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Wenn dir dein eigener Vertreter in den Fuss schiesst

Jürg Bachmann ist Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Ohne ihn wären die besser dran.

Bachmann hat mitgekungelt, als sich die Privatradios mit der Zusage, dass sie sich nicht nochmals um die eigentlich fällige Neuvergabe der Funklizenzen bemühen müssten, ihre Zusage zum Abschalten der UKW-Ausstrahlung abhandeln liessen.

Schien damals eine gute Idee, denn die grossen Verlage waren dermassen unfähig, dass einer zwischenzeitlich die Lizenz für seine Privatradio-Station verlor; zu schlampig das Gesuch abgefasst.

Also lieber nicht noch mal, und nachdem schon mit DAB und DAB+ Millionen in den Sand gesetzt worden waren, könnte man doch nun ganz aufs Internet setzen. Aber schon damals hatte es einen gegeben, der dieser Kungelei nicht zustimmte. Genau, Roger Schawinski.

Ach, der schon wieder, dachten die anderen grauen Mäuse, die Radio-Manager, die vielleicht eine Ahnung von einer Finanzflussplanung haben (was nicht heisst, dass sie sie auch beherrschen), aber null Interesse an diesem Medium. Radiowellen, Druckerschwärze, TV-Übertragung, Verkauf von Windeln, Konzerten, Kaffeemaschinen: alles das Gleiche, kann alles gemanagt und in den Sand gesetzt werden.

Ach, der schon wieder, dachten Schawinskis Gegner Mal um Mal

Ach, der schon wieder, dachten diese Kurzdenker, als Schawinski seine Petition «Rettet UKW» startete. Will im Herbst seines Lebens noch ein wenig Stunk machen, bevor er endgültig abtritt, der alte Sack. Gar nicht erst ignorieren, hat keine Chance, blöder Querulant, könnte doch einfach mal die Schnauze halten.

Der einzig wegen seines Berufs Sohn zur Position des Chefs der grössten Ansammlung von Privat-Radiostationen gekommene Wanner-Filius schmunzelte über Schawinski, Bachmann sah keine Chance, dass da noch etwas geändert werden könne.

Das enthält eine Anzahl von Fehlern, die eigentlich in jeder Organisation, wo Amt noch irgendwas mit Verantwortlichkeit und Kompetenz zu tun hat, zum sofortigen Abgang – freiwillig oder unfreiwillig – von Bachmann führen müsste. Der war nämlich zudem etwas absorbiert, um sich sein neustes Hütchen – Präsident von Kommunikation Schweiz, dem Dachverband Schweizer Werbung – auf dem Haupt zurechtzurücken.

Also beschränkte sich seine öffentliche Gegenwehr gegen die Attacke von Schawinski auf ein hingeknödeltes Gefälligkeits-Interview bei Tamedia, bei dem er weiterhin UKW «keine Chance» gab. Währenddessen übersprang Schawinskis Unterschriftensammlung locker die Grenze von 50’000. Bei einem seiner vielen Auftritte in einer Debatte bei «Tele Züri» (wer hat’s erfunden?) ergab die anschliessende Publikumsbefragung geradezu nordkoreanische Zustimmung zu seiner Position; der Chefredaktor der in die Bedeutungslosigkeit abgeschwirrten «Medienwoche» hatte mit seiner «schaltet es ab»-Position keine Chance.

Schlag auf Schlag, so macht man das

Nun ist Schawinski der nächste Coup gelungen. Selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Medienministerin, die Ex-Bundesrätin Doris Leuthard, ist inzwischen für einen Marschhalt, räumt ein, dass man damals falsch entschieden habe. Immer mehr Politiker springen auf den rollenden Zug auf, während Schawinski vorne für Dampf im Kessel sorgt. Denn er hat mindestens drei Vorteile gegenüber dieser Riege von Verwaltern. Er ist mit Herzblut dabei. Er weiss, wovon er spricht. Er ist nicht irgendwer, sondern hat durchaus seine Verbindungen. Und er hasst es bis ins höhere Alter, zu verlieren.

Bachmann? Der hat keine dieser Eigenschaften, inzwischen drückt er sich einfach etwas vorsichtiger aus, wenn er gefragt wird, ob die Abschaltung des UKW-Netzes noch realistisch sei: «Es wäre jedenfalls vernünftig», behauptet er in einem Interview auf persoenlich.com. Warum wäre es das? «Weil über die Hälfte der Autos mit DAB+-Empfangsgeräten ausgerüstet» sei. Womit er um die offizielle Zahl, dass mehr als die Hälfte aller Autofahrer unterwegs UKW hört, herumkurvt.

Dazu gar nicht merkt, wie bescheuert diese Behauptung ist, da ja auch DAB+ nicht die Zukunft darstellt. Der zunehmende Gegenwind auf allen Ebenen? Ach, «zu wenig Interesse an den Fakten», da liessen sich alle «von einer emotionalen Welle mitreissen». Na, dann mal die Fakten auf den Tisch, was spricht nun gegen die Fortsetzung der UKW-Ausstrahlung?

«Es würde viel Geld kosten.»

Was Bachmann auch nicht mitgekriegt hat: dieses erste Argument, das hilflos aus dem Ärmel geschüttelt wurde, konnte nie mit Zahlen untermauert werden.

Das Bettlakengespenst Bachmann

Einzig Schawinski hat die Zahlen für sein «Radio 1» auf den Tisch gelegt: Im Promillebereich, vernachlässigbar, kein Problem. Dagegen Bachmann, der sich mangels anderer Argumente hinter einen Vorhang stellt, hineinbläst und «buhu» sagt. In der vergeblichen Hoffnung, dass «kostet eine Stange Geld» schon irgendwie verfangen könnte.

Nun wünscht man Schawinski wenigstens valable Gegner; es kann ja keinen Spass machen, auf einem Kartoffelsack rumzutrampeln. Daher mit aller gebotenen Neutralität, da ZACKBUM (noch) keine private Radiostation betreibt: Lieber Verband, zieht doch nicht bei UKW, sondern bei Bachmann den Stecker raus und sucht Euch einen Präsidenten, der wenigstens so tut, als sei er nicht scheintot. Und zur allgemeinen Beförderung der Debatte es vielleicht mal mit einem Gegenargument mit Hand und Fuss probiert.

Dann kann sich Bachmann vollamtlich seinem nächsten Versuch widmen, dem Dachverband der Schweizer Werbung das Dach wegfliegen zu lassen.

Ex-Press XL

Blasen aus dem Mediensumpf.

Diesmal nicht anhand unerschrockener Griffe in diesen Sumpf, sondern als Potpourri (weniger) guter und (viel) schlechter Nachrichten. Wohlriechend ist dabei wirklich nicht alles (Nora Zukker, das ist eine Anspielung auf den Sinn des Wortes, aber der lässt sich googeln).

Zunächst schlechte Nachrichten für die «Schweizer Illustrierte». Sie wollte natürlich auch an die Geldtöpfe des Bundes in Sachen Covid-19. Reichte ein entsprechendes Gesuch vor knapp einem Jahr ein, dann mahlten die Mühlen und mahlten und mahlten.

Bis nun das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass die SI keine Kohle aus diesem Topf kriegt. Denn sie erfülle die Kriterien dafür nicht. Verlangt sind aktuelle Nachrichten und eine breite Themenpalette.

Sternchengeburtstage, Berichte über den Zustand von Unterleib, Gesichtsstraffung oder Liebes-Aus, natürlich auch Liebesrausch, vermögen diese Bedingungen nicht zu erfüllen. Auch die ewige Nummer «XY zeigt zum ersten Mal ZZ», wobei ZZ ein Baby, ein Haustier, ein neuer Lover oder ein neues Haus sein kann, trägt offensichtlich nicht wesentlich zum Informationsauftrag bei.

Eigentlich unverständlich, bei diesem geballten Gehalt von News:

Gutes Selbstmarketing ist die halbe Miete, heutzutage. Das weiss auch Florian Imbach, der nach knapp sechs Jahren bei der «Rundschau» woseliwo gelandet ist? Genau, bei der Bundesverwaltung.

Damit ihm nicht das Gleiche passiert wie Putzfrauen, Pardon. Raumpflegerinnen, Pardon, Facility Manager*Innen, deren Stellenwechsel auf Agenturen nicht immer mit der nötigen Akkuratesse bei persoenlich.com nachverfolgt wird, hat sich Imbach noch was Tolles einfallen lassen, was ihm einen Jubelartikel mit grossem Foto einbringt:

Da korrigieren wir uns gerne; vorgestern schrieben wir noch, dass Roger Schawinskis Petition «Rettet UKW» mehr als 48’000 Unterschriften gesammelt habe. Nun sind bereits die 50’000 überschritten, und selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Alt-Bundesrätin Doris Leuthard spricht sich inzwischen klar für einen «Marschhalt» beim Abschalten aus. Das kratzt aber Jürg Bachmann, den Präsidenten des Verbandes Schweizer Privatradios, überhaupt nicht. er holpert eine schriftliche Stellungnahme für Tamedia raus: «Ich habe die Aussagen von Doris Leuthard gelesen, aber keine neuen Gedanken gefunden, die für eine Abweichung vom vorgesehenen Plan sprechen würden.»

Vielleicht sollte sich der Verband ernsthaft überlegen, einen geistig etwas agileren Präsidenten zu ernennen und den hier abzuschalten. So wird das nämlich nix mit dem Abschalten.

Endlich, money for free im Journalismus? Da gibt es «Le Pacte», und hier wird Geld wie mit dem Füllhorn ausgeschüttet. Für «journalistische Projekte», in erster Linie von halb- oder ganz freien Journalisten. Bis zu 15’000 Franken werden lockergemacht, wenn der Vorschlag die Zustimmung der Jury findet. 225’000 Franken sollen zur Verfügung stehen. Wunderbar.

Wunderbar? Nun, an dieser Hürde dürften schon mal die meisten Bewerber scheitern, denn sie müssen begründen, «inwiefern das Projekt der allgemein anerkannten Definition von Investigativjournalismus entspricht». Tja, liebe Relotius-Klone und Liebhaber von anonymen Denunziationen mittels angeblicher «Quellen»: das wird dann nix.

Ausserdem entscheidet eine knallharte «Fachjury» von ausgewiesenen Könnern und Kennern über die Vergabe. Echt jetzt. Auf Deutsch gehören zu ihr:

  • Der mehrfache Bruchpilot David Sieber, der zuletzt den «Schweizer Journalist» in den Boden rammte
  • Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
  • Adrienne Fichter, Redaktorin «Republik»
  • Marcel Hänggi, Journalist, schreibt «Bücher und Texte für Museen und hält Vorträge, Hühner und Schafe»
  • Alexandra Stark, freie Journalistin
  • Elvira Wiegers, «Vertreterin der Zivilgesellschaft», dazu befähigt als Nationalratskandidatin der AL
  • Nikki Böhler, ebenfalls Vertreterin, dazu Geschäftsführerin bei opendata.ch
  • Giulia Meier, ebenfalls Vertreterin, Staatsangestellte in Bern und zuständig für «Theater, Tanz, Literatur»

Vielleicht müssen wir darauf aufmerksam machen, dass das KEINE Satire ist. Nun ist es auch so, dass der Vorstand von «Le Pacte» aus nicht bekannten Mitgliedern besteht, die vor allem eine Gewerkschaftskarriere hinter sich haben, vielleicht mit Ausnahme von Jean-François Tanda.

Dieses Gerümpelturnier soll dann über die Vergabe von fast einer Viertelmillion entscheiden. Ganz objektiv und kompetent. Glaubt jemand, dass dieser Haufen einen Antrag von ZACKBUM oder von René Zeyer wohlwollend prüfen und befürworten würde? Wohl nicht mal, wenn er von Hühnern und Schafen begleitet wäre oder als Foxtrott auf offener Bühne dargeboten würde.

 

UKW: ohne uns

Jammern, betteln, feuern. Alltagsnews aus den Medien. Dann tut einer was – und Schweigen herrscht.

Der Mann ist 75 und muss in einen Jungbrunnen gesprungen sein. Man mag ihn mögen oder sich an ihm reiben: Energie hat Roger Schawinski für zwei. Nach Abstechern in alle Formen von Multiplikatoren ist er seit einiger Zeit zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und macht das, was er wie kein Zweiter kann: Radio.

In seinem Element: Roger Schawinski.

Gegen «Radio 1» senden die übrigen Privatradios Dudelfunk mit unsäglich flachwelligen Wortbeiträgen. Schawinski hat dagegen das Talk Radio in die Schweiz geholt. Zunächst fünf Mal die Woche, nun noch zwei Mal unterhalten sich Experten, Politiker, Wissenschaftler und jeder, der etwas beitragen will, mit Schawinski über alle Aspekte der Pandemie.

Immer frisch, immer live. Immer mit einem Schawinski, der sich überraschen lässt, wer ihm alles als Gesprächspartner vorgesetzt wird. Auf so eine Idee sind die viel ressourcenstärkeren Blödfunker aus dem Hause Wanner und die übrigen Privat- (sowie Staats-) Radiomacher nicht gekommen.

Einer der Unterschiede, wenn einer von Beruf Sohn, der andere Radiomacher mit Herzblut ist. Der andere Unterschied: wenn Schawinski mit einer Entscheidung nicht einverstanden ist, dann tut er was dagegen.

Man kann, darf und soll unterschreiben.

Ab nächstem Jahr will die Schweiz – notabene als einziges Land in Zentraleuropa, die Radio-Übertragung auf UKW einstellen. Die SRG geht mit schlechtem Beispiel voran, dann folgen alle Privat-Radios. Alle? Nein, eine Ausnahme gibt’s natürlich. Was soll denn das? «Er war der Erste unter den Privaten, und möchte offensichtlich auch der Letzte sein

Die Ersten werden die Letzten sein?

Sagt Florian Wanner, als Bewährungsprobe zum Chef des kunterbunten Wanner-Imperiums an elektronischen Medien eingesetzt. Er selbst sieht überhaupt keinen Bedarf, etwas gegen diese Abschaltung zu unternehmen. Das ist sein gutes Recht. Nun protestiert aber Schawinski nicht nur auf allen Kanälen dagegen, so zuletzt in der NZZaS mit einem Kommentar. Sondern er hat auch eine Petition gestartet, mit (Stand Montag) über 7000 Unterschriften bislang.

Zudem ist Schawinski bereit, ans Bundesverwaltungsgericht zu gelangen, um das Zustandekommen dieser Entscheidung zu kippen. Ebenfalls am Sonntag holte sich Schawinski den wohl erfahrensten Radiotechniker ins Studio für einen «Doppelpunkt». Markus Ruoss hatte damals einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass das Piratenradio von Schawinski vom Pizzo Groppera aus in bester Sendequalität in Zürich empfangen werden konnte.

Inzwischen ist Ruoss vehementer Befürworter von DAB+ und ebenfalls von der Abschaltung der UKW-Übertragung. Also ein spannendes Battle, das nur entsteht, wenn der Besitzer des Mikrophons einem kompetenten Widerpart Gastrecht gibt. Deshalb gibt es vergleichbare Sendungen auch bei, ähm, also bei, na, verflixt, niemandem. Vielleicht noch im «Talk täglich», früher mal, als Markus Gilli hier noch Gas gab. Und wer hat’s erfunden?

Alles Absprache, alles Schiebung?

Im «Doppelpunkt» liess Schawinski wie nebenbei noch eine weitere Bombe platzen. Er sagt, dass Vertreter der Privat-Radios schon 2016 mit der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard die UKW-Abschaltung beschlossen hätten. Als Gegenleistung seien die Senderlizenzen stillschweigend von 2018 bis 2024 verlängert worden.

Das darum, weil Radio Energy 2008 kurzfristig die Lizenz abhanden gekommen war. Darin sieht Ruoss nichts Skandalöses, Schawi schon. Ganz abgesehen davon, dass durch eine Umstellung auf DAB+ aus vielen UKW-Radiogeräten Elektroschrott würde. Die Hörer zahlen diese Umstellung, ist eines seiner stärksten Argumente, zudem ist in jedem zweiten Auto nur UKW-Empfang möglich.

Also eine ganze Latte von Argumenten, eine Petition, ein absehbarer Rechtsstreit, ein nicht ganz unwichtiges Thema. Damit sorgt Schawinski sicher für Aufmerksamkeit in den Schweizer Medien, und sei es nur, um ihm einmal mehr eitle Selbstdarstellung von einem, der nicht loslassen kann, vorzuwerfen.

Es geht. Ohne Duplikate finden sich in der smd haargenau 5 Artikel zu diesem Thema. Bei CH Media schaffte es Schawinski immerhin zu einer Meldung in der Sammelrubrik «Paradeplatz». Nur «persoenlich.com» liefert kontinuierliche Berichterstattung. Ringier, NZZ, Tamedia? Schweigen im Walde, tiefes Schweigen. Ausser einem Kurzkläffer im «Blick», der mal wieder zeigen möchte, was nackter und hässlicher Konzernjournalismus ist; Titel: «Unsinnige Lösung eines nicht existierenden Problems». So sähe das auch, Überraschung, das Ringier-Radio Energy.

Man muss halt Prioritäten setzen

Während ein einziges Wort, von Adolf Muschg in der Sendung «Sternstunde Philosophie» geäussert, hohe Wellen schlägt, ist das Thema «wieso sollte die Schweiz als fast einziges Land UKW-Übertragungen abschalten?» keine Notiz wert. Könnte zwar Hunderttausende von UKW-Empfängern interessieren, denen Schwünge am Reck über die erlaubte und verbotene Verwendung des Begriffs Auschwitz schwer an einem bestimmten Körperteil vorbeigehen.

Aber das Thema ist ein Bitzeli komplexer als Auschwitz oder Sophie Scholl. Das macht’s bereits unattraktiv. Und welcher Journalist von CH Media würde sich noch trauen, das Thema überhaupt anzufassen, nachdem sich Sohn Wanner so klar positioniert hat. Oder bei den anderen grossen Medienhäusern, die sich offensichtlich ein Schweigegelöbnis auferlegt haben.

Ein weiterer Grund, wieso die viel beklagte Medienkrise zu guten Stücken selbstgemacht ist.

Packungsbeilage: René Zeyer ist schon diverse Male in Sendungen von Schawinski aufgetreten.

Jetzt alle: Rettet UKW

ZACKBUM darf das: unterschreibt diese Petition! Dann seid Ihr auf der richtigen Seite.

Wenn alte, weisse Männer Gas geben, dann bleibt all den Weltenrettern auf Twitter, den Rechthabern auf Facebook, den übrigen Privatradio-Verwaltern mal kurz der Mund offen.

In (natürlich nur altersmässig) absteigender Reihenfolge:

 

  1. Adolf Muschg mischt sich kraftvoll in die zunehmend inquisitorische öffentliche Debatte ein. Sagt einmal Auschwitz, und schon tobt der Bär, summen aufgeregt die Fliegen, ist keiner zu klein, Denunziant zu sein. Und niemand von diesem Pack merkt, dass es genau das tut, was Muschg kritisiert. Diese Dauererregten darauf aufmerksam zu machen, das ist ungefähr so sinnvoll, wie eine Eintagsfliege zu fragen: und was machst du morgen?
  2. Roger Schawinski ist der einzige Radiomacher in der Schweiz, der wieder eine Idee hatte. Seither macht er sein Talk Radio. Jeweils am Morgen die interessantesten Stunden des Tages. Mit Gästen, Experten, Politikern, Meinungsträgern – und seinen Hörern. Live, schnell, und Roger weiss jeweils nicht, was auf ihn zukommt. Das ist Radio. Alles andere ist Dudelfunk. Und nun hat Schawinski noch eine Idee: «Rettet UKW». Früher war Wimpel an der Auto-Antenne, heute ist virtuelle Unterschrift. Tut nicht weh, ist einfach, muss man machen.
  3. Da muss noch fragwürdiges Eigenlob drangeklebt werden, warum nicht. Am 11. März erschien der letzte Beitrag meiner zwei Mitstreiter, die sich dann vom Acker machten. Seither – mit nur zwei gelegentlichen Guest Stars – macht René Zeyer hier alles alleine. Im Schnitt drei Artikel pro Tag. Jeden Tag. Andere verbraten dafür Millionen. Ich mach’s aus Spass an der Freud. Grüngelber Neid und finsteres Schweigen ist mein Lohn. Aber Kollege Jürg Altwegg nimmt in der FAZ Notiz, was will man mehr:

 

«Für den Publizisten René Zeyer, der das medienkritische Portal „Zackbum“ betreibt, ist der Vergleich dagegen weder skandalös noch falsch. Zeyer springt dem Schriftsteller mit Raul Hilberg, dem Verfasser des Standardwerks über „Die Vernichtung der Juden in Europa“, zur Seite. Muschgs Argumentation entspreche Hilbergs Beschreibung von der Entstehung des Holocausts. Zeyer unterstreicht, dass Muschg die „schrecklichen Vereinfachungen“ der Cancel Culture kritisiert habe. Er zitiert den Schriftsteller differenzierter als die Ankläger: Es sei „das Interessenlose an den eigenen Widersprüchen“, das Muschg der Cancel Culture anlaste.»

So, das Karussell im Jahrmarkt der Eitelkeit steht wieder still. Dann tut was. Unterschreibt, verbreitet, spendet.

  • Wird ein schönes Gefühl werden: endlich mal bei den Siegern zu sein.