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Wie lange gibts Blick TV noch?

Der Verlag rückt keine Zahlen heraus. Vielleicht besser so.

Letzten Mittwoch musste der Chef einspringen. Jonas Projer stand vor der Kamera und berichtete über die kurlige Russin, die in eine Gletscherspalte fiel. Der Blick-TV-Chefredaktor steht normalerweise hinter der Kamera. Die spannende Frage ist: wie lange noch? Gemäss Aussagen von Mitarbeitern soll die Stimmung auf der Redaktion ziemlich – stressig sein.

Im Unterschied zu Radio, Print, Online oder Fernsehen gibt es keine unabhängigen Zahlen zu Blick TV. Die einzigen Zahlen, die Ringier kommuniziert, sind die 840’000 Zuschauer in der ersten Woche, beziehungsweise die «über» 100’000 pro Tag. Konkrete Zahlen rückt der Konzern partout nicht heraus. Man hört von Ringier immer die gleiche Leier: «Usermässig ist Blick TV sehr erfreulich gestartet. Unterjährig geben wir keine Zahlen für konkrete Zeitfenster bekannt.»

Wenn das mit den 100’000 stimmt, sieht es sehr schlecht aus für Blick TV. Gemäss der Tarifliste von Blick, erhält der Konzern für 30 Sekunden-Spots maximal 87 Franken pro 1000 Visits. Im besten Fall verdient Ringier bei 100’000 Visits also knapp 9000 Franken pro Tag, 270’000 Franken pro Monat. Das gilt aber nur für Werbespots ab 15 Sekunden. In letzter Zeit laufen auch Spots bis 6 Sekunden, sogenannte Bumper Ads. Diese seien für die Kunden günstiger, antwortet Ringier auf Anfrage.

Den Werbeeinnahmen stehen Löhne von 48 Mitarbeiter des «Kernteams von Blick-TV» gegenüber, die über den Daumen gepeilt 380’000 Franken pro Monat (bei einem Durchschnittslohn von 8000.-) verschlingen. Dazu kommen noch Sozialkosten. Die Einnahmen würde also nicht einmal die Löhne decken. Was alles an Technik, Externe und Weiterentwicklung dazu kommt, will man gar nicht wissen. Nur schon der abgesenkte Boden im Studio soll ein Vermögen gekostet haben.

«Der Erfolg von Blick TV», so die Pressestelle, «besteht vor allem darin, langfristige Sympathie bei den Nutzerinnen und Nutzern sowie im Werbemarkt aufzubauen.» Damit das gelingt, gebe man «Blick TV auch ausreichend Zeit um dies zu erreichen.» Solche Zeit-Versprechungen haben in der Schweiz schon viele Medien erhalten. Die meisten durften dann sogar das Zeitliche segnen.