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Farbenlehre Reloaded

Die Redaktionen sind immer noch auf der Suche nach der richtigen Hautfarbe.

Wir mussten uns schon mehrfach mit einem der bedeutenderen Probleme der Neuzeit, der Menschheit und erst noch des Journalismus beschäftigen. Durch unsere einfühlsame Beschreibung der in Zeiten der political Correctness und des Genderwahns existenziellen Suche nach der richtigen Farbe von Kamala Harris. Zum ersten Mal, als sie zur Kandidatin fürs Amt der Vizepräsidentin gekürt wurde. Dann, als alle (ausser Donald Trump und sein Anwalt) Harris als gewählte Vizepräsidentin würdigten.

Fundamental-Antirassisten mögen nun einwenden, dass überhaupt die Verwendung einer Farbbezeichnung eindeutig diskriminierend ist. Käme den jemand auf die Idee, Joe Biden ständig als weissen Präsidenten zu beschreiben? Eben. Aber nun ist es schon wieder passiert, sie ist seit Mittwoch amtierende Vizepräsidentin. Also stellt sich die Frage nach der Hautfarbe schon wieder. Genauer: nach der richtigen, korrekten, über jeden Verdacht erhabenen Beschreibung der Hautfarbe.

Die Ergebnisse sind nicht wirklich bunt, und auch nicht richtig überzeugend.

«20 Minuten» legt sich fest: Harris ist die erste Frau und die erste Schwarze als Vizepräsidentin.

Der «Blick» schwänzelt um die Frage herum und zitiert lieber.

Auch «watson» will lieber andere entscheiden lassen.

Originell im «Bieler Tagblatt»: Links die Schwarze Harris, rechts der, nun ja, dunkelschwarze Verteidigungsminister.

Keine Angst vor Haue: Peter Rothenbühler in der «Weltwoche».

Wie gesagt, wir haben es hier mit einem der schwierigeren Probleme zu tun; wer hätte das auch ahnen können. Seit der Glosse von Kurt Tucholsky, bei der die Erwachsenen verzweifeln, wie sie einem Kind erklären sollen, wie die Löcher in den Käse kommen, war kaum so viel Hilflosigkeit.

Können wir helfen? Aber sicher. Zunächst: Harris mag viel sein, aber sie ist sicher nicht schwarz. Erst recht nicht, wenn sie deutlich aufgehellt wird wie beim «Vogue»-Cover. Aber mindestens so sehr wie über das Weisseln regten sich die Leser darüber auf, dass Harris respektlos fotografiert worden sei. Mit ihren geliebten Chucks an den Füssen, lockere Haltung, tritt ungeniert auf den Vorhang. Also musste «Vogue» noch ein staatstragenderes Cover nachschieben.

Auch «20 Minuten» liegt voll daneben. Der Haarschopf vor Harris, das ist schwarz. Gut, es ist wohl klar, welche Hautfarbe sie nicht hat. Aber …

Ihre Herkunft hilft auch nicht wirklich weiter. Sie ist die Frucht der Liebe zwischen einer Inderin und einem Jamaikaner. Also genauer einer Tamilin und einem Jamaikaner. Das hilft allerdings auch nicht wirklich weiter. Denn eine weitere Möglichkeit, sich aus der Farbwahl zu schleichen, wäre ja die ethnische Zugehörigkeit. Aber danach wäre Harris eine Afroamerikanerin oder eine Afroasiatin. Eventuell eine karibische Inderin.

Also grenzen wir das Farbspektrum doch einfach ein. Sie ist nicht schwarz, weiss ist sie auch nicht. Wirklich Asiatisches oder Indigenes ist ihr auch nicht anzusehen. Damit fällt immerhin gelb und rot weg.

Ah, aber wie wär’s denn mit Farbige? Das ist doch neutral und zutreffend; im Gegensatz zu einem Weissen oder Schwarzen ist sie farbig. Wäre toll, geht aber leider auch nicht. Dieser Begriff für Nicht-Weisse wurde in Rassentheorien für rassistische Ansichten missbraucht. Schade.

Wagen wir uns vor und werfen das Wort braun in die Debatte. Wer mag, kann noch ausdifferenzieren, hellbraun, Café au lait-Braun, das könnte es doch sein. Mulattin hingegen ist auf Deutsch ganz pfui, Mestizin würde auch nur halb stimmen.

Also, Problem gelöst. Harris ist braun. Aber nur für die, die meinen, die Hautfarbe eines Menschen extra erwähnen zu müssen. Meine Frau ist zum Beispiel eine dunkelbraune und stolze mulata aus Kuba. Ihre Hautfarbe ist sowohl ihr wie mir eigentlich schnurz. Ausser, dass sie deshalb Kleider und Schmuckstücke tragen kann, mit denen sich jede Weisse lächerlich machen würde.

Mal schauen, wie lange es dauert, bis die angeblich so überkorrekten Journalisten aufhören, das unwichtigste Merkmal von Harris ständig zu erwähnen. Dabei erst noch falsch.

Kleine Farbenlehre

Die Kandidatin ist schwarz. Echt jetzt?

«Weiblich, schwarz, angriffslustig», so charakterisiert der politisch immer korrekte «Tages-Anzeiger» die Frau, die an der Seite von Joe Biden in den Wahlkampf ziehen wird.

«Eine schwarze Frau auf einem Präsidentschaftsticket gab’s noch nie», staunt CH Media. Die «erste farbige Vizepräsidentschaftskandidatin» sieht die NZZ. Eine «prominente dunkelhäutige Kandidatin», so beschreibt sie SRF. Eine «historische Wahl» jubiliert Keystone-SDA, «erstmals könnte eine schwarze Frau Vizepräsidentin werden.»

Auch der «Blick» blickt auf die «erste schwarze Frau», die Vizepräsidentin werden könnte. Wirklich wahr? Wir wollen ja nicht Gefahr laufen, als farbenblind zu gelten, aber einige Fragen müssen hier schon gestellt werden.

Definieren einer Person über äussere Merkmale

Zunächst: Würden die militanten Vertreter der politischen, feministischen und rassistischen Korrektheit auch schreiben, wenn Joe Biden als Vizepräsidentschaftskandidat aufgestellt worden wäre: «Männlich, weiss, senil?» Immerhin, «angriffslustig» ist wenigstens ein Adjektiv, das die Persönlichkeit von Kamala Harris beschreibt.

Aber haben wir nicht einmal im Kurs «Rassismus für Anfänger» gelernt, dass die Definition einer Person über äusserliche Merkmale, über ihre Hautfarbe, ihr Geschlecht unter ganz strengem Rassismusverdacht steht? Wir empfehlen der gesamten Rumpf-Zentralredaktion von Tamedia dringend, einen Sensibilisierungskurs zu besuchen.

Vorher möchten wir die verantwortlichen Redaktoren (weibliche sind syntaktisch immer mitgemeint) vor dem Glashaus an der Werdstrasse knien sehen, wärend sie mindestens hundert Mal skandieren: «Black lives matter».

Welche Farbe hat denn nun Harris?

Aber damit hat die Wirrnis der Farbenlehre im modernen Journalismus ja noch kein Ende gefunden. Ist Senatorin Harris nun schwarz, farbig, dunkelhäutig oder was? Und wenn ja oder nein, wie würde man dann die Hautfarbe von Donald Trump beschreiben?

Offenbar übernehmen unsensible Journalisten in der Schweiz ganz selbstverständlich eine typische US-Form der Rassenunterscheidung. Alle, die hier mit Farbadjektiven um sich werfen, sollten zwangsweise den Roman «The human stain» von Philip Roth lesen müssen.

Wie weiss ist weiss?

Keine Bange, gibt’s auch auf Deutsch, vielleicht auch als Hörbuch. Der menschliche Makel besteht hier darin, dass die Protagonisten des Romans, obwohl linksliberale Professoren und Denker, einen Makel ihrer Herkunft verbergen wollen. Und dieser Makel besteht darin, dass sie zwar wie Weisse aussehen, aber in ihrer Ahnengalerie auch dunkelhäutige Vorfahren haben.

In diesem Sinn ist in den USA jeder nicht unbedingt ein Schwarzer, Farbiger, Hispanic, Asiate oder was auch immer. Aber er ist auf jeden Fall kein Weisser. Und um den Unterschied deutlich zum Ausdruck zu bringen, ist Harris in dieser Weltsicht tatsächlich schwarz, dunkelhäutig, farbig. Eben Nicht-Weiss.

Ist das für die Amis von Bedeutung? Allerdings, das spielt dort eine gewaltige Rolle, vor allem, wenn man sich in der Oberschicht der White Anglo-Saxon Protestants bewegen will. Diese WASP führen ihren Stammbaum am liebsten direkt bis zur Mayflower zurück. Auf diesem Segelschiff wanderten die «Pilgerväter» aus Mittelengland ein, und daher darf es keinen Zweifel geben, dass deren Nachkommen ohne «human stain» zur Welt kamen.

Wann gäbe es einen Shitstorm?

Die spinnen, die Amis, das ist richtig. Aber wieso müssen die meisten Schweizer Journalisten diesen Blödsinn übernehmen? Wenn Harris vielleicht eine grüne oder blaue Hautfarbe hätte, könnte das einer Erwähnung wert sein. Wäre sie Albino schon eher nicht.

Ansonsten spielt wohl in der Berichterstattung über die Sitten in den USA ihre Hautfarbe eine Rolle. Aber doch sicher nicht als Qualifikationsmerkmal hierzulande.

Wem es in den Sinn käme, Harris als attraktiv, gar als sexy zu bezeichnen, dürfte sich auf einen Shitstorm gröberen Kalibers gefasst machen. Obwohl diese Beschreibungen wohl besser zutreffen als die Farbenlehre über ihre Haut.