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made in Germany

«Mini Schwiiz, dini Schwiiz» – Made in Germany

Gehört die Schweiz doch den Deutschen?

Seit Anfang 2019 läuft die Sendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» auf SRF1. Von Montag bis Freitag, immer ab 18:15 Uhr. Die Quote ist gut: 24,3 Prozent. Der Inhalt: Wem es halt gefällt. Fünf Schweizerinnen oder Schweizer führen Gäste durch ihre Region. Am Ende wird die Region benotet, wir sind ja in der Schweiz.

Die Sendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» wird dabei von der deutschen Produktionsfirma ITV Studios Germany GmbH produziert. Mit ausländischen Produktionsfirmen arbeite das SRF dann zusammen, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage, wenn diese das entsprechende Know-How mitbringen oder aus lizenzrechtlichen Gründen.

Die deutsche Firma führt «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» als Auftragsproduktion vollumfänglich durch. Immerhin: Die Castingabteilung habe einen Sitz in der Schweiz, so das SRF.

 

 

 

Ganz oben, ganz unten

Irren ist menschlich, Schadenfreude aber noch mehr.

Jahrelang berichteten die SRF-Journalisten an prominenter Stelle von ihren kleineren und grösseren Patzern. Zum Beispiel den Wauwau-Fehler vom 23. Januar 2019:

«In einer Live-Schaltung ans WEF in Davos sagte unser Korrespondent in der Sendung «Echo der Zeit» vom 22. Januar 2019 zum mangelnden Interesse am Auftritt des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro: «Gewisse Besucher, darunter auch Bundesrat Alain Berset, verliessen den Saal sogar frühzeitig». Berset hatte hinten im Saal bei den Journalisten Platz genommen und war nicht mehr dort, als der Korrespondent ihn beim Abschluss der Veranstaltung suchte, um ein Statement einzuholen. Falls sich Berset bis zum Schluss doch irgendwo im Saal aufgehalten hat, möchten wir uns entschuldigen.»

Die mitunter amüsanten «Korrekturen» standen früher ganz oben, auf gleicher Höhe wie die Reiter «TV-Programm» oder «Verkehr». Vielleicht etwas zu prominent.

Wer sich heute über die Fehler der Kollegen vom Leutschenbach beugen will, muss lange, lange nach unten scrollen. Erst am Marianengraben wird man für seine Daumenarbeit belohnt und findet endlich die «Korrekturen».

Die SRF-Medienstelle gibt Entwarnung. Der Polwechsel hat nichts mit Verschleierung zu tun: «Wie auch bei anderen Medienunternehmen findet man diverse Informationen zum Unternehmen, wenn man auf der Website ganz herunterscrollt.»

Ob die Fehler-Seite nun weniger angeklickt wird, weil sie sich nun ganz unten befindet, will man nicht beantworten: «Konkrete Zahlen kommunizieren wir nicht.»

lic. phil. SRF

Warum einfach, wenn es auch à la SRF funktioniert? Wie SRF-Journalisten die Welt verkomplizieren.

Der Inhalt muss stimmen, die Grammatik irgendwie auch. Aber vor allem wollen wir Journalisten verstanden werden. Im Idealfall von allen Leserschichten. Die Dummen sollten nicht gleich im ersten Abschnitt abgehängt werden und die Gescheiten sollten uns bis zum Ende folgen. Die Grundfrage lautet darum: Wie schreibt man leicht verständlich? Nun, sicher nicht so:

Es entsteht ein Psychogramm unserer Gegenwart, in der jeder Einzelne auf der Suche nach Orientierung und Anerkennung ist und in einer immer schnelleren, informationsreicheren und lauteren Welt auch die Grenzen der eigenen Frustrationstoleranz ausloten muss.

Das Beispiel stammt von SRF News. Auf der Redaktion von SRF News sitzen Journalisten mit diversen Uni-Abschlüssen: Historiker, Politologen, Germanisten. Das merkt man den Texten auch an. Noch so ein Beispiel:

Es gibt ein eher diffuses Milieu von verschiedenen esoterischen Gruppen und Verschwörungstheoretikern, die ohnehin eine gewisse Offenheit für rechte Ideologie-Fragmente haben.

Vergebens sucht man auf srf.ch Seiten, die tagesaktuelle Nachrichten in leicht verständlicher Weise aufbereiten. Der öffentliche Rundfunk unserer Nachbarländer ist da schon viel weiter. Das ORF bietet jeden Tag eine Übersicht in leichter Sprache, das MDR hat eine eigene Seite für «Nachrichten in leichter Sprache» und der Deutschlandfunk hat ebenfalls eine Seite «Nachrichten leicht».

Zwar verpflichtet das Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) das SRF, Fernsehsendungen behindertengerecht aufzubereiten. Das SRF jagt darum viele Sendungen durch eine automatische Untertitelungssoftware durch. Für die Gehörlosen. Den 16 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung, die Mühe haben, schwierige Texte zu verstehen, hilft das aber nichts. Gerade in Coronazeiten sollte das SRF zumindest die wichtigsten Basisinfos leicht und schlank erklären. Sollte. Auf die Frage hin, warum sie plötzlich die Fallzahlen zwischen den Ländern publizieren, antwortet das SRF auf seiner Website:

Wir bieten ausserdem eine Reihe zusätzlicher Darstellungsmöglichkeiten wie etwa Normalisierung auf 1 Million Einwohner oder eben den Wechsel zur linearen Skala. Hinzu kommt, dass wir die Fallzahlen zusammen mit Kontexualisierung sowie weiteren, härteren Zahlen wie Mortalitätsraten und Übersterblichkeit publizieren.

Das verstehen nicht 16 Prozent Bahnhof, sondern 61 Prozent. Leicht – und trotzdem korrekt – wäre gewesen: «Wir bieten Ihnen viele Darstellungen an. Auf einer Darstellung sehen Sie, wie viele Coronakranke pro 1 Millionen Einwohner leben. Auf einer anderen Darstellung (Skala) sehen Sie, ob es mehr oder weniger Coronakranke gibt. Wir, das SRF, informieren Sie auch über die Sterblichkeit.»Viele Journalisten graust es vor diesen Vereinfachungen. Aber wer seinen Job ernst nimmt, muss sich Zeit für alle nehmen. Schwierige Texte darf man in der Freizeit schreiben.

Wie unglaublich kompliziert die News auf SRF geschrieben sind, offenbart der Flesch-Index. Er misst, wie leicht ein Text auf Grund seiner Struktur lesbar und verständlich ist. Je tiefer der Flesch-Wert, desto komplizierter der Text. Liegt der Wert zwischen 71 und 80 bedeutet das: Menschen mit Lernschwierigkeiten verstehen den Text.

Voraussichtlich allenfalls indirekt

Am 6. August erschien auf SRF News ein Interview mit einer spanischen Journalistin. Eine Frage lautete, wie die spanische Regierung den Tourismus retten könnte. Die gute Frau antwortete: «Von den 140 Milliarden Euro, die Spanien aus Brüssel bekommt, wird die Branche voraussichtlich allenfalls indirekt profitieren.» Sie hätte auch sagen können: «Das Brüssel-Geld landet nicht bei den Hotels.» Das wäre leicht verständlich gewesen. Der Artikel erreichte einen Flesch-Index von 42. Das bedeutet, dass ihn Menschen mit einem Berufsschul-Abschluss noch knapp verstehen.

0.06 zusätzliche Lohnprozente je hälftig

Am gleichen Tag schrieb ein anderer SRF-Journalist einen Artikel über den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Um den Lesern die Finanzierung zu erklären, schrieb der Autor: «Dafür sollen 0.06 zusätzliche Lohnprozente je hälftig bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhoben werden.» Das ist Beamtendeutsch und hat in einem Artikel nichts zu suchen. Der Artikel hat einen Flesch-Index von 23. Nur Menschen mit Matura verstehen den Quatsch. Ab Index 20 gilt: Nur Hochschulabsolventen kommen mit.

Diese beiden Beispiele sind zufällig ausgewählte Artikel. Es liessen sich leider noch viele finden. Eigentlich, so antwortet das SRF gegenüber ZACKBUM.ch, gehöre es zur «Kernaufgabe», einfach zu schreiben. Nur, «gelingt das nicht immer». Die Newsroom-Journalisten würden aber dazu angehalten, Texte nach einer Publikation namens «Texten für Web und App» zu verfassen. Hoffentlich ist wenigstens diese Guideline halbwegs verständlich geschrieben.

 

 

 

SRF-Shop-Flop

Die SRG muss sparen. Zuerst müsste sie lernen, wie man Geld verdient.

Wer denkt, dass DVDs heutzutage fast nichts mehr kosten, irrt sich. «Unterm Dirndl wird gejodelt» kostet auf Amazon 45,34 Euro. «Geh, zieh dein Dirndl aus» ist mit 15,38 Euro etwas günstiger. So betrachtet, ist an den Fr. 39.80 nichts auszusetzen, die der SRF-Film «Es geschah am… Der Geisterzug von Spiez» im SRF-Shop kosten.

Seltsam ist aber, dass dieser Film seit letzten September gratis auf Youtube läuft. Und zwar ziemlich erfolgreich: Über 260’000 Mal wurde der Film bereits angeklickt. Auch andere SRF-Filme kosten im SRF-Shop knapp 40 Franken und laufen zugleich auf der Plattform; und das schon seit Jahren. Hochgeladen wurden die Filme von SRF höchstpersönlich.

Geheimsache Umsatz

SRF erklärt dieses seltsame Geschäftsmodell damit, dass es sich bei diesen Filmen überwiegend um Lizenzprodukte handle, die mit dem «Programmvorhaben von SRF» nichts zu tun hätten.

Spannend wäre nun die Frage, wie viel SRF mit seinem Shop überhaupt verdient. Aber das wird nicht beantwortet. Der bundesnahe Betrieb darf aus «vertraglichen Gründen» keine Angaben zum Umsatz machen. Seit 2005 übernimmt nämlich die Migros-Tochter Ex Libris die Abwicklung. 2021 soll es zu einer Neubeurteilung des SRF-Shops kommen, so die Medienstelle.

 

 

 

 

 

 

 

SRF: «Alles riecht nach Mittelmass»

Zurück in die Zukunft: Als es die Fernsehfabrik gab

«Alles riecht nach Mittelmass», ist eine der Kernaussagen von zwei Reportagen über das Schweizer Fernsehen. «Die Fernsehfabrik», so der Titel, wurden intern produziert. Der Inhalt ist oft selbstkritisch und gut reflektiert. Viele bekannte TV-Gesichter kommen vor. Dafür sind die Interviews mit der Chefetage eher langatmig und leicht unterwürfig. Der Grund: Die Trouvaillen stammen aus den Jahren  1973 und 1980. Jetzt kann man sie auf Youtube anschauen. Der Clou: bei einem der Filme  (1973) führt der spätere Fernsehdirektor Peter Schellenberg Regie.

Beim anderen  (1980) Urs Bernhard, der danach eine internationale Karriere als Regissseur und Modefotograf hinlegte.

Für ältere Semester sind die Filme eine Augenweide, weil man viele Protagonisten vor der Kamera noch kennt, zumindest vom Hörensagen. Etwa «Menschen-Technik-Wissenschaft»-Gründer André Ratti, Moderatorin Heidi Abel, Nachrichtensprecher Léon Huber oder die noch überschaubar kleine Sportabteilung.

Für Unter-40-Jährige sind die Dokumente allenfalls interessant als Rückblende. Im Stil von: «Als die Blder laufen lernten». Doch wären so selbstkritische Portraits über SRF heute noch möglich? Wo alles von Medienjuristen und PR-Leuten geprüft und oft weichgespült wird? ZACKBUM.ch hat nachgefragt bei Laut Carmen Hefti, Leiterin Media Desk von SRF.

 «Alles riecht nach Mittelmass». Würde so eine kernige Aussage heute noch durchgehen?

«Hier muss ich etwas ausholen, denn es kommt immer auf die Sendung und auf den Kontext an, und auch darauf, wer eine solche Aussage macht (ist es eine Meinung eines Porträtierten oder wird eine solche Aussage im Off-Text bzw. von einer Moderatorin oder einem Moderator gemacht). Pointierte Aussagen sind prinzipiell erlaubt, solange wir keine Personen und keine Gruppen von Personen diskriminieren – weder wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit noch aufgrund ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechteridentifikation.» In längeren Beiträgen oder Dokumentationen könne auf Nationalität und ethnische Zugehörigkeit, Religion, sexuelle Orientierung, Geschlechteridentifikation und dergleichen eher eingegangen werden, weil dort die Möglichkeit besteht, bestimmte Haltungen zu begründen, Zusammenhänge zu erläutern sowie stereotype Vorstellungen zu benennen und ihnen entgegenzuwirken.

Hefti liefert noch folgende Unterscheidung: «Bei Sendungen mit Informationsgehalt muss das Publikum in die Lage versetzt werden, sich aufgrund der vermittelten Fakten und Meinungen eine eigene Meinung zu den behandelten Themen bilden zu können. Umstrittene Aussagen sowie Ansichten und Kommentare müssen als solche erkennbar sein.» Wenn also beispielsweise in einer Dokumentation oder Reportage Personen ihre Meinung pointiert äussern, sei das in Ordnung, solange die Meinung entsprechend eingeordnet werde, so Hefti.

Die Filme findet man hier:

Die Fernsehfabrik (1973)

Die Fernsehfabrik (1980)

Laut SRF gibt’s im SRF-Archiv  insgesamt vier Sendungen «Die Fernsehfabrik». Die beiden Sendungen von 1973 und 1980 sind online zu finden, die anderen zwei Sendungen – die von 1983 und 1987  – aktuell nicht.