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Heiteres Beruferaten

«Was bin ich?» Wahnsinn ohne Methode bei Ringier.

Die Liste der Heads, Chiefs, Chefredaktoren, Blattmacher, Tagesleiter und Ressortleiter in der glücklichen «Blick»-Familie ist lang:

Noch nicht lang genug, findet die «Geschäftsleitung» Ladina Heimgartner, der weitere Chiefs und sogar ein «Managing Director» unterstellt sind.

Besonders die Aufgaben der Heads «of Programmatic & Digital Products» oder «of Media Service Print & Digital» würden uns interessieren. Aber wahrscheinlich würde ZACKBUM die Antworten nicht verstehen, wir haben dafür zu wenig Heads, Chiefs und, schnief, nicht mal einen Managing Director. Der Titel ist übrigens aus dem Banking geklaut, dort bezeichnet er ein Mitglied der Bonus-Kaste.

Während die Indianer immer mehr zu einer aussterbenden Spezies werden in der Hölle des Newsrooms, kann es gar nicht genug Häuptlinge geben. Denn, of course, da fehlten doch noch zentral wichtige Headchiefs oder Chiefheads, vielleicht sogar Directors. Die Lücken sind nun gestopft.

Es gibt zwei Co-Leiterinnen «Media Creation». Endlich gesellt sich auch noch ein Leiter «Content Hub» zu all den anderen, nun ja, Overheads.

Was leitet denn der Leiter «Content Hub», wörtlich übersetzt Inhaltsnabe? «In seine Verantwortlichkeit fallen das Team Formate (Podcasts/digitale Videoformate), die Teams Service/Health, Mobilität, Izzy, die Magazine Bolero und Millionär und weitere Specials», weiss persönlich.com zu berichten.

Hä? Vielleicht kann es uns der Chief Content Officer erklären? «Tim (Höfinghoff, Red.) sieht das Zukunftspotenzial von RMS und glaubt daran, dass wir mit verstärkter Kooperation viel zu gewinnen haben. Mit seiner Vita ist er ein optimaler Brückenbauer zwischen Digital und Print.» Schön, dass er etwas sieht, ZACKBUM tappt hier völlig im Nebel.

Und «Media Creation»? «Die Abteilung umfasst Produktion & Korrektorat, Art Direction & Layout, Visuals, Foto- und Bildredaktion sowie Video Technology & Production. Geleitet wird dieser Bereich von Conny Tovar und Sandra Fröhlich.» Hä? Steffi Buchli, hilf! «Mit dem Media Creation Hub haben wir einen zentralen Bereich für alle unsere Services geschaffen. Sandra und Conny kennen nicht nur unsere Marken und Mitarbeitenden sehr gut, sondern auch die Bedürfnisse und Werkzeuge, die für unsere Inhalte und Titel notwendig sind.»

Das ist wunderbar, dass da noch jemand alle Marken und Mitarbeiter kennt. Von den Bedürfnissen und Werkzeugen ganz zu schweigen.

Es erhebt sich allerdings die drohende Frage: wie sieht denn da eigentlich das Organigramm so aus? Also wer ist wem unterstellt, wer darf wem in den Hintern treten, wer muss wozu beigezogen werden?

Vielleicht so:

Oder gar so?

Also zum Beispiel, wenn Media Creation, ohne Content Hub, aber mit dem Head of Growth Management und dem Head of Programmatic & Digital Products ein Kick-of-Meeting abhält, müssen da nicht diverse weitere Heads und Chiefs wenigstens im cc stehen? Oder in die Videoschalte aufgenommen, aber stumm geschaltet werden? Und was sagt da der Head of Editorial Departments dazu? Glücklicherweise nichts, denn die Stelle ist «vakant».

Ladina Heimgartner teilte dem Ringier-Verlag via «Sonntagszeitung» mit, dass sie nicht SRG-Direktorin werden wolle, obwohl sie sich eine Bewerbung ernsthaft überlegt habe. «Ich bin hier noch nicht fertig. Im Gegenteil, wir haben erst begonnen», lässt sie sich zitieren. Das ist eine ernstgemeinte Drohung, die Ankündigung, dass noch viele Heads und Chiefs und Directors diesen Frühling spriessen werden. Während anderen die Federn abgenommen werden.

Aber es ist eine gute Nachricht für die SRG. Wobei, in der Pole Position scheint nun Susanne Wille zu fahren. Aber wieso soll es der SRG besser gehen als Ringier?

Versager 2

«Ich war schon bei Tyson auf dem Sofa». Das sagt alles.

Nein, nicht ganz. Das sagt der neue «Head of Sports». Hä, Head of? Head off? Kopf ab? Nein, keine Scherze, er ist ja nur einer von vielen neuen Häuptlingen. Denn beim ehemaligen Boulevardblatt «Blick» wimmelt es nur so von Heads. Und Officers.

Eine unvollständige Liste: Chief Content Officer Steffi Buchli. Chief Digital & Distribution Officer Sandro Inguscio. Dann haben wir den Head of Newsroom, dann hätten wir noch das «audiovisuelle Production Center», gesucht wird noch ein Head of Storytelling. Das ist alles etwas verwirrlich, deshalb gibt es natürlich auch noch einen Head of Newsroom Coordination. Head of Blick.ch, schliesslich gibt es noch neu das Ressort Desk, wohl ohne Head.

Head of Product & Innovation Newsroom, Head of Product/Quality, Head of Growth Management, Head of Heads, Heads of Officers, Chiefs of Heads, da schwirrt einem der Head, Pardon, Kopf.

Man kann sich jede Menge Slapstick vorstellen, wie diese Heads, Officers und Chiefs die Köpfe zusammenstecken und herauszufinden versuchen, was dieser Scheiss eigentlich soll. Denn das muss sie sagen, und das glaubt nicht mal Steffi Buchli selbst:

«Ich freue mich auf starke Charaktere und maximale Fachkompetenz. Damit ist die Basis gelegt, um die besten multimedialen Geschichten zu erzählen und unsere Inhalte auf ein noch höheres Level zu hieven.»

Noch höher? Also die Köpfe in den Wolken? Wahrscheinlich hat es der «Blick» endlich geschafft, denn es gibt ja noch so etwas Altmodisches wie Chefredaktor SoBli, sein stellvertretendes Investigativ-One-man-Team und jede Menge weiterer Häuptlinge. Was geschafft? Die Idealvorstellung jedes Versagers in oberster Position, der sein Versagen durch unablässiges Rumschrauben an Organigrammen verstecken möchte: endlich gibt es mehr Häuptlinge als Indianer.

Der grösste Vorteil ist aber: wer Head ist, kann auch einen Kopf kürzer gemacht werden. Wer Officer ist, wer Chief ist, kann an etwas schuld sein. Denn eines ist klar: die oberste Chefin ist an überhaupt nichts schuld. denn auch sie ist dank Dreifachbonus unkaputtbar.

Also, ein kräftiges «head, head, hurra!» Wir warten sehnsüchtig darauf, die ersten Inhalte auf noch höherem Level geniessen zu dürfen. Wir warten. Wir warten und warten und warten und hoffen, dass unsere Lebenserwartung dank neuer Erkenntnisse auf weit über 100 Jahre gesteigert wird. Denn dann warten wir noch immer.

Zuvor stellen wir uns aber kurz die Entstehung eines Inhalts auf noch höherem Niveau vor.

Indianer: «Ich habe von der Polizei gehört, dass da einer seine Frau und seine Kinder umgebracht hat. Und seine Katze. Und dann sich selbst.»

Head of Sports: «Ich bin dann mal weg

Head of Newsroom Coordination: «Okay, ich übernehme dann mal.»

Head of Blick.ch: «Online first, ich übernehme dann mal

Head of Newsroom: «Das entscheide immer noch ich, okay

Chief Content Officer: «Kann ich mal kurz gebrieft werden? War gerade an einer Sitzung mit der Geschäftsleitung.»

Chefredaktor SoBli: «Wir übernehmen die Hintergründe, ich setze sofort mein Investigativ-Team dran.»

Head of Investigativteam: «Ich recherchiere gerade eine Story über den Griff ins Kässeli beim Gesangsverein Alpenglühn Unterentfelden, keine Zeit

Head of Product/Quality: «Das sollte sich doch der Head of Storytelling mal anschauen. Ups, das Ressort ist ja noch kopflos.»

Indianer: «Wenn ich auch etwas sagen darf …»

Alle Heads im Chor: «Schnauze, siehst du nicht, dass wir hier arbeiten?»

Indianer: «Ich wollte aber nur …»

Alle Heads im Chor: «Wenn du nicht unter Artenschutz stehen würdest, wärst du gefeuert

Indianer, tapfer: «Ich wollte nur sagen, dass «20 Minuten» die Story gerade online gestellt hat.»

Frauen an die Macht

«Blick», «Blick», hurra!

Ringier vermeldet das Erwartete: «Buchli und Inguscio übernehmen den Blick-Newsroom».

Genauer: «Steffi Buchli übernimmt den Bereich «Content», Sandro Inguscio den Bereich «Digital & Distribution». Beide gehören künftig der Geschäftsleitung an.»

Ach, war da nicht noch was, noch so einer, über dessen Schicksal nichts vor Ablauf seiner Auszeit am 12. September gesagt werden sollte? Doch, da war noch einer:

«Im gegenseitigen Einvernehmen und basierend auf dem Culture Audit haben die Ringier-Spitze sowie der bisherige Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, entschieden, dass Dorer sein Amt nach seiner Auszeit nicht wieder aufnimmt.» Plus Packungsbeilage: In den kommenden Wochen werde «definiert, ob und in welcher journalistischen Funktion …» Die Gespräche seien «aufgenommen worden und auf gutem Weg».

Das muss man nun abschmecken. Auch auf die Gefahr hin, schon wieder als frauenfeindlich abgestempelt zu werden: eine in der Wolle gefärbte Sportjournalistin soll zukünftig für den gesamten Inhalt eines doch immer noch einigermassen relevanten Organs verantwortlich zeichnen? Hat Ringier denn das abschreckende Beispiel von Tamedia nicht zur Kenntnis genommen, was passiert, wenn nach Geschlecht befördert wird?

Und Inguscio wäre dann nur sozusagen für das Formale zuständig, also den Inhalt auch gebührend unter die Leute zu bringen, natürlich vor allem «Blick+». Mission impossible, muss man leider jetzt schon sagen. Immerhin, Buchli ist nicht etwa Chefredaktor geworden, sondern wurde eher seitwärts befördert. Denn vorher war sie das ad Interim, nun ist sie «Chief Content Officer». Das ist Management-Blabla und hat eigentlich nichts mit Journalismus zu tun.

Schliesslich wurde die Entscheidung, Dorer begründungslos endgültig zu entsorgen (etwas anderes ist das ja nicht, vielleicht bekommt er noch einen Job als «besondere Aufgaben»-Mann), von der «Ringier-Spitze» gefällt. Wer das wohl ist? Die direkte Verantwortliche Ladina Heimgartner? CEO Marc Walder? Michael Ringier himself? Alle zusammen?

Hier scheint es ja ein gröberes Problem zu geben. Hätte der «Culture Audit», was immer das sein mag, ein nachweisbares Fehlverhalten von Dorer zu Tage gefördert, hätte das wohl erwähnt werden müssen. Denn für nix und wieder nix sägt man doch nicht von einem Tag auf den anderen den erfolgreichen «Blick»-Oberchefredaktor ab, der immerhin sechs Jahre lang das Schiff recht skandalfrei durch die Wellen steuerte und auch alle hinderlichen Zwischenrufe von weiter oben solidarisch überhörte.

Aber statt Erklärungen folgt nur noch das übliche Gewäsch. « … sind gut aufgestellt … Position weiter ausbauen und festigen … Christian Dorer danke ich im Namen der Blick-Gruppe, aber auch des Ringier Group Executive Boards …»

Der arme Dorer kann sich nur das hier abringen: «In den vergangenen sechs Jahren hatte ich das Privileg …»

Aha. Und wie ist das nun genau mit der bevorzugten Behandlung einer bestimmten Mitarbeiter-Gruppe und nicht genügende Trennung von Privat und Geschäft? Das habe doch lückenlos und brutalstmöglich aufgearbeitet und aufgeklärt gehört, tönte damals Ringier. Und jetzt? Ist wohl das ähnliche Hornberger Schiessen wie die «Aufklärung» der anonymen Vorwürfe von 78 Tamedia-Frauen. Grosse Kriegstänze – dann gehen alle friedlich nach Hause.

Gegen diesen Abgang von Dorer ist selbst das Bauernopfer Arthur Rutishauser noch anständig abgesägt worden. Es gab nie auch nur im Ansatz konkrete Vorwürfe gegen Dorer (ausser, man will seine sexuelle Orientierung gegen ihn ins Feld führen), es gab in den vergangenen Monaten kein Sterbenswörtchen gegen ihn, was in den klatschsüchtigen Medien was heissen will. Also hätte er sich in der Illusion wiegen können, dass eine entscheidungsoffene Untersuchung ihn genauso ent- wie belasten könnte.

Aber das wäre mit einem Gesichtsverlust seiner direkten Vorgesetzten verbunden gewesen, die ihn auf diese grausame Weise exekutierte. Ein guter Mann weg, eine überforderte Führungskraft mit dem richtigen Geschlecht als Ersatz, eine Hilfsstütze an der Seite, der Titel Chefredaktor wird immerhin nicht mal in den Mund genommen, ein heruntergewirtschaftetes Blatt ohne Boulevard, Kanten und Ecken, ein kastrierter SoBli mit einem Mikrophonständer als Chefredaktor, das werden gloriose Zeiten für die glückliche «Blick»-Familie.

Verweiblichung – Verweichlichung

Achtung, hier riecht’s streng nach Sexismus.

Man braucht keine grossen hellseherischen Fähigkeiten, um den Namen der nächsten Oberchefredaktorin der «Blick»-Gruppe zu prognostizieren. In Führungsetagen halten immer mehr Frauen Einzug. Leider nicht nur wegen des einzig entscheidenden Kriteriums Kompetenz.

Es wurde schon zu Genüge und völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass der Verwaltungsrat der elend gescheiterten Credit Suisse mehrheitlich aus Frauen bestand. Auch im Journalismus greift es immer mehr um sich, dass Frauen über ihre Kompetenzschwelle hinaus befördert werden.

Dass es manchmal jemanden wie Priska Amstutz aus der Kurve trägt, ist die bestätigende Ausnahme von der Regel. Was beispielsweise eine Kerstin Hasse in der Chefredaktion von Tamedia zu suchen hat, ist unerfindlich. Die gleiche Frage stellt sich auch bei Steffi Buchli im «Blick». Sobald etwas Politik in den Sport kommt, macht sie sich lächerlich, wie beim Skandal um den Tennisstar Djokovic.

Auch bei «20 Minuten» hat der Chefredaktor (männlich) seinen Posten geräumt, um in einem seltenen Stühlerücken seiner Stellvertreterin (weiblich) Platz zu machen, während er nun ihr Stellvertreter ist. Auch in den Verlagschefetagen kommen Frauen an die Macht. Bei der NZZ gibt es eine neue VR-Präsidentin, die fachfremd als ersten Fehlentscheid den NZZaS-Chefredaktor feuerte.

Selbstverständlich gibt es auch männliche Versager, und die nicht zu knapp. Selbstverständlich gab und gibt es Männerbünde, die zusammenhalten und Ihresgleichen protegieren. Selbstverständlich gibt es gläserne Decken, die Frauen oftmals nicht durchbrechen können, obwohl sie die nötigen Qualifikationen hätten.

Aber sie sind bei journalistischen Fehlleistungen überproportional vertreten. Sie haben mit Sexismus, Diskriminierung und struktureller Misogynie Wortwaffen geschmiedet, mit denen notfalls Männer gekeult werden. Man erinnert sich an das Protestschreiben von 78 erregten Tamedia-Frauen. Man erinnert sich an die über 60 anonymisierten angeblichen Beispiele für die unerträgliche Arbeitsatmosphäre. Man erinnert sich nicht, dass auch nur ein einziges verifiziert worden wäre.

Diese Aktion hat zudem unfähigen Journalistinnen wie Salome Müller einen Auftritt in den Medien und eine steile Karriere verschafft. An Bösartigkeit kaum zu überbieten ist der Rachefeldzug von Anuschka Roshani, die erfolgreich versuchte, ihren Chef aus dem Sessel zu mobben – aber dann zu ihrem grossen Schmerz nicht sein Nachfolger wurde.

Es sind bislang keine Fälle von Männern bekannt, die ebenfalls die Sexismuskeule schwingen, um sich Vorteile in der Karriere zu verschaffen. Im Gegenteil, seitdem Tamedia das Prinzip Quotenfrau bis ins Absurde gesteigert hat und verkündete, dass man einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent auf allen Hierarchiestufen wolle, fand ein Exodus von begabten Männern statt, die wussten, dass sie ihre Karriereziele vergessen können.

Selbstbewusste und moderne Frauen verwahren sich dagegen, qua Geschlecht befördert zu werden. Sie sehen das völlig zu Recht als eine negative Diskriminierung, als eine Geringschätzung ihrer fachlichen Kompetenzen.

Die Debatte über Vor- und Nachteile von Quotenregelungen hat inzwischen, wenn man das so sagen darf, so einen Bart. Alle Argumente sind gewechselt und werden nur noch repetitiv abgenudelt. Dabei ist völlig klar: Karriere über das Genital ist Unfug. Gleichförmige gleichmachende Gleichberechtigung ist Unrecht.

Schlimmer noch: sie ist kontraproduktiv. Wenn immer mehr Frauen oberhalb ihrer Fähigkeiten in Positionen kommen, in denen sie dann früher oder später krachend versagen, ist das keinesfalls ein Beitrag zur Emanzipation. Genauso wenig wie die lächerlichen Sprachverhunzungen durch Gender-Sternchen und ähnlichen Unfug. Dumme Scheindebatten, während Themen wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Hilfe bei der Kinderbetreuung in den Hintergrund geraten, weil sie pickelharte Gewerkschaftsarbeit und nicht wohlfeiles Herumkeifen bedeuten würden.

Ist für ein Unternehmen wirklich etwas gewonnen, wenn sich der männliche Vorgesetzte nicht mehr traut, der weiblichen Untergebenen in aller Offenheit zu sagen, dass sie Schrott abgeliefert hat? Bringt’s der Firma etwas, wenn die weibliche Vorgesetzte den männlichen Untergebenen runterputzt, der sie vor einer Fehlentscheidung bewahren wollte? Weil sie weiss, dass sich niemand trauen wird, ihr das vorzuwerfen? Ist es gut für einen Konzern, wenn eine weibliche Vorgesetzte einen männlichen Untergebenen feuert, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken?

Im Journalismus ist die Anhäufung von Fehlleistungen von weiblichen Führungsfiguren besonders sichtbar, weil sie natürlich öffentlich exponiert sind. Bislang ist vor allem die NZZ noch fest in Männerhand, und mit der bedauerlichen Ausnahme der VR-Präsidentin scheint man dort auch nicht die Absicht zu haben, das krampfhaft zu ändern. Auch CH Media sieht diese Frage eher entspannt; dem Konzern geht’s ziemlich gut. Anders sieht das bei Tamedia aus, obwohl man der Gerechtigkeit halber sagen muss, dass Pietro Supino ein Mann ist.

Kompetente Frauen in Führungspositionen? Aber sicher, jederzeit, unbedingt, wäre dumm, fähige Personen nicht für das Wohl einer Firma einzusetzen. Frauen per Quote, durch den Besitz einer Vagina in Führungspositionen? Aus Gründen der Gerechtigkeit, im Kampf gegen Diskriminierung, Sexismus und eine männerbeherrschte Gesellschaft, im Kampf gegen das Patriarchat? Ganz falsch, fatal.

Jede Quotenfrau ist ein Schlag ins Gesicht für jede Frau, die durch überlegene Fähigkeiten Karriere macht. Jede Quotenfrau, die notwendigerweise versagt, ist ein Rückschlag für die Frauenbewegung. Schlimmer noch als ein sexistisch aufgeheiztes Arbeitsklima ist ein feministisch unerträglicher Geschlechterkampf am Arbeitsplatz.

Besonders abstrus wird es, wenn Feminismus mit Antirassismus geklont wird. Wie von dem inzwischen einschlägig bekannten «Café Révolution». Schlimmer als bei der Verleumdung gegen den Sänger der Punkrockband «Feine Sahne Fischfilet» kräht dieses Kollektiv, dass unerträgliche rassistische Diskriminierung das Einsammeln von Bechern und Tellern am Gurtenfestival unmöglich gemacht habe. Männliche Tiefflieger eilen zur Unterstützung.

Dabei handelt es sich um leere Behauptungen, nicht belegte Anschuldigungen. Auf Anfrage bekommt ZACKBUM keine Antwort, bzw. diese hier: «Antworten dauern in der Regel 10 Arbeitstage. Anfragen per Mail werden nicht beantwortet. Für Dein Verständnis bedanken wir uns. Liebe Grüsse, das Kollektiv café révolution».

Nein, für ein «Kollektiv», das 30’000 Franken per Crowdfunding gesammelt hat und das Blaue vom Himmel herunter dafür versprochen, ist diese Antwort inakzeptabel, dafür gibt es kein Verständnis. Auch auf die Gefahr hin, dass das wieder als diskriminierend-rassistisch «gelesen» wird.

Die Ergebnisse der Verweichlichung, Pardon, Verweiblichung (auch unser Korrekturprogramm ist ein Macho), kann jeder Leser täglich begutachten, wenn er die Namen der Autoren von besonders schlechten Artikeln liest. Sicher, einen weiblichen Relotius oder Tom Kummer hat’s bislang noch nicht gegeben. Autorinnen, die sich eine jüdische oder sonstige Biographie zulegten, das schon. Aber angesichts der allgemeinen Frauenförderung wird das schon noch kommen.

Reza Reinfall

Sprecht nicht mit diesem Mann!

Wer mit dem frischgebackenen Chefredaktor des «SonntagsBlick» ein paar Worte wechselt, tut das auf eigene Gefahr. Während seine Oberchefin Ladina Heimgartner gerade Loblieder auf die neue Bezahlschranke beim «Blick» singt, weil die angeblich Qualität garantieren würde, benimmt sich Reza Rafi – im Duett mit seiner interimistischen Chefin Steffi Buchli – qualitätslos unanständig.

Marco Rima machte den Fehler, mit Buchli und Rafi mehr als ein paar Worte zu wechseln, genauer, ein Interview zu führen. Rima ist nicht nur einer der erfolgreichsten Komiker der Schweiz, sondern wurde als Kritiker der Corona-Massnahmen vom «Blick» kräftig gebasht. Denn bekanntlich sorgte die Standleitung zwischen Ringier-CEO Marc Walder und dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset dafür, dass all dessen Fehlentscheide angehimmelt wurden, dagegen wurde Rima als angeblicher «Corona-Leugner», Verschwörungstheoretiker und auf Abwege geratener Irrwisch beschimpft.

Also dachte sich Rima, der leider an das Gute im Menschen glaubt, dass Ringier ihm hier eine Gelegenheit geben wollte, ein paar Dinge klarzustellen, schliesslich wurde ihm zugesichert, dass er frei reden dürfe und nicht zensiert werde.

Bei der Orthografie helfen Korrekturprogramme. Gedankenleere ist allerdings nicht korrigierbar. Zum banalen Anfängerwissen gehört, wie man ein mündlich auf Schweizerdeutsch geführtes Interview verschriftlicht. Das ist keine Kunst, sondern biederes Handwerk.

Manche Interviewpartner sprechen druckreif, andere mäandern, umkreisen eine Antwort, brechen ab, setzen neu an. Wie es halt in einem Gespräch üblich ist. Die Aufgabe des Journalisten ist dann, daraus eine schriftliche, lesenswerte Fassung zu destillieren, die den Wesensgehalt der Antwort möglichst nahe am Sprachgebrauch des Interviewten wiedergibt.

Das lernt der Journalist in Anfängerkursen. Falls er keine besucht hat, bringt es ihm ein erfahrener Kollege, ein Textchef, ein Produzent bei.

Wenn gleich zwei Chefs den Ständeratskandidaten Rima interviewen, sollte das Resultat chefwürdig sein. Insbesondere, da die Ausgangslage komplex ist. Hier Ringier mit seinem direkten Draht zum damaligen Gesundheitsminister Berset, mit seiner beflissenen und lobhudelnden Unterstützung aller staatlicher Massnahmen während der Pandemie.

Dort Rima, der sich vom Comedian zum besorgten Kritiker dieser Massnahmen wandelte. Dafür vom «Blick» mit Anlauf in die Pfanne gehauen und gebasht wurde. Als angeblicher Heuchler, der Corona-Entschädigungen bezog, aber die Regierung kritisiere. Dass es sich lediglich um eine ungenügende Ausfallsumme handelte, die allen Zuger Künstlern ausbezahlt wurde und mit der lediglich 80 Prozent des durch die Massnahmen entstandenen Schadens gedeckt wurde, verschwieg «Blick».

Bei dieser Vorgeschichte hätte man besondere Sorgfalt bei der Verschriftlichung erwarten dürfen. Schon alleine deswegen, weil Buchli und Rafi wussten, dass Rima ihre Fassung zum Autorisieren bekommt.

ZACKBUM konnte Einblick in die SoBli-Fassung nehmen. Es ist erschütternd. Es ist eine Verschriftlichung auf einem Niveau, die jedem Praktikanten um die Ohren geschlagen würde, begleitet von der Frage, ob er sich nicht vielleicht einen anderen Beruf suchen möchte.

Man will den beiden «Blick»-Heros fast zubilligen, dass sie absichtlich und bösartig mit dieser Holper-Stolper-Fassung Rima als Depp darstellen wollten. Es ist aber wohl noch schlimmer: sie können es nicht besser.

Ein Chefredaktor muss nicht schreiben können. Aber wenn er es tut, dann sollte er ein gewisses Vorbild sein. Ein Chefredaktor muss nicht interviewen können. Sollte er es tun, muss das Resultat Minimalansprüchen an Niveau und handwerklicher Beherrschung genügen.

Kostprobe? Bitte sehr. Die Eingangsfrage lautete, ob Rima wirklich Lust habe, sich als Ständerat in komplizierte Dossiers einzuarbeiten. Seine Antwort in der «Blick»-Version:

«Erstens müsste ich mich in gewisse Themen einlesen. Zweitens reagiere ich auf gewisse Entscheide, die gerade eben im Ständerat gefällt wurden. Windkraft in den Bergen, zu Null Stimmen! Aber ich komme von woanders her, ich bin nicht der klassische Politiker. Ich komme von einem Ort her, an dem die Familie zuvorderst steht. Die Familie ist der Anfang der Politik. Die Familie ist die Kinderstube, in der die Auseinandersetzung, der Umgang miteinander gelehrt wird.»

So ging’s dann holterdipolter weiter. Kein Wunder, dass dem Komiker hier der Hut hoch und der Humor verloren ging. Also redigierte er kräftig, was erlaubt ist. Zudem strich er Passagen und ersetzte sie durch ihm wichtigere Anliegen. Was grenzwertig ist.

Im professionellen Journalismus, das räumt sogar der SoBli ein, ist das durchaus üblich. Oder anders gesagt: wäre der Interviewtext so vom Kommunikationsfuzzi von Berset zurückgekommen, hätte der «SoBli» ihn ehrfürchtig unverändert abgedruckt.

Normalerweise greift sonst der Interviewer zum Telefonhörer und rauft sich mit dem Interviewten in einem manchmal länglichen und strapaziösen Gespräch zusammen. Ein Geben und Nehmen. Nur ganz, ganz selten gelingt das nicht.

Hier aber bekam Rima die trockene Antwort: «Nein, wir wollen dieses Interview nicht veröffentlichen.» Mit der freundlichen Bitte um Verständnis. Okay, dachte sich Rima, dann halt nicht. Wir haben’s probiert, hat nicht funktioniert. Shit happens. Deckel drauf.

Das dachte er solange, bis er am Sonntag das Schmierenblatt aufschlug und dort auf zwei Seiten eine Hinrichtung lesen musste. Er habe wild herumgefuhrwerkt im Text, verändert, so gehe das nicht. Auf einer Seite wurde nochmals mit ihm abgerechnet, was ein Leichtes ist, wenn das Opfer nicht widersprechen kann. Rima sei vom «Sonnenkönig zum Nachtschattengewächs» geworden, wird er angepflaumt.

Das ist schon mal unanständig. Widerwärtig wird’s, wenn das ausgelassen wird, was in den ganz seltenen Fällen sonst passiert, wenn eine Redaktion den Nicht-Abdruck eines Gesprächs publik macht und begründet. Dann wird das mit Beispielen untermauert, wieso solche massiven Veränderungen nicht akzeptiert werden konnten und auch keine Einigung über eine gemeinsame Fassung möglich war.

Rafi und Buchli verzichteten aber konsequent auf Beispiele. Wer die Originalversion gesehen hat, versteht, warum. Rafi und Buchli verzichteten auch darauf, mit Rima in den Clinch zu gehen, welche Veränderungen akzeptabel seien und welche nicht. Sie baten um Verständnis für ihren Entscheid – und hatten zeitgleich bereits die öffentliche Hinrichtung Rimas auf dem Schirm.

Das ist kein Beitrag zur Qualitätssteigerung. Das ist handwerklich ein Pfusch. Das ist zudem hinterfotzig und bösartig. Rima zitiert in diesem Zusammenhang einen grossartigen Gedanken des amerikanischen Verlegers Joseph Pulitzer, dessen Preis niemals in diesem Leben und im nächsten ein «Blick»-Schreiberling bekommen wird:

«Eine zynische, käufliche, demagogische Presse wird mit der Zeit ein Volk erzeugen, das genauso niederträchtig ist wie sie selbst

Daran arbeitet der Ringier-Verlag unermüdlich. Angeführt von Figuren wie Rafi und Buchli, denen man jegliche Kenntnis journalistischer Ehre absprechen muss. Dass sie Meinungsbüttel sind, ist nicht ihre schlimmste Eigenschaft. Sie beherrschen nicht einmal ihr Handwerk, sollten als Chefredaktor aber Vorbild sein.

Eigentlich müssten beide nach einer gewissen Schamfrist entlassen werden. Das wäre endlich mal ein Entscheid von Ladina Heimgartner, Marc Walder oder Michael Ringier, dem man aus vollem Herzen applaudieren könnte.

Rafi reimt sich

auf Reinfall. Schon als Stellvertreter konnte er es nicht.

Gieri Cavelty war ein armes Schwein. Als Häuptling fast ohne Indianer musste er jeden Sonntag einen Schatten des alten «SonntagsBlick» herstellen. Dabei jede Menge Vorgaben berücksichtigen. Feminismus, links, SVP pfui, Impfungen gut, Berset, Walder, Heimgartner, und dazu auch noch ein freundliches Gesicht machen.

Das hält man im Kopf nicht aus, also ergriff Cavelty offiziell die Chance, im Leben noch mal was Neues zu machen, nämlich Lehrer. Das ist der zweitoriginellste Abgang, seit Daniel Meier seinen Posten bei der NZZamSonntag gegen eine Lehre als Velomech vertauschte.

Ganze 31 Mal musste ZACKBUM sich mit Cavelty befassen, aber Abgegangenen wollen wir nichts Böses nachrufen. Immerhin auf 19 Erwähnungen bringt es Reza Rafi, davon 17 vor seiner Zeit als Chefdarsteller. Als Stellvertreter musste er natürlich noch beflissener das abliefern, was man höheren Ortes erwartete. Er kam damals nicht weiter als bis zur Wohnungsklingel, schrieb aber dennoch eine «Reportage» über «Das stille Netzwerk der Freiheitstrychler». ZACKBUM schrieb: «Wenn Journalisten zu Mietmäulern werden, ersäuft der Beruf in der Schmiere der verborgenen Parteilichkeit.»

So bediente er und diente er. Verdienter Lohn: jetzt ist er Chef geworden. Aber, leider, leider, schon in seinem ersten grösseren Artikel in dieser Eigenschaft zeigte er bedenkliche Kenntnislücken, was die Rahmenbedingungen für eine Schweizer C-Niederlassung betrifft.

Da geht doch noch was, dachte sich Rafi – und produzierte gleich den nächsten Reinfall. Unterstützt von der interimistischen Oberchefredaktorin Steffi Buchli versuchte er, Marco Rima zu interviewen. Bei solchen komplexen journalistischen Unterfangen gibt es drei mögliche Ausgänge.

Das Interview erscheint. Das Interview erscheint nicht. Plus die Rafi-Variante: das Interview erscheint nicht, aber es wird nachgetreten. Normalerweise passiert das, wenn eine Kommunikationsstelle das Gesagte völlig umschreibt, inklusive neue Fragen, die gar nicht gestellt wurden. So ein Interview erscheint einfach stillschweigend nicht – oder die Redaktion legt offen, was da alles rumgeschraubt wurde.

Die Rafi-Variante: das Interview erscheint nicht, weil rumgeschraubt worden sein soll. Jeglichen Beweis dafür (so sah unsere Variante aus, das wollte Rima) bleibt er allerdings schuldig.Woraus man bei der Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen, das der SoBli geniesst, klar schliessen darf: da trat jemand auf die Bremse. Und der (oder die) hiess nicht Rafi. Und auch nicht Buchli.

Oder: mit Alain Berset wäre das nicht passiert.

 

Zwei Gescheiterte

Nicht einmal ein Interview können die Helden vom «Blick».

Normales Handwerk. Zwei Redaktoren empfangen einen Gesprächspartner zum Interview. Aus der mündlichen Aufzeichnung entsteht eine schriftliche Fassung. Im deutschen Sprachraum (im angelsächsischen nicht) wird die dem Interviewten zur Autorisierung vorgelegt.

Nun ist es das Normalste der Welt, dass die Verschriftlichung eine verdichtete, zusammengefasste Variante der Aufzeichnung darstellt. Normales Handwerk. Es ist auch normal, vor allem bei Kontroversen, dass der Interviewte an der ihm vorgelegten Fassung Änderungen vornehmen möchte.

Unter Profis macht man deswegen ab: es gilt das gesprochene Wort. Allerdings liegt das Recht an diesem Wort, wie das Recht am Bild, beim Sprecher. Also ist es eine Frage des Handwerks, dass man sich bei Änderungswünschen zusammenrauft.

Ausser, die interimistische Oberchefredaktorin Steffi Buchli und der frischgebackene SoBli-Chefredaktor Reza Rafi tun sich zusammen:

Auch das kommt ab und an vor. Normalerweise schmeisst man dann das Manuskript in den Papierkorb, bzw. versenkt es im elektronischen Archiv. Aber doch nicht die Restenverwertungsanstalt «Blick».

Wenn schon diese beiden Koryphäen ihre wertvolle Zeit aufwendeten, wenn schon Buchli ein gestelltes Blick TV-Interview mit Marco Rima machte, in der Abteilung Sauglattismus, wenn man dann eine geschlagene Stunde miteinander sprach (was normalerweise für eine Seite gedrucktes Interview reichen würde; beim SoBli wäre es sicherlich auf mindestens drei Seiten ausgewalzt worden), dann kann man dieses welterschütternde Ereignis dem Leser nicht vorenthalten.

Dann erzählt man gerne und hemmungslos die Geschichte des eigenen Versagens. Im Print steht nur Rafi als Autor da, online gesellt sich noch Buchli dazu, obwohl sich am Text nichts geändert hat.

Eingeleitet wird die Story eines gecancelten Interviews mit Nachtreten: «Die Mutation vom Sonnenkönig zum Nachtschattengewächs war nicht mehr zu stoppen.» Welch schiefes Bild, welche Bösartigkeit.

Aber das ist erst der Vorspann: «Am Abend meldete sich seine Frau und Managerin Cristina: So könne man das Stück unmöglich freigeben, ihr Mann werde absolut unvorteilhaft und oberflächlich dargestellt.»

Auch diese Reaktion ist nicht unbekannt, wie der SoBli sogar selber einräumt: «So weit, so gewöhnlich im Medienbetrieb. SonntagsBlick wartete die autorisierte Fassung ab. Am Samstag lag sie vor. Doch fanden sich im abgeänderten Manuskript wohlformulierte Sätze im Polit-Jargon, die der Befragte so nie gesagt hatte. Das ist bei Interviews nicht unüblich, allerdings eher bekannt von Bundesräten oder Firmenchefs; PR-Arbeit eben

Dann die Schlusspointe: «Die SonntagsBlick-Redaktion respektiert das – hält es aber für wenig sinnvoll, ein Gespräch abzudrucken, aus dem die streitbarsten Passagen nachträglich entfernt wurden

Auch das ist erlaubt. Rima darf – wenn eben keine professionellen Abmachungen getroffen wurden – am gesprochenen Wort rumfummeln. Der SoBli darf auf den Abdruck verzichten (was er bei einem Bundesrat zum Beispiel, wenn dessen Nachnamen mit B. beginnt – nein, nicht B wie Blocher – niemals tun würde).

Jetzt kommt aber das Problem. Der SoBli enthält dem Leser vor, worum es hier geht. Hat sich das Umfeld von Rima zu recht über eine unvorteilhafte und oberflächliche Darstellung aufgeregt? Hat Rima mit wohlformulierten Sätzen im Politjargon geglättet?

Man weiss es nicht, man erfährt es nicht.

Problem: bei der mangelnden Glaubwürdigkeit, die sich der SoBli mit viel Arbeit erwirtschaftet hat, nimmt doch kein mündiger Leser diese Erklärung ab. Abgesehen davon, dass ein solches Scheitern nicht dem Interviewpartner anzulasten ist.

Dass gleich zwei Chefredaktoren sich nicht entblöden, das eigene Versagen öffentlich zu machen, ist an Peinlichkeit schwer zu überbieten. Oder doch, durch das Editorial von Rafi. Aber das wäre dann eine echte Überdosis. Wir denken an die Gesundheit unserer Leser und lassen das.

Und dieses Bild ist so was von gestellt
(man beachte das Ladekabel).

Interview mit einer sprechenden Uhr

ZACKBUM liest keinen Sportteil. Manchmal ein Fehler.

Erst auf Umwegen erfuhr ZACKBUM daher vom skandalösen Interview mit dem Fussballer Reling Haaland in der jüngsten Ausgabe des «SonntagsBlick». Aufmacher im Sportteil, ausgewalzt auf sechs Seiten.

Wie man persoenlich.com entnehmen kann, war das Zustandekommen des Interviews, sein Inhalt und seine Verknüpfung mit einer Uhrenmarke von A bis Z unappetitlich. Immerhin stellt sich Sportchefin Steffi Buchli kritischen Fragen – und gibt gewollt oder ungewollt Einblicke in Abgründe.

Sie räumt ein, dass das Gespräch «anlässlich der neuen Partnerschaft mit einer Uhrenmarke zustande» gekommen sei. Es sei aber nicht als «Paid Post» also als bezahlte Werbung deklariert worden, weil kein Geld geflossen sei.

Buchli räumt auch ein, dass das Gefälligkeitsinterview mit Weichspüler geführt wurde: «Mir wurden vom Management einige Fragen gestrichen.» Zudem sei es Bedingung fürs Interview gewesen, diese Partnerschaft zu thematisieren.

Erschreckend auch, wie solche Interview überhaupt zustande kommen: «Das Medium, also wir als Blick, geben ein drei- bis fünfseitiges Slide-Deck mit unseren Kennzahlen zu Leserschaft und Markt ab und gehen so ins Rennen um ein solches Interview.»

Selbst die Behauptung, es sei ein «Exklusiv-Interview», stimmt nur bedingt, da auch andere Zeitschriften in diesem Rennen berücksichtigt wurden. Exklusiv bedeutet hier laut Buchli: «Zwei britische Lifestyle-Medien haben noch mit ihm gesprochen. In der Schweiz niemand.»

ZACKBUM fasst zusammen: Eine Uhrenmarke kauft sich das Sponsoring durch einen Tschütteler. Um diese welterschütternde sportliche Nachricht unter die Leute zu bringen, lässt sie Medien darum pitchen, wer das «exklusiv» vermelden darf. Damit das nicht zu sehr nach reiner PR und Werbung riecht, dürfen auch noch andere Fragen gestellt werden. Aber bitte keine kritischen. Und damit das die PR-Abteilung der Uhrenmarke auch im Griff behält, findet das Interview schriftlich statt.

Womit sich zusätzlich die Frage stellt, ob der Tschütteler überhaupt eine Frage selbst gesehen, bzw. beantwortet hat. Und all das wird mit zur Verfügung gestellten Fotos garniert, auf denen zufällig eine Uhr zu sehen ist.

Zudem wird es nicht als bezahlte Werbung deklariert, weil kein Geld geflossen sei. Was es nicht besser macht, denn eigentlich hätte der SoBli für diese Gratiswerbung eine Stange Geld verlangen sollen.

Oder mindestens statt «Exklusiv» oder «Paid Post» die einzig richtige Gefässbezeichnung drüberstellen:

Leserverarschung.

Wumms: Sportjournalisten

Sind Sportler intelligent? Kann man allgemein nicht beantworten. Bei Sportjournalisten schon.

Die Schweizer Medienkonzerne schenken sich normalerweise nichts. Selbst die NZZ ist sich nicht zu fein, in Boulevard-Manier auf Ringier einzuprügeln. Von Ausfälligkeiten bei Tamedia gegen unliebsame Konkurrenten ganz zu schweigen.

Aber im Bereich Sport gibt es eine blattübergreifende Koalition der Unwilligen. Von Kriegsgurgeln, die Sport als politische Kampfarena entdeckt haben.

Der Tamedia-Redaktor Marco Oppliger beschimpft das Komitee der Paralympics hemmungslos. Russischen Behinderten die Teilnahme nicht zu verwehren, das sei «an Feigheit nicht zu überbieten». Wäffelt der Redaktor feige aus seiner wohlgeheizten Arbeitsstelle.

Schäbiger geht’s nicht mehr; Behinderten diese Möglichkeit nehmen wollen, sich als leistungsfähig und wettkampftauglich zu bestätigen. Da darf auch Steffi Buchli nicht fehlen, Quotenfrau und Chefredaktorin Sport der «Blick»-Gruppe. Sie wurde schon beim Fall Djokovic auffällig und ausfallend.

Statt sich auf ihre Kernkompetenz zu beschränken, schwingt sie sich wieder zur Welterklärerin auf: «Kein Land hat das Recht, in ein anderes, friedliches Land einzumarschieren.» Das ist sehr wahr, da muss die rote Karte gezückt werden, oder?

Nun ja, zuerst muss sich Buchli noch ein wenig für ihre Regierung und so schämen:

«Die Welt schüttelte gerade tagelang verständnislos den Kopf wegen uns, wegen unserer Zauder-Regierung, die lange Lauwarmes von sich gab und schliesslich zum Wochenstart doch noch mit den EU-Sanktionen mitzog.»

Die arme Welt, der muss es ja ganz anders geworden sein, nach tagelangem, ununterbrochenem Kopfschütteln. Nun haben Fifa und Uefa Russland von allen Wettbewerben ausgeschlossen. Das Durchführen von Spielen in Ländern, in denen Diktaturen herrschen und Stadien unter unmenschlichen Bedingungen hochgezogen werden: das kratzt die Verbände – und Buchli – null. Aber hier kann ein Zeichen gesetzt werden: «Der Ausschluss ist der einzig richtige Weg. Neutralität in einem Angriffskrieg gibt es nicht

Nimm das, neutrale Schweiz. Dummheit hingegen ist – neutral betrachtet – nie auszuschliessen.

Auch der Schweizer «Chef de Mission» Roger Getzmann ist in kriegerischer Stimmung: «Der Ausschluss ist im Sinn von Swiss Paralympic

Wir versuchen, den Sinn von Swiss Paralympic zu verstehen. Der besteht also darin, behinderten Sportlern aus Russland die Möglichkeit zu nehmen, an Wettkämpfen teilzunehmen, auf die sie sich jahrelang vorbereitet haben und die für sie ein Lebenshöhepunkt wären? Weil die Regierung ihres Land ein anderes überfällt? War es auch im Sinn von Paralympic, den Ausschluss von US-Sportlern zu fordern, als die USA den Irak überfielen? Oder ist es der Sinn von Swiss Paralympic, Zweifel an der geistigen Unversehrtheit ihrer Funktionäre aufkommen zu lassen?

Meinungsvielfalt à la Ringier

Ein Konzern lebt Pluralismus vor. Allerdings länderübergreifend.

«Der Aufenthalt des ungeimpften Novak Djokovic in Melbourne und sein Auftritt beim Grand Slam war vor allem eine desaströse PR für die australischen Politiker an der Macht, weil ihre Bürger und Wähler seit zwei Jahren unter einer der strengsten Quarantänen der Welt leben.»

Djokovic aus dem Land zu «schmeissen», das sei einer der «grössten Sportskandale des 21. Jahrhunderts». Schreibt das Ringier-Blatt «Blick». Das ist Meinungspluralismus.

Denn gleichzeitig hämt eine deutlich überforderte «Chefredaktorin Sport»: «Und täglich grüsst der Drama-King». Dann geht sie in die Vollen:

Oh, ich sehe gerade, das erste Zitat stammt von hier:

Das ist ja der serbische «Blic». Gleicher Besitzer, gleiche Marke. Nur eben anders. Der Devise des CEO Marc Walder folgend, dass man die jeweilige Regierungspolitik unterstützen solle. Das gilt offenbar nicht nur für Corona, denn Serbiens Regierung ist natürlich bestürzt über den Entscheid, dem Tennisspieler zum zweiten Mal das Visum zu entziehen.

Schön, dass es Translator gibt …

Echter Meinungspluralismus wäre allerdings, wenn diese konträren Meinungen auch in der Schweiz im «Blick» Platz fänden.

Aber wenn man eine Steffi Buchli nicht daran hindert, sich lächerlich zu machen, was will man da erwarten …