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Ringier entschuldigt sich!

«Wir wollen uns trotzdem entschuldigen bei Jolanda Spiess-Hegglin.»

In einer Medienmitteilung nimmt es der CEO der Ringier AG selbst auf sich, sich im Namen der gesamten Ringier AG, der «Blick»-Redaktion und auch im Namen des Chefredaktors Christian Dorer, zu entschuldigen.

Marc Walder schreibt weiter, dass es zwar nicht die Absicht gewesen sei, aber Spiess-Hegglin durch die Berichterstattung «verletzt wurde». Und obwohl das Gericht in beiden Instanzen ihre Forderung nach einer Entschuldigung ablehnte, tue das nun der Verlag freiwillig.

Walder ist sich im Klaren: «Jolanda Spiess-Hegglin wird die Klagen gegen Ringier weiterführen und aufgrund dieser Zeilen nicht fallen lassen. Das ist auch nicht die Absicht, die wir mit dieser Entschuldigung verfolgen.»

Natürlich könne Ringier das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, sagt Walder abschliessend: «Wir können aber Tag für Tag dazuzulernen und immer und immer wieder versuchen, es besser zu machen.»

Eine aufrichtige Entschuldigung

Diese «aufrichtige Entschuldigung» kontrastiert deutlich mit den Kommentaren, die Spiess-Hegglin gegenüber ihrem Sprachrohr Pascal Hollenstein, dem publizistischen Leiter der CH Media, abgegeben hat.

Sie sind schon vor Ablauf der Sperrfrist bekannt geworden, weil sich das journalistische Aushängeschild Peter Wanners nicht daran gehalten hat. So flackert sein Artikel «Jolanda Spiess-Hegglin gewinnt gegen den «Blick» seit Sonntagmorgen immer wieder durch die vielen Kopfblätter von CH Media. Um dann wieder gelöscht zu werden und anderswo aufzutauchen.

So steht beispielsweise in der «Luzerner Zeitung» seit Montagmorgen, 5 Uhr, der Verweis auf diesen Artikel online. Der Artikel selbst aber nicht. Zum zumindest unanständigen Brechen einer gerichtlich festgelegten Sperrfrist kommt also noch Unfähigkeit hinzu:

In diesem an Parteilichkeit nicht zu überbietenden Machwerk darf sich Spiess-Hegglin natürlich, im Gegensatz zu Ringier, zum Urteil äussern:

«Das Urteil zur Persönlichkeitsverletzung könnte nicht deutlicher sein», sagt Spiess-Hegglin. «Ich bin so froh, dass ich das durchgezogen habe. Wir haben nun eine perfekte Grundlage für alles, was noch kommen wird.» Sie bedauere lediglich, dass sich Ringier, die Herausgeberin des «Blick», nicht «freiwillig und ohne Bedingung bei mir und meiner Familie entschuldigen kann», fügt Spiess-Hegglin an.»

Das kommt davon …

Das kommt halt davon, wenn man sich mit einer Partei in einem Rechtsstreit gemein macht. Eine Todsünde für jeden seriösen Journalisten. Vor allem dann, wenn er auf der Jagd nach einem Primeur schon 24 Stunden vor Ablauf der Sperrfrist damit herausplatzt.

Dann gesellt sich zu fehlendem Anstand, zu Inkompetenz auch noch die Peinlichkeit, dass Hollenstein das Bedauern kolportiert, dass sich Ringier nicht entschuldigen könne. Das nennt man noch eine Bauchlandung zu allem zu.

Peinlich, bis der Arzt kommt

Das ist von einer Peinlichkeit, dass es weh tut. Nobel hingegen muss man die Entschuldigung des Hauses Ringier nennen. Auch deswegen, weil CEO Walder klarstellt, dass er mit weiteren Klagen von Spiess-Hegglin rechne und diese mit seiner Entschuldigung auch gar nicht verhindern wolle.

Da liegt nun der Ball bei Spiess-Hegglin, ob sie trotz erfolgter Entschuldigung weiterhin glaubt, eine «perfekte Grundlage» für alles zu haben, was noch komme. Der mehrfach gescheiterte Online-Guru Hansi Voigt will für Spiess-Hegglin ausgerechnet haben, dass Ringier mit allen Klicks auf Online-Artikel zum Thema «mehr als eine Million Franken Gewinn» gemacht habe.

Geht es ums Geld oder nicht?

Darauf will Spiess-Hegglin offenbar zukünftige Forderungen auf Gewinnherausgabe stützen. Andererseits hat sie immer betont, dass es ihr nicht um Geld gehe, sondern darum, dass Ringier sein Fehlverhalten eingestehe und bereue. Nachdem das der Verlag getan hat, ist nun die Frage, ob Spiess-Hegglin auch einlenkt. Oder ob sie die Honorarforderungen ihrer Anwältin dazu zwingen, weiterzuprozessieren.