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Häsler spielt Krieg

Der Sandkastengeneral läuft zu Höchstformen auf.

Im genialen Film «Dr. Seltsam, oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben» von Stanley Kubrick aus dem Jahre 1964 gibt es eine Szene, wie die Kriegsgurgel General Jack Turgidson dem US-Präsidenten vorträgt. Da die Atomwaffen tragenden Bomber nun schon mal losgeschickt seien, solle man alles hinterherwerfen, was die USA haben.

Dann lägen die eigenen Verluste bei «akzeptablen 20 Millionen Toten». Der Präsident ist entsetzt.

Dieses Entsetzen befällt den Leser, wenn er die Jubelschreie des Wiedergängers dieses Generals liest. Georg Häsler ist zwar nur Oberst, trägt aber den Marschallstab im Tornister. Er kriegt sich nicht ein vor Bewunderung über dieses «durchkomponierte Manöver der israelischen Luftwaffe».

«Top Gun» ist ein Dreck dagegen, was die Israelis hier geleistet hätten. Es sei ein «klassisches Angriffspaket», Häsler lässt ohne Rücksicht auf «Feind hört mit» Fachwissen auf den Leser niederregnen:

«Die Angriffswellen der israelischen Luftwaffen folgen offensichtlich dem Muster der «fünf Warden-Kreise», einer Theorie für strategische Luftangriffe, die der amerikanische Oberst John Warden im Vorfeld des ersten Golfkriegs zur Befreiung Kuwaits entwickelt hatte.»

Wow. Dass diese Befreiung samt Fake News («Babys aus Brutkästen gerissen») zur Massenvernichtungswaffenlüge führte, das wiederum zur Verwandlung Iraks in einen failed state, das übersteigt den Horizont des Militärkopfs.

«Kraft», «Zeit», «Für jede einzelne Welle wird ein operatives Paket zusammengestellt», «striker package», «Unabhängig von der iranischen Reaktion scheint Israel nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens eine erfolgreiche «joint domain operation» gelungen zu sein». Häsler kriegt sich gar nicht mehr ein. Höchstwahrscheinlich hat er den Artikel im Kampfanzug geschrieben, mit dem er auch schon mal an Pressekonferenzen auftaucht.

Er hat allerdings das gleiche Problem wie sein Filmvorbild. Militärköpfe sind völlig unfähig, die politischen Implikationen und Auswirkungen eines völkerrechtswidrigen Terrorangriffs zu begreifen.

Abgesehen davon, dass der Iran bereits zurückgeschlagen hat und nun der Gegenschlag Israels folgen wird: wenn die Ayatollen in Teheran noch einen Stupf brauchten, so schnell wie möglich eigene Atomwaffen zu bauen, dann haben sie ihn bekommen.

Was Israel als bisher einzige Atommacht im Nahen Osten unter allen Umständen verhindern will. Begleitet von einem US-Präsidenten, der nicht mal auf die Reihe kriegt, ob er nun von diesem rechtswidrigen Vorgehen der israelischen Regierung gewusst habe oder damit einverstanden sei. Inzwischen hat er wieder zu seinen üblichen Superlativen zurückgefunden und nennt ihn «ausgezeichnet». Obwohl damit sein «Deal» mit dem Iran in die Luft gesprengt wurde.

Dass beim völkerrechtswidrig handelnden israelischen Ministerpräsidenten die Angst davor, ohne die schützende Immunität seines Amtes wegen Korruption in den Knast zu wandern, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, was kümmert das einen Westentaschengeneral, der mit leuchtenden Augen Militärgebabbel von sich gibt.

In Kubricks Film wird der Vorschlag von General Turgidson, genial verkörpert durch George C. Scott, zurückgewiesen. Am Schluss kommt dann doch der Weltuntergang. Aber der General hat auch dafür einen Vorschlag. Die Besten und Stärksten, also auch er, müssten sich halt in Bunkern verkriechen und abwarten, bis sich der atomare Staub gelegt habe.

Als Oberst im Generalstab hat Häsler auch ein sicheres Plätzchen. Von wo aus er dann, leider ohne NZZ, weiterhin seinen abstrusen Kriegsfantasien nachleben kann.

WoZ potz

Die linke Wochenzeitung knöpft sich Roger Köppel vor.

Gleich fünf WoZler haben ihre Kräfte zusammengelegt, um der «weissen Krähe» die Federn auszurupfen. Kaspar Surber, Renato Beck, Daria Wild, Anna Jikhareva und Jan Jirát – allesamt selbst nicht unbeschriebene Blätter – machen genau das, was sie ihrem Hassobjekt vorwerfen. Sie berichten einseitig, verdrängen alles von der Realität, was ihnen nicht passt.

Denn genauso wenig, wie man in der «Weltwoche» kaum ein schlechtes Wort über Donald Trump oder Wladimir Putin hört, darf man in der WoZ ein ausgewogenes oder zumindest nicht ideologisch durchtränktes Porträt von Roger Köppel erwarten.

Passgenau zu dessen ersten Auftritt an der Albisgüetli-Tagung der SVP regnen hier 34’500 Anschläge auf ihn nieder. Schon die Einleitung kann man zumindest als launig bezeichnen: «Manchmal wird die «Weltwoche» für die russische Sicht auch handgreiflich.» Dann muss das Autorenteam dieser starken Ansage hinterherrennen. Angeblich soll ein WeWo-Redaktor auf dem Bürgenstock sich bei der Schluss-Pressekonferenz durch einen «veritablen Bodycheck» in Besitz des Mikrophons für die letzte Frage gesetzt haben.

Leidtragender soll Oberst Georg Häsler gewesen sein, was die Verteidigungsbereitschaft der NZZ-Kriegsgurgel in einem ganz schlechten Licht erscheinen lässt. Aber das soll nur das Schmiermittel sein, um mit Anlauf einen Bodycheck nach dem anderen bei Köppel zu landen.

Auch hier wird zuerst eine These rausgehauen, der man dann hinterherrennt; «der Chefredaktor, Verleger und Inhaber Roger Köppel» habe sich «in den letzten Jahren überhaupt auf die Seite des russischen Aggressors geschlagen und» huldige «unverhohlen Machthaber Wladimir Putin».

Nun geben die tapferen Fünf Kunde, mit welchem Todesmut sie ihre Recherche betrieben hätten: «Die Entwicklung des Blattes ist ein Tabu der Schweizer Mediengegenwart. Alle wissen um die Radikalisierung, viele finden sie gefährlich, trotzdem gab es nur vereinzelte Berichte zu den Hintergründen

Die letzten Berichte, nebenbei, stammten von Daniel Ryser, dem ehemaligen Mitarbeiter der WoZ und dann der «Republik». Der arbeitet inzwischen fröhlich für sein ehemaliges Hassobjekt Köppel. Kann also die WeWo nach diesem Artikel mit dem Zuzug von fünf neuen Schreibkräften rechnen?

Denn schliesslich sind das Mutbolzen; im Gegensatz zu einem feigen SVP-Nationalrat, der ängstlich behaupte, er habe die WeWo gar nicht abonniert. «Um dann später im Bundeshausbistro angeschlichen zu kommen und sich über die Furcht in der Fraktion vor der Disziplinierung durch die Zeitschrift zu beklagen.»

Das eint Schmierenjournalisten wie Ryser und dieses Fünferkollektiv: es wird ausschliesslich mit anonymen Quellen gearbeitet: «Beispielhaft auch ein medialer Weggefährte, der sich entsetzt zeigt über Köppels Entwicklung, aber nicht einmal diese Aussage namentlich autorisieren will.» Was die Frage offenlässt, ob es diesen Weggefährten überhaupt gibt und ob er das gesagt hat.

Soll man die Herleitung von Köppels angeblicher Huldigung Putins und seiner Vorliebe für düstere Gestalten wie Orbán, Vucic oder Schröder nacherzählen? Eigentlich nicht, dafür ist es zu blöd, zu wolkig, findet im Freiraum des Erfundenen und nicht Belegten statt.

Natürlich werden Äusserungen von Köppel selbst zitiert, die fragwürdig, teilweise bescheuert und seinem Drang geschuldet sind, prinzipiell gegen den Strom zu schwimmen und das Gegenteil davon zu vertreten, ohne dass Sachkenntnis hinderlich im Weg stünde.

Das geht hin bis zu Absurditäten wie der Beschreibung, wie blitzsauber doch Moskau sei, «funkelnd», was für ein Kontrast zu den versiften westlichen Großstädten wie Berlin. Dass ihn Putins rustikal zur Schau getragene Männlichkeit fasziniert, auch daran lässt Köppel keinen Zweifel. Aber immerhin, was die WoZ natürlich nicht erwähnt, indem die WeWo das Interview von Tucker Carlson mit Putin vollständig vorlegt, kann sich jeder überzeugen, dass der Kremlherrscher sich in unendlichen Monologen durch ein krudes Geschichtsbild mäandert und überhaupt den Eindruck eines Herrschers macht, dem niemand zu widersprechen wagt, obwohl er für die grösste aussenpolitische und militärische Katastrophe Russlands seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verantwortlich ist.

Die Darstellung der WoZ, wieso Köppel hingegen dem russischen Unternehmer Melnichenko breiten Raum für ein Interview einräumte, ist reiner Schwachsinn. Die Fünferbande schafft es tatsächlich, den Inhalt des Gesprächs vollkommen auszublenden. Obwohl der durchaus interessant ist.

Gegen Schluss ihrer Suada müssen sie sich noch etwas steigern, also werden sie ungehemmt demagogisch: «Diesen Freitag soll Köppels Geraune vom «Kolonialvertrag» der Schweiz im Zürcher Albisgüetli zu hören sein». Ohne ein Wort davon gehört zu haben, ist es Geraune. Was für ein armseliger Journalismus.

Natürlich kann auch der Gottseibeiuns von Herrliberg nicht ungeschoren davonkommen, denn der wagt es doch tatsächlich, Köppel zu verteidigen. Also auf ihn: «Es sei immer Köppers Anliegen gewesen, auch den Angegriffenen einen Verteidiger zu geben, säuselt er. Und meint damit nicht die Ukrainer:innen, die im Schlaf von russischen Raketen getötet werden.»

Der eine raunt, der andere säuselt, und Christoph Blocher werden dann noch Ukrainer, die im Schlaf von Russen getötet werden, in die Fresse gehauen.

Das ist nun übelster Fertigmacherjournalismus, der für Schenkelklopfer bei der Gesinnungsmittäterschaft sorgen will, die sich nicht einkriegt vor begeisterter Zustimmung. Geht noch einer? Aber ja, denn es braucht doch noch die Schlusspointe. Also komm heraus, du bist umzingelt:

«Blocher versichert: «Roger Köppel steht auf dem Boden der Partei.» Fragt sich nur, auf welchem Grund eine Partei mit einem solchen Festredner steht.»

Im braunen Sumpf? In Putins Welt? Im Lager der Befürworter, dass Ukrainer im Schlaf getötet werden? Man weiss es nicht. Man weiss aber, auf welchem Grund eine Zeitung steht mit solchen Journalisten. Mitten im Treibsand der Gesinnungsschreiberei, wo das Urteil über den Porträtierten schon feststeht, bevor der erste Buchstabe getöckelt wird. Wo es nicht um Wahrheit- oder Wirklichkeitssuche geht, sondern um das Zusammenstellen von Wirklichkeitsfetzen, die die anfängliche These belegen sollen. Alles, was der widersprechen würde, kommt weg. In den Abfall.

Wahrer Abfalljournalismus.

Keiner stoppt Häsler

Er warnt, mahnt und fordert. Ungehört, aber unermüdlich.

«Georg Häsler ist Oberst der Schweizer Armee, eingeteilt im Heeresstab. Er war zuvor Kommandant einer Festungsminenwerferkompanie und Kommandant Stellvertreter der Artillerieabteilung 10.» Vielleicht trägt er nun nicht nur bei Pressekonferenzen, sondern auch im Berner Stadtrat, in den er gewählt wurde, seine schmucke Uniform. Oder auch an seinem Arbeitsplatz bei der NZZ.

Dass es sich hier um eine demokratische Wahl handelte, würde wohl nicht mal Rabauke Häsler bestreiten. In anderen Regionen Europas sieht er das kritischer:

«In Budapest, in Bratislava und wohl bald auch in Wien regieren erklärte EU-Gegner. Dieser neue Nationalismus nützt Russland. Europa muss von innen heraus resilienter werden

Stoppen und müssen und resilient, so führt man als Oberst – in die sichere Niederlage, wenn diese Wortblasen geplatzt sind. Aber man soll Häslers Bildungsniveau nicht unterschätzen. Diesen Aufruf, diese Befehlsausgabe beginnt er mit einer Kurzzusammenfassung von Robert Musils «Mann ohne Eigenschaften», der in Kakanien lebt, das Wort für die untergehende k. u. k. Herrlichkeit Österreich-Ungarns.

Aber ach je, das scheint doch das Abladen von überflüssigem Bildungsballast gewesen zu sein: «Natürlich ist die EU nicht Kakanien.» Tja, dann halt nicht.

Welches Wort aus dem kleinen Wörterbuch des Flachdenkens fehlt noch? Genau, die «Belastungsprobe», hier gar die «echte Belastungsprobe», im Unterschied zur unechten. Vor einer solchen steht die österreichische Demokratie. Wieso das? Nun, weil dort demokratisch die FPÖ zur stärksten Partei gewählt wurde. Das ist aber ganz schlimm: «Die Institutionen müssen einen Kanzler aushalten, der Österreich umgestalten will.»

Himmels willen, statt dass ein Kanzler kommt, der einfach so weitermacht wie bisher, was ja toll geklappt hat.

Aber das Unheil ist ja nicht auf die Alpenrepublik beschränkt, Häsler sieht da die grossen Zusammenhänge: «Gemeinsam mit dem ungarischen Ministerpräsidenten und dem ehemaligen tschechischen Präsidenten Andrej Babis unterschrieb er im Juni 2024 ein «patriotisches Manifest», das vor einem «europäischen Superstaat» warnt und eigentlich einen Rückbau der europäischen Institutionen fordert.»

Wie kann Kickl nur, und höchstwahrscheinlich haben diese drei bösen Buben auch nicht Häsler vorher um Erlaubnis gefragt, ob sie das tun dürfen. Wahrscheinlich nicht mal anständig salutiert, Sauhaufen.

Schlimmer Sauhaufen, denn: «Ein EU-Gegner als österreichischer Kanzler nützt deshalb vor allem Russland. Die gestärkten Schaukelstaaten treiben zunächst einen Keil in die europäische Abwehrfront gegen den Krieg als Mittel der russischen Machtpolitik.» Wussten wir’s doch, alles Diversanten, Saboteure, Fünfte Kolonne, früher hätte man gesagt: Moskau einfach.

Häsler schwant wieder einmal Schlimmes, aber ganz sicher ist er sich doch nicht: «Gegenwärtig fehlt die Basis für ernsthafte Prognosen.» Aber das kann natürlich einen Oberst nicht erschüttern. Wenn es keine Basis für Prognosen gibt, dann gibt es, Moment, wir schlagen im Wörterbuch nach, genau, dann gibt «Szenarien». Gleich ganze drei zaubert Häsler aus seinem Offiziershut. Und lässt sie zackig aufmarschieren. Es handelt sich um das Trio «Stagnation, Konfrontation, Erosion Europas».

Was wird’s denn sein? Da hält sich der Seher bedeckt: «Der geopolitische Blindflug dürfte in den nächsten Monaten anhalten. Kurzfristig könnte die Lage tatsächlich stagnieren ...» Schön, wenn man jemandem beim Backen von heisser Luft zuschauen darf.

Aber natürlich ist die Zukunft kein Ponyhof: «Jede weitere Stärkung des kakanischen Schaukelblocks beschleunigt die gefährlichste Entwicklung: die Erosion Europas, welche zu neuen Konflikten führen könnte.» Kakanien, Leitmotiv, aber hallo.

Doch, dann sind wir aber fast am Ende des Wörterbuchs, was fehlt denn noch? Na, was ist schon wieder bei Krisen? Genau: «Es besteht auch die Chance, dass sich die EU von innen heraus stärkt.» Jede Krise ist eine Chance, dass man das immer wieder sagen muss.

Aber wie stärkt man denn genau? Da gibt der Oberst einen klaren Marschbefehl aus: «Vor allem müssen die neuen Europäer aus dem Nordosten raus zu den Menschen – wohl ganz besonders in der Mitte Europas.» Raus zu den Menschen draussen im Lande, genau, eines der hohlsten Politikerworte aller Zeiten.

Wie endet der begabte Dampfplauderer seine Befehlsausgabe für Europa? Na, natürlich mit einer Klammer, am Schluss zurück zum Anfang. Auch wenn er hier mal wieder, ist so eine Marotte von ihm, recht dunkel in der Bedeutung wird. ZACKBUM zumindest ist zu blöd, um den Sinn dieses Schlussatzes zu begreifen:

«Kakanien, das versunkene Phantasieland, hat eine bessere Erinnerung verdient als den Nationalismus des Untergangs.» Sachdienliche Angaben mit militärischem Rang des Senders bitte an diese Redaktion.

Aller schlechten Dinge sind drei

Vielleicht sollte ZACKBUM Georg Häsler nicht reizen. Denn der Mann dreht im roten Bereich.

Kann man noch einen drauflegen, nachdem Häsler sich  mit einem «Panzermann» in den Armen gelegen ist und davon fantasiert hat, dass die NATO Bodentruppen in die Ukraine einmarschieren lässt und warnende Stimmen als Fünfte Kolonne Moskaus denunziert?

Wenn man ein Oberst mit Uniform, aber ohne Krieg ist, alleweil. Denn was bleibt noch, wenn man die NATO dazu aufgefordert hat, keine Rücksichten mehr zu nehmen und nicht nur russisches Territorium bombardieren zu lassen, sondern wie weiland der irre General in «Dr. Seltsam» (grossartig gespielt von George C. Scott, so martialisch wird Häsler nie aussehen, trotz Operettenuniform) davon fantasiert, was man mit Entschlossenheit und Kampfgeist alles erreichen könnte?

Nun, einerseits sich ein sicheres Plätzchen im Atomschutzbunker zu suchen und den Notvorrat aufzustocken. Andererseits völlig durchzudrehen:

Man denkt zuerst, das sei Satire. Dann sieht man, wer der Autor ist, und weiss: ist es nicht, es ist einfach nur irre. Häsler legt gleich voll los: «Russland testet in der Ukraine den Atomkrieg. Im russischen Fernsehen werden Ziele für Luftangriffe in der EU diskutiert. Sabotageakte gegen kritische Infrastrukturen in der Ostsee und anderswo häufen sich. Gleichzeitig verbreiten Mittelsmänner des Kremls Warnungen an den Westen – sehr deutlich auch in der Schweiz: Akzeptiert den Willen Wladimir Putins, sonst droht der dritte Weltkrieg.»

Es ist zwar vergeblich, aber versuchen wir, den Mann vorsichtig an die Realität heranzuführen. Russland testet in der Ukraine nicht den Atomkrieg (wie sollte das auch gehen). Im russischen TV wird viel gequatscht, genauso wie im westlichen TV Ziele in Russland nicht nur diskutiert, sondern applaudiert werden, wenn dort Marschflugkörper einschlagen. Den grössten Sabotageakt in der Ostsee haben nachweislich ukrainische Agenten durchgeführt, indem sie die Pipeline North Stream II in die Luft jagten. Und wer nicht mit Schiesspulver gurgelt und Kriegsschreie ausstösst, sondern vor einem atomaren Schlagabtausch warnt, ist auch kein «Mittelsmann des Kreml» sondern jemand, der im Gegensatz zu Häsler keinen nuklearen Holocaust erleben möchte.

Sollte der eintreten und Häsler ihn überleben, dann hat er das alle sicher nicht so gemeint, nicht so gewollt, konnte doch nicht ahnen – und er wird ähnlichen Bruch von sich geben wie alle Kriegstreiber, wenn der Krieg dann mal verloren und zu Ende ist. Schwamm drüber, ist erledigt, wir schauen in die strahlende Zukunft.

Für die hatte Bertolt Brecht nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Gedicht die richtige Antwort:

«Und die da reden von Vergessen und die da reden von Verzeihn –
All denen schlage man die Fressen mit schweren Eisenhämmern ein

Aber noch ist es nicht so weit; Häsler zieht den Helm tief über die Augen und lugt ins Dunkle: «Die Schweiz ist mit angegriffen, aber der Bundesrat schweigt.» Himmels willen, stell dir vor, es ist Krieg, und niemand schaut hin. Nur Häsler, der einsame Warner und Rufer, lädt bereits sein Sturmgewehr durch.

Aber sonst sind nur Defätisten, Putin-Versteher, Angsthasen, Pazifisten unterwegs: «Die Schweiz erhöht mit ihrem mangelnden Willen zur Aufrüstung die Opportunität eines Angriffs.» Mangelnder Wehrwillen, pfuibäh. Was tun? Na, da hilft ein Blick ins «Führungsreglement der Schweizer Armee». Ähm, ist das nicht militärischer Geheimnisverrat, wenn Häsler daraus zitiert? Aber gut, es empfiehlt «bei deutlicher oder sich mindestens abzeichnender Lageveränderung» waseli was? Na – «einen Lagerapport durchzuführen».

Hui, Feind hört mit; nun besitzen alle diese Geheimwaffe, die zuvor von allen Führungskräften der Armee strikt im Giftschrank gelagert wurde. Nun werden alle «Lagerapporte» durchführen, und das könnte das Ende der Schweiz  bedeuten. Wenn nicht, ja wenn nicht endlich auf Häsler gehört wird:

«Eine Sofortmassnahme wäre die Beschleunigung der Nachrüstung. Mittelfristig braucht es einen Plan zur gezielten Aufrüstung.» Gut, er ist nur Oberst, aber hat nicht jeder den Marschallsstab im Tornister? Im Fall Häslers den Generalstab, sozusagen.

Aufgepasst, Frau Bundespräsidentin: «Die Lage wird sich deshalb eher verschlechtern. Der Kreml wird sein Ziel nicht aufgeben, Europa zu spalten und zu beherrschen.» Das wollte der Iwan schon von altersher. Nur willfährige Putinversteher können behaupten, dass in der jüngeren Geschichte seit Napoleon Russland dreimal überfallen wurde, während der Bolschewik und Untermensch so abgefeimt ist, dass er seine Absicht, «Europa zu spalten und zu beherrschen», noch nie militärisch umgesetzt hat.

Aber nicht nur, wer Hitlers Angriffs- und Vernichtungskrieg zum Präventivschlag umlügt, ist auch zu jeder anderen Geschichtsklitterung in der Lage.

Wieso gebietet God Almighty Eric Gujer dieser als militanter Journalist verkleideten Abrissbirne nicht endlich Einhalt? Wenn der so weitermacht, imitiert er noch den anderen General Kubricks (Jack D. Ripper wird nicht minder genial gespielt von Sterling Hayden), der wegen Wahnvorstellungen den Dritten und letzten Weltkrieg auslöst.

Da können wir echt froh sein, dass die Schweiz nicht über Atomwaffen verfügt und Häsler nicht mehr Macht hat, als die Bundespräsidentin (natürlich vergeblich) aufzufordern, «schonungslos über den Krieg» zu sprechen. Als ob es nicht reichen würde, dass er das ständig tut.

Brandstifter

Georg Häsler ist wirklich gefährlich.

Animiert von seinem Interview mit einem «Panzermann», einer Art Wiedergänger von Rommel, legt Häsler die Lunte an den möglichen nächsten und höchstwahrscheinlich letzten Weltkrieg, inklusive atomarem Schlagabtausch.

So wie die europäischen Herrscher und Regierungen wie Schlafwandler in den Ersten Weltkrieg stolperten, entwickelt Häsler beängstigende Zukunftsszenarien.

Sein Drehbuch für den nächsten Schritt ins militärische Desaster:

«Polen, Grossbritannien und andere Partner dehnen ihre Luftverteidigung auf den Westen der Ukraine aus. Die ukrainische Armee kann sich bei der Abwehr russischer Lenkwaffen und Drohnen auf die Hauptstadt Kiew und die frontnahen Gebiete konzentrieren. Zudem rücken die Koalitionstruppen unter dem eigenen Luftschirm in die Ukraine ein, um unter anderem im rückwärtigen Raum logistische Aufträge zu übernehmen.»

Dann macht Häsler einen halben Schritt zurück: «Das ist noch nicht die Realität, aber eine Option, die derzeit im Nordosten Europas diskutiert wird.»

Wieder einen Schritt nach vorn, näher an den Abgrund: «Eine ähnliche Vorstellung von einer «Koalition der Willigen» präsentierten vergangeneWoche auch die Aussenminister Polens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands bei einem Treffen in Warschau, allerdings weniger konkret.Es sind Zeichen der Resilienz in einer Zeit grösster Verunsicherung.»

Verunsichert ist in erster Linie Häsler, der immer noch am liebsten Panzer in Sandkasten rasseln lassen will und Artilleriegeschosse zählt. Moderne Formen von hybrider, virtueller Kriegsführung, Cyberwar, die Drohnentechnologie, das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag von Kriegsmaterial, das ist ihm alles viel zu modern und abstrakt. Bei ihm muss es richtig krachen.

Realitätsferne gehört zur Grundausstattung solcher Kriegsgurgeln: «Der russische Präsident Wladimir Putin nutzt das Vakuum, um den Krieg zu eskalieren.» Welches Vakuum? Die Entscheidung des Noch-Präsidenten Joe Biden, den Einsatz von amerikanischen Atacms-Lenkwaffen auch auf russisches Gebiet zu autorisieren, ist keine Eskalation? Langsam muss man sich überlegen, ob nicht doch Kanzlerkandidat Olaf Scholz unterstützt werden sollte, der sich tapfer gegen den Einsatz von deutschen Taurus-Marschflugkörpern durch die Ukraine wehrt.

Aber der Iwan, heimtückisch wie er ist, führt natürlich auch propagandistisch Krieg: «Das Narrativ lautet: Wer die Ukraine mit effektiven Waffen unterstützt, riskiert den dritten Weltkrieg. Die Propagandisten formulieren ihre Drohungen zwar im Konjunktiv, radikalisieren aber die Rhetorik. Es ist ihnen nicht entgangen, dass sich in den letzten Wochen in unüberlegte Schlagzeilen westlicher Medien die russische Perspektive eingeschlichen hat.»

Ha, diese nützlichen Idioten in westlichen Medien, machen unüberlegte Schlagzeilen und merken nicht, wie sich da Russisches einschleicht, wie eine Fünfte Kolonne Moskaus, wie man früher gerne sagte. Während Häsler wohlüberlegt zum Kriege ohne Grenzen trommelt.

Dabei schwirrt er aber bedenklich ins Reich der reinen Fantasie ab. Russland wolle Deutschland aus der Nato lösen, was für ein hanebüchener Unsinn. Aber er kann  sich noch steigern: «Nach dem faktischen Kriegseintritt Nordkoreas auf russischer Seite haben sich die Konflikte in Europa und im Fernen Osten miteinander verschmolzen Sagen wir eher so: nach dem faktenfreien Eintritt Nordkoreas … und wenn hier was am Schmürzeln ist, dann Häslers Synapsen.

Und was ist denn nun los mit all den Weicheiern in Europa, für die Militarist Häsler nur Verachtung übrig hat: «uneinig und insbesondere im deutschsprachigen Raum eingeschüchtert – oder im Fall der Schweiz ignorantIgnorant ist nicht schlecht, nur falsch angewendet. Aber Selbstreflexion war noch nie Häslers starke Seite.

Dann träumt Häsler wieder wie weiland der irre General Buck in Kubricks Geniestreich «Dr. Seltsam» davon, wie man den Iwan fertigmachen könnte: «Entscheidend für den Erfolg wäre nicht die Zahl der Soldaten, sondern die Schlüsselfähigkeiten im Bereich Aufklärung, Führung und Vernetzung, um überhaupt gemeinsam kämpfen zu können.» Die Fähigkeit, nukleare Verstrahlung zu überleben, hat er allerdings vergessen.

Zum Schluss wird Häsler dann ziemlich wirr und dunkel: «Wer zögert wie Biden oder sich anpasst wie der deutsche Nochbundeskanzler Scholz, animiert den Kreml zum KriegBiden zögert? Scholz gar passt sich an? Dieser Putinversteher, dieser Defätist. Und der Kreml führt keinen Krieg, sondern muss dazu animiert werden? Gaga.

Würde Häsler endlich verstummen,  dann können wir alle ruhiger schlafen. Auf der anderen Seite: wer hört schon auf die kriegerischen Kampfschreie mit Brustgetrommel, die er aufführt.

 

Gurgel, gurgel

Endlich: Georg Häsler hat einen Bruder im Geist gefunden.

Der NZZ-Redaktor, der gerne als Oberst in Uniform zu journalistischen Anlässen erscheint (seine Bewaffnung scheint er aber bislang nicht mit sich zu führen), interviewt Jürgen-Joachim von Sandrart. Pardon, den blaublütigen Generalleutnant, Ex-Kommandant der «exponiertesten Nato-Truppe: das Multinationale Korps Nordost».

Häsler leitet seine erste Frage gleich martialisch ein: «Herr General, Sie sind Panzermann, versteht die Bundeswehr das Handwerk noch: das «Gefecht der verbundenen Kräfte»

Wenn man als Ungedienter einwerfen darf: das ist der fescheste Panzermann seit Rommel selig:

Hart wie Kruppstahl; mit diesem Blick kann der General sicherlich Panzerplatten zersägen.

Martialisch ist auch sein Vokabular:

«… auf einen Gegner einstellen, der in der Entscheidungsfindung viele Vorteile auf seiner Seite hat … mentale Einstellung muss sich durchsetzen … bin nicht dafür bekannt, sehr geduldig zu sein … überzeugt sein, dass wir gewinnen, wenn wir uns verteidigen … oder sind wir zu schwach dafür … auch in der Verteidigung eine offensive Mentalität … müssen die Entscheidung so früh wie möglich suchen … dass wir als Europa – und damit meine ich auch die Schweiz – mehr tun müssen … geht es aber immer noch darum, dass die Ukraine den Krieg gewinnt».

Man hört geradezu das Rasseln von Panzerketten, das Aufheulen der Motoren, den ohrenbetäubenden Krach, wenn die Kanone abgefeuert wird. Der könnte auch in der Werbung für Fisherman’s Friend auftreten, so in der Art: Ist der Russe zu stark, bist du zu schwach.

Hier liegen sich zwei Sandkastengeneräle in den Armen. Also einer mit Sandkasten, der andere mit Realitätsbezug. Aber dennoch wollen beide etwas sändelen und sich einen möglichen Krieg mit Russland so herrichten, dass energische Panzerbewegungen noch eine Rolle spielen.

Daher lassen dann beide auch ein Thema aussen vor, dass die Dimension des Sandkastens sprengen würde. Sowohl die Nato wie Russland sind Atommächte. Und ein deutscher Generalleutnant hätte genau nix dazu zu sagen, ob Atomwaffen eingesetzt werden. Denn auf deutschen Territorium sind zwar Atomraketen stationiert. Aber ob die abgeschossen werden oder nicht, das entscheidet nicht Deutschland. Hingegen ist es sicher, dass Deutschland eine russische Reaktion erleben würde.

Und dann ist für diese beiden Kriegsgurgeln zu hoffen, dass sie in einem atombombensicheren Bunker sitzen. Ob das allerdings bei einem atomaren Schlagabtausch eine wünschenswerte Perspektive ist, ihn zu überleben, das wagt ZACKBUM doch zu bezweifeln.

Aber wir können ja auch nicht so martialisch mit militärischen Begriffen rasseln wie Häsler oder der deutsche Rommel-Verschnitt.

Heiteres Kriegerlis-Raten

Da guckst du. Was macht denn die Ukraine in Russland?

Nun ist’s doch schon einige Tage her, dass ukrainische Truppen in Russland eingefallen sind. Das brachte vor allem die deutsche Regierung etwas in die Bredouille; weil schon wieder deutsche Panzer in der Nähe von Kursk, das erinnert halt fatal ans letzte Mal, als unter Adolf Nazi die deutsche Wehrmacht hier barbarisch hauste.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die Indizien verdichten, dass die Sprengung der Nordsee-Pipeline von Selenskyj höchstpersönlich angeordnet und von ukrainischen Tauchern durchgeführt wurde. Das geht jedenfalls aus einem profunden Recherchierstück des «Wall Street Journal» hervor. Und das wäre dann nicht nett gegenüber Deutschland.

Aber fast noch schlimmer hat’s alle Kriegsgurgeln und Kommentatoren und Analysten und Besserwisser und Schreibtischgeneräle erwischt. Was soll man von diesem Einmarsch halten? Der Leser erwartet Einordnung und Analyse. Serviert bekommt er Gewäsch:

«Zurzeit sei sehr schwer abzuschätzen, ob diese Operation tatsächlich ein strategischer Erfolg wird, sagt der Militärexperte Georg Häsler in dieser Videoanalyse.» Wo ist nur der zackige Oberst Häsler in der NZZ, wenn man ihn mal braucht.

Auch der ETH-Militärexperte Marcus Keupp «ordnet ein». Unverdrossen, nachdem er schon mal den baldigen Sieg der Ukraine vorhergesagt hatte. Allerdings für den Herbst 2022. Dadurch gewitzt, ist er nun entschieden vorsichtiger geworden und äussert nur noch Brei:

«Die Ukraine führt diesen Krieg als eine Art Testoperation.» Ach was, was wird denn da getestet? «Es gibt kein klares Operationsziel, sondern man versucht eher, Lücken im Gelände ausfindig zu machen.» Und was macht der Russki? «Auch wenn die Russen im Moment ziemlich dilettantisch agieren, wird es ihnen irgendwann schon gelingen, diesen Raum abzusichern.» Raum absichern, das Gummiwort des Tages.

Wie immer völlig sicher in seiner Analyse ist sich der Kriegstreiber am heimischen Herd der «Süddeutschen Zeitung» in München. Der Tagi übernimmt brav, was Stefan Kornelius nicht wieder alles weiss: «Moskau soll sehen, dass es verwundbar ist». Inzwischen hat er auch den Kremlherrscher Putin völlig durchschaut: «Offensichtlich gehört es zu den Mustern des Krieges, dass Putin Muster nicht erkennt.»

Völlig gaga wie immer ist der «Nebelspalter». «Die Ukraine trägt den Krieg nach Russland. Gut so.» Na ja, wenn man einen Chef hat, der schon die Bombardierung Moskaus forderte …

Nur «watson» ist für einmal nachdenklich: «Ukrainer rücken in Russland vor – und haben sich damit womöglich komplett übernommen». Ein Hintertürchen gibt’s allerdings, sollte das nicht der Fall sein: das Zauberwort «womöglich». Und selbst die SDA buddelt etwas im Sandkasten: «Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen

Eher fatalistisch gestimmt ist dagegen «20 Minuten»: «Ukraine erobert 1000 km2 Russland – und wartet auf Putins Rache». Und «Cash» schliesslich weiss: «Krisensitzung in Moskau: Putin will endlich Ruhe an neuer Front von Kursk».

Ruhe, wer will das nicht. Der Leser will vor allem seine Ruhe vor all diesen Kommentatoren, die doch Mal für Mal nichts anderes zeigen als: sie haben keine Ahnung. Sie können nichts vorhersehen. Ihre Analysen haben eine Halbwertzeit von einer Flasche Wodka bei einem russischen Umtrunk. Niemand von ihnen hat mit der Möglichkeit gerechnet, dass die Ukraine die Grenze zu Russland überschreitet.

Keiner ist in der Lage, die möglichen Folgen aufzuzählen. Ein Debakel nach dem anderen. Nach wie vor ist völlig unklar, wie sich diese Lage weiterentwickeln wird. Genauso unklar, wann es endlich zu Friedensverhandlungen kommen wird. Denn nur völlig verblendete Kriegsgurgeln rechnen ernsthaft damit, dass die Ukraine Russland zurückschlagen oder gar besiegen könnte.

Wer Sieger wird, steht in den Sternen. Nur die Verlierer sind längst bekannt. Die ukrainischen und russischen Soldaten. Die Zivilbevölkerung. Und der Leser, der sich solchen Quatsch und solches Gequassel anhören muss. Muss? Muss er eben nicht …

 

Bibbern mit Biden

Früher gab es Journalismus über den Tag hinaus.

Heutzutage bringt jeder neue Tag eine neue Meinung der Journaille. Brutal exekutiert sie das auf zwei aktuellen Themengebieten.

Das eine ist der Ukrainekrieg. Gurgeln wie der unsägliche Georg Häsler. Der rasselt mit einem völlig veralteten Begriff von Kriegsführung durch die Spalten der NZZ. Beschimpft das Festhalten an der Neutralität und glasklaren Rüstungsexportgesetzen als Ausdruck davon, ein «unzuverlässiger Partner» zu sein, gibt widersinnige militärische Ratschläge und hofft und prognostiziert ständig die Niederlage Russlands.

Wie andere Kriegskreischen auch. Ein mit Steuergeldern finanzierter ETH-Militärschwätzer prognostizierte schon den Zeitpunkt der russischen Niederlage. Im November. Allerdings 2022.

Dass man mit einer Prognose mal danebenliegen kann, das ist okay. Wenn man aber ständig ins Gebüsch fährt, dann wieder auftaucht, das Gegenteil verzapft und so tut, als ginge einen das dumme eigene Geschwätz von gestern nichts an – das ist nicht vertrauensbildend beim Publikum.

Das hat zwar ein Kurzzeitgedächtnis, aber für blöd verkaufen lässt es sich dann doch nicht. Obwohl es das vielleicht nicht punktgenau festmachen kann, fällt dem Medienkonsumenten doch auf, dass die Prognose- und Analysefähigkeit der grossartigen Korrespondenten und Koryphäen in den Massenmedien sehr überschaubar geworden ist. Wie es gerade wieder bei der Berichtserstattung über die französischen Wahlen offenkundig wurde.

Aber noch frappanter ist dieses haltlose Benehmen bei den US-Präsidentschaftswahlen. Der Grundkonsens ist auch hier völlig klar: Himmelswillen, Donald Trump darf auf keinen Fall nochmals Präsident werden. Dass rund die Hälfte der US-Stimmbürger anderer Ansicht zu sein scheint, das ist unfassbar für diese Journaille. Nach wie vor konzentriert sie sich auf die Ansichten von Eierköpfen von New York bis Boston, mit gelegentlichen Abstechern nach San Francisco und Los Angeles. Dass der entscheidende Teil der USA dazwischen liegt, das sind halt die Fly-over-Bundesstaaten, bewohnt von hinterwäldlerischen Waffen- und Religionsfanatikern, die doch schon Claas Relotius so punktgenau beschrieb.

Aber wie auch immer, damit Trump nicht gewinnt, muss ja sein Gegenkandidat gewinnen. Und da hat die Journaille nun ein grobes Problem. Denn der Amokgreis bringt immerhin seine One-Liner und Lügen stammelfrei über die Lippen, wirkt unter seiner lachhaften Frisur und seiner orangen Schminke entschieden vitaler als sein Gegenpart, der senile Greis Joe Biden.

Der ist noch knapp in der Lage, eine Rede ohne zu stolpern vom Teleprompter abzulesen, wie aufatmend und lobend erwähnt wird. Aber wenn seine Performance beim TV-Duell seiner normalen geistigen Aufnahmefähigkeit entspricht, ist er dann geeignet, das wichtigste und mächtigste Amt der Welt auszuüben? Noch weitere vier Jahre?

Da bricht nun Heulen und Zähneklappern aus. Am lautesten heult und klappert mal wieder Christof Münger von Tamedia. Der Auslandchef ohne Ausland und ohne Verstand, lobhudelte noch vor Kurzem Biden als einzige und notwenige Lichtgestalt in den Himmel, die eine Wahl Trumps verhindern könne, und legte dessen Wahl dem US-Stimmbürger dringlich ans Herz. Ob der das vernommen hat, ist allerdings zweifelhaft.

Aber inzwischen fordert Münger bereits ultimativ den Ersatz von Biden, der Mann muss weg, damit ein frischer Kandidat das Schlimmste, also Trump, verhindern kann. Damit ist Münger natürlich nicht alleine. In den Tagen nach dem desaströsen TV-Duell nahm die Journaille seismographisch jedes Zittern innerhalb der demokratischen Partei wahr und auf. Mögliche Ersatzkandidaten wurden genannt und abgeklopft auf ihre Tauglichkeit. Von einzelnen Forderungen nach Rücktritt Bidens schwollen laut ihnen die Stimmen der «Biden muss weg»-Politiker zum Chor an.

Aber nun das. Kaum hat der senile Greis eine Rede ohne Katastrophe zu Ende gebracht, machen sie nochmals auf dem Absatz kehrt. Lobhudeln einen «kämpferischen Biden», Tamedia findet unterhalb von Taylor Swift und Fussball-EM sogar noch Platz für ein «Biden hält kämpferische Rede». Nur der «Blick» hat das (noch) nicht mitbekommen und stellt lieber die Frage: «Wie heiss wäschst du deine Wäsche?» Hat der Journalist zu heiss gebadet, fragt man sich.

Bibbern mit Biden. Der Mann muss weg. Der Mann muss bleiben. Russland muss verlieren. Trump auch. Die Rechten sowieso. Entwicklungshilfe ist gut, die SVP (meistens) schlecht. Der Klimawandel schlägt fürchterlich zu, alternative Energien sind die Lösung. Es wird auch und gerade in der Schweiz diskriminiert, ausgegrenzt, wenn es vielleicht keine Rape Culture gibt, dann aber sexualisierte Gewalt aller Orten.

Nur wer sprachsensibel alle Vergewaltigungen und Verhunzungen der deutschen Sprache mitmacht, ist ein guter Mensch.

So etwa lautet das Weltbild, das Selbstverständnis und der missionarische Auftrag einer überwältigenden Mehrheit von Gutjournlisten, die der Welt mit ihrem leuchtenden Beispiel ein Zeichen setzen wollen. Ach, auch gegen unnötige Flugreisen, wohlgemerkt. Ausser, es geht um die eigenen Ferien auf den Malediven.

Ein solch verpeiltes, verlogenes Pack schreibt seinen eigenen Untergang herbei und gibt allen und allem die Schuld daran. Nur nicht sich selbst. Nicht zu fassen, aber wahr.

 

Häsler gurgelt wieder

Der Militärkopf der NZZ  altert deutlich.

Georg Häsler und Jessica Eberhart (Frauen werden hier diskriminiert, sorry) sind ein Dreamteam. Zumindest von Häsler ist bekannt, dass er gerne auch mal im Kampfanzug zu Pressekonferenzen erscheint. Allzeit bereit, nicht wahr.

Nun warnen und mahnen die zwei mal wieder:

Ein Gespenst sei heilsam für den Nordatlantikpakt? Wahrscheinlich haben die beiden die geistige Verdunkelung eingeleitet, um den Gegner zu verwirren. Allerdings den Leser auch. Ein «heilsames Gespenst», auf diese Idee muss man erst mal kommen.

In der Wortwahl ist Häsler sowieso nicht sehr sorgsam. So preist er sich selbst so auf LinkedIn an (wieso nicht im Tarnanzug, ist das Tarnung?):

Und seinen eigenen Artikel so:

«Ein Lügner oder ein Tattergreis als Oberkommandierender US-Streitkräfte. Das ist per se unangenehm. Doch was, wenn Trump gewinnt? Was hiesse das für die NATO

Nun mustern die beiden Kriegskenner mal die Truppen. Und zwar nach diesen Kriterien:

«Um die Grössenordnung des amerikanischen Engagements zu verdeutlichen, werden drei Kennzahlen der drei Landmächte Frankreich, Deutschland und Polen mit den USA verglichen: erstens die militärische Kraft anhand der Anzahl Divisionen für Kampfeinsätze, zweitens die aktiven Kampfpanzer und drittens die Verteidigungsausgaben

Da weiss aber selbst der militärische Laie, dass das hanebüchener Unsinn ist. Eigentlich sollte man Oberst Häsler dafür degradieren, aber so etwas kommt leider viel zu selten vor. Der Unsinn manifestiert sich darin, dass  man militärische Kraft vielleicht im Ersten Weltkrieg noch so gemessen hat. Heutzutage sind wir etwas weiter.

Wer die militärische Stärke bestimmen will, sollte sich an Drohnen, Satelliten, KI, autonome Systeme und Cyberwar halten. Denn, was Häsler offenbar mit seinem eingeengtem Gesichtsfeld unter dem Helm entgeht: der wichtigste Aspekt eines Krieges ist, mit möglichst geringem eigenem Aufwand möglichst grossen Schaden beim Feind anzurichten.

Plus die Fähigkeit, mehr Kriegszeug herzustellen, als vernichtet wird. Plus Training, Ausbildung und Ausrüstung von Kampftruppen mit Hightech-Gerät.

Da spielen Divisionen für Kampfeinsätze, rasselnde Panzer und selbst die Verteidigungsausgaben eher eine untergeordnete Rolle. Bei den Ausgaben kommt erschwerend hinzu, dass jeder – ausser Häsler und Eberhart – weiss, dass dort nie die realen Zahlen angegeben werden, sondern viele Posten in anderen Budgets versteckt sind.

Ach, und dann vergessen die beiden Gurgeln noch einen kleinen, aber nicht unwichtigen Punkt. All dieses Zahlengerassel ist von sekundärer Bedeutung, wenn es sich um Atommächte handelt. Und bei diesen Fehlkalkulationen über Gespenster sind immerhin gleich vier beteiligt: die USA, Russland, England und Frankreich.

Der mögliche Einsatz solcher Weltvernichtungswaffen macht es völlig obsolet, Divisionen, Panzer oder Ausgaben zu zählen.

Folgt man militärischer Logik, muss man sich zwangsläufig fragen, ob die beiden nicht als Diversanten vom Feind eingesetzt werden, um die eigenen Streitkräfte zu verwirren. Als Wehrkraftzersetzer mittels unsinnigen Behauptungen. Gar als Moskaus Fünfte Kolonne?

Oder sagen wir so: die NZZ wäre gut beraten, die beiden endlich ausser Dienst zu stellen. Damit würde der Schweizer Wehrkraft ein grosser Dienst erwiesen. Und die Russen hätten bei der Lektüre der alten Tante weniger zu lachen. Obwohl Häsler vielleicht hofft, dass sie sich totlachen bei der Lektüre seines Schmarrens.

Häsler rides again

Wenn ein kalter Krieger heissläuft …

Von Operettengeneral Georg Häslers einstigem Optimismus, dass die Ukrainer nicht nur tapfer, sondern auch siegreich für unsere westlichen Werte sterben, ist nicht mehr viel übrig: «Das Szenario geht von einer weiteren Eskalation des Kriegs in Europa aus: Russland hat die Ukraine in die Knie gezwungen, Kiew musste die besetzten Gebiete abtreten. Eine Schutztruppe unter britisch-französischer Führung versucht, den Kreml vor einem weiteren Vorrücken abzuhalten.» Und in der Schweiz gehen die Lichter aus.

Über den Wehrwillen (und die Wehrfähigkeit) der Eidgenossen muss man sich allerdings Sorgen machen, wenn man weiss, dass Häsler auch noch Oberst der Schweizer Armee ist. Man beachte diese Lachnummer von Selbstdarstellung auf LinkedIn:

Der tieffliegende Hubschrauber sieht so schwarz in die Zukunft wie auf seinem Symbolbild, da die Schweiz viel zu wenig für die Landesverteidigung ausgebe: «Der grosse Krieg in Europa wäre womöglich schon wieder vorbei, bis die Schweizer Armee nach diesem Plan einigermassen kriegstauglich wäre – eine solche Sicherheitspolitik ist schlicht verantwortungslos.»

Nun, ein «grosser Krieg in Europa», also ein militärisches Vordringen Russlands in den NATO-Bereich, würde die Schweiz vor ganz andere Probleme stellen. Denn in einer radioaktiv verseuchten Umwelt hat Sicherheitspolitik eine eher geringe Priorität im Vergleich zum blossen Überleben.

Aber natürlich brennt’s niemals nur in Europa: «Die USA rechnen im Zeitraum zwischen 2027 und 2030 mit einem chinesischen Angriff auf Taiwan.» Dass China bis dahin nicht im Ansatz genügend eigene Kapazitäten für eine Chip-Produktion aufgebaut hätte, ist dem Weltstrategen offenbar entgangen. Daraus melkt Häsler ein weiteres Schreckensszenario. Die USA seien nicht mehr in der Lage, zwei Kriege gleichzeitig zu führen (wann waren sie das eigentlich mal?). Sie würden sich auf den Pazifik konzentrieren, Europa schutzlos zurücklassen, und: «Wer sich nicht verteidigen kann, zieht den Krieg förmlich an.»

Die Geschichte der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg muss umgeschrieben werden. Da sie sich noch nie selbst verteidigen konnte, war sie offenbar Schauplatz unzähliger Kriege. Aber stell dir vor, es ist Krieg, und nur Häsler schaut hin.

Dann fällt er wieder in längst überkommene militärische Vorstellungen zurück. Luftverteidigung sei von oberster Priorität. Da ist selbst der militärische Laie und Alt-Bundesrat Kaspar Villiger weiter; chirurgische Eingriffe in essentielle Infrastruktur wären heutzutage gefährlich. Und von Cyberkriegsführung hat Häsler auch noch nie was gehört. Kein Wunder, als Fan von Hubschraubern …

Aber Häsler schreitet zur Befehlsausgabe:

«Eine externe Arbeitsgruppe erarbeitet bis im Spätsommer konkrete Vorschläge. Die konsequente Umsetzung ist eine Frage des politischen Willens.
Für den Wiederaufbau der Armee hingegen braucht es kurzfristig auch Mehreinnahmen. Zur Wahl stehen die direkte Bundessteuer, die eigentliche Wehrsteuer, die vor allem von den Besserverdienenden bezahlt wird, oder die Mehrwertsteuer. Weil es bei der Landesverteidigung um eine Gemeinschaftsaufgabe geht, ist eine Finanzierung über den Konsum, also die Mehrwertsteuer, vorzuziehen, weil davon alle betroffen sind

Und schon haut er wieder völlig daneben. natürlich wäre eine kurzfristige Finanzierung über die Direkte Bundessteuer, die nicht umsonst mal Wehrsteuer hiess, das richtige Mittel, nicht etwa die Mehrwertsteuer, deren Anhebung zu Verteidigungszwecken genauso abgelehnt würde wie für den Klimaschutz. Es macht ja genau den Charme der Wehrsteuer aus, dass sie Gutverdiener überproportional zur Kasse bittet, und nicht die Mehrheit der Stimmberechtigten.

Auch für die Armee hat Häsler knarrende Befehle parat: «In der Pflicht ist auch die Armee selbst. Alles, was nicht der Verteidigung dient, muss weg. Weniger Verwaltungsarbeit, weniger Immobilienaufwand, weniger Nostalgie, dafür mehr Flexibilität bei der Digitalisierung und mehr flüssige Mittel für Investitionen.» Kleiner Spartipp: wie wäre es mit dem Ausserdienststellen von Obersten?

Und am Schluss will er das, was schon immer der Traum aller militärischen Gaukler war, die eierlegende Wollmilchsau: «Die Schweiz braucht eine glaubwürdige Armee zur Kriegsverhinderung – und gleichzeitig gesunde Finanzen, um die Folgen einer weiteren Eskalation des Kriegs bewältigen zu können.»

Weitere Eskalation im Sinne eines europäischen Krieges? Da geht es dann allerdings mehr um die Frage, ob in einer atomaren Strahlenwüste die Lebenden die Toten beneiden werden oder nicht.