Ex-Press XLIII

Blasen aus dem Mediensumpf

Man soll doch nicht zu schnell loben. Feigheit greift immer mehr um sich. Antidemokratinnen dürfen hemmungslos das Wort ergreifen.

Das hat man davon. Wir waren des Lobes voll über das «Magazin». Warum? Zu unserer grossen Überraschung veröffentlichte das Dünnblatt einen guten Text einer Berliner Schriftstellerin über die Genderpest.

Das fande wir solange ein bemerkenswerte Leistung, bis wir von einem Leser darauf aufmerksam gemacht wurden, dass das «Magazin» diesen Text keineswegs aus einem Buch der Autorin übernommen hatte.

Kopie im «Magazin».

Sondern inklusive Illustration und allem aus dem deutschen «Tagesspiegel». Auch das könnte man noch hinnehmen; besser gut kopieren als schlecht selber etwas basteln. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass dieser Text dort im August erschien. Im August 2020. Vielleicht hätte man diese beiden Details im Sinne von Fairness und Transparenz dem «Magazin»-Leser mitteilen können.

Original im «Tagesspiegel».

 

«Republik»-Ryser auf dem Weg nach unten

Daniel Ryser ist ein Weltmeister im Austeilen. Bevor die ganze «Republik»-Crew meinem Beispiel folgte und sich erschöpft für ein paar Tage in die Ferien abmeldete, lieferte er noch ein mit Ungenauigkeiten, Fehlern und Auslassungen gespicktes, laut Selbsteinschätzung aber «präzises» Stück über die angebliche Kampagne von Tamedia gegen Jolanda Spiess-Hegglin ab.

Darin warf er Tamedia neben vielem anderen Unsauberkeiten, schludrige Recherche und Konzernjournalismus vor. Wie es bei journalistisch tiefergelegten Organen wie der «Republik» inzwischen üblich ist, verzichtete er aber grosszügig darauf, allen von ihm persönlich angepinkelten Journalisten von Arthur Rutishauser abwärts eine Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

Es schimpft und polemisiert sich halt viel ungenierter, wenn man vermeidet, dass die Angeschossenen vielleicht zurückschiessen könnten. Das würde im schlimmsten Fall die ganze Polemik kaputtmachen, also geht das nicht.

Im Gegensatz zu den Gebräuchen dieses Schmierfinks und seines Organs haben wir ihm Gelegenheit gegeben, auf einen ausführlichen Fragenkatalog zu antworten. Obwohl die «Republik» schon mehrfach auf dieses Angebot verzichtete, aber immer zitiert wurde, wenn sie sich zu einer Antwort aufraffte.

Nun gibt es im Journalismus die immer mehr sich verbreitende Spezies des Angstbeissers. Darunter versteht man bei Hunden (Himmels willen, das ist kein Vergleich mit lebenden Schreibern), dass der Köter nicht etwa aus Aggressivität oder um sein Terrain oder sein Herrchen zu verteidigen zubeisst, sondern aus Angst. Ob die berechtigt sein mag oder nicht.

Ein Angstbeisser in Aktion.

Angstbeisser im Journalismus zeichnen sich durch drei Eigenschaften aus. Sie beissen kräftig zu, gerne auch aus dem Hinterhalt oder geschützt durch Anonymität. So wie die Schmierfinken des «Megafon», die nicht mal mit ihrem Namen hinter ihre Werke stehen können. Das ist bei Ryser nicht der Fall, er hat seinen Artikel gezeichnet. Aber auf ihn treffen die anderen beiden Eigenschaften zu.

Damit der publizistische Angstbeisser besser zuschnappen kann, gibt er seinen Opfern keine Gelegenheit, sich zu verteidigen. Obwohl es eigentlich zu den letzten normalerweise akzeptierten Regeln gehört, dass der Kritisierte bei einer Tatsachenbehauptung über ihn Gelegenheit bekommen muss, vor Publikation etwas dazu zu sagen. Tut er das nicht, ist es sein Problem. Wird er nicht gefragt, ist es das Versagen des Angstbeissers.

Schliesslich hat es der Angstbeisser überhaupt nicht gerne, wenn er selber mit kritischen Fragen konfrontiert wird. Obwohl Ryser von Samstag bis Montag reichlich Zeit hatte, neben dem Packen des Feriengepäcks auf einen ausführlichen Fragenkatalog zu antworten, verzichtete er darauf. «Kä Luscht», wie unser Bundesrat Ueli Maurer mal so unsterblich sagte.

Ein Angstbeisser unterwegs in die Berge.

Mal im Ernst, Ihr «Republikaner»: Ihr traut Euch wirklich weiterhin, für diesen jämmerlichen Auftritt Geld zu verlangen? Für eingekaufte Trümmel-Storys und für ungeniessbares Selbstgebrautes? Damit wollt Ihr die Demokratie retten? Kleiner Ratschlag. Da Ihr schon ZACKBUM nachahmt und ein paar Tage in die Sommerfrische abschwirrt: wieso müsst Ihr eigentlich zurückkommen? Viele Leser, die Demokratie, die deutsche Sprache, der Journalismus wären Euch dankbar, falls Ihr ein neues Leben als Alphirten beginnen würdet.

Okay, ZACKBUM weniger, dann würde eine ergiebige Quelle der Inspiration fehlen. Aber damit würden wir fertig, Ehrenwort.

Die Zukunft der «Republik»?

 

Wort frei für zweifelhafte Gestalten

Franziska Schutzbach ist eine Antidemokratin. Das hat sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Im Umgang mit ihr nicht genehmen, aber gewählten Volksvertretern empfahl sie schon zivilen Ungehorsam, der sich zum Beispiel so äussern sollte, dass andere Parlamentarier den Nationalrat verlassen, wenn ein gewählter Volksvertreter «der extremen Rechten den Mund aufmacht».

Es verwundert natürlich nicht, dass Schutzbach auch eine glühende Anhängerin von Zensur im Sinne der mittelalterlichen Inquisition ist:

«Ein Buch über Jolanda-Spiess-Hegglin darf nicht wie geplant erscheinen. Richtig so: Jene, die laut rufen, das sei ein «Angriff auf die Pressefreiheit», verteidigen in Wahrheit misogyne Grundstrukturen.»

Schutzbach in ihrem Lauf hält dann weder Ochs noch Esel auf: «Verteidigt wird der Anspruch, über die Intimsphäre von Frauen zu verfügen.» Eine Frau, die «traditionell männliche Güter» beanspruche, werde «dafür nach wie vor in die Schranken verwiesen». Und schliesslich komme «eine Grundstrategie frauenfeindlicher Agitation zum Einsatz: die Opfer-Täter-Umkehrung. Die Frau wird zur Gefahr stilisiert, hier zur Gefahr für die Pressefreiheit.»

So schreibt die Kampffeministin in der WoZ und anderswo. Kein Grund für den «SonntagsBlick», sie nicht als Kronzeugin im Fall des Basler Vergewaltigungs-Urteils zu interviewen.

Wenn es in diesem Zusammenhang nicht ein wirklich schiefes Bild wäre, wie es vielleicht in der «Republik» oder von Rico Bandle verwendet werden könnte, müsste man sagen, dass der SoBli hier den Bock zum Gärtner macht.

Geschwurbeltes im SoBli, dem Organ mit dem Regenabflussrohr.

Warum gibt die Sonntagszeitung einer Feindin demokratischer Auseinandersetzung eine Plattform, wo doch schnell angeblich «menschenverachtende» Aussagen dazu führen können, dass sofortiges Sprechverbot gefordert wird?

Das liegt wieder mal daran, dass Schutzbach von einer völlig unbedarften Kindersoldatin interviewt wurde. Vor noch nicht allzu langer Zeit glänzte Dana Liechti mit solchen Artikeln:

Muss noch viel lernen: das ist wahr.

Inzwischen hat sie offensichtlich diese Probleme in den Griff bekommen und sieht sich in der Lage, zu ernsthafteren Themen Stellung zu nehmen:

False Balance, Victim Blaming oder schlichtweg: Unsinn.

Mal wieder im Ernst, liebe SoBli-Macher: Wollt Ihr denn mit aller Gewalt provozieren, dass der Ringier-Verlag Euch mal wieder in die Schranken weisen und sich dafür entschuldigen muss, einer solchen Fanatikerin wie Schutzbach Gelegenheit zu geben, ihre Ansichten ungehemmt und unkritisiert und ohne jede Einordnung rauspusten zu dürfen?

Schlimmer noch: obwohl das Basler Gericht sich inzwischen genötigt sah, ein paar Prinzipien der Rechtsprechung und der Zumessung von Strafen in Erinnerung zu rufen, plappert Liechti ungeniert nach: «Worte, die nicht nur für die betroffene Frau ein Schlag ins Gesicht sein dürften, sondern für alle Opfer von sexueller Belästigung und Gewalt.»

Einige Formulierungen bei der mündlichen Urteilsbegründung waren sicherlich nicht sehr hilfreich, um das korrekte und rechtstaatliche Verhalten des Spruchkörpers verständlich zu machen. Das ändert aber nichts daran, dass man vielleicht vor dem Badezimmerspiegel solche Faxen machen darf. Aber als Kommentar in einem immer noch auflagestarken Medium?

 

Zum Schluss noch die neusten Enwicklungen aus dem Lager der aufrechten Kämpfer gegen Hass im Internet.

Eine Übelkeit erregende Heuchelei in diesem Sympathisantensumpf:

Edle Absichten …

Herausragend mal wieder Jolanda Spiess-Hegglin selbst, die selbstverständlich den Hashtag #haltdiefressetagi NICHT verwendet, also ausdrücklich nicht. Das ist etwa auf dem selben kindischen Niveau wie die Aussage: ich sage ja gar nicht, dass Sie ein Arschloch sind.

… üble Praktiken.

Die vernagelten Hetzer, angefeuert wie meist von Hansi Voigt, wollen auch nichts Unfaires darin erkennen, dass Daniel Ryser mit seiner unfassbar schludrigen Abrechnung mit Tamedia darauf verzichtet hat, allen Kritisierten Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Man beschwert sich darüber, wenn ein Exponent dieser Heuchler nicht zu Wort kommen darf, keine Stellungnahme abliefern kann. Aber wenn’s im eigenen Sinne erfolgt, ist das vollcool.

Ganz abgesehen davon, dass #haltdiefressetagi sprachlich, inhaltlich und überhaupt dem hohen Niveau, den höchsten Ansprüchen dieser unermüdlichen Kämpfer gegen Hass im Internet vollumfänglich entspricht.

Damit schliessen wir aus hygienischen Gründen die Berichterstattung zum Thema Spiess-Hegglin vorläufig ab. Wir müssen erst mal kräftig lüften.

4 Kommentare
  1. G. Scheidt
    G. Scheidt sagte:

    Ich habe den Artikel in der „Republik“ von Daniel Ryser gelesen – und jeden einzelnen der 108 Kommentare (Stand jetzt) dazu.

    Faszinierend: Unter den 108 Kommentare hat es nur einen einzigen, der die Angelegenheit ins richtige Licht rückt.

    Mehr als 100 Kommentare loben diesen schluddrigen, lückenhaften, einseitigen (Binswanger und Co. wurden nicht angehört) Journalismus, sie bejubeln das Fehlen elementarster journalistischer Grundsätze wie «audiatur et altera pars», sie loben die nicht vorhandenen juristischen Kenntnisse des Journalisten Daniel Ryser, und sie stören sich nicht daran, dass wesentliche Informationen zu Jolanda Spiess-Hegglin fehlen, um sich ein vollständiges Bild über ihren Charakter, ihr Motiv und ihren Gemütszustand machen zu können.

    Nochmals hier für die neuen Zackbum-Leser:
    Ab 1:16:30 deliriert Jolanda Spiess-Hegglin über die Ermordung des Medienanwalts Martin Wagner durch einen psychisch belasteten Mann und bezeichnet es als „Karma“. Die Zeit arbeite für sie.

    https://www.youtube.com/watch?v=u920mQYZURc

    Man kann den Republik-„Verlegern“ buchstäblich jeden Dreck vor die Füsse werfen, sie nehmen ihn gierig auf und bejubeln ihn.

    Und genau aus diesem Grund arbeiten Ryser und Co. auch so. Because they can. Die Leser stören sich nicht, ob dem halbgaren Frass, der ihnen vorgesetzt wird. Und deshalb wird er ihnen weiterhin vorgesetzt.

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Lieber Scheidt, die KommentarschreiberInnen sind alles VerlegerInnen wie Supino, Walder, Ringier, Coninx. Die erwarten keine Qualität, die sind schon froh wenn die Journis das Tagessoll erfüllen!

      Antworten

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