Land.

Wäre es nach dem Willen des Westens gegangen, hätte es diesen Krieg nie gegeben oder er wäre schon längst mit einem Federstrich beendet worden. Das saudische Regime hätte ohne amerikanische Unterstützung keine zwei Wochen überleben können, wie der damalige US-Präsident Trump seinen Gastgebern in Saudi-Arabien auf seine eigene, sehr direkte Art mitteilte. Denn die Menschen im Jemen haben das Pech, keine «guten» banderistische Westukrainer zu sein, und sie sind einem Stellvertreterkrieg gegen Iran ausgesetzt, der vom liberal-demokratischen Westen geführt wird. Die westlichen Medien haben kaum über das Massaker berichtet. Die Solidaritätsbekundungen von Politikern und Prominenten waren äußerst spärlich im Vergleich zu denen, die auf die Ukraine niederprasselten, und Sanktionen gegen die Täter und Unterstützer dieses «guten» Krieges, der unvergleichlich mehr Menschenleben fordert als der Krieg in der Ukraine, werden nicht angestrebt. Das alles passt zu zum moralisch erhabenen Wertewesten.