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Köppel, völlig losgelöst

Ermüdend, erheiternd, ärgerlich. Der Trump-Fanboy.

«Trumps Politik ist eine Schule des Realismus. Von Trump lernen heisst, siegen lernen

Darauf muss man erst mal kommen. Darauf kommt Roger Köppel, völlig losgelöst von der Erde, weil er die kleineren Superlative alle schon verbraucht hat. Hier stellt er noch «Freiheitskämpfer und Freisinniger» dazu. Und sülzt den Irrwisch im Weissen Haus hoch, der sei ein «moderner Konservativer, ein Rechter, der keine Angst hat, die weltweit stärkste, unbeugsamste Gegenkraft zur Linken».

Das Gegenteil ist richtig. Mit seiner Amokpolitik stärkt Trump die Linke weltweit und gibt ihr einen ungeahnten Auftrieb.

Besonders absurd wird Köppel auf seinem ureigensten Gebiet, indem er vom Prozesshansel Trump behauptet: «Er ist ein bis ins Überspannte glaubwürdiger Verfechter der freien Rede und der ungefilterten Meinungsäusserung.» Man kann Trump nun vieles vorwerfen, aber das sicher nicht. Der zutiefst verletzte Narzisst verfolgt gnadenlos jede kritische Äusserung über ihn, findet sogar noch Zeit, sich über ein seiner Meinung nach unvorteilhaftes Porträt in einem Provinzparlament zu beschweren. Daneben verfolgt er diverse Presseorgane mit teuren Schadenersatzforderungen, um ihnen hohe Kosten zu verursachen.

In welch absurder Scheinwelt Trump lebt, beweist eine kleine Episode. So behauptet der Präsident doch steif und fest, auf den Fingern eines zu Unrecht Ausgeschafften seien die Zeichen MS 13 tätowiert, der Beweis, dass es sich um ein Gangmitglied handle. Den verzweifelten Versuchen eines Interviewers, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass das blühender Unsinn (ab Minute 8.15) ist, widersteht Trump mannhaft. Ein Präsident als Opfer seiner eigenen Fake News, das ist beängstigend.

Auch die Wirklichkeit ausserhalb Köppels Scheinwelt sieht insgesamt ein wenig anders aus. In nur 100 Tagen hat Trump das Image der USA als verlässlicher Verbündeter auf Jahre hinweg schwer beschädigt. Er hat eine Reihe von Absurdideen ernsthaft präsentiert, so die bewaffnete Annexion von Grönland, des Panamakanals und die Eingemeindung von Kanada. Dort hat das «stabile Genie» (Eigeneinschätzung) dafür gesorgt, dass der Kandidat die Wahlen gewonnen hat, der sich am deutlichsten von Trump distanzierte. Grossartiger Fehlschlag.

Dass sich Trump mit lächerlich berechneten Zöllen – auch für Pinguine – unsterblich blamiert hat, fällt Köppel auch nicht auf. Dass die «Gegenkraft zur Linken» dann nach Druck von Lobbygruppen einknickte und die Zölle zurücknahm, durchlöcherte, so viele Ausnahmen deklarierte, dass kein Mensch mehr drauskommt, das ist nicht die Politik eines Strategen, sondern eines Kurzstreckenläufers, der im Minutentakt Furzideen hat – und sie sofort umsetzt.

Ein Wackelpudding ist eine stabile Sache im Vergleich zum von Trump angerichteten Chaos in der Weltwirtschaft. Stabile Rahmenbedingungen, Handlungssicherheit, Verlässlichkeit, keine Änderung der Spielregeln während des Spiels, darauf beruht eine gesunde Wirtschaft.

All das hat Trump ins Gegenteil verkehrt, und selbst seine Schönschwätzer müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA den höchsten Preis dafür zahlen. Sie biegen bei steigenden Preisen in eine Rezession ein. Seine Schnapsidee, dass er so die USA reindustrialisieren könnte, die glaubt ihm nicht mal der Kern seiner Anhänger. Auch Köppel ist zu clever, um das Thema auch nur zu erwähnen.

Unfreiwillig komisch ist aber dieser Köppel-Satz: «Als Unternehmer weiss er, wie schwer es ist, Geld zu verdienen.» Allerdings, deshalb ist das Trump auch im Verlauf seiner langen Tätigkeit allzu häufig nicht gelungen. Er hat Flop auf Flop gelegt, sich immer wieder in letzter Minute Geld geborgt, um das nächste Desaster zu überstehen. Das einzig Verblüffende an Trump ist, dass er all das überstanden hat, ohne mal wirklich und vollständig Pleite zu gehen.

Jetzt aber, als Präsident, hat er zum grössten Raubzug aller Zeiten angesetzt, am «helllichten Tag», wie die «Financial Times» richtig konstatiert. Und mit kriminellen Methoden, die zur Selbstbereicherung, zur Bereicherung seines Clans und seiner Kamarilla dienen.

Gleichzeitig tut Trump alles, um die Macht zu schwächen, die ihm allenfalls noch gefährlich werden könnte: die Justiz. Denn aus leidvoller Erfahrung weiss er, dass er nicht mit allem davonkommt. Selbst bei einer Schweigegeldzahlung an einen Pornostar stellte er sich so ungeschickt an, dass daraus ein Strafverfahren entstand.

Köppel konstatiert Ähnlichkeiten zwischen Trump und Putin. Dabei lässt er aber einen ähnlich gestrickten Charakter aus: sich selbst. Auch Köppel hat das Problem, dass er ohne Checks and Balances herrscht in seinem Blatt. Wenn er zum Griffel greift und die Titelgeschichte selber schreibt, dann gibt es keinen, der ihm Einhalt dabei gebieten kann, sich aus einer ernsthaften Debatte über das Thema Trump zu entfernen.

Denn das Schlimmste, was einem nach Aufmerksamkeit heischenden Journalisten passieren kann, ist Köppel widerfahren: man kann ihn bei diesem Thema nicht mehr ernst nehmen. Und nur gute Besserung wünschen.

 

«Die küssen meinen Arsch»

Aber wer möchte schon wirklich Donald Trumps Arsch küssen?

Die Welt muss zur Kenntnis nehmen: der mächtigste Mann der Welt ist ein Soziopath, ein schwer gestörter Narzisst, ein unkontrollierbarer Irrer.

«Ich sage Ihnen, diese Länder rufen uns an und küssen mir den Arsch. Sie brennen darauf, ein Abkommen zu schliessen.» Dann imitiert der US-Präsident Donald Trump angebliche Anrufer: «Bitte, Sir, machen Sie einen Deal.» Oder: «Ich werde alles tun, Sir.»

Erschreckend, ein Vollirrer. Wie würdelos, wie peinlich. Nur noch Roger Köppel bleibt sich und seinem Irrtum treu: «Trump: Befreier des unfreien Freihandels.»

104 Prozent Zoll auf chinesische Importe? China doppelt nach: 84 Prozent Zoll auf Importe aus den USA. Hat es jemals in der Geschichte Sinn gemacht, Zollschranken hochzuziehen? Handelskriege anzuzetteln? Wer profitiert denn davon? Wieso laufen Elon Musk und viele andere Unternehmer Sturm dagegen?

Weil Zölle das Ausüben eines staatlichen Gewaltmonopols sind. Und die Fassade aufrecht erhalten, dass in den USA Entscheide nach rechtsstaatlichen Prinzipen gefällt werden.

Offenbar hört Trump auf den ökonomischem Voodoo-Priester Peter Navarro. Der wiederum nimmt in seinen Büchern, in denen er Zölle als Allerheilmittel preist, Bezug auf einen angeblichen Wirtschaftsexperten namens Ron Vara. «Reiten Sie mit Zöllen zum Sieg», soll dieser Vara gesagt haben, und Trump hört auf die Einflüsterungen von Navarro, der ihn seit Jahren als Berater begleitet.

Nur: Vara gibt es gar nicht, es ist eine fiktive Person, wie Navarro schon selbst zugegeben hat.

Muss man sich mal vorstellen, kann man kaum: Der US-Präsident bedient sich nicht nur einer Fäkaliensprache, er hört zudem auf die Ratschläge eines Irrwisch, der erfundene Personen (Ron Vara ist ein Anagramm von Navarro) sprechen lässt.

Schon Adolf Hitler, der Vergleich liegt leider auf der Hand, hörte auf die Einflüsterungen eines Erik Jan Hanussen, der allerdings ein unschönes Ende nahm.

Dass mehr als 100 Prozent Zoll auf chinesische Importe keinen anderen Sinn als keinen haben sollte, ist für jeden vernünftigen Menschen klar. Dass Zölle Handelsbilanzdefizite heilen könnten, ist reine Voodoo-Ökonomie, die ausserhalb der Fanblase von Trump niemand ernst nehmen kann.

Seine ewigen Beteuerungen, dass so viele Länder (oder sogar Pinguine) die USA ganz schlecht behandelt haben sollen, ist das irre Gerede eines Amoks, der unbeirrt an einem Irrweg festhält, der die Weltwirtschaft ins Chaos stürzt – und der die USA in erster Linie schädigt.

Denn nirgendwo sind die Börsen dermassen runtergekracht, nirgendwo ist die ganze Industrie dermassen abhängig von der Zulieferung aus dem Ausland. Und wie soll eine US-Bude weiterhin ihre Produkte herstellen und zu verträglichen Preisen verkaufen, wenn ihre Zulieferer absurde Zollschranken zu überwinden haben?

Mit seiner kleinen Rede vor ausgewählten Republikanern hat sich Trump entlarvt. Das obszöne Vokabular eines New Yorker Immobilienhais, der nach so vielen sein krankes, narzisstisches Ego beschädigenden Niederlagen endlich als Präsident der USA den grossen Reibach machen kann, das ist sicherlich der Tiefpunkt der Geschichte der Präsidenten der USA.

Man will sich nicht vorstellen, welche Profite seine Kamarilla eingefahren hat, die von seiner Zollankündigung wusste und mit Leerverkäufen sich dumm und dämlich verdiente. Es ist zu hoffen, dass sich einige dabei so bescheuert anstellten, dass man ihnen auf die Schliche kommen wird.

Es gibt immer Traumtänzer und Schönschwätzer, die auch die absurdeste Massnahme Trumps, sein unwürdigstes Verhalten umdeuten und ihn als angeblichen «Retter des Freihandels» preisen, dabei ist er sein Totengräber, der die US-Mittelschicht ihrem Verderben ausliefert.

Andere keifen «Faschist» und Neo- oder Postfaschismus, obwohl Trump keine Ahnung hat, was das eigentlich sein soll. Vor allem unterscheidet ihn vom Faschismus, dass er keine Ethnie als Schuldige für allfällige Probleme der USA stigmatisiert.

Das alles sind nur hilflose Versuche von Flachdenkern, mit einer neuen Qualität der US-Politik zu Rande zu kommen. Die Augen vor einer offenkundigen Tatsache zu verschliessen: Der 47. Präsident der USA ist psychisch krank.

Wer sich öffentlich mit der Bemerkung, «die küssen meinen Arsch» darin suhlt, dass andere Regierungschefs versuchen, ihn davon abzuhalten, seine absurde Zollpolitik zum Nachteil von allen umzusetzen, der ist ein Fall für die Psychiatrie.

Wer sein Regierungsamt nur dazu benützen will, sich und seinen Clan obszön zu bereichern, ist charakterlich für das Amt nicht geeignet.

Wer unablässig Fake News produziert und sie durch andere ersetzt und niemals sich darauf behaften lässt, was er erst gestern verzapfte («Deutschland nimmt ein Kohlekraftwerk nach dem anderen in Betrieb»), ist eine Gefahr für sich und für alle.

So erbärmlich sein Verhalten ist, so erbärmlich ist die Reaktion der Opposition in den USA. Und so erbärmlich ist die Reaktion der Mainstreammedien und der Regierungen in Europa. Inklusive Schweiz.

Was sind das für Amateure im Bundesrat, im Seco und im diplomatischen Chor, die meinten, ein paar freundliche Bemerkungen Trumps über die Schweiz böten Anlass zur Hoffnung, dass er besonders nett zur Alpenrepublik sei. Anstatt zur Kenntnis zu nehmen, dass ihn selbst sein eigenes Geschwätz schon dann nicht mehr interessiert, nachdem er es geäussert hat.

Trump verspricht den USA goldene Zeiten, wie das alle Möchtegern-Autokraten tun. Aber nicht einmal er kann wirtschaftliche Realitäten umlügen. Die Auswirkungen seiner verantwortungslosen Zollpolitik werden in den USA sehr schnell spürbar sein, auch ausserhalb der Börse. Man darf gespannt sein, wem er die Schuld für sein eigenes Versagen in die Schuhe schieben wird.

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Der Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Tri, tra, Trump

Drei Arten, wie man den US-Präsidenten sehen kann.

Für eine Minderheit der westlichen Medien ist Donald Trump ein «Mann des Friedens» («Weltwoche»), der überlegt Zug um Zug genau das macht, wofür er angetreten ist und weswegen er gewählt wurde. Mit dem Zollknüppel bringt er aufmüpfige ausländische Regierungen zur Räson, freche Richter, die seine Entscheidungen bezweifeln, ignoriert er einfach.

In direkten Verhandlungen mit Putin wird er bald einen Frieden in der Ukraine hergestellt haben, seine Verbündeten zwingt er, endlich ihren Anteil an gemeinsamen Militärausgaben zu übernehmen. Und schliesslich wird dann mal Kanada der 51. Bundesstaat, der Panamakanal kehrt heim, Grönland wird Teil der USA, der Gazastreifen zur neuen Riviera.

Und als krönenden Abschluss bekommt Trump wohlverdient den Friedensnobelpreis.

Für andere ist Trump der neue Gottseibeiuns. «Die USA hören gerade auf, eine Demokratie zu sein», «Columbia-Universität knickt vor Trump ein», «Trump findet Tesla Vandalismus schlimmer als Capitolsturm», «Trumps Showdown mit der Justiz». Diese sehr unvollständige Auswahl von «Spiegel»-Titeln steht stellvertretend für das unablässige, repetitive Geschimpfe in allen Mainstreammedien über Trump. Begriffe wie «Faschist» wurden bereits so inflationär verwendet, dass man von weiterem Gebrauch absieht. Spätpubertierer wie der SP-Co-Präsident Cédric Wermuth müssen schon zum Äussersten greifen und «fuck you, Mr. President» rülpsen, wollen sie noch etwas Aufmerksamkeit erzielen.

Und als krönender Abschluss landet Trump dann doch noch hinter Gittern.

Beide Sichtweisen sind banal fatal, blöd, unergiebig, bedienen einfach das Leseklientel der jeweiligen Organe. Niemals könnte in der Gesinnungssauce von Tamedia, CH Media oder in der «Blick»-Familie ein Artikel erscheinen, der irgend eine Entscheidung oder Handlung Trumps auch nur ansatzweise loben würde. In der WeWo ist immerhin gelegentliche Kritik am neusten Vaterersatz für Roger Köppel möglich.

Wenn Wendehals Daniel Ryser etwas gegen den Stachel löckt und in der WeWo ein Gespräch mit dem Bürgerrechtsanwalt und Gegenspieler Trumps, mit Ben Wizner bringt, dann keifen die wenigen Kommentatoren («wollen Sie mich zwingen, mein WeWo-Abo zu kündigen») los. Sie machen damit sichtbar, wie hermetisch abgeschlossen sie in ihrer Gesinnungsblase vor sich hinfaulen. Bei den Mainstream-Medien ist es genau so, nur machen die solche Tests nicht.

Dass Trump ein Krimineller ist, der den grössten Selbstbereicherungs-Raubzug aller Zeiten durchzieht und die US-Demokratie durch einen kompetitiven Autoritarismus ersetzen will, ist näher an der Realität.

Immerhin fragt sich einer sogar beim «Spiegel», ob nicht der Woke-Wahnsinn und die intensive Beschäftigung mit Genderfragen, die Einrichtung von Safe Rooms und die völlige Beweisumkehr bei Diskriminierungsvorwürfen nicht einen gewichtigen Beitrag zum Wahlsieg Trumps geleistet haben.

Das ist natürlich so, denn es gab ja anderthalb Gegenkandidaten einer demokratischen Partei, die völlig von der Rolle ist.

Wie die Medien. Denn deren Aufgabe wäre es eigentlich, ihren Konsumenten zu erklären, wieso genau eine Mehrheit der US-Stimmbürger sich für das gelbe Monster entschieden hat. Wieso grosse Teile der US-Bevölkerung seine Handlungen immer noch toll finden, obwohl auch dort gewichtige Massenmedien täglich dagegen andröhnen.

Trump als chaotischen Amok zu denunzieren, der kurzatmig und hektisch eine Fehlentscheidung mit der nächsten überdeckt, das ist einfach.

Zu analysieren, ob hier wirklich das Prinzip Chaos herrscht oder ein Masterplan existiert, und wenn ja, welcher, das schaffen inzwischen höchstens noch angelsächsische Medien wie die «Financial Times» oder das «Wall Street Journal». Im deutschen Sprachraum ist Wüste, wo intellektuelle Zwerge Sand durch die Finger rieseln lassen und das als Ergebnis tiefer Denke einem Publikum verkaufen wollen, das sich gähnend abwendet.

Genauso wenig, wie Trump mit schlafwandlerischer Sicherheit eine träfe Entscheidung nach der anderen fällt und eine Unzahl von Problemen löst, haut er ständig daneben oder stapelt eine Fehlentscheidung auf die nächste.

Das ganze Elend tritt offen zu Tage, wenn ZACKBUM nichts anderes übrig bleibt, als sich selbst zu zitieren. Denn dieser Analyse ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Die kürzeste Definition dessen, was gerade stattfindet, hat die FT geliefert; es ist ein «Raubüberfall am helllichten Tage».

Völlig den Verstand verloren

US-Präsident Donald Trump will den Gazastreifen «übernehmen».

Palästinenser weg, US-Truppen können kommen. Das grösste Immobilienprojekt aller Zeiten. Redet er nur wirr?

Problem gelöst: «Wir werden den Gazastreifen übernehmen», sagte Trump bei einer Pressekonferenz. Das Originalzitat:

«Wir werden Eigentümer des Geländes und verantwortlich für die Beseitigung aller gefährlichen, nicht explodierten Bomben und anderer Waffen auf dem Gelände sein. Wir werden das Gelände einebnen, die zerstörten Gebäude beseitigen, eine wirtschaftliche Entwicklung herbeiführen, die den Menschen in der Gegend eine unbegrenzte Zahl von Arbeitsplätzen und Wohnraum bietet

Und die rund zwei Million Palästinenser, die dort leben? «Warum sollten sie zurückkehren? Dieser Ort war die Hölle.» Sie sind aber noch da, also müssen sie weg, stören. Und wohin mit ihnen? Ihnen werde ein «gutes, frisches, schönes Stück Land» zur Verfügung gestellt, wo sie leben könnten. Wenigstens mit Zelten drauf? Oder baut er ihnen ein paar Trump-Towers? Und Kochstellen? Wo? Schauen wir mal, daran arbeitet er noch.

Trump habe monatelang das Problem studiert: «Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind von der Vorstellung begeistert, dass die Vereinigten Staaten dieses Stück Land besitzen, es erschliessen und mit diesem grossartigen Projekt Tausende von Arbeitsplätzen schaffen könnten.»

Der Mann hat ein ernsthaftes Wahrnehmungsproblem der Wirklichkeit. Erst kürzlich schrieb ZACKBUM: Was Trump noch alles unternehmen wird, das will man sich nicht vorstellen. Nun haben wir einen weiteren Einblick in das Hirn dieses Mannes bekommen.

Auch das ist erschreckend. Wenn er nicht lügt, von welchen Irren ist er denn umgeben? Sind das nur Speichellecker oder haben die auch den Verstand verloren? Oder denken die wirklich: das ist mal ein kühner Plan, damit durchhaut das stabile Genie im Weissen Haus den gordischen Knoten Naher Osten, an dem alle bislang gescheitert sind?

«He’s totally lost it», sagt Senator Chris Murphy, er hat völlig den Verstand verloren. Der grössenwahnsinnige Traum eines New Yorker Immobilienhais, der mit seinen Projekten eine Spur der Verwüstung und Milliardenverluste hinterlassen hat. Aber immer «think big» vor sich hinträgt. Und jetzt: «make the Gaza strip great again».

Nachdem die israelische Armee zwar den Gazastreifen in Schutt und Asche gelegt hat, aber ihr eigentliches Ziel, die Vernichtung der Hamas, nicht erreichte, sondern in einen Waffenstillstand einwilligen musste. Soll es zukünftig so sein? Die israelische Armee bombt einen Landstreifen zu Staub, dann kommen die Amis, übernehmen, räumen die Hamas vollständig weg und bauen eine Super-Infrastruktur hin?

Seit Russlands Präsident Putin ankündigte, dass mit einer begrenzten und kurzen «militärischen Spezialoperation» die Ukraine von Nazis säubern werde, hat die Welt keinen dermassen verrückten Plan gehört.

Es gibt viele Schönschwätzer, die sich wie der Besitzer eines belfernden Köters verhalten, der beruhigend sagt: Er will nur doch nur spielen.

Trump habe mal mit dem Big Stick Strafzölle gewedelt, und schon seien Kanada und Mexiko eingeknickt, China allerdings nicht. Prompt gibt es einen dreissigtägigen Aufschub, Problem gelöst. Zölle, um den Fentanylimport zu verringern? Gift für die Wirtschaft ist’s, es schafft Planungsunsicherheit, das Schlimmste, was der Wertschöpfung passieren kann.

Die USA würden damit reich werden, welch ein Unsinn. Die Konsumenten werden ärmer, die Inflation angeheizt, in einer globalisierten Wirtschaft haben potente Länder wie Mexiko und Kanada genügend Möglichkeiten, zurückzuschlagen.

Ungestüm stapelt Trump Unmöglichkeiten aufeinander, in solcher Zahl, dass nicht einmal er selbst die sich abzeichnenden Niederlagen zu Siegen schönreden kann. Was tut er erst, wenn er nicht mehr bestreiten kann, dass das alles pieces of grap sind?

Grönland und den Panamakanal annektieren, wenn nötig mit Gewalt, er will doch nur spielen. Den Krieg in der Ukraine in 24 Stunden beenden, okay, vielleicht dauert es etwas länger. Die ganze arabische Welt, und nicht nur die, in Aufruhr gegen die USA bringen, weil niemand auch nur im Alptraum daran denkt, fast zwei Millionen Palästinenser aufzunehmen. Abgesehen davon, dass auch die selbst nicht im Traum daran denken, ihre Heimat, so zerstört sie auch sein mag, einfach so zu verlassen, weil Trump sagt: get out of there. Aber das war offensichtlich nur der Anfang. Der Mad Man kommt schnell in Fahrt und kann sich problemlos steigern.

Der Gazastreifen als Immobilienentwicklungsprojekt. Statt Mieter werden Bewohner rausgeschmissen, damit alles planiert und neu aufgebaut werden kann. «Ich habe den festen Glauben, fast schon die Überzeugung, dass das gelingen könnte», sagt WeWo-Chefredaktor Roger Köppel. Nie irrte er mehr.

Was kommt als Nächstes? Der Mars gehört, mit Hilfe von Elon Musk, auch den USA, unerschlossenes Gebiet, darauf kann man bauen. Putin kriegen wir auch noch klein, am besten mit Strafzöllen. Oh, es gibt schon Sanktionen satt? Wieso hat mir das niemand gesagt? Ach, und wenn es schon Golf von Amerika heisst und wir den Bohnenfressern sowieso schon grosse Stücke ihres Landes abgeschnippelt haben, wollen wir die nicht ganz übernehmen, wenn wir schon dabei sind? Dann noch die Schlitzaugen, machen wir Chinamerika draus, gleich mal auf die Landkarte malen mit dem dicken Stift, den er auch für seine sehr aussagekräftige Unterschrift braucht. Man muss nicht Graphologe sein, um Schlüsse zu ziehen:

Trump herrscht mit Wille und Wahn und wird die Welt in ein noch grösseres Chaos stürzen. Denn als vielfach gescheiterter Narzisst an den Schalthebeln der grössten Militärmacht der Welt wird er seine nächste krachende Niederlage nicht hinnehmen können. Und was dann passiert, da kann man nur die Nationalhymne zitieren: «Betet, freie Schweizer, betet.»

 

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Dieser Artikel erschien in einer kürzeren Vorversion in der «Weltwoche».

Kleines Einmaleins des Journalismus

Sittenverluderung und Hirnstarre. Ein Zwischenruf gegen das Elend.

Früher, ja früher gab es mal die Kenntnis von verschiedenen journalistischen Gefäßen. Es gab die Nachricht. Den Kommentar. Das Interview. Die Analyse, Die Reportage. Die Recherche. Das Essay. Und das Porträt.

Heute gibt es Brei.

Das Porträt gehört zu den anspruchsvollsten Formen des Journalismus. Denn die Ausgangslage ist, dass man einen facettenreichen, oftmals in der Öffentlichkeit stehenden Menschen schriftlich abbilden will. Dahin führen zwei Wege.

Der Königsweg ist, dass man so viel Material wie möglich über diesen Menschen sammelt. Wenn es sich einrichten lässt, ihm auch persönlich begegnet. Meinungen aus seinem Umfeld einholt, wobei man wie üblich solche mit Namensnennung höher gewichtet als anonyme. Und anonyme nur mit Begründung zu-, oder besser noch weglässt.

Dann kommt die Phase des Verdauen. Man sitzt auf einem Berg von Informationsstücken und Stückchen, den man verschlingen, verarbeiten, verdichten und aufbereiten muss. Nach der Richtschnur: das Resultat muss sein, kein wirklichkeitsgetreues Abbild schaffen, denn wer weiss denn schon, was das ist. Aber ein rechtschaffenes, eines, das der porträtierten Person gerecht wird. Das man in der Sicherheit niederschreibt, dieser Person anschliessend weiter in die Augen schauen zu können.

Ein Mensch ist immer mehr als die Summe seiner Teile, seiner Aussagen, seiner Handbewegungen, seiner Mimik, seines Charakters, seiner Positionen, seiner Ansichten. Aus all dem signifikante Elemente herausschälen und sie in eine lesbare Form zu bringen, die den Leser bereichert, informierter als zuvor zurücklässt, mit dem Gefühl: ich glaube, ich habe nun eine grössere Ahnung über diesen Menschen als vor der Lektüre – das ist das grosse Ziel.

Aktuell haben wir zwei Porträts, an denen man den Unterschied zwischen gelungen und übler Schmiere deutlich festmachen kann. Margrit Sprecher porträtiert Alice Weidel. Man kann davon ausgehen, dass Sprecher mit kaum einer der politischen Positionen übereinstimmt, die die AfD und Weidel vertreten. Man kann davon ausgehen, dass viele sie davor gewarnt haben, dieser schrecklichen Rechtspopulistin mit Abgrenzungsproblemen zum braunen Sumpf überhaupt eine Plattform zu bieten, indem Sprecher ein Porträt schreibt.

Sie hat es dennoch getan, und siehe, es ist gelungen. Es ist elegant geschrieben, mit Distanz, aber auch Anteilnahme, die beschriebenen Facetten fügen sich zu einem Mosaik zusammen. Das Porträt wird Weidel gerecht, verurteilt nicht, sondern beschreibt, verdichtet, wählt aus. Muss man können, wenn man’s nicht kann, sollte man es erst gar nicht versuchen.

Dann gibt es Lohnschreiber und Wendehälse wie Daniel Ryser, die kein Problem damit haben, eine Person als Bestandteil eines brandgefährlichen rechten Mediennetzwerks darzustellen – um dann anschliessend für genau diese Person zu schreiben. Darüber muss man weiter kein Wort verlieren – ausser den Ausdruck höchsten Befremdens, wieso Köppel diese Type bei sich schreiben lässt. Aber das fragt man sich bei Tom Kummer ja auch vergeblich.

Und dann gibt es das aktuelle Porträt von Roger Köppel in der WoZ. Ein übles Machwerk, von fünf Köchen zusammengerührt, ein unappetitlich riechender Brei. Schon mit dem ersten Satz wird hier klargestellt, dass es keineswegs um ein Porträt gehen soll. Sondern um eine Hinrichtung: «Manchmal wird die «Weltwoche» für die russische Sicht auch handgreiflich.»

Null Intention, den Motiven und Beweggründen Köppels nachzugehen, was ja durchaus interessant sein könnte. Nein, es ist sonnenklar, dass die geballte Recherchierkraft darauf verwendet wurde, möglichst viele Mosaiksteine zu finden, die Köppel möglichst schlecht aussehen lassen.

Nun gibt es bei dem Mann vieles zu kritisieren, und auch ZACKBUM tut das innerhalb sowie ausserhalb der «Weltwoche» nach Kräften. Aber das macht ihn nicht restlos aus. Was ist also von einem Porträttext zu halten, den man auch in einem Satz hätte abhandeln können: Köppel ist ein russlandfreundlicher und von Despoten faszinierter Rechtspopulist und Demagoge mit völlig selektiver Wahrnehmung der Realität.

Das mag man so sehen, und Köppel bietet genügend Anlass für diese Sicht. Aber das ist kein Porträt Köppels, das ist eine Karikatur. Ein Pamphlet. Eine ideologische Kampfschrift. Das ist, Gipfel der Absurdität, das tun, was man Köppel vorwirft. Die Autoren sind offensichtlich zu blöd, diesen schreienden Widerspruch zu bemerken.

Nein, sie sind vielleicht nicht zu blöd. Aber ideologisch zu verbohrt, unfähig, die Realität (und den Menschen) bunt, widersprüchlich, komplex wahrzunehmen. Sie brauchen Schwarzweiss, Holzschnitt, Holzhammer.

Sie merken nicht, dass ausserhalb ihrer kleinen Gesinnungsblase so eine Schmiere ihren Zweck völlig verfehlt. Niemand wird dadurch bereichert, niemand lernt etwas. Nur Gleichdenkende fühlen sich durch diese Rückkoppelung in der Echokammer der eigenen Gesinnung bestätigt.

Das ist dermassen lähmend langweilig, aschgrau, unerträglich flach und dumm. Wäre diese Fünferbande nicht völlig beratungsresistent, müsste man ihnen sagen: Porträt schreiben wollen. Thema verfehlt. Inhalt ungenügend. Formal mangelhaft. Eins, setzen, nochmal versuchen. Oder noch besser: sein lassen, einen anständigen Beruf suchen.

Oder sich bei der «Weltwoche» bewerben. Aber bitte für Buchhaltung, Archiv und Sekretariat, ja nicht als Journalist.

Willkommen zum Alptraum

Grössenwahnsinniges Genie plus aufgeblasener Lügner: das Jahr wird spannend.

Schon bevor der Egomane Nummer eins als Präsident inauguriert wird, fabuliert Donald Trump bereits davon, Kanada, den Panamakanal und Grönland den USA einzuverleiben. Dabei schliesst er tatsächlich den Einsatz militärischer Gewalt ausdrücklich nicht aus.

Schon bevor der Egomane Nummer zwei als offizieller Sonderberater im Amt ist, verbeisst Elon Musk sich in Grossbritannien. Will den Brexit-Hero Farage zuerst mit 100 Millionen unterstützen, um dann handkehrum seine Absetzung zu fordern. Gleichzeitig fragt er sich, ob man Grossbritannien nicht von seiner Regierung befreien sollte.

Unermesslicher Reichtum, dazu unermessliche politische, wirtschaftliche und militärische Macht im Besitz von zwei unguided missiles: das nennt man ein Pulverfass mit kurzer Lunte.

Würde der russische oder der chinesische Präsident solchen brandgefährlichen Unsinn quatschen, man sähe die Halszäpfchen sämtlicher Kommentatoren aller Mainstream-Medien. So aber herrscht gedämpfte Fassungslosigkeit.

««Make Greenland Great again» – Trump will Grönland kaufen und schickt seinen Sohn vor», titelt die NZZ. «Trump kündigt «goldenes Zeitalter an» – droht mit Militäreinsätzen» (bluewin.ch). «Rundumschlag bei aufsehenerregender Pressekonferenz» («Blick»), «Denkwürdiger Auftritt: Trump kündigt «goldenes Zeitalter an» (SDA, die Quelle für fast alle), «Bringt er sich gerade als Nachfolger in Stellung?» (Tamedia holzt eine Meldung der SZ über Trump Junior zusammen), «Panamakanal, Grönland und Gaza – Trump droht mit Militär» («20Minuten»), «US-Expansionspläne: Trump schliesst Militäreinsatz nicht aus» (Tamedia kopiert DPA).

Das ist alles?

Dass der reichste Mann der Welt ein gestörter Lümmel und Rabauke ist, dessen zu einem absurden Börsenwert von 1200 Milliarden aufgeblasene Firma Tesla den grössten Börsencrash aller Zeiten auslösen kann, wenn diese Blase platzt – kein Anlass zu ernsthafter Beunruhigung?

Dass der mächtigste Mann der Welt und Oberbefehlshaber der mit Abstand grössten Militärmaschine nicht nur absurde Strafzölle als Big Stick einsetzen will, sondern offen mit bewaffneten Aktionen zwecks Invasion souveräner Länder droht – kein Anlass zu sehr ernsthafter Beunruhigung? Wäre auch nicht das erste Mal in jüngster Zeit, dass die USA in Panama einmarschieren.

Wird mal wieder geschehen, was wir uns nicht vorstellen können, und könnten wir es, es geschähe nicht, um Karl Kraus zu paraphrasieren?

Dass sich hier zwei Gestörte gefunden haben, in einer Folie à deux, wo sie sich gegenseitig verstärken und im Wahnsinn und Murksen übertrumpfen, kann das gutgehen?

Schwer zu entscheiden, wer der gefährlichste Mann der Welt ist, Trump oder Musk. Der eine operiert  ausserhalb jeglicher gesetzlicher oder demokratischer Kontrolle, der andere scheisst drauf, im Zweifelsfall.

Die medialen Flachdenker, herausragendes Beispiel der Tamedia-Auslandchef Christof Münger (ohne Ausland und Verstand) hatten zuerst den senilen Joe Biden als valablen Kandidaten gegen Trump hochgejubelt. Um dann auf Kamala Harris umzuschwenken, als letzter Notnagel auf die Rampe geschoben, Mission impossible.

Und nun herrscht fassungslose Schnappatmung, weil mal wieder niemand die Programmankündigungen Trumps gelesen hat. Man war zu beschäftigt darüber zu debattieren, ob Trump ein post-, proto- oder vollfaschistischer Populist ist oder nur ein einfacher Faschist, wie ihn der Schweizer Politik-Journalist des Jahres dummdreist beschimpft. Obwohl man ihm sicherlich vieles vorwerfen kann, aber nicht, dass er wüsste, was Faschismus überhaupt ist. Aber das unterscheidet ihn ja nicht von den meisten Medienkommentatoren.

Das Duo Infernal Trump/Musk scheint ein neues Zeitalter des Wahnsinns eingeläutet zu haben. Die Stimme der reinen Unvernunft behauptet: «Zeitenwende dank Trump: Zuckerberg befreit Facebook und Instagram». Kommt halt davon, wenn man wie Roger Köppel als Prinzip hat: Wenn alle dagegen sind, bin ich dafür, aber keine Ahnung, worum es eigentlich geht.

So nebenbei: was Zuckerberg macht, ist eine reine Sparmassnahme. Und wer Freiheit als unbegrenzt versteht, hat keine Ahnung, was Freiheit ist. Sie muss immer begrenzt sein, sonst wird sie zu Willkür, Wahnsinn und Perversion. Wer das Recht einfordert, Kinder zu ficken, nimmt damit keine Meinungsfreiheit in Anspruch. Wer fantasiert, möglichst viele Ungläubige abschlachten zu wollen, um in den Himmel zu kommen, ist auch kein Kämpfer für Meinungsfreiheit.

Richtig ist natürlich, dass in den USA eine völlig verlotterte und abgehobene demokratische Partei, die nichts Besseres als einen Biden und dann eine Harris gegen Trump aufzubieten hatte, grosse Schuld an dessen Wahlsieg trägt. So wie eine degenerierte SPD und eine denaturierte grüne Partei zum unaufhaltsamen Aufstieg der AfD beitragen. Frankreich, Italien, Österreich, überall das Gleiche.

Dieser Reihe von Versagern schliessen sich auch die Medien an. Absurde Genderfragen, wildes Gehampel zum Thema Inklusion und Diskriminierung, ausgeleierte Wiederholungen von Framings und Narrativen wie Rechtspopulist, Rassist, Faschist, Sexist, Klimaschutz als wichtigste und drängendste Aufgabe der Menschheit. In der Ukraine werden westliche Werte verteidigt, und Israel tut das auch. Der «Spiegel», der einen Opportunisten zur Kriegsgurgel mutieren lässt, ihm dafür den roten Teppich ausrollt und kein Widerwort wagt als Symbol für den unaufhaltsamen und sich beschleunigenden Niedergang der sogenannten vierten Gewalt, die schon längst ohne Gehalt unterwegs zum Friedhof ist.

Wo soll das alles enden? Gute Frage. Einzig sichere Prognose: Anfang 2026 wird sich die Welt von der heutigen deutlich unterscheiden. Darauf gibt ZACKBUM eine amtliche Garantie.

Freier Narr

Wieso darf sich Daniel Ryser so in der «Weltwoche» austoben?

Niemand sonst darf eine reich bebilderte siebenseitige (!) Story ins Blatt heben. Ausser dem Besitzer, Verleger, Herausgeber und Chefredaktor himself, natürlich.

Dass er den Fake Tom Kummer – die Schande des Journalismus – schreiben lässt, ist schon unverständlich genug. Aber auch Daniel Ryser? Der als opportunistischer Wendehals Köppel und die «Weltwoche» als Teil einer rechten Meinungsmachmaschine denunzierte – ohne mit den zahlreich in seiner Schmiere vorkommenden Protagonisten auch nur ein Wort gewechselt zu haben.

Über «Köppels Sturm» behauptete Ryser, damals noch im Sold der «Republik»:

«In der Zürcher Seegemeinde Stäfa musste die Sekundar­schule einen «Gender-Tag» absagen, nachdem Mord­drohungen bei der Schule eingegangen waren. Mitverantwortlich für die Absage waren die beiden SVP-Politiker Andreas Glarner und Roger Köppel.»

Dann trennten sich die Wege von der «Republik» und Ryser. Darauf tauchte Ryser plötzlich im Sold seines vormaligen Feindbilds WeWo auf – und darf seither durch die Welt gondeln und Riesenschinken schreiben, deren Inhalt in keinem Verhältnis zu ihrer Länge steht.

Als neugeborener Kampffeminist verteidigte Ryser auch schon die Bachelorette der Politik, die mit Schiessübungen unangenehm auf sich aufmerksam machte.

Aktuell hat Ryser Jean Peters in Berlin besucht. 37’000 Anschläge wie weiland bei der «Republik» über den «Mann hinter der Potsdam-Story, der journalistischen Bombe des Jahres in Deutschland». Man erinnert sich, die schlecht benannte Organisation «correctiv» schlich sich in ein Treffen in Potsdam ein, wies auf die Nähe zu Wannsee hin und machte daraus ein «Geheimtreffen», an dem finstere Umvolkungs-, Remigrations- und andere üble Deporatationspläne geschmiedet worden seien.

Das führte tatsächlich zu einem Riesenhallo in Deutschland, Demonstranten gingen mit betroffen-entschlossenem Gesicht auf die Strasse und setzten massenhaft «Zeichen gegen Rechts». Gegen Neonazis, Faschisten Rassisten, das üble Gesocks der AfD und dem sie umgebenden braunen Sumpf.

Dummerweise waren aber auch Anwälte und Verfassungsrechtler bei diesem Treffen anwesend, die sich diese Verleumdungen, die auch durch die ganze Presse rauschten, nicht gefallen liessen. Und gerichtlich die Rücknahme dieser wilden Behauptungen verlangten – und Recht bekamen.

Das hindert Ryser, zurückfallend in alte Reflexe, nicht, heute noch zu behaupten, das Treffen habe dazu gedient, «um die massenhafte Vertreibung von Menschen aus Deutschland zu besprechen und um Geld zu sammeln». Schliesslich betreibt Ryser in aller Offenheit Buddy-Journalismus: «Jean Peters ist, vollständige Offenlegung, ein Freund von mir.»

Dieser Freund ist auch klar der Meinung: «Die Frage ist nicht, ob man die AfD verbieten soll, sondern wie.» Das ist nun extremer Meinungspluralismus, dass die Co-Chefin dieser Partei von Köppel gerne interviewt wird und nun sogar eine eigene Kolumne in der «Weltwoche» hat, was wiederum Wendehals Ryser überhaupt nicht stört. Ob er das allerdings seinem Freund in Berlin erzählt hat?

Der hat klare Auffassungen, was in einer Demokratie gewählt werden darf und was nicht: «Die Leute können Werteunion wählen, BSW, Bündnis Deutschland. Aber du hast in Deutschland nicht das Recht, Faschisten zu wählen.» Und wer Faschist ist, das bestimmt natürlich Jean Peters, wer denn sonst.

Was will uns Ryser mit diesem Stück über seinen Freund eigentlich sagen? Dass das ein toller Typ ist, der zu Unrecht kritisiert wurde? Dass die AfD eine Bande von Faschisten ist? Dass es sein Brötchengeber Köppel unterlassen sollte, Alice Weidel und anderen AfD-Exponenten eine Plattform zu bieten, da diese Partei verboten gehört?

Bei seiner «Reise ans Ende der Demokratie», wie Ryser seinen Rundumschlag gegen rechts damals nannte, beschreibt er seinen aktuellen Chef so: «Roger Köppel und Daniel Stricker: wütende, monologisierende Männer auf den Platt­formen Youtube, Locals, Rumble.»

Bei Kummer ist das Problem, dass man nie weiss, ob er Fakt als Fiktion verkauft oder umgekehrt. Da Journalismus kein Romanerzählen sein soll, sind seine Texte unbrauchbar und unlesbar. Bei Ryser ist das Problem, dass der seine Positionen beliebig wechseln kann, wie ein Chamäleon jeweils die gewünschte Farbe annimmt. Das machte seine Texte unbrauchbar und unlesbar.

Will Köppel hier seine Liberalität unter Beweis stellen, mit der Einstellung eines Renegaten, dem er unglaublich Auslauf und Platz zur Verfügung stellt? Wer soll denn die Meinung eines Wendehalses ernst nehmen, der seinen Kopf schneller als ein Kreisel drehen kann?

Grün vor Neid und Häme

Wenn der Tagi über eine Veranstaltung berichtet, verlässt er den Bereich des seriösen Journalismus.

Simon Widmer «beschäftigt sich schwerpunktmässig mit Lateinamerika». Vom sicheren Schwerpunkt an der Zürcher Werdstrasse aus. Das lastet ihn aber nicht vollständig aus: «Sein besonderes Interesse gilt dem Aufstieg von populistischen Politikern.» Offenbar weltweit.

Für die Pflege dieses Schwerpunkts hatte er reichlich Gelegenheit, denn im Zürcher Hotel Dolder fand ein Anlass mit dem «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel und dem serbischen Präsidenten Aleksander Vucic statt. Dahin konnte Widmer per ÖV reisen, den Eintritt von 120 Franken ersparte er sich – oder nahm ihn auf Spesen, wenn’s das beim Tagi noch gibt.

Bei der Beschreibung beweist er ein Auge für wichtige Details: es sei ein «vermögendes Publikum» anwesend, «Männer in gut sitzenden Anzügen, Frauen mit Taschen von Louis Vuitton und Gucci». Bevor Widmer zur Beschreibung des Inhalts kommt, macht er zuerst Appell der Anwesenden: «der umstrittene Historiker Daniele Ganser ist da», auch Alt-Bundesrat Blocher, dazu «der Unternehmer und SVP-Politiker Peter Spuhler sowie Milorad Dodik, der Führer der bosnischen Serben, der unter US-Sanktionen steht». Also eigentlich die Haute-Volée und dazu Pfuibäh-Gäste. Das konnte ja nichts werden, bei so einem Publikum.

Das disqualifiziert sich für Widmer schon von Anfang an durch eine höfliche Geste: «Einen solchen Auftritt bekommt Aleksandar Vucic wohl nicht einmal vor Parteifreunden in Belgrad. Als der serbische Präsident mit Veranstalter Roger Köppel einen Saal des Zürcher Hotels Dolder Grand betritt, erheben sich fast alle der rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauer und applaudieren.» Für jemanden, der noch nie bei einer Parteiveranstaltung in Belgrad war, eine kühn-absurde Vermutung, die ihm jede seriöse Redaktion sofort aus dem Manuskript gestrichen hätte. Der Tagi publiziert den Stuss.

Dann kann sich Widmer endlich auf den Inhalt konzentrieren. Beziehungsweise, er muss dumme Aussagen von Vucic sogleich korrigieren:

«Dem Westen wirft er mehrmals Heuchelei vor, gerade in der Ukraine-Frage. Regierungschefs würden auf die territoriale Integrität der Ukraine pochen, hätten diese aber in Serbien 1999 ignoriert.»

So nicht, Vucic, schulmeistert Widmer sogleich: «Allerdings sind die Differenzen zwischen dem Krieg gegen die Ukraine und der Nato-Intervention gegen Serbien offensichtlich. Damals griff die Nato ein, um einen drohenden Völkermord zu verhindern.» Tja, Geschichtskentnisse eines Lateinamerika-Spezialisten. Der sich die historische Wahrheit zurechtbiegt – oder schlichtweg nicht kennt. Denn in Wirklichkeit hatte die EU Serbien damals territoriale Integrität zugesagt, dann aber – leider angeführt von der Schweizer Aussenministerin Calmy-Rey – hatten einige, nicht alle EU-Mitglieder die Unabhängigkeit des Mafiastaats Kosovo anerkannt. Ein klarer Bruch der Zusage, so wie Putin die territoriale Integrität der Ukraine zugesagt hatte. Also ein völlig erlaubter Vergleich.

Immerhin muss Widmer einräumen, dass Vucic etwas hat, was Widmer völlig abgeht: «Seine Ausführungen unterbricht Vucic immer wieder mit selbstironischem Humor. «Die Serben wissen immer alles besser, auch wenn wir nichts wissen», sagt er einmal. Ein anderes Mal bezeichnet er sich als «überhaupt nicht charmant – im Gegensatz zu Roger»

Eigentlich ginge es darum, auf über 9000 A Bericht zu erstatten, was an diesem Abend stattfand. Das war eine Rede von Vucic, auf die aber Widmer keinen einzigen Satz verschwendet. Und eine Diskussion zwischen Köppel und Vucic, von der Widmer nur Bruchstücke wiedergibt, die sich für Häme eignen. So war auch der ursprüngliche Titel «Köppel und sein Stargast aus Belgrad» nicht angriffig genug, Er wurde ersetzt durch «Roger Köppel feiert Aleksander Vucic als Friedensbringer».

Dann setzt Widmer zu einer Reise in die Vergangenheit an: «Nicht zur Sprache kommt hingegen Vucics Vergangenheit in den 90er-Jahren. Diese hätte das von Köppel gezeichnete Bild des serbischen Präsidenten auch mächtig angekratzt.»

Sicherlich gibt es da Aussagen und Tätigkeiten von Vucic, die man kritisieren kann. Aber wieso Widmer weit mehr als die Hälfte seines Berichts darauf verschwendet, plus auf weitere Begegnungen Köppels, ist unerfindlich. Der serbische Präsident benützte seinen Aufenthalt in der Schweiz, um sich auch noch mit Bundespräsidentin Amherd und Bundesrat Jans zu treffen. Das kommentiert Widmer so: «Es handelt sich um einen informellen Höflichkeitsbesuch, keinen offiziellen Staatsempfang. Damit zeigt sich, dass Vucic wegen Roger Köppel in die Schweiz kommt, die Schweizer Regierung ist für ihn zweitrangig.» Hat Vucic mit Köppel einen «offiziellen Staatsempfang» zelebriert? Wie absurd kann Häme werden?

In jeder anständigen Redaktion würde spätestens der Ressortchef sagen: Thema verfehlt, was soll das? Papierkorb, nochmal neu, aber diesmal richtig, journalistisch und dem Thema entsprechend.

Im völlig haltlos gewordenen Tagi darf offensichtlich jeder hergelaufene Redaktor sein Mütchen kühlen, grün vor Neid über Köppels Reisebewegungen und Gesprächspartner demagogische Polemik ausgiessen.

Offensichtlich ist Oberchefredaktorin Raphaela Birrer nicht in der Lage, minimale Qualitätsstandards durchzusetzen, höchstens noch ein Schreibverbot. Offensichtlich ist die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi dazu auch nicht in der Lage. Offensichtlich ist es der Führungsriege von Tamedia, mit Absicht oder aus Unfähigkeit, völlig egal, dass mit einer solchen Berichterstattung die Reise in die Bedeutungslosigkeit des Kopfsalatmischmaschs weiter an Fahrt aufnimmt.

Es ist durchaus erlaubt, an Köppel und seinen publizistischen Positionen Kritik zu üben. Das gilt selbstverständlich auch für den serbischen Präsidenten. Aber über «Köppel und sein Stargast aus Belgrad» – nach Aufzählung des Publikums – reine Häme zu giessen, das ist nicht nur unredlich. Es ist dumm und selbstmörderisch.

Dazu passt auch, dass man sogar einen Fotografen an die Veranstaltung schickt und dann ein Bild auswählt, auf dem beide Protagonisten so unvorteilhaft wie möglich aussehen. Aus Copyrightgründen können wir das hier nicht abbilden, aber es ist widerlich demagogisch. So wie der Text dazu.

Dass das in der Gesinnungsblase einiger Tamedia-Leser auf Anklang stösst, ist völlig klar. Es ist allerdings die Frage, wann die «Republik» mit ihrer Abonnentenzahl auf Augenhöhe mit dem Tagi liegen wird. Dauert wohl nicht mehr allzu lange. Vorausgesetzt, der Tagi und sein Kopfblattsalat wird nicht vorher eingestampft.

Peer Teuwsen leidet – an sich

Wenn Journalisten über Journalisten jammern …
… dann bekommt Fremdschämen eine neue Dimension. Und Teuwsen einen neuen Spitznamen.

Denn genau das tut der wohlbestallte (seine Spesenrechnungen sind legendär) NZZaS-Kulturchef Peer Teuwsen. Der hatte, nach etwas trübem Anfang bei der «Schweizer Illustrierte», den er schamvoll in seinem Lebenslauf verschweigt, immer Schoggijobs. Aber das will man ihm nicht vorwerfen.

Beginnen wir das Abkanzeln heimtückisch mit einem Lob. Am Schluss seiner Nabelschau mit Spiegelungen zitiert er Kurt Tucholsky. Dafür hat er schon mal 100 Punkte, die er aber zuvor vergibt. Denn er macht sich Sorgen und Gedanken: «Journalistinnen und Journalisten werden immer linker. Oder immer rechter. Was ist los mit dem Beruf, den ich so liebe?»

So etwa in der Mitte seines (zu) langen Textes behauptet er: «Ich habe mich als Journalist immer als einen verstanden, der sich mit nichts und niemandem gemeinmacht, der Distanz hält. Der nach bestem Wissen und Gewissen alle Seiten zu Wort kommen lässt. Und der keine Marschlieder singt.»

Wenn man so selbstverliebt ist wie er, fällt es einem offensichtlich nicht auf, dass er genau das nicht tut und sogar Tschingderassabum-Marschlieder singt: «Roger Köppel, Besitzer eines eher unbedeutenden Schweizer Magazins, hofiert Wladimir Putin, Angriffskrieger und mutmasslicher Kriegsverbrecher, an einer Pressekonferenz.» Hofiert mit einer Frage? Ist Teuwsen etwa neidisch, weil ihm dieser Spesenausflug nicht genehmigt wurde? Und fällt ihm nicht auf, dass die NZZaS selbst immer unbedeutender wird? Aber er kann noch viel garstigere Marschlieder singen:

«Markus Somm, Besitzer eines unbedeutenden Magazins, tritt in Zürich mit der xenophoben, europafeindlichen Wutbürgerin und AfD-Chefin Alice Weidel auf, um ihr entgegenzubrüllen: «Wir müssen an die Macht!»»

Noch nicht mal, dass Somm Besitzer eines unbedeutenden Magazins ist, stimmt hier. Und wie er eine mögliche Kanzlerkandidatin abkanzelt, ist nicht mal ein Marschlied, das ist demagogisches Gebrüll eines Wutschreibers. Ob Teuwsen wohl, um Äquidistanz (blöd auch, dass ihm dieses Fremdwort nicht eingefallen ist) zu halten, auch Netanyahu als mutmasslichen Kriegsverbrecher bezeichnen würde?

Dann erzählt Teuwsen selbstverliebt, wie er eingeladen wurde, um mit dem Chef von «correctiv» ein Interview bei einer Journalistenveranstaltung zu machen. Offenbar sollte das dann eher ein Podiumsgespräch werden, und Teuwsen hatte furchtbar kritische Fragen dabei.

Das beschreibt Teuwsen, um Distanz nach allen Seiten bemüht, so: «Das ist das spendenfinanzierte deutsche Online-Medium, das im Januar dieses Jahres von einem «Geheimtreffen» in Potsdam berichtete, an dem AfD-Politiker, Unternehmer und andere Gesinnungsgenossen «die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland» geplant haben sollen. Als Folge der Recherche, die in Aussage und Vorgehen umstritten ist, gingen in ganz Deutschland Hunderttausende «gegen rechts» auf die Strasse.»

Das Medium ist nicht nur spendenfinanziert, sondern wird auch mit Steuergeldern unterstützt. Und die «Recherche» ist nicht nur «umstritten», sondern dem Verein (und allen, die diese Behauptung ungeprüft übernahmen) wurde gerichtlich verboten, diese Fake News einer angeblich geplanten Vertreibung weiter zu verbreiten. Aber solche Fragen hatte Teuwsen nicht «nach Bern mitgebracht». Auch sonst scheint er nicht viel kritische Fragen gestellt zu haben.

Dann jammert er los: «Was ich in Bern erlebte, ist Ausdruck einer grösseren Entwicklung hin zu einer Reideologisierung, die leider auch unseren Berufsstand erfasst hat. Die Parteipresse von damals ist abgelöst worden durch Meinungsmedien.»

Das nennt man den Balken im eigenen Auge nicht sehen. Zuerst trompetet Teuwsen seine abschätzige Meinung raus. Dann zeigt er, dass er sich nicht mal gut auf das Gespräch mit dem «correctiv»-Faktenfälscher vorbereitet hat. Und dann labert er über Meinungsmedien, der Meinungsträger.

Anschliessend muss er noch etwas geistreicheln und fremdwörterln: «Man kann das alles erklären, ohne es zu verstehen. Die Medienbranche ist eine prekäre. Die Digitalisierung hat auf die sogenannte vierte Gewalt derart disruptiv gewirkt, dass sie, wie die Gesellschaft auch, in immer kleinere Einheiten zerfällt.»

Kein modernes Gequatsche, Pardon, kein Diskurs ohne das Modewort «disruptiv». Bedauerlich nur, dass er keine Gelegenheit fand, «resilient» einzuarbeiten. Dafür aber das schwurbelig nachgestellte Adjektiv «ist eine prekäre». Ist das bemüht-peinlich; ob er weiss, dass man das eine Abart von postnominal nennt, der Sprachquäler?

Dann paraphrasiert er noch den grossartigen Spruch von Bernstein «Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche»:

«Die Medienwelt eilt damit, Lemmingen gleich, dem Abgrund entgegen. Wer die Realität so verbiegt, dass sie in den eigenen kleinen Kopf passt, beleidigt die Intelligenz potenzieller Leser.»

Damit hat sich Teuwsen einen neuen Spitznamen redlich verdient: Elch Teuwsen.

Grün vor Neid

Andreas Tobler ist eine Schande für seinen Beruf.

Tobler ist angeblich «Kulturredaktor». In einer Zeitung, die keine Kultur mehr hat. Tobler verharmlost verständnisvoll einen Mordaufruf gegen Roger Köppel als «Theatermord». Tobler «absolvierte 2024 eine Weiterbildung an der Columbia University in Recherche-Journalismus». Da muss was schwer in die Hose gegangen sein.

Tobler ist Mitglied einer Redaktion, die dermassen an den Leserinteressen vorbeischreibt, dass die Auflage des «Tages-Anzeiger» von 2008 bis heute von 213’738 auf 78’107 fiel. Um sagenhafte 135’631 Exemplare schrumpfte. Das sind weit mehr als 60 Prozent. Denn wer will schon zusammengeholzte Artikel aus der «Süddeutschen Zeitung» bezahlen und lesen. während die Redaktion zusammengestrichen und das Online-Layout verhunzt wird.

Das liegt auch an der Idiotie, den Leser mit Dummschreiben mit Genderstern und inkludierendem Geschwafel zu malträtieren. Das ist frustrierend für so einen Schmierfinken, deshalb kriegt er sich vor Neid nicht ein:

«Das sollte uns empören», behauptet der Empörte. Es ist nie ein schöner Anblick, wenn jemand öffentlich peinlich wird: «Der «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel und sein «Nebelspalter»-Kollege Markus Somm umgarnen ausländische Rechtspopulisten.»

Tobler versucht, in- und ausländische Gutmenschen zu umgarnen, aber das empört niemanden, weil es niemanden gross interessiert. Nun verliert Tobler aber jeglichen Halt und jede Haltung: ««Sie müssen an die Macht!», sagte Somm beim Event in Zürich zu Alice Weidel. Und dies nachdem Somm auf offener Bühne Verbesserungen im AfD-Parteiprogramm angeregt hatte.» Statt das im Geheimen zu tun.

Somm im gleichen Raum mit Weidel, pfuibäh. Dass das eine Veranstaltung des ehrwürdigen «Efficiency Club» war, bei der auch Joe Ackermann, Peter Spuhler, Martin Naville, Silvia von Ballmoos oder Frank Urbaniok anwesend waren, alles bekennende Weidel-Fans, verschweigt Schmierenjournalist Tobler wohlweislich. Auch, dass man nie auf die Idee käme, dieses kleine Licht einzuladen.

Einleitend fragt Tobler scheinheilig: «Was ist da los? Sind Somm und Köppel nicht treue Anhänger des SVP-Doyens Christoph Blocher? Und war es nicht eines von Blochers Prinzipien, öffentliche Auftritte mit ausländischen Rechtspopulisten, geschweige denn mit Autokraten, zu meiden

Was soll diese angebliche Politik Blochers mit den beiden Journalisten zu tun haben? «Roger Köppel biedert sich seit Jahren bei AfD-Politikern wie Björn Höcke an, er hofiert den ungarischen Autokraten Viktor Orban und umgarnt den Diktator Wladimir Putin. Menschenrechtsverletzungen werden dabei grosszügig ignoriert.»

Die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger behauptet, NZZ-Chefredaktor Eric Gujer wolle Höcke «an die Macht schreiben», Vollpfosten Tobler behauptet, Köppel biedere sich bei Höcke an. Ist halt schon blöd, wenn Köppel bei Gipfeltreffen mit Gerhard Schröder und Viktor Orban in Wien internationale Aufmerksamkeit erzielt, während niemand von Tobler Kenntnis nimmt, der an der Werdstrasse vor sich hindumpft.

Aber er kann sich trösten: ZACKBUM würdigt sein Schaffen Und lacht sich tot über Toblers bittere Schlussfolgerung:

«Die Internationalisierung des Rechtspopulismus macht vor der Schweiz nicht halt. Es berührt unangenehm, dass zwei der lautstärksten Vertreter dieser Bewegung vorgeblich Journalismus betreiben wollen, wo es ihnen doch offensichtlich um etwas anderes geht: den Wunsch nach maximaler Selbstvergrösserung, die Expansion des eigenen Egos.»

Das nennt man in der Psychologie einen klassischen Fall von Übertragung. Denn eigentlich ist es so: Die Internationale der verpeilten und rechthaberischen Gutmenschen macht vor dem Tagi nicht halt. Es berührt peinlich, dass zwei der lautstärksten Vertreter dieser Bewegung, Binswanger und Tobler, vorgeblich Journalismus betreiben wollen. Wo es ihnen doch offensichtlich um etwas anderes geht: blanken, grünen, blauen, schwarzen Neid öffentlich vorführen, die maximale Selbstverzwergung, die Implosion des gekränkten Egos von Erfolglosen.

Niemand käme auf die Idee, diese beiden Nulpen für eine ernsthafte Podiumsdiskussion anzufragen; würden sie Politiker wie Schröder oder Orban anfragen, schickte allenfalls ein Mitarbeiter der Presseabteilung eine Absage aus Textbausteinen zurück.

Tobler mischt hier zudem zwei völlig verschiedene Formen von Publizistik zusammen. Köppel ist nicht nur überall dort, wo Weltpolitik gemacht wird, er produziert auch Woche für Woche das anregendste und interessanteste Magazin* der Schweiz. An ihm gäbe es einiges zu kritisieren, aber sicher nicht das, was Tobler ihm unterstellt. Somm hingegen ist der gescheiterte Verleger und Herausgeber eines Nonsens-Unterfangens namens «Nabelspalter», das ungefähr so viel Aufmerksamkeit erregt wie dieser Empörte.

Dass Tobler so empört ist, dass er jeglichen journalistischen Anstand beim Anrempeln vermissen lässt, ist das eine. Dass auch hier jede Qualitätskontrolle (wo ist Simon Bärtschi, wo nur?) bei Tamedia versagt hat und er in aller Öffentlichkeit beleidigte Leberwurst spielen darf – das ist der Verlust jeder Schamgrenze.


Packungsbeilage: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer publiziert gelegentlich in der «Weltwoche».