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Filzball-Mopser

Blütenlese der Schweizer Qualitätsmedien.

Das Thema ist weltbewegend. Darf ein Tennisspieler nach Australien einreisen oder nicht? Hat er alle Bedingungen dafür erfüllt – oder ist er ein arroganter Sack, der meint, wenn die Nummer eins des Tennis kommt, dann winke man ihn einfach durch?

Als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, haben sich die Schweizer Qualitätsmedien darauf gestürzt. Über 1200 Treffer für den Namen Djokovic in den letzten Tagen.

Dabei haben sich die drei grossen Medienclans schlichtweg blamiert. Die Fachkoryphäen des Filzballs, die Spezialisten für Serbien und Serben waren sich einig: Der Mann rennt in ein «Fiasko» (SoZ). Er spielt «Russisches Roulett» (CH Media). Die «Chefredaktorin Sport» des «Blick» wusste: «Die Pointe in der Aussie-Open-Geschichte ist, dass Djokovic am Flughafen festsass und offenbar das Land wieder verlassen muss.» Nun rettet Steffi Buchli nur ein vorsichtiges «offenbar» vor der völligen Peinlichkeit.

Garniert wurde die objektive und nur der Wahrheit verpflichtete Berichterstattung mit demagogischen Fotos und der ganzen Latte von Vorurteilen, die man gegen Serben im Allgemeinen und Djokovic im Speziellen auffahren kann.

Gewichtung, Ausgewogenheit, Fachkompetenz, sorgfältige Abklärung der Hintergründe? Hinweis darauf, dass es insgesamt 26 Anträge auf Ausnahmebewilligungen für die Turnierteilnahme gab, die grösstenteils auch zur Einreise führten?

«Und täglich grüsst der Drama-King», verballhornte die «Blick»-Fachkraft den Titel eines schönen Films, der das nicht verdient hätte.

Ein Vollpfosten aus dem Hause Tamedia sah schon den «tiefen Fall eines grandiosen Tennisspielers» voraus, eines «Schwurblers» auch, der eine «grosse Narrenfreiheit» geniesse. Und die Serben? «Wer in diesen Tagen die serbische Krawallpresse liest, der wähnt sich kurz vor einem Weltkrieg.»

Typisch für diese -itsch. Unzivilisiert, aggressiv, grössenwahnsinnig, gefährlich halt.

Nun ist ZACKBUM  kein grosser Fan der Fähigkeit, einen Filzball so über ein Netz zu dreschen, dass er anschliessend wieder rechtzeitig runterkommt. Auch das Dreigestirn Federer, Nadal und Djokovic lässt uns ehrlich gesagt kalt.

Aber an diesem Beispiel wird wieder etwas schmerzlich bewusst: wer so berichtet, kann nicht im Ernst behaupten, Qualität abzuliefern. Wer so berichtet, kann nicht im Ernst begründen, wieso seine Tätigkeit mit einer weiteren Steuermilliarde unterstützt werden sollte.

Wer dermassen den Ball ins Aus geschlagen hat, schlichtweg mit Analyse, Prognose und Darstellung kreuzfalsch lag, könnte einfach mal kurz schweigen oder – das aber niemals! – einräumen, schwer danebengelegen zu haben.

Aber wenn die Realität, dieser Schlingel, sich nicht so benimmt, wie sie der Journalist gerne sähe – Pech für die Realität. Wie kommentiert ein weiterhin hyperventilierender Tamedia-Qualitätsjournalist das Urteil eines australischen Richters? «Wie ein Schlag ins Gesicht.» Von wem? Na, vom betroffenen Journi natürlich, von wem sonst. Das tut aber ein australischer Richter nicht ungestraft:

«Der Weltranglistenerste ist zum Symbol der Egozentrik, der Uneinsichtigkeit, der Ungleichheit und zu einem weltweiten Anführer der Impfgegner geworden.»

Aber nein, Tamedias René Stauffer ist ein Symbol der Uneinsichtigkeit geworden, nur interessiert das die Welt glücklicherweise nicht sehr. Während sein Kollege dank der dortigen Medien Serbien am Rande des Weltkriegs sieht, prognostiziert Stauffer nun, dass das Urteil «brandgefährlich für Melbourne und Australien» sei. «In der Stadt drohen nun Tumulte … Sollte er tatsächlich als Spieler in die Rod Laver Arena schreiten, ist ein Aufruhr garantiert.»

Statt Serbien am Rande des Weltkriegs nun Australien am Rande des Bürgerkriegs. Huch.

Und sollte das nicht passieren, ist Stauffer einfach nochmal stinkbeleidigt und muss ganz fest mit der Wirklichkeit schimpfen.

Zum Üben gibt es im Tennis Ballmaschinen. Die spucken eine Filzkugel nach der anderen aus, bis das Reservoir leer ist. Wir empfehlen für die drei Redaktionen eine Anschaffung. Besonders überzeugt hat uns dieses Modell, denn ein «eingebauter Sensor stoppt den Ballwurf sofort»:

Sportredaktor (Ersatzmodell).

So wie ein eingebauter Sensor die nun wie begossene Pudel dastehende Rechthaber und Besserwisser in drei Schweizer Qualitätsmedien zum Nachmopsen und anschliessendem Verstummen gebracht hat.

Wenn Steffi Buchli nicht wäre

Das neue Frauen-Sportmagazin SPORTLERIN hat noch Luft nach oben. Die Redaktion besteht wie ZACKBUM.ch nur aus Männern.

SPORTLERIN heisst ein neues Hochglanz-Magazin. Die erste Nummer ist im Dezember herausgekommen, aber sie scheint noch nicht ausverkauft. Immerhin: An die riesigen unverkauften Beigen der «Die-reichsten-Schweizer»-Bilanz kommt das fast ebenso dicke Heft nicht heran. Der erste Eindruck: recht edel, und für 10 Franken bekommt man einiges geboten. Kurzfutter und Aktuelles findet man weniger, dafür viele Portraits und Interviews. Vor allem das Gespräch mit der neuen Blick-Sportchefin Steffi Buchli ist erfrischend, obwohl es von einem Mann geführt ist. Das nämlich war eine der Hauptkritiken am neuen Heft, etwa von der Annabelle: «Ein Frauensport-Magazin von drei Männern: Kann das gut gehen?» Die folgenden Fragen der Annabelle-Mitarbeiterin Sandra Huwiler könnten auch ZACKBUM.ch gestellt werden. Denn in einem unterscheiden sich die Redaktionen von SPORTLERIN und von ZACKBUM nicht. Beide bestehen aus je drei Buddies, und die sind männlich.

Annabelle: Das Gründerteam besteht aus Männern. War nicht das Bestreben da, eine Frau ins Team zu holen?
Doch, aber wir fanden niemanden.
Stört es Sie persönlich nicht, dass «SPORTLERIN»/ «ZACKBUM» jetzt drei männliche Chefs hat?
Doch, aber es ging nicht anders.
Was tun Sie noch, um dem männlichen Blickwinkel entgegenzusteuern?
Wir suchen zuerst jeweils Autorinnen.

Dass nun auch Bänz Friedli in die Tasten haut, ist nicht weiter schlimm. Auch nicht, dass Michèle Binswanger wie im Tages-Anzeiger über Krafttraining schreibt. Trotzdem: In der ersten Ausgabe ein Interview mit der Frau Bundesrätin für Sport, mit der prominentesten Schweizer Sportjournalistin, mit der besten Schweizer Fussballerin und mit der ersten und einzigen Eishockeymanagerin der Welt. Was kommt in Ausgabe zwei? Irgendwie scheinen die Themen schon ein wenig ausgeschossen. Das* Überraschungsmoment fehlte. Oder wie Steffi Buchli im Interview auf die Frage sagte, wie viele Prozente ihres Sportkonsums sie den Frauen widme: «Das ist brutal. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es seien mehr als 10 Prozent». Union-Trainer Urs Fischer würde ergänzen: «Da muss mehr kommen.»

Zerwürfnis mit Tamedia-Ressortleiter
Lob gebührt den drei Gründern und Machern trotz den Abstrichen: Es sind drei Berner «Giele»: Roman Grünig (44), ist im YB-Management tätig. Leander Strupler (36) gibt schon das Magazin BOXEN heraus. Fabian Ruch (42) schlussendlich war 22 Jahre Sportjournalist bei der Berner Zeitung. Und verliess den Tamedia-Konzern kürzlich im Streit. Ein Zerwürfnis mit dem Ressortleiter soll zur Kündigung geführt haben, wie die Medienwoche mutmasste. Wenn auch andere ehemalige Tamedia-Journies so kreativ sind, darf sich die Medienszene freuen.

Roman Grünig, Fabian Ruch und Leander Strupler (v.l.).

Gefährlich für die arrivierten SRF-Personen
Fabian Ruch ist es auch, der das Interview mit Steffi Buchli geführt hat. Nicht gut weg kommt darin SRF. Buchli arbeitete von 2003 bis 2017 dort, bevor sie zu MySports wechselte: «Da wird die ganze Klaviatur des Machtkampfes gespielt, vom Hintenrumreden bis zur offensichtlichen Blutgrätsche (…). Am Anfang hatte ich nur Freunde beim Fernsehen. Wenn Du neu bist, mögen Dich alle, weil Du erst mal keine Gefahr darstellst. Aber je mehr Landgewinne Du machst, umso gefährlicher wirst Du für die arrivierten Personen (…). Ich wurde dann auch persönlich enttäuscht und realisierte, dass man sich nur auf die Familie und den engsten Freundeskreis verlassen kann.» Der Sexismus sei bei SRF 2010 noch stärker spürbar gewesen als heute: «Es gab früher viele Redaktionssitzungen, in denen halt ein Mann mal sagte:

«Lasst uns Beachvolleyball bringen. Ein bisschen Füdli geht immer.»

Hat Steffi Buchli gewisse Mechanismen entwickelt, wenn sie in unangenehme Situationen gerät, fragt Ruch: «Burschikos geht immer, frech sein, sich wehren, kühl bleiben. (…) Viele Männer finden, es sei schwierig geworden, Komplimente zu verteilen oder zu flirten. Das ist absurd. Mit gesundem Menschenverstand weiss jeder, was möglich ist. Ein Kompliment für ein Kleid liegt drin, aber auf die Brüste gucken und einen dummen Spruch machen, das ist peinlich.»

Etwas übrigens findet Steffi Buchli schade: «Das Sportpanorama durfte ich leider nie moderieren.» Auch wenn es ein Format wie das Sportpanorama bei Blick-TV nicht gibt, bleibt zu hoffen, dass Buchli dort öfter mal am Bildschirm auftaucht. Ob Ringier dann wieder die Geschichten-Klamotte fährt mit sieben verschiedenen Steffi-Buchli-Frisuren?

 

*Dank eines genus-sicheren Lesers haben wir in Neutrum korrigiert. Merke: Der Überraschungseffekt. Aber das Überraschungsmoment.

Blick: Dem Sportbund geht’s an den Kragen

Die neue Chefin hat viele Visionen.

Die neue Blick-Sportchefin Steffi Buchli hat sich am 2. Januar zum ersten Mal an die Redaktion gerichtet. Und zwar von ihrem schönen Wohnzimmer in Kilchberg (ZH). In einer Videomessage skizziert die 41-Jährige ihre Quartalsziele. Zuvor wünscht sie ihrem Vorgänger rasche Erholung. Felix Bingesser soll sich vier Rippen gebrochen haben.

Buchli ist in ihrer bisherigen Karriere mit dem geschriebenen Wort nur hauchzart in Berührung gekommen. Das wird der Sportbund zu spüren kriegen. «Die bisherigen Produktionsabläufe basieren zu stark auf der Printvergangenheit.» Mit viel Aufwand habe sie darum eine neue Vision entwickelt, sagt sie: «Blick-Sport soll die stärkste Sport-Multimediamarke der Schweiz und die erste Anlaufstelle für jeden Fan werden.»

Was das für den Print konkret bedeutet, erläutert sie nicht. Dafür lädt sie die Journalisten ein, selber «persönliche Visionen» zu entwickeln. Diese will sie in den nächsten Tagen und Wochen erfahren. Nicht als Seelsorgerin, sondern als «Coach».

Darüber hinaus erfährt man in 13 Minuten mehr über Buchli als nach einem Jahr über den Büronachbarn: Was ihr Mami und Papi beigebracht haben, wo sie wohnt und wo sie eine Ferienwohnung hat. Was ihr Mann arbeitet und wie viele Meisterschaften sie im Unihockey gewonnen hat.

Hinter ihrem Rücken soll man aber nicht über sie reden, mahnt sie die Redaktion. Wie niedlich. Willkommen, im Haifischbecken namens «Blick».