«Weltwoche» revisted

Das ist Englisch für: wir beckmessern sie.

Da ZACKBUM-Redaktor René Zeyer auch zwei kleine Beiträge in der aktuellen WeWo hat, kann man unserer Medienkritik eine brutalstmögliche Objektivität nicht absprechen. Um da Missverständnisse zu vermeiden, nehmen wir sie von dieser Blattkritik aus.

Ausser: Dass sich die «Weltwoche» in den eigenen Spalten die Kappe waschen lässt (wer den Beitrag sucht, er ist auf S. 45), weil sie im Fall Seipel versagte, ist in der Schweizer, ach was, deutschsprachigen Presselandschaft einmalig.

Aber zur Sache. Als Titelstory eine launige Kolumne von Oskar Lafontaine, der schon länger wie weiland Statler und Waldorf bei der Muppetshow von der Loge aus giftige Bemerkungen in alle Richtungen streut – na ja. Muss wohl recht alternativlos gewesen sein. Vielleicht war man noch versucht, die «Selenskyj-Festspiele» als Cover zu nehmen, liess es aber dann doch.

Es ist natürlich auch in der Wiederholungsschleife richtig, dass ein Friedensgipfel in der neutralen Schweiz keinen Sinn macht. Erstens ist die Schweiz mit der Befolgung aller US- und EU-Sanktionen nicht neutral, zweitens macht ein solcher Gipfel ohne Russland keinen Sinn, und drittens sind die Maximalforderungen der Ukraine als Gesprächsgrundlage dermassen absurd, dass darüber nicht gesprochen werden kann.

Das Inhaltsverzeichnis, wenn man diesen Ordnungsruf einwerfen darf, sollte dem Leser die Möglichkeit geben, einzelne Artikel zu finden – und ihn nicht in die Irre führen.

Dass die WeWo dem Schaumschläger Marc Friedrich Gelegenheit gibt, sein neustes Buch zu promoten, spricht nicht gerade für eine funktionierende Qualitätskontrolle. Super hingegen mal wieder Peter Rothenbühler, der als bilingue Bakom-Chef Bernard Maissen anrempelt.

Die ewigen Lobeshymnen von Amy Holmes «Trump holt aus zur Revanche» haben langsam den Charme der Verlesung des Wetterbereichts von gestern. Man kennt den Inhalt und gähnt höchstens gelangweilt.

Nun kommen wir zu einer Reihe von bedauerlichen Platzverschwendungen im Blatt. Sie fängt mit der «Weisheit des Herzens» von Michael Bahnerth an. Schwulstgeschwurbel, höchst nervig. Julie Burchill, die das Thema «Frauen» repräsentieren soll, sucht auch immer krampfhafter nach Themen und den persönlichen Aspekt bei der Person, an der sie sich abarbeitet. Duftmarke: «Mit Jodie Foster habe ich nie etwas anfangen können», aber dann füllt sie doch eine Seite über sie. Zeitgeist-Schönschreiber Pascal Morché (wer ein solches Pseudonym verwendet, gehört sowieso disqualifiziert), schreibt über seinen Köter. Himmels willen. Dann Anabel Schunke. Sie widmet sich der Frage, ob der Mann beim ersten Date zahlen solle. Ihre Antwort ist ja. Womit eigentlich der Inhalt der Seite vollständig wiedergegeben wäre.

«Körzis Hollywood», ach ja, «Pratt Pitt sagte mir mal», auch das ist so von gestern. Dann Tom Kummer. Dazu können wir nichts sagen, weil wir prinzipiell keine Texte von mehrfach überführten Schwindlern und Fälschern lesen. Und schliesslich Tamara Wernli, zu der wir nichts sagen können, was nicht sofort als frauenfeindlich, sexistisch und diskriminierend verurteilt würde. Denn Männer stecken mehr weg als Frauen, gähnschnarch.

Vier Seiten über das Liebesleben von Stefan Wimmer. Da fragt man sich schon, welche verbotenen Substanzen der Redaktor zu sich genommen hat, der das ins Blatt hob. Und ob die ganze Redaktion inklusive Roger Köppel im Vollsuff war, als sie das abnickte.

«Literatur und Kunst» mag ZACKBUM dermassen, dass wir uns nicht in der Lage fühlen, hier zu beckmessern. Höchstens: dass die Schweinerei, dass ein Psychiater über seine Gespräche mit einem Patienten unter Bruch des Arztgeheimnisses plaudert, nicht aufs schärfste verurteilt wird, ist ein kleiner Fleck auf der weissen Weste.

Ob es sinnvoll ist, Alberto Venzago beim Ausräumen seines Fotoarchivs zu helfen, wir wagen kein Urteil. Die «Zeitzeichen» von David Schärer, «Ende des Mittelmasses»; schön wär’s. Zwei Seiten «wer war adabei», hoffentlich hilft das bei der Akquisition von Inseraten.

Kassensturz: 18 wertvolle Seiten von 82 sinnlos verschwendet. Da hilft auch kein gemurmeltes «Heftmischung, wir brauchen auch leichte Themen, Sex ist immer gut, Frauenstimmen, Blabla». Das Blatt würde noch besser, wenn man hier klare Schnitte ansetzte.

Denn eigentlich alles, was hier nicht erwähnt wurde, ist durchaus lesenswert.

6 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Ich vermisse in der WeWo Aufklärung; warum hat der Köppel die Haare gefärbt? Will er aussehen wie Mörgeli oder wie ein Occasionsautohändler aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts?

    Antworten

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