Noch mehr langweilige CH-Filme dank «Lex Netflix»?
Geld ist selten ein guter Geburtenhelfer. Siehe «Republik».
Der Schweizer ist ein kompliziertes Wesen. Vom Wesen ein Bergler, vom Temperament ein Eisblock, vom Humor eine Amöbe. Das macht ihn etwas unberechenbar. Für gesichert gilt aber, dass der Schweizer Kinofilme aus seiner Heimat nicht mag. 2019 schafften es nur zwei helvetische Filme in die Top 30, das zeigt die akribische Datenlese von Pro Cinema. Es sind dies: «Zwingli» und «Bruno Manser».
Der Bund will das ändern und schlägt mit der «Lex Netflix» eine der absurdesten Umlenkungssteuer vor, die es wohl je gegeben hat. Ausländische Streaming-Dienste wie Netflix sollen verpflichtet werden, einen Teil ihrer Einnahmen in das Schweizer Filmschaffen zu investieren. In der vergangenen Herbstsession zeigte sich der Nationalrat einverstanden damit. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Quote senkte er aber von 4 auf 1 Prozent. In der Frühjahrssession wird der Ständerat darüber beraten.
Die Prozentanteile, um die gerungen wird, schenken ein: 4 Prozent des Schweizer Umsatzes von Netflix entsprechen 28 Millionen Franken.
Dass den Schweizer Verlegern diese Idee von Umverteilung bisher nicht in den Sinn gekommen ist, sagt schon alles über die Schweizer Medienkrise. Warum nicht 10 Prozent der Einnahmen von «Spiegel», «Hürriyet» und «Stricken mit Lisa» in die Kassen der Schweizer Redaktionen abzweigen?
Im Unterschied zu den Schweizer Filmen, die im Ausland fast nie laufen, beträgt der Anteil der Schweizer Bucherlöse allen in Deutschland 3 Prozent. Und während der Schweizer Filmmarkt in den Kinos jährlich etwa 150 Millionen Franken umsetzt, sind es im Schweizer Buchmarkt: 900 Millionen.
Die Hauptkritik richtet sich aber an die Idee, dass mit mehr Geld die Schweizer Filme besser werden. Ein Schweizer Verleger, der auch ungefragt Scripts zum Lesen bekommt, erzählt, dass er immer wieder solche «Granaten-Drehbücher» erhalte: «Vergewaltigtes kroatisches Mädchen flüchtet in die Schweiz auf die Alp und gründet eine Selbstverteidigungsgruppe.»
Er rät dem Ständerat, die Netflix-Zwangsabgabe nicht zu verbeamten. Das viele Geld soll darum nicht in die weitgefächerte Filmförderung gehen. Netflix soll selber damit Schweizer Produktionen produzieren. «Dann hätten wir bessere Filme, mehr Zuschauer und vielleicht sogar die Chance eines Auslandsmarktes. Abgesehen davon keine Verwaltungskosten, keine verfilzten Filmjuries, die alle Mittel untereinander aufteilen, sondern ganz normale Marktgesetze.»
Der rührige Filmemacher Samir und seine Filmemacher-Gattin Stina Werenfels werden sich bestimmt ins Zeug legen, für das grosse Klagelied.
Ihre gemeinsame Filmproduktionsfirma „Dschoint Ventsch“ wartet auf einen neuen Zuschuss.
Richtigstellung:
Dschoint Ventschr Filmproduktion AG
Der Schweizer Film ist nur dann kreativ wenn es darum geht anderen Leuten ungefragt in die Taschen zu greifen. Von Ausnahmen abgesehen einfach nur ein verbeamteter „Kreativ“-Filz der sich selbst genügt. Der mangelnde Publikumserfolg überrascht darum nicht.
Dasselbe zeichnet sich bei den geplanten Subventionen für Onlinemedien ab. Die Schwelle liegt bei gerade mal 100’000 Fr. Publikumseinnahmen. Pro Jahr. Macht 500 Abos zu 200 Fr. Oder wie auch immer: Ein Publikum sieht anders aus.