«Republik» quo vadis?

Die Verleger gehen von Bord.

Im Januar 2022 behauptete die «Republik» in ihrem «Cockpit», dass sie 29’710 «Mitgliedschaften und Abos» verzeichnen könne. Die Schwelle zur Selbstfinanzierung liege bei 27’ooo. Also alles super.

Nach diversen Führungs- und Kurswechseln brach leichter Grössenwahn aus. Das Jahresbudget wurde mal kurz – wegen leicht sinkender Zahlen – um mehr als eine Million angehoben. Nach der Devise: wer’s nicht hat, hat’s ja.

Gleichzeitig wurde das kühne Ziel verkündet, 33’000 Verleger «an Bord haben zu wollen», um die gewaltigen Mehrausgaben zu finanzieren. Aktueller Stand, etwas mehr als ein Jahr später:

Statt zuzulegen, kratzt die «Republik» inzwischen an der Zahl, die vor einem Jahr als Benchmark für eine Selbstfinanzierung genannt wurde: 27’000 Abos.

Offensichtlich hat die Steueraffäre dem Blatt des Anstands, der guten Sitten und der Weltverbesserer nicht wirklich gut getan. Die Lage ist mal wieder dramatisch; statt Zuwachs an Abonnenten bröckelt die Basis weiter ab:

So verzeichnete die «Republik» im November, Dezember und Januar Abgänge von Abonnenten, in zunehmender Kadenz. Über 7000 Aboverlängerungen stehen in den nächsten Monaten an. Einen Zustrom von Neuabos kann das Magazin auch nicht verzeichnen.

Wie kann man das nennen, wenn man sich nicht strammen Schritts auf die Zahl von 33’000 überlebensnotwendigen Abos zubewegt, sondern sich der früher einmal geltenden Überlebensschwelle von 27’000 nähert, das aber mit deutlich gesteigerten Ausgaben? Das nennt man wohl eine Todesspirale.

Ob das daran liegen mag: «Die Aufgabe der Republik ist, brauchbaren Journalismus zu machen.» Das ist als  Ansage richtig. Aber wenn wir uns den Output der letzten Woche anschauen: ein Artikel über das Immunsystem (schnarchende 24’000 A). Das ewige Geseier von Daniel Binswanger (10’000 A). Ein «Essay über die aufziehende Klimakatastrophe» (32’000 A). «Geld vermehren und Gutes tun» (32’000 A). Und als Sahnehäubchen: Die Google-Serie, Teil 9 (!). Satte 36’000 A. Noch nie war eine «Republik»-Serie so überquellend an Buchstaben – und so völlig ohne jede Resonanz.

Ein besonderer Leckerbissen war nebenbei die «Reportage» über das Treffen der SVP im Albisgüetli. Die ehemalige «Vice»-Redaktorin Anna Dreussi zieht hier grob vom Leder: «Ich wusste, dass er bis zur Station Albisgüetli fährt.» Wieso? Weil er «so aussah, als würde er Traktorenöl frühstücken, seine Ehefrau hassen und ein bisschen verliebt sein in einen der reichsten Männer der Schweiz.»

So die menschenverachtende Einleitung im Magazin des gepflegten Humanjournalismus. Was hat sie denn sonst noch erlebt: «Im beheizten Zelt vor dem Saal schenken alte Männer spanischen Weisswein aus. Ich trinke zu grosse Schlucke. Der Wein schmeckt beissend sauer in meiner Kehle.»

Wem begegnet sie denn so? «Bäuche, die sich über den Hosenbund wölben, und Nasen, die rot aus ihren Gesichtern ragen.» Und wie erlebt sie die Rede von Christoph Blocher? «Ich stelle mir vor, wie bei jedem Schlagwort ein Äderchen in seinem Gesicht platzt vor Genugtuung

Zur Autorin wird noch angemerkt: Sie «studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus». ZACKBUM kann nur hoffen, dass dieser Studiengang verboten wird und der ohnehin gebeutelten Kultur diese Journalistin erspart bleibt.

Würde jemand über einen Anlass der SP oder der Grünen oder der Klimaretter einen solchen hämetriefenden, bösartigen, unverschämten Beitrag hinschmieren, man sähe die Halszäpfchen aller 50 «Republik»-Mitarbeiter vor Entrüstung vibrieren.

Aber kommt einer von ihnen auf die Idee, dass immer weniger Leser für eine solche üble Brühe etwas zahlen wollen?

 

5 Kommentare
  1. nr
    nr sagte:

    Der Schönschreiberin ist ein Blick in die Erwachsenenstrafurteilsstatistik zu empfehlen. Punkto häusliche Gewalt, Sexualstraftaten etc. Dann weiss sie, wie Männer aussehen, die ihre Frauen hassen.

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  2. Beni
    Beni sagte:

    Gut beobachtet, einmal mehr! Die Republik wird noch dank 1, 2 Crowdfunding-Runden einige Monate hinbekommen, bevor diese vermeintlichen Weltverbesserer zu einem staatsnahen Betrieb, zum Blick oder zum Tagi wechseln müssen. Ich würde mich in Grund und Boden schämen für einen solch herablassenden Text!

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  3. Beth Sager
    Beth Sager sagte:

    Anna-Sophie Dreussi schreibt auch für das deutsche Portal „Hermes-Baby“.

    https://hermes-baby.de/

    Übrigens: Der Kult dieser Schreibmaschine „Hermes Baby“ sollte eigentlich wieder bei allen distinguierten Jungjournalisten und Jungautorinnen salonfähig werden. Alle hatten damals dieses Kultobjekt der Firma Paillard-Bolex aus Yverdon als Lieblingsbaby, inklusive Ernest Hemingway, John Steinbeck, Françoise Sagan und William Seward Burroughs. Hermann Hesse und Krimi-Autorin Agatha Christie pochten stattdessen auf Remington.

    Dieter Meier schrieb gar ein Buch mit Titel dieser Schreibmaschinemarke.

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  4. rUlrich Weilenmann
    rUlrich Weilenmann sagte:

    Ist es denn menschenmöglich, dass es in unserem Land Leute gibt, die für solchen Dreussi – Stuss noch Geld auf den Tisch legen…

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  5. Hans Keller
    Hans Keller sagte:

    „Überall wo die Zukunftsperspektiven nicht rosig sind, brechen die Männer weg“

    Gestern Frau Chiara Stäheli, die im Schnellzug Bundeshaus-Redaktorin von CH Media wird, heute die Studiengängerin Frau Anna Dreussi mit ihrem vorgefassten Vokabular. Der geschmacklose Scherz mit dem Traktorenöl hat sie sich bestimmt eine Woche vor dem Albisgüetli-Anlass zurechtgelegt.

    Wie kam der Schritt zum Journalismus?
    Deussi: Ich wusste gar nicht, dass ich Journalismus machen will, bis ich durch Zufall dort gelandet bin. Ich brauchte unbedingt noch ein Praktikum. Dort habe ich dann gemerkt, dass mir Essays, Porträts und Ich-Reportagen mehr Spaß machen als Kurzgeschichten.

    Was nimmst du aus deinem Studium mit?
    Deussi: Der Fokus auf Sprache – schönes Erzählen und Detailtreue. Und Kürzen.

    Jolanda’s Erlebnisse sollte Anna Dreussi ein Warnung sein. Grosse Schlücke während der Arbeit als Gefahrenherd deklariert.

    .

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