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Zweitgrösste Bank: na und?

Die CS ist in der letzten Woche in 203 Artikeln erwähnt worden. Darunter ein kritischer.

Die Bank ist krank. Das kann man bei der Credit Suisse wohl sagen, ohne gleich ein nettes Schreiben der Hauskanzlei Hartmann & Merker zu bekommen. Hoffentlich.

Vor Ostern verabschiedete sich die einstmals stolze Bank mit 7,17 Franken von der Börse. Die gute Nachricht: vor etwas mehr als einem Jahr erreichte sie ein Tiefst von 6,206 Franken. Anfang November letzten Jahres lag sie bei stolzen 10,175; zweistellig, Wahnsinn. Seit 1. Januar 2022 verlor die Aktie weitere 19,09 Prozent ihres Werts.

Das Trauerspiel in den letzten drei Jahren. (Quelle: cash.ch)

Die Ursachen sind bekannt. Abhilfe ist nicht in Sicht. Angesichts solcher Zahlen und Entwicklungen könnte man eigentlich annehmen, dass das Führungspersonal, das Management, die Geschäftsleitung einkommensmässig etwas kürzer tritt. Für die nächste Aktionärsversammlung am 29. April fordern unter anderem die grossen Aktionärsberatungsfirmen ISS und Glass Lewis, keine Décharge zu erteilen. Diese Verweigerung der Entlastung vom letzten Geschäftsjahr hat zwar weitgehend eine symbolische Bedeutung. Noch nie – weder bei der UBS, noch bei der CS – wurde der Versuch unternommen, das Management haftbar für einen katastrophalen Geschäftsverlauf zu machen.

Der abgetretene langjährige VR-Präsident Urs Rohner entschuldigte sich in seiner letzten Rede für den trübseligen Aktienkurs. Aber ausser schönen Worten und klitzekleine Verzichtserklärungen gilt für die Bank weiterhin: Business as usual. Das heisst, die Ausschüttung der sogenannten «variablen Vergütung», also von Boni, hat nur sehr rudimentär mit dem Geschäftsverlauf zu tun.

Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz» hat sich die Mühe gemacht, entsprechende Zahlen aufzubereiten. Das Ergebnis ist, gelinde gesagt, ernüchternd.

In den letzten 8 Jahren wurden insgesamt Boni in der Höhe von über 26 Milliarden Franken ausbezahlt. Die Entwicklung des Aktienkurses sah in dieser Zeit so aus:

Von 2014 bis 2022: Kurse von Fall zu Fall. (Quelle: cash.ch)

Für diese 26 Milliarden haben die Banker dann doch wenigstens satte Gewinne erwirtschaftet? Es geht; angesichts ständiger Rückstellungen, Flops und Bussen betrug der in der gleiche Zeitspanne – 1,7 Milliarden Franken. Doch, das Komma steht an der richtigen Stelle. An Boni wurde das 15-Fache des Gewinns ausgeschüttet.

Gut, dann haben aber die Aktionäre wenigstens als Zückerchen für den absaufenden Kurs kräftig Dividenden kassiert? Es geht, 6,4 Milliarden insgesamt.

Was sagt das über eine Bank? Der Börsenwert schnurrt auf Schnäppchenpreis zusammen. Nur kauft niemand, weil alle Schiss haben, welche Leichen da noch im Keller liegen. Der erwirtschaftete Gewinn über Jahre hinweg beträgt jämmerliche 1,7 Milliarden Franken. Die Aktionäre werden mit absaufenden Kursen und Dividenden in der Gesamthöhe von 6,4 Milliarden Franken abgespeist.

Aber das Management der Bank, darunter die GL, die MD, die Key Risk Taker und wie sie alle heissen, schoben sich hingegen genau 26,3 Milliarden «variable Vergütungen» in die Tasche. Wohlgemerkt zum nicht kümmerlichen Grundsalär obendrauf. Wie lässt sich dieses Missverhältnis begründen? Früher sorgte schon für Gebrüll, wenn die Boni die gleiche Höhe wie der Gewinn hatten. Oder im Extremfall wie der Verlust. Alles schon passiert.

Aber dass kumuliert läppische 1,7 Milliarden Gewinn mit satten 26,3 Milliarden variablen Vergütungen honoriert werden, das ist wirklich der Gipfel. Daher herrscht sicherlich auch grosses Hallo in den Schweizer Medien, denn die Bank ist schliesslich «too big to fail» systemrelevant, müsste im Ernstfall mit Steuergeldern gerettet werden. Also müssten eigentlich ähnlich viel Artikel über den Zustand der Bank wie über die Ukraine erscheinen.

Über die Ukraine waren es in einer Woche 9224. Die CS war nicht Subjekt in so vielen Artikeln, sondern wurde einfach 203 mal erwähnt. Ein einziges Mal kritisch – vom Einzelkämpfer Hässig. Das sagt mehr über den Zustand der Schweizer Wirtschaftsberichterstattung als über den der Bank aus. Es scheinen aber durchaus Parallelitäten zu existieren.

Geld beherrscht die Welt

UKW-Stationen ruiniert, Tamedia saniert (im Bild das Endziel der Sparmassnahmen). So liegen Leid und Lust nahe beieinander.

Jürg Bachmann ist der Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios. Wäre Bachmann eine Radiostation, würde er auf der Langwelle senden. Denn schnell ist nicht so seine Sache.

Bachmann macht eine unglückliche Figur im Streit um die Verhinderung der Abschaltung der UKW-Ausstrahlung der Schweizer Privatradios. Geht nicht, blöde Idee, muss man gar nicht erst ignorieren, meinte er sinngemäss, als der Radiopionier Roger Schawinski seinen Feldzug gegen diese Abschaltung startete.

Sekundiert vom Radio-Amateur Wanner Junior meinte Bachmann dann, dass man Schawinskis Attacke schon ernst nehmen müsse, aber der habe keine Chance, es werde wie geplant abgeschaltet.

Seit dem gegenteiligen Entscheid hat er auch diese Position geräumt, obwohl er immer wieder drohend wiederholte, dass die Verlängerung der UKW-Übertragung unglaubliche Kosten verursachen würde.

Das wollte ZACKBUM genauer wissen:

«Der Verband Schweizer Privatradios wird mit der Aussage zitiert, dass die Verschiebung der Abschaltung der UKW-Frequenzen auf Ende 2014 zusätzliche Kosten in «mehrstelliger Millionenhöhe» verursachen würde.

Dazu haben wir drei Fragen:

  1. Mehrstellig bedeutet mehr als zweistellig. Es ist also mit Kosten von mindestens 100 Millionen Franken zu rechnen?
  2. Ob mehrstellig oder zweistellig, wodurch entstehen diese gigantischen Kosten?
  3. Ausser Roger Schawinskis «Radio 1» hat noch kein privater Radio-Betreiber die Kosten ausgewiesen, die eine Weiterführung des UKW-Angebots verursachen. Gibt es da inzwischen mehr Informationen?»

Aber da hatte Bachmann plötzlich überhaupt kein Sendungsbewusstsein mehr: Pausenzeichen, statisches Rauschen, Schweigen. Daher wissen wir leider weiterhin nicht, ob es dermassen schweineteuer ist, auf UKW zu senden. Wir wissen aber auch nicht, ob der Verband den richtigen Präsidenten hat. Wenn der für seine Tätigkeit einen mehrstelligen Betrag bekommt, ist das definitiv zu viel.

Senden kostet, schreiben macht Gewinn 

Bei so viel Zahlenelend sind wir aber froh, dass es dem Big T wieder gutgeht. Also Tamedia, also der TX Group. Offenbar sind die Kosten der ständigen Namensänderungen verdaut.

Nur die Drehtüre bleibt …

Der Ankauf einer neuen Coninx-Yacht kann nun endlich in die konkrete Phase gehen. Es Bitzeli Reingewinn von über 20 Millionen Franken, da hat sich doch das Sparen gelohnt. Selbst Tamedia, also das News-Geschäft, konnte wieder Geld ins Kässeli schaufeln, allerdings nur, wenn man die Abschreibungen nicht berücksichtigt.

Da hat das anhaltende grosse Rausschmeissen zumindest im Portemonnaie der Aktionäre wohltuend gewirkt. Wenn nur nicht der Konsument weiterhin davonlaufen würde. Der ist ja auch ein ganz undankbares Wesen. Versteht nicht, wieso er für den Dünnpfiff von skelettierten Redaktionen auf fast durchsichtig-dünnen Tagesausgaben immer noch gleichviel zahlen soll wie zu Zeiten, als noch genügend eigene Redaktoren mit Sachkenntnis vorhanden waren.

Zwischen mehr und leer geht’s dahin.

Damals konnte man ja noch Gründe dafür anführen, wieso 700 Franken im Jahr gut investiertes Geld ist. Aber heute? Sich der eigenen Nabelschau, eigenen Problemen, eigenen Steckenpferden widmende Redaktoren, plus das Bürgerbräu aus München, das sich in alle Gefässe ergiesst, ist das noch einen tiefen Griff ins Portemonnaie wert?

Aber bleiben wir bei den guten Nachrichten. Schon ein Viertel des Sparziels von 70 Millionen sei im ersten Semester bei Tamedia erreicht worden. Also fehlen bloss noch Dreiviertel, das wird sicherlich weiterhin ohne die geringste Qualitätseinbusse möglich sein.

Links die Nachahmung, rechts das Original, die New York Times.

Im Gegenteil, da ja neuerdings auch beim Seitenumbruch keine Bäume mehr ausgerissen werden, erhöht sich der Wiedererkennungswert ungemein. Ist schliesslich auch wie beim Münchner Bierbrauen. Gefässe abfüllen nennt man das.

Nur werden in München Flaschen abgefüllt, in Zürich füllen Flaschen ab.