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«Blick» wird hysterisch

Schnappatmung, Gehirnstarre, Panik. So sad, würde Trump sagen.

Eigentlich will der «Blick» gar kein Boulevardorgan mehr sein. Seine Vordenkerin verkündete bereits den Abschied davon. Das scheint sich aber noch nicht überall im Kopfsalat der «Blick»-Redaktion herumgesprochen zu haben.

Denn  der «Ausland-Redaktor» Guido Felder (genau der, der auch beim US-Wahlmonitor hyperventiliert) hat einen richtigen Kracher gelandet:

Das erinnert fatal an die Corona-Kreischen, als unter «Experten» ein wahrer Wettbewerb ausbrach, wer die meisten Toten prognostizierte. In der Schweiz gewann ein Amok mit der Vorhersage von 100’000 an Corona-Verstorbenen.

Nun gibt’s den gleichen Wettbewerb bei dem Herbeifantasieren eines europäischen Kriegs, bzw. eines Angriffs von Putin auf die NATO-Staaten. Da gibt es einen «Nuklearforscher» namens Fabian Hoffmann, der offensichtlich zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit als Professor an der Uni von Oslo geniesst. Das hat die Kriegskreische jetzt aber schlagartig geändert.

Zunächst zitiert Felber Sandkastenspiele deutscher Militärs. US-Präsidentschaftswahlen, führerlos, das könnte Putin ausnützen, um «seine Truppen in Nato-Staaten einmarschieren zu lassen». Bevor die «Blick»-Leser massenhaft in ihre Zivilschutzbunker flüchten, gibt Felber leise Entwarnung: «Wohl gemerkt, es ist ein Szenario.» Szenario, das ist ein neudeutscher Ausdruck für: Spekulation, Fantasie, haltlose Behauptungen.

Aber bevor wir alle aufatmen können, bringt Felber nun den Amok aus Oslo in Stellung. Der hat eine lustige Theorie: Weil Putin wisse, dass er kräftemässig der Nato unterlegen sei, würde er es gar nicht zur direkten Konfrontation kommen lassen, meint Hoffmann: «Russland würde nach russischer Doktrin versuchen, die Nato zur Unterwerfung zu zwingen, indem es signalisiert, dass es in der Lage ist, immer grösseren Schaden anzurichten.»

Und während Putin die Nato so drangsalierte, würde er etwas noch Aberwitzigeres machen: «Gleichzeitig würde Russland laut Hoffmann seinen nuklearen Schutzschirm über das Nato-Gebiet ausdehnen, das es in einem ersten Angriff erobern kann. Die Botschaft hier: Jeder Versuch, diese Gebiete zurückzuerobern wird zu einer nuklearen Eskalation führen.»

Putin erobert einen kleinen Nato-Staat. Dann führe er Schläge gegen die Infrastruktur der anderen Natostaaten. Schliesslich würde er sogar damit drohen, seine Eroberungen nuklear zu verteidigen, sollte die Nato zum Gegenangriff übergehen.

Hat der Mann eine Fantasie. Oder kriegt man in Oslo Zeugs, das anderswo im Giftschrank weggeschlossen wird? Oder sind dort die Ansprüche an eine akademische Tätigkeit viel niedriger als bei uns? Putin weiss zumindest etwas, das Hoffmann entfallen ist. Oder was er ignoriert, weil sonst sein ganzes Kriegszenario ins Wasser fiele. Das Grundprinzip der Nato lautet, dass ein Angriff gegen eines ihrer Mitglieder den sogenannten Bündnisfall auslöst. Das heisst, es wird als Angriff auf die gesamte Nato bewertet und entsprechend darauf reagiert. Notfalls auch atomar.

Genau aus diesem Grund hat Putin die Ukraine überfallen, bevor ihre Beitrittsverhandlungen zur Nato weiter fortgeschritten waren. Trivial, aber für Felber und Hoffmann offenbar unbekannt.

Nur so kann der Angstmacher vom «Blick» dann auf die Schlusspointe zusteuern: «Hoffmann: «Wenn wir den schlimmsten Fall in Betracht ziehen, was wir tun sollten, ist die Zeit bereits abgelaufen.»»

Also beim wahrscheinlichen schlimmsten Fall ist die Zeit bereits abgelaufen, etwas dagegen zu unternehmen. Nun, dann würde ZACKBUM vorschlagen, dass wir die Kriegsgefahr so stehen lassen, weil wir sowieso nix mehr machen können. Und als Vorbereitung für das Schlimmste heben wir doch einfach einen doppelten Wodka.

Nazdorovye.

Der Hase und der Igel

Keinem Presseerzeugnis fällt die Analogie zu einem Märchen auf.

73 mal verlangt der Hase Revanche, dann bricht er tot zusammen. Denn er hatte sich auf ein Wettrennen mit dem Igel eingelassen, nachdem er sich über dessen krumme Beine lustig gemacht hatte.

Natürlich hat der Igel keine Chance, platziert aber seine Frau am Ende der Rennstecke, die sich jeweils vor dem heranstürmenden Hasen erhebt und sagt: «Ick bün all hier.» So erzählen es die Gebrüder Grimm.

Die Analogie zum Wettrennen zwischen Virus und Impfungen liegt auf der Hand. In der allgemeinen Hilflosigkeit, eine wirksame Abwehrstrategie gegen das Virus zu entwickeln, ist mangels anderem das Impfen ins Zentrum gerückt.

Vom Virologen Lukas Bärfuss abwärts (und vor allem aufwärts) fordern Wissenschaftler, Politiker und Medien im Chor: impfen. Mehr impfen. Häufiger impfen. Zwangsimpfen.

Man braucht sichtbare Feindbilder

Weil das Virus mikroskopisch klein ist und sich daher nicht als Personifizierung des Üblen gebrauchen lässt, muss stattdessen der Impfgegner hinhalten. Der Impfverweigerer. Der nimmt nicht länger ein verfassungsmässiges Recht wahr. Der darf sich nicht länger darauf berufen, dass es in der Schweiz keinen Impfzwang gibt.

Auch eine hochwissenschaftliche und in ihren Aussagen unbestrittene Studie, die in vielen Ländern und in allen US-Bezirken untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen Durchimpfung und Anzahl Neuansteckungen gibt, verpuffte wirkungslos. Denn sie ergab ohne Wenn und Aber, dass es keine Korrelation gibt.

Aber solche Erkenntnisse werden heutzutage ignoriert wie weiland Beobachtungen, die in Frage stellten, dass die Erde eine Scheibe sei, an deren Rand man ins Bodenlose fallen würde.

Der sogenannte Impfskeptiker ist nun als personifizierter Bösewicht enttarnt. Er ist verantwortungslos, unsolidarisch, egoistisch, wissenschaftsfeindlich. Er bringt die Intensivstationen an den Rand, überlastet unser Gesundheitssystem, muss als potenzielle Lebensgefahr für die anderen vom öffentlichen Leben so weit wie möglich ferngehalten werden.

Jeglicher Spass ist ihm ab Montag untersagt. Kein Besuch mehr von Gaststätten, Kultureinrichtungen, körperlicher Ertüchtigung. Immerhin darf er noch, es ist schliesslich Weihnachten, seinem Kaufrausch frönen, wenn er ihn denn hat.

Wahnvorstellungen sind schwer therapierbar

Irrationalem, das liegt in der Natur der Sache, lässt sich nicht mit vernünftigen Argumenten beikommen. Dass es angesichts dieser Tatsachen wenig Sinn macht, eine möglichst vollständige Durchimpfung der Bevölkerung zu fordern, dass es wenig Sinn macht, Kinder und Kleinkinder zu impfen, wo die einzige Hochrisikogruppe ab Alter 75 beginnt, das ist nicht mehr vermittelbar.

Es herrscht inzwischen auch eine völlige Beliebigkeit der Interpretationen, ohne Rücksichten auf Logik, Zweckrationalität oder Kausalitätsketten.

So twittert der deutsche Marcel Salathé:

Das Zentralorgan der wissenschaftlichen Berichterstattung «Blick» doppelt nach:

Die Fakten scheinen zu sein: an dieser Feier Ende November nahmen über 100 Gäste teil, 96 Prozent davon waren doppelt geimpft. Alle mussten vorab einen Test machen – alle negativ. Offenbar war ein Teilnehmer zuvor aus Südafrika angereist und verteilte die neue Virus-Variante Omikron. An der sich fast drei Viertel der Anwesenden ansteckten.

Daraus kann man nun schliessen, dass offenbar die Impfung gegen die neue Variante nicht wirksam ist. Allerdings nahm die Erkrankung bislang bei keinem der Betroffenen einen so schweren Verlauf, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Daraus schliesst Drosten messerscharf:

«Sieht mir nicht nach einer milderen Erkrankung aus.»

Wie sollte die vierte Gewalt damit umgehen?

Nun wäre es wohl die Aufgabe der vierten Gewalt, wenn sie diese Bezeichnung noch verdienen würde, wäre es die Aufgabe von kritischem Journalismus, die naheliegende Nachfrage zu stellen: Hä? Fast alle geimpft, alle zuvor negativ getestet, Dreiviertel angesteckt, keiner auch Wochen danach im Spital?

Könnte das nicht bedeuten, dass die Impfung wirkungslos ist, aber die gute Nachricht darin besteht, dass die neue Variante zwar hochansteckend ist, aber keinen schweren Verlauf nimmt? Und wenn das so ist, wieso verzapft Drosten* das, und wieso wird Impfen weiterhin als Allheilmittel angepriesen?

Aber solche Fragen zu stellen, das würde bedeuten, das eigene Hirn einzuschalten und auch zu benützen. Wer will das schon, in den Mainstream-Medien, wo man sich lieber darüber aufregt, dass in Zügen Nahrungsmittel und Getränke konsumiert werden.

 

*Red. Wir entschuldigen uns bei Anette von Droste-Hülshoff.