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Kunst kommt von Können

Also wird’s etwas schwierig für Tamedia.

Redaktor Christoph Heim dekretiert: «Sammlung Bührle»: Was darf bleiben, was muss weg?» Der Mann hat schon seit der Eröffnung des Neubaus diese Attraktion Zürichs mit Häme und Geschimpfe verfolgt. Duftmarke: «Mit der Sammlung Bührle wird das Museum zum Schaufenster privater Sammler. Das ist ein Rückschritt in feudalistische Zeiten.»

Auch zur Nachfolge an der Spitze der Kunsthausgesellschaft hatte Heim eine klare Meinung: «So geht das nicht.» Jetzt übertrifft er sich aber selbst. Er hat nochmals den Provenienzbericht der Bührle-Stiftung «vom Dezember 2021 auf Hinweise durchsucht, welche Bilder auf der Kippe stehen und – vorbehaltlich genauerer Untersuchungen – wahrscheinlich zurückgegeben werden müssen».

Das tut er im Vorgriff auf die Überprüfung dieser Ergebnisse durch den Historiker Raphael Gross, deren Ergebnisse erst in einem Jahr zu erwarten sind. Zunächst macht sich Heim mal wieder lächerlich. Im Pluralis Majestatis schreibt er: «Wir haben exklusiv» diesen Bericht «durchsucht». Was soll an der Lektüre eines seit Jahren öffentlich einsehbaren Berichts «exklusiv» sein?

Oder würde Heim auch schreiben, wenn er einen Blick auf den SBB-Fahrplan geworfen hat, er habe den «exklusiv durchsucht»? Und vielleicht eine bisher unbekannte Verbindung gefunden? Wir wischen uns mal wieder die Lachtränen ab.

Wer übrigens auch ganz exklusiv diesen Bericht durchsuchen will: bitte sehr.

Das Ergebnis dieser Untersuchung war übrigens – wie ZACKBUM hier exklusiv enthüllt – folgendes:

«Nach Auffassung der Sammlung Emil Bührle können heute von den 203 Werken im Bestand 113 Werke der Kategorie A (lückenlos erforschte, unproblematische Provenienz) zugordnet werden. 90 können der Kategorie B (nicht lückenlos erforschte Provenienz, aber ohne Hinweis auf problematische Zusammenhänge) zugeordnet werden.
Werke der Kategorie C (nicht lückenlos erforschte Provenienz und Hinweis auf möglicherweise problematische Zusammenhänge) sind nach heutigem Kenntnisstand keine im Bestand, Werke der Kategorie D (eindeutig problematisch) gibt es seit 1948 keine mehr in der Sammlung Emil Bührle.»

Der Bericht hält zudem fest:

«Heute kann festgestellt werden, dass die als Dauerleihgabe im Kunsthaus Zürich gezeigte Sammlung Emil Bührle keine Fälle von ungeregelter Raubkunst enthält. Nach derzeitigem Wissen fallen fünf Werke im Bestand unter die Kategorie sogenannter Fluchtkunst, also Werke, die nach 1933 von ihren NS-verfolgten Eigentümern in die Schweiz transferiert und hier dem Kunsthandel übergeben wurden. Die Stiftung hat deren Erwerbsgeschichte detailliert analysiert und kann davon ausgehen, dass diese Werke unter Wahrung der Interessen ihrer früheren Eigentümer über den Schweizer Kunsthandel in den Besitz von Emil Bührle gelangt sind.»

Das lässt nun an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Aber nicht für den Exklusiv-Forscher Heim. Er stapelt nochmals schon längst bekannten und abgetischten Unsinn aufeinander. Nehmen wir dafür sein erstes Beispiel. Gustave Courbet: «Portrait du sculptuteur Louis-Joseph Leboeuf». Heim zeichnete dessen Handänderungen nach und behauptet dann faktenfrei: «Wenn die Ullstein-Erbin aus Not verkauft haben sollte, dann gehört dieses Porträt zu den ersten Bildern, für die von der Bührle-Stiftung aktiv nach Erbberechtigten gesucht werden müsste.»

Im von Heim «exklusiv» durchforschten Bericht heisst es zu diesem Bild, es falle unter die Kategorie «A 5». Das bedeutet: Kategorie A steht für «lückenlos geklärt, unproblematisch», und Kriterium 5 bedeutet, dass das Werkt «als «Fluchtgut» nach der im Belgier-Bericht gegebenen Definition in die Schweiz gebracht und hier nachweislich unter Wahrung der Interessen ihrer Eigentümer verkauft wurde».

Nun kann man natürlich an der jahrelangen und unter Beizug international anerkannter Koryphäen erstellten Provenienz-Forschung der Bührle-Stiftung herummäkeln. Man kann sie als Gefälligkeitsgutachten, als überholt, als neueren Erkenntnissen oder Definitionen nicht mehr entsprechend kritisieren.

Aber auch das nächste von Heim als problematisch aufgeführte Werk, «Le Jardin de Monet à Giverny» wird laut der Bührle-Stiftung unter A 5 eingeordnet.

Völlig abstrus werden die Beispiele, an deren Verkauf der Kunsthändler Walter Feilchenfeldt beteiligt war. Dessen Sohn hat schon mehrfach öffentlich klargestellt, dass sein Vater Bührle ausgesprochen dankbar war, dass er ihn korrekt mit den Käufen von Kunstwerken unterstützte und dass sein Vater bis zu seinem seligen Ende nur in den höchsten und respektvollen Tönen über Bührle sprach, Wie man daraus eine Problematik nachträglich erfinden will, braucht schon eine gewisse Bösartigkeit.

Nachdem Heim diesen kalten Kaffee nochmals aufgewärmt und als exklusive Mischung angepriesen hat, kommt er zu absurden Schlussfolgerungen:

«Es ist also davon auszugehen, dass schon im Jahr 2024, wenn die Resultate der von Raphael Gross geleiteten Provenienzforschung der Bührle-Stiftung vorliegen, einige der hier besprochenen Werke aus der Ausstellung entfernt werden müssen.» Wieso sollte davon auszugehen sein? Weil Heim das behauptet?

Aber er geht noch einen Schritt weiter zur angeblichen Millionenfrage: Schliesslich stellt sich die alles dominierende Frage: Wer bezahlt die Millionenbeträge, wenn die Stiftung Bührle als Eigentümerin nicht einfach Bilder restituiert, sondern im Sinne einer fairen und gerechten Lösung mit den Erben einen Vergleich anstrebt, sodass die Bilder im Museum bleiben können

Wieso sollte die Bührle-Stiftung denn das tun, wenn es reine Spekulation ist, dass der rechtmässige Besitz an diesen Kunstwerken, die bereits unzählige Male auf ihre Provenienz untersucht wurden, angezweifelt werden sollte?

Zu diesem Thema hat sich auch schon die schreibende Schmachtlocke von der «Republik» unsterblich lächerlich gemacht. Daniel Binswanger kroch kritiklos einem Nachfahren eines einstmals wohlhabenden Exilanten in der Schweiz auf den Leim und blamierte sich ungeheuerlich.

Heim schreibt einfach ein weiteres Kapitel im unendlichen Fortsetzungsroman: Bührle, Waffenhändler, Raubkunst, Schweinerei. Diese Mischung ist natürlich auf den ersten Blick verführerisch. Ein Waffenhändler wird mit Geschäften mit Nazi-Deutschland reich und kauft damit verfolgten Juden auf der Flucht für Butterbrote ihre Kunstwerke ab.

Das passt schön ins Bilderbuch der Demagogie. Aber leider, leider: die Realität gibt’s nicht her.

Also erhebt sich doch bei Redaktor Heim die Frage: Darf er bleiben – oder muss er weg?

Die EU-Schwurbler von Libero

Der SoBli kriecht Sanja Ameti auf den Leim.

Man muss die richtigen Verbündeten haben. Im SoBli darf die «Operation Libero» ihre völlig verunglückte EU-Initiative bewerben. Obwohl die «nationale Bürgerbewegung» damit baden gegangen ist, noch bevor es Sommer wurde.

Der moderne Armuts-Journalismus braucht zwei Trigger, und schon fängt er an zu sabbern wie der Pawlovsche Hund, wenn die Glocke erklingt und er meint, es gebe Fresschen.

Der eine Trigger ist das Wort «exklusiv». Der andere eine attraktive Frau. Eigentlich mit umgekehrten Rollen sprang das ansonsten für gebildete Kreise schreibende «NZZaS Magazin» auf Sanija Ameti an, die Co-Präsidentin der «Operation Libero». In einem lobhudelnden Modeporträt, in dem sich Ameti in schwarzer Lederjacke und blutrot geschminkten Lippen in edelblassem Gesicht inszenieren durfte, fehlte jeder Hinweis auf die Reihe von Pleiten, Pech und Pannen, die Ameti in ihrer kurzen Karriere hingelegt hatte.

Denn gleich zum Stellenantritt bei «Libero» meldete sich Ameti mit der menschenfreundlichen Frage  zu Wort, ob wir als Mehrheit «in Kauf nehmen müssen, dass Menschen, die sich einer Impfung verweigern, ihre Mitmenschen gefährden, das Gesundheitssystem an den Anschlag bringen, Burn-outs beim Pflegepersonal und Schulschliessungen verursachen oder gar in einen Lockdown führen, welcher die Freiheit aller einschränkt». Nach dem Verursacherprinzip müssten diese Leute die wirtschaftlichen Schäden tragen

Dass sie damit zeigte, dass sie das Solidaritätsprinzip einer obligatorischen Gesundheitsversicherung nicht kapiert hat, was soll’s. Es gab sogar mehr Gesprächsstoff ab als ihre selbstverliebte Inszenierung in der SI. Lasziv mit rotgeschminkten Lippen und dicker Zigarre in der Hand.

Aber natürlich wollen wir eine Frau keineswegs auf ihr Äusseres reduzieren, auch wenn sie selbst gerne damit angibt. Denn ihr grösster Flop bislang besteht in der Lancierung einer Initiative, mit der der Bundesrat zu einer Einigung mit Brüssel und die Schweiz mehr oder minder zu einem Beitritt in die EU gezwungen werden sollte.

Initiative ohne Initiativtext

Damit prellte Ameti vor, ohne dass zumindest ein fertiger Initiativtext vorhanden war. Logisch, dass sich keine der Bundesratsparteien für diese Idee erwärmen konnte. Selbst ihre eigene Partei, die Grünliberalen, fremdelten von Anfang an und suchten schnell Distanz und das Weite. Lediglich der Präsident der Grünen, dem bekanntlich kein Thema für eine Selbstdarstellung zu billig ist, zeigte vorsichtiges Interesse.

Dann wurde es eine ganze Weile ruhig um diesen Flop. Nun darf aber der SoBli vermelden: «Aller Häme zum Trotz: acht Monate nach der Ankündigung steht der Initiativtext jetzt tatsächlich fest.» Woher er das weiss? «Das Sitzungsprotokoll und der Initiativtext liegen SonntagsBlick vor.»

Wie geht denn das? Hatte sich ein Boulevard-Reporter in diese Sitzung geschummelt? Und mit seinem Handy den Initiativtext abfotografiert? Ach was, die Erklärung ist viel banaler. In solchen Fällen meldet sich derjenige, der in die Öffentlichkeit drängt, mit einem einfachen Angebot: ihr kriegt was exklusiv, wenn ihr auch freundlich darüber berichtet.

Exklusive, wohlwollende Berichterstattung 

Deal, sagte der SoBli und berichtet so brav wie unkritisch. Umkurvt der nun vorliegende Initiativtext alle heiklen Themen und ist somit eigentlich unbrauchbar? Keinesfalls, das kann man auch so sehen: «Während die Operation Libero bereits an der Argumentationslinie eines kommenden Abstimmungskampfs arbeitet, rührt sie die heiklen inhaltlichen Fragen nicht an – jene Punkte also, an denen das Rahmenabkommen im vergangenen Jahr gescheitert ist: Lohnschutz, Unionsbürgerrichtlinie und Streitbeilegung, darauf gehen die Initianten nicht ein. «Wir definieren bewusst nicht das Mittel, sondern das Ziel», sagt Sanija Ameti (30), Co-Präsidentin der Operation Libero.»

Leider ist auch die politische Unterstützung kein bisschen gewachsen. Oder in den Worten des SoBli: «Derzeit steht nicht einmal Ametis eigene Partei, die GLP, hinter dem Initiativprojekt. Trotz intensiver Gespräche mit den Spitzen von Verbänden und Parteien ist die Schar der Verbündeten in den letzten Monaten kaum gewachsen. «Ob sich noch die eine oder andere Partei offen zur Initiative bekennt, wird sich zeigen. Unsere Tür ist offen», sagt die Co-Präsidentin der Operation Libero.»

Aber es gibt eine gute Nachricht: «Auf einen Unterstützter jedoch kann die Operation Libero sicher zählen: Auf den Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS).»

Studierendenschaften? Egal, damit kann das Unterschriftensammeln ja kein Problem sein. Und der SoBli konnte fast zwei Seiten mit einer Exklusiv-Story füllen, als Illustration natürlich ein übergrosses Foto der Co-Präsidentin. Diesmal sogar mit dezent geschminkten Lippen.

Merke: manchmal hat man exklusiv, was sonst keiner will …