Aller schlechten Dinge sind drei
Vielleicht sollte ZACKBUM Georg Häsler nicht reizen. Denn der Mann dreht im roten Bereich.
Kann man noch einen drauflegen, nachdem Häsler sich mit einem «Panzermann» in den Armen gelegen ist und davon fantasiert hat, dass die NATO Bodentruppen in die Ukraine einmarschieren lässt und warnende Stimmen als Fünfte Kolonne Moskaus denunziert?
Wenn man ein Oberst mit Uniform, aber ohne Krieg ist, alleweil. Denn was bleibt noch, wenn man die NATO dazu aufgefordert hat, keine Rücksichten mehr zu nehmen und nicht nur russisches Territorium bombardieren zu lassen, sondern wie weiland der irre General in «Dr. Seltsam» (grossartig gespielt von George C. Scott, so martialisch wird Häsler nie aussehen, trotz Operettenuniform) davon fantasiert, was man mit Entschlossenheit und Kampfgeist alles erreichen könnte?
Nun, einerseits sich ein sicheres Plätzchen im Atomschutzbunker zu suchen und den Notvorrat aufzustocken. Andererseits völlig durchzudrehen:
Man denkt zuerst, das sei Satire. Dann sieht man, wer der Autor ist, und weiss: ist es nicht, es ist einfach nur irre. Häsler legt gleich voll los: «Russland testet in der Ukraine den Atomkrieg. Im russischen Fernsehen werden Ziele für Luftangriffe in der EU diskutiert. Sabotageakte gegen kritische Infrastrukturen in der Ostsee und anderswo häufen sich. Gleichzeitig verbreiten Mittelsmänner des Kremls Warnungen an den Westen – sehr deutlich auch in der Schweiz: Akzeptiert den Willen Wladimir Putins, sonst droht der dritte Weltkrieg.»
Es ist zwar vergeblich, aber versuchen wir, den Mann vorsichtig an die Realität heranzuführen. Russland testet in der Ukraine nicht den Atomkrieg (wie sollte das auch gehen). Im russischen TV wird viel gequatscht, genauso wie im westlichen TV Ziele in Russland nicht nur diskutiert, sondern applaudiert werden, wenn dort Marschflugkörper einschlagen. Den grössten Sabotageakt in der Ostsee haben nachweislich ukrainische Agenten durchgeführt, indem sie die Pipeline North Stream II in die Luft jagten. Und wer nicht mit Schiesspulver gurgelt und Kriegsschreie ausstösst, sondern vor einem atomaren Schlagabtausch warnt, ist auch kein «Mittelsmann des Kreml» sondern jemand, der im Gegensatz zu Häsler keinen nuklearen Holocaust erleben möchte.
Sollte der eintreten und Häsler ihn überleben, dann hat er das alle sicher nicht so gemeint, nicht so gewollt, konnte doch nicht ahnen – und er wird ähnlichen Bruch von sich geben wie alle Kriegstreiber, wenn der Krieg dann mal verloren und zu Ende ist. Schwamm drüber, ist erledigt, wir schauen in die strahlende Zukunft.
Für die hatte Bertolt Brecht nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Gedicht die richtige Antwort:
«Und die da reden von Vergessen und die da reden von Verzeihn –
All denen schlage man die Fressen mit schweren Eisenhämmern ein.»
Aber noch ist es nicht so weit; Häsler zieht den Helm tief über die Augen und lugt ins Dunkle: «Die Schweiz ist mit angegriffen, aber der Bundesrat schweigt.» Himmels willen, stell dir vor, es ist Krieg, und niemand schaut hin. Nur Häsler, der einsame Warner und Rufer, lädt bereits sein Sturmgewehr durch.
Aber sonst sind nur Defätisten, Putin-Versteher, Angsthasen, Pazifisten unterwegs: «Die Schweiz erhöht mit ihrem mangelnden Willen zur Aufrüstung die Opportunität eines Angriffs.» Mangelnder Wehrwillen, pfuibäh. Was tun? Na, da hilft ein Blick ins «Führungsreglement der Schweizer Armee». Ähm, ist das nicht militärischer Geheimnisverrat, wenn Häsler daraus zitiert? Aber gut, es empfiehlt «bei deutlicher oder sich mindestens abzeichnender Lageveränderung» waseli was? Na – «einen Lagerapport durchzuführen».
Hui, Feind hört mit; nun besitzen alle diese Geheimwaffe, die zuvor von allen Führungskräften der Armee strikt im Giftschrank gelagert wurde. Nun werden alle «Lagerapporte» durchführen, und das könnte das Ende der Schweiz bedeuten. Wenn nicht, ja wenn nicht endlich auf Häsler gehört wird:
«Eine Sofortmassnahme wäre die Beschleunigung der Nachrüstung. Mittelfristig braucht es einen Plan zur gezielten Aufrüstung.» Gut, er ist nur Oberst, aber hat nicht jeder den Marschallsstab im Tornister? Im Fall Häslers den Generalstab, sozusagen.
Aufgepasst, Frau Bundespräsidentin: «Die Lage wird sich deshalb eher verschlechtern. Der Kreml wird sein Ziel nicht aufgeben, Europa zu spalten und zu beherrschen.» Das wollte der Iwan schon von altersher. Nur willfährige Putinversteher können behaupten, dass in der jüngeren Geschichte seit Napoleon Russland dreimal überfallen wurde, während der Bolschewik und Untermensch so abgefeimt ist, dass er seine Absicht, «Europa zu spalten und zu beherrschen», noch nie militärisch umgesetzt hat.
Aber nicht nur, wer Hitlers Angriffs- und Vernichtungskrieg zum Präventivschlag umlügt, ist auch zu jeder anderen Geschichtsklitterung in der Lage.
Wieso gebietet God Almighty Eric Gujer dieser als militanter Journalist verkleideten Abrissbirne nicht endlich Einhalt? Wenn der so weitermacht, imitiert er noch den anderen General Kubricks (Jack D. Ripper wird nicht minder genial gespielt von Sterling Hayden), der wegen Wahnvorstellungen den Dritten und letzten Weltkrieg auslöst.
Da können wir echt froh sein, dass die Schweiz nicht über Atomwaffen verfügt und Häsler nicht mehr Macht hat, als die Bundespräsidentin (natürlich vergeblich) aufzufordern, «schonungslos über den Krieg» zu sprechen. Als ob es nicht reichen würde, dass er das ständig tut.