Wie die Ukraine siegt – in der NZZ

Manchmal ist copy/paste einfach gut.

Auf das Kriegsgestammel der Mainstream-Medien hat ZACKBUM schon (zu) viele Zeilen verwendet. Allerdings hat nun der Chefredaktor der Zeitschrift «Schweizer Monat» in seinem Newsletter sich mal die NZZ zur Brust genommen, und das Resultat ist durchaus beeindruckend. Statt so zu tun, als hätte ZACKBUM das selbst recherchiert (was uns auch von den Mainstream-Medien unterscheidet), präsentieren wir einfach unseren Lesern seine Erkenntnisse, mit freundlichem Einverständnis von Ronnie Grob.

Für Interessenten am Original und an weiteren Werken:

Dieser Text erschien zuerst im Newsletter «Grob gesagt» des «Schweizer Monat». Man kann ihn hier abonnieren.
Ronnie Grob ist Chefredaktor des Autoren- und Debattenmagazins «Schweizer Monat».

Die Ukraine steht kurz vor dem Sieg

Wer westliche Medien über den Verlauf des Kriegs in der Ukraine konsumiert, wähnt sich seit rund einem Jahr kurz vor dem endgültigen Durchbruch der ukrainischen Streitkräfte.

In der gedruckten Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) trugen die Artikel in den letzten 12 Monaten etwa diese Titel:

«Der Krieg läuft schlecht für Russland» (1. März 2022)
«Drohnen sind ein Schwachpunkt der Russen» (16. März 2022)
«Kann der Kreml die vielen Verluste verkraften?» (22. März 2022)
«Russisches Landungsschiff versenkt: Schwerer Schlag für Putins Marine» (25. März 2022)
«Die russische Armee sitzt fest» (30. März 2022)
«Russland hat die Schlacht um Kiew verloren» (2. April 2022)
«Putins Elitesoldaten werden entzaubert» (8. April 2022)
«Kiew trotzt der russischen Bedrohung» (11. April 2022)
«Kein rascher Sieg für Putin in Sicht» (30. April 2022)
«Das grösste Land der Welt hat zu wenig Soldaten» (6. Mai 2022)
«Ukraine überrascht mit Gegenoffensive» (9. Mai 2022)
«Keine neuen Ideen an der Kremlmauer» (10. Mai 2022)
«Die Ukrainer wehren sich erfolgreich» (20. Mai 2022)
«Auch im Donbass kommt Putin kaum voran» (20. Mai 2022)
«Charkiw kann für die Russen zum Problem werden» (4. Juni 2022)
«Russland zieht sich von der Schlangeninsel zurück» (1. Juli 2022)
«Putin hat verloren» (27. August 2022)
«Russland versucht, Zeit zu gewinnen» (29. August 2022)
«Ukrainer rücken im Norden vor – Putins Truppen wirken überrumpelt» (8. September 2022)
«Russlands Besatzungsregime taumelt» (10. September 2022)
«Wladimir Putin blendet die Realität einfach aus» (12. September 2022)
«Russlands Militär auf dem Rückzug» (12. September 2022)
«Russland hinterlässt ein gigantisches Waffenarsenal» (13. September 2022)
«Russland bleibt selbst- und fremdgefährdend» (19. September 2022)
«Der Krieg kommt nach Russland» (19. September 2022)
«Putins Kehrtwende kommt zu spät» (22. September 2022)
«Keine Angst vor Russland» (23. September 2022)
«Russen auf der Flucht vor Putin» (29. September 2022)
«Putins letzte Karte» (1. Oktober 2022)
«Putins Landraub trügt» (1. Oktober 2022)
«Russland verschlechtert seine Zukunftsaussichten» (3. Oktober 2022)
«Wenn Moskau schwächelt» (6. Oktober 2022)
«Der Angriff auf die Krim-Brücke zeigt die Schwäche der russischen Armee» (10. Oktober 2022)
«Schlag gegen Putins Prestigebrücke»  (10. Oktober 2022)
«Russlands Frontstadt unter Beschuss» (20. Oktober 2022)
«Die russischen Angreifer erleiden hohe Verluste» (9. November 2022)
«Russland zieht sich aus Cherson zurück» (10. November 2022)
«Feldzug gegen die Vernunft» (19. November 2022)
«Putin steht am Abgrund» (21. November 2022)
«Nur ein grosser Schlag kann Putin noch retten» (6. Dezember 2022)
«Russlands trügerische Selbstdarstellung» (13. Dezember 2022)
«Putin agiert hilflos» (29. Dezember 2022)
«Russland erlebt eine der blutigsten Nächte» (3. Januar 2023)
«Ein Desaster für Moskaus Armee» (4. Januar 2023)
«Wie die Ukraine die russischen Luftangriffe abwehrt» (6. Januar 2023)
«Die Kampftruppe Wagner erleidet Rückschläge fern der Front» (20. Februar 2023)

«Was für eine willkürliche und überhaupt nicht vollständige Auswahl!», werden nun einige einwenden. Zurecht, denn es gab auch andere Titel. Nur viel, viel weniger:

«Russische Offensive kaum zu stoppen» (4. März 2022)
«Die letzten Verteidiger von Mariupol kapitulieren» (18. Mai 2022)
«Der russische Zangenangriff wird enger und enger» (28. Mai 2022)
«Die Russen kontrollieren jetzt die ganze Region Luhansk» (4. Juli 2022)
«Russlands Feuerwalze rollt weiter» (25. Juli 2022)
«Der Nato gehen die Granaten aus» (21. Dezember 2022)
«Schwere Kriegsphase für Kiew» (19. Januar 2023)
«Die Ukraine gerät in die Defensive» (6. Februar 2023)
«Die Ukraine braucht mehr Munition» (15. Februar 2023)

Die Entwicklung des Kriegsgeschehens, ebenfalls dokumentiert von der NZZ, zeigt, dass es sich bei vielen Titeln im besten Fall um einen Journalismus der Hoffnung handelt: Russland besetzt die ostukrainischen Gebiete inklusive Krim weiterhin erfolgreich und stabil. Dass es anders sein möge, ist Wunschdenken von Journalisten, die sich eine andere Lage herbeisehnen. Darüber geschrieben hat immerhin einer in der NZZ – Feuilletonchef Benedict Neff:

«Wie Medien die Lage der Ukraine schönschreiben» (10. Juni 2022)
«Die Fieberkurve des Krieges» (9. Februar 2023)

Doch an der Haltung des NZZ-Chefredaktors Eric Gujer und des NZZ-Auslandchefs Peter Rásonyi wird sich so bald wohl nichts ändern. In ihren Augen steht die Ukraine ganz offenbar kurz vor dem Sieg. Während Russland weiterhin alles falsch macht, und die Niederlage nur aus Trotz nicht einräumt.

Packungsbeilage: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer hat auch seine Spuren im «Schweizer Monat» hinterlassen.

5 Kommentare
  1. Hugo Reichmuth
    Hugo Reichmuth sagte:

    Benedict Neff ist mir schon in seiner Zeit bei der «Basler Zeitung» unter Somm als besonnener und kluger Schreiber aufgefallen. Es spricht sehr für ihn, dass er sich vom «Ukraine-gewinnt»-Hype absetzt. Einer der wenigen Journalisten, den ich sofort auf Substack abonnieren und unterstützen würde – wenn es seine Artikel dort zu lesen gäbe…

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  2. Andi Egger
    Andi Egger sagte:

    Bravo, Herr Grob. Eine simple, aber grossartige Idee. Danke Zackbum fürs Verbreiten. Die geballten Fehleinschätzungen der NZZ-Auslands- und Militärredaktoren vor Augen, mag man das Produkt künftig gar nicht mehr lesen, denn offensichtlich orientiert man sich an der Falkenstrasse seit einem Jahr weniger an den Fakten als an Hoffnungen und Wünschen, und man hechelt erst noch den internationalen «wir sind die Guten»-Politikern hinterher. Kritiklos. Einer Qualitätszeitung schlicht unwürdig.

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  3. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Jeder vernünftige Leser bermerkt doch das überwiegende Russen-Bashing. Das führt bei mir dazu, dass ich diese Meldungen gar nicht mehr lese, und die gegenteiligen Berichte herauspicke. Effektiv verhilft das Bashing also der Gegenseite zu mehr Aufmerksamkeit. Die psychologische Kriegsführung basiert nicht nur auf der Verbreitung von Falschmeldungen. Aber das gehört ja auch nicht zu den Kernkompetenzen im Journalismus. Darum lässt sich auch nicht vorhersagen was das eigene Tun letztlich bewirkt. Man fühlt sich einfach gut aufgehoben in der Masse. Aber das kann trügen, wie ein Experiment Mitte des letzten Jahrhunderts in einer südamerikanischen Stadt gezeigt hat. Da sind Studenten spontan losgerannt und immer mehr Menschen haben sich daran beteiligt, weil sie dachten da sei etwas wo sie unbedingt dabei sein müssten. Am Ende stand eine riesige Menschenmasse am Stadtrand, und niemand wusste warum. Das hatte mir mein Vater erzählt, der beruflich oft in Südamerika war.

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  4. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Interessante Aufstellung. Bei den anderen Mainstream-Medien sieht es ja nicht besser aus.

    2016 erlebten die Medienschaffenden die Kernschmelze ihrer eingebildet tonnengewichtiger Bedeutungsschwere. Erst stimmten die unerträglich tumben Briten für eine Loslösung der doch so gloriosen EU. Und dann wollten die noch blöderen Amis sich nicht von Hillary Clinton regieren lassen, obschon ihr doch mit bis zu 92%-iger Sicherheit ein Sieg voraushalluziniert wurde gegen diesen lächerlichen Dummkopf Trump. Tja.

    Nun versprühten die Redaktionen Wolken vom süsslichen Parfümduft der Demut. Wir werden in uns gehen, der Gegenseite zuhören, diese auch ernst nehmen, sie zu verstehen versuchen. Und ganz wichtig: die Redaktionen müssen klar breiter aufgestellt werden! Doch was folgte die nächsten Jahre konkret über die oben genannten Phänomene? Eine grösstenteils absolut primitive, niederträchtige Berichterstattung. Noch einseitiger als zuvor, im unerbittlichen Schmäh-, Rechthaber- und Erziehungsmodus.

    Früher hiess es: Wer nichts wird, wird Wirt. Heute weist die Medienbranche die grösste Dichte an Lebensversager und Volltrottel auf.

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