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Sonntag, 26. Dezember

Die Höchststrafe für Sonntagsblätter.

Am 25. Dezember das Blatt für den 26. Dezember vorbereiten müssen, mit Informationslage 24. Dezember, das ist nun echt hart. Da könnte man sich etwas einfallen lassen – oder daran scheitern. Wenn das die Wahl ist, weiss der Schweizer Journalismus, was zu tun ist.

Der Dreizack der mehr oder minder gepflegten Langeweile sah so aus:

 

Früher hatte «Frontseite» noch eine gewisse Bedeutung.

Ein Zusammenhang zwischen Artikel und Inserat wäre rein zufällig.

Zum Glück gibt’s den Rückblick. Sonst müsste man noch Peach Weber interviewen. Oh, das tat man.

Der SoBli hätte auch titeln können: Uns ist alles ins Abflussrohr gegurgelt.

Immerhin: Frank A. Meyer zerlegt gekonnt Philipp Loser von Tamedia. Ist aber auch keine Kunst.

So sieht eine Seite aus, wenn man nicht schreiben will: Die Alternative wäre ein Katzenfoto gewesen.

Auch die NZZaS begibt sich in die Niederungen des Sauglatttismus.

Ein Loblied auf Queen Elizabeth II.: Das wollte man unbedingt schon mal in der NZZaS lesen. Aber eher vor 50 Jahren.

Aber wir haben noch ein Absackerchen. ZACKBUM warnt schon lange, dass die Auswirkungen des Virus auf die Hirntätigkeit dringend genauer untersucht werden müssten. Felix E. Müller beweist das aufs Erschreckendste.

Schon im Titel seiner Medienkolumne hat er danebengegriffen. Aber der Reihe nach. Er sieht zwei Herangehensweisen an die Corona-Berichterstattung. Die Medien hätten versuchen können, «mit sachlicher Information den Wissensstand zu verbessern». Leider fällt ihm kein Beispiel dafür ein. Oder er ist zu bescheiden, die NZZaS zu erwähnen.

Aber da gab es auch die dunkle Seite der Macht, der sowohl die Linken wie auch die Rechten anheim fielen, nämlich die «Erregungsbewirtschaftung»: «In der linken Ausprägung hiess dies, Weltuntergangsstimmung zu verbreiten oder extreme Prognosen zu Opferzahlen als wahrscheinliche Entwicklung darzustellen. Das rechte Lager dagegen hämmerte dem Publikum ein, sämtliche Prognosen seien falsch und alle Massnahmen der Behörden absurd.»

Das ist schon eine gewagte Vereinfachung, mit der sich Müller den gar nicht NZZ-liken Titel «terrible simplificateur» einhandelt. Aber nun wird’s leicht absurd:

«Diese Berichterstattung hat längst das leninistische Kommunikationsmodell der Agitprop übernommen, mit dem die Kommunisten den Boden für die Revolution vorzubereiten suchten.»

Im Sinne eines Rosta-Fensters des grossen Revolutionsdichters.

Echt jetzt? Linke wie Rechte frönen dem Agitprop? Majakowski lässt grüssen? Kann Müller einen negativen Corona-Test vorweisen? Ist er geboostert? Wenn nein, warum nicht?

Seine Spalte kommt zum Ende, er muss leider schliessen. Das geht natürlich nur mit einer conclusio, wie der ehemalige Gymilehrer gerne sagen würde: «Der Unterschied zwischen den beiden journalistischen Prinzipien macht den Unterschied zwischen einem verantwortungsvollen und einem verantwortungslosen Journalismus aus.»

Der Unterschied macht den Unterschied aus? Hallo? Brennt da im Oberstübchen noch ein Licht? Will niemand den schreibenden Rentner vor sich selbst schützen, vor weiteren Beschädigungen?