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Grosse Portionen Geheucheltes

Linke sind ziemlich schamlos.

Ihr Problem besteht häufig darin, dass sie sich als geübte Intellektuelle fast alles schönschwatzen können. Gelenkig machen Sie aus Weiss Schwarz oder umgekehrt. Lösen Widersprüche auf, quatschen Rundes eckig. Oder Eckiges rund.

Da protestiert ein Klimakleber auf Strassen und am Flughafen. Um dann für seine wohlverdienten Ferien nach Mexiko zu fliegen. Privatreise. Zu seinem Prozess schwebt er aus London ein. Dienstreise. Der Mitarbeiter der Hilfsorganisation Swissaid Marc Ummel verfasst mit Fehlern gespickte Goldreports. Für satte 10’000 Franken Salär im Monat, über viele Monate hinweg.

Da fliegen die beiden Möchtegern-Grosspolitiker Wermuth und Molina für ein Selfie nach Berlin, obwohl sie gerne innereuropäische Flugreisen an solche mit der Bahn erreichbare Ziele verbieten wollen. Wäre dann wohl kein Problem für sie, zur Not tut’s der Privatjet.

Die aufrechte Kämpferin gegen Hass und Hetze Meret Schneider wird auf X mal für Mal gesperrt. Zuletzt widerruflich, um dann doch wieder aufzutauchen. Denn ihren angeblichen Humor oder Sarkasmus versteht auch nicht jeder. Sie sei halt mit «unkonventionellen Äusserungen» aufgefallen, redet das Tamedia schön. Man möchte nicht wissen, wie das Blatt schäumte, wenn ein SVP-Politiker solche Tweets absetzte.

Gerade die Grünen sind ein Nest von Heuchelei, Opportunismus und Wendehalsigkeit. Neuerdings sprechen sie sich gegen Solarkraftwerke in den Alpen aus. Aber das ist nicht mal das Schlimmste. Der Obergrüne Bastien Girod gehört zu den vielen Gut- und Besservdienern, die Wein saufen, aber Wasser predigen. In seinem gut bezahlten Job bei «South Pole» kam er ins Kreuzfeuer der Kritik – was er cool abtropfen liess.

Sein Nationalratskollege Balthasar Glättli kommt zusammen mit seiner Gattin auf ein nettes Einkommen von rund 300’000 Franken im Jahr. Dafür verspricht er aber auf seiner Webseite grosse Transparenz, vorbildlich. Seine Lohnausweise von 2012 bis 2018 (nachher leider nicht) habe er aufgeschaltet, transparenter geht’s nicht. Doch; denn wer auf den Link klickt, landet hier:

Macht ja nix, auf jeden Fall könnte sich Glättli glatt eine Mietwohnung im Besitz des grünen Stadtrats Daniel Leupi leisten. Einerseits verwaltet der als Finanzvorstand der Stadt Zürich das städtische Immobilienwesen. Bekanntlich ist es eine Sauerei, die von vielen linken Politikern beklagt wird, dass die Wohnungen in den Städten für den Normalverdiener unbezahlbar werden – auf dem freien Wohnungsmarkt.

Andererseits muss sich auch ein gut verdienender Stadtrat um seine Altersvorsorge kümmern. So begründet Leupi, dass er eine 5,5-Zimmer-Wohnung im nicht wirklich hippen oder zentrumsnahen Wollishofen für schlappe 5080 Franken vermietet. Immerhin: Nebenkosten inklusive.

Da laut allgemeiner Forderung der Mietzins nicht mehr als ein Drittel des Einkommens wegfressen soll, ist diese Wohnung also ideal für die Leichtlohngruppe von 15’000 Franken aufwärts. Der Mietzins sei zwar «hoch», räumt Leupi auf Anfrage des «Blick» ein, aber doch auch «branchenüblich und gerechtfertigt». Schliesslich habe er seine Liegenschaft mit insgesamt drei Wohnungen 2011 totalsaniert, das muss natürlich bezahlt werden, auch noch 11 Jahre später.

Oder nach Leupi: «Somit muss ich auch sicherstellen, dass ich die getätigten Investitionen über meine Zeit im Stadtrat refinanzieren kann. Jeder Hauseigen­tümer handelt so. Alles andere wäre fahrlässig und kann in den Privatkonkurs führen.»

Natürlich wünschen wir ihm keinesfalls einen Privatkonkurs, Himmels willen. Allerdings wünschen wir all diesen unsäglichen Heuchlern die Abwahl, denn sie desavouieren mit ihrem Gebaren durchaus edle und erstrebenswerte Ziele. Denn wer glaubt da noch an links-grünes Gequatsche von sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz?

 

 

 

Faschismus-Wermuth

Ob der SP-Führer weiss, wovon er redet?

Selbst Elon Musk musste erfahren, dass das mit Twitter so eine Sache ist. Und der ist ein Genie. Wie kommt’s dann heraus, wenn Cédric Wermuth twittert? Wir ahnen es: nicht gut.

Auf Englisch, damit die Weltöffentlichkeit auch davon erfährt, erklärt Wermuth mal kurz den Konflikt zwischen dem Mafia-Staat Kosovo und Serbien. Er wäre kein typisch linker Rechthaber mit erhobenem Zeigefinger, wenn er nicht Verhaltens- und Sprachregelungen verkünden würde. Wir haben seinen Tweet auf Deutsch übersetzt, wodurch er allerdings auch nicht verständlicher wird:

«Hören Sie bitte auf zu sagen „Der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo könnte eskalieren». Es gibt keinen Konflikt «zwischen» zwei Seiten. Es gibt nur Vucic, Putin und serbische Faschisten, die das Selbstbestimmungsrecht des kosovarischen Volkes nicht akzeptieren und versuchen, Gewalt auszulösen

An diesem dummen Geschwätz stimmt schlichtweg nichts. Das sogenannte Selbstbestimmungsrecht der Kosovaren wird weder von der UNO, noch von einigen EU-Staaten anerkannt. Einfach schon deswegen, weil im Nachgang zum Jugoslawienkrieg die «Souveränität und Integrität» Serbiens garantiert wurde. So wie Russland die Integrität der Ukraine garantierte.

Die ehemalige SP-Aussenministerin Calmy-Rey müsste es als den wohl grössten Fehler ihrer Karriere bezeichnen – wenn sie ehrlich wäre –, dass sie die Schweizer Anerkennung des zutiefst korrupten Mafiastaats Kosovo durchgestiert hatte. Es genügt wohl zu erwähnen, dass der damalige Ministerpräsident sich vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal wegen Massenmord zu verantworten hat.

Auch sein Nachfolger schert sich einen Dreck um EU-Vorgaben wie die Bildung eines Verbundes serbischer Gemeinden zum Schutz dieser Minderheit im Unrechtsstaat Kosovo.

Im Gegensatz dazu hat Serbien, das der historisch völlig ungebildete Wermuth wohl mit Kroatien verwechselt, unter der Führung des späteren Staatschefs Tito erbitterten Widerstand gegen die Nazibesatzer geleistet und seinen Partisanenkrieg mit grossem Leid und vielen Opfern bezahlt.

Aber für Wermuth ist das Wort «Faschisten», genau wie für seinen Kollegen und Dummschwätzer Fabian Molina, einfach ein Allerweltsschimpfwort. Beide twittern schneller als sie denken können. So forderte Wermuth schon mal forsch: «Flüge an Ziele, die in zehn bis zwölf Stunden mit dem Zug erreichbar sind, müssen künftig verboten werden.»

Aber das Verbot gilt natürlich nicht, wenn der Genosse mal schnell für ein unscharfes Foto mit dem Wahlsieger Olaf Scholz nach Berlin fliegt. Denn alle sind gleich, nur einige gleicher.

Das ist einfach demaskierte Heuchelei. Aber dermassen verantwortungslos mit dem Wort Faschismus umzugehen, das ist ein Hohn für alle Opfer des Faschismus. Die Nachkommen von Widerstandskämpfern gegen den Faschismus als Faschisten zu bezeichnen, das müsste eigentlich mindestens ein sofortiges Twitter-Verbot für Wermuth absetzen. Besser noch ein Politikverbot.

Aber was würde der arme Mann dann machen, er kann doch nichts anderes, hat noch nie gearbeitet und wäre, wie sein Kollege Alain Berset, ein Fall für das RAV, könnte er sich nicht mehr mit Dummheiten sein Politikergehalt verdienen.

Niemand ist eine Insel

Wenn interessiert schon Taiwan?

Mal Hand aufs Herz, hätten Sie vor einer Woche ohne zu zögern sagen können, wie die Hauptstadt von Taiwan heisst? Wo dieses Land liegt, ob es eine Insel ist? Ob es ein unabhängiger Nationalstaat ist oder irgendwie zu China gehört?

Hand vom Herz, hätten nicht allzu viele gewusst. Hätten Sie gewusst, wie es zu dieser Trennung zwischen Festlandchina und der Insel Formosa kam, die schon seit Urzeiten zu China gehört? Hätten Sie gewusst, dass die Schweiz, wie beinahe alle Länder der Welt, mit der Ausnahme des Vatikans, ein paar klitzekleiner Inseln und Haiti, Taiwan nicht als unabhängigen Staat anerkennt und daher auch keine diplomatischen Beziehungen unterhält?

Das hätten wohl die meisten nicht gewusst, und ohne dieses Wissen wären sie auch problemlos weiter über die Runden gekommen. Nun hat die Nummer drei in der Regierungshierarchie der USA diese Insel besucht, ihr die volle Unterstützung der USA zugesichert und gleichzeitig betont, dass die USA den Alleinvertretungsanspruch Chinas anerkennen.

Drei Faktoren kamen noch erschwerend hinzu. Sommerloch, und man kann nicht immer über die Hitze oder die Ukraine schreiben. Der Begriff gelbe Gefahr kann endlich aus der Mottenkiste geholt und abgestaubt werden. Drittens: Taiwan ist glücklicherweise viel weiter weg als die Ukraine. Satte 9642 km Luftlinie liegen zwischen Taipeh und Bern. Taipeh ist die Hauptstadt Taiwans, und Bern, aber gut, lassen wir das. Nur 1728 km Luftlinie trennen Bern von Kiew.

Was diese geographische Lektion sagen will? Im Journalismus gilt das Prinzip: umso weiter weg, desto gegendarstellungsfreier. Oberflächlichen Unsinn über nahegelegene Gebiete zu schreiben, das kann dem einen oder anderen Leser unangenehm aufstossen. Aber Taiwan? China? Asien? Weiss man da Genaues? Ist der chinesische Autokrat auch so eine Art Putin? Oder nicht? Was will er eigentlich von Taiwan? Die Insel heim ins Reich holen? Wozu? Aus Prinzip?

Und wieso rasselt der nun mit dem Säbel, was man heutzutage zu Wasser mit Flugzeugträgern macht und indem man ein paar Raketen abschiesst? Will er etwa diesen Besuch zum Anlass nehmen, die Insel zu erobern?

Die Journaille wurde vom Thema ziemlich auf dem falschen Fuss erwischt, aber es eignet sich blendend dafür, die Stirne zu runzeln und die Wörter «Pulverfass», «gefährlich», «unberechenbar», «Nationalstolz», «Gesichtsverlust» usw. in die Runde zu werfen. Um die völlige unsinnige Frage den üblichen Experten und Kennern zu unterbreiten: Wird China nun Taiwan angreifen? Erobern? Geht das? Und wenn ja, was machen dann die USA? Die Europäer? Die Schweiz?

Da hat die Journaille, ähnlich wie bei der Ukraine, wohlfeile Ratschläge zur Hand. Man solle, müsse die taiwanische «Demokratie» gegen die chinesische «Autokratie» verteidigen. Man müsse Stellung beziehen, ein Zeichen setzen nicht zulassen. Und Blabla.

Der SP-Nationalrat und Dummschwätzer Fabio Molina hat bereits den Bundesrat aufgefordert, den Chinesen zurechtzustossen, dass der Einsatz von militärischer Gewalt «inakzeptabel» sei. Damit konnte vorläufig das Schlimmste verhindert werden, denn seither zögert der chinesische Präsident, den Einsatzbefehl zu geben.

Aber im Ernst: natürlich wird China die Insel nicht militärisch angreifen. Die Gefahr, ähnlich wie Russland in einen langwierigen Krieg zu geraten, ist viel zu gross. Aber es gibt noch ein viel bedeutenderes Argument, wieso China sich hüten wird, bei einer Invasion Zerstörungen in Taiwan in Kauf zu nehmen. Das Argument lautet «Halbleiter». Halbleiter sind ein wichtiger Bestandteil von Chips, und ohne Chips läuft inzwischen ausser der Milch aus Kühen eigentlich nichts mehr. Und selbst Melkmaschinen verwenden Chips.

Taiwan stellt über 60 Prozent aller Halbleiter weltweit her. Der nächste Konkurrent liegt abgeschlagen bei 16 Prozent Weltmarktanteil. Über 60 Prozent ist faktisch ein Monopol. Zudem ist die Herstellung von Halbleitern etwas komplizierter als Kühe melken. Man kann diese Produktionskapazität nicht einfach substituieren und schnell ein paar Fabriken in China, den USA oder Europa bauen. Man geht davon aus, dass Taiwan einen technologischen Vorsprung von etwa 10 Jahren auf seine Konkurrenten hat.

Sollte China irrwitzigerweise dennoch über Taiwan herfallen, hätten wir die nächste Weltwirtschaftskrise. Ansonsten würde nichts passieren. Die USA, Europa und die Schweiz würden dem Beispiel von Molina folgen und die Aggression als inakzeptabel bezeichnen. Dann zur Tagesordnung übergehen.

Verzichtet! Sofort!

Die Verlogenheit politischer Führer ist bedenklich.

Angeblich sind die Medien die Vierte Gewalt. Unerbittlich schauen sie den Herrschenden über die Schultern. Klopfen ihnen auf die Finger. Kritisieren, korrigieren, leuchten in Dunkelkammern.

Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, das welterschütternde Problem von weissen Dreadlocks-Trägern durchzukauen.

Dabei entgeht ihnen zunehmend eine Tendenz, die dramatische Auswirkungen auf die Gesellschaft haben kann. Denn Regierende haben die Macht, den von ihnen Regierten Vorschriften zu machen.

Und Forderungen aufzustellen. Eine Forderung der Stunde lautet: übt Verzicht. Der böse Russe dreht am Gashahn, sein Öl boykottieren wir sowieso, und dank des beschlossenen, aber noch nicht ganz zurückgenommenen Ausstiegs aus der Atomenergie laufen wir zusätzlich in eine Energiekrise hinein.

Dagegen kann auch die selbst von den Grünen, also den braunkohlegeschwärzten Grünen, favorisierte Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken nicht viel ändern. Was die Grünen aufführen, ist schlimm. Sie verraten locker alle Prinzipien, mit denen sie mal angetreten sind. Aber dass Politiker in der Lage sind, tapfer zu sagen: «Das habe ich schon immer gesagt» – und dann das Gegenteil davon zu sagen, das ist nichts Neues.

Eher neu und schlimmer ist hingegen, Wasser zu predigen und Wein zu saufen. So überbieten sich Exponenten der Schweizer SP darin, eine Einschränkung des Flugverkehrs zu fordern. Die beiden Vielschwätzer Wermuth und Molina sind dafür, hier knallhart Verzicht zu üben oder sogar alle innereuropäischen Flüge zu Destinationen, die mit Zug in unter 10 Stunden erreicht werden können, zu verbieten.

Dass ihr Bundesrat gerne mit dem Privatflieger den französischen Luftraum unsicher macht, nun ja, das ist seine Privatangelegenheit. Dass Wermuth und Molina mal kurz nach Berlin fliegen, um ein unscharfes Rotlichtfoto mit dem damaligen Wahlsieger Olaf Scholz zu knipsen, nun ja, das war nicht anders möglich. Dass der Genosse Andi Gross regelmässig den Vielfliegerrekord aller Parlamentarier aufgestellt hat – unabdingbar in seiner Funktion als Wahlbeobachter im Wilden Osten.

Dass der deutsche Grüne Özdemir einen peinlichen Flugmeilenskandal überlebte, nun ja, auch Politiker sind doch Menschen.

Aber inzwischen hat diese Doppelmoral eine neue Qualität erreicht. Denn von allen Politkanzeln tönt es: Verzichtet! Schränkt euch ein. Spart Energie. Spart Strom. Gas. Öl. Senkt im kommenden Winter die Raumtemperatur. Vermeidet unnötige Autofahrten. Mit frischen 18 Grad im Wohnzimmer lässt es sich auch leben, wozu gibt es warme Pullover und so.

Sparen, sparen, sparen. Ihr schon, wir nicht. So hat die deutsche «Bild» herausgefunden, dass der Reichstag, das Parlamentsgebäude, voll in Betrieb ist. Erleuchtet, klimatisiert, laufende Rolltreppen. Dabei ist Sommerpause, kein Parlamentarier in Sicht.

Mit dem Dienstwagen in den Urlaub? Aber sicher. Schliesslich will nicht nur unser Bundesrat Berset sich standesgemäss in der Staatslimousine von einem Liebesabenteuer im deutschen Freiburg nach Bern kutschieren lassen. Oder hätte er etwa fliegen sollen?

Lustig sind auch Politikerreisen zum Fototermin nach Kiew. Während der normale Deutsche immer noch dazu verpflichtet ist, in öffentlichen Verkehrsmitteln Maske zu tragen, lassen sich zwei deutsche Minister fröhlich im Schlafwagenabteil ablichten – ohne Maske.

Auch leuchtende Vorbilder fürs Gürtelengerschnallen.

Geht da noch einer drüber? Offensichtlich sehr erschüttert vom Erlebten müssen sich die beiden Minister mit Bürgermeister Klitschko und einem Gläschen Nuttendiesel erholen:

Wollt Ihr auch einen Schluck?

Die Stimmung muss bombig gewesen sein, wenn dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang erlaubt ist. Es geht doch nichts über ein Glas Champagner auf dem Balkon mit Aussicht auf ein Kriegsgebiet.

Natürlich sind nicht alle Politiker oder Regierenden dermassen skrupellose Heuchler. Natürlich müssen nicht alle Entscheidungsträger sämtliche Einschränkungen selbst mitmachen, die sie ihren Untertanen auferlegen.

Aber das Problem ist: jeder einzelne führende Politiker, der dabei ertappt wird, wie er selbst fröhlich geniesst, was er anderen verbieten will, beschädigt die Glaubwürdigkeit von allen Herrschenden. Unterspült das Vertrauen, das nötig ist, um Sparappelle und Aufrufe zum Verzicht einsichtsvoll zu befolgen.

Wenn sich der Staatsbürger sagt: Wieso soll ich Verzicht üben, wo diejenigen, die ihn mir abfordern, sich selbst darum fouttieren? Wieso soll ich mich einschränken, wenn die schrankenlos herrschen und geniessen? Wenn er darauf keine befriedigende Antwort findet, dann wird er ranzig, störrisch und unleidlich.

Letztlich ist es ganz einfach. Ein dicker, ein fetter Regierender, der seinen hungernden Untertanen Trost spenden will, ist nicht glaubwürdig, sondern lächerlich und peinlich. Ein Regierender, der Abstinenz vom Fliegen fordert, um dann die Business Class im nächsten Flieger zu besteigen, ist nicht vertrauenswürdig, sondern gefährlich. Ein Regierender, der den Verzicht auf Klimaanlagen im Sommer predigt und eine deutliche Absenkung der Raumtemperatur im Winter, während er selbst im kühlen Luftstrom badet oder mollig warm in seiner Stube hockt, der ist nicht vorbildlich, sondern abschreckend.

Es ist eine Erfindung, aber es war ein subversiv böser Satz, der vor der französischen Revolution der damaligen Königin Marie-Antoinette in den Mund gelegt wurde. Als die gehört habe, dass es Hungerproteste in Paris gebe, weil die Getreidepreise in unerschwingliche Höhen kletterten und das Grundahrungsmittel Brot zum Luxusprodukt wurde, soll sie gesagt haben: Wenn sie sich kein Brot leisten können, sollen sie doch Kuchen essen.

Wer den Gürtel enger schnallen soll oder muss, reagiert renitent, wenn er merkt, dass diejenigen, die ihm das auferlegen, den Gürtel kaum mehr über dem fetten Bauch schliessen können.

Dass die Massenmedien nicht häufiger und aufmerksam auf solche Verlogenheiten aufmerksam machen, verschärft das Problem deutlich.

Dreht Molina im roten Bereich?

Müsste er als Sozialdemokrat natürlich. Aber wir machen uns Sorgen.

Die Corona-Kreischen haben’s schwer zurzeit. Vierte Welle, neue Mutationen, Weltuntergang oder endlich Besserung? Interessiert zurzeit niemanden so wirklich; im Vergleich zur Menschheitstragödie in Afghanistan.

Obwohl das Land sehr weit weg ist, sich eigentlich niemand so wirklich dafür interessierte, ist seit der Machtergreifung der fundamentalistischen Gotteskrieger doch vielen bewusst geworden: hier legt sich ein schwarzes Leichentuch über die Hoffnungen so vieler Afghanen, endlich mittelalterlichen Stammesstrukturen und steinzeitlichem religiösem Wahnsinn entrinnen zu können.

Hoffnung, Aufbruch, Kunst, Ausbildung, Gleichberechtigung, Bildung für Frauen; wenn menschliche Hoffnung wie Wasser wäre, könnte man zuschauen, wie sich ein grosser See in Wüste und Stein verwandelt.

 

Afghanische Fotografen*: wohin führt diese Strasse?

Selbst wenn es nicht ganz so grauenvoll wie 1996 – nach der ersten Machtergreifung der Taliban – wird, es wird aschgrau, lebensfeindlich, freudlos und drakonisch streng werden, kein Zweifel. Es wird nicht nur all diese Hoffnungen durch Angst ersetzen, es wird auch scheitern. Denn fanatischer Islam ist eine Verliererreligion; nirgends, wo sie herrscht, geht es der Bevölkerung gut. Deren Wohlergehen ist den Gotteskriegern im Übrigen scheissegal, genau wie den korrupten Eliten in den arabischen Staaten oder im Iran.

 

Schicksalhaft, aber zukünftig mit Burka?

Nun ist der Westen krachend gescheitert, nachdem die UdSSR ebenfalls krachend scheiterte, in Afghanistan. Aber weder der Rückzug der sowjetischen Truppen, noch der Rückzug der NATO-Truppen ist ein Grund für Triumph – ausser für die Taliban.

 

Wird das noch erlaubt sein?

Für die Taliban und für einen amoklaufenden Exponenten der Schweizer SP. Dass Fabian Molina letztes Jahr ernsthaft die Welt aufforderte, es sollten alle kriegerischen Auseinandersetzungen eingestellt werden, um gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen – das könnte man noch als jugendliche Torheit, die sich nicht um Lächerlichkeit schert, durchgehen lassen.

 

Das wird sicherlich nicht mehr erlaubt sein.

Dass Molina mit den absurden Forderungen, die Schweiz müsse sofort 10’000 Afghanen Asyl gewähren, strenge Sanktionen erlassen und eine Friedenskonferenz organisieren, seine fünf Sekunden Ruhm in der «Tagesschau» und in Massenmedien abholt – nun ja, jeder so seriös, wie er halt kann.

Dass er nur verkniffen und verzögert auf journalistische Anfragen reagiert («habe auch noch anderes zu tun, als auf Ihre unqualifizierten Gehässigkeiten zu reagieren»), nun ja, jeder hyperventiliert, wo er kann.

Sieht so die Zukunft aus der Vergangenheit aus?

Aber auch für Molina gilt: Wenn man keine Steigerung mehr für möglich hält, dann beweist er das Gegenteil:

Bedenklich aufgelöst: Tweet von Molina.

Man kann sicherlich über Sinn und Zweck der NATO geteilter Meinung sein. Man kann auch mit guten Gründen ihre aggressive Ost-Erweiterung kritisieren.

Aber echt jetzt? «Gewalttätiger Sonderbund des Westens»? Vielleicht kann man Molina zugute halten, dass er keine Ahnung hat, was der Sonderbund war. «Gehört endlich aufgelöst»? Vielleicht kann man Molina zugute halten, dass er nicht weiss, dass die Schweiz kein Mitglied der NATO ist. Vielleicht weiss er auch nicht, dass es sich die Schweiz unter dem Schutzschild der NATO seit deren Gründung bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Lagers gutgehen liess.

«Sie ist das Hindernis zur kollektiven Sicherheit auf unserem Planeten.»

Da kann man ihm nichts mehr zugute halten. Ohne NATO würde dann die kollektive Sicherheit von Russland und China gewährleistet, während sich die USA mal wieder auf sich selber zurückzögen? Wer würde die Sicherheit der Schweiz garantieren? Die Schweizer Armee? Die die Linke ja abschaffen wollte und will? Die Supermacht Deutschland? Oder Frankreich? Gar Italien?

Geht noch einer? «Wie viel Afghanistan braucht’s noch?» Molina ist also dafür, dass man das wahnreligiöse Terrorregime der Taliban nicht hätte stürzen sollen? Molina ist also dafür, dass alle Afghanen, die nicht von religiösem Wahnsinn umnebelt sind, die letzten 20 Jahre unter durchgeknallten Mullahs hätten leben sollen?

Hat die NATO in Afghanistan versagt? Aber ja, krachend. Ist der Zusammenbruch der Regierung, der Abzug und der Versuch der Rettung lokaler Helfer eine skandalöse Katastrophe? Unbestreitbar.

Was ist dann von den Forderungen von Maulheld Molina zu halten? Könnte es sein, dass sich hier Wahnvorstellungen spiegeln, die einen ähnlichen Realitätsverlust zeigen wie bei den Taliban? Oder eine Nummer kleiner formuliert: Wann merkt die SP, dass sie dringend etwas unternehmen muss, bevor ihr öffentliches Ansehen jedesmal tiefer in den Keller geht, wenn Molina sich zu Wort meldet?

Er tut das ja nicht als Molina, sondern als SP-Nationalrat, um Himmels und Allahs willen.

 

  • *Fotografien von Ajmal Omanis, Ishaq Ali Amis, Asghar Noor Mohammadi, Barialai Khoshhal, Jafar Rahimi, Najiba Noori, Kiyanosh Shiwa und Tahmina Saleem, Mitglieder der Afghanistan Photographer Association (APA). Bald nicht mehr …