Ursache und Wirkung, Part II
«tsüri» unterstützt das linksgrüne Zürich, Zürich unterstützt das linksgrüne «tsüri».
Das kann man Win-Win nennen. Oder auch Journalismus als Prostitution. Durch einen Artikel in der NZZ werden Zusammenhänge noch klarer. Dass «tsüri» am Tropf von Subventionen mit Steuergeldern hängt, war schon immer klar. So wie die «Republik» nur überlebt, weil zwei reiche Erben ihre Kredite in die Tonne treten. Denn wären sie nicht davon zurückgetreten, hätte das Blatt der guten Denkungsart schon längst die Bücher deponieren müssen.
Aber noch widerlicher führt sich «tsüri» auf. Die NZZ hat bei der Stadt Zürich nachgefragt, welche Leistungen sie bei dem angeblich journalistisch-unabhängigen Krähorgan eingekauft hat. Der Höhepunkt war 2021 erreicht; mit über 150’000 Franken überschüttete die linksgrüne Stadt das linksgrüne Magazin. Das hatte sich von ein paar Tausend Franken im Jahr 2016 schon auf fast 100’000 Steuerfranken im Jahr 2019 gesteigert. In den letzten beiden Jahren waren es immer noch um die 50’000 Franken pro Jahr.
Die NZZ enthüllt ein besonders widerliches Beispiel:
«So finden sich in den Schwerpunkt-Reihen nun redaktionelle Beiträge, die von «Tsüri»-Journalisten gegen Bezahlung verfasst wurden. Für mehrere tausend Franken pro Beitrag schreiben diese Sätze wie: «Unter allen Schweizer Energieversorgungsunternehmen steht EWZ auf dem Podest.» Eine klassische Publireportage, die nicht explizit als solche gekennzeichnet ist, sondern mit dem Label «Sponsor 49».»
Oder: «Ein anderes Beispiel für solche Auftragsarbeiten ist eine 14-teilige Podcast-Reihe, die die Stadt Zürich als Arbeitgeberin in ein positives Licht rückt. Eine Journalistin von «Tsüri» erzählt in jeder Folge, dass die 30 000-köpfige Stadtverwaltung aus Zürich eine lebenswerte Stadt mache, und unterhält sich zum Beispiel mit dem städtischen Projektleiter der umstrittenen Rad-WM über die Highlights des Anlasses. Fragen und Themen wurden vom Personalmarketing der Stadt vorgegeben.»
Aber durch diesen Artikel werden weitere Hintergründe erhellt. Nachdem die NZZ, als seriöses Organ dem Chefredaktor Simon Jacoby Gelegenheit zur Stellungnahme gab, reagierte der mit einem knappen Mail. Und einer Artikelserie gegen die NZZ, in der er dem Blatt unter anderem einen deutlichen Rechtsruck und Nähe zur AfD vorwarf. Was wiederum Linksautonome dazu motivierte, ihr auch propalästinensisch motiviertes Unbehagen mit einem Farbanschlag Ausdruck zu verleihen.
Natürlich gefällt es «tsüri» überhaupt nicht, so demaskiert zu werden: «Man nimmt Geld vom Staat entgegen, um über staatlich geförderte Institutionen zu berichten. Und reklamiert dennoch die klassische Rolle der «vierten Gewalt» für sich, die eine kritische Distanz wahrt.»
Das gilt inzwischen für weite Teile der sogenannten «journalistischen» Kulturberichterstattung, nachdem Tamedia bekannt gab, dass es den «Züritipp» einstellen wird. Anlass für die SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr, pro Jahr 80’000 Franken Steuergelder in einen Kulturkalender zu stecken. Anlass für das «Theaterhaus Gessnerallee», eine eigene «Zeitung» herauszugeben; nach journalistischen Kriterien, versteht sich. Die Stadt steckt 3,5 Millionen Franken Steuergelder in dieses Theater. Die Kommunikationschefin der Gessnerallee ist Rahel Bains, ehemals bei «tsüri». Der linke Kuchen, wie er leibt und lebt.
Natürlich springt auch «tsüri» auf den Kulturzug und kündigt den «Tsüritipp» an, samt Crowdfunding. Eine neue Einnahmequelle, neben dem Geständnis von Jacoby: «Unsere grösste Kundin ist die Stadt Zürich».
Nichts gegen ein cleveres Geschäftsmodell; «tsüri» hat es im Gegensatz zur «Republik» geschafft, ohne die tiefen Taschen von Millionären über die Runden zu kommen. Dafür greift es aber dem Steuerzahler ins Portemonnaie, ohne dass der dazu etwas sagen könnte.
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Ein ewiges Problem der Medien, die sich ja irgendwie finanzieren müssen. Das gab im Verhältnis zu Grossinserenten schon immer einen Eiertanz; eine kritische Autoberichterstattung (neben den Detailhändlern sind die Autoimporteure die letzten Grossinserenten) ist so selten wie ein Pinguin in Australien.
Aber dass ein Organ wie «tsüri» auf ein paar kritische Fragen (und die Möglichkeit zur Stellungnahme) mit Schmierenartikeln über den Anfragenden reagiert, das ist eher selten. Und dass sich ein Organ dermassen ungehemmt an einen Financier ranschmeisst, ihn in kaum getarnten Lobhudel-Auftragsarbeiten über den grünen Klee hochschreibt, das ist anrüchig. Und haut dem Anspruch, ein angeblich journalistisches und unabhängiges Medium zu sein, eins in die Fresse, dass die Zähne rausfliegen.
Schnell sind die Jungs (und Mädels and everybody beyond) dort allerdings. Kaum ist die mediale Hinrichtung der NZZ erschienen, hebelt «tsüri» zwei ältere Stücke wieder auf die Webseite zuoberst. Den «Transparenzbericht» über die Finanzierung, der so transparent ist, dass der grosse Brocken Steuergelder nicht separat ausgewiesen wird. Und die süsse Rache «So viel Geld überweist die Stadt Zürcher Medienhäuser». Dativ ist auch im Titel Glücksache. Aber dann kommt’s:
Glashaus, Steine? Nicht wirklich, denn «tsüri» zählt einfach die halbe Million dazu, die das Zurich Film Festival bekommt. Das hat allerdings mit der Publizistik der NZZ nichts zu tun; auch bevor die alte Tante das Festival aufkaufte, haute die Stadt massig Geld rein. Ohne diesen Betrag wäre «tsüri» mit Abstand vorne, die NZZ mit 6’257 Franken städtischer Gelder im Peanutsbereich.
Es ist hanebüchen lustig: die NZZ wirft «tsüri» wohlbelegt vor, dass die Internetplattformen von Steuergeldern der Stadt Zürich ausgehalten wird und sich mit liebedienerischen Artikeln revanchiert. Daraufhin wirft «tsüri» der NZZ vor, sie werde rechtsradikal. Auf diesen Rachefeldzug springt auch die schreibende Schmachtlocke auf, die es nicht verträgt, dass die NZZ im Gegensatz zur «Republik» mit Journalismus Erfolg hat. Und ein paar linksautonome Chaoten wollen ein Zeichen setzen und beschmieren das Gebäude der NZZ. Wobei sie erst noch von der Polizei erwischt werden.
Wie all diese Widersprüche die woken Linken in Zürich aushalten können? Locker, denn einen solchen Widerspruch zwischen Sein und Schein sind sie ja auch im eigenen Leben gewohnt. Nicht wahr, Herr «Flüge verbieten»-Wermuth.