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16 Millionen Franken für Keystone-SDA

Von wem? Vom Bund, natürlich

Die gute Nachricht zuerst: Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat mit Catherine Gilbert erstmalig eine «Journalistin für «Fact-Checking»» gefunden. Eine Journalistin ist Catherine Gilbert streng genommen nicht, sondern eine sogenannte Informationsspezialistin. Das Interesse an Medien und so scheint bei ihr aber vorhanden: «Die Neuen Medien und deren Wandel fasziniert (sic!) mich», schreibt sie auf LinkedIn. Zum Glück ist sie nicht auch noch für «Grammar-Checking» eingestellt worden.

Die schlechte Nachricht: Der Nachrichtenagentur bläst von ihren Kunden ein steifer Wind entgegen. Wie ZACKBUM.ch in Erfahrung bringen konnte, verlangen viele bisherige Kunden bessere Konditionen oder kündigen gleich ein Teil der Dienstleistungen.

Der Kostendruck ist nur ein Argument bei den laufenden Verhandlungen. Unter vorgehaltener Hand bemängeln die Verlage vor allem die Effizienz der Nachrichtenagentur. Mitteilungen der Kantonspolizeien verarbeiten 25-jährige Online-Journalisten schneller als die behäbige Nachrichtenagentur. Gleiches gilt für andere Medienmitteilungen. Und die journalistischen Eigenleistungen von Keystone-SDA beschränken sich – etwas salopp ausgedrückt – auf Bestätigungsanrufe. Die Deutsche Depeschenagentur (dpa) ist in dieser Hinsicht engagierter unterwegs und brilliert immer wieder mit Eigenrecherchen.

Keystone-SDA gibt sich auf Anfrage gefasst: «Wie jedes Jahr finden auch in diesem Herbst Kundenverhandlungen statt.  Und es ist klar, dass bei diesen Verhandlungen das Dienstleistungsangebot und der Preis ein Thema sind.»

Die Coolness ist nicht gespielt. Keystone-SDA kann es letztlich egal sein, ob und wie viel sie von den Verlagen erhält. Der Bundesrat hält den Regenschirm über sie. Einerseits erhält die Nachrichtenagentur  ab 2021 eine jährliche Finanzhilfe von maximal vier Millionen Franken, andererseits hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden, die Abogebühren der klammen Kunden auch weiterhin zu übernehmen. Dafür hat er 10 Millionen Franken bereitgestellt. Bisher hat er der Agentur davon bereits 5,2 Millionen Franken ausgezahlt. Dazu kommen 2 Millionen Finanzhilfe für das Jahr 2020. Der Bundesrat wird Keystone-SDA für die Jahre 2020-2021 also bis zu 16 Millionen Franken auszahlen.

Keystone-SDA: Harte Verhandlungen mit Tamedia

Der Verlag will Geld  sparen

Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA steht vor einem schwierigen Herbst. Tamedia will zwar «aktuell» nicht aus der Nachrichtenagentur aussteigen, dafür die Konditionen neu verhandeln. Das teilte er am Freitag gegenüber ZACKBUM.ch mit:

«Wir müssen uns Gedanken machen zur zukünftigen Ausgestaltung der Dienstleistung, die wir beziehen, und insbesondere der damit verbundenen Kosten.»

Am Mittwoch wurde erst bekannt, dass «20 Minuten» ganz aus Keystone-SDA aussteigt. Und letzte Woche erfuhr ZACKBUM.ch zudem, dass CH Media ab kommendem Jahr eine eigene Sportagentur gründet und sämtliche Verträge mit Keystone-SDA kündigt.

Der Aderlass an Kunden kommt nicht von ungefähr. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich, dass immer mehr Zeitungen auf die Nachrichtenagentur verzichten. Zum einen erleben Kurznachrichten einen Sinkflug. Die Textlänge in den Zeitungen steigt stetig an. Zum anderen sind auch die Zeiten vorbei, als Medienmitteilungen sprachlicher Müll waren. Immer mehr ex-Journalisten heuern «auf der anderen Seite» an. Die «Übersetzungsdienste» der SDA sind obsolet geworden.

Trotz der Absprünge und den erwarteten Ertragseinbussen darf die Agentur nächstes Jahr mit einer Finanzhilfe des Bundesrates von bis zu 4 Millionen Franken rechnen.  Ein Sprecher des Bundesamts für Kommunikation teilte Zackbum.ch mit, dass die Finanzhilfe unabhängig von der Zahl der Kunden sei: «Für die Leistungsvereinbarung und die Entschädigung spielt die Zahl der Bezüger keine Rolle.»

 

«20 Minuten» steigt bei Keystone-SDA aus

Die Nachrichtenagentur verliert Grosskunden bereits ab 2021

Für Keystone-SDA wird es langsam knapp. Letzte Woche erst wurde bekannt, dass CH Media ab kommendem Jahr eine eigene Sportagentur gründet und sämtliche Verträge mit Keystone-SDA kündigt. Am Mittwoch bestätigte Gaudenz Looser, Chefredaktor «20 Minuten», auf Anfrage von ZACKBUM.ch, dass auch die Pendlerzeitung inskünftig auf die Dienstleistungen der Agentur verzichten werde: «Wir steigen per Ende Jahr aus Text und Bild aus.»

Trotz dieses Aderlasses darf die Agentur nächstes Jahr mit einer Finanzhilfe des Bundesrates von bis zu 4 Millionen Franken rechnen.  Ein Sprecher des Bundesamts für Kommunikation teilte Zackbum.ch mit, dass die Finanzhilfe unabhängig von der Zahl der Kunden sei: «Für die Leistungsvereinbarung und die Entschädigung spielt die Zahl der Bezüger keine Rolle.»

Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA schrieb auf Anfrage, dass «die Verhandlungen mit den Kunden noch laufen.» Offen ist auch, ob noch andere Titel der TX Group die Agentur verlassen werden.

Aargauer Konkurrenz für Keystone-SDA

Immer mehr ehemalige Kunden wechseln die Seite.

Die gute Nachricht: Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat im Geschäftsjahr 2019 einen Bilanzgewinn von 1,6 Millionen Franken erwirtschaftet. 1,25 Millionen Franken flossen in die freiwillige Gewinnreserve.

Die schlechte Nachricht: Ohne Bundesgelder wäre das nicht möglich gewesen. «Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)», schreibt das Bakom auf Anfrage, «unterstützt die ungedeckten Kosten der in der Leistungsvereinbarung genannten Angebote der Keystone-SDA mit einer Finanzhilfe von maximal 2 Millionen Franken pro Kalenderjahr.»

Die maximale Finanzhilfe wurde 2019 maximal ausgenutzt, nämlich 2 Millionen Franken. Im nächsten Jahr wird die Finanzhilfe sogar auf maximal vier Millionen Franken ausgedehnt. Förderungsberechtigt sind dabei die 12 Regionalbüros für den nationalen Dienst (Basisdienste).

Dass es auch ohne Bundesgelder geht, zeigt das Schweizer Medienunternehmen CH Media. Das hat dieses Jahr eine eigene Nachrichtenagentur gegründet und plant für 2021 einen zusätzlichen Sportdienst. Vom Bund erhält es dafür kein Geld.

CH Media beliefert mit der eigenen Agentur in erster Linie ihre eigenen Zeitungen. In letzter Zeit versorgt es aber auch erfolgreich ehemalige Keystone-SDA-Kunden: der «Rheintaler», der «Bote der Urschweiz» und das «Zofinger Tagblatt», wie ein Mediensprecher von CH Media bekanntgab. Die Gründe sind offensichtlich: Die Leistung von CH Media sind günstiger als die von Keystone-SDA.

Wenn der Aderlass so weiter geht, muss Keystone-SDA bald mit sechs Millionen Franken unterstützt werden. Maximal vielleicht acht.

Packungsbeilage: Der Autor hat einmal bei Keystone-SDA gearbeitet

CH Media startet 2021 mit eigener Sportagentur

Konkurrenz zu Keystone-SDA wächst

CH Media will ab 2021 mit einem eigenen Team sämtliche Sportnachrichten abdecken. Bisher bezog das Medienunternehmen diese Artikel von der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der «Newsservice» werde bereits dieses Jahr «personell zwischen drei und vier Vollzeitstellen erweitert», wie ein Mediensprecher auf Anfrage sagte.

Das Medienunternehmen, das unter anderem 19 Zeitungen herausgibt,  ist bereits 2020 mit einem eigenen Newsservice gestartet, der in enger Vernetzung mit der Online- und Zentralredaktion sowie mit den Regionalredaktionen die Bereiche Inland, Wirtschaft und Kultur nachrichtlich abdeckt.

Wann trennt sich Keystone-SDA vom PR-Geschäft?

Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA erhält vom Bund einen Maximalbetrag von 2 Millionen Franken. Eine Verdoppelung der Subvention auf 4 Millionen ist derzeit in Ausarbeitung.  Mit dem Geld soll die regionale Berichterstattung der abgabefinanzierten Lokalradios und Regionalfernsehen gestärkt werden, heisst es in der Leistungsvereinbarung mit dem Bund. Um keine Angriffsflächen zu bieten und die Vereinbarung zu erfüllen, entschied der Verwaltungsrat der Nachrichtenagentur, das Drittgeschäft (PR und Corporate Production) einzustellen. Überhaupt wurde das PR-Geschäft von Keystone-SDA schon immer kritisch betrachtet. Der Dualismus von Nachrichten und Werbung ist eigentlich ein Unding.

Mitte Jahr seien PR und Corporate Production ausgegliedert worden, schreibt der Mediensprecher auf Anfrage. Drei Monate nach ihrer Abspaltung wirbt die Agentur aber immer noch mit ihren Angeboten („Veredeln Sie Content mit hochwertigen Inhalten“).

Und ob das die Agentur wirklich ausgegliedert wurde, muss hinterfragt werden. Am 17. September bewarb PR Keystone-SDA den „ultimativen“ Streaming-Service von Disney+. Die E-Mail ging an die Schweizer Redaktionen, die Adressen stammen aus dem Fundus von Keystone-SDA.

Der Mediensprecher schreibt: „Die Homepage von Keystone-SDA ist noch nicht nachgeführt. Die Anpassung erfolgt in den nächsten Wochen.“ Und der vor drei Monaten ausgelagerte PR-Bereich, der aber immer noch Keystone-SDA heisst und sich auch immer noch im gleichen Gebäude befindet, soll Anfang Oktober selbstständig werden. Einen neuen Namen gäbe es dann.

Wir bleiben dran.

Hinweis; In einer früheren Version stand, dass die Nachrichtenagentur bereits einen Maximalbetrag von 4 Millionen Franken erhält. 

Das Geschäftsmodell Iso Rechsteiner

Keystone-SDA macht es klassisch. Man hält sich einen externen Kommunikastionsspezalisten.

Immer, wenn Keystone-SDA Jobstreichungen verkünden oder einen Fehler eingestehen muss, ist Iso Rechsteiner zur Stelle. Er ist der Mann fürs Grobe. Dabei war der 53-Jährige nur als Übergangslösung nach der Fusion der Nachrichtenagentur SDA mit der Fotoagentur Keystone gedacht. Noch vor gut zwei Jahren liess Keystone-SDA verlauten, man suche eine Fachperson für die interne und externe Kommunikation. «Wir sind kein Unternehmen mehr, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit agiert. Wir merkten, dass ein Unternehmen in dieser Art und mit dieser Öffentlichkeit einen Profi innerhalb der Gruppe braucht», sagte damals Ueli Eckstein, Verwaltungsratspräsident der Keystone-SDA, gegenüber persoenlich.com. Gerade während der Transformationsphase müsse jemand im Unternehmen verankert sein. «Für einen externen Berater ist das schwierig, er muss sich sämtliche Informationen beschaffen.»

Keine überzeugenden Erfahrungen

Doch die verpflichtete Inhouse-Lösung, Nadine Schumann-Geissbühler, ging schon während der Probezeit wieder. Nun zauberte man allen Beteuerungen zum Trotz wieder Rechsteiner aus dem Hut. Warum dieser Salto rückwärts?  ZACKBUM.ch hat nachgefragt. Auskunft gibt Jann Jenatsch, stellvertretender Geschäftsführer und ehemals Chef der nun mit der Schweizerischen Depeschenagentur fusionierten Fotoagentur Keystone. Grund seiner Stellungnahme: «Normalerweise ist Iso Rechsteiner für die externe Kommunikation zuständig. Da sich Ihre Fragen jedoch auf seine Person beziehen, beantworte ich für einmal die Anfrage». Tatsächlich sei die Stelle vor zwei Jahren ausgeschrieben und auch besetzt worden. «Die Erfahrungen mit der internen Lösung waren jedoch nicht überzeugend. Aus diesem Grund stützen wir uns bei der Kommunikationsberatung wieder auf Iso Rechsteiner», so Jenatsch. – «Falls die Stelle noch nicht besetzt ist: könnte es sein, dass der bislang mit dem Mandat beauftragte Iso Rechsteiner gar kein Interesse hat, etwas an der Situation zu ändern, weil er so sein Mandar behält?» Nochmals Jenatsch: «Wir haben kein Interesse daran, an dieser Situation etwas zu ändern. Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»

Ein Beispiel für die klassischen Seilschaften

Experten beurteilen eine solche Lösung also durchaus erfolgreich. Gerade bei Keystone-SDA, wo harte Sparrunden und Entlassungen anstehen, macht eine externe Lösung Sinn. Die Wut und der Frust der Mitarbeitenden entlädt sich zwar oft am Überbringer der schlechten Botschaft – dieser ist wie im Fall von Iso Rechsteiner aber schnell wieder weg, und ist in der Firma nicht fassbar.

Rechsteiner soll’s recht sein. Er ist seit gut zwei Jahren Partner in der PR-Agentur Kommunikationsplan. Vorher stand der studierte Germanist und Theologe viele Jahre im Dienste der SRG. Er war Leiter Regionalredaktionen Schweizer Radio DRS und Direktor Schweizer Radio DRS. Eigentlich logisch, gehören nun zu den Kunden von Kommunikationsplan neben Keystone-SDA die SRG, SRF, die schweizerische Post, Verbände von öffentlichen Institutionen, sowie der Werbevermarkter Admeira. Es sind die klassischen Seilschaften. Wie sagte es Jann Jenatsch: «Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»

Keystone-SDA disst Gemeinderat

Die Nachrichtenagentur kassiert Geld, erscheint aber nicht.

Gibt es unter den Medien auch Gewinner im Scheusaljahr 2020? Gewiss. Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA erhält vom Bundesrat ab diesem Jahr nicht mehr 2, sondern maximal 4 Millionen Franken.
Mit dem Geld soll die regionale Berichterstattung sichergestellt werden. Konkret ist damit vor allem die regionale politische Berichterstattung aus den Regionen gemeint.

In Zürich also vor allem der Kantons- und Gemeinderat. Die Sitzungen des Kantonsrats finden am Montagmorgen statt, die des Gemeinderats am Mittwochabend. Letzteres ist also die Arschlochkarte im Regionaljournalismus. Die Sitzungen dauern nämlich gerne bis in den späten Abend. Kein Journalist meldet sich freiwillig für den Gemeinderat.

Die Redaktionen sind darum froh, sitzt dort jemand von Keystone-SDA und beliefert sie am gleichen Abend mit den wichtigsten Ratsbeschlüssen. Der «Landbote», zum Beispiel, bringt am Donnerstagmorgen ein paar der Geschäfte aus dem Zürcher Gemeinderat. Und die Zürcher Radiostationen quasseln, worüber am Vorabend debattiert wurde. Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete seit Jahrzehnten und ohne Unterbruch aus dem Zürcher Gemeinderat.

Neue Bräuche bei Keystone-SDA

Das scheint nicht mehr aktuell zu sein. Und die Erklärung zu einer nichtanwesenden Sitzung sagt viel über die Entwicklung aus. «Da keine unverzichtbaren Themen auf der Traktandenliste waren, wurde auf eine Berichterstattung verzichtet», erklärt Keystone-SDA auf Anfrage. Gemeint ist die Sitzung vom 26. August. Es ist erstens neu, dass eine Nachrichtenagentur eine ganze Ratssitzung als verzichtbar deklariert und somit ihre Kunden nicht bedient.

Die Erklärung macht aber noch weniger Sinn, wenn man das Protokoll der 105. Ratssitzung studiert. Da ging es unter anderem um die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung, um einen erweiterten Kredit für einen Doppelkindergarten oder ein dringliches Postulat zur Eindämmung der Jugendarbeitslosigkeit. Keine unverzichtbaren Themen?

Auch am 19. August wurde nicht live aus dem Ratsgeschehen berichtet. Erst am Tag darauf gab es eine Meldung. «Keystone-SDA deckt die Sitzungen wie bisher ab», beschwichtigt die Nachrichtenagentur. Eben nicht.