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Kleine Ehre für ZACKBUM

Es gibt ja noch ein anderes Medienmagazin. Der/die/das/divers «Schweizer Journalist:in».

Eigentlich wollten wir über ein Organ, das von Eugendorf (Österreich) aus über die Schweizer Medienszene berichtet, nichts mehr sagen. Auch nichts über die beiden neuen Spar-Chefredaktorinnen, das wäre uns sicher wieder als frauenfeindlich ausgelegt worden.

Schon alleine Cover und Rückseite passen für einmal zusammen. Vorne «Neustart radikal», also Rakete gezündet und ab nach unten, hinten «Haltung zeigen, watson lesen», also mit einem Strich im Gesicht zeigen, dass man furzdoof ist.

Der schwache Mann gesteht’s, einer Provokation hätte er noch widerstehen können. Aber zwei, drei, viele? Das ist zu viel. Die erste: die «Diversity-Expertin Esther-Mirjam de Boer» hat eine originelle Idee.

Wir geben sie in den Worten des Qualitätsjournalisten Jeremias Schulthess wider:

«De Boer glaubt, dass in diesen Situationen eine «kulturelle Sanierung» nötig sei. Die Quellen des Gifts müssten erkannt und sanktioniert werden. Das heisst zum Beispiel: Führungskräfte, die seit Jahren Unfrieden schüren, Ungleichheiten pflegen und Neuerungen blockieren, müssen das Unternehmen verlassen. Erst dann seien echte Veränderungen möglich.»

Das ist eine interessante Auffassung. Quellen des Gifts samt Sanierung, das nannte man im Kommunismus die Säuberung von Konterrevolutionären, im Faschismus die Ausmerzung von jüdischen Verunreinigungen im arischen Volkskörper.

Toxische Mischung im «Schweizer Journalist»

Im «Schweizer Journalist» hingegen, wir halten gerne an einer deutschen und verständlichen Bezeichnung fest, entsteht nun aber eine toxische Mischung, wenn der «Fairmedia»-Geschäftsführer und journalistische Bruchpilot Schulthess zusammen mit de Boer Schweinejournalismus vorführt.

Der Geschäftsführer dieser Gurkentruppe Schulthess ist unseren Lesern einschlägig bekannt; aber wer ist de Boer? Sie sei eine «Diversity-Expertin», ein Titel, der so wenig geschützt und nichtssagend ist wie Kuchen-Expertin. Sie gründete und leitet das «Beratungsunternehmen UR Management» über das wenig in Erfahrung zu bringen ist, da es sich nicht mal eine Webseite leistet. Ganz anders die «GetDiversity GmbH». Hier surft de Boer auf der Genderwelle und vermittelt Verwältungsrätinnen. Damit nicht ausgelastet, führt de Boer auch noch eine eigene Webseite, auf der sie sich anpreist und gleich eine ganze Latte von «mögliche Arten der Zusammenarbeit mit Esther-Mirjam de Boer» aufzählt.

Also halt eine Vermittlerin und Selbstvermarkterin mit USP Diversity. Ist nichts Schlimmes, ist aber auch keinerlei Qualifikation, um die Entsorgung von angeblich «toxischen Personen» zu empfehlen. Was steht sonst noch in der Coverstory? Nicht Nennenswertes; ausser, dass der Autor angeblich mit «17 Journalisten und Branchenkennern» gesprochen habe. Verflixt auch eins, alle natürlich nur anonym zitierbar. Eben, Schweinejournalismus à la «Republik».

Wahre Diversity strahlt auch der übrige Heftinhalt aus. Ein grosses Interview mit Anja Reschke. Anja who? Also bitte, die Chefin «Dokumentation und Kultur» beim NDR (der nördliche Ableger der ARD) und Moderatorin von «Panorama». Damit sei sie «zum Gesicht von Haltung und Moral» geworden, schmachtet die neue Hälfte der Chefreaktion des SJ.

Dummerweise einen Riesenfälschungsskandal an der Backe

Dummerweise hat Reschke gerade ihren eigenen Relotius-Skandal im Haus. Der vom NDR finanzierte «Dokumentarfilm Lovemobil» über Prostitution stellte sich als Fake heraus. Prostituierte waren Schauspielerinnen, ein besonders schlimmer Zuhälter in Wirklichkeit Hausmeister. Peinlich. Rückgabe von Preisen, Löschung des Films aus den Archiven. Kritikfähigkeit beim «Gesicht» Reschke? Null. Wenn nun alle so schlau sein wollten und fänden, man hätte das sehen müssen, typische Besserwisser im Nachhinein.

Eine Nachfrage beim «Zuhälter» eines Alternativmediums genügte, um den als harmlosen Hausmeister zu enttarnen? «Ich möchte jetzt nicht allen Autoren mit Misstrauen begegnen.»

Das erstaunte Gesicht von Haltung und Moral …

Sonst noch was? Ach ja, ein Streichel-Interview mit der sich schon kräftig lächerlich gemacht habenden Leiterin der «Tamedia-Literaturredaktion».

Also Gesinnungs- und Haltungsjournalismus der übelsten (und schlechtesten) Sorte, allen gegenteiligen Beteuerungen der neuen Chefredaktorinnen zum Trotz. Das reisst dann ein launiger Bericht über ZACKBUM auch nicht raus. «Nur noch einer zerreisst sich das Maul», ist er betitelt. Man könnte hier schon den Verdacht haben: es geht ausnahmsweise um einen Mann. Stimmt. Die Autorin hatte – Überraschung – eine These, die sie sich auch durch noch so langes und gutes Zureden nicht austreiben liess.

 

Das Therapieorgan für Männer mit Frauenproblemen

ZACKBUM scheine «nur noch einen Zweck» zu haben: «Frauen zu beleidigen. Ob Zeyer hier ein tiefer liegendes Problem hat?» Als Beleg dafür führt die Autorin die leicht obsessive Verfolgung von Patrizia Laeri auf ZACKBUM an. Dummerweise ist dafür aber einer der beiden abgesprungenen Autoren verantwortlich, nicht Zeyer. Aber der sei in Schlagzeilen wie dieser «ausgeartet»: «Manche Frauen haben nicht nur beim Parkieren Mühe». Mea culpa, Ironie ist nie eine gute Idee.

Selbst auf die Gefahr hin, hier ein tiefergelegtes Problem mit Frauen zu outen: Ich glaube nicht, dass sich insgesamt 826 Artikel, davon 468 von Zeyer, so korrekt zusammenfassen lassen. Zumal ich im Gespräch mit der Autorin auch eine ganze Reihe von männlichen Journalisten namentlich nannte, die nicht gerade in Feierlaune geraten, wenn sie sich an Artikel über sie auf ZACKBUM erinnern.

Dazu Primeurs, Recherchen, immer und ausschliesslich faktenbasierte Kritiken, ein wohltuender Unterschied zu belegfreien Behauptungen wie: «ZACKBUM hat sich auf die Fahne geschrieben, alles in der Medienbranche durchzuhecheln, was nicht so tickt wie seine Autoren.» Was nun, mit Verlaub, reiner Schwachsinn und mit vielen Lobesartikeln oder Nachrufen widerlegt werden könnte. Sagen wir mal so: eine solche dünne Suppe, voreingenommen und verzweifelt bemüht, eine These durchzukämpfen, hätte Bettina Zanni bei «20 Minuten» niemals ins Blatt schütten dürfen.

Aber macht nix, man kann ja noch dazulernen. Beim SJ scheint das allerdings hoffnungslos zu sein. Deshalb haben wir eine gute Nachricht ganz am Schluss: Es ist selbst aus Berichterstatterpflicht nicht mehr einsichtig, wieso wir auf zukünftige Ausgaben, wenn es die denn geben wird, eingegangen werden sollte. Das Leben ist dafür zu kurz, und es gibt genügend Dinge und Lesestoff, die entschieden mehr Spass machen.

Lausig gelayoutet, mit Verlaub.