Hier spricht der Chäf

Tamedia: hier zählt die Meinung. Zuerst die von Pietro Supino. Von wem denn sonst?

Leichter Bauchansatz. Ansonsten locker im Auftritt; Newsroom, Jackett am Finger über den Rücken gehängt. Leicht zerknitterte Hose, blassblaues Hemd, immerhin Manschettenknöpfe. Keine Krawatte, kein sichtbares Monogramm zum Signalisieren: massgeschneidert.

Das ist mal ein Chef als Kumpel, der Mund zum Ansatz eines Lächelns leicht geöffnet. In dieser Haltung entscheidet Pietro Supino sicherlich auch jeweils über die nächste Entlassungswelle. Und beauftragt Corporate Communication, mal wieder das faule Ei, das er gelegt hat, golden anzumalen und mit Schleifchen zu dekorieren («schmerzlich, aber für die mittelfristige, Synergien, noch mehr als zuvor, Qualität, Vertrauen, Blüblü»).

Nun geht’s aber mal wieder um alles, also um: «Die Politik ist gefordert, die Pressefreiheit zu bewahren», behauptet der Verleger, VR-Präsident der TX Group, Oberboss von Tamedia und das Mitglied des Coninx-Clans. Gerade rumpelt der Beschluss, Schweizer Medien noch mehr Steuergelder reinzuschaufeln, durch die beiden Parlamentskammern. Höchste Zeit, findet Supino, in diesem Umfeld noch seinen Senf zu geben; bzw. geben zu lassen. Also griffen die Sprachkünstler in die Harfe und lassen engelsgleiche Töne sprudeln:

«Freie und unabhängig Medien sind für eine Demokratie unerlässlich, vor allem für eine direkte Demokratie, wie wir sie in der Schweiz pflegen.»

Zustimmend eine andere Grösse zu zitieren, das kommt auch immer gut: «Medien sind Weltbilderzeuger, wie es der Präsident der Eidgenössischen Medienkommission Otfried Jarren auf den Punkt bringt. Man könnte auch sagen Marktplätze, die zwischen Bürgern, Politik, Wirtschaft und Kultur vermitteln.»

Fast. Ehrlicher wäre gewesen: Man könnte auch sagen Marktplätze, die das Privatvermögen des Coninx-Clans mehren.

Weiter auf der Schleimspur: «… besondere Verantwortung verbunden … strengen Massstab an unsere Arbeit ansetzen … Erfüllung unseres medienethischen Anspruchs … unsere Glaubwürdigkeit ist unser grösstes Kapital.»

Wenn Tartuffe spricht …

Man leidet mit den armen Schweinen, die so was formulieren müssen und sich dann nicht mal den Finger in den Hals stecken müssen, um sich zu entleeren. So lässt also der nur an der Mehrung des Profits seines Clans interessierte Supino schwurbeln. Will er also der Verabschiedung weitere Millionenfüllhörner, die sich über die Schweizer Medien ergiessen werden, noch den letzten Schub geben? Aber nein, er weiss, dass da die Lobbyarbeit und die Abhängigkeit der Politik vom Transmissionsriemen Medien wie geschmiert funktioniert.

Nein, er will auf zwei weitere Themen hinweisen. Mit der vermeintlich harmlosen Streichung des Wörtchens «besonders» soll die Hürde für das präventive Verbot von Publikationen niedrigergelegt werden. Und der Ständerat will nichts daran ändern, dass das Öffentlichkeitsgesetz zwar den Zugang zu Behördenakten erleichtert, die aber mit prohibitiven Gebühren für das Erstellen eines verlangten Dossiers die journalistische Arbeit bewusst torpedieren.

Beides muss geändert, bzw. verhindert werden. In dieser Ansicht kann man Supino nur mit vollem Herzen, beiden Händen und aller Stimmkraft zustimmen. Dass für ihn aber journalistische Arbeit letztlich eine quantité negligable ist, zweitrangig, wenn es um klare Profitziele, um eine Segmentierung des Konzerns geht, wo jede Einheit unabhängig von der anderen das Vermögen der Familie Coninx mehren soll, das ist die andere, hässliche Seite der Medaille.

Dem alten Schlachtross Tagi sind Stellen-, Immobilien- und Fahrzeuganzeigen ins Internet abgeschwirrt und es wäre mehr als naheliegend, die dort erzielten Gewinne wernigstens teilweise in den Tagi zu stecken? Keine Quersubventionierung, dekretiert Supino, wenn der Tagi nicht rentiert, dann wird halt solange abgespitzt, bis sich das ändert.

Das grosse Vorbild. Nora Zukker, das war …

«Verantwortung, medienethischer Anspruch»? «Glaubwürdigkeit als grösstes Kapital»? Nein, Yacht, Auto, Villa, Kunstsammlung. Wer einen solchen Tartuffe als Chef hat, muss sich um seine Glaubwürdigkeit keine Gedanken machen. Sie ist nicht erkennbar.

 

Hilfe, mein Papagei onaniert X

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch. Heute: Journalismus mit Alzheimer.

Hubert Wetzel hat einen Rückfall. Das ist für ihn persönlich bedauerlich, für die Leser der Süddeutschen und somit auch zwangsweise der Produkte von Tamedia ärgerlich. Umso häufiger wir ihn hier zurechtweisen, desto schneller wiederholt er sich.

Wenn man das nur auch mit seinem Salär machen könnte. Solange er das Gleiche rezykliert, was er schon im November schrieb, bekommt er immer wieder den Verweis auf sein Novembergehalt. Vielleicht würde ihm das helfen, aus der Schleife des «Groundhog Day» auszubrechen. Das ist als Film lustig, aber real …

Mal so, mal so, wer erinnert sich schon an einen alten Kommentar?

Denn schon im November letzten Jahres sah Wetzel schwarz. Aber richtig schwarz. Damit hätte er prima den Pressesprecher der wissenschaftlichen Task Force to the Bundesrat abgeben können (darüber weiter unten noch mehr). Im November plusterte sich der Deutsche in den USA auf, dass Trump «offensichtlich» keine Ahnung habe, wie Wahlen in den USA funktionieren.

Da könnte die Welt, vor allem aber die alliierte Siegermacht USA, mal wieder am deutschen Wesen genesen. Tut sie aber nicht, daher war sich Wetzel schon damals sicher: «So sterben Demokratien». Das tat sie dann aber doch nicht, einen Monat später konnte Wetzel Entwarnung geben:

«Die USA sind im grossen und Ganzen eine erfolgreiche, stabile Demokratie»,

säuselte der wahrscheinlich durch einen Klon ersetzte Wetzel nun. Einzig, ob die Republikaner noch eine demokratische Partei seien, da hatte der Bayer so seine Zweifel. Die hatten zwar mitgeholfen, Deutschland vom eher undemokratischen Hitler-Faschismus zu befreien, aber das ist ja dann wohl verjährt.

Die Entspannung war nur von kurzer Dauer. Erst Ende Mai stauchte Wetzel nochmal den ehemaligen US-Präsidenten Trump zusammen. Der habe mit vielleicht legalen, aber keinesfalls legitimen «Tricks» versucht, im Amt zu bleiben. Aber hier ging es in erster Linie um Polizeigewalt, vor allem gegen Farbige. Daher war Wetzel für einmal der Zustand der US-Demokratie als solcher nicht so wichtig.

Das musste er aber nun nachholen:

«Noch eine Wahl wie 2020 werden die Vereinigten Staaten nicht überleben, nicht als Demokratie und nicht als vereinigte Staaten.»

Also die Demokratie dort stirbt bekanntlich seit November, oder ist seit Dezember recht stabil und erfolgreich. Aber nun auch wieder nicht. Nochmal so eine demokratische Wahl mit letztlich von allen faktisch akzeptiertem Ausgang (auch alles Geraune, dass Trump vielleicht nicht freiwillig aus dem Weissen Haus abtrete, hatte sich als Quatsch erwiesen), dann sei die Demokratie in den USA endgülitg am Ende, ebenso wie die USA selbst.

Demokratie, stabil oder zersetzt und am Ende. Was denn nun?

Ja was denn nun, Herr wohlbezahlter Analyst? Alles zusammen, je nach Ihrer Biokurve, geht nicht. Aber sein dummes Geschwätz von gestern interessiert Wetzel ungefähr gleich viel wie den Leser sein dummes Geschwätz von heute: Trump sei zwar nicht mehr Präsident, räumt Wetzel immerhin ein, aber die von ihm «freigesetzten Korrosionskräfte» (welch ein Magier, dieser Trottel Trump) «zersetzen die Institutionen, die der Demokratie Halt geben. Sie vergiften den öffentlichen Raum und hetzen die Menschen gegeneinander auf. Auf Trumps Partei, die Republikaner, kann man nicht hoffen. Sie ist dem narzisstischen Demagogen hörig.

Die Partei von Abraham Lincoln  huldigt heute einem Golfclub-Autokraten, der nur an sich und seine Lügen glaubt.»

Wir wissen nicht, ob Wetzel auch Golf spielt. Wenn nicht, wäre das immerhin ein Unterschied zu Trump.

Carla Del Ponte hat mal wieder ein Buch geschrieben. Mit dem schwülstigen Titel «Ich bin keine Heldin – Mein langer Kampf für Gerechtigkeit». Das ist nun vom aufmerksamen Feuilleton der «Weltwoche» offenbar einem eher Unkundigen zur Rezension übergeben worden. Er erwähnt zwar, dass Del Ponte zur «Gilde der glücklosen Bundesanwälte» gehört habe.

Del Ponte erreichte keine einzige Verurteilung …

Das ist nun leicht untertrieben. Sie hinterliess während ihres gesamten Wirkens als Staatsanwältin nur eine Schneise der Verwüstung. Mafia-Jägerin? Ein Witz, gepanzerte Limousine und Bodyguards waren völlig überflüssig. Die ehrenwerte Gesellschaft wünschte dieser Versagerin ein möglichst langes Leben. Denn sie brachte niemals, kein einziges Mal eine Anklage zur Verurteilung. Verursachte aber happige Schadenersatzforderungen, die natürlich der Schweizer Steuerzahler zu begleichen hatte.

In der gleichen «Weltwoche» blätterte Christoph Mörgeli unter dem Titel «Eine schreckliche Staatsanwältin» den Fall des Del-Ponte-Opfers Hans N. Zemp auf. Der kämpft bis heute um Wiedergutmachung für die Schäden, die Del Ponte bei ihm angerichtet hat. Aber gut, der Artikel erschien vor fast drei Jahren. Wie sollte das der Rezensent heute noch wissen.

Ausserdem handelt das Buch scheint’s von Del Pontes Tätigkeit als Chefanklägerin des internationalen Strafgerichtshofs im Haag – dort insbesondere bei den Prozessen über Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Der clevere Leser muss nur einmal raten, wie diese Tätigkeit endete. Richtig, ohne eine einzige Verurteilung. «Von 2011 bis 2017 gehörte Del Ponte sodann zu einer UNHCHR-Kommission, die Menschenrechtsverletzungen im Bürgerkrieg Syriens untersuchte.»

Selbst der eher beschränkte und IQ-mässig unterdotierte Leser (den es auf ZACKBUM sowieso nicht gibt) ahnt: auch diese Untersuchungen verliefen im Wüstensand. Del Pontes angeblicher Kampf für Gerechtigkeit ist in Wirklichkeit reines Reputationsmanagement einer Rundumversagerin. Das hätte die WeWo vielleicht nicht so schnell vergessen sollen.

Markus Somm ist Chefredaktor vom «Nebelspalter». Wovon? Na, dieser Internetseite, die nun schon seit Monaten unter dem Radar der öffentlichen Beachtung fliegt. Sich einem Scharlatan von Webmaster anvertraut hat, der genau weiss, wieso er auf Fragen von ZACKBUM nicht antwortet. Der als Geschäftsführer wohlweislich keine Zahlen über Single Visitors, Abonnenten, Einnahmen, Inserate bekannt gibt.

Hier wirkt und schreibt Somm also unter der Wahrnehmungsschwelle. Aber er hat ja noch seine Kolumne in der «SonntagsZeitung».  Die missbraucht er zu anhaltender Trump-Verteidigung. Oder dazu, den zwei Masken-Kids nachträglich ein Kränzlein zu winden, die durch den Verkauf von teilweise nicht zertifizierten Masken zu exorbitanten Preisen mehrere goldene Nasen verdienten. Und sich dann psychologisch geschickt mit Protzautos zeigten und sowohl Wohn- wie Firmensitz in ein steuergünstiges Umfeld zu verlegen. Inzwischen laufen diverse Strafuntersuchungen gegen die beiden.

Für Somm ein Grund, den sonst aus dem öffentlichen Interesse zurzeit entschwundenen Fall nochmal aufzurollen. Allgemein wartet man ab, wie oft und wann die beiden Bengel verurteilt werden. Das sieht Somm aber anders, ganz anders: «Emix, so heisst die Firma, die vor Jahren in einem Mehrfamilienhaus in Uster entstanden war, hat uns gerettet. Wären Luca Steffen und Jascha Rudolphi, so die Namen der beiden, nicht zur Stelle gewesen, wer weiss, ob wir vergangenes Jahr je genügend Masken erhalten hätten? Sie sind Unternehmer. Sie sind Wohltäter.

Als wir in Not waren, haben sie gehandelt.»

Vielleicht will sich Somm damit als Mediensprecher oder Biograph (das kann er) beliebt machen. Denn bis zur Pensionierung dürfte es bei der Burn Rate mit dem Nebi nicht reichen. Aber muss man so peinlich ein öffentliches Bewerbungsschreiben einreichen?

Ach ja, dann gibt es noch eine halbwegs gute Nachricht. Die wissenschaftliche Task Force to the Bundesrat wird aufgelöst. Nein, leider nicht. Aber immerhin, deutlich verkleinert. Ein Mann tritt ab, eine Frau übernimmt. Das müsste zumindest bei allen medialen Vorkämpfern für Feminismus, Emanzipation und Gleichbehandlung spitze Lustschreie auslösen, Hört man aber wohl nicht hinter der Maske.

Überraschenderweise werden in Genf ziemlich hohe Sicherheitsmassnahmen umgesetzt, vor dem Gipfeltreffen Biden – Putin. Damit können immerhin zu früh dorthin entsandte Korrespondenten beschäftigt werden.

Leistungsabfrage

Salome Müller, bald Ex-Tamedia, und Aleksandra Hiltmann: was leisten die eigentlich?

Die beiden haben sich etwas geleistet. Einen gelungenen Versuch, mit bislang völlig unbelegten Behauptungen den Ruf ihres Arbeitgebers zu bekleckern. Unerträgliche Zustände, triefend vor Sexismus, Frauendiskriminierung, demotivierend, gravierend, in die Flucht treibend.

So ihr vernichtendes Fazit in einem Protestschreiben, das sie pünktlich zum Tag der Frau vor drei Monaten auf die Rampe schoben und durch Jolanda Spiess-Hegglin in die Öffentlichkeit schieben liessen. Ohne dass das alle Unterzeichnerinnen gewusst oder gar gebilligt hätten.

Tamedia eierte (Pardon) eine Weile rum, um dann markig zu verkünden, dass nun das Bestreben sei, auf allen Hierarchiestufen 40 Prozent Frauenanteil zu etablieren. Seither wird gemunkelt, dass sich im Geheimen Männerverteidigungsgruppen bilden, die konspirativ ihren Überlebenskampf vorbereiten.

Weil man von den beiden Rädelsführerinnen nach ihrem Auftritt bei «10 vor 10» nicht mehr viel hörte: was tun die eigentlich sonst so? Stehen doch bei Tamedia, diesem Schweinebackenkonzern, auf der Gehaltsliste und verdienen ziemlich gut, sowie sicher und mit Fringe Benefits sowie generösen Fortbildungsmöglichkeiten.

Leistung in einem Mondzyklus gemessen

Also, neben motzen, fordern und leiden, wie sieht denn die Leistungsbilanz aus? Nehmen wir einen Mondzyklus, moderner formuliert: den Ausstoss in den letzten 30 Tagen. Wir schicken voraus, dass beide Journalistinnen den Verlag zusammen so rund 20’000 Franken gekostet haben dürften. Lohn, Lohnnebenleistungen, Sozialversicherungen, Arbeitsplatz plus Infrastruktur.

Wir nehmen auch hin, dass ZACKBUM hier mal wieder typisch männliches Leistungsbewusstsein, Konkurrenzdenken, Längenvergleich usw. an den Tag legt; also all das, was sensible Frauen so hassen. Zu Recht, kann man bei diesen beiden Grossschriftstellerinnen nur sagen. Ganz knapp die Nase vorn hat in diesem Zeitraum – Aleksandra Hiltmann. Sie hat einen Output von ganzen zehn Wortmeldungen. Grob unterteilt in 3 Kommentare und 7 Artikel, worunter auch Interviews fallen.

Also jeden dritten Tag durfte man etwas von Hiltmann lesen. Wir hier bei ZACKBUM.ch halten es umgekehrt; jeden Tag drei Stücke. Dafür unbezahlt. Aber eben, blödes Machogetue. Ausserdem kommt es doch auf den Inhalt, nicht die Menge an. Nun ja, eine einfühlsame Kolumne über ihren «Impfarm», ein Stück über die Unsichtbarkeit von Menstruationsblut in der Öffentlichkeit, das setzt natürlich ein Niveau, zu dem wir hier nichtmal hinaufblicken können. Oder hinab? Egal, Output 10.

Im Schlafwagen durch den Journalismus

Salome Müller bringt es in der gleichen Periode, also in einem Monat, Pardon, auf ganze 8 Stück. 1 Kommentar, 5 Artikel und zweimal ist sie als Mitautorin erwähnt. Also alle vier Tage wurde die Welt besser, weil sich Müller zu ihr äusserte. Ist ja auch nicht nix. Aber auch nicht viel mehr.

Kassensturz: 1111 Franken liess sich Tamedia jedes Werk der beiden Damen kosten. Ein teurer Spass, eigentlich, viel Spass hat’s auch nicht gemacht. Nicht mal den Autorinnen, denn sie mussten ja ihr Werk weiterhin unter frauenunwürdigen Zuständen verrichten, demotiviert, belästigt, ohne Anstand behandelt.

Aber immerhin, Müller hat sich – völlig freiwillig – für die Freiheit entschieden, den Ausbruch, den Aufbruch. Zukünftig müssen sich die triebhaften Machomänner von Tamedia ein anderes Objekt ihrer unsauberen und unanständigen Gedanken suchen. Denn Müller wird demnächst eine Lücke hinterlassen, die sie nicht nur vollständig und unmerklich ersetzt. Sondern es geht jetzt schon ein Aufatmen durch die Reihen. Der Männer, selbstverständlich. Aber auch der Leser, die nicht mehr länger mit Gendersternchen und ähnlichem Unsinn belästigt werden.

Wenn dir dein eigener Vertreter in den Fuss schiesst

Jürg Bachmann ist Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Ohne ihn wären die besser dran.

Bachmann hat mitgekungelt, als sich die Privatradios mit der Zusage, dass sie sich nicht nochmals um die eigentlich fällige Neuvergabe der Funklizenzen bemühen müssten, ihre Zusage zum Abschalten der UKW-Ausstrahlung abhandeln liessen.

Schien damals eine gute Idee, denn die grossen Verlage waren dermassen unfähig, dass einer zwischenzeitlich die Lizenz für seine Privatradio-Station verlor; zu schlampig das Gesuch abgefasst.

Also lieber nicht noch mal, und nachdem schon mit DAB und DAB+ Millionen in den Sand gesetzt worden waren, könnte man doch nun ganz aufs Internet setzen. Aber schon damals hatte es einen gegeben, der dieser Kungelei nicht zustimmte. Genau, Roger Schawinski.

Ach, der schon wieder, dachten die anderen grauen Mäuse, die Radio-Manager, die vielleicht eine Ahnung von einer Finanzflussplanung haben (was nicht heisst, dass sie sie auch beherrschen), aber null Interesse an diesem Medium. Radiowellen, Druckerschwärze, TV-Übertragung, Verkauf von Windeln, Konzerten, Kaffeemaschinen: alles das Gleiche, kann alles gemanagt und in den Sand gesetzt werden.

Ach, der schon wieder, dachten Schawinskis Gegner Mal um Mal

Ach, der schon wieder, dachten diese Kurzdenker, als Schawinski seine Petition «Rettet UKW» startete. Will im Herbst seines Lebens noch ein wenig Stunk machen, bevor er endgültig abtritt, der alte Sack. Gar nicht erst ignorieren, hat keine Chance, blöder Querulant, könnte doch einfach mal die Schnauze halten.

Der einzig wegen seines Berufs Sohn zur Position des Chefs der grössten Ansammlung von Privat-Radiostationen gekommene Wanner-Filius schmunzelte über Schawinski, Bachmann sah keine Chance, dass da noch etwas geändert werden könne.

Das enthält eine Anzahl von Fehlern, die eigentlich in jeder Organisation, wo Amt noch irgendwas mit Verantwortlichkeit und Kompetenz zu tun hat, zum sofortigen Abgang – freiwillig oder unfreiwillig – von Bachmann führen müsste. Der war nämlich zudem etwas absorbiert, um sich sein neustes Hütchen – Präsident von Kommunikation Schweiz, dem Dachverband Schweizer Werbung – auf dem Haupt zurechtzurücken.

Also beschränkte sich seine öffentliche Gegenwehr gegen die Attacke von Schawinski auf ein hingeknödeltes Gefälligkeits-Interview bei Tamedia, bei dem er weiterhin UKW «keine Chance» gab. Währenddessen übersprang Schawinskis Unterschriftensammlung locker die Grenze von 50’000. Bei einem seiner vielen Auftritte in einer Debatte bei «Tele Züri» (wer hat’s erfunden?) ergab die anschliessende Publikumsbefragung geradezu nordkoreanische Zustimmung zu seiner Position; der Chefredaktor der in die Bedeutungslosigkeit abgeschwirrten «Medienwoche» hatte mit seiner «schaltet es ab»-Position keine Chance.

Schlag auf Schlag, so macht man das

Nun ist Schawinski der nächste Coup gelungen. Selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Medienministerin, die Ex-Bundesrätin Doris Leuthard, ist inzwischen für einen Marschhalt, räumt ein, dass man damals falsch entschieden habe. Immer mehr Politiker springen auf den rollenden Zug auf, während Schawinski vorne für Dampf im Kessel sorgt. Denn er hat mindestens drei Vorteile gegenüber dieser Riege von Verwaltern. Er ist mit Herzblut dabei. Er weiss, wovon er spricht. Er ist nicht irgendwer, sondern hat durchaus seine Verbindungen. Und er hasst es bis ins höhere Alter, zu verlieren.

Bachmann? Der hat keine dieser Eigenschaften, inzwischen drückt er sich einfach etwas vorsichtiger aus, wenn er gefragt wird, ob die Abschaltung des UKW-Netzes noch realistisch sei: «Es wäre jedenfalls vernünftig», behauptet er in einem Interview auf persoenlich.com. Warum wäre es das? «Weil über die Hälfte der Autos mit DAB+-Empfangsgeräten ausgerüstet» sei. Womit er um die offizielle Zahl, dass mehr als die Hälfte aller Autofahrer unterwegs UKW hört, herumkurvt.

Dazu gar nicht merkt, wie bescheuert diese Behauptung ist, da ja auch DAB+ nicht die Zukunft darstellt. Der zunehmende Gegenwind auf allen Ebenen? Ach, «zu wenig Interesse an den Fakten», da liessen sich alle «von einer emotionalen Welle mitreissen». Na, dann mal die Fakten auf den Tisch, was spricht nun gegen die Fortsetzung der UKW-Ausstrahlung?

«Es würde viel Geld kosten.»

Was Bachmann auch nicht mitgekriegt hat: dieses erste Argument, das hilflos aus dem Ärmel geschüttelt wurde, konnte nie mit Zahlen untermauert werden.

Das Bettlakengespenst Bachmann

Einzig Schawinski hat die Zahlen für sein «Radio 1» auf den Tisch gelegt: Im Promillebereich, vernachlässigbar, kein Problem. Dagegen Bachmann, der sich mangels anderer Argumente hinter einen Vorhang stellt, hineinbläst und «buhu» sagt. In der vergeblichen Hoffnung, dass «kostet eine Stange Geld» schon irgendwie verfangen könnte.

Nun wünscht man Schawinski wenigstens valable Gegner; es kann ja keinen Spass machen, auf einem Kartoffelsack rumzutrampeln. Daher mit aller gebotenen Neutralität, da ZACKBUM (noch) keine private Radiostation betreibt: Lieber Verband, zieht doch nicht bei UKW, sondern bei Bachmann den Stecker raus und sucht Euch einen Präsidenten, der wenigstens so tut, als sei er nicht scheintot. Und zur allgemeinen Beförderung der Debatte es vielleicht mal mit einem Gegenargument mit Hand und Fuss probiert.

Dann kann sich Bachmann vollamtlich seinem nächsten Versuch widmen, dem Dachverband der Schweizer Werbung das Dach wegfliegen zu lassen.

Die Pimmel-Muschi-Zensur

Schreckliches Kirchenregiment. Zensur, Schutz vor Schmutz, Besserung. Schön, dass diese Zeiten vorbei sind.

Das menschliche (und auch tierische) Geschlechtsorgan wollte künstlerisch gewürdigt werden. Aber schnell senkte die Kirche den Mantel der Scham über zu freizügige Darstellungen aus der Antike.

Zeitgenössische Maler hielten sich freiwillig an diese Zensur, selbst wenn das wie bei Cranach dem künstlerischen Anliegen nicht gerade beförderlich war:

Michelangelos Jüngstes Gericht mit weitgehend unbekleideten Figuren schuf sogar das neue Genre des «Hosenmalers»; also von Erfüllungsgehilfen, die fleissig übermalten, was zu offenkundig war (siehe Titelbild).

 

Zweimal die Maja von Goya. War es die Gräfin von Alba?

Die nackte Version, wohl zwischen 1795 bis 1800 entstanden, kostete dem Malergenie Goya den Titel des Hofmalers. Aber immerhin überlebte er, während das Gemälde verschwand und erst 1900 das erste Mal öffentlich ausgestellt wurde.

Neben dem Hosenmaler gab es auch den Feigenblattankleber. Bei allzu vielen Skulpturen aus der Antike waren die Geschlechtsorgane in aller Offenheit Bestandteil des (nackten) menschlichen Körpers. Das musste weg, bzw. bedeckt werden; wie bei der Laocoon-Gruppe:

Solcher Schweinskram hingegen war den Sittenwächtern immer ein Grauen:

Uralte Darstellung des Satyrs; Beardsley, der in seinem kurzen Leben über 1000 Werke schuf, Tomi Ungerer, HR Giger, Schiele. 

Endlich mal ein Vorwand, auf ZACKBUM obszöne Dinge zu zeigen? Natürlich, das auch. Aber in erster Linie: Wenn wir diese Zensur an Kunstwerken auf die Sprache übersetzen, wo sind wir dann? Richtig, im aufgeklärten 21. Jahrhundert. An Zürcher Traditionshäusern, die so Jahrhunderte überlebten und den Zeitgeist darstellen, der bei ihrem Bau herrschte, sollen angeblich rassistische Wörter und Illustrationen weggespitzt werden. Alleine wenn das Wort «Neger» vorkommt, wollen selbsternannte Zensurbehörden eingreifen.

Alles, was in der Schweiz (die bekanntlich niemals Kolonien hatte) nach Sklaverei oder Ausbeutung von Eingeborenen aussieht, soll verschwinden – oder gebrandmarkt werden. Jede Sprachverwendung, die als Männersprache die Unterdrückung der Frau beinhaltet, soll ausgemerzt werden. Nicht die wahren Schweinereien, die jeden Tag auf dieser Welt passieren, sollen bekämpft werden. Viel zu anstrengend. Einfacher, sich ein fremdes Leiden zu leihen, sich darin wie in einem Nessoshemd zu quälen (Nora Zukker, das ist der Sage nach Herakles, aber lassen wir das).

Was für die Kunst gilt, gilt auch für die Sprache

Natürlich galt das auch für Literatur; de Sades Werke, der Index der verbotenen Bücher, bis Mitte letztes Jahrhundert nachgeführt. Und natürlich der Sprachreinigungswahn der deutschen Nazis, das Ausmerzen alles Nicht-Arischen, Dichter unbekannt, Dichter verbrannt. Immer, wenn man meint, solchen finsteren Zeiten entronnen zu sein, brechen die nächsten über einen herein.

Wer Neger sagt, ist Rassist. Wer Schwarzer sagt, ist rein und gut. Der Genderwahn hat Ausmasse erreicht, die dem hysterischen Glaubensmob des Mittelalters nur darin nachstehen, dass seine Vertreter zu ihrem heimlichen Bedauern nicht mit Feuer und Schwert, mit Streckbank und flüssigem Blei gegen Böse und Schlechte vorgehen können.

Es geht vorbei, sicher. Aber jedesmal muss ein solcher Anschlag aufs freie Denken, auf die unzensierte Debatte, immer geführt unter dem Deckmäntelchen der guten und reinen Absichten, niedergekämpft werden. Deshalb werden wir hier eine neue wöchentliche Kolumne einführen. Der Titel wird sein:

«Sprachverbrecher der Woche».

Es werden natürlich Namen genannt. Denn wir hier pflegen das offene Wort, den Schlagabtausch ohne Harnisch und mit offenem Visier.

In eigener Sache

Hier spricht die Redaktionsleitung. Zwei wichtige Mitteilungen. Weltexklusiv. Nur auf ZACKBUM.ch

Packungsbeilage: Wer die Ankündigung des Endes von ZACKBUM.ch erwartet oder erhofft: schleich di, wie der Bayer so richtig sagt. Wird nicht geschehen.

I

Am 8. Mai, also vor knapp einem Monat, machte unser Mitarbeiter Adrian Venetz ein Angebot zur Güte. Er bastelte dafür extra eine Webseite, lobte sogar eine Belohnung aus und wollte nur das hier:

«Ich möchte Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner Folgendes beliebt machen:

  • Beide sind während zwei Wochen mucksmäuschenstill auf Twitter. Sie verteilen keine Herzchen, sie retweeten nicht, sie kläffen nicht.
  • Sie treten stattdessen auf der neutralen Plattform jolandreas.ch in einen Dialog. Ein digitaler Briefwechsel. Durchaus pointiert, aber anständig. Beide schreiben in diesen zwei Wochen mindestens zehn Beiträge mit je mindestens 300 Wörtern. Sie beleidigen sich nicht, sondern legen ihre Standpunkte dar und gehen auf die Standpunkte ihres Gegenübers ein. Sie verhalten sich wie zwei vernünftige Menschen. Sie beweisen, dass sie mehr können als kläffen.
  • Auf jolandreas.ch  kommen nur diese zwei Personen zu Wort. Ihre Beiträge werden nicht kommentiert. Es werden keine Daumen nach unten verteilt, keine Herzchen gesammelt. Das Publikum hält einfach die Schnauze.»

Als zusätzliches Zückerchen legte er noch obendrauf: «Halten sich die beiden an die oben aufgeführten Spielregeln, spende ich je 300 Franken an eine von ihnen ausgewählte wohltätige Institution. Ich bin finanziell alles andere als auf Rosen gebettet, 600 Stutz sind verdammt viel Geld für mich.»

Das war wohl einer der interessantesten Beiträge, die jemals auf ZACKBUM.ch erschienen sind. Venetz wollte austesten, ob Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner tatsächlich dialogfähig sind, neben der Dauererregungsbewirtschaftung der asozialen Medien in kontrollierter und geschützter Umgebung eine Auseinandersetzung mit Argumenten führen könnten.

Am 11. Mai hätte der erste Beitrag eintreffen sollen; egal, von wem. Wie von uns befürchtet, passierte nichts. Dialog, Debatte, heraus aus den Schützengräben von Twitter, Facebook, Instagram & Co.? Geradezu hellseherisch schrieb Venetz:

«Es ist wie in Kafkas Parabel «Auf der Galerie»: Glarner und Spiess-Hegglin werden von all den Dampfhämmern auf Twitter durch die Manege gejagt, führen brav ihre Kunststückchen auf, unterhalten ihr johlendes Publikum. Sie kommen nicht zur Ruhe.»

Es geht beiden nicht um Dialog, Debatte, Diskussion. Bedauerlich, aber nicht überrschend. Seither ist einzig Venetz etwas verstummt. In seinem Fall ist das bedauerlich.

II

Nun greifen wir dorthin, wo das wichtigste Körperteil des Menschen sitzt. Nein, liebe Männer, nicht das. Nein, der Pass ist’s auch nicht. Es ist natürlich das Portemonnaie. ZACKBUM erfreut sich einer dermassen fantastischen Leserschaft (schleim, schleim), dass immer wieder in Kommentaren oder direkt die Frage gestellt wird, wie man dafür zahlen könnte. Es werden Spenden, regelmässige Beiträge, Überweisungen in Aussicht gestellt. Auch gute Ratschläge erteilt, ob wir bspw. Substack kennen würden. Ja, tun wir.

Diese über das übliche «nur weiter so, gebt allen Saures» hinausgehenden Bekundungen von Sympathie und Wertschätzung im wahrsten Sinne des Wortes berühren uns. Motivieren uns, mit dieser Pro-bono-Tätigkeit für das Überleben des Journalismus fortzufahren.

Niemand muss mit unseren Ansichten einverstanden sein. Niemand konnte bislang einen einzigen Fehler bemeckern (ausser der gelegentlichen Falschschreibung von Namen, unsere Achillesferse). Jeder kann mitspielen (wenn er kann). Jeder hat die Möglichkeit zur Stellungnahme, wird darum angefragt.

ZACKBUM hätte beim Start am 25. Juli 2020 nie gedacht, dass es inzwischen die einzige unabhängige und ernstzunehmende medienkritische Plattform ist. In den ersten Monaten 2021 waren weitere Ausbauschrite geplant. Podcasts, Videocasts, mehr Interviews, Text to Speech, plus ein paar Überraschungen. Stattdessen schrumpfte die Mannschaft deutlich, nun gibt es noch einen Herausgeber mit (wenigen) Helfern.

Aber diese Krise ist überstanden; Stillstand ist Rückschritt, nachhaltig, zukunftsfähig, Blabla. Um diese finanziellen Angebote seriös einzutopfen, dachten wir zuerst an die Gründung eines Vereins. Als wir noch zu dritt waren. Das fällt nun weg, da immer wieder Anfragen hereinkommen, wo denn das Kässeli stünde, verkünden wir hiermit: bis Ende Juni werden wir eine Lösung für den Wunsch präsentieren, uns Geld zu geben.

Ehrenwort, beim Teutates. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht auch eine Million zusammenkriegen würden. Oder doch nicht, denn wir werden niemals betteln oder winseln, und auch niemals mit Entleibung drohen.

Aber wir werden den Weg freimachen, damit der Rubel rollt. Dankeschön.

Die Dumm-Verkaufe

Medien werden vom Staat unterhalten, bezahlt, subventioniert. Kein Problem, sagen die Medien.

Jeder Mitarbeiter von CH Media weiss, dass letztlich der Wanner-Clan das Sagen hat. Jeder Mitarbeiter bei Ringier weiss, wie der Besitzer des Verlags heisst. Wer bei Tamedia in Lohn und Brot steht, kennt den Coninx-Clan und seinen Statthalter Pietro Supino.

Alle Verlagshäuser legen grossen Wert darauf, dass sie völlig unabhängig berichten, nur der Wahrheit und den journalistischen Regeln verpflichtet. Da lachen die Hühner schallend. Und suchen vergeblich nach kritischen Artikeln über Wanners auf CH Media. Selbst wenn der von Beruf Sohn und von Funktion Leiter Radio Florian Wanner sich in der UKW-Debatte lächerlich macht und durch Unkenntnis glänzt, wird darüber natürlich höflich geschwiegen.

Weder über den Aston Martin noch über den Kunst-Spleen von Michael Ringier liest man jemals kritische Artikel. Und solange Frank A. Meyer was zu sagen hat, wird es kein böses Wort über die EU und nur böse Worte über den «Führer aus Herrliberg» und die SVP geben.

Man muss Prioritäten setzen

Bei Tamedia kümmert man sich angelegentlich um korrektes Gendern, Frauenquoten und den Kampf gegen Sexismus. Der Profitwahn Supinos und die Unwilligkeit des Coninx-Clans, in Krisenzeiten mal ins eigene, tiefe Portemonnaie zu greifen, ist eher weniger ein Thema.

Reiner Zufall, habe überhaupt nichts mit den Besitz- und Machtverhältnissen zu tun, wird auf Wunsch geschwurbelt und gesabbert. Reiner Zufall, dass es nicht mal dem Neueinsteiger einfallen würde, mit dem Vorschlag in die Themenkonferenz zu platzen, ob man nicht mal den beim Jubiläums-Jubel «Medien zwischen Geld und Geist» zum 100. des «Tages-Anzeiger» (1993) von Coninx persönliche gestrichenen Beitrag nachreichen sollte.

Ganz allgemein gilt: welche Gehälter in den Chefetagen für welche meist kläglichen Leistungen bezahlt werden, wann wenigstens damit aufgehört wird, Sparmassnahmen, Rausschmisse, Zusammenlegungen und Verödung allgemein als bedeutenden Fortschritt verkaufen zu wollen, das sind Tabuthemen. Dass man damit die verliebenden Leser stinksauer macht, was soll’s. Weniger Abokosten für deutlich geschrumpftes Angebot? Himmels willen, niemals.

Das «Medienpaket» ist auf der Zielgeraden

Nun werden aktuell noch die letzten Differenzen zwischen Stände- Und Nationalrat bezüglich des «Medienpakets» ausgeräumt. Damit ist gemeint, dass die Schweizer Medien geradezu nordkoreanisch in Reih und Glied ausgerichtet werden. Nein, niemand behauptet, jetzt würden dann nur noch Jubelartikel über den so furchtbare geschickten Verhandler Bundesrat hereinbrechen.

Aber die Einzigen, die kein Problem damit haben, vom Staat reichlich mit Steuergeldern beschenkt zu werden – sind die Verleger-Clans. Die für sie schon längst zu Quengelverstärkern denaturierten Begriffe wie Vierte Gewalt, Kontroll- und Wächterfunktion glaubt ihnen doch keiner mehr.

Sie bringen nicht einmal mehr minimale Solidarität untereinander auf. Da werden Werbeallianzen geschmiedet, und wer draussen bleiben muss, stellt sich auf die Zehenspitzen und tobt, als ginge es um sein Leben. Dabei befürchtete Tamedia nur dass Ringier an die grösseren Geldtöpfe mit seiner Admeira gelangen könne. Schlimmer noch: immer öfter wird für Aussenstehende unerfindlicher und unbegreiflicher Konzernjournalismus betrieben.

Konkurrenz wird schon mal niedergemacht

Unvergessen, als ein Tamedia-Redaktor mit passendem Nachnamen über den Südostschweizer Platzhirsch in den dortigen Medialgefilden herfallen wollte/musste/sollte. Dabei hackte er Hanspeter Lebrument dermassen gewalttätig und ohne jede Faktengrundlage zusammen – in bester «Republik»-Manier nur mit anonymen Quellen arbeitend –, dass Tamedia den Artikel in elektronischen Archiven löschte und den ja nur His Master’s Voice spielenden Journalisten dazu verdonnerte, höchstselbst sich bei Lebrument zu entschuldigen.

Weil man sich nichts gönnt, tobt eine der Schlachten über dem Thema Internet. Wer kriegt da was und warum? Um Medienplattformen zu unterstützen, die ohne Zweifel demnächst in chinesische Hände übergehen werden. In wieweit chinesische Investoren bereits sind, so geduldig dem Treiben ausser Kontrolle geratener Journalistinnen zuzuschauen?

Vorher tobt aber noch ein Nahkampf zur Frage: Werden nun Online-Auftritte auch mit Steuergeldern zu geschüttet, und wenn ja, nach welchen Auswahlkriterien.

Nur, was bezahlt werden muss, kriegt Staatskohle

Bislang hält die Linie, dass dort das Füllhorn nur über Angeboten ausgeschüttet wird, die in irgend einer Form Geld dafür verlangen, dass man die magere Leistung sehen darf. Allerdings ist Tamedia mit «20 Minuten» und CH Media mit «watson» unterwegs. Beides News-Schleudern ohne Zahlschranke. Die würden also leer ausgehen. Was überraschenderweise die beiden Verleger-Clans gar nicht lustig finden.

Nebenbei würde das bedeuten, dass auch die deutlich wachsende Plattform «Die Ostschweiz» leer ausginge – ZACKBUM ebenfalls. Hier wäre allerdings Unabhängigkeit mit oder ohne staatliche Subvention garantiert.

Bei den clanbestimmten Verlagen wäre es einfach eine noch verstärkte Abhängigkeit. Denn sie bekommen ja heute schon unter verschiedenen Titeln staatliche Beihilfen. Zwecks Ruinieren der Glaubwürdigkeit.

Pariser Professor ist sehr ungehalten

Es ist halt ein Kreuz mit diesen Politikern. Wahre Geistesriesen wie Thomas Maissen haben ihnen leider nichts zu sagen.

Gekleidet in edlem Zwirn sitzt Maissen in einem edlen Stadtpalais in Paris. Der «renommierte Historiker» ist dort seit 2013 Direktor des Deutschen Historischen Instituts. Eine wunderbare Position, wo er unablässig furchtbar wichtige historische Erkenntnisse schürfen und präsentieren könnte.

Aber leider macht Maissen den Fehler vieler Historiker: weil sie im Nachhinein bei der Geschichtsbetrachtung immer Recht haben – und sich die Betrachteten, weil tot, auch schlecht wehren können – meinen sie, das gebe ihnen besondere Gaben bei der Beurteilung der Aktualität. Maissen ist ein idealtypisches Beispiel, wie sich solch ahistorische Überheblichkeit mit krachenden Fehlanalysen mischen kann.

Vor anderthalb Jahren wurde Maissen in einem längeren Interview zu den Auswirkungen des Mauerfalls im Jahre 1989 befragt; also aus der Perspektive 30 Jahre danach. Aber das ist noch keine historische Dimension, deshalb kamen diese Lachschlager heraus:

  1. «Wäre ich Bundeskanzler gewesen, wäre es noch viel schlimmer gekommen
  2. «Der Fall des Kommunismus hat es möglich gemacht, dass die EU eine gesamteuropäische und fast unumgängliche Integration vorantreibt.»
  3. «Die Schweiz gehört in die EU, um mitwirken zu können, wenn diese Art von Problemen angegangen werden.»

Tja, das sieht «die Schweiz» aber entschieden anders, sogar der Bundesrat wagt es, Maissen zu widersprechen. Das tut er natürlich nicht ungestraft. Denn die Regierung hat es doch gewagt, die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen nach vielen Jahren als sinnlos abzubrechen.

Damit hat sie sich den zürnenden Maissen eingehandelt: «Feige, mutlos, ein grosser Fehler». Maissen turnt sogar in Metaphern herum, mit denen er sich in seiner Zunft eher lächerlich macht. Die Ankündigung letzten Mittwoch sei «eine Abdankung ohne Predigt. Etwas ist gestorben, aber niemand weiss, wie es weitergeht.» Furchtbar, es gibt eine Leiche, aber die Trauergemeinde hat keine Ahnung, was nun kommt. Vielleicht eine Beerdigung, würde die Leiche, Pardon, der Laie sagen, aber damit zeigte er nur, dass er kein studierter Historiker ist.

Souveränität wird schwer überschätzt

Maissen ist noch nicht fertig mit seinem Bundesrat-Hauen: «Das ist kein Zeichen eines neu erworbenen Selbstbewusstseins, sondern von Verzagtheit.» Der Entscheid sei eine «neue Phase dieses Durchwurstelns».

Aber er kann auch gründeln, aus reicher historischer Erfahrung schöpfen und verkünden:

«Die Existenz der Schweiz hängt nicht von der Souveränität ab, denn diese ist nicht etwas Zeitloses, sondern vielmehr ein völkerrechtliches Ordnungsinstrument

Ein solcher Satz ist selbst für studierte Historiker wie mich schwer zu verstehen. Vielleicht muss man dafür in einem hübschen Stadtpalais in Paris sitzen.

Oder Napoleon zum Gründer der modernen Schweiz ausrufen.

Napoleon: grosser Sarkophag für kleinen Kaiser.

Hat uns Maissen noch mehr mitzugeben? Klar, wenn man ihn quatschen lässt, ohne ihm zu widersprechen, sprudeln weitere Sottisen nur so aus ihm heraus: ««Diktat aus Brüssel» ist eine Floskel.» Hm, dass das eine Floskel sei, ist selber eine. Da sind wir aber heillos in tiefen erkenntnistheoretischen Redundanzen gefangen, die man möglicherweise mit Luhmann oder aber mit Poststrukturalismus in weitere Räume der Erkenntnis führen könnte, um es mal ganz einfach auszudrücken.

Maissen kann’s aber noch einfacher: «Die Regierung ist schnell eingeknickt, weil sie gemerkt hat, dass die SVP und die Gewerkschaften gegen diesen von der Regierung fair ausgehandelten Vertrag sind

So spricht der Historiker, urteilt in den Mantel der Geschichte gehüllt, dass das ein «fair ausgehandelter Vertrag» war. Also mal wieder Populisten von rechts und links eine sinnvolle Regierungspolitik kaputt gemacht haben.

Wieso hört denn keiner auf Maissen?

So geht’s halt, wenn mal wieder niemand auf Maissen hört, der doch unermüdlich und immer wieder sagt, dass die Schweiz in die EU gehöre. Aber, dammisiech, was für einen Professor fraglos klar ist, das sehen halt blöde Parteien, Interessensvertreter und sogar der Bundesrat nicht ein.

Immerhin, nach bösen Erfahrungen mit Unkenrufen und Schweizuntergängen nach dem gescheiterten EWR-Beitritt 1992, hält sich Maissen deutlich zurück bei der Frage, ob das gescheiterte Rahmenabkommen nun den sofortigen oder erst den aufgeschobenen Exitus der Schweiz bedeutet.

Aber, auch Historiker können pessimistisch in die Zukunft schauen, das mit dem EU-Beitritt sei nun wirklich eine Weile vom Tisch. Ausser, was er aber der Schweiz nicht wünsche, eine Notlage oder Bedrohung würde doch noch zu einem Umdenken führen.

 

ZACKBUM findet, dass sich Maissen doch gerne weiter mit Napoleon oder mit Ereignissen befassen sollte, die schon so lange zurückliegen, dass sie eine Begegnung mit diesem Historiker unbeschadet überstehen. Aber Gegenwart und gar Zukunft, das ist halt nicht sein Beritt.

 

Totalflop «Play Suisse»

SRG hat ein Streamingangebot. Nur: kein Schwein schaut. Aber wir sind beim Gebühren-TV.

Das kann sich nur ein Staatssender leisten. Pardon, ein Gebührensender mit Auftrag des Service Public. Gratis, versteht sich, oberhalb der Zwangsgebühren. Und auf allen Kanälen, sowie modern und vorne dabei.

Deshalb gibt es seit einem halben Jahr «Play Suisse». Ein Totalflop, der von jedem Sender, der etwas auf die Kohle achten müsste, schon längst eingestampft worden wäre. Mal ein paar Zahlen, um die Relationen zu wahren:

Nummer zwei im Streaming-Angebot in der Schweiz ist Netflix. 1,8 Millionen zahlende Nutzer. YouTube hat 5,5 Millionen. Und «Play Suisse» hat 260’000 Gäste mit Login. Gratis natürlich, als Bestandteil des «service public» der SRG. Ach, was «Play Suisse» eigentlich ist?

«Die neue Streaming-Plattform der Schweiz. Hier finden Sie die  besten Schweizer Filme – ohne zusätzliche Kosten.» Alles ausgewählt, kuratiert, «alles, was Sie dafür benötigen, ist ein Login. Entdecken Sie eine neue Art des Fernsehens.»

Die neue Art des Fernsehens ist bei näherer Betrachtung alt

Neu? Selten so gelacht. Schon beim Login hat sich SRG verstolpert. Denn die Informationen wandern schnurstracks in die USA mit ihren lausigen Datenschutzgesetzen. Weil die SRG zu schmürzelig war, eine eigene Software zu entwickeln – oder in der Schweiz einzukaufen. Lieber eine Bude im Portefeuille von Microschrott.

ZACKBUM hat diesen Skandal aufgedeckt – aber keinen interessiert es. Dabei lohnt sich die Lektüre des Kleingedruckten: «Wir geben Personendaten auch an Dritte beziehungsweise Auftragsbearbeiter weiter, die ihren Sitz nicht in der Schweiz und in Nicht-EU/EWR-Ländern haben.»

Ausser, natürlich, der Nutzer protestiert dagegen. Aber wie soll er das tun, wenn er keine Ahnung hat, was mit seinen Daten passiert? Immerhin, die gute Nachricht ist: die Anzahl Nutzer mit Login ist überschaubar. Sehr überschaubar.

Wer kam denn auf diese tolle Idee? Die «Medienwoche» kolportiert das so: Generaldirektor Gilles Marchand habe eines Tages einen Einfall gehabt: «Ich war überzeugt, dass die Schweiz eine Plattform braucht, die einheimische Serien, Filme und Dokumentationen aus allen Landesteilen an einem Ort vereint».

Wer ist an einem Ort vereint?

Nun, gönnen wir Marchand diese Legende, er hat’s ja auch nicht leicht zurzeit. Da braucht er jedes Erfolgserlebnis. Nur: woher nehmen – und nicht stehlen? Ursprünglich war geplant, diese Plattform zusmmen mit privaten Anbietern aufzubauen. In erster Linie wäre da der Wanner-Clan (CH Media) mit seinen zusammengekauften TV- und Radiostationen in Frage gekommen.

Nur: man konnte sich nicht einigen, damit verabschiedete sich doch ein gröberes Stück der landesweiten Plattform. Denn die 3-Plus-Gruppe überflügelt inzwischen gelegentlich sogar die Einschaltquoten von SRF. «Ein Streaming-Portal zu etablieren, auf das niemand gewartet hat, schafft man nur mit einer gewissen Wasserverdrängung», meint Nick Lüthi in der «Medienwoche» richtig. In den sechs Monaten seiner Existenz verdoppelte Netflix die Zahl seiner zahlenden Gäste. Allerdings auf einem ganz anderen Niveau. Platzhirsch SRG hat rund 4,3 Millionen Unique Users pro Jahr.

Eine lachhaft kleine Zahl. Kaum einer kennt «Play Suisse». Das liegt auch an der grossartigen Idee, diese Streamingplattform nicht in die vorhandenen Internet-Auftritte der SRG einzubinden. Auf der anderen Seite, wenn schon, denn schon, werkeln ganze 17 Vollzeitstellen für ein Angebot, bei dem gilt: kein Schwein schaut.

Zusammenfassung: ein Desaster

Wir fassen zusammen: lausig- fahrlässiger Umgang mit Datenschutz der User. Nischenangebot, kaum einer kennt’s. Aber immerhin gratis, wenn man nichts dagegen hat, dass seine Daten im Netz herumschwirren.

Schön für SRG, dass Wertschöpfung oder Ertrag nun wirklich etwas für private Anbieter ist. Das kann man bei Einnahmen pro Kopf der Schweizer Wohnbevölkerung von 365 Franken im Jahr durchaus verstehen. Wir reden hier von grösseren Beträgen, die schlichtweg verwaltet, verröstet, in langweiliges Sendungsbewusstsein umgemünzt werden.

Aber mal Hand aufs Herz: nur weil der Generaldirektor mal eine Idee hatte, wofür man ihm ja gratulieren möchte, bei dem Gehalt? Für mehr als eine halbe Million im Jahr (mehr als ein Bundesrat) sollte das ab und zu drinliegen. Andererseits: wenn die Idee halt ein Totalflop ist, wieso dann dran festhalten?

Halbe Kiste, aber kein Geld für den Coiffeur?

Ach so, weil’s doch keine Rolle spielt. Wenn die Kostenstellennummern vergeben sind, läuft halt sowas wie geschmiert. Und läuft und läuft und läuft. Steht einsam und alleine im Netz rum, hält immerhin eine Schar von Medienschaffenden in Lohn und Brot. Könnte man auch einfach abschalten, und kaum einem würde es auffallen. Aber wieso auch, der zwangsweise bespasste Gast zahlt doch sowieso.

«Play Suisse»? Wer sucht das? Ohne Lupe?

Ach, und obwohl auch die SRG letztes Jahr einen Millionenverlust einfuhr, ist das doch kein Grund, die happigen Saläre der Teppichetage etwas niedriger zu legen. Ebenfalls ist es kein Grund, an den angeblich «leistungsabhängigen» Lohnkomponenten was zu schräubeln. Wer sich mal an eine halbe Kiste gewöhnt hat, dem würde es schwer fallen, sich mit weniger zufriedengeben zu müssen.

 

Zwei «Radioexperten» im Interview

Tamedia kommt seiner Berichterstatterpflicht nach. Aber oberlausig.

Man sollte alle Seiten zu Wort kommen lassen. Gutes journalistisches Prinzip. Dafür sollte einer sorgen, der sich mit dem Thema bereits auskennt. Gutes journalistisches Prinzip. Offenbar hat bei Tamedia Sandro Benini das Dossier UKW gefasst.

Er startete auch ziemlich fulmimant in diese Thematik, indem er ein durchaus ausgewogenes Stück vorlegte, um dem Leser die verschiedenen Positionen in der UKW-Debatte näherzubringen. Also eigentlich gibt es da nur zwei. Diejenigen, die für eine Abschaltung der UKW-Ausstrahlung in der Schweiz sind – und diejenigen, die dagegen sind.

Also eigentlich alle dafür – und einer dagegen. Das ist aber nicht irgendwer, sondern Roger Schawinski. Der hat nach nur kurzer Zeit ein Etappenziel erreicht. Überhebliche Häme gegen ihn ist weitgehend verstummt. Die Zeiten von «nostalgischer alter Mann, der am liebsten Faxe liest und im letzten Jahrhundert steckengeblieben ist», die sind vorbei. Auch die Zeiten von «will’s halt noch mal wissen, so mit 75».

Inzwischen hat die von ihm lancierte Petition – ohne dass er gross die Werbetrommel gerührt hätte – schon über 35’000 Unterschriften erreicht. Politiker, immer gerne dabei, wenn man auf einen fahrenden Zug aufspringen kann, schauen nicht mehr zu, sondern lancieren ihrerseits parlamentarische Vorstösse, um die geplante Abschaltung der UKW-Übertragung zu stoppen.

Schawinski diskutiert mit jedem – hier mit Nick Lüthi im «Talk täglich».

Neben einigen Argumenten und seiner Energie hat Schawinski noch einen weiteren Vorteil. Er kämpft mit offenem Visier – und stellt sich jeder Diskussion. Natürlich lud er sofort Benini in seinen «Doppelpunkt» ein, danach den wohl kompetentesten Befürworter von DAB+. So entsteht Meinungsbildung, offene Debatte, Schlagabtausch, fair und direkt.

Natürlich null repräsentativ, aber das war dann das Ergebnis der üblichen Zuschauerumfrage von «Tag täglich»:

Ein wenig kläglich für die Befürworter.

Aber die anderen sehen das anders

Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um bedauernd festzustellen, dass das bei Tamedia nicht genauso gesehen wird. CH Media, nach einem sehr verunglückten Auftritt des Wanner-Sprösslings, der für das zusammengekaufte Privatradio-Imperium – noch – zuständig ist, gibt man dort Ruhe und leckt sich die Wunden.

Aber Benini kam sicherlich von selbst auf die Idee, ein Doppelinterview mit diesem Titel zu machen: «Nichts spricht für UKW», und «so kontern Schawinskis Gegner». Ein Konter hat immer dann gute Erfolgsaussichten, wenn der Gegner sich nicht wehren kann. Weil er nicht gefragt wird. Hilfreich ist auch, wenn der Interviewer mehr Stichwortgeber als zumindest Kontrahent ist. Und schliesslich hilft es auch, wenn Herkunft, Interessensbindungen und Abhängigkeiten der beiden «Radioexperten», die immerhin eine Seite eingeräumt bekommen, nur verschwommen offengelegt werden.

Der eine «Experte» ist Iso Rechsteiner. Dem Leser vorgestellt als «ehemaliger SRG-Kommunikationschef und heute in der Radiobranche als Berater und Koordinator tätig». Nun ja, dem Leser hätte vielleicht geholfen, wenn man seine Position als Partner der PR-Bude «Kommunikationsplan» erwähnt hätte. Zu deren Kunden gehören, neben dem BAG zum Beispiel, auch SRG und SRF. Aber das tut Rechsteiners Objektivität und Kompetenz als «Radioexperte» keinen Abbruch. Sicher weiss er, wie er bei einem Radioapparat den Ein/Aus-Schalter bedienen kann.

ZACKBUM hat die verschiedenen Rollen Rechsteiners bereits beleuchtet: «Das Geschäftsmodell Iso Rechsteiner».  Dazu gehört auch, dass er immer zur Stelle ist, wenn es darum geht, ein Problem kommunikativ zu vergrössern. Wie bei der Affäre um die Mobbingvorwürfe am Bundesstrafgericht in Bellinzona. Da war ein «Kommunikationsberater» zu Gange, dessen Namen zunächst ums Verrecken nicht herausgerückt werden sollte. Denn Iso Rechsteiner, so der Name, war bereits von der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft mandatiert. Und beides zusammen geht nicht. Genau, meinte Rechsteiner, gleichzeitig mache er da nix. Aber am Vormittag das eine, am Nachmittag das andere, wieso nicht.

Zwei völlig objektive Radioexperten kommen zu Wort

Also dieser «Radioexperte» ist in erster Linie Meinungsbüttel, Mietmaul, dabei nicht mal sonderlich erfolgreich. Der zweite «Radioexperte» ist Jürg Bachmann. In wahren Leben ist er Präsident von KS, des ältesten Verbandes der Werbebranche der Schweiz. Und auch schon seit 15 Jahren Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Das macht ihn sicherlich ein wenig zum «Radioexperten». Aber in erster Linie zum parteiischen Vertreter dieses Verbandes, der bekanntlich sich seine Zustimmung zur Abschaltung der UKW-Stationen mit einer stillschweigenden Vergabe und Verlängerung der Radiolizenzen erkaufen liess.

Wie er allerdings ohne rot zu werden im Interview sagen kann:

«Wir haben es hier mit einem frei getroffenen unternehmerischen Entscheid der Radiobranche zu tun»,

das ist mindestens so erstaunlich wie dass es ihm Benini durchgehen lässt. Denn der Entscheid war weder frei, noch unternehmerisch. Er war schlichtweg eine arschkalte Interessensabwägung. Und da weder Rechsteiner noch Bachmann ein besonders emotionale Verhältnis zum Radiomachen haben, waren und sind ihnen alle andere Implikationen völlig egal.

Die guten alten Zeiten …

Deshalb versuchen sie auch, wie alle anderen Gegner von Schawinski, ihn als nostalgischen, emotionalen, aus der Zeit gefallenen Berserker auf Egotrip zu diskreditieren. Aber unabhängig davon, ob er recht hat oder nicht, ob man seine Art mag oder nicht: in den heutigen Zeiten der emotionslosen, verantwortungslosen, nur profitgesteuerten grauen Mäusen in Nadelstreifen ist Schawinski schon alleine deswegen ein Lichtblick, weil er mit Herzblut Radiomacher war und ist.

Daher ist es überhaupt nicht ausgemacht, wie alle Gegner nicht müde werden zu betonen, dass dieser Entscheid so stehenbleibt. Was den grauen Mäusen – das ist ja das wirklich Aschgraue – völlig egal wäre. Wenn nicht so, dann halt anders, solange Subventionen sprudeln und die Einnahmen stimmen, würden die auch wieder auf Mittelwelle senden.

So wurde damals UKW gehört …