Endlich! Edito!
Das «Schweizer Medienmagazin» schafft wieder Durchblick.
Immerhin die dritte Ausgabe in diesem Jahr, unterstützt von der «Stiftung für Medienvielfalt» und der «Oertli-Stiftung» und «zahlreiche Spenden» von begeisterten Lesern.
Natürlich, um dieses Argument gleich aus dem Weg zu räumen: wir sind neidisch. Wir schreiben uns hier einen Ast, haben mehr Leser als bajour oder Edito, und keiner zahlt was. Dabei haben wir in den knapp zwei Monaten unserer Existenz schon 165 Artikel veröffentlicht.
Aber genug des Gejammers, es soll gelobt werden. Das neue «Edito» ist mal wieder randvoll mit News, Anregungen, Einblicken und Durchblicken. Nun ja, was halt auf 16 A4-Seiten Platz hat. Aber dafür in Farbe.
Wir blättern kurz, sehr kurz um
Obwohl schon das Cover eher düster daherkommt, und wer versteht schon «Las vidas de la gente negra importan». Aber sei’s drum, auch auf so wenig Seiten kann man einen «Fokus» machen, überraschungsfrei natürlich zum Thema «Rassismus».
Da blättern wir doch kurz, sehr kurz um, und schon sind wir auf Seite 4 der Ausgabe. Hier präsentiert das Schweizer Medienmagazin zwei Tänzerinnen vor einem Denkmal des Generals Robert E. Lee in Richmond.
Ich begebe mich jetzt auf ganz dünnes Eis und behaupte, dass es sich um zwei ausnehmend hübsche Schwarze handelt. Pardon, um zwei Afro-Amerikanerinnen. Oder so. Ihre Attraktivität kontrastiert stark mit dem Hintergrund. Denn auf dem Denkmal hat sich die «Black lives matter»-Bewegung mit ein paar originellen Graffiti verewigt: «Fuck cops», «Fuck pigs», «black lives murder» oder schlichtweg «Fuck». Das ist mal eine Ansage, ein Angebot zum Dialog wahrscheinlich.
Interview mit einer ungeeigneten Person
Aber gut, noch viel interessanter ist auf Seite 5 das Interview mit der «Berliner Publizistin Ferda Ataman». Sie wird dem unschuldigen «Edito»-Leser als «Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher*innen vorgestellt; der grössten Vereinigung von Journalist*innen aus Einwandererfamilien».
Leider unterlässt es das Medienmagazin, den Leser darüber aufzuklären, dass Ataman auch Muslimin ist. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie nicht – als «Spiegel»-Kolumnistin – den Kopftuchzwang im Iran verteidigt. Beziehungsweise sich über die deutschen Zuschauer der «Tagesschau» echauffiert, die nicht verstehen, wieso die ARD-Korrespondentin in Teheran ein Kopftuch trägt, tragen muss.
Genauso um Dialog bemüht ist Ataman, wenn sie fordert, man müsse den Begriff «Migrationshintergrund» abschaffen, schliesslich seien Menschen mit diesem Hintergrund in Deutschland «längst in der Mehrheit». Aufsehen erregte Ataman auch mit ihrer Meinung zum Höhepunkt der Corona-Krise, dass sie angeblich eine Ahnung habe, «welche Bevölkerungsgruppen in Krankenhäusern zuerst behandelt werden», wenn die Beatmungsgeräte knapp würden. Nämlich die «Kartoffeln». So werden in diesen Kreisen Deutsche ohne Migrationshintergrund genannt.
Also eine absolut ideale Person, um über strukturellen und anderen Rassismus zu sprechen. Aber leider nicht über ihren eigenen, islamistisch unterfütterten.
Noch ein paar Duftmarken
Wir sind schon fast durch, aber noch ein paar weitere Duftmarken: «Der Effekt, dass aus öffentlichen Geldern private Gewinne finanziert werden, sollte theoretisch nirgends vorkommen», sagt Urs Thalmann, Geschäftsführer von «impressum»; dem Verband, den auch ich mit meinen Mitgliederbeiträgen unterstütze.
Vielleicht könnte sich Thalmann mal energischer dafür einsetzen, dass es mal wieder einen Gesamtarbeitsvertrag in der Medienbranche gibt, wenn ich das als kleiner Selbständiger ganz uneigennützig einwerfen darf. Vielleicht könnte er auch mal einen Moment darüber nachdenken, dass private Gewinne ihrerseits eine wichtige Quelle für öffentliche Gelder sind. Denn die fallen nicht, wie häufig vermutet wird, einfach vom Himmel oder aus den Taschen von sowieso viel zu Reichen.
Wo bleibt denn das Positive?
Wo bleibt das Positive, das Lob? Bitte sehr; das Interview mit dem Leiter des «Interaktiv-Teams von Tamedia», das das Dashboard mit den jeweils neusten Zahlen zur Pandemie betreibt, ist erhellend. Besonders, was die Unfähigkeit des Bundesamts für Gesundheit betrifft, bis heute spezifische Zahlen zu liefern oder Schnittstellen zum Datenausgleich einzurichten.
Allerdings: das Interview fand am 10. August statt. Zum Interview mit der Professorin Monika Bütler von der HSG, Mitglied der «Swiss National COVID-19 Science Task Force» sage ich lieber nichts, sonst bleibt’s nicht positiv. Ausserdem habe ich schon einiges zu ihr gesagt.
Tja, und schon sind wir auf Seite 18; spiegelbildlich auf den Kopf gestellt ist rechts nochmal die Seite 18; auf Französisch.
War’s das? Das war’s. Braucht’s das? Nein das braucht’s nicht. Kann das weg? Das kann weg. Wegen mangelnder Qualität und Professionalität.