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Köppel, völlig losgelöst

Ermüdend, erheiternd, ärgerlich. Der Trump-Fanboy.

«Trumps Politik ist eine Schule des Realismus. Von Trump lernen heisst, siegen lernen

Darauf muss man erst mal kommen. Darauf kommt Roger Köppel, völlig losgelöst von der Erde, weil er die kleineren Superlative alle schon verbraucht hat. Hier stellt er noch «Freiheitskämpfer und Freisinniger» dazu. Und sülzt den Irrwisch im Weissen Haus hoch, der sei ein «moderner Konservativer, ein Rechter, der keine Angst hat, die weltweit stärkste, unbeugsamste Gegenkraft zur Linken».

Das Gegenteil ist richtig. Mit seiner Amokpolitik stärkt Trump die Linke weltweit und gibt ihr einen ungeahnten Auftrieb.

Besonders absurd wird Köppel auf seinem ureigensten Gebiet, indem er vom Prozesshansel Trump behauptet: «Er ist ein bis ins Überspannte glaubwürdiger Verfechter der freien Rede und der ungefilterten Meinungsäusserung.» Man kann Trump nun vieles vorwerfen, aber das sicher nicht. Der zutiefst verletzte Narzisst verfolgt gnadenlos jede kritische Äusserung über ihn, findet sogar noch Zeit, sich über ein seiner Meinung nach unvorteilhaftes Porträt in einem Provinzparlament zu beschweren. Daneben verfolgt er diverse Presseorgane mit teuren Schadenersatzforderungen, um ihnen hohe Kosten zu verursachen.

In welch absurder Scheinwelt Trump lebt, beweist eine kleine Episode. So behauptet der Präsident doch steif und fest, auf den Fingern eines zu Unrecht Ausgeschafften seien die Zeichen MS 13 tätowiert, der Beweis, dass es sich um ein Gangmitglied handle. Den verzweifelten Versuchen eines Interviewers, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass das blühender Unsinn (ab Minute 8.15) ist, widersteht Trump mannhaft. Ein Präsident als Opfer seiner eigenen Fake News, das ist beängstigend.

Auch die Wirklichkeit ausserhalb Köppels Scheinwelt sieht insgesamt ein wenig anders aus. In nur 100 Tagen hat Trump das Image der USA als verlässlicher Verbündeter auf Jahre hinweg schwer beschädigt. Er hat eine Reihe von Absurdideen ernsthaft präsentiert, so die bewaffnete Annexion von Grönland, des Panamakanals und die Eingemeindung von Kanada. Dort hat das «stabile Genie» (Eigeneinschätzung) dafür gesorgt, dass der Kandidat die Wahlen gewonnen hat, der sich am deutlichsten von Trump distanzierte. Grossartiger Fehlschlag.

Dass sich Trump mit lächerlich berechneten Zöllen – auch für Pinguine – unsterblich blamiert hat, fällt Köppel auch nicht auf. Dass die «Gegenkraft zur Linken» dann nach Druck von Lobbygruppen einknickte und die Zölle zurücknahm, durchlöcherte, so viele Ausnahmen deklarierte, dass kein Mensch mehr drauskommt, das ist nicht die Politik eines Strategen, sondern eines Kurzstreckenläufers, der im Minutentakt Furzideen hat – und sie sofort umsetzt.

Ein Wackelpudding ist eine stabile Sache im Vergleich zum von Trump angerichteten Chaos in der Weltwirtschaft. Stabile Rahmenbedingungen, Handlungssicherheit, Verlässlichkeit, keine Änderung der Spielregeln während des Spiels, darauf beruht eine gesunde Wirtschaft.

All das hat Trump ins Gegenteil verkehrt, und selbst seine Schönschwätzer müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA den höchsten Preis dafür zahlen. Sie biegen bei steigenden Preisen in eine Rezession ein. Seine Schnapsidee, dass er so die USA reindustrialisieren könnte, die glaubt ihm nicht mal der Kern seiner Anhänger. Auch Köppel ist zu clever, um das Thema auch nur zu erwähnen.

Unfreiwillig komisch ist aber dieser Köppel-Satz: «Als Unternehmer weiss er, wie schwer es ist, Geld zu verdienen.» Allerdings, deshalb ist das Trump auch im Verlauf seiner langen Tätigkeit allzu häufig nicht gelungen. Er hat Flop auf Flop gelegt, sich immer wieder in letzter Minute Geld geborgt, um das nächste Desaster zu überstehen. Das einzig Verblüffende an Trump ist, dass er all das überstanden hat, ohne mal wirklich und vollständig Pleite zu gehen.

Jetzt aber, als Präsident, hat er zum grössten Raubzug aller Zeiten angesetzt, am «helllichten Tag», wie die «Financial Times» richtig konstatiert. Und mit kriminellen Methoden, die zur Selbstbereicherung, zur Bereicherung seines Clans und seiner Kamarilla dienen.

Gleichzeitig tut Trump alles, um die Macht zu schwächen, die ihm allenfalls noch gefährlich werden könnte: die Justiz. Denn aus leidvoller Erfahrung weiss er, dass er nicht mit allem davonkommt. Selbst bei einer Schweigegeldzahlung an einen Pornostar stellte er sich so ungeschickt an, dass daraus ein Strafverfahren entstand.

Köppel konstatiert Ähnlichkeiten zwischen Trump und Putin. Dabei lässt er aber einen ähnlich gestrickten Charakter aus: sich selbst. Auch Köppel hat das Problem, dass er ohne Checks and Balances herrscht in seinem Blatt. Wenn er zum Griffel greift und die Titelgeschichte selber schreibt, dann gibt es keinen, der ihm Einhalt dabei gebieten kann, sich aus einer ernsthaften Debatte über das Thema Trump zu entfernen.

Denn das Schlimmste, was einem nach Aufmerksamkeit heischenden Journalisten passieren kann, ist Köppel widerfahren: man kann ihn bei diesem Thema nicht mehr ernst nehmen. Und nur gute Besserung wünschen.

 

Tri, tra, Trump

Drei Arten, wie man den US-Präsidenten sehen kann.

Für eine Minderheit der westlichen Medien ist Donald Trump ein «Mann des Friedens» («Weltwoche»), der überlegt Zug um Zug genau das macht, wofür er angetreten ist und weswegen er gewählt wurde. Mit dem Zollknüppel bringt er aufmüpfige ausländische Regierungen zur Räson, freche Richter, die seine Entscheidungen bezweifeln, ignoriert er einfach.

In direkten Verhandlungen mit Putin wird er bald einen Frieden in der Ukraine hergestellt haben, seine Verbündeten zwingt er, endlich ihren Anteil an gemeinsamen Militärausgaben zu übernehmen. Und schliesslich wird dann mal Kanada der 51. Bundesstaat, der Panamakanal kehrt heim, Grönland wird Teil der USA, der Gazastreifen zur neuen Riviera.

Und als krönenden Abschluss bekommt Trump wohlverdient den Friedensnobelpreis.

Für andere ist Trump der neue Gottseibeiuns. «Die USA hören gerade auf, eine Demokratie zu sein», «Columbia-Universität knickt vor Trump ein», «Trump findet Tesla Vandalismus schlimmer als Capitolsturm», «Trumps Showdown mit der Justiz». Diese sehr unvollständige Auswahl von «Spiegel»-Titeln steht stellvertretend für das unablässige, repetitive Geschimpfe in allen Mainstreammedien über Trump. Begriffe wie «Faschist» wurden bereits so inflationär verwendet, dass man von weiterem Gebrauch absieht. Spätpubertierer wie der SP-Co-Präsident Cédric Wermuth müssen schon zum Äussersten greifen und «fuck you, Mr. President» rülpsen, wollen sie noch etwas Aufmerksamkeit erzielen.

Und als krönender Abschluss landet Trump dann doch noch hinter Gittern.

Beide Sichtweisen sind banal fatal, blöd, unergiebig, bedienen einfach das Leseklientel der jeweiligen Organe. Niemals könnte in der Gesinnungssauce von Tamedia, CH Media oder in der «Blick»-Familie ein Artikel erscheinen, der irgend eine Entscheidung oder Handlung Trumps auch nur ansatzweise loben würde. In der WeWo ist immerhin gelegentliche Kritik am neusten Vaterersatz für Roger Köppel möglich.

Wenn Wendehals Daniel Ryser etwas gegen den Stachel löckt und in der WeWo ein Gespräch mit dem Bürgerrechtsanwalt und Gegenspieler Trumps, mit Ben Wizner bringt, dann keifen die wenigen Kommentatoren («wollen Sie mich zwingen, mein WeWo-Abo zu kündigen») los. Sie machen damit sichtbar, wie hermetisch abgeschlossen sie in ihrer Gesinnungsblase vor sich hinfaulen. Bei den Mainstream-Medien ist es genau so, nur machen die solche Tests nicht.

Dass Trump ein Krimineller ist, der den grössten Selbstbereicherungs-Raubzug aller Zeiten durchzieht und die US-Demokratie durch einen kompetitiven Autoritarismus ersetzen will, ist näher an der Realität.

Immerhin fragt sich einer sogar beim «Spiegel», ob nicht der Woke-Wahnsinn und die intensive Beschäftigung mit Genderfragen, die Einrichtung von Safe Rooms und die völlige Beweisumkehr bei Diskriminierungsvorwürfen nicht einen gewichtigen Beitrag zum Wahlsieg Trumps geleistet haben.

Das ist natürlich so, denn es gab ja anderthalb Gegenkandidaten einer demokratischen Partei, die völlig von der Rolle ist.

Wie die Medien. Denn deren Aufgabe wäre es eigentlich, ihren Konsumenten zu erklären, wieso genau eine Mehrheit der US-Stimmbürger sich für das gelbe Monster entschieden hat. Wieso grosse Teile der US-Bevölkerung seine Handlungen immer noch toll finden, obwohl auch dort gewichtige Massenmedien täglich dagegen andröhnen.

Trump als chaotischen Amok zu denunzieren, der kurzatmig und hektisch eine Fehlentscheidung mit der nächsten überdeckt, das ist einfach.

Zu analysieren, ob hier wirklich das Prinzip Chaos herrscht oder ein Masterplan existiert, und wenn ja, welcher, das schaffen inzwischen höchstens noch angelsächsische Medien wie die «Financial Times» oder das «Wall Street Journal». Im deutschen Sprachraum ist Wüste, wo intellektuelle Zwerge Sand durch die Finger rieseln lassen und das als Ergebnis tiefer Denke einem Publikum verkaufen wollen, das sich gähnend abwendet.

Genauso wenig, wie Trump mit schlafwandlerischer Sicherheit eine träfe Entscheidung nach der anderen fällt und eine Unzahl von Problemen löst, haut er ständig daneben oder stapelt eine Fehlentscheidung auf die nächste.

Das ganze Elend tritt offen zu Tage, wenn ZACKBUM nichts anderes übrig bleibt, als sich selbst zu zitieren. Denn dieser Analyse ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Die kürzeste Definition dessen, was gerade stattfindet, hat die FT geliefert; es ist ein «Raubüberfall am helllichten Tage».

Viel Ehr, wenig Feind

Kurze Bilanz nach 4000 publizierten Artikeln.

Am 25. Juli 2020 startete ZACKBUM. Aus dem Frust der abrebelnden Medienkritik wurde etwas Innovatives gemacht. Auf eigene Kosten aufgebaut, ein Blog der freien Medienkritik, weil keiner der Teilnehmer über Abhängigkeiten verfügt. Was im Zeitalter der Kopfsalatblätter und der Aufteilung der Schweizer Medienszene zwischen Tamedia, CH Media, Ringier und ein wenig NZZ und ganz wenig «Weltwoche» dringend nötig ist.

Es gelangen genügend Rückmeldungen ein, um zu wissen, dass grosse Teile der Medienbranche ZACKBUM lesen. Wohl hauptsächlich auf dem privaten Handy. Schliesslich sollte man sich in der Nähe von einem, der bei Tamedia Schreibverbot hat, weil die weibliche Chefredaktion etwas empfindlich auf Kritik reagiert, nicht sehen lassen.

Am Anfang gab es etwas – meist hämische – Resonanz, seither ist absolute Funkstille. Über jeden Pipifax berichten die eitlen Journalisten, aber bei ZACKBUM herrscht Omertà. Das Schweigen der Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden.

Das macht auch nicht mutig; gestern traf’s den Nebenmann (oder die Nebenfrau oder everybody beyond), trifft es heute mich – oder erst morgen?

Möglichst im fernen Ausland wohlfeile Ratschläge geben, darin sind die Journalisten gross. Sich um ihre eigenen Interessen kümmern, zum Beispiel einen GAV auf die Beine zu stellen, gegen die lausige Bezahlung allgemein von Kindersoldaten und die Hungerlöhne für die wenigen überlebenden Freien zu protestieren, sich zu organisieren, ach was.

Das grosse Rausschmeissen setzt sich in Wellen fort – Widerstand nicht erkennbar.

Neben zunehmender Feigheit hat die Nabelschau Ausmasse erreicht, die man sich vor fast fünf Jahren nicht vorstellen konnte. Wie Lemminge rennen alle den gleichen Narrativen hinterher, betreiben Framing, dass der Rahmen wegfliegt vor so viel Belastung.

Selbstkritik war noch nie die Stärke der Journalisten, aus Existenzangst ist sie nun gänzlich verschwunden.

Wumms: Wolfgang Koydl

Schreibt er über Weidel/Musk oder sich selbst?

Zeichen und Wunder: Wolfgang Koydl lässt von seinen Lobeshymnen über ein stabiles Genie ab und kritisiert in der «Weltwoche» den Auftritt von Alice Weidel im trauten Zwiegespräch mit Elon Musk. «Grosse Bühne, wenig Substanz», ist sein vernichtendes Fazit. Er analysiert treffend: «Da redeten zwei Leute, von denen der eine sich lieber selber reden hörte und die andere zuweilen Probleme hatte, klar auszudrücken, was sie sagen wollte

Das ist alles gut und schön und trägt unserem Prügelknaben zur Abwechslung ein dickes Lob ein. Wenn er es nur dabei belassen hätte, seufz. Aber nein, er muss noch «ein Beispiel» hinterherschicken – und landet schon wieder im Sumpf.

«Mit ein bisschen Vorbereitung wären Weidels Hitler-Bemerkungen nicht so katastrophal daneben gegangen. «Hitler was a Communist guy»? Echt jetzt? Erstens war er kein Kommunist sondern ein Sozialist, was durchaus ein Unterschied ist, und zweitens nun wirklich kein «Kerl» oder «Kumpel», was guy auf Deutsch bedeutet.»

«guy» bedeutet auf Deutsch ebenso Typ oder Bursche, nebenbei.

Es gibt zwei revisionistische, geschichtsfälschende Standards in der Beurteilung des Hitler-Faschismus. Der eine ist, dass der grösste Verbrecher des 20. Jahrhunderts nicht die Sowjetunion überfallen habe, sondern nur einen Präventivschlag führte. Kommt immer wieder auf, muss immer wieder als Nonsens widerlegt werden.

Hitler oder seine Partei seien eigentlich Sozialisten gewesen, ist der zweite, Stalin sei auch Nationalsozialist gewesen; der schlagende Beweis: «Allein der Name seiner Partei hätte als stichhaltiges Argument ausgereicht: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.»

What a bullshit, würde selbst Trump sagen. Das letzte Argument ist  so bescheuert wie wenn man sagen würde, alleine der Name grüne Partei ist Beleg genug, dass ihre Exponenten grüne Politik betreiben – und nicht umweltzerstörende Kriegshetzer sein könnten, die alle Prinzipen der Gründer der Partei verraten haben.

Hitler hatte mit ein paar Getreuen die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) 1920 in NSDAP umbenannt. Ihr Parteiprogramm hatte nicht das Geringste mit Sozialismus oder gar Kommunismus zu tun, sondern wollte die Aufhebung des Versailler Vertrags, den «Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft von Juden» und die «Stärkung der Volksgemeinschaft». Also klare faschistische Forderungen. Kann jeder, der lesen kann, sogar in der Wikipedia nachschlagen, Stichwort «25-Punkte-Programm». Hitler als geschickter Demagoge hatte einfach alle Schlagwörter im Namen zusammengepappt, von denen er sich Wirkung beim Wähler versprach.

Klarer noch, Georg Strasser, der ansatzweise sozialistisches oder linkes Gedankengut in der NSDAP vertrat, wurde 1934 ermordet, weil das weder Hitler noch Goebbels in den Kram passte. Aber was soll man Banausen die Geschichte erklären.

Genauso wenig war Stalin «Nationalsozialist», sondern proklamierte nach dem offensichtlichen Scheitern der Weltrevolution den Aufbau des Sozialismus in einem Land.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass sich Koydl einerseits darüber mokiert, dass Weidel sich nicht klar ausdrücken könne. Andererseits hat er selbst dieses Problem nicht, sondern drückt sich klar falsch und verquer aus.

Musk meets Weidel

Da hyperventilierten die Medien von links bis rechts.

Mehr Gratiswerbung hätte sich die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nicht wünschen können. Da plaudern die Politikerin und der Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk miteinander – und alle hören zu und weg. Was haben sie eigentlich geredet? Interessiert kaum jemanden so wirklich, wer wollte es sich denn anhören?

Denn es geht doch nichts über die Bestätigung von Vorurteilen in den sogenannten Qualitätsmedien. So ist sich «watson» sicher: «Elon Musk ist ausser Rand und Band: Wie ein Berserker arbeitet sich der reichste Mann der Welt momentan am politischen Establishment in Europa ab.»

Okay, «watson» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie ein Palmenstrand mit Grönland. «Zwei hochumstrittene Köpfe, aber ein Herz und eine Seele», weiss der «Blick». Okay, «Blick» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie Schnee an der Copacabana.

«Elon Musks Anarcho-Diplomatie ist ein Problem für Europa – aber wer sich provozieren lässt, hat schon verloren», trompetet die NZZ. NZZ und Qualitätsmedium, aber wieso weitere Vergleiche machen.

CH Media weiss: «Musk hat X zur Macht-Maschine gemacht – jetzt gibt er Alice Weidel den Schlüssel». Hübsches Bild dieses Qualitätsmedienhauses, nur: triumphierte man nicht unlängst, dass sich Musk mit dem Kauf von Twitter halb ruiniert habe und die Plattform in Grund und Boden wirtschafte?

«Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel», flötet die SDA, erstaunlich lyrisch für die sonst so trockene Nachrichtenagentur. Und was weiss sie von dem Gespräch zu berichten? ««Hitler war ein Kommunist», sagte Weidel». Das ist natürlich Schwachsinn, aber sowohl sie wie Musk haben durchaus auch bedenkenswerte Dinge gesagt. Nur sind die nicht berichtenswert.

Überhaupt nicht komisch finden das die anderen deutschen Parteien und natürlich die SZ: «Milliardär Elon Musk schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht umstrittene Werbung für die AfD.» Und fügt triumphierend hinzu: «Gewerkschaften und Bundesgerichtshof verlassen Musks Plattform X. Konkreter Anlass ihres Abschieds von X ist Musks Wahlkampfgespräch mit AfD-Chefin Weidel.» Daran wird der grüne Kanzlerkandidat und Wendehals (bitte nicht klagen) Habeck zu knabbern haben; er ist gerade zu X zurückgekehrt.

Und die «Weltwoche» vermeldet die Schmonzette: «Bundestagsverwaltung prüft, ob Musks Gespräch mit AfD-Chefin Weidel eine «illegale Parteispende» darstellt».

Es ist mal wieder wie im Irrenhaus. Alle deutschsprachigen Politiker (und Journalisten) mischen sich unablässig in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein und überborden vor Ratschlägen, Anweisungen und Rechthabereien, wie andernorts die dummen Fehler der Regierenden korrigiert werden sollten.

Aber wenn ein irrer Milliardär Sympathien für die deutsche AfD hat und sich mal öffentlich mit der Parteichefin unterhält, dann erhebt sich grosses Geschrei. Dabei haben weder Musk noch Trump bislang die Einverleibung Deutschlands in die USA gefordert. Das müssen sie ja auch nicht, weil sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als übereifriger und immer hilfsbereiter Adlatus der Amis gebärdet.

Und was sagt das Qualitätsmedienhaus Tamedia zum Gespräch? Ihm hat’s, fast bis Redaktionsschluss von ZACKBUM am späten Donnerstagabend, schlichtweg die Sprache verschlagen. Dann erst fand Dominique Eigenmann wieder eigene Worte. Erstes Drittel: Wiederholung von altbekannten Beschimpfungen Musks. Zweites Drittel: launiges Niedermachen des Gesprächs («Duett und Plauderei … sprangen wild von Thema zu Thema … lachten über die angebliche Dummheit aller anderen Parteien … Hitler, wärmte Weidel eine beliebte rechte Verkehrung auf, sei im Grunde nie ein Rechter, sondern immer ein nationaler Sozialist gewesen, ein Kommunist gar», etc.) Letztes Drittel: Beckmesserei und Niedermache: «Interessanter als das, was besprochen wurde, war vielleicht das, was nicht zur Sprache kam.» Interessanter als diese Gesinnungsschmiere wäre vielleicht der Versuch gewesen, den Inhalt der 75 Minuten einigermassen korrekt wiederzugeben.

Dafür gibt’s eine neue Gaga-Rubrik beim Tagi, obwohl Kerstin Hasse doch das Haus verlassen hat: «Dry January und Veganuary». Das wird der Einschaltquotenknüller, schon alleine mit diesem leichtverständlichen Titel  …

Allerdings, so viel Objektivität muss sein, gibt der «Blick» dem Bestsellerautor Claude Cueni eine Plattform, um einen ganz anderen Ton in die Debatte zu bringen. Der fragt besonnen, ob es denn ein Skandal sei, wenn Musk Alice Weidel interviewt: «Für Elmar Thevessen (57), Leiter des ZDF-Studios in Washington, sogar ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen.»

Dagegen hält Cueni:

«Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten», die für sie «einordnen», weil man sie für Deppen hält.»

Das haben allerdings die meisten Medien und auch die meisten Politiker noch nicht geschnallt. Deshalb werden sie mit Leser- und Wählerschwund bestraft. Was ihnen allerdings nicht zu denken gibt, sondern in der Überzeugung bestärkt, dass es eben zu viele Deppen gibt, die streng belehrt werden müssen.

Es ist eine Sauerei

Hier gäbe es Grund zur Aufregung. Auch ausserhalb der NZZ und der «Weltwoche».

Die USA spielen Weltpolizist. Was früher Kanonenboote und der «Big Stick» waren, sind heute Sanktionslisten und der Besitz der Weltwährung Dollar.

Die NZZ konstatiert trocken: «Wer als Unternehmen oder Einzelperson auf der Sanktionsliste des amerikanischen Finanzministeriums landet, steht vor dem finanziellen Ruin.» Das geht kurzgefasst so: es gibt die US-behörde Ofac. Diese durch nichts als ein uraltes Gesetz legitimierte Dunkelkammer kann auf Anordnung des Präsidenten jede beliebige Firma, jede beliebige Person auf der Welt auf eine Sanktionsliste setzen. Darauf stehen zur Zeit rund 12’000 Personen.

Begründung: eigentlich überflüssig, es wird ein Verstoss gegen die unzähligen Sanktionen vermutet, die die USA unterhalten. In jüngster Zeit natürlich gegen Russland. Beweise, Belege, Gerichtsverfahren, Möglichkeit zur Gegenwehr? Nicht vorhanden.

Oder nur theoretisch. Denn vor einem allfälligen Ergebnis ist der Betroffene ruiniert. Denn wer auf diese Liste kommt, wird von allen Finanzinstituten gemieden, als hätte er eine ansteckende tödliche Krankheit. Konten werden begründungslos gekündigt, Kreditkarten funktionieren nicht mehr, Guthaben werden eingefroren. Denn alle Finanzdienstleister haben Schiss, dass sie sonst auch ins Visier der Amis geraten könnten.

Und die drohen dann einfach damit, die Benützung der Weltwährung Dollar zu verbieten. Können sie, und das ist der Tod innert 24 Stunden für jedes Geldhaus der Welt. Oder in den Worten der NZZ: «Experten sprechen von einer «finanziellen Todesstrafe». Selbst die staatliche Postfinance, die in der Schweiz eigentlich einen Grundversorgungsauftrag hat, bemüht sich darum, solche Kunden loszuwerden

Konkret geht es darum: «Was es bedeutet, als Einzelperson vom Bannstrahl der USA getroffen zu werden, erleben die Anwälte Andres Baumgartner und Fabio Delcò derzeit am eigenen Leib. Es sind ihre Namen, die seit dem 30. Oktober neu auf der Sanktionsliste der USA stehen. Sie betreuen in ihrer Anwaltskanzlei im Zürcher Kreis 1 seit Jahrzehnten vornehmlich Russisch sprechende Kunden.»

Aber im Gegensatz zu vielen anderen, die peinlich berührt schweigen und versuchen, irgendwie davonzukommen, wehren sich die beiden Anwälte: «Es gab gegen uns nie ein Straf- oder Disziplinarverfahren, geschweige denn eine Verurteilung. Weder in der Schweiz noch in den Vereinigten Staaten.»

Die Schweiz führt nur Sanktionen der EU sklavisch aus, keine der USA. Also würde das theoretisch bedeuten, dass dieser Bannfluch des Ofac in der Schweiz keine Wirkung haben dürfte. Sonst wäre das ja ein rechtsimperialistischer Übergriff in die Souveränität des Schweizer Rechtsstaats, der in seinem Wirkungsbereich keine fremden Vögte zulassen sollte.

In der Realität ist’s aber anders, die Schweizer Banken kriechen schon wieder zu Kreuze, wie der Strafrechtsprofessor Marcel Niggli auf den Punkt bringt: «Aus einer Risikoperspektive ist das Vorgehen der Banken daher verständlich, aus einer rechtsstaatlichen Perspektive ist es aber katastrophal.»

Richtig Wischiwaschi wird es, wenn der Rechtsprofessor und Bankenbüttel Peter V. Kunz das Wort ergreift: «Eine Grossmacht wie die USA kann machen, was sie will.»

Genau das ist aber das Problem. Ein Kleinstaat wie die Schweiz kann nur ihre Souveränität behaupten, wenn sie auf der Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien beharrt. Denn das ist ihre einzige Waffe im Kampf gegen freche Übergriffe nach der Devise Faustrecht und Macht des Stärkeren.

Was tut also die Schweizer Regierung, um beispielsweise zu verhindern, dass diese beiden Anwälte nach Jahrzehnten unbescholtener Tätigkeit vor dem Ruin und dem Scherbenhaufen ihrer beruflichen Existenz stehen?

Sie will sich zu «Einzelfällen» nicht äussern, lässt sie durch das Seco ausrichten, legt aber Wert auf die Feststellung, dass US-Sanktionen in der Schweiz «keine Wirkung» hätten.

Das ist eine zynische Behauptung, eine Ablenkung davon, dass die Schweizer Regierung tatenlos zuschaut, wie ihre Rechtssouveränität gevögelt wird. Wie zwei Rechtsanwälte fertiggemacht werden, ohne dass sie jemals eines Vergehens oder gar Verbrechens überführt wurden, ohne dass gegen sie ein Straf- oder Zivilverfahren läuft.

Und das ist schlichtweg eine Sauerei. Eine zweite Sauerei ist, dass ausser der NZZ (und der «Weltwoche», dank ZACKBUM-Redaktor René Zeyer) kein einziges Schweizer Medium auf diesen Skandal aufmerksam macht. Dabei ist dieses Problem ein wenig wichtiger als die Frage, ob man den idiotischen Genderstern verwenden sollte oder nicht.

Das pure Elend

Korrektur am «correctiv»? Nur unter Zwang.

Die Story war gut. In einer Potsdamer Villa treffen sich finstere Gestalten. Von der AfD, sogar der CDU, dazu Identitäre, dazu Martin Sellner. Sicherlich wurde der Ort absichtlich so gewählt, dass die Wannseekonferenz ganz in der Nähe stattfand.

Und in diesem Geheimtreffen wurden finstere Pläne geschmiedet, was nach einer Machtergreifung alles zu geschehen habe. Das alles wäre niemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn nicht mutige und ingeniöse Mitarbeiter von «correctiv» das Treffen unterwandert hätten. Einer schlich sich als Teilnehmer ein, andere machten einen Lauschangriff, Dritte fotografierten wie wild so viele Teilnehmer, wie sie erwischen konnten.

Dann die grosse Enthüllung, der Aufschrei in den Medien, das Entsetzen. Ist ja alles noch schlimmer, als befürchtet. Bei diesem konspirativen Austausch wurde darüber fantasiert, dass nach der Übernahme der Regierungsgewalt Massendeportationen stattfinden müssten. Eine Reinigung des Volkskörpers, auch unbeschadet, ob jemand Besitzer des deutschen Passes ist. Die Herkunft, das Erbgut entscheidet, ob er weiterhin in Deutschland bleiben darf.

Das wurde dann lang und breit und rauf und runter in den Medien gespielt, natürlich auch in der Schweiz. Es kam zu Massendemonstrationen «gegen rechts», die versammelte Empörungslinke setzte Zeichen und machte ein betroffen-mutiges Gesicht im Kampf gegen den Neofaschismus.

Über 2000 Artikel verzeichnet das Medienarchiv zum Thema. Da traf es sich auch gut, dass «correctiv» mit viel Steuergeld unterstützt wird, der Mitgründer von «correctiv» Daniel Drepper Ende letzten Jahres Leiter des Rechercheverbundes von WDR, NDR und SZ geworden war. Die Organisation behauptet, überparteilich zu sein. Allerdings gibt nun die Co-Geschäftsführerin ihren Posten auf, um die Grünen im kommenden Wahlkampf zu unterstützen.

So fabulierte dann zum Beispiel das Qualitätsblatt «Tages-Anzeiger»: «Geheimtreffen mit Neonazis: AfD-Politiker sollen Vertreibungspläne gegen Einwanderer geschmiedet haben». Oder: «Die grausamen Ziele der AfD werden salonfähig». Oder: «Scholz vergleicht «Remigrations»-Pläne mit Rassenideologie der Nazis». Und überall wurden Zeichen gegen rechts gesetzt.

Die Story war gut. Die Story war zu gut, um wahr zu sein. Denn erstens war das überhaupt kein Geheimtreffen; nachdem solche Anlässe häufig von Linksradikalen gestört oder sogar sabotiert wurden, wurde mit Einladungen gearbeitet. Kommen konnte jeder, der wollte. Zweitens waren die Behauptungen von «correctiv» über geplante Massendeportationen und erzwungener «Remigration» schlichtweg erstunken und erlogen.

Nun kam aber Teil zwei der Story, die viel zu gut war, um wahr zu sein. Da unter den Teilnehmern auch angesehene und versierte Juristen waren, forderte einer die Medien auf, diese Falschbehauptungen zurückzunehmen, zu korrigieren. Wie es sich gehört. Nur: Weigerung auf breiter Front. Also musste zu juristischen Massnahmen gegriffen werden. «Spiegel», ZDF, NDR und SWR waren nur nach schmerzlichen Niederlagen vor Gericht knirschend bereit, diese Falschbehauptungen zu korrigieren.

Und in der Schweiz? Der «Tages-Anzeiger» verbriet fast 30 Artikel zum Themenbereich «Geheimtreffen». In keinem einzigen macht er darauf aufmerksam, dass die «correctiv»-Behauptungen unwahr sind. Auch sonst herrscht Schweigen im Blätterwelt. Nur die üblichen verdächtigen, die «Weltwoche» und ZACKBUM haben auf diesen Skandal hingewiesen. Und, das muss man ihr lassen, die NZZ. Sie schrieb schon im August völlig richtig:

«Die Plattform «Correctiv» musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren. Dennoch halten viele deutsche Medien an der ursprünglichen Version fest. Das zeugt von mangelnder Selbstkritik

Dummschwätzer von «tsüri» behaupten noch heute wider Vernunft und Verstand, dass «correctiv» ein «Geheimtreffen» von «Rechten und Rechtsextremen aufgedeckt» habe, «an diesem Treffen wurde eine Strategie zur Abschiebung von Migranten:innen entwickelt», schmiert das Lückenmedium noch am 25. Oktober in seinen Gaga-Artikel «8 Beispiele, die den Rechtsrutsch der NZZ beweisen». Dabei ist das ein Beispiel, das die schludrige Recherche von «tsüri» beweist.

Auch der «Spiegel» hält an der Mär fest, dass das «Medium «Correctiv» im Januar enthüllt» habe, dass heimlich «über massenhafte «Remigration» aus Deutschland» gesprochen worden sei, wie er noch am 19. Oktober schrieb.

Es ist nachvollziehbar, dass Gesinnungsorgane wie Tamedia und andere begeistert die Lügenstory von «correctiv» kolportierten. Denn sie passt perfekt in die Welt voller Vorurteile der Redaktionen.

Aber nachdem einzelne Teilnehmer sich mühsam eine Richtigstellung vor Gericht erstritten und schon alleine aus finanziellen Gründen nicht jedes Organ einzeln einklagen können, ist es Ausdruck des Elendsjournalismus von heute, dass all die damaligen Schreihälse «Geheimtreffen! Massendeportation! Auch von Deutschen! Neonazis!» nicht den Anstand haben, die Korrektur von «correctiv» wenigstens zu vermelden.

«tsüri» ist entschuldigt, bei solchen Wadenbeissern lohnt sich wirklich nicht der Aufwand, sie zu zwingen, ihre Falschmeldungen zu korrigieren.

Aber ein Qualitätsorgan wie der Tagi? Füttert seine Leser mit Fake News und korrigiert sie nicht? Wie sich seine Redaktoren noch täglich im Spiegel anschauen können – ein Rätsel. Sie keifen gegen den notorischen Lügner Trump, fuchteln mit dem Zeigefinger und sind voll moralischer Empörung, selbst der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet.

Meinen sie wirklich, dass so viel Heuchelei auf die Dauer gutgehen kann?

Tom Kummer hat keinen Sohn

In der «Weltwoche» führt er den Beweis dafür.

Tom Kummer ist der Münchhausen des Journalismus. er war schon gross, als noch niemand wusste, dass Claas Relotius seine Storys auch gefaket hat.

Kummer brachte die Chefredaktion des Magazins der «Süddeutschen Zeitung» zu Fall. Er jubelte Roger Köppel schon erfundene Storys unter, als der noch Chef des «Magazin» vom «Tages-Anzeiger» war. Seine erfundenen Interviews mit Hollywoodstars sind Legion.

Köppels Personalpolitik ist nicht minder merkwürdig wie seine politischen Vorlieben. Bei ihm darf Kummer sich weiterhin austoben. Obwohl der Leser bei jeder seiner Storys denken muss: wahr oder erfunden? Oder in welcher Mischung?

Kummer neigte schon immer dazu, wenn ihm sonst nichts anderes einfiel, das Private öffentlich zu machen. In widerlichster Form die Geschichte des Sterbens seiner Frau.

Bislang konnte man annehmen, dass Kummer auch einen Sohn hat. Inzwischen ist erwiesen: hat er nicht. Der Beweis: er veröffentlicht in der «Weltwoche» einen fiktiven Dialog mit jemanden, den er als seinen Sohn bezeichnet.

Der heisst «Jack Kummer», was ja schon mal eine ganz schlechte Erfindung eines Namens ist. Und soll angeblich in die Rekrutenschule eingerückt sein. Das soll 2024 stattgefunden haben. Das erregt leichte Zweifel, ob es die RS überhaupt noch gibt, aber hier kann Entwarnung gegeben werden: obwohl sie Kummer erwähnt, existiert sie.

Nun folgt eine fiktive Abfolge von Dialogen, die sich während der RS abgespielt haben sollen. Möglicherweise sass Kummer beim Schreiben vor einem Spiegel mit Weichzeichner und sprach mit sich selbst.

Der Inhalt dieser erfundenen Dialoge ist allerdings, für Kummers Verhältnisse, eher flach und seicht. Die hingequälte Schlusspointe:

«Woche 16. «Redet ihr nie übers Töten? Darum geht’s doch. Ihr lernt, wie man Leute tötet.»
«Nein, Dad, kein Thema für uns. Wir finden’s gut, wenn’s knallt. So sind wir halt, die Generation ‹Call of Duty›. Hauptsache, Action!»
«Und, was möchtest du heute Abend essen?»
«Hörnli mit Gehacktem.»»

Nachdem ihm Kummer einleitend «Miso-Ramen mit sieben Toppings. Sein Lieblingsessen», gemacht haben will. Seither wissen wir: Kummer kann nicht kochen.

Kummer verkörpert konsequent das Ende des Journalismus. Statt Berichte aus der Wirklichkeit lieferte er zuverlässig Fiktionen, Erfindungen Imitationen. Er verstiess damit gegen die letzte und wichtigste Grundregel der Berichterstattung. Da der Leser nicht überprüfen kann, ob der Reporter wirklich vor Ort war, mit den in der Story vorkommenden Personen gesprochen hat, die auch tatsächlich – wie die Gegebenheiten – existieren, muss er Vertrauen haben. Sich darauf verlassen können, dass der Journalist den Zeugen XY, der dies und das gesagt hat, nicht einfach erfand, weil er so gut in seine Story passte.

Dagegen hat Kummer verstossen, und deshalb sollte er in jedem ernstzunehmenden Organ lebenslängliches Schreibverbot haben. Wieso die WeWo, wieso Köppel dieser Karikatur eines Journalisten, diesem Berufsfantasten, diesem Fälscher immer wieder die Möglichkeit gibt, das Ansehen des Journalismus weiter zu beschmutzen – unverständlich.

 

Wumms: Alex Baur

Peinlich, wenn ein guter Journalist sich öffentlich lächerlich macht.

ZACKBUM-Autor René Zeyer hatte ein Kurzfassung seiner Abhandlung über Kriegsverbrechen in der «Weltwoche» veröffentlicht. Daraufhin sah sich Baur genötigt (wieso eigentlich?), darauf zu replizieren. Daraus ist ein Dokument der Selbstverzwergung geworden. Wer’s nachlesen mag, bitte sehr.

Dafür wird Baur schon vom WeWo-Leser kräftig geprügelt, dem ist nicht viel hinzuzufügen. Ausser dem hier:

Baur hat keine Ahnung, aber viel Meinung. Das ist eine üble Mischung, wenn es um Kriegsverbrechen oder Massaker und die Schuldfrage geht. Aber jeder hat das Recht, sich öffentlich zum Deppen zu machen.

Zeyer würde «die Leier von angeblichen israelischen Kriegsverbrechen nachbeten», behauptet Baur. Zeyer betet nicht, und «nach» schon gar nicht. Dann schwirrt Baur in ein Paralleluniversum ab, indem er hinzufügt, dass Israel keinen Krieg gegen den Libanon oder die Palästinenser führe, sondern gegen den Iran. Das wüsste man allerdings, wenn Beirut, Libanon oder der Gazastreifen neuerlich zum Iran gehörten.

Der Höhepunkt der Realitätsverweigerung: «Der Iran und seine Vasallen hätten es in der Hand, das Blutvergiessen sofort zu beenden. Sie allein tragen die Verantwortung für das Elend.» Wie sollten sie das tun? Indem sich die Führung freiwillig selbst in die Luft sprengt?

Dabei wäre es doch so einfach. Wer Kriegsverbrechen begeht, trägt dafür die Verantwortung. Ob er das in Reaktion auf andere Kriegsverbrechen tut oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Jeder, auch Baur, kann nachlesen, was ein Kriegsverbrechen ist. Darüber kann es unter vernunftbegabten Menschen keine Meinungsverschiedenheit geben.

Alleine der Bericht von 99 US-Ärzten, den auch ZACKBUM zitiert hat, lässt keinen Zweifel daran, dass die israelische Armee nicht vereinzelt, sondern systematisch, systemisch und institutionell Kriegsverbrechen begeht. Womit erstellt ist, dass das keine Einzeltaten einer unkontrollierten Soldateska sind, sondern den Oberbefehlshabern bekannt und von ihnen geduldet.

Es gibt inzwischen eine neue Spielart von Realitätsverweigerern.

Nach den Holocaust-Leugnern gibt es nun die Kriegsverbrechen-Leugner.

Schade, dass Baur seine Reputation als ernstzunehmender Journalist so leichtfertig, ohne Not und ohne Kenntnisse beschädigt.

PS: Kommentator Müller empfiehlt einen Besuch im Ziv Medical Center, das regelmässig von Hezbollah-Raketen beschossen werde.

Nun, das hier ist ein aktuelles Foto des Spitals:

Und das hier ist ein aktuelles Foto des al-Ahli Spitals in Gaza City, nachdem es von der israelischen Armee bombardiert wurde:

Wumms: Philipp Gut

Der ehemalige stv. Chefredaktor der WeWo legt sich mit dem ehemaligen WeWo-Reporter Pelda an.

Muss man das tiefenpsychologisch deuten? Gut, unter nicht ganz geklärten Umständen von der Position des stellvertretenden Chefredaktors bei der WeWo entfernt, brät Kurt Pelda, unter nicht ganz geklärten Umständen von der WeWo zu CH Media abgewandert, eine über.

Gut war noch nie Anhänger des verbalen Floretts, eher ein Liebhaber des Zweihänders, der Hellebarde, des Morgensterns. Und den schwingt er hier gegen Pelda:

«Es fängt damit an, dass der Schweizer Reporter offensichtlich gegen russische Gesetze verstossen hat, indem er ohne Genehmigung die Grenze überquerte. Pelda hat nicht in Abrede gestellt, dass er ohne gültige Einreisepapiere nach Russland gelangt ist. Auch reiste er nicht als Privatperson auf eigene Faust nach Russland, sondern mit ukrainischen Truppen, die bei Kursk auf russisches Territorium vordrangen. Auch dies bestreitet Pelda nicht

Es hat allerdings etwas leicht Lächerliches, wenn Gut in einem Kriegsgebiet auf die Einhaltung formalbürokratischer Regeln besteht. Hätte Pelda denn bei russischen Behörden vorstellig werden sollen und sagen: hört mal, ich gedenke, mit ukrainischen Truppen russisches Territorium zu betreten, welches Visum brauche ich genau dafür, und wo soll ich das abstempeln? Oder reicht auch ein Einschussloch?

Nun war Pelda hier eindeutig ein eingebetteter Journalist, wie man es aus Angriffskriegen der USA kennt. Auch das kritisiert Gut: «Damit verbunden ist die Frage, inwiefern es sich bei dieser Berichterstattung im Verbund mit ukrainischen Truppen um «unabhängigen Journalismus» handelt

Es gibt Dafür und Dawider, allerdings macht Pelda, wie Gut immerhin zitiert, die Rahmenbedingungen öffentlich, was eine solche Teilnahme zwecks Berichterstattung transparent und akzeptabel macht:

«Sämtliche Fotos und Videos müssen vor der Publikation dem ukrainischen Verteidigungsministerium vorgelegt werden.» Dabei seien mehrere Bilder «zensiert» worden. «Ausserdem mussten wir eine zweisekündige Videosequenz entfernen, die ein blaues russisches Postauto zeigt.»

Heikler ist tatsächlich eine andere Tätigkeit Peldas; nicht als embedded journalist, sondern als Helfer, der Hilfsgüter in die Ukraine bringt:

«Er berichte «nicht nur über das Kriegsgeschehen, sondern bringt auch Hilfsgüter in die Region», heisst es auf der Website des Vereins Swiss UAid, den Pelda gegründet hat. Er liefere «Autos für die Verteidiger», konnte man im Journal 21 lesen. Und die NZZ schrieb schon vor gut einem Jahr, es sei «nicht übertrieben, zu sagen, dass Pelda und Swiss UAid ein ganzes Spital» aus der Schweiz in die Ukraine zügelten. Die Möbel und Geräte stammten vom See-Spital in Kilchberg.»

Es wäre ja vielleicht nett gewesen, wenn Gut seinen ehemaligen Kollegen Pelda um Stellungnahme gebeten hätte, so im Rahmen eines seriösen Journalismus. Aber dann hätte er wohl am Schluss nicht nochmal den Morgenstern schwingen können:

«Der Eindruck verdichtet sich, dass sich hier ein sich unabhängig gebender Journalist, der den Vorwurf weit von sich weisen würde, in irgendeiner Form einseitig und parteiisch zu sein, gerade in aller Öffentlichkeit selbst entzaubert.»

Der Eindruck verdichtet sich auch, dass Gut noch irgend ein Hühnchen aus gemeinsamer Vergangenheit mit Pelda zu rupfen hat. Anders ist diese Kollegenschelte nicht zu erklären. Oder stört sich Gut daran, dass die russische Seite offensichtlich zu blöd ist, mit embedded journalists Propaganda für die eigene Sache zu machen?

Apropos, es ist ja völlig ungeklärt, unter welchen Bedingungen der Dokumentarfilm «Russians at War» entstand, welche Vorgaben der Autorin gemacht wurden. Ausgeschlossen ist, dass sie ohne Wissen und Einwilligung der russischen Armee filmte. Das wäre noch abzuklären.

Keine Abklärung braucht hingegen, dass die Absetzung ihres Films durch das feige Zurich Zensur Festival ein Skandal ist. Die bislang ausbleibende Reaktion auf die ungeheuerliche Einmischung der ukrainischen Regierung und der ukrainischen Botschafterin in Bern ist ein Armutszeugnis der Schweizer Politik. Dass keiner der über den grünen Teppich eitel tänzelnden Promis und Möchtegern-Promis darüber ein Wort verlor, ist erbärmlich und armselig.