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Die Pest im Internet

Online-Kommentare ersetzen die Kritzeleien auf Klowänden.

Grosse (und auch kleine) Medien müssen inzwischen Algorithmen oder auch Studenten einsetzen, um der Wellen von Unflat Herr zu werden, die gegen sie anbranden.

Zunächst wissen die meisten Kommentarschreiber nicht, dass das Publikationsorgan auch für diese Inhalte haftet. Man muss nun nicht gleich wie die beiden deutschen Politiker Habeck und Baerbock Hunderte von Anzeigen lostreten. Der Grüne Habeck sorgte für grosse Beachtung, als er gegen eine lustige Fotomontage vorging, die eine Schwarzkopf-Werbung mit seinem Konterfei versah und drunter «Schwachkopf» schrieb.

Kommentare lassen sich in sieben Kategorien unterteilen.

– die lobenden, immer gerne genommen
– die Besserwisser, die lediglich ihre Gesinnungsblase spazieren führen
– die kritischen, die häufig frei von jeder Sachkenntnis Whataboutism absondern
– die Kommentare auf Kommentare, die sich verhaken und nichts mehr mit dem Kommentierten zu tun haben
– die sachdienlichen, die interessante Aspekte hinzufügen
– die korrigierenden, denn niemand ist unfehlbar
– die mit Schaum vor dem Maul, die hemmungslos und frei jeglichen Anstands belfern

Drohungen («wir wissen, wo Sie wohnen», «wir werden Sie zum Schweigen bringen») werden gerne direkt per gefakter E-Mail-Adresse oder selten sogar per Brief abgeschossen.

Jede Person, die sich öffentlich äussert, muss durch diesen Schlamm waten.

Vor allem die Wäffler verstecken sich gerne feige hinter einem Pseudonym. Die Deppen wissen nicht, dass man sie mit wenig Aufwand über Ihre IP-Adresse dingfest machen könnte.

Unter ihnen gibt es wahnhaft Obsessive, die immer den gleichen Stuss absondern. Da gibt es einen Zené Reyer, der seine absurde Behauptung, der Autor schreibe positive Kommentare selbst, einfallslos repetiert. Und repetiert. Oder einen Victor Brunner, der immerhin mit seinem Namen genauso manisch faktenfreie Kritik übt.

Man hofft, dass das wenigstens therapeutischen Nutzen hat und die armen Schweine, die sich die Lektüre von Artikeln antun, die sie zutiefst hassen, wenigstens nicht in der Wirklichkeit ausrasten.

Zwei Artikel, die ZACKBUM auf Inside Paradeplatz jüngst veröffentlicht hat, bieten Anschauungsmaterial.

Natürlich möchte ein Autor wissen, was denn die Leser von seinen Werken halten. Die Lektüre sämtlicher Kommentare, unabhängig von der Kategorie, löst in erster Linie Belustigung aus. Und Besorgnis, welch elendes Leben einige wohl führen müssen, dass sie ständig in verbale Bluträusche geraten, die in oft holprigem Deutsch abreagieren und grimmige Befriedigung empfinden, wenn sie sich veröffentlicht sehen.

Ein Beispiel soll für viele andere stehen. Wie kommt jemand auf die Idee, unter dem nicht mehr taufrischen Pseudonym «Zack Dumm» abzusondern: «Zeyer tut sich vermehrt als Blödschwafler hervor. Schade. Er ruhe in Frieden.»

ZACKBUM besitzt zwar einen Doktortitel, aber wir sind nicht Arzt. Dennoch sei die hobbypsychologische Analyse gewagt: der feige Anonymus (generisches Maskulin) müsste sich dringend eine sinnvolle Aufgabe im Leben suchen. Selbst ausagierte Ausbrüche dieser Art können zu Magengeschwüren und Herzrhythmusstörungen führen.

Ganz abgesehen davon, dass eine solche Beschimpfung samt Wunsch nach Ableben des Autors keinen erkennbaren Beitrag zu Erkenntnisgewinn leistet.

Zum Brüllen komisch sind auch die Kommentatoren, die sich lauthals über Zensur beschweren, wenn eine Absonderung von ihnen, die offensichtlich justiziablen Inhalts war, nicht veröffentlicht wird. Sie missverstehen Meinungsfreiheit als das Recht, ungehemmt ins Internet zu rülpsen. Vermeintlich haftungsfrei.

ZACKBUM hat sich ein paar Mal den Spass gemacht, besonders üble Gestalten, die Ehrverletzungen und Verleumdungen publiziert sehen wollten, mit einer Rückmeldung zu beglücken, durch das gewählte Pseudonym hindurch. Das wurde dann mit erschrecktem Schweigen beantwortet.

Es ist ein altbekanntes Phänomen: anonym macht auch Feiglinge mutig. Wer sich verborgen wähnt, verliert alle Hemmungen und meint, die Welt habe auf seine Ergüsse gewartet.

Ein Autor möchte Resonanz, er will nicht in den luftleeren Raum schreiben. Andererseits möchte er eigentlich nicht wissen, welche kranken Gestalten durch die Welt wanken und seine Artikel lesen.

Immerhin: hier auf ZACKBUM kommt es immer seltener vor, dass Kommentare in den Papierkorb wandern.Man kann also mit strenger Hand Remedur schaffen.

 

Willkommen in der Meinungsfreiheit

Mark Zuckerberg will weniger Kontrolle auf seinen Plattformen.

Es erhebt sich grosses Geschrei: denn der Alleinherrscher über das wichtigste Meinungsimperium der Welt (Facebook, Instagram, Threads), der Meta-CEO Zuckerberg, hat angekündigt, man habe «einen Punkt erreicht, wo wir zu viele Fehler hatten und zu viel Zensur».

Deshalb werde die Zusammenarbeit mit externen Fakencheckern Zug um Zug eingestellt und auf das Wirken von Algorithmen gesetzt, die üble Inhalte finden und löschen.

Öffnet das die Türen für Terrorpropaganda, Darstellungen von Kindsmissbrauch, für Drogenhandel, für wilde Verschwörungstheorien, für Fake News und allen Unrat, den kranke Gehirne unter dem Schutz der Anonymität ins Netz kübeln?

Zu welchem Wahnsinn der Mob fähig ist, wenn er feige versteckt ungehemmt randalieren kann, weiss jeder, der sich öffentlich äussert. Wird das vom Betreiber der Plattform eingeschränkt, schreit der Mobber Zensur und fühlt sich in seinem Grundrecht auf freie Meinungsäusserung eingeschränkt.

Umgekehrt behaupten nun viele Kommentatoren, das sei ein Bückling Zuckerbergs vor Donald Trump, ein Nachahmen dessen, was Elon Musk auf seiner Plattform X vorexerziere.

All das geht mal wieder am Kern des Problems vorbei. Der Kern trägt den unverfänglichen Namen «Section 230». Das ist ein Teil des US-Kommunikationsgesetzes aus dem Jahr 1996. Der Kernsatz lautet:

«Kein Anbieter oder Benutzer eines interaktiven Computerdienstes darf als Herausgeber oder Sprecher von Informationen behandelt werden, die von einem anderen Anbieter von Informationsinhalten bereitgestellt werden.»

Auf Deutsch übersetzt: digitale Plattformen – in erster Linie soziale Netzwerke – sind haftungsfrei, was Inhalte betrifft, die Dritte auf ihnen verbreiten. Das geht auf einen Rechtsstreit aus den Anfangszeiten des Internets zurück. Denn damals musste geklärt werden, wie weit die Meinungsfreiheit im Netz geht, ob sie grenzenlos sein kann und wer haftbar für die Verbreitung von anstössigen Inhalten ist.

Gleichzeitig musste geklärt werden, ob die Löschung von Inhalten durch die Plattformbetreiber im Rahmen der Meinungsäusserungsfreiheit statthaft ist. Das Gesamtresultat ist ein kräftiges Jein.

Die Veröffentlichung von Kinderpornografie ist eindeutig strafbar, ihre Löschung unabdingbar. Ebenso die Aufforderung zu kriminellen Handlungen, zu Kreuzzügen, zu Massenmord, etc. Aber oberhalb davon beginnt die grosse Grauzone.

Dabei muss man sich einen gravierenden Unterschied vor Augen halten. Jedes News-Medium, auch dieser Blog, ist für alle Inhalte mitverantwortlich. Was Autoren publizieren sowieso. Aber auch, was Kommentatoren absondern. Völlig egal, ob der Kommentator sich hinter einem Pseudonym versteckt oder nicht: die Plattform, die seine justiziablen Äusserungen publiziert, haftet. Immer.

Ausser, es handelt sich um einen «interaktiven Computerdienst», worunter alles läuft, was wir Social Media nennen. Dank eines US-Sondergesetzes ist das so. Selbstverständlich gibt es nationale Regelungen. Aber man versuche mal, einen US-Riesen wie Meta in den USA einzuklagen. Viel Spass dabei. Viele Nutzer wissen auch ein Liedchen davon zu singen, wie schwierig es ist, anstössige, beleidigende, geschäftsschädigende oder anderweitig strafrechtlich relevante Inhalte löschen zu lassen.

Das zweite Problem bei der Internetkontrolle (oder -zensur, je nach Betrachtungsweise) ist: diese Aufgabe, also die Einhaltung von Gesetzen, ist eigentlich eine staatliche Verpflichtung. Sie wird aber privaten Anbietern übertragen, da sich der Staat ausserstande sieht, die Multimilliarden Posts der über drei Milliarden Facebook-Nutzer zu kontrollieren.

EU-Deutschland hat, so monströs wie der Name ist der Inhalt, mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz versucht, bussgeldbewehrte Compliance-Regeln für soziale Netzwerke zu schaffen. Auch hier begibt sich der Gesetzgeber ins Minenfeld von Verantwortlichkeiten, Datenschutz, Meinungsfreiheit und des Versuchs, Hasskriminalität zu unterbinden.

Auch hier besteht eines der vielen Probleme darin, dass den Netzwerkbetreibern, bspw. Facebook, eigentlich nur staatlich wahrzunehmende Aufgaben übertragen werden. Nämlich die Beurteilung, ob ein Post legal oder illegal ist.

In diesem Sinn ist Zuckerbergs Ankündigung kein Kniefall vor Trump, den er zu dessen grossen Zorn nach dem Sturm aufs Capitol im Januar 2021 auf Facebook sperrte. Sondern es ist mehr die Weigerung, diese eigentlich staatliche Aufgabe länger wahrzunehmen und ständig im Kreuzfeuer von Kritikern zu stehen, die entweder eine zu lasche, eine einseitige oder eine zu rigide Kontrolle (oder Zensur) von Inhalten monieren.

Meinungsfreiheit ist nie grenzenlos. Sie braucht Limiten, Kontrollen und Schutz. Sonst degeneriert sie völlig und wird unbrauchbar. Völlige Freiheit endet immer in Anarchie, Faustrecht und Chaos. Aber wo und wie Grenzen ziehen? Die sind eigentlich vorhanden, es mangelt nur an ihrer Durchsetzung.

Das ist so, wie wenn der Staat die Aufsicht über die Einhaltung von Verkehrsregeln einer privaten Firma übergeben würde und sagte: du sorgst jetzt für die Einhaltung und entscheidest selbst, was ein Verstoss ist und was nicht. Aber wehe, du machst dabei einen Fehler. Dann bis du dran.

Was tun? Höchstwahrscheinlich wäre schlichtweg eine Aufhebung der Sonderreglung mit Section 230 ein Schritt in die richtige Richtung. Aber den kann nur fordern, wer dieses Gesetz kennt. Was schon mal bei den meisten Kommentatoren und Kritikern dieser Entscheidung Zuckerbergs nicht der Fall ist.

So ist’s halt im Elendsjournalismus, und dieses Nichtwissen ist selbstverständlich Bestandteil der Meinungsfreiheit. Denn Dummheit ist (meistens) nicht strafbar. Leider.

Fr. 11’857’142.86

So gross ist der «Republik»-Skandal.

Wer’s glaubt, wird selig und kommt in den Himmel: «Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass ein Teil der Spenden aus den Jahren 2017 bis 2020 wahrscheinlich als Schenkungen zu qualifizieren sind.»

Ja was denn sonst? Ausser, die «Republik» hielte sich nicht nur für gemeinnützig, sondern wäre es auch tatsächlich, sind das steuerpflichtige Einnahmen. Das weiss jeder, der einen Anfängerkurs «Steuererklärung für Dummies» besucht hat.

Die «Republik» hat nun flugs Rückstellungen in der Höhe von 830’000 Franken gemacht. Wahrscheinlich in der Massgabe, dass keine für Steuerhinterziehung üblichen Straf- und Bussgelder erhoben werden. Nun beträgt die Schenkungssteuer im Kanton Zürich 7 Prozent. Die stolze Summe von 830’000 Franken ist also fällig, wenn man Einnahmen in der Höhe von genau Fr. 11’857’142.86 nicht deklariert hat.

Das sind rund 12 Millionen, das wäre für eine Credit Suisse Peanuts. Für ein Unternehmen wie die «Republik» mit einem Jahresumsatz von etwas über 6 Millionen ist das ein ganz dicker Hund. Ein starkes Stück. Das bedeutet, dass die Firma einen grossen Teil ihrer Einnahmen nicht versteuert hat.

Das ist keine nebensächliche «Feststellung», die einem mal so zufällig überfällt, während man bei der ersten Zigarette des Morgens Kaffee schlürft und aus Langeweile nochmal die Steuererklärungen durchblättert.

Alleine die komplexe Holdingstruktur, in die die «Republik» eingebettet ist, beweist, dass hier Cracks und Spezialisten am Werk waren, die sich in jedem Detail der Aufstellung einer Firma bestens auskennen. Inklusive die steuerliche Gestaltung. Denn jede Firma weiss, dass Steuern ein gewichtiger Ausgabenposten sind. Bevor man bei der Herstellung oder dem Vertrieb eines Produktes an x Schräubchen dreht, um 5 Prozent Einsparung herauszuquetschen, ist es häufig viel ergiebiger, sich –legale – Steuersparmodelle durchzurechnen.

Das führt immer wieder zu Geschimpfe von desorientierten Linken, die meinen, eine gute Firma zahle so viel Steuern wie möglich, eine schlechte so wenig wie erlaubt. Aber natürlich gibt es auch hier zunächst eine Grauzone von möglichen Steuertricks, anschliessend kommt der rote Bereich.

Zu den 830’000 Franken kommt noch eine weitere Rückstellung von 100’000 Franken in Sachen Mehrwertsteuer. Die beträgt bekanntlich 7,7 Prozent. Hier reden wir also von einem Betrag von 1’428’571.43, für den keine MWST abgeführt wurde. Auch nicht gerade Peanuts.

Bei einer Firma, die fast 50’000 Franken für die Revision ihrer Buchhaltung ausgibt, eine satte Viertelmillion für Beratungen aller Art, eine Firma, die jede Menge Unternehmens-, Finanz- und Steuerspezioalisten «an Bord» hat – kann es da wirklich sein, dass solch gigantische Beträge unbemerkt über Jahre durchrutschten? Und keinem fiel nichts auf? Bis dann plötzlich «festgestellt» wurde, dass man vielleicht ein paar Milliönchen nicht versteuert habe? Dass man auf über einer Million keine MWST bezahlt habe?

Und dann gab es ein allgemeines «ups, so was aber auch, blöd gelaufen, kann doch passieren»? Rettet da vielleicht ein «kann man so oder so sehen, wir wollen nun auf der sicheren Seite sein»?

Nein, denn Rückstellungen bildet man nur dann, wenn einzig die Höhe der Zahlung noch nicht feststeht. Dass bezahlt werden muss, aber sicher ist. Denn keine Firma kommt freiwillig auf die Idee, ohne Sinn und Zweck Kapital zu binden, dem Zugriff für geschäftliche Aktivitäten zu entziehen.

Es ist offenkundig: es wurde eine Schlaumeierei probiert, und dann ist etwas passiert. Interessant ist auch der angegebene Zeitraum von 2017 bis 2020. Das bedeutet also von der Gründung und dem Anfang der Bettelaktionen bis Geschäftsjahr 2020. Da der aktuelle Bericht das Geschäftsjahr 2021 bis 2022 umfasst und hierfür keine Rückstellungen vorgesehen sind, muss also klammheimlich damit begonnen worden sein, Steuern auf Spenden/Schenkungen zu bezahlen.

Die «Republik» ist nicht börsenkotiert, also musste das keine Ad-hoc-Meldung auslösen. Es wäre aber anständig gewesen, eine so gravierende Veränderung im Finanzhaushalt sofort zu kommunizieren, so im Sinne von Transparenz.

Dass die «Republik» diesen «Formfehler» (Luftikus Seibt) erst jetzt unter vielen Zahlen und noch viel mehr Buchstaben im Geschäftsbericht bekanntgibt, gleichzeitig mit einer neuen Offensive, der Suche nach mehr Abonnenten und der Aufblähung des Budgets um Millionen, riecht streng nach Bemäntelung.

Dazu passt auch, dass die «Republik» auf Nachfragen verschlossen wie eine Auster reagiert. Die Sache liege beim Steueramt, nun wolle man in Ruhe abwarten. Diese Ruhe möchte man gerne über die heikle Abo-Erneuerungsphase von Ende Jahr beibehalten. Erfahrungsgemäss kommt es hier bei mehr als 10’000 anstehenden Verlängerungen zu einigen Abgängen.

Sollte sich ein Steuerhinterziehungsskandal entwickeln, würde es wohl viele potenzielle Neu- und noch mehr Alt-Abonnenten abschrecken, einer solchen Bude Geld nachzuwerfen. Immer wieder hat die «Republik» angebliche und reale Steuervermeidungsmodelle an den Pranger gestellt, allen Beteiligten vorgeworfen, sie kämen ihren staatsbürgerlichen Pflichten, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nach.

Und nun soll die «Republik» fast 12 Millionen, das Doppelte eines Jahresbudgets, nicht ordentlich versteuert haben, bei 1,4 Millionen keine MWST abgeführt? Das läuft nicht mehr unter «shit happens». Da reicht kein «sorry, sehr geehrte Verlegerin, sehr geehrter Verleger and everybody beyond». Das ist beyond everything.

Dieser Skandal wirft ein helles Licht auf die vorher nur merkwürdig berührende Tatsache, dass mit Constantin Seibt der letzte Mohikaner der «Republik»-Gründer bei verantwortlichen Stellen wie im Verwaltungsrat «von Bord» gegangen ist. Denn – unter Mitwirkung der Geschäftsleitung – werden hier solche Knaller verantwortet. Denn auch eine Firma muss ihre Steuererklärung unterschreiben, und eine Unterschrift macht haftbar. Im Ernstfall persönlich haftbar.

Schliesslich würden 930’000 Franken Rückstellungen nur reichen, wenn die Summe des geschuldeten Steuersubstrats korrekt berechnet wurde. Und unter der Voraussetzung, dass keinerlei Nach- und Strafsteuern fällig werden. Hofft da die «Republik» auf den Goodwill des Steueramts, aus politischen Gründen? Das wäre dann gleich der nächste Skandal.

Als Kollateralschaden wäre natürlich auch die Demokratie in de Schweiz ernsthaft gefährdet, ohne die Demokratieretter aus dem Rothaus, wo die angeschlossene Bar in den letzten Tagen sicherlich reichlich Zuspruch erfährt.

Frage zu Corona: wer haftet?

Ist das möglich, ohne gleich als Corona-Leugner, Covidiot oder Spinner abgestempelt zu werden?

Machen wir die Probe aufs Exempel. Mit zunehmend unsanfterem Druck werden Ungeimpfte dazu gedrängt, diesen Zustand zu ändern.

Freiwillig, versteht sich. Aus Verantwortung, versteht sich. Um mit dem Virus nicht gemeinsame Sache zu machen, wie sich der SoBli-Chefredaktor nicht entblödet zu formulieren.

Ich bin übrigens geimpft, um das klarzustellen. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass ich das freiwillig getan hätte. Auch nicht aus Verantwortung dem Mitmenschen gegenüber. Eigentlich in erster Linie, weil ich gerne noch solange am Sozialleben teilnehmen möchte, wie das existiert. Bis dann der nächste Lockdown kommt.

Was war schon wieder die Frage?

Ach ja, klar, zuerst der Hintergrund: in weniger als einem Jahr wurden zwei neue mRNA-Impfstoffe und ein Vektorimpfstoff entwickelt, getestet, hergestellt und massenhaft verabreicht. Studien über Nebenwirkungen sind nur rudimentär vorhanden, Langzeitwirkungen können logischerweise noch gar nicht abgeschätzt werden.

Normalerweise dauert es von der Entwicklung bis zur Anwendung eines neuen Impfstoffs 10 bis 20 Jahre, manchmal noch länger. Dahinter steht ein kompliziertes, normiertes Prozedere der US-Gesundheitsbehörde FDA. Stage one to three,  engmaschige Überwachung, Laborversuche, Tierversuche, schliesslich Menschenversuche. Evaluation, Kontrolle der Validität, schon mancher Hersteller ist auf der Strecke geblieben, weil das so langwierig, zeit- und kostenintensiv ist. Und jeder kleine Rückschlag bedeuten kann, dass die Marktzulassung in noch weitere Ferne rückt.

So, nun haben wir aktuell den Fall, dass diese bis zu 20 Jahre in weniger als ein Jahr zusammengestaucht wurden. Natürlich gibt es immer Erklärungen, das sei eine neue Art von Impfstoffen, daher nicht vergleichbar, keine Angst, alles im Griff. Nebenwirkungen, Wirkungen, Langzeitnebenwirkungen, kein Thema. Denn es gilt: alternativlos, alles andere wäre noch viel schlimmer.

Abgesehen davon ist alles garantiert sicher. Garantiert? Das Wort führt zur entscheidenden Frage. Die der Haftbarkeit. Das ist im Kapitalismus ein ganz entscheidendes Kriterium. Denn natürlich ist auch die Herstellung von Impfstoffen ein Geschäft, oder glaubt jemand, Big Pharma sei so big, weil Menschenfreunde, Philanthropen und Weltverbesserer an den Schalthebeln sitzen?

Wie kriegt man Haftbarkeit hin?

Haftbarkeit schützt. Normalerweise

Das ist auch okay so, denn vor zu viel Verantwortungslosigkeit schützt die Haftbarkeit. Wer etwas herstellt, das schadet, und es ist ein kausaler Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung erstellt, der haftet. Das mussten selbst unangreifbar erscheinende Tabakriesen schmerzlich erfahren, die immer einen Zusammenhang zwischen ihrem Produkt und Krebs abstritten.

Bis sie für haftbar erklärt wurden und zu Milliardenzahlungen verurteilt. Das ist halt so mit der Haftbarkeit.

Ausser bei den neuen Impfstoffen. Da gab es ein kurzes, aber heftiges Fingerhakeln zwischen Hersteller und Nutzer, also zwischen den Pharmabuden und den Staatsregierungen. Denn obwohl die kurze Entwicklungszeit keinerlei Problem darstellen sollte, bestanden die Hersteller darauf, ihr Produkt nur dann auszuliefern, wenn sie von der Haftbarkeit freigestellt werden.

Oder im Fachchinesich: «Der Impfstoffhersteller haftet gestützt auf das Produktehaftpflichtgesetz (PrHG; SR 221.112.944), wenn der Impfstoff fehlerhaft ist, weil er z.B. einen Konstruktions- oder Fabrikationsfehler aufweist, und bei bestimmungsgemässem Gebrauch des Impfstoffs bei der Person ein Schaden entsteht.»

Wie das wie immer die EU unnachahmlich dekretierte:

«Die Europäische Union (EU) gewährt Herstellern von potentiellen Impfstoffen gegen Covid-19 eine eingeschränkte Haftung im Falle von unvorhergesehenen Nebenwirkungen.»

Dann hätten wir noch den hier, aus der «Schweizerischen Ärztezeitung»: «Das Epidemiengesetz sieht vor, dass ein Anspruch auf Entschädigung für Impffolgeschäden bejaht werden kann, wenn die Impfung behördlich angeordnet oder empfohlen worden ist.»

Daran denken natürlich all die haftungsfreien Corona-Kreischen in Wissenschaft und Medien nicht. Sie sind ja sowieso völlig haftungsfrei, was ihr Gebabbel betrifft.

Schnecken können das, Big Pharma aber auch.

Ach, und die Frage? Bitte sehr:

Der Hersteller verdient, die Allgemeinheit haftet. Schafft das Vertrauen in die Unschädlichkeit der Impfstoffe?

 

Corona-Kollateralschäden

Nicht nur Wissenschaftler, auch Medienschaffende können froh sein, dass sie völlig haftungsfrei sind.

Fordern, mahnen, erinnern. Die Lieblingsbeschäftigung vieler Journalisten heutzutage. Zu welchen Sumpfblüten das führt, haben wir schon mehrfach dargestellt.

Wissenschaftler, Politiker und Journalisten haben eins gemeinsam: sie müssen keinerlei persönliche Verantwortung übernehmen. Sie sind nicht haftbar für den Unfug, den sie quatschen. Ein Wissenschaftler hat höchstens eine kleine Delle im Renommee, wenn er sich mal für mal grauenhaft verhauen hat. Politiker können die Wiederwahl nicht schaffen, haben sich aber in der Zeit vorher so gut vernetzt, dass sie problemlos irgendwo ein warmes Plätzchen finden. So wie der Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger, der nach Abschluss seiner politischen Karriere flugs Implenia-VR wurde.

Dass er als Bundesrat genau dieser Firma Aufträge erteilt hatte führte, zuerst zu Gebrüll, dann zu seinem schnellen Abgang nach nur zwei Jahren. Journalisten sind für Geschreibsel oder Getwitter auch nicht zur Rechenschaft zu ziehen. Pressefreiheit plus Meinungsfreiheit. Plus gut bestückte Rechtsabteilungen, die wohl 90 Prozent aller Meckereien wegräumen.

Der Baukonzern leidet auch unter Corona; so hat er viele Baustellen vorläufig still gelegt. Wie der Konzern aus diesem Schlamassel wieder rausfinden soll; schleierhaft. Im Bündnerland könnte sich der nächste Bauskandal anbahnen

Denn dort macht Implenia fast alle Standorte dicht. Nun könnte man sagen: also ein Baukonzern, bzw. seine Führungsetage, muss streng, aber gerecht sein. Und da es bei der Gerechtigkeit mangelt, die meisten Mitarbeiter auf staatliche Aufforderung hin Abstriche hinnehmen müssen, lässt es sich die Chefetage wohl sein.

Welche Folgewirkungen gibt es schon?

Wes Geistes Kind die dort Hockenden sind, ausgestattet mit gutem Gedächtnis und rauchender Zigarre, das ist dem Publikum immer wieder entgangen. Da muss ja eine Planung dahinter stecken, da kommt keiner mehr rein, keiner mehr raus.

Aber das ist ja nur der Eisberg; es gibt noch weitere Zacken und grade deren Folgewirkungen des umstrittenen Lockdowns? Pipifax. Beruhigt nicht wirklich. Pleitewelle von Fitnesscentern im Sommer, das unkt nicht irgend ein Verschwörungstheoretiker. Das wurde auf SRF genau so ausgestrahlt. Zuerst lange geschlossen, dann wieder eröffnet.

Kleine Wellen schlagen auch die vielen Meldungen, dass jugendpsychiatrische Einrichtungen an der Kapazitätsgrenze oder sogar darüber hinaus seien. Die Anzahl von Jugendlichen, die sich wegen Suizidgefährdung selber melden, ist sprunghaft angestiegen. Hat sich einer dieser Schreihälse in den Medien jemals Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen dieses Corona-Jahr auf Heranwachsende hatte?

Das Kollabieren ganzer Wirtschaftszweige; Hotellerie, Gaststätten, Reisebranche, Tourismuszulieferer: wenn man keinerlei Haftbarkeit hat, kann man frei von Verantwortung so viel gute Ratschläge raushauen wie der Tag Stunden hat.

Seit doch etwas für Irritationen sorgt, dass die Eidgenossen und die Reichsdeutschen aufgrund der gleichen Zahlengrundlage – die meisten Indizes in der Schweiz und in Deutschland sind ziemlich nahe beieinander – zu völlig verschiedenen Schlussfolgerungen kommen, hat sich die lautstarke Beschimpfung von Abweichlern deutlich in der Phonstärke gemässigt.

Ohne ständiges Nachschütten von Kompetenz …

Während man vorher ohne jegliche eigene Kenntnisse aufgrund von Parametern, denen die Wissenschaftler eine Bedeutung zumassen, lautstark Lockdown rufen und fordern konnte. Noch lautstärker als alle Aluhutträger und Selbstgefährder beschimpfen, die das anders sehen und sich sogar zu unerlaubten Demonstrationen zusammenrotten.

Da das aber nun auf Regierungsebene nicht so möglich ist, entweder die deutsche oder die Schweizer Regierung als völlig von der Realität abgehoben zu beschimpfen (es gibt in der Schweiz nur einen journalistisch tätigen Amok, der sogar das tut), wird das wohlfeile «da müsste man endlich, wenn man nicht, dann aber, alle sollten mal auf mich hören» schal und billig.

Und da hinter all diesem medialen Nachgeplapper nur selten eigene Kompetenz oder eigenes Fachwissen stehen, verstummen all die Heerscharen von frisch qualifizierten Corona-Experten in den Medien zunehmend.

Sie haben in der Schweiz ja bloss einen Beitrag dazu geleistet, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemiebekämpfung in Zahlen ausgedrückt wohl bei über 150 Milliarden Franken liegen. Nachbereinigungen durch gigantische Schadenersatzklagen noch gar nicht eingerechnet.

Da zuckt der Journalist mit den Schultern und hofft auf ein neues Thema. Gaza-Streifen gegen Israel und umgekehrt, wenn das eskaliert, kann der Medienschaffende endlich den weissen Wissenschaftlerkittel abstreifen und mit ernster Miene den Beteiligten und der ganzen Welt erklären, wie das Nahostproblem im Handumdrehen gelöst werden könnte.

Nur ganz schlaue Journalisten wundern sich immer mehr, dass immer weniger auf ihre Meinung wert gelegt wird. Und für Artikel mit Hand und Fuss statt copy/paste, dafür fehlt die Zeit und das Know-how. Also her mit der Staatsknete. Und alle Medienkonzerne in der Schweiz machen weiter Dehnungs- und Lockerungsübungen, wie man für Inserenten die Beine noch weiter spreizen könnte.