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Das «Magazin» des Schreckens

Die Welt ist garstig genug. Braucht’s auch noch Nina Kunz?

Und als ob Kunz alleine nicht schon für Leserschwund sorgen würde, das lässt sich noch steigern. Schwer vorstellbar? Aber einfach realisierbar.

Wenn Kunz Franziska Schutzbach interviewt. Auf 25’600 A! Welchen Kreis der Hölle sich Dante wohl so vorgestellt hat?

«Frauen bekommen Freiheit von anderen Frauen. Oder sie bekommen sie gar nicht.»
Also gebt endlich auf, Männer.

Nina Kunz, das ist die Kolumnistin, die Texte absondert wie: «Unsere Autorin fühlt sich entfremdet von der Natur und möchte das ändern. Eine Selbsterkundung in elf Kapiteln.» Schutzbach behauptet, eine Genderforscherin zu sein, ist aber garantiert eine feministische Antidemokratin. Sie ging so weit, dass sie Redeverbot oder Boykott für «rechtsnationale Politiker» forderte, selbst wenn «diese gewählt wurden». Als das Gegenwind gab, ruderte sie schnell zurück, das sei nur ironisch gemeint gewesen.

Beide zusammen lupfen der Bärtschi-Skala der Peinlichkeit den Hut. Er selbst garantiert normalerweise für eine stabile 10. Die geballte Frauenpower Kunz/Schutzbach schafft problemlos eine 25. Ach was, nach Lektüre dieses Interviews vergibt ZACKBUM matt und verwundet eine 30.

Das fängt schon beimTitelzitat an:

«Verbünden sich Frauen, wird männliche Herrschaft infrage gestellt.»

Bei diesem Beispiel ist es allerdings so, dass dieses Bündnis, diese Verbrüderung, Pardon, Verschwesterung, männliche Herrschaft höchstens so in Frage stellt, dass sich auch Männer beim Lesen totlachen können.

Hingegen vermisst man in den langen, langen und laberigen Zeilen ein Thema, das doch durchaus interessieren könnte. Es gab ja mal den Roshani-Skandal. Da richtete eine frustrierte Intrigantin ihren ehemaligen Chefredaktor im «Spiegel» hin, weil sie dessen Stelle wollte, aber nicht bekommen hatte und stattdessen selbst gefeuert wurde. Sie behauptete unter anderem, der Chefredaktor habe sie vor versammelter Mannschaft des «Magazins» verbal niedergemacht und übel angegangen. Zu dieser Mannschaft gehörte damals nicht nur die schreibende Schmachtlocke Binswanger, sondern auch der Lebensgefährte von Schutzbach.

Es wäre also für beide, wie auch für den feigen Sportreporter Christof Gertsch, problemlos möglich gewesen, diese Behauptungen von Roshani zu verifizieren – oder zu falsifizieren. Aber hat Mikael Krogerus, sicherlich ein grosser Feminist vor dem Herrn, den Mund aufgekriegt? Nein, auch er schwieg verkniffen und antwortete nicht mal auf Anfragen – wie seine sonst mit dem Zeigefinger wackelnden Kollegen –, und Schutzbach bat öffentlich um Verständnis, dass auch sie sich zu diesem Fall nicht äussern könne und wolle. So viel zu weiblichen Bündnissen im Ernstfall.

In der grauen Theorie kann Schutzbach allerdings «eine aufregende Frage» stellen, die allerdings wohl nur Kunz aufregt: «Was wäre, wenn es generell mehr Solidarität und Freundschaft unter Frauen, Lesben, inter, nicht binären, trans und agender Personen (kurz: Flinta-Personen) gäbe

Darüber hat Schutzbach (schon wieder) ein Buch geschrieben, und Kunz gibt ihr in weiblicher Solidarität eine grosse Plattform, um Plattes abzusondern. Aus ihrem «neuen Werk «Revolution der Verbundenheit»». Da das Werk erst am 1. Oktober erscheint, figuriert es nicht mal auf dem Platz 1’724’315 der Amazon-Verkaufsliste. Den es aber bald erobern wird.

Obwohl Schutzbach hier ewig gültige und daher schon x-mal geäusserte Flachheiten von sich gibt:

«... meine eigenen Freundschaften vertieft habe … eine positive Haltung gegenüber dem Leben einzunehmen … Hoffnung ist harte Arbeit, Pessimismus und Zynismus sind reaktionäre Gefühle … ein Buch, das auch die Spuren solidarischer Praxis, von Liebe und Freundschaft aufspürt (!) … orientierte ich mich stark an feministischen Denkerinnen wie Silvia Federici oder Christina Thürmer-Rohr. Die sagen, und ich vereinfache jetzt stark, dass sich unsere Sehnsucht nach Verbesserung auf unsere unperfekte Welt richten sollte und wir nicht zuerst – wie in männlich geprägten Revolutionskonzepten – das ganze System zertrümmern müssen.»

Wir lassen eine Alarmsirene erklingen, damit wenigstens ein paar Leser aufwachen. Denn was ZACKBUM sich angetan hat, da muss mann (und frau and everybody beyond) auch durch, denn Kunz fragt den ganzen Katalog dämlicher (nomen est omen) Fragen ab, auf die Schutzbach ebenso antwortet: «Das romantisierte Eins-Werden bedeutet für Frauen in heterosexuellen Beziehungen häufig, die eigenen Wünsche zurückzustellen zugunsten der Wünsche des Partners oder der Familie.» Das wird nun Krogerius gar nicht gerne hören, der alte Macho.

Aber nicht nur die Antworten sind hirnerweichend, auch die Fragen schaffen das: «Geblieben ist mir auch, dass der Philosoph Michel de Montaigne (1533–1593, Anm. der Red.) meinte, die weibliche Seele sei nicht «fest» genug, um Freundschaften einzugehen. Was hat es mit dieser absurden, misogynen Abwertung auf sich?» Ist das wirklich alles, was Kunz vom grossen Denker Montaigne geblieben ist? Ein einziger seiner Essays enthält mehr Esprit als diese beiden Damen im ganzen Leben aufbringen werden.

Niemals hätte Montaigne eine Flachheit wie diese von sich gegeben: «Männliche Herrschaft funktioniert unter anderem dadurch, dass Frauen von Männern abhängig gemacht werden.»

Ach was, und was können Frauen dagegen tun (ausser sich von Krogerius trennen)? «In einer separatistischen Praxis beginnen Frauen, den Zugang zu sich selbst zu kontrollieren und das schlechte Gefühl, das sie dabei oft haben, zu verlernen.»

Zugang zu sich selbst kontrollieren? Hä? Muss man flinta sein, um das zu verstehen?

ZACKBUM ist’s zu viel geworden, daher schliessen wir mit einer der intelligentesten Fragen oder Feststellungen von Kunz im ganzen lähmend langen Interview:

«Eben

Eigentlich ist dieses Werk ein kaum verhüllter Aufruf an Pietro Supino: bitte, machen Sie dieser Leserqual ein Ende. Viele werden es Ihnen mit einer Spende danken.

 

 

Der Name des Baumes

«Das Magazin» begibt sich auf das Niveau einer Schülerzeitung.

Von Thomas Baumann
Die Magazin-Redaktorin Nina Kunz, deren Peinlichkeiten schon einige Male Thema auf ZACKBUM waren, hat es wieder getan.
In einem «Essay eines Stadtkindes» fragt sie sich: «Warum kenne ich die Namen der Bäume in meiner Strasse nicht
Naheliegender wäre eigentlich gewesen: ‹Warum kenne ich die Betonmischungen und Eisenarmierungen der Häuser nicht, obwohl ich freiwillig in der Stadt wohne?›
Der Lead sagt eigentlich schon alles: «Unsere Autorin fühlt sich entfremdet von der Natur und möchte das ändern. Eine Selbsterkundung in elf Kapiteln.»
Wer da noch weiterliest, ist selber schuld. Wir haben für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das Kreuz auf uns genommen. Immerhin war die Autorin jenes Textes zweimal «Kolumnistin des Jahres» der Fachzeitschrift «Schweizer Journalist:in».
Bereits im ersten Satz gesteht die Autorin ein, dass sie «kein Gespür» für die Natur habe. Eine erste Duftmarke ist gesetzt. Im fünften Satz «macht» (nicht: gibt) ihr «diese fehlende Sensibilität ein ungutes Gefühl», in Satz Nummer sieben «denke» sie nie, ihr «Leben sei irgendwie verwoben mit dieser Welt», und in Satz Nummer neun «fühlt es sich so an, als wäre da permanent eine Barriere zwischen der Natur und mir.»
Grosse Gedanken, grosse Literatur benötigen nicht immer komplizierte Sätze à la Immanuel Kant. Siehe Camus› «L’étranger». Aber simple Gedanken machen weder grosse Literatur noch Philosophie.
Gleich hinter der «Barriere» «keimt» bei der Autorin «da auch ein Unbehagen auf», weil ein Baum sie daran erinnere, «dass meine ganze Existenz von ausgeklügelten Ökosystemen abhängt
So weit müsste sie gar nicht blicken: Ein Blick in die Hinterlassenschaften in der Toilettenschüssel reicht, um jedermann daran zu erinnern, wie sehr er vom «ausgeklügelten Ökosystem» des Mikrobioms abhängt.
Aber natürlich ist es viel poetischer, sich von Bäumen daran erinnern zu lassen, vor allem, wenn da auch gleich noch etwas «keimen» soll. Bäume könnte man ja gegebenenfalls auch noch umarmen, im Gegensatz zu, na eben…
Das erste Kapitel beginnt dann gleich mit dem Zauberwort, das alle ersehnt haben: «Entfremdung». Bedeutet zwar nichts, macht sich aber immer gut.
In Kapitel zwei interviewt sie wieder einmal ihre Grossmutter. Wie Lesern dieser Plattform wohlbekannt ist, nicht zum ersten Mal .
Offiziell tönt es zwar so: «Wie immer, wenn ich ein Problem habe, frage ich meine Grossmutter.» In Wirklichkeit dürfte es bei besagtem «Problem» vor allem darum gehen, Zeilen zu schinden.
In Kapitel drei kommt die Autorin dann zur Erkenntnis, dass sie «nicht nur die Natur, sondern die ganze Welt als eine Art Kulisse für mein Leben» wahrnehme.
Spätestens jetzt sollte jedem nur ein wenig gewitzten «Magazin»-Leser eigentlich klar werden, dass er selber bloss zu dieser Kulisse gehört, vor der sich diese Selbstdarstellung eines Lebens als «Autorin» vollzieht.
Ohne Leser gibt es keine Autoren-Existenz, gleich wie es ohne Fans keine Stars geben würde.
An ihre Leser, diese blosse «Kulisse» ihrer bedeutungsvollen Existenz, verschwendet sie jedoch keinen Gedanken, sondern führt ihr Problem darauf zurück, dass sie «in einem grotesken Überfluss gross geworden» sei, während die Grossmütter weiland noch die Rüben aus dem eigenen Garten essen musste.
Grotesk ist an der Autorin bzw. an ihrer Schreibe ja so allerhand — aber kaum der angebliche Überfluss, in dem sie gross geworden sein will.
In Kapital vier geht es mit «Entfremdungsgefühlen» weiter und wie der Mensch begonnen habe, «die Erde gewaltvoll auszubeuten» (symbolisiert unter anderem durch den Produktionsprozess von Avocados), bevor es in Kapitel fünf zum Landdienst auf den Acker geht. Ganz in homöopathischer Dosierung nur für einen Nachmittag.
Wäre ja zu schlimm, wenn sich infolge längerer, direkter Auseinandersetzung mit der natürlichen Umwelt das «Entfremdungsgefühl» und damit die Grundlage für den ganzen Artikel verflüchtigen würde.
Natürlich ist es in Kapitel sechs der Autorin nicht zu blöd, uns darüber zu informieren, dass sie auch in der freien Natur nicht lassen könne, auf den Bildschirm ihres Telefons zu starren.
Und kommt so zur Erkenntnis: «Wenn ich ein [Pflanzen-]Blatt anschaue, denke ich jedenfalls nicht: ‹Ich will mehr davon.›» Ein durchaus naheliegender Gedanke übrigens. Jeder Bauer denkt so beim Anblick von Unkraut.
Diese quälende Entfremdung — und die Sehnsucht: «Das Erhabene — ich will mehr staunen können».
Auf der Suche nach diesem Erhabenen lässt uns die Autorin wissen, dass sie gerne am Zürichsee spaziere. Also wieder etwas Natur in homöopathischer Dosierung. Doch selbst dort «durchfährt» sie «ein gewaltiges Schaudern», «weil ich mir versuche vorzustellen, dass es dieses Seebecken ja nur gibt, weil sich vor rund zwanzigtausend Jahren der Rhein-Linth-Gletscher zurückgezogen hat.»
Stellt sich die Frage: Warum soll einem ein Schaudern durchfahren, weil ein See in einer ehemaligen Gletschermulde entstanden ist? Beziehungsweise war die Mulde ja schon da und wurde einzig durch den Rückzug des Gletschers frei.
Mit gleichem Recht könnte erschüttert sein, wer sich vorstellt, dass ein Kinosaal sich leert, damit andere Besucher hineinströmen können.
Doch wenn es kompliziert sein soll, dann so richtig: Das Schaudern überkommt die Autorin ja nicht wegen der geologischen Fakten, sondern «weil [sic!] ich mir versuche vorzustellen», dass es eben jene geologischen Gegebenheiten gab.
Spätestens jetzt durchfährt den Liebhaber gepflegter Literatur, nicht nur aufgrund einer Satzstellung, welche einem schlecht gerichteten Gebiss ähnelt, selber ein gewaltiges Schaudern.
Und der Freudianer fragt sich: Nimmt der sich langsam aus der Mulde zurückziehende Gletscher in der Phantasie der Autorin womöglich eine ähnliche einschüchternde Rolle ein wie das Pferd in der Phantasie des Knaben aus der «Phobie eines fünfjährigen Knaben»?
Doch damit sind die gequälten Leser noch nicht entlassen: «In diesen Momenten fühle ich mich winzig und riesengross, weil [sic! schon wieder!] ich begreife, dass es eine Zeitrechnung gibt, die nicht für meine Menschenhirn gemacht ist. Ausserdem staune ich in diesen Momenten über alles, und es kommt mir absurd vor und wie das grösste Glück, dass es die Erde gibt und Seen und flache Pfirsiche und Wolken.»
Böse Avocados, gute Flachpfirsiche? Dass es letztlich wohl in erster Linie darum geht, sich selbst «riesengross» zu fühlen, verrät die Autorin dankenswerterweise gleich selbst.
Sonst merkt man dem Text nur eins an: Es geht immer nur um die Autorin — und ihren kaum verhohlenen Wunsch, dass endlich einmal etwas in ihrem Leben geschehen möge.
Dabei fällt ihr gar nicht auf, wie infantil es im Grund ist, freiwillig in der Stadt zu wohnen und sich darüber zu beklagen, dass es dort zu viel Beton gebe.
Unweigerlich fühlt man sich da an Marxens Diktum vom «Geist geistloser Zeiten» erinnert. Wobei Marx damit ja ursprünglich die (christliche) Religion meinte. Welche im Gegensatz zu solchem Geschreibsel wenigstens noch grosse Literatur hervorgebracht hat.

Die «Magazin»-Memmen

Hat man so viel kollektive Feigheit schon jemals gesehen?

Bruno Ziauddin ist als Stellvertreter von Finn Canonica auf dessen Stuhl gerutscht. Bei der Gelegenheit verabschiedete er seinen Chef mit einer Eloge und vergass zu erwähnen, dass der gefeuert worden war. Als seine Mitarbeiterin Anuschka Roshani gefeuert wurde, blieb er stumm. Wenn man ihn heute fragt, was denn da abging, verweist er schmallippig auf die Medienstelle von Tamedia.

Im aktuellen Editorial sabbert er über Eltern mit Kindern und solche ohne. Und über einen Zahn Lumumbas, ein Thema, das ihn «aufgewühlt und ja: wütend gemacht» habe. Das Thema, ob sein ehemaliger Chef weggemobbt wurde oder jahrelang seine Mitarbeiterin quälte, das lässt Ziauddin aber öffentlich völlig kalt.

Dann haben wir den Kampffeministen und Fan inkludierender und nicht diskriminierender Sprache Philipp Loser. Schnell zur Hand, wenn es aus Gutmenschenperspektive etwas zu verbellen gilt, wenn es einen Konzernjournalisten braucht, der einen unliebsamen Konkurrenten so niederschreibt, dass der Artikel gelöscht werden muss und er selbst zu Kreuze kriechen. Bleibt stumm. Katja Früh: kein Wort. Kaltërina Latifi? Schreibt übers Duzen. Christian Seiler? Über «Sushi oder das Rätsel der Aale». Anita Blumer, «Autorin und Regisseurin»: über Kinder. Simona Pfister? Über Simone de Beauvoir. Eva Hirschi? Über «ein Tag im Leben». Max Küng? Hat sich verirrt.

Im Impressum sind neben Bruno Ziauddin und seiner stellvertretenden Quotenfrau Barbara Achermann drei  Redakteure aufgeführt, darunter Mikael Krogerus, der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach. Dazu sieben «redaktionelle Mitarbeiter». Diverse von ihnen sind Autoren im Verlag «Kein & Aber» des Gatten von Roshani, wie zum Beispiel Nina Kunz.

Es gibt kaum ein Unrecht auf der Welt, dass das «Magazin» noch nicht angeprangert hat. Sexuelle Übergriffe, Ausnützung von Machtpositionen, Diskriminierung, Anzüglichkeiten, #metoo, Frauen als Opfer von Machomännern: aber hallo, wo sich ein Thema an den Haaren herbeiziehen liess, da war das «Magazin». Und gab es keine Haare, drehte es Locken auf der Glatze.

Nun wogt seit über einem Monat eine Debatte, ob die Behauptungen von Roshani zutreffen, ihr ehemaliger Chef habe sie jahrelang gemobbt, diskriminiert und gedemütigt. Auch coram publico, also vor Zeugen, vor anderen Redaktionsmitgliedern.

Aber hat es ein einziges bislang geschafft, mit Namen hinzustehen und Zeugnis abzulegen? Nein. Es gibt nur anonyme Heckenschützen, die alles als «noch viel schlimmer» beschreiben. Wenn sie nicht von den jeweiligen Autoren der Konkurrenz erfunden wurden. Es gibt eine Recherche vom «Schweizer Journalist», der acht Mitarbeiter zitiert, die übereinstimmend sagen, dass sie solche Verhaltensweisen von Canonica nicht erlebt hätten, es kein Mobbung gegeben habe und das Klima auf der Redaktion gut gewesen sei. Aber auch sie machen das anonym.

Man habe sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können, ist das sackschwache Pseudoargument aus der Dunkelheit des Schweigens. Herrscht da Schiss vor arbeitsrechtlichen Folgen? Nun, gratis aus der Anonymität wäffeln, das ist billig. Hinstehen und Konsequenzen gegenwärtigen, das bräuchte einen Funken Zivilcourage.

Nicht mal den bräuchten die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger und der in anderen Zusammenhängen tief gründelnde Reporter Daniel Ryser. Aber auch sie haben ein Schweigegelübde abgelegt, ignorieren wie alle anderen Anfragen, als wären sie bereits im Kloster.

An alle diese Maulhelden und Memmen öffentlich die einfache Frage: Glaubt Ihr wirklich, angesichts dieses Verhaltens glaubt Euch noch irgend jemand Eure Ansichten über irgend etwas? Und Zusatzfrage: Schämt Ihr Euch denn gar nicht, wenn Ihr morgens in den Spiegel schaut?

 

Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»

Beziehungsdelikte

Die Steigerung zu: Journalisten interviewen Journalisten? Enkelin interviewt Grossmutter.

Es ist eine altbekannte Unart. Wenn Journalisten überhaupt nichts mehr einfällt, dort, wo sie herumstehen, nichts los ist, dann interviewen sie sich gegenseitig. Als würde es den Leser interessieren, wenn Journalist A zu Journalist B sagt, dass er genauso wenig Ahnung hat wie sein Interviewer.

Aber im modernen Elendsjournalismus sind noch Steigerungen möglich. Ist nichts los, berichtet Journalist A über das Innenleben, das Befinden, die Qualen, die Zweifel, die körperlichen Funktionen von Journalist A. Auch das interessiert den Leser herzlich wenig.

Nun gibt es eine weitere Spielart des Selbstbespiegelungsjournalismus. Eines Journalismus, der meint, der Bote sei wichtiger als die Botschaft. Oder der Bote sei gleichzeitig die Botschaft.

Da spielt ein Redaktor, wenn er nicht gerade Elon Musk eintopft, mit seinem Sohn auf der Playstation. Und macht doch tatsächlich einen Artikel draus. Der genauso überflüssig ist wie sein Interview mit Dieter Bohlen.

Andere Kolumnisten lassen sich über Modefragen aus, über ihre Wünsche als Jugendliche, über Restaurantbesuche («war sehr gut»), über bezahlte Reisen, über Kochrezepte oder über ihre Wohnungseinrichtung.

All das, so meint man, sei schwer zu unterbieten. Aber es gibt ja nicht nur das Selbst des Journalisten, seine Sprösslinge oder Lebenspartner oder dramatischen Erlebnisse aus Kindheit, Leben und Krankheit. Es gibt auch noch die Eltern und die Grosseltern.

Da entblödet sich der Qualitätskonzern Tamedia nicht, zu verkünden: «Nina Kunz interviewt ihre Grossmutter». Nina who? Nun, laut Wikipedia ist Kunz eine «Schweizer Journalistin, Kolumnistin und Schriftstellerin». Ihr erstes Buch sei «eine Sammlung ihrer Texte unter anderem zu den Themen Leistungsdruck, Internet und Patriarchat». So wird man von der Kolumnistin zur Schriftstellerin. Der sehr passende Titel des Werks lautet: «Ich denk, ich denk zu viel.» So kann man sich täuschen.

Diese bedeutende Schriftstellerin interviewt nun ihre Grossmutter. Schon die Einleitungsfrage beweist, dass nicht übermässig gedacht wird: «Liebe Oma – du hast im Februar deinen fünfundachtzigsten Geburtstag gefeiert. Wie fühlt sich das an?» Wahrscheinlich wie das Feiern des 85., könnte man denken. Die Grossmutter lässt es bei einem freundlichen «gut» bewenden, gibt aber zu, dass sie mit dem Gedächtnis so ihre kleinen Probleme habe.

Deshalb macht ihre Enkelin gleich einen Gedächtnistest: «Vor einigen Monaten hast du mir erzählt, dass dich die jetzige Zeit immer wieder an deine Kindheit erinnere. Kannst du mir nochmals erklären, warum?» Das ersparen wir aber dem Leser. Wie geht’s weiter? Eine kleine Duftmarke soll genügen, bevor wir uns alle die Nase zuhalten:

«Als du in meinem Alter warst – das war dann 1966 –, warst du schon Mutter, verwitwet … – … und Vollzeit im Spital angestellt.  – Eben. Und ich schaffe es ja kaum, meine beiden Orchideen am Leben zu halten

Das ist vielleicht launig und weist darauf hin, dass die Grossmutter altersmilde ihrer Enkelin alles nachsieht. Wird’s auch noch ernster? Unbedingt:

«Warst du auch mal überfordert vom Grundkonzept des Existierens? – Vom was? – Also, dass man ungefragt auf diese Erde geworfen wird … – … und in den meisten Fällen auch ungefragt wieder gehen muss. – Genau.»

Kaum zu steigern, aber Kunz probiert’s:

«Was willst du mir noch mit auf den Weg geben? –Was ich gemerkt habe, ist, dass man im Alter bescheidener werden muss, was das Programm angeht. Ein gelungener Tag ist für mich einer, an dem ich alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe.»

Mit 17’388 Anschlägen quält hier das «Magazin» seine Leser. Wir wagen die Behauptung, dass sich selbst die «Republik» nicht trauen würde, eine solche Peinlichkeit auf eine solche Länge auszuwalzen.

ZACKBUM findet, dass unsere Leser mal wieder kräftig spenden sollten, weil wir ihnen den grössten Teil ersparen. Nur weil’s zum Grölen ist, kommt hier noch der Schluss der Quälstrecke. Uns fehlen dafür die Worte:

«Was hast du denn noch vor? – Ich muss Fallen bauen. Die Kirschessigfliege legt Maden in meine Himbeeren, dann schmecken sie komisch. Ich will nicht, dass sie mir die ganze Herbsternte verderben

 

Drei Frauen, drei Texte

Ein Beitrag zur Genderdebatte.

Spielt das Geschlecht des Urhebers eines Textes eine Rolle? Wir wollen das Urteil unseren geschätzten Lesern überlassen, denn der männliche Autor ist sich bewusst, wie schnell man hier in Teufels Küche, also in die Küche der Teufelin, Pardon, des Teufel*Ins, oder gar des Teufel!s, also wie auch immer, man (und frau) weiss schon, was ZACKBUM meint.

Wir wollen einfach die Höhepunkte dreier Texte von Autorinnen des «Magazin» kommentarlos darbieten. So viel Ertrag aus schmerzlicher Lektüre muss schon sein.

Autorin eins: Kaltërina Latifi

«Bin ich jetzt nicht ganz woanders? Habe ich mich nicht komplett entwöhnt, entfremdet? Habe ich nicht längst anderswo Fuss gefasst, Wurzeln geschlagen? Das bin ich, das habe ich. Eben darum aber drängt sich dieses Verhältnis, das mehr einem Nicht-Verhältnis gleicht, umso heftiger in mein Bewusstsein und will, dass ich mich damit auseinandersetze.

Die Pein, die mich heute überkommt, wenn ich zurückkehre, sie ist eine Variation eben dieses Schmerzes der Entwurzelung und wiederholt sich in diesen Abschieden …

Jedes dieser Wiedersehen und wieder Abschiednehmen ist ein Stachel in unser Fleisch, der uns daran erinnert, dass wir uns in einem dynamischen, generationenübergreifenden und grenzenüberschreitenden Wechselverhältnis befinden, das unser eigenes Wesen bestimmt.»

 

Autorin zwei: Katja Früh

«So habe ich kürzlich eine dicke, weit geschnittene Hemdbluse aus karierter Baumwolle erstanden. Wenn ich sie trage, habe ich das Gefühl, eine Künstlerin zu sein, Malerin in Südfrankreich zum Beispiel.

Früher trug ich zu Hause und zum Schlafen gerne schwarze Unterröcke à la Siciliana, etwas verrucht kam ich mir da vor, rauchend auf dem Bett. In amerikanischen Filmen tragen Frauen am Morgen nach der Liebesnacht gerne das zu grosse Hemd ihrer Lover, das gefällt mir auch gut, Männerhemden zu schmalen Hosen. 

Mode ist ein Trieb, sagt eine Freundin, die wirklich etwas davon versteht. Das scheint zu stimmen, denn wenn ich überlege, wie früh in meinem Leben diese Gier begann, wie ich mit fünf schon meine neuen Schuhe am Bettrand aufstellte, um sie gleich nach dem Aufwachen sehen zu können.»

 

Autorin drei: Nina Kunz

«1816 fiel in Europa – wie Sie vielleicht wissen – der Sommer aus. Es regnete und regnete, bis die Flüsse über die Ufer traten und die Kartoffelernte verfaulte.

Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber: Diese Krise hatte etwas mit einem Vulkan zu tun – und wenn Sie mehr wissen wollen, empfehle ich Ihnen dringend, das neue Buch von Timo Feldhaus zu lesen.

Aber wirklich beeindruckend an diesem Buch finde ich, dass der Autor es schafft, all diese Erzählstränge zu einer Meditation über den Fortschrittsbegriff zu verweben. Denn bei all den Geschichten geht es immer auch darum, dass man im frühen 19. Jahrhundert dabei war, alle möglichen wissenschaftlichen Rätsel zu lösen (Mary Shelley hatte zum Beispiel selbst gesehen, wie man abgetrennte Froschschenkel durch Stromstösse wieder zum Zucken bringen konnte).»

Wir haben versprochen, uns jedes Kommentars zu enthalten. Stattdessen machen wir eine kleine Collage aus diesen Texten und fragen: werden sie dadurch noch unverständlicher oder gar besser?

Früher trug ich zu Hause und zum Schlafen gerne schwarze Unterröcke à la Siciliana, etwas verrucht kam ich mir da vor, rauchend auf dem Bett. Bin ich jetzt nicht ganz woanders? Habe ich mich nicht komplett entwöhnt, entfremdet? Mary Shelley hatte zum Beispiel selbst gesehen, wie man abgetrennte Froschschenkel durch Stromstösse wieder zum Zucken bringen konnte. Jedes dieser Wiedersehen und wieder Abschiednehmen ist ein Stachel in unser Fleisch. Mode ist ein Trieb, sagt eine Freundin, die wirklich etwas davon versteht. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten.