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Balken im Auge

Tamedia hämt gegen Köppels «Weltwoche». Ziemlich betriebsblind.

Andreas Tobler und Sandro Benini haben sich zusammengetan, um eine Breitseite gegen die «Weltwoche» abzufeuern:

Tobler hat eine lange Tradition als Köppel-Missversteher und -hasser. Er äusserte sich schon verständnisvoll zu einem angeblich künstlerischen Mordaufruf gegen den Chefredaktor, als es ein Brachial-Polemiker schick fand, «Roger Köppel tötet. Tötet Köppel Roger» zum Besten zu geben. Das Strassenmagazin «Surprise», das diese Schweinerei veröffentlichte, entschuldigte sich immerhin dafür. Tobler nicht.

Nun wollen Benini und Tobler den lautstarken Abgang des deutschen Publizisten Henryk M. Broder nützen, um eine Massenflucht aus der «Weltwoche» herbeizuschreiben.

Wie häufig, wenn Recherchierkünstler bei Tamedia (oder bei der «Republik») «recherchieren», wird’s allerdings schnell sehr dünn. Auch Claudia Schumacher habe «zwei Wochen nach Kriegsausbruch» bei der WeWo aufgehört. Ihre ausgeleierte Beziehungskolumne schreibt die begabte Selbstvermarkterin nun – bei Tamedia weiter.

Nun kann sie diesen Wechsel in wenigen Tagen gedeichselt haben. Oder aber, sie wollte schon länger eine grössere Plattform für ihre Plattitüden. Selbst sagt sie nichts, müssen die Autoren bedauernd festhalten. Aber man darf doch insinuieren …

Dann hätten wir den Kriegsreporter Kurt Pelda. Der habe im Juni zu CH Media «gewechselt», schreibe aber «weiterhin als freier Mitarbeiter» für die WeWo. Doch seine Artikel zeigten, dass er «Köppels Putin-freundlichen Kurs nicht mitträgt». Schon persoenlich.com versuchte, aus diesem Wechsel einen Tritt gegen Köppel herbeizuschreiben. ZACKBUM macht dann das, was diese beiden Recherchiergenies offensichtlich unterliessen: wir fragten bei Pelda nach. Und der gab Entwarnung. Aber wieso soll man sich durch unnötiges Recherchieren eine schöne Verleumdung kaputtmachen lassen.

Was kriegt Tobler, einer der übelsten Konzernjournalisten bei Tamedia, sonst noch gebacken? Zusammen mit Benini hat er eine Kollektion von tatsächlich fragwürdigen Köppel-Äusserungen zum Thema Putin und Russland zusammengestellt. Das wäre durchaus Anlass zu Kritik, aber der Tamedia-Thesenjournalismus will ja einen Massenexodus bei der WeWo herbeischreiben.

Leider wird man ausser bei Broder nicht fündig. Obwohl die beiden Schreibhelden inquisitorisch bei weiteren Kolumnisten der WeWo nachgefragt haben. Zuvorderst beim Genossen Peter Bodenmann. Aber im Gegensatz zu den beiden Tamedia-Inquisitoren sieht der es locker: «Wenn man im Zentralorgan der rechts vorherrschenden Dummheiten wöchentlich Widerspruch anmelden kann, muss man dies tun. Wo denn sonst?» Auch Peter Rothenbühler lobt die WeWo als «eine Insel», auf der immer noch möglich sei, was bei Ringier aus Gründen der «Diversity» untersagt sei. Kolumnist Zimi unterstreicht: «In der «Weltwoche» darf jeder schreiben, was er will.» Dem schliesst sich auch Jean-Martin Büttner an, der bei Tamedia aufs Übelste gekübelt wurde.

Den beiden Lohnschreibern im Dienste ihres Arbeitgebers kann man nur ein Jesus-Zitat vorhalten: «Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?» Damit ist gemeint: In der WeWo muss man nicht mit dem Chefredaktor und Verleger übereinstimmen, um dort publizieren zu dürfen. In der WeWo darf man ihn sogar im eigenen Blatt scharf kritisieren. Das schätzen viele Autoren, die dort publizieren.

Bei Tamedia wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, eine von der offiziellen Linie abweichende Meinung zu Russland, der Ukraine, Corona, der EU oder vielen anderen Themen zu publizieren. Weder Tobler noch Benini noch sonst jemand käme auch nur im Traum auf die Idee, einen kritischen Kommentar zu Supino, Rutishauser oder die Familie Coninx und ihre Bildersammlung zu schreiben.

In eigener Sache sind sie Eunuchen, aber statt zu loben, dass in der WeWo ein Kolumnist sogar auf zwei Seiten mit diesem und jenem abrechnen darf, um am Schluss seinen Abgang zu verkünden, regen sich die zwei Heuchler fürchterlich über die Ansichten des dortigen Chefredaktors auf. Das ist erlaubt, aber Köppel hätte sogar diesem Duo Infernal sicherlich die Möglichkeit zu einer Kritik in den Spalten der WeWo gegeben – hätten die beiden nur gefragt.

Stattdessen machen sie sich öffentlich lächerlich, indem sie den Abgang eines einzigen Kolumnisten zu einem Massenexodus hochschreiben wollen. Im gleichen Sinn und Geist wie die «Republik» mit ihrem Schwachsinn über die «Info-Krieger» ohne jeden Beleg. Es ist geradezu widersinnig: indem sie der WeWo ans Schienenbein treten wollen, erweisen sie der Reputation und Glaubwürdigkeit von Tamedia einen Bärendienst. Trost kann nur darin liegen, dass das Renommee dieser Blätter bereits dermassen angeknackst ist, dass es auf einen weiteren Anschlag auch nicht mehr ankommt.

Konzern- oder Schmierenjournalismus nennt man das, üble Haltungs- und Gesinnungsschreibe, eine Schandtat, für die sich jeder anständige Redaktor eigentlich schämen müsste. Ausser, er arbeitet für Tamedia und ist in dieser Hinsicht völlig schmerzfrei.

 

Schönsprecher Supino

Der Präsident des Verlegerverbands gewährt nach seiner krachenden Niederlage ein Interview.

Pietro Supino war eher schweigsam in den letzten Wochen. Verständlich, denn er musste einen herben Schlag wegstecken. Die geballte Meinungsmacht aller Mainstream-Medien, mit Ausnahme der NZZ, war für die Annahme des Medienpakets. Zuvorderst auch seine Tamedia, wo er höchstselbst zum Mittel des Leitartikels griff und damit schön unter Beweis stellte, dass die behauptete Trennung zwischen Verlag und redaktionellem Inhalt ein Witz ist, dazu noch ein schlechter.

Ein Sieg an der Urne hätte den angeblich notleidenden Medienclans, den Coninx, Wanner und Ringier, einen grossen Extrabatzen in die Kassen gespült. Dagegen kämpfte nur ein kleines Grüppchen mit sehr überschaubaren finanziellen Mitteln und sehr wenig Sprachrohren.

Daher musste auch Supino einen langen Weg zurücklegen. Zunächst als aussichtslos ignorieren. Nach der schnellen und erfolgreichen Sammlung von Unterschriften fürs Referendum immer noch als unangenehm, aber aussichtslos abqualifizieren. Und umso näher die Abstimmung rückte, desto nervöser und hektischer wurde dagegen angegangen. Als Höhepunkt dann eine völlig vergeigte Werbekampagne mit einem lachhaften Tell, der mit einer Zeitung eine Mauer zusammenhaute.

Selten zeigte sich so offenkundig, dass viel Geld haben nicht unbedingt bedeutet, dass man auch viel Grips einsetzen kann. Also kam es, wie es kommen musste: abgelehnt. Dass Supino einen Supergewinn seiner TX Group verkündete, half auch nicht gerade, das Verständnis zu verstärken, dass die Medien dringend Steuergelder bräuchten. Genauso wenig wie die Zusammenlegung der Handelsplattformen mit Ringier, womit ein potenzieller Milliardengewinn entstand.

Aber nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung. In dem Sinn, dass Supino ja alle an die Wand gemalten Schreckensbilder, die benutzt wurden, um doch an die Kohle heranzukommen, nicht einfach abhängen und im Archiv verstauen kann. Das macht es etwas tricky, sich einem Interview zu stellen.

Dabei ist hilfreich, dass Matthias Ackeret nicht dafür bekannt ist, seine Interviewpartner in die Zange zu nehmen. Entweder war das vorher so abgesprochen, oder aber er verzichtete freiwillig auf eine ganze Latte von kritischen Fragen, die man Supino hätte stellen können und müssen.

Die entscheidende Frage ist natürlich auch, wie es nun weitergehe. Was sind also die Folgen der Ablehnung; wird es zu Eimsparungen und weiteren Einschnitten kommen?

«Nicht unmittelbar. Aber wenn die Zustellkosten steigen und die Abopreise nicht erhöht werden können oder wenn Printabonnements nicht erneuert werden, muss das Geschäftsmodell früher adaptiert werden. Auf längere Sicht bleibe ich aber davon überzeugt, dass es in der Schweiz eine Nachfrage und damit eine nachhaltige Geschäftsgrundlage für guten Journalismus gibt.»

Wenn man diese Wortwolken etwas auswringt, bleibt ja nicht viel übrig. Ausser der Frage vielleicht, was denn Supino unter «gutem Journalismus» genau versteht. Zur medialen Behandlung der Pandemie sagt er: «Die Berichterstattung und die Einordnungsleistung waren nicht nur verlässlich, sondern immer wieder hervorragend.»

Das ist nun sehr bedenklich. Denn entweder meint er das wirklich so, oder aber auch das ist Schönsprech. In beiden Fällen zeugt es von einem anhaltenden Realitätsverlust. Denn mit der einseitigen, obrigkeitshörigen, parteiischen und rechthaberischen Berrichterstattung über die Pandemie, mit der Ausgrenzung kritischer Stimmen, mit dem Hang zur Skandalisierung und zu Horrorgemälden haben die Medien einen guten Teil ihrer eh schon angeschlagenen Glaubwürdigkeit verspielt.

Wo bleibt die Manöverkritik, die Analyse der eigenen Fehler?

Das kann in der Hitze des Gefechts vielleicht passieren, aber danach wäre nun doch eine Manöverkritik, eine kritische Analyse des eigenen Verhaltens angebracht. Aber die Corona-Kreische Marc Brupbacher kann als Symbol dafür genommen werden, dass auf dem Gebiet Corona bis heute null Selbstreflexion oder gar Selbstkritik möglich ist.

Inzwischen hat sich die Ameisenmühle der Journalisten einfach auf ein neues Thema geworfen, und letzte Mohikaner wie Brupbacher wirken noch lächerlicher als vorher, weil das Interesse an ihrer kontinuierlichen Aufregung auf Twitter doch deutlich nachgelassen hat.

Aber was Not täte, von Supino abwärts bis Brupbacher, wäre eine kritische Aufarbeitung der Ursachen, die zur Ablehnung des Medienpakets führten. Stattdessen mit «Adaption des Geschäftsmodells» zu drohen, also auf Deutsch mit weiteren Sparmassnahmen und/oder Preiserhöhungen, damit schreitet Supino auf dem Weg ins Nichts weiter voran.

Denn auch er sollte doch eigentlich ein einfaches Grundprinzip der freien Marktwirtschaft verstanden haben: für weniger mehr verlangen, das funktioniert nicht. Weder bei Suppentüten, noch bei Contentprovidern.

 

Yachten, Villen, Sportwagen

Sollen arme Milliardäre mit Steuergeldern unterstützt werden?

Nehmen wir an, vier Fabriken stellen Dampflokomotiven her. Das sei eine bewährte Technologie, inzwischen auch sehr umweltfreundlich und fast abgasfrei.

Zudem sei die Herstellung von Dampflokomotiven systemrelevant, denn nur mit ihnen könne der nötige Transport von Gütern und Menschen sichergestellt werden. Unverständlicherweise sei es aber so, dass es mit dem Verkauf von Dampfloks immer mehr hapert. Es drängen Mitbewerber auf den Markt, die so neumodisches Zeugs wie Elektroloks, wasserstoffbetriebene Busse oder gar Drohnen anbieten.

Aber nur Dampfloks garantieren die notwenigen Transporte, darauf bestehen die Hersteller. Zudem bestehe die Gefahr, dass viel billigere Triebwagen aus dem Ausland auf den Schweizer Markt drängen könnten; vor allem aus den USA und aus China. Das gefährde das einzige Zusatzgeschäft, das den Dampflokherstellern eingefallen ist.

Sie betreiben nämlich neben dem Kerngeschäft viele Handelsplattformen und basteln ganze Verwertungsketten mit Produzenten zusammen. Aber diese Geschäfte drohen auch obsolet zu werden, weil Giganten wie Amazon, Facebook und Google den Markt aufrollen. Bevor die vom Übergiganten Alibaba aufgerollt werden.

Verlegerclan-Traum.

Den wohlbezahlten Managern der Dampflok-Remisen sind in den Jahren seit Bestehen des Internets eigentlich nur zwei Massnahmen eingefallen, um den Auswirkungen einer neuen Technologie zu begegnen. Sparen, bis es quietscht, aber eine skelettierte Dampflok weiterhin zu Preisen verkaufen, als wäre es eine vollständig ausgestattete Maschine wie in früheren Zeiten.

Staatlich subventionierte Unfähigkeit

Und jammern. Jammern in allen Tonlagen und Tonhöhen. Sie seien unverzichtbar, ohne Dampfloks gehe der Schweiz der Dampf aus, Dampfloks seien notwendig für die Demokratie, die Gesellschaft, den Zusammenhalt, die Kontrolle.

Zudem könne man doch nichts dafür, dass das Internet so plötzlich und unerwartet und eigentlich erst vorgestern aus dem Gebüsch gesprungen sei. Damit seien für sicher geglaubte Einnahmen abgeschwirrt, auf Nimmerwiedersehen. Dann noch Corona mit all den Lockdowns und Unsicherheiten, damit sei dann eine lebensbedrohende Krise ausgebrochen.

Völlig klar und logisch, dass hier der Staat einspringen muss. Also genauer der Steuerzahler. Denn die vier grossen Verlagshäuser der Schweiz nagen bereits am Hungertuch. Ihre Besitzer machen sich ernsthafte Sorgen, wie sie den Unterhalt von Yachten, Villen, Feriendomizilen, Wagenparks, ihre Kunstsammlungen, Hobbys und Weltreisen weiter finanzieren können.

Alleine der Unterhalt …

Gerüchteweise hört man, dass die Familien Ringier, Coninx-Supino, Wanner und Hersant, also die grossen Verlegerclans, an eine Demo denken. Sie lassen sich bereits bei Gucci und Versace Lumpenkleider nähen, haben Emissäre zu Flohmärkten ausgesandt, um möglichst abgetragene Turnschuhe und zerfranste Käppis zu kaufen, um das Outfit zu vervollständigen. So wollen sie dann auf dem Bundesplatz zu Bern in bester Tradition der Klimajugend ein Sit-in veranstalten. Erst spätnachts, wenn die hauseigenen und die wenigen fremden Medien verschwunden sind, wird das Catering mit Kaviar, Krug und weiteren Köstlichkeiten aufgefahren werden.

Noch mehr Geld für obsolete Geschäftsmodelle

Die Verlegerclans sind sich ziemlich sicher, dass sie die Öffentlichkeit weiterhin für dumm verkaufen können. Denn sie bringen zusammen ein Privatvermögen von rund 4 Milliarden Franken auf die Waage. Alleine die vier grossen Verlage haben im Jahr 2020, trotz Corona und furchtbar, einen operativen Gewinn von über einer Viertelmilliarde erwirtschaftet.

Keiner der jammernden Manager oder Besitzer wäre auch nur im Traum auf die Idee gekommen, aus dem eigenen Sack mal etwas draufzulegen, um weitere Sparmassnahmen, Zusammenlegungen, Entlassungen, Zusammenstreichungen zu verhindern.

Zudem ist es ihnen gelungen, das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» schlank durchs Parlament zu bugsieren. Knapp 130 Millionen zusätzliche Staatsknete, Steuergelder. Zusammen mit weiteren Subventionen, reduziertem MWST-Satz usw. kassieren die Medienhäuser satte 400 Millionen Franken im Jahr.

Damit sie ihr obsoletes Geschäftsmodell weiterführen können und den Eintritt von Mitbewerbern möglichst verhindern. Denn der Löwenanteil dieser 400 Millionen fliesst in die Kassen der vier grossen Verlegerclans der Schweiz; neue Gratisangebote gehen leer aus.

Wer zahlt, soll wenigstens abstimmen dürfen

Das kann doch alles nicht sein, meint das Referendumskomitee «Staatsmedien nein» und sammelt fleissig Unterschriften dafür, dass die Steuerzahler wenigstens darüber abstimmen können, ob sie mit dieser Subvention mit allen schädlichen Folgen einverstanden sind oder nicht.

Bislang strafen die Verlegerclans das Unterfangen mit finsterem Schweigen. Sobald die 50’000 Unterschriften zusammen sind, was bis 1. Oktober der Fall sein wird, geht’s dann los dem der Gegenwehr. Da wird dann vollmundig von Vierter Gewalt, Systemrelevanz, unabdingbar für das Funktionieren der Demokratie usw. getönt werden.

Wer hat die Längste?

Als ob es für die Demokratie oder Gesellschaft unabdingbar wäre, dass die reichen Verlegerclans mit ihren Bentleys, Aston Martins, Rolls-Royces oder Jaguars von der Villa zur Yacht und zurück fahren können.

Und Managerhorden unterhalten, denen seit 25 Jahren zu einer inzwischen nicht mehr so neuen Technologie nichts anderes einfällt als: ist nicht schön, dass Google und Facebook 90 Prozent des Online-Marktes abräumen; finden wir gar nicht gut.

 

Wem gehört die «SonntagsZeitung»?

Einer AG mit schlappen 100’000 Franken Stammkapital.

Lange Jahre war es einfach und klar. Der «Tages-Anzeiger» und dann auch mal die «SonntagsZeitung» wird vom Verlag «Tages-Anzeiger» herausgegeben, und der gehört der Familie Coninx.

Dann kamen die schnellen, neuen Zeiten, und die Namen wechselten schneller als eine rotierende Druckmaschine. Zunächst wurde es Tamedia, denn das Haus hatte sich teure Flops und Einkäufe im Bereich elektronische Medien, also Privat-TV und Privat-Radio, geleistet.

Dann kamen auch artfremde Handelsplattformen im Internet dazu, das hatte auch Auswirkungen auf den Namen; man probierte es mit einem kurzen «T». Verstand zwar keiner, aber hat sicherlich auch was gekostet.

Eine schmalbrüstige AG

Aber das Bessere ist der Feind des Guten, daher wurde das «T» durch «TX» ersetzt. Kostete sicher auch ein Gewehr, und das X als Kürzel für alles, was modern und digital daherkommen will, das hat schon einen ganz, ganz langen Bart.

Aber damit nicht genug, heutzutage muss man sich natürlich breit und verschachtelt aufstellen. Auch das gibt es nicht umsonst, aber dafür heisst seit letztem Herbst der Herausgeber der «SonntagsZeitung» etwas länglich «Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG».

Diese AG verfügt bloss über das gesetzliche Mindestkapital von liberierten Fr. 100’000. Aber keine Angst, in sie übergeführt werden die ebenfalls 100 Namensaktien der «Basler Zeitung», zu einem Preis von rund 30 Millionen, ebenfalls die Aktien der Espace Bern AG für rund 279 Millionen.

Damit beherrscht die schmalbrüstige Tamedia AG also den Teil der Deutschschweizer Medien, der nicht zu CH Media gehört. Präsidiert wird die AG vom Big Boss des Konzerns, Pietro Supino. Verwaltungsrat ist seit März Pascale Bruderer, die frühere SP-Nationalrätin und Vorzeige-Genossin. «Das minimale Aktienkapital von CHF 100’000 macht nur einen Teil des Eigenkapitals der Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG aus», sagt die Kommunikationsverantwortliche Tamedia.

Ebenfalls im März 2020 versicherte man sich zudem des geballten Wissens von Pierre Lamunière sowie der beiden Deutschen Mathias Müller von Blumencron und Konstantin Richter. Lamunière gehörte die Westschweizer Edipresse. Müller ist nach einer eher selten von Erfolg gekrönten Karriere, so wurde er beim «Spiegel» gefeuert und auch bei der FAZ war er nicht lange an Bord, beim Berliner «Tagesspiegel» untergekommen.

Beide «besitzen beide eine fundierte publizistische Expertise, die sie in den Verwaltungsrat von Tamedia einbringen und die von grossem Mehrwert für das Unternehmen ist», lobt dagegen die Medienstelle von Tamedia auf Anfrage.

Weniger als die nächste Schlagzeile

Das wäre eigentlich ein interessanter Fall für das «Recherchedesk» oder für die Wirtschaftsredaktion im Hause. Was sind die Gründe für diese Konstruktion? Wieso übernimmt eine Klitsche mit lediglich dem obligatorischen Kapital Sachwerte von stolzen 309 Millionen Franken? Wie kann es sein, dass der Oberchefredaktor Rutishauser auch noch Zeichnungsberechtigter ist? Und was qualifiziert Bruderer für den Einsitz im VR? Und wieso existiert «Sonntagszeitung» nur noch als eingetragene Marke?

Im Internet läuft das unter dem Slogan: «Tamedia. Mehr als die nächste Schlagzeile.» Aber soweit geht dann die Transparenz in eigener Sache doch nicht. Allerdings: Wer selbst im Glasholzhaus sitzt, sollte vielleicht nicht mit Steinen werfen.

Sparzwang bei Tamedia

TX will um 70 Millionen abspecken.

«Mehr als die nächste Schlagzeile», mit diesem eher unverständlichen Spruch präsentiert sich Tamedia und behauptet, man gestalte «die Themen und Debatten des Landes mit».

Schliesslich habe man «das stärkste Redaktionsnetzwerk der Schweiz». Nun, da werden in den nächsten drei Jahren die Maschen noch weiter gedehnt als ohnehin schon. Nach viel Managerblabla kommt die Geschäftsleitung endlich auf den Punkt: «Die dafür nötigen Massnahmen sollen in den nächsten Monaten mit den betroffenen Bereichen und unter Einbezug der Sozialpartner erarbeitet werden.»

Mehr als die nächste Schlagzeile ist in diesem Fall der nächste Kahlschlag. Wenig Hoffnung für innovative Lösungen gibt der Präsident und Verleger Pietro Supino. Sein Konzern hat im ersten Halbjahr 2020 rund 110 Millionen Miese gemacht.

Abschreiber auf überbewerteten Segmenten

Bemerkenswert: 85 Millionen umfasst ein Abschreiber auf «Goodwill». Damit bezeichnen Konzerne den sogenannten immateriellen Wert von Zukäufen. Oder auf Deutsch: Wir haben was viel zu teuer gekauft und lassen nun die Luft raus.

Das hätte es auch bei dem Wortballon gebraucht, mit dem Supino das magere Ergebnis seiner Tätigkeit beschreibt. Natürlich startete die «neu aufgestellte TX Group gut» ins Jahr 2020. Aber dann, oh je, «überschattete» die Corona-Krise alles. Also «Herausforderungen», «Strukturwandel», «unerwartete Krisensituation».

Muss man also verzagen? Aber nein, «hervorragende Marktposition», «solide Bilanz», «profitieren von Opportunitäten», «gestärkt hervorgehen», und der Klassiker darf auch nicht fehlen: «Krise als Chance verstehen».

Dramatischer Einbruch

Das EBIT der Untergruppe Tamedia ist um schlappe 133 Prozent abgesackt. Statt Gewinn vor Steuern und Abschreibungen hat es einen Verlust reingehagelt. Selbst beim Goldesel «20Minuten» sind die Zahlen dunkelrot.

Richtig ist, dass auch TX Group, der aus einem einsamen T entstandenen neuen Struktur des Verlagshauses, nichts einfällt, wie den einbrechenden Inserateeinnahmen begegnet werden könnte. Wie das Kaninchen vor der Schlange starrt das Management auf die Big Boys im Internet, auf Google, Facebook und Co. Die räumen im einzigen Wachstumsmarkt, dem Online-Marketing, sagenhafte 90 Prozent der Einnahmen ab.

Die verbleibenden Krümel greifen die Schweizer Medien ab. Was fiel dem hochbezahlten und hochwichtigen Management bislang dazu ein? Genau, wolkige Sprüche, ernste Mienen und – sparen, sparen, sparen. Bis es quietscht und kracht.

Mehr Geld für weniger Angebot

Wenn sich der zahlende Leser fragt, wieso er steigende Preise für zum Skelett abgemagerte Angebote akzeptieren soll, dann erschallt das Loblied auf Qualitätsjournalismus, Service public und unabdingbar nötige vierte Gewalt im Staate.

Das erinnert fatal an die Durchhalteparolen für den deutschen Landser im Zweiten Weltkrieg, als sich die Niederlage wieder einmal abzeichnete: Vorwärts, Kameraden, wir ziehen uns zurück.

Es gibt wohl keine andere Branche in der jüngeren Geschichte, deren Management einem technologisch getriebenen Strukturwandel dermassen lange dermassen hilflos und tatenlos zuschaute.

Dezimierte Indianer

Aber während die Indianer über die Klinge springen müssen, die Leser die papierdünnen Lügen durchschauen, dass Zentralredaktionen und Zusammenlegungen ganzer Ressorts keine Verschlechterung des Angebots seien, sondern eine Verbesserung, lassen es sich die Häuptlinge gut ergehen.

Denn im sogenannten Overhead, also den Führungsetagen, wird nicht mal der Champagner rationiert. Damit das mit dem Nachschub auch klappt, krähen die Verleger nun immer lauter nach Staatshilfe, Steuergeldern, vornehmer Subventionen.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

In den Zeiten, als der Besitz einer Druckmaschine der Lizenz zum Gelddrucken gleichkam, verdiente sich der Coninx-Clan beim damaligen «Tages-Anzeiger» dick und dämlich. Stellenanzeiger, Wohnungsanzeiger, Konsuminserate, Autoimporteure, eine damalige Ausgabe wiegt problemlos eine ganze Woche Tagi in aktuellen Zeiten auf.

Weniger Angebot für mehr Geld, den Gürtel der anderen enger schnallen, sparen bis es quietscht, flehen nach Staatshilfe. Mehr fällt der Führungscrew von TX nicht ein. Das ist wirklich ärmlich.