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Binswanger, die Letzte

Kein Wort mehr über den Schwurbler, versprochen.

Daniel Binswanger ist ein grosser Schweiger. Wenn es um den Roshani-Skandal bei Tamedia geht. Dort könnte er als nicht mehr Lohnabhängiger vom «Magazin» als Augen- und Ohrenzeuge bestätigen oder dementieren, dass die gefeuerte Mitarbeiterin Anuschka Roshani von ihrem damaligen Chef vor versammelter Mannschaft verbal übel angegangen worden sei. Wie sie behauptet. Aber er schweigt.

Die «Republik» hat neben den üblichen Geld-, Steuer- und Leistungsproblemen auch noch einen saftigen Sexismus-Skandal. Anonyme Frauen behaupten, ein zunächst freigestellter, dann fristlos entlassener Mitarbeiter habe sie verbal sexuell belästigt. Auch dazu schweigt Binswanger als Co-Chefredaktor eisern.

Dafür meldet er sich unter dem Gaga-Titel «Wir sind alle Israelis» zum Nahen Osten zu Wort. Aber damit nicht genug. Neuerdings versucht er sich als Bettler in eigener Sache. Indem er eine Art Newsletter verfasst. Auch hier ist der Betreff schon ziemlich gaga: «Für die Infrastruktur der Demokratie».

Natürlich gibt Binswanger Unverständliches zum Besten: «Ohne Auseinandersetzung und lebendige Pluralität ist die Demokratie nichts anderes als die Diktatur der Mehrheit.» Das ist nun merkwürdig, denn wenn ZACKBUM die Grundregel der Demokratie richtig versteht, entscheidet in ihr die Mehrheit. Die dann aber allenfalls zur Diktatur werden kann. Während ZACKBUM meinte, eine Diktatur sei eine Herrschaftsform, in der die Mehrheit nichts zu sagen hat.

Aber schon kommt die schreibende Schmachtlocke zum lustigen Teil:

«Die Republik ist ein unabhängiges Medium. Wir bemühen uns um objektive Informationen, halten die Debatte in Gang, setzen uns ein für den öffentlichen Diskurs. Das geht nur dank einer lebendigen Community, die unser gemeinsames Magazin trägt. Bitte unterstützen auch Sie unsere Arbeit! Ohne Journalismus keine Demokratie

Wie unabhängig kann ein Medium sein, das es nur wegen dem dicken Portemonnaie der Gebrüder Meili noch gibt? Woran erkennt man das Bemühen um «objektive Information», und was ist das überhaupt? Selbst die Aussage «es ist jetzt fünf vor zwölf» kann kaum als objektive Information bezeichnet werden. Wie man im Anfängerkurs für angehende Journalisten lernen sollte, gibt es das nicht. Es gibt höchstens ausgewogene Information oder das Bemühen, ein möglichst realistisches Bild der Wirklichkeit zu beschreiben. Was nun nicht gerade die Stärke der einäugigen, in ihrer Gesinnungsblase unter Luftabschluss  miefenden Redaktion ist. Die sich stolz zu diesem und jenem bekennt, aber sicher nicht zur «objektiven Information».

Dann hat Binswanger noch einen richtigen Schenkelklopfer auf Lager: «Das Schweizer Parlament dürfte am Sonntag nach rechts rücken – und noch weiter rechts steht heute das Schweizer Mediensystem.»

Das Schweizer Mediensystem steht weiter rechts als das Parlament? Also alle an der Seite der NZZ, der «Weltwoche» gar? Oder im Dunstkreis der «Schweizerzeit»? Angeführt von SRF? Man wischt sich die Lachtränen aus den Augen. Aber Binswanger ist gnadenlos, bis sich der Leser am Boden wälzt und prustend abklopft und um Einhalt bettelt: «Unser Kampf gilt nicht den Klicks, sondern der Qualität.»

Aber dann kommt die kalte Dusche, der Leser trocknet die Tränen und ist verstimmt. Denn das alles ist nur die Ouvertüre zur nächsten Bettelaktion: «Wir können Ihnen helfen bei der Meinungsbildung. Und Sie können uns helfen, diesen Job auch in Zukunft noch zu machen

Mit Link zum Bezahlen, natürlich.

Die «Republik» kann bei der Meinungsbildung helfen, aus welchen Gründen man die SVP wählen könnte? Die FDP? Aus welchen Gründen man die SP, die Grünen, den Hamas-Freund Molina nicht wählen sollte? Ganz objektiv natürlich?

Gut, es war herausfordernd, nach den Lachnummern zuvor noch einen Burner draufzusetzen. ZACKBUM wischt sich zum Abschied nochmals die Lachtränen aus den Augen.

 

«Magazin»: billiger Jakob

Damit schliessen wir unsere Berichterstattung über diesen lebenden Untoten ab.

Das «Magazin» war einmal eine Benchmark für anspruchsvollen Journalismus. Als Beilage des «Tages-Anzeigers» war es nicht auf Verkäufe angewiesen. Als Hochglanzblatt war es Anlaufstelle für Hochglanzinserate. Eine ideale Mischung, damit sich begabte Redakteure austoben konnten. Ende Nostalgie.

Auch das «Magazin» wurde Opfer des Sparwahns bei Tamedia, wo ohne Rücksicht auf Verluste von jedem Profit Center der gleiche Return on Investment verlangt wird.

Schon Finn Canonica musste seine Feuerprobe bestehen, als er Inhalt und Redaktion aus Spargründen völlig umzukrempeln hatte. Dass es noch schlechter geht, beweist wöchentlich sein Nachfolger, die Wetterfahne Bruno Ziauddin. Getreuer Stellvertreter, der solo einen Jubelchor auf den abgehenden Canonica sang. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass sein Chef gefeuert worden war.

Seither hat auch er sich zum Roshani-Skandal ein Schweigegelöbnis auferlegt. Was ihn – und nicht nur ihn – moralisch völlig diskreditiert. Im Winzig-Editorial der letzten Ausgabe labert er über das «halbjährlich wiederkehrende Ereignis der Zeitumstellung». Wir warten auf sein Edito, das sich mit dem jährlich wiederehrenden Ereignis des Frühlings befasst.

Diesem brüllend spannenden Thema ist auch die Cover-Karikatur (siehe oben) gewidmet. Wer darüber lacht, muss extrem kitzlig sein und kräftig gekitzelt werden.

Eine Würdigung der Kolumnisten ersparen wir dem Leser. Dann folgen 10 Seiten über die Klage eines peruanischen Bauern gegen einen deutschen Grosskonzern. «Es ist der wohl folgenreichste Gerichtsprozess des 21. Jahrhunderts». Realistisch betrachtet: niemand nimmt das ernst, und auch die «Magazin»-Leser können sich schon beim Ostereiersuchen nicht mehr daran erinnern.

Dann hat die «Künstlerin» Jenny Rova ein Kunststück auf ihrem Blog veröffentlicht. «Neun Männer, die sie liebten, neun Männer, die sie fotografierten». Häufig leichtbekleidet, nicht selten im Bett, immer peinlich. Plus eine echte Drohung: «Im Alter will sie dann all die Männer anschreiben, die sie zwischen fünfzig und achtzig geliebt und fotografiert haben.» Begleitet wird dieser Unsinn von einem Text der stellvertretenden Chefredaktorin des Magazins der «Süddeutschen Zeitung». Das hat einen Vorteil: es ist billig.

Dann schafft es Ulf Lippitz, sein misslungenes Interview mit John Malkovich aus der SZ im «Magazin» zu rezyklieren. Der Hollywoodstar muss seine gnädigen fünf Minuten gehabt haben, dass er ernsthaft auf solche Schwachsinnsfragen antwortete:

«Darf man davon ausgehen, dass Sie nicht geimpft sind?
Doch, ich musste es ja tun. Das wurde von der Schauspielergewerkschaft vorgeschrieben, sonst hätte ich nicht arbeiten dürfen.
Und hurra, Sie leben noch!
Trotzdem wird sich erst in der Zukunft zeigen, ob die Impfung eine gute Idee war.»

Malkovich musste da durch, weil er einen neuen Film zu promoten hat. Aber ZACKBUM muss sich das nicht mehr antun.