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Wehe der Realität,

wenn sie der Journaille widerspricht.

Ein Putsch, der Marsch auf Moskau, der Zusammenbruch, das Ende. So galoppierten die Schweizer Journalisten los, reitend auf «Koryphäen», «Spezialisten», «Russland-Kennern» oder einfach jedem, der gerade noch kurz Zeit für ein Telefoninterview fand. Und wusste, dass er ein paar martialische Sachen sagen muss, damit es auch ein schönes Titelquote gibt.

Nachdem das alles publiziert und sogar gedruckt war, sagten aber Prigoschin und Putin «April, April». Statt Haue gibt es Eierkuchen. Marsch ist abgeblasen, die Wagner-Truppe ist aus Rostow abgezogen, es fehlte nur, dass sie noch die Strassen sauber gekehrt hätten und für das getankte Benzin bezahlt.

Der weissrussische Diktator Lukashenko soll der Truppe Exil und Asyl bieten, Prigoschin sagte zum Abschied leise «do svidaniya», und Putin sagte «alles vergeben, alles vergessen, Schwamm drüber». Das ist natürlich blöd, wenn die Journaille so richtig einen Lauf hat und bereits fantasierte, dass Prigoschin am Samstagabend in Moskau einmarschieren könnte.

Abbremsen, absteigen, absatteln, abrüsten? Aber nein, so geht das natürlich auch nicht. Daher:

Komisch, eigentlich war er doch schon am Ende, so wie die «Putin-Versteher», und jetzt wankt er bloss? Auch der Tagi, also Tamedia, vielleicht sogar der «Tage-Anzeiger», ist nachtragend, dass die Wirklichkeit nicht so will, wie sie sollte:

Stefan Kornelius, der Brachial-Rhetoriker von der «Süddeutschen Zeitung», hat mal wieder einen Gastauftritt beim Tagi, also bei Tamedia, na, lassen wir das. Dabei ist ihm sein dummes Geschwätz von gestern ziemlich egal: «Ein Regime mit totalitären Zügen ist hingegen in Moskau an der Macht. Bedauerlicherweise ist seine Beseitigung nicht absehbar.»

Sein Frust, dass sich die Dinge nicht so entwickelten, wie er hoffte, tropft aus jeder Zeile: «Eine Mörderbrigade hat den russischen Diktator gedemütigt und den jämmerlichen Zustand des Militärs entlarvt.»

Vielmehr haben Prigoschin und Putin gezeigt, wie man sich elegant aus einer Konfrontation windet, die für beide nicht ohne Beschädigungen hätte abgehen können. Wobei die Annahme absurd wäre, dass es der Wagner-Truppe hätte gelingen können, Moskau zu erobern oder Putin zu stürzen. Aber wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist …

Bei «20 Minuten» erlebt der «Russland-Experte Alexander Dubowy» («Es handelt sich tatsächlich um einen Militärputsch») seine Auferstehung, nachdem er bei den Kollegen von CH Media krachend daneben lag. Je nun, es muss halt ein Experte her. Also tönt «20 Minuten»: «Alexander Dubowy ordnet ein», dabei hat der offensichtlich keine Ahnung.

Das übertüncht er mit markigen Sprüchen: «Die Stimmung ist am Kochen. Putins Legitimität bröckelt … Der Versuch, Strassen und Brücken nach Moskau zu zerstören oder mit Lastwagen zu blockieren, war verzweifelt … Es ist gut möglich, dass wir am Samstag den Anfang des Endes von Putins Russland erlebt haben.» Und so weiter.

Es ist nicht gut möglich, sondern schriftlich belegt, dass sich Dubowny auf dem ungeordneten Rückzug von seinen früheren Behauptungen befindet. Aber er gibt nochmal richtig Gas: «Ich denke, dass es Russland in der Form und Grösse, wie wir es heute kennen, bis 2030 nicht mehr geben wird.» Da kann er sich in der sicheren Hoffnung wiegen, dass sich in sieben Jahren keiner mehr an sein Geschwätz erinnern wird.

Einigermassen nüchtern bleibt dagegen «blue news»:

Ziemlich breitbeinig kommt dagegen CH Media daher:

«Alles zum Aufstand der Wagner-Söldner»? Aber immerhin, hier versucht sich Kurt Pelda an einer «Analyse», und der hat immerhin eine Ahnung, wie es vor Ort in der Ukraine zugeht. Ob er tatsächlich zu einer Analyse der russischen Situation fähig ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall steuert er eine hübsche Anekdote bei. Was wohl die russischen Soldaten in der Ukraine von einem Oberbefehlshaber hielten, wenn ihnen bewusst würde, «dass sie von einem schwächelnden Mann kommandiert werden, der heute so ängstlich ist, dass eine Gruppe russischer Kriegsjournalisten, die er kürzlich zu sich zum Gespräch einlud, zuerst eine tagelange Isolation über sich ergehen lassen mussten

Sehr cool nimmt es hingegen weiterhin die NZZ und behält das Wesentliche im Auge: «Das Ende des Prigoschin-Aufstands wirkt sich positiv auf Asiens Börsen aus». Allerdings geht’s dann im Orchester doch auch mit schrillen Tönen weiter: «Aufstieg und Fall eines Kriegstreibers», «Die Angst vor dem Chaos», «Prigoschin fehlt bei der Rebellion der Rückhalt», aber doch auch «Ruhe in Russland nach Aufstand».

Der Ausland-Chef Peter Rásonyi versteigt sich allerdings wieder zu einem «Kommentar». Dessen Berichterstattung über den Ukrainekrieg hat sich der «Schweizer Monat» im Februar dieses Jahres zur Brust genommen. Grandioses Resultat: In der NZZ hat die Ukraine schon unzählige Male gesiegt, immer wieder und immer öfter.

Hat Rásonyi daraus etwas gelernt? Zumindest fängt er seinen Kommentar verhalten an, mit einem Stossseufzer: «Jene Tage, an denen Putins Präsidentschaft und sein fürchterlicher Krieg Geschichte sein werden, können keinen Moment zu früh kommen.» Aber wann kommen sie denn? «Es ist allerdings noch nicht so weit. Die Lage in Russland ist weiterhin unübersichtlich.»

Sichtbar in der Unübersichtlichkeit ist aber: «Putin hat das Schlimmste noch einmal abgewendet. Gleichwohl steht er nach den dramatischen Ereignissen vom Wochenende als der grosse Verlierer da.» Warum denn? «Wer am Morgen noch harte Bestrafung für einen Verräter ankündigt und am Abend dieselbe Strafe zurücknimmt und den Täter laufenlässt, wirkt verzweifelt, ängstlich und schwach.»

Was den Ausland-Chef zur Schlussfolgerung bringt: «Schwache Diktatoren leben gefährlich.» Starke übrigens auch.

Kommentatoren hingegen nicht. Sie können ungehemmt Unsinn verzapfen. Stellt sich das als Quatsch heraus, verzapfen sie halt anderen Unsinn. Sollte das wiederum, siehe oben. Aber mit Glaubwürdigkeit, Vermittlung, Kompetenz, Einordnung, Erklärung oder Hilfestellung hat das wenig zu tun. Mit einer Dienstleistung, die geldwert sein soll, noch weniger. Denn für Meinungen am Stammtisch, ohne vertiefte Kenntnis oder Analysefähigkeit, zahlt man schliesslich auch nichts. Kann aber immerhin noch ein Bier dabei bestellen. Oder jederzeit aufstehen und gehen. Was auch immer mehr Abonnenten tun.

 

 

Glücklicherweise ist Krieg

Nur Corona-Kreische Brupbacher hat’s noch nicht gemerkt: neues Oberthema.

Pandemie? War da was? Krisenbank Credit Suisse? Ist da was? Gendersternchen, Diskriminierung und Ausgrenzung: was sollen das für Probleme sein?

Die Medien atmen hörbar auf und durch. Helm auf, es ist Krieg. Endlich nicht mehr «die Lage spitzt sich dramatisch zu». Noch eingeschränkt durch «offenbar» («Spiegel») oder gleich direkt: «Russland hat mit Invasion begonnen» (Tamedia). «Die Invasion der russischen Armee hat begonnen» (CH Media), «Russland hat mit der Invasion in der Ukraine begonnen, und Putin droht dem Westen mit «schrecklichen» Konsequenzen» (NZZ). «Ukraine-Invasion», der «Blick» bringt’s auf den Punkt, allerdings nicht sehr boulevardesk. Aber selbst «Bild» fällt im ersten Moment nur «INVASION» ein.

«20 Minuten» sorgt immerhin für einen komischen Brüller:

Das nennt man Lebenshilfe à la «20min».

Allgemein ist eine Begeisterung in den Medien zu spüren. Die artet gelegentlich in Kriegsbegeisterung aus; vor allem deutsche Berichterstatter haben manchmal einen Ton drauf, als würden sie immer noch für die «Wochenschau» produzieren. Aber zuvorderst steht die Dankbarkeit, dass genau rechtzeitig zum Ende der Pandemie ein neues Überthema entstanden ist, das diese Lücke füllt.

Vom Virologen zum Sandkastengeneral

Beachtlich ist dabei, dass die Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt nicht viel kompetenter ist als diejenige über Corona. Die meisten Journalisten – tragische Ausnahmen wie Marc Brupbacher beiseite – ziehen den Laborkittel des Virologen und Epidemiologen aus und schusssichere Weste plus Helm an.

Wer sich vorher noch in der Nahbetrachtung eines Virus verlor, Corona-Skeptiker und Impfgegner beschimpfte, spielt nun im Sandkasten Operettengeneral, beschimpft Präsident Putin und alle, die die militärische Eskalation nicht aus vollem Hals und uneingeschränkt verurteilen.

Es zeigt sich aber schnell wieder das gleiche Phänomen wie bei der Berichterstattung über die Pandemie. Die oberflächlichen Tatsachen sind schnell erzählt. Eine neue Riege von «Spezialisten, Kennern, Koryphäen» bringt sich in Stellung und wird fleissig interviewt. Es ist aber noch nicht klar, wer wie einstmals Marcel Salathé die Lufthoheit im Erklärbusiness erobern wird.

Wer wird der neue Salathé?

Erste Nahkämpfe zeichnen sich bereits ab. «Blick TV» probiert es mit Bidu ZauggTunnelblick»), Tamedia versucht es vorläufig mit eigenen Kräften («Das Ende der alten Welt hat begonnen»), Zita Affentranger, («Die Schweiz sollte sich den internationalen Sanktionen gegen Russland anschliessen»), Raphaela Birrer. «20 Minuten» setzt auf einen Marc Lindt, der aber wohl nur Aussenseiterchancen hat.

Ob’s so und hier anfing? Anscheinend ein flüchtender ukrainischer Soldat an der Grenze.

Natürlich warten wir alle auf erste Worte des letzten grossen Welterklärers der Schweiz, Erich Gysling. Aber er war vor drei Tagen das letzte Mal auf Sendung, kommt aber sicherlich demnächst wieder hinten hoch.

Zu einer ebenfalls lustigen Volte hat sich CH Media verstiegen. Dort hat man die «Schweizer Putin-Versteher» zusammengestellt. Zwar noch vor Ausbruch des Krieges, aber sozusagen als Kollektion von Mitbürgern, die man bei Gelegenheit dem Volkszorn aussetzen kann. Falls die Schweizer Bevölkerung tatsächlich den extrem putin-feindlichen Kurs der Massenmedien goutiert.

Allerdings: Hintergründe, Analysen, Food for Thought, Beigemüse zu den ausgetrampelten Pfaden des Mainstreams? Da kann man höchstens ein wenig auf die NZZ hoffen, wobei es beim Hintergrund des Auslandchefs eher fraglich ist, dass sich das letzte Weltblatt der Schweiz allzu weit auf eine differenzierte Berichterstattung einlässt.

Warum nicht zwischen allen Stühlen?

Sozusagen schon vor Spielbeginn hat sich leider die «Weltwoche» disqualifiziert. Wenn man die ungefilterte russische Regierungssicht sich zu Gemüte führen will, kann man (zumindest in der Schweiz) gleich «Russia Today» lesen oder schauen. Ob eine Titelgeschichte von Thomas Fasbender sozusagen die Gegenleistung für diverse Auftritte von Roger Köppel dort ist, man weiss es nicht. Leider verliert sich die WeWo wieder viel zu sehr im verkrampften «gegen den Strom», statt sich mutig zwischen alle Stühle und Bänke zu setzen.

So wie wir das auf ZACKBUM praktizieren. Keine Putin-Versteher, aber scharfe Kritiker der ins Hysterische kippenden westlichen Berichterstattung. Garniert mit kleinen Ausflügen in die Geschichte, Mentalität und Verfassung der Ukraine. Während klar ist und bleibt: mit einem Angriff auf die territoriale Integrität der Ukraine verletzt Russland zum zweiten mal heilig beschworene Verträge, Versprechungen und Vereinbarungen. Um sich möglicherweise die milliardenteure Renovation einer Ruine aufzuhalsen.

 

So viel Versagen war selten

Wer noch durchblicken will, muss sich selber schlau machen. Das ist beunruhigend.

Die Gräben sind ausgehoben, es wird scharf geschossen. Auf der einen Seite eine Übermacht; die Regierungen mit ihrer Deutungshoheit, die meisten Massenmedien, aus binärer Dummheit (man muss ja oder nein sagen) oder wegen Abhängigkeit von Subventionen.

Auf der anderen Seite eine kleine Guerilla-Truppe, ohne grosse mediale Wirkung, ohne Chance, die Lufthoheit in der öffentlichen Debatte in Frage zu stellen oder gar zu erobern. Dennoch liegt sie unter dem Trommelfeuer  der – wagen wir das Wort – Mainstreammedien. Natürlich gibt es unter ihnen ein paar Kritiker, die keine Corona-Impfung, aber andere Medikamente bräuchten.

Die machen es der Übermacht auf den Gebieten von Framing und Schaffen von Narrativen einfach. Ernsthafte Kritik wird ignoriert, jede Äusserung eines mental wackeligen Anhängers einer Verschwörungstheorie wird dazu missbraucht, jede Kritik ins Lächerliche zu ziehen.

Amoks hüben und drüben des Grabenkriegs

Wer an Demonstrationen teilnimmt, ist bestenfalls ein Verführter, schlimmstenfalls ein rechtspopulistischer Agitator und Hetzer. Wer auf der anderen Seite im roten Bereich dreht, vom leitenden Tagi-Redaktor und bekennenden Amok Marc Brupbacher abwärts, der ist höchstens besorgt, vielleicht eine Idee überbesorgt, wenn er dem Bundesrat mitteilt, dass der völlig übergeschnappt sei.

Wissenschaft und Aberglaube, Rechthaberei und Skandalisierung, Kampf um die flüchtige öffentliche Aufmerksamkeit, das alles verwandelt sich mehr und mehr in einen echten Alptraum. Aus einer Vielzahl von Ursachen.

Zuvorderst schwindet das Vertrauen in die Regierenden. Es wurde mehr als offensichtlich, dass sie mit dieser Krise überfordert sind. Zumindest in Europa, in der Schweiz und in den USA. Dann schwindet das Vertrauen in die Wissenschaftler. Sie überbieten sich mit falschen Prognosen, interpretieren sogar allgemein zugängliche und einfach zu analysierende Zahlen falsch, widersprechen sich lautstark, haben die Arroganz, den Regierenden nicht nur Ratschläge zu geben, sondern Forderungen zu stellen, ihrer Meinung nach falsche Entscheide zu kritisieren.

Medien und Wissenschaftler: verantwortungsvolle- und haftungsfrei

Obwohl sie für ihr Geschwätz keinerlei Verantwortung oder Haftung übernehmen müssen. Das eint sie mit vielen Medien, die deshalb als Lautsprecher für diese Wissenschaftler dienen. Da es nur noch vier nennenswerte Tageszeitungsverlage gibt, schön reihum. Nimmst Du den Taskforce-Chef, nehme ich Althaus. Du schlägst mit Salathé zurück, da können wir immer noch auf das Trio Infernal von drittrangigen Wissenschaftlerinnen zurückgreifen, die wie Salathé Lautstärke in Karriere umwandeln wollen.

So schlimm ist es. Das führt dazu, dass jeder, der Sorgen um die Zukunft, die Wirtschaft, die Gesellschaft hat, sich selber so weit wie möglich schlau machen muss, um den Kopf über der Flut von Warnungen, Forderungen, Abrechnungen, Fake News und Propaganda zu halten.

Ich bin weder Virologe, noch Epidemiologe und auch kein Forscher im Bereich der Covid-Viren. Aber ich kann Zahlen, und alleine dadurch wird’s mir wirklich übel.

Überall ist’s schlimm, wackelig oder beides

Der bisherige Schaden (vor dem zweiten Lockdown) lässt sich umrissartig von der NZZ auf über 130 Milliarden Franken schätzen. Gewaltig, und wer soll das bezahlen? Na, wir nicht, unsere Generation sicher nicht. Der grossartige Sozialvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg, geschlossen aus Angst vor dem erstarkten kommunistischen Lager, hielt in der Schweiz exakt 70 Jahre. Immerhin. Aber nun kann die nächste Generation selber schauen, wie sie dieses Schlamassel wieder aufräumt und wovon sie im Alter leben will.

Genauso vertrackt ist es mit der Verwendung von sowieso schon auf wackeliger Basis erstellter Zahlen. Der flächendeckend verwendete Test wurde von seinem Erfinder bis zu seinem Tod ausdrücklich als nur zu Forschungszwecken geeignet erklärt, keinesfalls als Test verwendbar.

Wie viele falsch positiv Getestete es genau gibt, wie viele von den Positiven Symptome entwickeln werden, erkranken werden, ansteckend werden, man weiss bis heute nichts Genaues.

Das Medianalter der an und mit Corona Verstorbenen (auch das notfallmässig ins Spital eingelieferte Opfer eines Autounfalls verstirbt mit Corona, wenn man es noch rechtzeitig vor dem Ableben testen konnte) beträgt 85 Jahre; mehr als die durchschnittliche Lebenserwartung, und in 97 Prozent mit mindestens einer Vorerkrankung. Diese Altersgruppe müsste also speziell geschützt werden. Stattdessen wird wieder und wieder die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft geschlossen. Und in Alters- sowie Pflegeheimen gibt es bis heute Covid-19-Ausbrüche.

Die Reproduktionszahl, die Übersterblichkeit: Popanz zum Erschrecken

Die Reproduktionszahl R, wie viele andere steckt ein Infizierter an. Zuerst als die Schreckenszahl implementiert. Liegt sie über 1, ist Weltuntergang möglich. Unter eins, ist Licht am Ende des Tunnels. Aber auch diese Zahl, dank wackeliger Ehrhebungsmethoden, ist erst rund zehn Tage später verfügbar, als erste Schätzung. Nun begab sich aber das Unglück, dass der Bundesrat aufgrund dieser Schätzung (genau von 1,13) einen neuen, drastischen Lockdown beschloss. Blöd, dass die Zahl bei genauerer Messung auf 1 schrumpfte.

Noch blöder, dass die neuste Zahl vom 18. Dezember, also noch vor Inkrafttreten der Massnahmen, bereits weit unter 1 liegt. In der ersten Schätzung. Das lässt nur einen Schluss zu: Der Bundesrat fällt zu allem Übel uns alle betreffende, nicht korrigierbare und drastische Massnahmen aufgrund von unsicherem Zahlenmaterial. Zudem ist zu befürchten, dass er sich regelmässig dem Druck der hyperventilierenden Wissenschaftler und Medien nicht entziehen kann.

R-Wert? Ach was, völlig überschätzt, nur von Blödies verwendet

Und was machen die Wissenschaftler, nachdem sie die Bevölkerung überhaupt erst mit dem R-Wert als zentrale Zahl, an der sich der Stand der Dinge ablesen lässt, vertraut machten? Die sagen nun besser als ein Wendehals: Also wirklich, man soll doch den R-Wert nicht überschätzen, so wie das leider die Regierung tut. Diese Kaltblütigkeit muss man erst mal haben.

Man ist sich wenigstens in einem einig: Testing und Tracing, das sind die beiden Zauberwörter, wenn man die Pandemie in den Griff kriegen will. Zufall aber auch, dass genau diese beiden Massnahmen in der Schweiz bis heute nicht richtig funktionieren. Ein unglaublicher Skandal, ein unverzeihliches Versagen. Deshalb wird kaum darüber diskutiert oder berichtet.

Kann das alles richtig sein?

Die Wirksamkeit der Impfung, die möglichen Nebenwirkungen, der dramatische Verlust an Freiheitsrechten, wie immer begründet mit der Sorge um das Grosseganze, kann das richtig sein? Reisefreiheit, weitgehend abgeschafft. Vorausschauende Änderungen der Spielregeln. War früher so, ist vorbei. Während Passagiere im Flieger sitzen, ändert sich eine Regelung; wenn sie landen, geniessen sie nicht ihren teuren Skiurlaub in der Schweiz, sondern müssen aus der Quarantäne flüchten. Geschäftsausübung? Von Fall zu Fall. Haftbarkeit des Staates für von ihm verursachte Schäden? Von Fall zu Fall.

Übersterblichkeit, auch so ein Schreckenswort, aktuell durch die Medien geschleift. Dabei kann man den offiziellen Zahlen von BAG und Statistischen Bundesamt entnehmen: Wir haben bislang keine Übersterblichkeit in der Schweiz. Wer das behauptet, lügt oder ist nicht fähig, ein paar Zahlen zusammenzuzählen.

Die Aus- oder Überlastung der Spitäler, Intensivstationen am Rande des Herzinfarkts, bald muss Triage gemacht werden, also zwischen «kann gerettet werden» und «muss sterben» entschieden. Völliger Unsinn, weder bei Welle eins noch aktuell gibt es ein Platzproblem.

Es gibt einen Pflegernotstand, keinen Pflegenotstand

Die Spitäler jammern allerdings lautstark und zu Recht, weil ihnen die Durchführung vieler Operationen, mit denen sie normalerweise ihr Geld verdienen, untersagt wurde, damit die Intensivstationen auch schön leer bleiben. Zudem gibt es kein Kapazitätsproblem und wird es das auch wohl nie geben. Aber es gibt ein Personalproblem.

Daran sind in erster Linie die Politiker und Regierenden schuld, nicht Corona. Und die gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Schäden sind dermassen gigantisch, dass niemals kein einziger Regierungsverantwortlicher fatale Fehler einräumen wird. Niemals. Man kann also sagen, dass sich – neu in Europa – die Regierungen im Krieg befinden. Allerdings gegen die jeweils eigene Bevölkerung. Man muss sagen: Sie haben schon fast gewonnen. Noch eine Verlängerung des Lockdowns, noch drastischere Einschränkungen der persönlichen Freiheit, noch mehr Benützung von Notrecht: der Sieg ist nahe.

Der Sieg ist nahe, die ersten Verlierer stehen fest

Drei Verlierer stehen schon fest: die Wissenschaft. Die Gesellschaft. Und die Medien. Totalversager als Platz für Debatte, Kontrolle der Herrschenden. Missionarischer Eifer statt Einordnung. Wilde Kritiken und Forderungen, statt Analysen und Widersprüche. Völlige Aufgabe der Bekämpfung oder Kritik von Meinungen. Es wird fast ausschliesslich auf den Mann (oder die Frau) dahinter gezielt.

Das Virus wird verschwinden, wie alle seine Vorgänger. Aber diese bedenklichen Entwicklungen werden bleiben. Auch in der Schweiz, die sich so lange über ihre vielfältige Presselandschaft freute. Über die Mitbestimmung der Bevölkerung bei allen wichtigen Entscheidungen. Über die beinahe objektive Berichterstattung in den staatlichen Medien. Alles mühsam erkämpft, behauptet, und wohl vorbei. Frohes 2021!