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Verlegener Verlegerverband

So macht man klar, welche Bedeutung der noch hat.

Die Selbstdarstellung hört sich noch gut an: «Die Branchenorganisation der privaten schweizerischen Medienunternehmen. Der Verlegerverband vereinigt über 100 Medienunternehmen, die zusammen rund 300 Publikationen herausgeben und zahlreiche digitale Newsplattformen sowie über 20 Radio- und TV-Sender betreiben

Aber dem VSM ist es geschickt gelungen, ein klares Signal auszusenden, dass es ihn eigentlich gar nicht mehr braucht, nachdem er eine krachende Niederlage im Kampf um eine zusätzliche Subventionsmilliarde aus Steuergeldern eingefahren hat.

Das Signal besteht schlichtweg aus ein paar Wahlen. Der neue (aber eher alte) Präsident heisst Andrea Masüger (65). Der ist hauptberuflich (bis zu seiner nahen Pensionierung) Delegierter des Verwaltungsrats der Somedia. Sein Chef Hanspeter Lebrument ist ebenso «Ehrenpräsident» wie sein Vorgänger Pietro Supino und Hans Heinrich Coninx. Masüger ist eigentlich noch nie durch besonderes Engagement für Verlegerfragen aufgefallen, so ausserhalb der Somedia.

Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt wurde Ladina Heimgartner. Die ist zwar «Head Global Media der Ringier AG und CEO der Blick-Gruppe», aber ausser, dass sie bei jeder Gelegenheit das Wort Resilienz spazierentführt und einen sehr unglücklichen Kommentar zur Medienmilliarde schrieb, ist sie niemals nicht aufgefallen.

Dann, Frauen an die Macht, stösst noch Dr. Ursula Nötzli zum ehemals erlauchten Kreis. Die ist «Chief Communications & Sustainability Officer und Mitglied der Gruppenleitung TX Group». Auch sie kann man kaum ernsthaft als Verlegerin bezeichnen. Vielleicht als Verlegende, als verlegene, wie in Verlegenheitslösung.

So verlegt sich der Verlegerverband aufs Abstellgleis. Auf der anderen Seite: seine Mitarbeiter, die Journalisten, kriegen ja seit Jahren nicht mal einen Gesamtarbeitsvertrag hin. Ein Zustand, den sie in anderen Branchen lauthals bejammern würden. Aber in der eigenen sind sie eher piano. Arbeitsplatzsicherung. Ob das allerdings mit diesem Präsidium gelingen wird, ist doch sehr fraglich.

Hoppla, das ist der Nähverband.

DAS ist der Verlegerverband …

Ach, Cavelty

Ein Chefredaktor schreibt sich ins Abseits.

Die Frage ist, ob Gieri Cavelty mit Araldit oder mit Uhu an seinen Sessel geklebt ist. Denn wer überlebt, dass ihm am Montag im Schwesterblatt «Blick» die Knöpfe reingetan werden, und sich der Verlag für einen von ihm verantworteten Artikel im SoBli entschuldigt (der dann auch elektronisch gelöscht wird), der sitzt fest.

Wer den «Impfgegnern totalitäre Züge» unterstellt und sie in die Nähe von Adolf Hitler oder Stalin rückt – dabei auch noch einen missliebigen Bundesrat mit falschen Behauptungen anrempelt –, der ist in seinen Stuhl gegossen und geschraubt.

Das liegt sicher auch daran, dass er ja nur besonders servil his master’s voice spielen möchte. Denn nun steht die Abstimmung über die Steuermilliarde für reiche Medienclans an, und sein Vordenker und oberster Chef Marc Walder hat schon das Seine dafür getan, dass das Referendum Erfolg haben wird.

Fehlt noch Cavelty. Der versucht’s in seinem Editorial so: «Tatsächlich wird der Widerstand gegen das Schweizer Mediengesetz vornehmlich von Publikationen befeuert, die polarisieren – und die ihr Geld nicht so sehr am Markt verdienen, sondern von der Unterstützung reicher Financiers aus dem rechten Lager leben. SVP-Doyen Christoph Blocher mischt seit den 1990er-Jahren als Geld- und Taktgeber in der Medien-Schweiz mit. Er und die Seinen versprechen sich vom Bankrott unliebsamer Konkurrenten einen politischen Vorteil.»

Himmels willen, Cavelty, zählen Sie die NZZ auch zu den Befeuerern? Welche «unliebsamen Konkurrenten» könnten denn Bankrott gehen? Die drei grossen Medienhäuser, die in den letzten Jahren über 3 Milliarden Franken Profit abwarfen, auch während Corona blendend verdienten? Tamedia und Ringier, die alleine durch das Zusammenlegen ihrer Handelsplattformen ihren Unternehmenswert im Milliardenbereich steigerten?

Wer lässt sich so eine Bankrotterklärung von Logo aufs Auge drücken?

Wird der Zuspruch zu dem neuen Mediengesetz nicht von Publikationen befeuert, die ohne Staatsknete noch mehr am Rande des Untergangs stünden? Wie «bajour», «Republik» & Co.? Und ist es dort nicht so, dass die ihrerseits von reichen Financiers aus dem linksliberalen Lager leben? Von reichen Erben, genauer gesagt?

Der Leser lacht schon lauthals, aber Cavelty hat ja noch vorgelegt:

«Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen und klarer Einordnung ist so gross wie lange nicht. Verlässlich sind und waren unsere Informationen schon immer, mit einem ruhigeren Layout schaffen wir nun auch optisch mehr Überblick.»

Verlässlich? Der SoBli? Verlässlich wie gelöschte Artikel, Entschuldigungen, verlässlich wie in der Hetze gegen einen Tennisspieler? Verlässlich mit Fotos, deren demagogischer Gehalt nicht zu unterschätzen ist?

Verlässlich wie ein Chefredaktor, der holzt, rempelt und keilt? Ist es nicht so: Wenn die Ablehnung der Medienmilliarde dazu führen könnte, dass der Ringier-Verlag von seinen 7 Chefredaktoren der «Blick»-Gruppe einen einspart, wäre damit nicht viel gewonnen?