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Es darf gelacht werden: Papiermangel

Deutschland jammert, nun auch die Schweiz. Wenn für die Verrichtung das Papier fehlt.

Chips sind Mangelware. Intelligenz sowieso. Jetzt auch noch der Stoff, aus dem die Zeitungen und Zeitschriften sind. Wie persoenlich.com vermeldet, haben «20 Minuten», Tamedia, CH Media und NZZ angekündigt, dass die Zeitungsumfänge gekürzt werden.

Schuld daran sei ein allgemeiner Papiermangel, plus ein Brand in einer Zentralschweizer Papierfabrik. Nun haben es sich die Medien selbst zuzuschreiben, dass die spontane Reaktion ist: Fluch oder Segen?

Objekt der Begierde: Druckpapier.

Zum einen ist ja der grosse Vorteil des Internets, dass es unbegrenzt ist. Echt wahr. Da kann ein «Republik»-Redaktor noch so langfädig werden, es hat immer noch Platz für mehr. Obwohl das weniger ist, aber diese Dialektik versteht nicht jeder.

Auf jeden Fall gibt es nun weniger Papier. Das könnte nun zu einem neuerlichen Run auf Toilettenpapier führen, weil einige Konsumenten etwas missverstehen. Sie können immerhin die gute Entschuldigung verwenden, wenn man sie über das Missverständnis aufklärt: Wo genau ist der Unterschied?

Der Begriff «lügt wie gedruckt» kann allerdings nur mehr beschränkt verwendet werden. Wo weniger gedruckt wird, kann auch weniger gelogen werden. Überhaupt sind die Auswirkungen des Papiermangels ein Tummelfeld von dialektischen Widersprüchen.

Verwechslungen sind nicht ausgeschlossen.

Weniger Papier, weniger Platz für gedruckte Meinungen. Eindeutig ein Vorteil. Weniger Papier, mehr Platz für Buchstaben auf der Seite; es müssen nicht mehr halbseitige Porträtaufnahmen eines Bundesrats verbraten werden, um über die inhaltliche Leere hinwegzutäuschen.

Die Auswirkungen sind unüberschaubar

Allerdings, wenn es noch Fischhändler, Marktfrauen und Benützer des stillen Örtchens geben sollte, die Zeitungspapier als Allzweckwaffe einsetzen: was tun dann die? Plastik statt Papier, das lässt sich zum Einpacken verwenden. Aber zum Abwischen?

Ganz anderes Problem: Müssen dann Altpapiersammlungen unter strengen Schutzmassnahmen stattfinden? Also statt in Abfallwagen werden die wertvollen Papierbündel in gepanzerte Geldtransporter eingeladen?

Das ist natürlich nur die logische Konsequenz am Ende, vorher stellt sich die Frage: Wird Altpapier weiterhin gratis abgegeben? Oder müssen Papierbündel mit Geldbündeln abgelöst werden? Wird Altpapier gehortet, im Garten verbuddelt, in Tresorräume eingeschlossen? Wird es zur freiwilligen Bürgerpflicht erklärt, monatlich eine Minimalquote an Papier abzuliefern?

Wann werden Bücher rezykliert, wieso greift man nicht auf die altehrwürdige Herstellung von Papyrus zurück? Ist die Tradition der Verwendung von Tierhäuten zum Aufnotieren völlig vergessen gegangen? Dürfen wir an die ebenfalls altehrwürdige Methode des Palimpsests erinnern?

Könnte abgeschabt und wiederverwendet werden.

Kennt keiner mehr? Ist noch nicht so langer her. Mangel an Schreibunterlagen gab es immer wieder. Also schabte man den Text von Schriftstücken ab, oder man wusch sie, und schon war Platz für Neues geschaffen, hinweg mit dem Alten.

Viele Blätter eignen sich ebenfalls zum Beschriften, Strassenzüge, Häuserwände, eigentlich alle Oberflächen. Es muss ja nicht immer alles Gedruckte so hergestellt werden: