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De Weck: weg isser

Flugzeit: bei der «Republik» geht’s weiter rund.

Oder eher unrund. Im November letzten Jahres, sozusagen als Sahnehäubchen auf dem angekündigten Ziel, angesichts sinkender Abonnentenzahlen mal eine Million mehr auszugeben und die dann irgendwie mit viel mehr Abos wieder reinzuholen, wurde jubiliert, dass man eine Koryphäe neu an Bord habe.

Er, der Master, das Schwergewicht, das publizistische Kraftwerk Roger de Weck trete in den Verwaltungsrat ein und stärke dort in ungeheuerlichem Ausmass die journalistische Kompetenz. Die «Republik» jubelte im höchsten Tremolo: für de Weck gebe es insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Auch der Grandseigneur des Journalismus, der allerdings mehrfach gescheiterte de Weck, liess sich mit staatstragenden Worten im Orgelton zitieren: «Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft.»

An beidem wird weiter zu arbeiten sein, wohl wahr. Allerdings scheint er das Schwergewicht eher auf Dynamik als auf Stabilität zu legen. Denn nach nicht einmal einem halben Jahr sagt er schon zum Abschied leise «leckt mich».

Nein, das sagt er natürlich nicht. Sondern die «Republik», das der Wahrhaftigkeit verschriebene Organ der Ehrlichen und Guten, verwendet die gleiche hohle Formel wie alle anderen auch, wenn es kräftig gekracht hat, Feuer im Dach ist und die Ruine noch raucht: der Grund für den schnellen Abgang seien «unterschiedliche Auffassungen im Verwaltungsrat über die Strategie, den Stellenwert der Publizistik, die Bewältigung der anspruchsvollen Lage und die Rolle des Verwaltungsrats».

Aber immerhin wird da etwas kommuniziert. Wenn man den Chefredaktor a.i. Daniel Binswanger fragt, was er denn eigentlich dazu sage, dass Texte der «Republik» nun nicht bei der «Republik» erscheinen, sondern auf anderen Plattformen, dann bleibt er verkniffen stumm und hat nicht mal den Anstand, leise «leck mich» zu sagen.

Wenn wir die Mitteilung über de Weck auf Deutsch übersetzen wollen: der hat sich vielleicht die Bemerkung erlaubt, dass viel mehr Ausgaben bei wenig mehr Einnahmen nicht so eine tolle Idee sei. Er hat vielleicht sogar bemeckert, dass der unterirdisch niedrige Ausstoss der meisten Journalisten nicht länger hingenommen werden könne. Mal alle Naselang, oft nach vielen Wochen ein überlanger Artikel, den niemand zu Ende liest, das könne es wohl nicht sein.

Oder de Weck hat gar den ungeheuerlichen Overhead, die vielen Sesselfurzer kritisiert, die Installation eines Klimalabors, Posten wie «Bildberater», «Stabsstelle Chefredaktion», «Junior Audience Developer», «Community Support» oder die Riege der teuren «Sprecher» bemäkelt, die Texte, die niemand liest, einsprechen, auf dass sie niemand hört.

All das werden wir wohl nicht erfahren, obwohl sich die «Republik» der völligen Transparenz verschrieben hat: «Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Das ist natürlich nur Blabla, aber undicht, wie die «Republik» ist (selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmte Texte tropfen aus ihr raus), werden wir vielleicht doch mitkriegen, wieso de Weck kam, Übles sah und versiegte.

Aber es bleiben ja noch zwei Koryphäen im VR übrig. auf dem nun unterbesetzten «strategischen Deck». Die VR-Präsidentin Sylvie Reinhard, «Schweizer Unternehmerin» und Quotenfrau. Plus Alfonso von Wunschheim. Gründer und CEO der Firma «FutureVents», die allerdings leider bereits 2010 liquidiert wurde.

Mit einer solchen Crew an Deck kann eigentlich nichts schiefgehen. Falls doch, ZACKBUM hat zwei Vorschläge, wie man die strategische Kompetenz boostern könnte. Wieso nicht Patrizia Laeri und/oder Anuschka Roshani an Bord holen?

Flugzeit für Chefredaktoren

Nun hat’s auch noch Christian Dorer erwischt.

Der Posten eines Chefredaktors enthielt auch schon eine grössere Arbeitsplatzgarantie. Aber ein Schleudersitz war’s immer.

Nach Finn Canonica, Arthur Rutishauser und Werner de Schepper hat’s nun auch den Oberchefredaktor der «Blick» Gruppe  Dorer erwischt.

Die Hintergründe sind jeweils verschieden. Canonica wurde das Opfer einer mobbenden Mitarbeiterin. Rutishauser war das Bauernopfer, nachdem sich die Geschäftsleitung und der Oberboss Pietro Supino in der Affäre Roshani selten dämlich angestellt hatten. De Schepper soll angeblich darüber gestolpert sein, seine Hände nicht von fremden Popos fernzuhalten.

Beim Schwiegermuttertraum Dorer ist’s aber bislang noch eher undurchsichtig, was seine «sechsmonatige Auszeit» verursachte. Die Medienmitteilung des Ringier-Verlags lässt an Undurchsichtigkeit nichts zu wünschen offen: «Grund dafür sind Hinweise und Meldungen, dass Christian Dorer gegen den Code of Conduct der Ringier AG verstossen haben soll. Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft

Hä? Ein richtiger Rausschmiss scheint’s nicht zu sein, denn Dorer darf sich damit einverstanden erklären und vollständige Aufklärung wünschen. Nur: wovon? Privat und Geschäft, das kann von der Spesenrechnung für ein Mahl mit Freunden bis hin zu Nebengeschäften dank einflussreicher Stellung alles sein. Und bevorzugte Behandlung? Nicht etwa einer Person, sondern einer «Mitarbeitergruppe»? Also die Putzequipe kann’s kaum gewesen sein. Mysteriös. Und drohend: «Ob Christian Dorer nach Ablauf der Auszeit als Chefredaktor der Blick-Gruppe zurückkehrt, wird zu gegebener Zeit zusammen mit Christian Dorer entschieden

Hui. Wenn ZACKBUM den gleichen Schmierenjournalismus wie alle Mainstream-Medien betreiben würde, könnten wir nun auf den Spuren von Salome Müller wandeln.

Wie ZACKBUM von vier voneinander unabhängigen und glaubwürdigen Quellen, die mit der Sache befasst sind, erfuhr, soll Dorer mehrfach einen Kaffee in der Kantine bestellt, aber nicht bezahlt haben. Zudem soll er das an seinem arbeitsfreien Tag getan haben, womit Privates und Geschäftliches nicht sauber getrennt wurde.

Zudem wurde mehrfach gehört, dass er zu Mitarbeitern des «SoBli» gesagt haben soll: «Ich mag Euch mehr als die Deppen vom «Blick».» Ähnliches, laut einer Quelle, soll er auch zur Inlandredaktion gesagt haben: «Gottseidank gibt’s Euch, sonst müsste ich den ganzen Tag mit diesen Flachzangen vom Sport rumkaspern.»

Zudem soll Dorer mehrfach anzügliche Bemerkungen gemacht haben («hast du für diese Bluse einen Waffenschein?»). Ebenfalls wird moniert, dass er Gefolgsleute in einem «inner circle» um sich scharte und gegenüber allen anderen ein Regime des Psycho-Terrors führte, was man seinem unschuldigen Blick gar nicht zutrauen würde. Insbesondere soll er ehemalige Busfahrer und Aargauer bevorzugt behandelt haben, was nun wirklich nicht geht.

ZACKBUM gibt hier natürlich nur wieder, was von uns überprüft wurde. So fragten wir in der Cafeteria an der Dufourstrasse nach, erhielten aber keine Auskunft. Ein klares Indiz, dass die Aussagen der anonymen Quellen bestätigt.

Wir hoffen aber, dass Dorer nun selber Stellung zu diesen Vorwürfen nimmt. Wir empfehlen dafür die Sendung «Doppelpunkt» von und mit Roger Schawinski.