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Ach, Supino

Der Tx-Boss macht sich wieder lächerlich.

Es ist noch nicht so lange her, dass Pietro Supino unter strikter Beachtung der Trennung von Verlag und redaktionellem Inhalt im Tamedia-Kopfblattsalat das Wort ergriff und für die Ablehnung des Referendums weibelte, das den Verlegerclans die schon sicher geglaubte Steuersubventionsmilliarde vor der Nase wegzog.

Dass Tx fast gleichzeitig eine Sonderdividende ausschüttete und den milliardenschweren Zusammenschluss seiner Handelsplattformen mit Ringier bekannt gab, hatte dabei sehr geholfen.

Nun hält er in den gleichen Organen ein 17’000 A schweres «Plädoyer für eine aufgeklärte Medienpolitik». Nicht zu vergessen, dass er damals den Untergang der kontrollierenden Vierten Gewalt an die Wand malte, sollte sie keine Staatssubventionen in Milliardenhöhe kriegen. Der Mann kennt kein Schamgefühl.

Denn jetzt schreibt er: «Die Aufgaben der SRG … liessen sich mit 200 Franken Gebühren pro Haushalt erfüllen.» Er ist also für die Halbierungs-Initiative. Bis er zu diesem Schluss kommt, eiert er Tausende von Buchstaben lang um die Bedeutung der Medien für die Demokratie herum, als habe er eine Schnupperlehre bei der «Republik» absolviert.

Er holt bis ins 19. Jahrhundert aus, erklärt nochmal Banalitäten wie die veränderten technologischen Möglichkeiten der Newsdistribution. Und bläst in die grosse Trompete: «Unabhängige Medien sind wichtig für das Funktionieren des demokratischen Gemeinwesens.» Im Gestus tiefsinniger Bedeutung Flachheiten absondern, das ist sonst nur Politikern eigen.

Er versteigt sich sogar dazu, Thomas Jefferson zu zitieren, und den englischen Verleger Lord Northcliff. Hübsch versteckt in diesem Brimborium ist sein Kernsatz:

«Angesichts dieser Realität ist der vom Parlament beschlossene Ausbau der indirekten Presseförderung von existenzieller Bedeutung für die Zukunft der gedruckten Zeitung

Kleiner hat er es dabei nicht: «Es stehen die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Spiel.» Wenn es nicht neuerlich Staatsknete gibt, obwohl der erste Versuch abgeschmettert wurde. Nun fürchtet er bei der Wiederholung eine neuerliche Klatsche.

Dann schreibt er sich noch in eigener Sache um Kopf und Kragen: «Die Forderung, dass der damit erzielte Gewinn zur Querfinanzierung rückläufiger oder gar unrentabler Aktivitäten eingesetzt werden sollte, ist nicht überzeugend.»

Im Gegenteil. Es ist nicht überzeugend, dass Supino seinem Stammblatt die Einnahmequellen der Stellen- und anderes -anzeiger wegnahm, die nur durch den Tagi gross geworden sind, dazu «20 Minuten» in ein eigenes Profitcenter auslagerte, weil es immer noch  ertragreich ist. Und die restlichen Medien ins Elend stiess, denn auch Tagi & Co. müssen seine sportlichen Renditevorstellungen erfüllen.

Das geht nur mit runtersparen, rausschmeissen, grosse Teile des Inhalts aus München übernehmen. Mit dem Verkauf von Blättern, die für mehr Geld weniger Content liefern. Dafür hat er sich mit dem Quartet Jessica Peppel-Schulz, ihrem plappernden Avatar, dem Kommunikationsgenie Simon Bärtschi und der farblosen Raphaela Birrer eine Mannschaft geholt, die das Ziel, Aufgabe der Printherstellung, sicher erreichen wird.

Das ist die Realität, alles andere ist Nonsens.

Aber er hat noch mehr Gejammer auf Lager: «Die globalen marktmächtigen Plattformen betreiben ihr Geschäft mit journalistischen Inhalten, die sie von regionalen und nationalen Medienanbietern übernehmen, ohne dafür zu bezahlen.»

Das tun sie deswegen, weil die Verlage zu blöd sind, dafür ein ausreichendes Entgelt zu verlangen. Sie träumen von grösseren Reichweiten, haben aber keine Erklärung, was ihnen das bringen soll. Sie sind insbesondere in der Schweiz so blöd, sich über 80 Prozent der Erträge des Online-Marketings von den Plattformen Google, Facebook und Amazon wegnehmen zu lassen.

Statt sich mit Google-Ads vollklatschen zu lassen und dafür ein Trinkgeld zu kassieren, hätten Verlagsführer wie Supino so in den letzten 15 Jahren vielleicht mal eine Idee haben können, wie man das ändert. Den Middle Man ausschaltet, der sich in der normalen Distributionskette von Herstellung zum Konsumenten vielleicht maximal 10 Prozent abschneidet. Aber sicher nicht 80.

In seinem «Fazit» sorgt Supino nochmals für grosse Heiterkeit: «Die Medienbranche ist mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Sie wird sich weiter fundamental ändern, aber aus Nutzersicht besteht kein grundlegendes Angebotsproblem.»

Aus Nutzersicht der zahlenden Konsumenten der papierdünnen Inhalte seines Hauses besteht allerdings ein grundlegendes Problem. Wieso sollen sie für diesen Dünnpfiff immer mehr bezahlen? Was ist die geldwerte Leistung? Selbst die Migros, in schweren Turbulenzen, käme nie auf die Idee, ein halbes Gipfeli für mehr Geld als zuvor ein ganzes anzubieten. Und das mit «Fokussierung, Qualitätssteigerung, noch näher an den Bedürfnissen des Konsumenten» schönzuschwatzen.

Statt wenigstens eine brauchbare Digitalstrategie zu entwickeln, wurden Bruchpiloten wie Mathias Müller von Blumencron geholt, der nach einer abgekupferten Flop-Idee und viel heisser Luft wieder das Weite suchte. Genau wie der AD, der das verunglückte Redesign des Internet-Auftritts verbrach.

Supino selbst profitiert davon, dass er als Mitglied des Coninx-Clans unkaputtbar ist. Und sich seine vor dem nächsten Rausschmeissen fürchtende Redaktionen nicht trauen, ihm zu sagen, dass er seinen Stuss doch bitte wenn schon als bezahltes Inserat unter die Leute bringen soll. Denn selbstverständlich dürfe auch der Big Boss eine Meinung haben und die auch so länglich absondern, wie es ihm drum ist. Aber Geld genug hätte Supino, sich dafür ein Inserat zu leisten.

Im Tagi kostet eine Doppelseite schlappe 43’560 Franken. Bei einem Jahreseinkommen (inkl. Bonus) von 7,5 Millionen wären das aufgerundet 7 Prozent eines Monatsgehalts. So viel sollte ihm seine Meinung doch noch wert sein. Dazu käme noch, dass er seinen Organen einen Reputationsschaden ersparte, wenn sie nicht einfach «his master’s voice» publizieren müssten.

Der Treppenwitz dabei: einen Tag, bevor der Deutschschweizer Verlegerverband eine Einigung mit der SRG bekannt gab und offiziell verkündete, dass er gegen die Halbierungsinitiative sei, veröffentlichte Supino sein Pamphlet, dass er dafür sei. Um diese Einigung wissend. Das nennt man einen veritablen Blattschuss. Dabei ist Tx Mitglied bei «Schweizer Medien». Noch. Das nennt man kompetente Vereinspolitik. Oder einfach: wie blöd ist das denn.

Aber immerhin wurden damit nicht die schlappen 32 Seiten des Print-«Tages-Anzeiger» gefüllt, für die das Blatt stolze Fr. 4.60 heuschen will. Was immer weniger Leser zu zahlen bereit sind, wie die Auflage beweist …

Tx steht wohl für «täglich ein X für ein U vormachen.» U wie unfähig.

«Blick»-Mitarbeiter, fürchtet Euch

CEO Marc Walder übt sich im Doublespeak nach Orwell.

Der Umsatz schrumpfte um 13 Prozent auf nur noch 800 Millionen. Der Digital-Anteil am Geschäft ging von zwar beeindruckenden 83 auf 82 Prozent zurück. Walder: «Der Online-Werbemarkt ist nicht mehr gewachsen.» Dabei wächst er weltweit mit zweistelligen Raten, letztes Jahr um über 15 Prozent.

2024 wurden 500 Mitarbeiter entsorgt. Walder verkündete nur den «operativen Gewinn», was davon als eigentlicher Profit übrigbleibt, ist Geschäftsgeheimnis. Auch das kann er knapp schönreden: das Ergebnis sei «gut und zufriedenstellend». Jubel hört sich anders an.

Es habe halt «Portfolio-Bereinigungen» gegeben, Doublespeak für die Schliessung der letzten Druckerei und den Abschied vom Flop «meindeal». Der Zusammenschluss mit Tx bei den Verkaufs- und Handelsplattformen spülte einen noch nicht realisierten Gewinn bei einem möglichen Börsengang in die Kasse. Ob und wann der stattfindet?

Sobald die Platzhirsche Google, Facebook und Amazon ernsthaft in der Schweiz in diesen Markt eindringen, wird das wie Eis an der Sonne schmelzen. Die kassieren bereits heute mehr als 80 Prozent vom Online-Werbekuchen. Dank eines jahrelangen Versagens der Verlagsmanager. Und wer sucht, geht immer auf die grösste Plattform, nicht auf die kleinen Brüder und Schwestern.

Apropos, wer meint, mit dem Trio Ladina Heimgartner, Marc Walder und einem «wie heisst er doch gleich»-«Blick»-Oberofficer für die Zukunft gut aufgestellt zu sein: viel Glück!

Knüppeldick kommt es aber mal wieder für die vermeintlich so glückliche «Blick»-Familie. Das Bezahlmodell «Blick+» plusst überhaupt nicht. Nach einer völlig verunglückten Werbekampagne, die immerhin für Heiterkeit sorgte. Rund 25’000 Abonnenten werden eingestanden, mehr als ein «Ok-Wert» fällt dazu selbst Walder nicht ein.

Dabei ist es nicht klar, wie viele Schnupper-, Gratis- und Kurzzeit-Abos mitgezählt werden.

Dann kommen wir zum Spassfaktor. «Über die vergangenen Jahre sind mehrere Hundert Millionen an klassischem Medienumsatz weggebrochen», jammert Walder, als sei ihm diese Erkenntnis erst neulich gekommen. Aber Ringier bekenne sich sich weiterhin zu einem «qualitativ hochwertigen Journalismus». Auch VR-Präsident Michael Ringier, der trotz fortgeschrittenen Alters (76) sich nicht traut, Walder als seinen Nachfolger zu inthronisieren, behauptet: «Wir sehen einen steigenden Bedarf an gutem Journalismus als Chance

Der Bedarf ist tatsächlich da. Die Ausnützung dieser Chance zeigt die «Blick»-Familie auf allen Kanälen täglich und wöchentlich. Ein enteierter Boulevard, der weiblicher und runder werden will. Was allerdings nur zu einem Regenrohr in den verunstalteten neuen Kasten-Logos geführt hat. Wie viel Schnauf Ringier da hat, zeigte sich auch im Flop «Blick TV».

Das regelmässige Feuern des «Chief Content Officer» und der Aufbau einer amüsanten Riege von Officers, Chiefs, Heads of und Heads off, bei denen niemand mehr weiss, wer wofür zuständig ist, trägt auch nicht zur qualitativen Verbesserung bei. Das Fehlen eines Chefredaktors wie Christian Dorer, der ganz übel entsorgt wurde (und seither gibt es seinen Titel nicht mehr), ein gravierender Fehler.

Nun soll ausgerechnet mit dem Einsatz von KI «mehr Tiefe im Journalismus» erreicht werden. Kleiner Denkfehler: chatgpt und Co. kann inzwischen fast jeder selbst bedienen. Der Unterschied zu dem, was ein Kindersoldat im Newsroom in seiner Verrichtungsbox daraus macht, ist nicht sichtbar.

Grosser Fehler: «Blick» & Co. haben keine USP mehr, kein übergreifendes Konzept, keine Richtung, keine erkennbare Position, keine Mission. Was sich nicht zuletzt in einem Niedergang der Zahl der online-User niederschlägt. Kam der «Blick» mal auf Augenhöhe mit «20 Minuten», ist er inzwischen wieder abgeschlagen.

Und die Print-Auflage beträgt laut letzten Zahlen kümmerliche 73’869 Exemplare. Wie viele davon tatsächlich verkauft werden, ist ebenfalls Betriebsgeheimnis.

Online 25’000 wie auch immer geartete Abos seit dem Start 2023. Bei 800’000 täglichen Nutzern sind das aufgerundet 3,13 Prozent. Darauf kann man eine solide Zukunft bauen. Ganz abgesehen davon, dass alle Leser sauer gemacht werden, die einen «Blick+»-Artikel mangels Abo nicht zu sehen kriegen.

Also in einem Satz: Blickler, fürchtet Euch. Oder eher: ihr 6000 übrig gebliebenen Ringier-Mitarbeiter, fürchtet Euch. Viele werden es nicht zur ersehnten Frühpensionierung schaffen. Und wohin dann?

Oder in Umformulierung des bescheuerten Slogans «Ich bin dabei»: «Ich war dabei.»

Plappern mit Peppel-Schulz

Tamedia-Mitarbeiter, fürchtet euch!

Dass es dem obersten Tx-Boss nur um eines geht, ist bekannt. Pietro «Rendite» Supino ist allerdings nicht sonderlich geschickt darin, mit Medien Geld zu verdienen. Aber als Mitglied des Coninx-Clans ist er unkaputtbar.

Dann hätten wir noch den Tamedia-CEO Jessica Peppel-Schulz. Dass sie sich nach kurzer Karriere in einem Modemedienhaus aus einem längeren Sabbatical aufgerafft hat, um als Quotenfrau bei Tamedia einzusteigen, ist für die Belegschaft keine gute Nachricht.

ZACKBUM hat ihr Wirken, gesteigert noch durch Teamarbeit mit dem Brachial-Kommunikator Simon Bärtschi (Qualitätssteigerung durch Rausschmiss), von Anfang an verfolgt. Sie dachte zunächst einmal ein Jahr lang über eine «neue Digitalstrategie» nach. Als diese präsentiert wurde, blieb dem Publikum die Spucke weg. Peinlich war noch einer der höflicheren Qualifikationen für das, was das Trio infernal Peppel-Schulz, ihr Avatar und Bärtschi (als himself) präsentierten.

Nun ist wieder einige Zeit ins Land gegangen, Tamedia lebt weiter nach dem Prinzip «nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen», und persoenlich.com führte eines seiner Watteweich-Interviews mit der Dame.

Da spielt sie Bullshit-Bingo in seiner schlimmsten Form. Es gibt keine Manager-Worthülse, mit der sie nicht um sich wirft.

«Unsere Stärken sind die tiefe Verankerung im Markt … unsere Geschäftsmodelle in der Schweiz erfolgreich weiterentwickeln … die Transformation ist grösser als gedacht … wir müssen digital schnell wachsen, weshalb wir eine neue Strategie entwickelt haben … Die Welt verändert sich rasant. Auch Tamedia muss diese Veränderungen adaptieren … Wir müssen uns auf unser Geschäft konzentrieren … denn wir können nur gemeinsam diese Veränderungen stemmen … leider mussten wir auch viele schmerzhafte Entscheidungen treffen …»

Gut, ZACKBUM hat wieder ein Einsehen mit dem gequälten Leser, der um Gnade winselt. Aber er sollte sich vorstellen, dass die armen Tamedia-Mitarbeiter sich diesen Schrott ständig anhören müssen und dazu ein freundliches Gesicht machen. Das geht vielleicht auf die Leber.

Man fragt sich allerdings, ob Matthias Ackeret hier einen schlecht gelaunten und noch schlechter programmierten Avatar von Peppel-Schulz interviewt hat. Apropos, dass die NZZ diesen Gag in der Luft zerrissen hat, ist bei Peppel-Schulz ganz schlecht angekommen:

«Hier haben einige Wettbewerber eine fortschrittliche Lösung im Sinne der Mitarbeitenden bewusst falsch interpretiert.» Ts, ts, ganz schlimm war aber die alte Tante: «Die Kritik am Avatar war schlichtweg falsch dargestellt. Kritik sollte auch möglich sein, aber eben professionell und richtig recherchiert. Das muss man von der NZZ erwarten können. … Wenn die Konkurrenz eine solche Innovationskultur ohne Not schlechtmacht, schadet das am Ende nur dem Journalismus.»

Nun, noch mehr schadet dem Journalismus und dem Ansehen von Peppel-Schulz, wenn sie holprig formulierte unbelegte Behauptungen in den Raum stellt. Was war denn an der Kritik «falsch dargestellt»? Meint sie vielleicht, die Kritik habe den Einsatz des Avatars falsch dargestellt? Wenn ja, wieso sagt sie das dann nicht? Und wenn sie es so sagen würde, womit belegte sie diese kühne Behauptung?

Diese Avatar-Nummer sorgte innerhalb von Tamedia immerhin für dringend nötige Unterhaltung und Lacher. Aber ihn als «Innovationskultur» hochzuplappern, also wirklich. Lachkultur, das ginge noch.

Hat Peppel-Schulz der Welt und dem Leser noch etwas mitzugeben? Eher nicht: «Wir müssen gemeinsam mit den Institutionen Wege finden, um junge Menschen auch künftig zu erreichen

Gibt es wenigstens eine gute Nachricht in diesem Interview für die noch nicht rausgeschmissenen Tamedia-Mitarbeiter? Eher nicht: «Ich habe nicht vor, zu gehen, denn jetzt beginnt erst der spannende Teil: unser Wachstum. Dafür bin ich gekommen, und ich schaue nur nach vorne.»

Ob sie dafür wohl den Rückspiegel benützt?

 

Tobler, es reicht!

Dieser Mann ist unmöglich.

Dass der Tagi plus Kopfblattsalat dieses Stück Schmiere als Leitartikel veröffentlicht, ist ein neuer Tiefpunkt des Journalismus. Der einschlägig verhaltensauffällige Andreas Tobler, über dessen Untaten ZACKBUM schon einige Male berichten musste, lotet wieder einmal die Abgründe des demagogisch-heimtückischen Gesinnungsjournalismus aus.

Man halte sich die Nase zu und lese dieses Stück Sch…:

«In der Schweiz erhält Alice Weidel Unterstützung, die sie so nicht kennt: Hierzulande wird das Aushängeschild der AfD – einer in Teilen rechtsradikalen Partei – von Journalistinnen und Journalisten hofiert, wie es in Deutschland nicht möglich wäre

Dann vergreift sich der Kleinjournalist Tobler an der Grande old Dame des Schweizer Journalismus, an der Könnerin Margrit Sprecher: «Mitte Januar veröffentlichte die «NZZ am Sonntag» ein grosses Porträt.» Und belfert: «In deutschen Leitmedien wären solche Texte undenkbar. Dort wahren seriöse Medien Distanz – mit gutem Grund.»

Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig wäre. Die Berichterstattung über Trump oder Musk wahrt in in deutschen Leitmedien überhaupt keine Distanz. Und Schweizer Leidmedien sabbern ständig über Menschliches und Allzumenschliches. Aber nur bei ihnen genehmen Politikern wie Beat Jans und sein Eheleben.

Tobler aber will ihm missliebige Politiker wie Alice Weidel ja nicht als Mensch dargestellt wissen: «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Was schreibt dieses leitende Mitglied der Tanedia-Redaktion hier? Wer Weidel als Mensch darstellt, verschleiert. Also ist sie eigentlich kein Mensch, wohl vielmehr ein Unmensch für diesen unerträglichen Dummschwätzer.

Er endet mit der menschenverachtenden Schlussfolgerung: «Wenn hiesige Medien ihr hierfür eine Bühne schaffen, machen sie sich ohne Grund und ohne Not mitverantwortlich für die Politik der AfD, deren Konsequenzen für Deutschland und Europa noch nicht absehbar sind.»

Nein, falsch. Richtig ist: wenn Tamedia so einer Schmähschrift eine Plattform bietet, dann machen sich Raphaela Birrer, Simon Bärtschi, Jessica Peppel-Schulz und Pietro Supino mitverantwortlich, dass hier ein Hinrichtungs- und Entmenschlichungsjournalismus betrieben werden kann, dessen Konsequenzen für das Niveau, die Qualität und die Abozahlen des Tages-Anzeigers noch nicht absehbar sind.

Bislang ist noch niemand in der Journaille auf die Idee gekommen, einer Hassfigur alles Menschliche abzusprechen. Es ist noch niemand auf die Idee gekommen, Journalisten, die wie Sprecher meilenweit oberhalb von Tobler stehen, dafür zu kritisieren, dass sie ihrer Aufgabe nachgehen. Nämlich ein Porträt über einen Menschen zu schreiben, das nicht von Vornherein eine Niedermache und eine Aufzählung von Vorurteilen sein soll.

Wann hat man eigentlich von Tobler das letzte Mal so etwas gelesen? Das Einzige, was der Mann kann, ist Demagogie, Polemik und Niedermache. Wenn er zum Beispiel über seine Hassfigur Ueli Maurer herfällt, dann mangelt es seinem Versuch der Aburteilung an allem. An Niveau, an Schreibkraft, an intellektueller Schärfe.

Aber es ist üblich: das, was man selber nicht hat oder kann, das beneidet man. Das hasst man. Nur: Warum darf Tobler diesen niederen Trieben im Tagi öffentlich nachgehen?

Wenn in Frage gestellt wird, dass Alice Weidel – unabhängig von ihren politischen Positionen – ein Mensch ist, in Porträts als Mensch dargestellt werden darf und muss, dann ist man auf der Stufe Entmenschlichung des politischen Gegners angelangt. Und wohin das führt, weiss man aus der Geschichte zur Genüge.

Also dringende Bitte an die, die das können: Schreibverbot für Tobler. Anders ist das Niveau des Tagi nicht mehr zu retten.

Wumms: Ursula Nötzli

Das wird TX herumreissen, diese Kündigung.

So macht das ein Kommunikationsprofi. Zuerst Bullshit-Bingo: «In den letzten vier Jahren hat sich die TX Group und jedes einzelne Unternehmen stark weiterentwickelt – für mich war es eine sehr bereichernde und spannende Zeit, in der ich viel gestalten und bewirken konnte», schreibt Nötzli an persoenlich.com. Und dann kommt das in eigener Sache hinterher: «Nach dieser intensiven Phase und einem langen Denkprozess habe ich entschieden, dass jetzt der richtige Moment ist, nochmals etwas Neues zu wagen.»

Wie viel Anteil sie selbst an dieser Entscheidung hatte, man weiss es nicht. Das hier liefert einen kleinen Hinweis: was Neues komme, sei noch nicht spruchreif. Sagen sie alle, angefangen bei Kerstin Hasse.

Aber was machte Nötzli eigentlich, als sie noch gestaltete und bewirkte? Wer da «nichts» sagt, ist natürlich ein misogyner Sexist, also sagt ZACKBUM: Nötzli war Mitglied der sogenannten «Gruppenleitung» und hier zuständig für die Kommunikation, dafür durfte sie sich CCO nennen, Chief Communication Officer. Leider kennt Englisch kein korrektes Gendern, sonst würden wir natürlich …

Zudem war sie auch, das konnte aber sehr gut geheim gehalten werden, für Sustainability zuständig. Das ist auch fester Bestandteil jedes Bullshit-Bingo-Phrasendreschens; man muss allerdings ein wenig üben, bis man es rumpelfrei aussprechen kann. Gehört in den Dunstkreis von Resilienz, «für die Zukunft gut aufgestellt» und «noch mehr auf die Bedürfnisse eingehen». Heisst schlichtweg Nachhaltigkeit, und bedeutet gar nix.

Wobei, vielleicht war Nötzli dafür verantwortlich, dass die Papierkörbe im Glashaus eingespart wurden, was sowohl Nachhaltigkeit wie Resilienz ungemein förderte.

Zuvor war Nötzli bei ABB, bei der Credit Suisse und bei der GAM Holding. Es wäre sowohl misogyn wie bösartig, einen Zusammenhang mit dem Zustand der Firmen zu sehen. Aber sagen wir so: zur CS kann sie nicht mehr zurück, zu GAM auch eher nicht.

Verdächtig ist auch, dass die Lücke, die Nötzli hinterlässt, sie völlig ersetzt. Denn Kommunikation wird neu dezentral den CEOs der Bestandteile der TX-Holding übertragen. Und Sustainability? Geht ohne Resilienz nachhaltig verloren.

Vielleicht, aber nur vielleicht hat sich Oberboss Pietro Supino doch die diversen Vorschläge von ZACKBUM, wie man ganz oben sparen könnte, endlich zu Herzen genommen. Zum Beispiel  im Verwaltungsrat. Leider sind es dort auch Frauen, die grosses Sparpotenzial bieten:

Da hätten wir Pascale Bruderer. Medienkompetenz null, unternehmerische Fähigkeiten null, strategische Kenntnisse null. Tripple-Null, verdient aber 112’000 Franken im Jahr. Money for nothing.

Dann Stephanie Caspar. Die deutsche Managerin baute einen Schuh-Onlineshop für Otto auf. War mal vier Jahre im Vorstand von Axel Springer. Meckerte über angebliche patriarchalische Strukturen und heuerte bei einer Investmentfirma an. Kenntnisse des Schweizer Medienmarkts null. Kassiert dennoch 80’000 Franken im Jahr als VR der TX Group. Money for nothing.

Oder Claudia Coninx-Kaczynski. Studium der Rechtswissenschaften und Spezialistin im Gesundheitswesen. Mediale Kenntnisse null. Mitglied des Familienclans. Verdient 85’000 im Jahr. Money for nothing.

Und dabei haben wir Jessica Peppel-Schulz, CEO von Tamedia, noch gar nicht erwähnt. Deren grossartige Idee, aus den Überresten der Mantelredaktion zwei Paketversendestationen zu machen, eine für Print, eine fürs Digitale, dazu beim erfolgreichsten Blatt die gesamte Redaktion abzuschaffen und nur einen Chefredaktor für die «SonntagsZeitung» übrig zu lassen, sorgt anhaltend für Spass und Tollerei auf der Redaktion. Die sich in zwei Fraktionen aufgespaltet hat. Eine «nix wie weg», die andere «Augen zu und bis zur Frühpensionierung durch». Beide eint: hoffentlich werde ich nicht bei der nächsten Sparrunde rausgeschmissen.

Aber jetzt hören wir sofort auf, sonst kommt wirklich noch jemand (jemand*In?) auf die Idee, wir würden geschlechtlich diskriminieren. Tut ZACKBUM aber nicht, bei uns zählt nur die Leistung, nicht das, was der Mensch, die Menschin oder der/die/das Mensch!In** zwischen den Beinen trägt.

Kollektive Dummheit

Raumschiff Redaktion Tamedia: völlig losgelöst von der Erde …

Besteht die Redaktion des ehemaligen Qualitätsblatts «Tages-Anzeiger» ausschliesslich aus kleinen Major Toms? Wohl schon deswegen nicht, weil nicht einmal die sogenannte Kulturredaktion David Bowie noch kennt.

Aber Schmerz beiseite: wie bescheuert kann man denn sein? Bevor sich da jemand auf die Hinterbeine stellt und in typischer Realitätsblindheit fragt, wie ZACKBUM denn auf eine so beleidigende Frage käme: dagegen setzen wir zwei Zahlen.

78’107 und 213’738. Das ist nicht die Entwicklung des Gehalts der Chefredaktion zwischen 2008 und heute. Das war damals schon höher. Das ist die Entwicklung der Printauflage des «Tages-Anzeiger». In zeitlich umgekehrter Reihenfolge. Denn würden die Beteiligten gute Arbeit abliefern, wäre die Auflage heute höher als 2008.

Jetzt lassen wir mal alles Gedöns von Internet, Inserate, Arglist der Zeiten, allgemeine Krise, Leseunlust, Social Media, neue Informationskanäle und so weiter weg.

Ein Absturz der Auflage um 135’631 Exemplare – und lassen wir grosszügig die an Flughäfen und anderswo verteilten Gratisexemplare weg – ist ein Desaster. Eine Katastrophe. Seit 2007 ist Pietro Supino VR-Präsident von Tamedia, dann von TX. Seither heisst er vornehm «Executive Chairman».

Supino war auch von 2016 bis 2022 Präsident des Verbands Schweizer Medien. Obwohl er höchstselbst zum Griffel griff und in einem Kommentar (so viel zur strikten Trennung von Redaktion und Verlag) die Vergabe von einer Milliarde Steuergelder an reiche Medienclans befürwortete, schiffte das Vorhaben an der Urne ab. Dafür hatte nicht zuletzt die Ausschüttung einer Sonderdividende an den geldgierigen Coninx-Clan gesorgt.

Der Mann fällt auch immer wieder durch ruppige Eingriffe in die redaktionelle Freiheit auf, was auch nicht gerade zur Steigerung der Glaubwürdigkeit seiner Organe beiträgt.

Er schaut dem Wirken und Wüten einer oberhalb ihrer Liga spielenden Damenriege in der Führungsetage von Tamedia tatenlos zu. Was Jessica Peppel-Schulz, Raphaela Birrer und die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi hier anstellen, ist bodenlos. Visuell wird das durch das völlig verunglückte Redesign des Online-Auftritts sichtbar gemacht, nachdem sich der verantwortliche AD Knall auf Fall wieder nach Berlin abseilte.

Inhaltlich ist das Errichten von Paketverteilungsstationen, eine fürs Digitale, eine für Print, das wohl unsinnigste Newsverarbeitungssystem, das einem einfallen kann.

Inhaltlich sorgt diese Mitteilung für Lachsalven unter den verbleibenden Lesern:

«In eigener Sache. Die Trennung von Berichterstattung und Kommentierung gehört zu den Kernprinzipien unserer Redaktion.»

Ob das all die Losers, Toblers, Reichens, all die Genderstern-Apologeten, Trump-Hasser, Putingegner, also fast alle Journalisten, die die Zeilen füllen, von nah und von ferne aus München, auch mitgekriegt haben?

Wenn das zu den «Kernprinzipien» (was sind eigentlich die anderen?) gehören soll, dann ist diese Redaktion prinzipienlos.

Aber das alles erklärt restlos, wieso die Printauflage auf genau 36,54 Prozent der ehemalige Höhe abgesackt ist. Es erklärt aber nicht, wieso dieses Katastrophe keine ernsthaften Konsequenzen hatte.

Gut, Supino als Mitglied des Coninx-Clans ist unkaputtbar. Daran ändert auch seine Personalpolitik leider nichts. Einen Schwätzer wie Mathias Müller von Blumencron, diesen Digital Native, zum interimistischen Leiter Publizistik zu machen, wo er unter anderem die Totgeburt eines «Verkehrsmonitor» (abgekupferte Idee vom Berliner «Tagesspiegel») zu verantworten hatte, abenteuerlich. Eine Frau zum CEO vom schlingernden und lecken Schiff Tamedia zu machen, die bislang bei einem Lifestyle-Kleinverlag kurz Karriere machte, bis sie sich wieder in ein Sabbatical verabschiedete, abenteuerlich.

Zuschauen, wie die ein Jahr lang schweigt oder einen Avatar für sich sprechen lässt, um dann die wohl unsinnigste Neuordnung eines Medienkonzerns zu verkünden, mitsamt 90, ähm 55, ohalätz, 17, eigentlich 21 Kündigungen, absurd.

Den begabten Oberchefredaktor Arthur Rutishauser wegen des hysterischen Protests von 78 erregten Tamedia-Redaktorinnen und ihren unbewiesenen Behauptungen abzusägen und zum Chefredaktor ohne Redaktion zu machen, bescheuert.

Jeden Egotrip, jede Bauchnabelschau, jede strenge Zurechtweisung der Welt durch frustrierte und leichtbemittelte Schreiber (generisches Maskulin) zuzulassen, während alle, die können, das Weite suchen – tödlich.

Rücksichtslos das Grundprinzip des erfolgreichen Journalismus über Bord werfen «beim Schreiben an den Leser denken», das lässt den Begräbniszug Fahrt Richtung Grab aufnehmen.

Oder in einem Bild: Der Tanker leckt und tropft aus allen Löchern, die Passagiere springen wie Lemminge von Bord, im Maschinenraum tasten sich die Arbeiter nach Wehwehchen ab, statt zu heizen. Auf der Kommandobrücke herrscht wildes Durcheinander, der Kapitän hat sich zum Geldzählen in seine Kajüte zurückgezogen. Wer an Bord bleibt, wird für immer mieseren Service mit immer höheren Preisen abgezockt.

Dagegen war die Titanic eine zweckrational gesteuerte Veranstaltung, bei der der Kapitän immerhin mutig mitunterging. Das wird bei Tamedia nicht der Fall sein. Auch bei TX nicht.

Aber wenn dann beim Begräbnis Krokodilstränen vergossen werden, alle Verantwortlichen beteuern, dass sie alles versucht hätten, nichts dafür könnten, die Umstände, die Zeit, die Welt, der Klimawandel daran schuld seien, dann soll fürs Protokoll hier festgehalten werden:

Alles gelogen. Das Desaster ist hausgemacht. Es sind nicht die Umstände, es ist das krachende Versagen der Führung. begleitet von einem dissonanten Redaktionsorchester, wo jeder erste Ego-Geige spielen will und Publikumswünsche konsequent ignoriert werden.

Fauler Zahlenzauber

Wie viele Entlassungen gibt es nun bei Tamedia?

Es ist sicherlich der heikelste und sensibelste Aspekt der verunglückten neuen Strategie, die eine sichtlich überforderte CEO Jessica Peppel-Schulz zusammen mt der publizistischen Leiter nach unten Simon Bärtschi ausgeheckt hat.

Überforderung zeigt sich häufig in Ruppigkeit. So erfuhren die Redaktoren des «Züritipp» zeitgleich mit der Öffentlichkeit, dass ihr Magazin – entgegen anderslautenden Behauptungen – eingestellt wird.

Während inzwischen mehr als 300 Kommentarschreiber gegen das verunglückte Redesign toben (form follows function, schrieb einer ironisch, Weissraum steht für Inhaltsleere), hat es keiner der Entscheidungsträger bislang über sich gebracht, dazu etwas zu sagen. Offensichtlich gilt das Prinzip von Supino abwärts: Augen zu und durch, die regen sich dann schon wieder ab.

Abr zum wahren Tollhaus wird die Übung durch den Zahlensalat, wie viele Kündigungen es denn nun gibt – und wer über die Klinge springen muss. Letzteres ist immer noch nicht bekannt, also darf jeder Redaktor weiter an den Fingernägeln knabbern.

Zunächst war die Rede von 90 mal Rausschmiss, ein gewaltiger Aderlass, ein wahres Massaker. Bedauerlich, aber unvermeidlich. Dann, Wunder gibt es immer wieder, sei nur 55 mal Feuern nötig. Sozusagen eine gute Nachricht, in Wirklichkeit eine Bankrotterklärung.

Aber die geht noch weiter. 55? Ach was, April, April im Oktober, es seien dann nur ganze 17 Vollzeitstellen. Das sind noch rund 16 Prozent der ursprünglichen Zahl. Ein Desaster.

Nun muss auch diese Zahl korrigiert werden: «Wie sich auf Nachfrage der WOZ nun herausstellt, ist dies nicht korrekt. Tatsächlich streicht Tamedia 17 Vollzeitstellen, die Anzahl der Kündigungen ist mit 25 deutlich höher.»

Zudem fährt das Blatt fort: «Offenkundig sehen viele Journalist:innen auf den Redaktionen von Tamedia – darunter gerade hochqualifizierte, wie mehrere Quellen unabhängig voneinander bestätigen – keine erträgliche Perspektive mehr im Unternehmen. Die Unsicherheit in der Belegschaft sei riesig. Die Geschäftsleitung will das nicht wahrhaben.»

Besonders bemängelt wird der schnoddrige Umgangston, eine zynische Begriffswahl und völlig abgehobene Aussagen der CEO wie: «Das Interesse am angebotenen Freiwilligenprogramm und die Solidarität haben uns überwältigt.»

In Wirklichkeit, wie auch ZACKBUM aus verschiedenen Quellen weiss, teilt sich die Redaktion schlichtweg in zwei Gruppen. Die eine, die noch Chancen auf dem freien Markt sieht und nix wie weg will. Und die andere, die sich keine Hoffnung macht und unbedingt auf ihrem Stuhl sitzenbleiben will. Beide Gruppen sind völlig demotiviert und versuchen, mit Dienst nach Vorschrift über die Runden zu kommen. Und ja nicht aufzufallen.

So traut sich auch intern keiner, das verunglückte Redesign, gegen das der Leser Sturm läuft, auch nur leise zu kritisieren. Dabei ist es offenkundig, dass es unbrauchbarer Schrott ist. Eine misslungene Kopie der NZZ, hergestellt von Inkompetenten, umgesetzt von Programmierern, die einfach Anordnungen ausführen – und begleitet von so vielen Chefs und Häuptlingen und ahnungslosen Wichtigtuern, dass kein strukturiertes Arbeiten möglich war.

Fast 40 Nasen sollen an diesem Absturz beteiligt gewesen sein. Das bedeutet: keiner ist schuld, keiner fühlt sich verantwortlich, für jeden gilt: SOS, save your own ass.

Dementsprechend ist auch das Dargebotene im Kopfblättersalat. Tragisch dabei, dass Tamedia immer noch mehr als eine Million Leser damit quält. Oder wie heisst es so schön im Slogan: «Tamedia. Mehr als die nächste Schlagzeile.» Das ist leider wahr.

 

Protestchen

Kläglich, ist das alles kläglich.

Die Redaktion von Tamedia greift zum Äussersten. Sie streikt? Ach was. Sie demonstriert? I wo. Sie besprayt das Glashaus mit Parolen gegen Supino? Niemals. Sie lässt leere Seiten erscheinen? Chasch dänke. Sie verklebt die Türen der Chefs? Hu, hu.

Nein, der «Protest der Tamedia-Redaktionen» ist mindestens so kläglich wie die Performance der Chefetage. Pietro Supino: Tauchstation. VR? Tauchstation. CEO Jessica Peppel-Schulz? Tauchstation. Publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi? Tauchstation. Chefredaktorin Raphaela Birrer? Tauchstation.

Die Leser toben und schimpfen über das verunglückte Redesign des Internet-Auftritts? Tauchstation, keiner antwortet, keiner erklärt, es wird nur kommentarlos vieles gar nicht publiziert.

Kläglich.

Und die Redaktion? Ballt die Faust im Sack und hat sich einen grossartigen Protest einfallen lassen. Da alle ihre tapferen Reaktoren zu feige sind, selber zu protestieren, wollen sie Prominente das erledigen lassen. Ein kleines Video mit Protestnoten wird zusammengeschnipselt.

Protesthämmerchen bei Tamedia.

Nur: ganze 20 Nasen konnten dazu motiviert werden, mehr oder minder gelinde Kritisches zu sagen. Mit wenigen Ausnahmen alles B-, C- und Überhaupt-nicht-Promis. Neben den usual suspects, die überall die Birne reinhalten, wenn eine Kamera läuft. Also Gerhard Pfister, Vinzenz Wyss, Daniel Leupi oder Mario Fehr oder Mattea Meyer. Badran? Aber sicher.

Auch eine «ZSC-Legende». Oder Lara Stoll. Lara who? Oder Michael Hermann. Seitdem der keine Kolumne bei Tamedia mehr hat, traut er sich was.

Aber sonst? Irgend ein Opinion Leader? Ein Schwergewicht? Jemand, bei dem man sagen müsste: aber hallo, wenn der auch protestiert, ist aber Feuer im Dach.

Nichts, nix, nada.

Kläglich.

Das – und ein pflaumenweiches Protestschreiben – ist alles, was die tapfere, meinungsstarke, nie um Ratschläge für andere verlegene Redaktion zustande kriegt. Muss sich da die Chefetage fürchten? Ja, aber höchstens davor, sich bei einem Lachanfall zu verschlucken. Oder davor, bei einer staatstragenden Antwort («verstehen gut, nachvollziehbar, aber eben, was muss, das muss») nicht laut herauszuprusten.

Neuer Rekordversuch auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala. Soll eine Gesamtnote für alle Redaktoren vergeben werden, ist das eine glatte 100. Milde gemessen.

 

Aussen und innen

Seltener Einblick in die Führungsstruktur von Tamedia und TX.

2,4 Millionen Franken kassiert der Verwaltungsrat von TX im Jahr; alleine Pietro Supino räumt 1,71 Millionen ab. Fachkompetenz von Pascale Bruderer und Co.: null. Darunter die «Gruppenleitung». Mit Ursula Nötzli und Co. Mediale Kompetenz: null.

Oder nehmen wir Jessica Peppel-Schulz, Geschäftsführerin von Tamedia. Hat das Betriebsergebnis (Ebit) mal kurz halbiert. Zwischen ihren «Sabbaticals» war sie CEO bei Condé Nast. Umsatz schlappe 50 Millionen im Jahr. Zuvor arbeitete sie bei einer Digitalagentur, die Umsätze im niedrigen zweistelligen Bereich machte, bevor sie aufgekauft wurde. Beste Voraussetzungen, in einem Milliardenkonzern erfolgreich die Weichen zu stellen.

Oder nehmen wir Simon Bärtschi oder Raphaela Birrer. Strategische Fähigkeiten: null.

Andere Nullen kamen und gingen. So wie wie Digital-Crack Müller. Pardon, Müller von Blumencron. Der war bislang der grösste Windmacher im Bereich Digitalstrategie. Zog unter Hinterlassung eines Müllerbergs von Managersprachhülsen von dannen. Seine grossartige Idee «Verkehrsmonitor», die er in Berlin abgekupfert hatte und die mit grossem Gedöns angekündigt worden war, überlebte nicht mal das erste Jahr.

Was all diese Nullen im stillen Kämmerlein machen, ausser wichtige Reden schwingen und auf den Lunch warten, das weiss man nicht. Aber an ihren Taten sollt ihr sie erkennen (1. Johannes 2,1-6).

Wenn ZACKBUM hier die Bärtschi-Peinlichkeitsskala anwenden sollte, dann wäre das so, wie wenn man ein Thermometer in kochendes Wasser steckt. Es lupft den Deckel, und die Säule spritzt oben raus. Jeder Einzelne hier übertrifft die stabile 10, die Bärtschi selber hinlegt. Alle zusammen, au weia.

Bei TX läuft’s soweit rund, der weitverzweigte Coninx-Clan kann sich über Dividenden und Extradividenden freuen. Nur bei einem Profitcenter in der Holding hapert es: bei Tamedia. Kein Wunder, «20 Minuten» wurde ausgegliedert, zu erfolgreich. Die Einnahmebringer Plattformen für Stellen, Miete, Autos und Kleinanzeigen wurden ausgegliedert, obwohl sie durch den Tagi gross geworden waren. Seither fehlen ihre Einnahmen schmerzlich.

Was übrigbleibt, ist ein trauriger Haufen von zusammengekauften Zeitungen. Die rausgehauene runde Milliarde dafür ist eine grandiose Fehlinvestition. Was tun?

Da wäre nun tatsächlich Führungsqualität gefragt. Denn es kann ja nicht sein, dass es für den Kopfsalat von Tamedia-Titeln keine Nachfrage gäbe. Tagi, BaZ, Berner Zeitung, Bund, das sind alte, traditionelle Titel, die eigentlich das Informationsbedürfnis von genügend Lesern befriedigen könnten, die auch bereit wären, dafür etwas zu zahlen.

Was aber Tamedia macht, muss man übertragen, um den Wahnsinn sichtbar zu machen. Das ist, wie wenn ein Grossverteiler werben würde mit:

Wir müssen sparen, Sie nicht. Daher Milch, neu. Halber Liter zum Preis von einem. Hässlichere Verpackung, und die Milch ist grün. Schmeckt aber qualitativ viel besser.

Käme dort jemand auf diese hirnrissige Idee, würde er vorsichtig weggeführt in einen gepolsterten Raum, wo die Türe innen keine Klinke hat.

Aber genau das haben all die Cracks bei TX, von Supino abwärts und abwärts, mit Tamedia angestellt. Als ob sie mit Anlauf und absichtlich das Teil gegen die Wand fahren wollten. Wie betont man die Wichtigkeit von Print? Indem man die Druckerei schliesst und 200 Drucker rausschmeisst. Wie demotiviert man eine Redaktion? Indem man das grosse Rausschmeissen ankündigt, einen Monat keine Namen nennt, aber die Zahl verkleinert und verkleinert und am Schluss bei 17 landet.

Wie macht man den Werbekunden und den Leser gleichzeitig sauer? Indem sein Inserat blöd in den redaktionellen Teil reinlappt.

Wie macht man den Leser sauer? Indem man ein unnötiges und verunglücktes Redesign macht, als habe man noch nie von Responsive Design gehört und als ob viel Leere online ein Asset wäre. Oder wie formuliert das ein Kommentator so sarkastisch wie richtig: «Form follows function, oder Weissraum betont Inhaltsleere».

Um sich das Ausmass des Problems klar zu machen: über all diese Kopfschüsse haben sich monatelang wichtige Gremien gebeugt. Es wurden unzählige PPP vorbereitet, wichtige Sitzungen abgehalten, Tickets gezogen, Entscheidungsbäume gemalt. Reisli unternommen, Berater hinzugezogen, Cracks angemietet. Feuchte Finger in die Luft gestreckt. um Leserreaktionen zu antizipieren.

Und dann wurden zwei Paketverteilungsstationen eingerichtet. Eine fürs Digitale, eine für Print. Eine Fehlgeburt von Anfang an. Als nächster Streich wurde die Verpackung verändert. Katastrophe.

Ach, und der Inhalt, Pardon, der Content? Bauchbespiegelung, inkompetentes Gewäsch, deutsche Perspektive aus München in Schweizer Zeitungen, Meinungsjournalismus, Kulturbanausen titeln «Bertold Brecht» und niemand merkt’s in diesem Qualitätsorgan. Die würden nicht mal merken, wenn es «Dages-Anzeiker» hiesse.

Wird das Konsequenzen in der Chefetage haben? Niemals.

Und was kommt raus? Sagen wir es mit Thomas Mann (wer das ist, erklären wir der Kulturredaktion ein andermal). Der schilderte die Schreibwerkstatt von Lion Feuchtwanger (wer das ist, erklären wir Nora Zukker …, but it’s hopeless): wie wunderbar sei die organisiert. Sekretärinnen übertragen die überarbeiteten Fassungen auf verschiedenfarbige Papiere, gespitzte Bleistifte und Buntstifte liegen bereit, der grosse Meister diktiert und korrigiert, beeindruckend.

Im kleinen Kreis fuhr Mann fort: Und was kommt dabei heraus? Nur Scheisse.

 

Ri-hi-hi-design

Vernichtende Leserreaktion auf das verunglückte Redesign bei Tamedia.

Sicher ist der Leser ein Gewohnheitstier und steht allem Neuen misstrauisch gegenüber. Aber eine dermassen einhellige Ablehnung, ein Verriss einer neuen Online-Gestaltung ist dann doch beeindruckend. Die Kommentare schwellen an, und abgesehen von zwei, drei positiven Rückmeldungen ist der Grundtenor glasklar: so ein Scheiss.

Auch hier zeigt Tamedia, was Amateurliga beim Moderieren ist:

Also ein erster Kommentar wurde spurlos gespült. Aber der nächste, der darauf hinweist, wird publiziert. Grossartig.

So verschenkt Tamedia den wertvollen Platz ganz oben.

Beim Tagi hat Oberchefredaktorin Raphaela Birrer ihr tiefes Schweigen unterbrochen und das neue Design angepriesen. Vielleicht hätte sie aber den Leser nicht um seine Meinung fragen sollen, denn die ist eindeutig. Natürlich wurde das neue Design für alle Kopfsalatblätter übernommen. Aber bei der BaZ verzichtet man schlichtweg darauf, dem Leser etwas Hilfestellung zu geben. Nimm’s oder lass es, scheint hier die Devise zu sein.

In der «Berner Zeitung» übernimmt Wolf Röcken die Ankündigung «Willkommen bei der neuen «Berner Zeitung»». Der Berner ist bekanntlich langsamer als der Zürcher. Während hier der Kommentar-Bär tobt, haben sich nur eine Handvoll Kommentatoren auf die BZ verirrt. Auch hier ist die Meinung, mit einer einzigen Ausnahme, klar: «mehr Übersicht? Sie belieben zu Scherzen Herr Röcken! Werde wohl mein Digital-Abo nicht mehr verlängern.»

Allerdings hat Tamedia die Gelegenheit benutzt, am gleichen Tag noch eine andere Meldung zu platzieren, die noch skandalöser als das neue Design ist. Es würden nun lediglich 17 Redaktoren entlassen; neun in der Deutschschweiz, acht in der Romandie.

Wieso Skandal, das ist doch eine gute Nachricht, oder? Für die Nicht-Entlassenen sicher, sonst nein. Da wird ein Jahr lang über einer neuen Strategie gebrütet, dann wird ein faules Ei gelegt. Die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi bezieht kräftig Prügel, weil er die Ankündigung von 90 Entlassungen (plus 200 Drucker, wohlgemerkt) mit der Behauptung verbindet, das sei eine Weichenstellung für mehr Qualität.

Man könnte annehmen, dass Jessica Peppel-Schulz lange hat rechnen lassen, bis es unausweichlich klar schien, dass 90 Nasen entlassen werden müssen. Dann aber schon mal Entwarnung; ach, 55 Rausschmisse reichen auch. Und nun, nachdem man die Redaktion über einen Monat auf kleinem Feuer röstete, die völlige Entwarnung: sind dann bloss 17.

Wer dermassen fahrlässig mit den Zahlen in einem so sensiblen Bereich jongliert, wie kompetent ist der dann überhaupt bei Zahlen? Und bei allem anderen?

Die stetige Schrumpfung der Zahl der Entlassungen sei unter anderem auch der Tatsache zu verdanken, dass es zahlreiche «freiwillige Abgänge» gegeben habe. Mit anderen Worten: seitdem das Tandem Peppel-Schulz und Bärtschi die völlig verunglückte «strategische Weichenstellung» verkündete, hat jeder, der auf dem freien Markt noch eine Chance sieht, das Weite gesucht. Also nicht die Schlechtesten. Und der Exodus ist noch lange nicht zu Ende. ZACKBUM weiss mehr, sagt es aber nicht.

Wenn man insgesamt so fachkundig wie bei dem Gaga-Redesign ist, das ja visueller Ausdruck der «strategischen Neuausrichtung» sein soll, dann gute Nacht.

Normalerweise geht einer solchen visuellen Veränderung ein ausführliches Testing voraus. Zielgruppenorientierte Umfragen, plus jede Menge A/B-Tests. Wenn die durchgeführt wurden, wie kann es dann sein, dass die Leserschaft, repräsentiert durch tobende Kommentatoren, den Neuauftritt so massiv ablehnt?

Das führt zum düsteren Verdacht, dass eine solche Markforschung gar nicht stattfand. Sondern das Design aus Deutschland, die Programmierung aus Belgrad und das Reinreden der Ober-Chefredaktion genügte sich selbst.

Dabei hätte man nur einen Blick auf die Webseite der NZZ werfen müssen. Die hat nämlich all die Probleme, unter denen der Neuauftritt von Tamedia leidet, längst gelöst. Nur wäre ein copy/paste natürlich zu peinlich gewesen. Aber immer noch besser als gewollt, aber nicht gekonnt:

Eigentlich ist es typisch Journalismus. Dass das Gericht dem Gast und nicht dem Koch schmecken muss, das hat sich hier noch nicht herumgesprochen. Jeder Anbieter eines Produkts macht umfangreiche Markttests, wenn er daran etwas verändern will. Angefangen bei der Frage, ob das überhaupt nötig ist. Dann wird getestet, ob die neue Verpackung auf Zustimmung oder Ablehnung stösst. Kein zurechnungsfähiger Verkäufer würde sagen, wenn die Ablehnung einhellig ist: pah, gewöhnt euch dran, oder lasst’s halt, ist mir doch egal.

Publizistische Spitzenkräfte sagen das aber. Das hat mehrere Gründe. Kein Mitglied der Chefetage auf Zeitungsebene bei Tamedia hat auch nur die geringste Ahnung von Marketing oder Verkaufe. Der Redaktor noch viel weniger, der will dem Leser einfach seine Meinung und Weltsicht aufs Auge drücken. Und CEO Peppel-Schulz hat auch noch nie in dieser Liga gespielt.

Aber da gäbe es noch einen weiter oben, der eine Notbremsung hätte vornehmen sollen. Aber Pietro Supinos Problem ist: er muss von schwachen Figuren umgeben sein. Nur so fällt weniger auf, wie inkompetent er selbst ist. Oder aber, das wäre ihm zuzutrauen, seine Absicht ist eine ganz andere.

Indem er Tamedia inhaltlich verludern lässt, zusieht, wie der einzige kompetente Chefredaktor seiner Redaktion beraubt wird, dieses Krüppel-Redesign durchwinkt, beschleunigt er den Niedergang dieses Profitcenters innerhalb von TX, das nur minimalen Gewinn erwirtschaftet. Je schneller es bergab geht, desto schneller kann Supino mit dem Ausdruck höchsten Bedauerns verkünden, dass TX leider nicht mehr in der Lage sei, seine gesellschaftlich bedeutende Funktion als Vierte Gewalt weiter auszuüben.

Das täte nun wirklich weh, aber alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Also Ende Gelände für Tagi & Co., so sorry. Dann wischt er sich ein paar Krokodilstränen ab, lässt sich in seine Villa kutschieren und öffnet eine Flasche Krug. Oder zwei.