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Wer hilft den Helfern?

Das grosse Jammern in eigener Sache der Entwicklungshelfer.

Die Verlogenheit einer ganzen Branche kondensiert sich in dieser Falschaussage:

«Barbara Hintermann, die Direktorin von Terre des Hommes wies darauf hin, dass dank der Entwicklungshilfe die Zahl der Menschen, die mit 2 Dollar pro Tag in extremer Armut leben, in den vergangenen Jahrzehnten weltweit von 35 auf 9 Prozent gesenkt werden konnte.»

So lässt sie sich ohne rot zu werden, in der NZZ zitieren. Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig wäre. Zunächst ist es mehr als fragwürdig, wie überhaupt «extreme Armut» gemessen wird. Gescheiterte Staaten bieten hier Statistiken bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma an. Weil davon die Zumessung von Hilfsgeldern abhängt. Der Massstab «zwei Dollar pro Tag» ist ebenfalls absurd, weil Tauschhandel und nicht geldwerte Leistungen damit nicht gemessen werden können.

Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Der gemessene Rückgang der Anzahl von absolut Armen ist fast ausschliesslich auf eine Tatsache zurückzuführen: der wirtschaftliche Aufschwung Chinas, der Millionen von Menschen einen Ausweg aus bedrückender Armut bot und bietet. Ohne dass hier auch nur ein Rappen «Entwicklungshilfe» investiert worden wäre.

Denn alles Tun der hilflosen Helfer ist völlig sinn- und zwecklos. Sie helfen im Grund nur einer Gattung von Mensch: dem Entwicklungshelfer, also sich selbst. Hintermann ist nicht bereit, die Höhe ihres Gehalts anzugeben. In dieser Beziehung sind die meisten NGO in der Schweiz sehr zurückhaltend und verstecken die üppigen Gehälter ihrer Geschäftsleitungen irgendwo im Geschäftsbericht, zu dessen Veröffentlichung sie gezwungen sind.

Tatsache ist, dass keiner dieser Manager in der freien Wirtschaft auch nur annähernd gleichviel verdienen würde. Das gilt auch für die Heerscharen von Projektmanagern überall auf der Welt, deren Lieblingsbeschäftigung es ist, im SUV durch die Pampa zu fahren und mit der überlegenen Miene des Gutmenschen irgendwelche Projekte zu begutachten, die genauso spurlos verschwinden werden wie ihre Vorgänger.

Während Entwicklungshilfe mit der Verringerung der Anzahl Armer kaum etwas zu tun hat, verpulvert sie völlig sinnlos Geld. In Schwarzafrika wurden seit der Unabhängigkeit der Staaten insgesamt mehr als zwei Billionen Dollar, 2000 Milliarden, Entwicklungshilfe verlocht. Dennoch zeigen alle Indikatoren wie Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Alphabetisierung nach unten. Den Menschen geht es schlechter als zuvor, nicht besser.

Deshalb nennt die sambische Wissenschaftlerin Dambisa Moyo diese Art von Hilfe «Dead Aid» – und fordert seit Jahren ihre sofortige Einstellung.

Denn sie nützt nicht nur nichts, sie schadet. Indem sie die Regimes von korrupten Potentaten stabilisiert, die sich ungestört der Ausbeutung ihrer Ländern und ihrer Bevölkerung widmen können, während Entwicklungshelfer Pflästerli verteilen und die gröbste Not zu lindern versuchen.

Das alles (und noch viel mehr) lässt sich gegen diesen präpotenten, falschen und irreführenden Satz von Hintermann anführen. Es gereicht der NZZ nicht zur Ehre, dass sie ihn unwidersprochen so stehen liess.

Aber wer wagt es denn schon, entrüsteten Entwicklungshelfern zu widersprechen, die sich lauthals darüber beschweren, dass die grösste Agentur der Welt, USAID, auf Anweisung von Präsident Trump beschlossen hat, ihr gigantisches Budget von 40 Milliarden Dollar deutlich abzuschmelzen.

«Es sterben Kinder», sagen Entwicklungshelfer entrüstet und wollen damit jeden als Unmenschen denunzieren, der eine Kürzung dieser Mittel für richtig hält. Wenn Kinder sterben in der Dritten Welt, dann deswegen, weil die jeweils Herrschenden nicht in der Lage oder nicht willens sind, das zu verhindern. Sie sind das Problem, und Entwicklungshilfe ist nicht die Lösung dafür.

Da können noch so viele Anklagen und Lügen verbreitet werden, das ist dennoch die bittere Wahrheit.

Zum Beispiel Mali

Wenn schwurbelnde Entwicklungshelfer ihre Felle davonschwimmen sehen.

Die geplanten oder schon durchgeführten Kürzungen bei der grössten Entwicklungshilfsorganisation der Welt haben Entsetzensschreie ausgelöst. Dass USAID nicht mehr mit der grossen Kelle Milliarden verteilt, trifft viele arme Entwicklungshelfer an ihrer empfindlichsten Stelle: dem Portemonnaie.

Das sei unmenschlich, unverantwortlich, Kinder sterben, Seuchen breiten sich aus, Hungersnöte, furchtbar. So das Narrativ. Die NZZ hat unter Verwendung des Öffentlichkeitsgesetzes Einblick in einen immer noch teilweise geschwärzten internen Bericht des EDA genommen, der sich mit der Schweizer Entwicklungshilfe in Mali befasst.

Zu der hat der berufene Fachmann Toni Stadler bereits das Nötige gesagt: «Weil die Bevölkerung stärker wuchs als das BIP, geht es der Unterschicht Afrikas heute schlechter als nach der Unabhängigkeit. Nach jahrzehntelanger Unterstützung sind der Sudan, Tschad, Niger, Mali, Burkina Faso oder Moçambique gescheiterte Staaten und werden (unterstützt durch Russland oder China) wieder autoritär regiert.»

Stadler hat 25 Jahre bei IKRK, Uno, OECD, Schweizer Auslandhilfe in Asien, Nahost und Afrika gearbeitet.

Im gescheiterten Staat Niger verbrät nebenbei die staatlich alimentierte NGO Swissaid seit 1974 Millionen. Das aktuelle Jahresbudget beträgt satte 3,52 Millionen Franken. Sinnlos verpulvert.

Der gescheiterte Staat Mali ist ein sogenanntes «Schwerpunktland» der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza. Als eines der wenigen Länder betreibt die Schweiz weiterhin «Entwicklungshilfe», während viele andere Staaten nach diversen Militärputschs und bürgerkriegsähnlichen Zuständen aufgegeben haben und abgezogen sind.

Aber auch die Schweiz konnte beim besten Willen 8 Millionen Franken ihres Gesamtbudgets von etwas über 21 Millionen nicht ausgeben. Allerdings, so schreibt die NZZ: «Nur das Budget für die kurzfristigere humanitäre Hilfe schöpfte die Schweiz in Mali vollständig aus.»

Also die sinnlosestes Art von Entwicklungshilfe. Insgesamt konstatiert der Bericht in der Zusammenfassung der NZZ ein Desaster: «Kriegerische Auseinandersetzungen erschwerten die Arbeit der Deza zusätzlich. In den betroffenen Regionen sei es nur in begrenztem Ausmass möglich gewesen, Besuche von Projekten und Partnern durchzuführen, heisst es im Bericht. Kontrollen scheinen generell schwierig zu sein. Die Prüfer stiessen auf verschiedene Zahlungen an Partnerorganisationen, die freigegeben worden waren, ohne dass bei diesen ein Bedarf an liquiden Mitteln feststellbar gewesen sei. In einigen Fällen seien für 2024 vereinbarte Zahlungen ohne nachweisbaren Bedarf bereits Ende 2023 vorgenommen worden.»

Diese «Verzögerungen» bedeuten zum Beispiel, dass ganze Projektteams in Lohn und Brot stehen, aber einfach Däumchen drehen. Erschwerend kommt hinzu, dass Mali Entwicklungshilfe mit 11 Prozent als festen Posten im Staatsbudget einbucht. Die Schweiz gehört mit insgesamt 38 Millionen diverser Hilfen zu den zehn grössten Geberländern des gescheiterten Staats.

Noch beunruhigender als dieses herausgeschmissene Steuergeld ist die Haltung des EDA, das der NZZ mitteilt:

«In volatilen Kontexten wie Mali sei eine Kombination von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe wichtig, um die langfristigen Ziele zu erreichen.»

Also null Problembewusstsein. Ein weiteres Problem, dem sich das Deza ausgesetzt sieht, läuft allerdings unter dem Aspekt schlechter Witz:

«Die an Ort und Stelle tätigen Schweizer sagten den Kontrolleuren, man ermüde in diesem Umfeld stark und benötige alle zwei bis drei Monate eine Auszeit. Selbst innerhalb Bamakos sei es nur mit Einschränkungen möglich, sich zu bewegen. Dadurch sei man das ganze Jahr einer schlechten Luft ausgesetzt. Das EDA bekundet zunehmend Mühe, Interessenten für die frei werdenden Stellen zu finden. Für die Stelle des Chefs der IZA ging in der ersten Runde keine Bewerbung ein.»

Schön wäre es, wenn es sich um einen Aprilscherz handeln würde …

Unmensch Trump

Stellt der doch einfach mal die Entwicklungshilfe ein.

Beim Thema Entwicklungshilfe gibt es einen Satz, dessen Wahrheit man nicht oft genug wiederholen kann: sie nützt nichts, schadet im schlimmsten Fall nur. Deshalb fordert die sambische Wissenschaftlerin Dambisa Moyo seit Jahren – so in ihrem Bestseller «Dead Aid», Todeshilfe – die sofortige Einstellung.

Nicht zuletzt, weil in Afrika korrupte Regierungen diese Einnahmen fest eingeplant haben und sich jeglicher Verantwortung für ihre leidende Bevölkerung entziehen. Weil in Schwarzafrika seit der Unabhängigkeit mehr als zwei Billionen US-Dollar gepumpt wurden – und es den Ländern so elend geht wie nie zuvor.

Nun haben die USA mit Abstand das grösste Entwicklungshilfe-Budget der Welt. Die USAID hat unter der Präsidentschaft Joe Bidens an 181 Staaten auf der Welt rund 240 Milliarden Dollar ausbezahlt. Dabei hat sich das Budget in den letzten 25 Jahren «versiebenfacht», wie die NZZ weiss.

Nun hat die neue Trump-Regierung kurzerhand einen Stop der meisten Zahlungen für 90 Tage beschlossen und die Behörde der Aufsicht des Aussenministers Marco Rubio unterstellt. Lebensrettende Hilfeleistungen sind davon nicht betroffen.

Aufschrei ist das richtige Wort, das diese Massnahme auslöste. Dadurch stürben Menschen, Kinder verhungerten. Elend breite sich aus. Dieser Unmensch, Zyniker, will auf dem Rücken der Ärmsten sparen, Skandal.

Zudem bibbern die rund 4700 Mitarbeiter von USAID um ihren Job.Das ist verständlich, denn bei der Verwaltung des Elends lässt es sich prächtig leben. Die Perversion des Berufs Entwicklungshelfer besteht darin, dass er sich durch seine Arbeit eigentlich überflüssig machen sollte. Das möchte er aber tunlichst vermeiden.

Wer etwas in der Welt herumgekommen ist, weiss: sieht man irgendwo in der Pampa zwei, drei dicke SUVs auftauchen, dann steigt entweder der lokale Stammesfürst aus – oder ein Entwicklungshelfer einer NGO.

Das gleiche Bibbern ist natürlich auch bei den Schweizer NGOs ausgebrochen, die mit viel Steuergeldern ebenfalls nutzlos Gutes tun. Entweder sind sie schockstarr verstummt wie Swissaid, oder aber sie rufen aus wie HEKS und andere. Die wenden sich mit einem «offenen Brief» an Bundesrat Cassis oder malen mal wieder den Untergang an die Wand: «Weltweite humanitäre Versorgung vor dem Zusammenbruch».

Kleiner haben es solche NGOs nie; es ist ihr Geschäftsprinzip, unablässig Alarmrufe auszustossen, vor Hungersnöten, Massensterben und verhungernden Kindern zu warnen. Dass trotz all ihren Bemühungen das Elend in der Welt nicht kleiner wird, das verschweigen sie lieber. Wenn tatsächlich die Zahl der Armen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat, dann ist das nicht ihrer Arbeit, sondern der Entwicklung Chinas zu verdanken. Das Reich der Mitte ist intelligent genug, niemals Entwicklungshilfe in Anspruch zu nehmen.

Und was China – in durchaus imperialistischer Absicht – in Afrika tut, trägt viel mehr zur Wohlstandsvermehrung bei als die Arbeit aller NGOs zusammen.

Nun haben auch Schweizer NGOs ein kitzeliges Problem. Wenn man ihre Arbeit auf den Prüfstand legt und vor allem auf Wirkung und Effizienz untersuchen würde, dann befürchten sie zu Recht, dass man da gewaltig am Speckgürtel, am Overhead, an überbezahlten Geschäftsleitungsmitgliedern sparen könnte.

Schliesslich, was all die selbstlosen Entwicklungshelfer immer zu erwähnen vergessen, leben sie selbst sehr gut davon. Ausserdem würden sie mit ihren jämmerlichen Qualifikationen nirgend wo anders einen so gutbezahlten und bislang sicheren Job kriegen.

Bange machen gilt nicht

Boulevard muss man können. Tamedia kann nicht.

Es ist der uralte Trick. Der Titel lautet «Droht der Weltuntergang?» Der Leser schrickt auf und will es natürlich wissen. Nach längerem Gelaber kommt dann gegen Schluss des Artikels die Entwarnung: «Der Weltuntergang kommt aller Voraussicht nach doch nicht.» Der Leser atmet auf, fühlt sich aber irgendwie gelackmeiert.

Die zweitbeste Verarschung ist die hier: «Solche Bilder wollen wir nie mehr sehen», und es wird ein grauenhaftes Bild gezeigt. Variante: «Sollen/dürfen wir solche Bilder zeigen?» Dann ein grauenhaftes Bild und die Entschuldigung, dass man das aus rein dokumentarischen Gründen publiziere. Inzwischen gibt es auch den woken Hinweis bei Videos, dass das Folgende «verstörenden Inhalt» haben könne, damit empfindlichere Seelen sich medikamentös oder durch Meditation darauf vorbereiten können.

Einen ähnlichen Trick versucht Quentin Schlapbach. Der «Korrespondent im Bundeshaus» von Tamedia ist zudem «Vorstandsmitglied beim gemeinnützigen Verein Lobbywatch, der sich für Transparenz in der Schweizer Politik einsetzt». Wunderbar, was man alles noch so für Nebenjobs haben kann.

Der will nun bei einem Thema, das den meisten Lesern nicht wirklich unter den Nägeln brennt, etwas für Einschaltquote sorgen:

Hui, informierte Tamedia-Leser wissen: in den USA wird manchmal so lange über das nächste Staatsbudget gefeilscht, dass dem Staat kurzfristig die Kohle ausgeht und nicht lebensnotwendige Tätigkeiten und Administrationen eingestellt, bzw. geschlossen werden. Und das droht nun auch der Schweiz?

Diese Drohung versteht allerdings schon mal nur der Leser, der weiss, was ein «Government Shutdown» eigentlich ist. Womit sich Schlapbach, ganz im Gegensatz zu seiner Absicht, bereits von ungefähr der Hälfte der potenziellen Leser verabschiedet haben dürfte.

Dann kommt er zur Sache: «Das Parlament berät das Budget 2025. Die Fronten sind verhärtet. Eine Ablehnung scheint möglich. Was passiert dann?» Ja Himmels willen, was passiert dann? Stürzt der Himmel ein, werden alle Ämter geschlossen, verweigert die Polizei den Dienst, bricht Chaos aus, herrscht Faustrecht auf den Strassen?

Einerseits soll bei der «internationalen Zusammenarbeit», vulgo nutzlose Entwicklungshilfe, und im Asylbereich gekürzt werden, andererseits das Militärbudget erhöht. Und dann gibt es noch die segensreiche Schuldenbremse, die nur Traumtänzer wie SP-Wermuth frischfröhlich ausser Betrieb setzen wollen.

Was Schlapbach von einer allfälligen Kürzung der Entwicklungshilfe hält, bringt er in aller gebotenen Objektivität auf den Punkt: «Die humanitäre Tradition der Schweiz steht in diesen Adventstagen auf dem Prüfstand.» Humanitäre Tradition? Es spricht sich halt immer mehr herum, dass es beispielsweise Schwarzafrika seit der Unabhängigkeit und trotz Entwicklungshilfe von über 1000 Milliarden Dollar schlechter und dreckiger geht als vorher. Kindersterblichkeit, Lebenserwartung, Analphabetenrate, Infrastruktur, Wertschöpfung: alle Indizes zeigen nach unten. Also könnte man es auch lassen. Aber nicht mit Schlapbach, der faselt von Prüfstand und humanitärer Tradition.

Was droht denn nun? «Für SP und Grüne ist das vorliegende Budget ein zahlengewordener Albtraum. Beide Parteien haben angekündigt, dass sie einer Erhöhung des Armeebudgets auf Kosten der Entwicklungshilfe und des Asylwesens nicht zustimmen werden. Die SVP wiederum will unter keinen Umständen einem Budget zustimmen, dass die Schuldenbremse ritzt oder höhere Steuern zur Folge hat. Das wird rein rechnerisch enorm schwierig. Zusammen haben die drei Polparteien im Nationalrat eine Mehrheit.»

Tja, und was passiert denn nun, wenn das Budget – zum ersten Mal – abgelehnt werden sollte? Shutdown à la USA? Ach was, Entwarnung: «Zu einem «Government Shutdown» wie in den USA dürfte es in der Schweiz aber aller Voraussicht nach doch nicht kommen.» Schon alleine deswegen: «Der Bundesrat hätte bei einer Ablehnung des Budgets immer noch die Möglichkeit, ein Übergangsbudget für die ersten paar Monate vorzuschlagen.»

Und kann man ernsthaft damit rechnen, dass die Schweizer Parlamentarier dem in der Schweizer DNS eingebrannten Hang zum Kompromiss widerstehen sollten? Niemals.

Also macht Schlapbach eigentlich nichts anderes als schlechten Boulevard. Titel zum Erschrecken des Publikums, Entwarnung am Schluss des Artikels. Gibt es bei Tamedia keine Qualitätskontrolle mehr, oder fragten wir das schon vergeblich? Hallo, Simon Bärtschi, noch da oder schon eingespart?

Der Tagi lernt’s nimmermehr

Mal wieder eine Peinlichkeit mit Bärtschifaktor 12.

Da Tamedia in vielen Regionen eine Monopolzeitung ist, pflegt sie den breiten Dialog, versteht sich als Forum, auf dem verschiedene Meinungen im edlen Wettstreit stattfinden können und sollen.

So würde das wahrscheinlich die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi sülzen, womit er eine stabile 10 auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala erreichte. Womit klar wäre, dass die Realität ganz anders aussieht. Nämlich so:

Das durfte der ehemalige Leiter der «humanitären Hilfe bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit» Toni Frisch im Juni 2024 schönschreiben.

So viel parteiische, zudem faktisch falsche Meinung bräuchte ein Korrektiv. Also reichte ZACKBUM-Autor René Zeyer eine Erwiderung ein, da er sich bei diesem Thema ein wenig auskennt. Daraufhin bekam er nach einigem Zögern diese Antwort von Tamedia:

«Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Die Chefredaktion hat aufgrund wiederholter persönlicher Diffamierungen von Mitgliedern unserer Redaktion auf Ihrem Blog entschieden, keine Beiträge mehr von Ihnen zu publizieren.»

Worin denn diese wiederholten Diffamierungen – schliesslich ein happiger Vorwurf – bestanden haben sollen, auf diese Frage verfiel die Chefredaktion in tiefes Schweigen, sicherlich als Ausdruck der Debattenkultur im Qualitätsjournalismus.

Es kam erschwerend hinzu, dass solche Warnungen bestens in die Gesinnungsblase der Rumpfredaktion an der Werdstrasse passen. Deshalb kann man sie, das zeichnet eben eine pluralistische Forumszeitung aus, nicht oft genug wiederholen:

Am 6. September darf Martin Dahinden ans Gerät, ein ehemaliger Direktor des Deza und daher ebenfalls ein völlig unabhängiger und objektiver Fachmann.

So wie sein Vorschreiber Frisch stapelt auch er einen falschen Gemeinplatz auf den anderen.

«Der Leistungsausweis der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit ist gut … Die Schweiz unterstützt direkt bedürftige Menschen … schweizerische Entwicklungszusammenarbeit schafft damit längerfristig gute Bedingungen dafür, dass die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können … Entwicklungszusammenarbeit ist ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass der Schweiz die Lebensverhältnisse in armen und von Spannungen und Konflikten geprägten Ländern nicht gleichgültig sind.»

Unsinn. Schon auf das Geflunker von Frisch versuchte Zeyer, mit ein paar Fakten zu antworten:

So geht das Narrativ, geht die Mär. Damit leben auch in der Schweiz viele NGOs, leben ihre Funktionäre und Mitarbeiter mit exorbitanten Managerlöhnen und lernen auf Entdeckungsreisli viele Gegenden der Welt kennen. So war der SP-Nationalrat und Präsident von Swissaid Fabian Molina auf Erkundungstour in Kolumbien. Bezahlt von Spenden- oder Steuergeldern.
Aber die bittere Wahrheit ist: Entwicklungshilfe nützt nicht, sie schadet nur. Schwarzafrika, wenn man den Teil zwischen der arabischen Welt und Südafrika so nennen darf, ist exemplarisch dafür. Seit der Unabhängigkeit der Staaten floss rund die Hälfte aller Entwicklungshilfsgelder dorthin, rund eine Billion Dollar. Gleichzeitig verdoppelte sich dort die Zahl der absolut Armen, also der Menschen, die kaufkraftbereinigt weniger als 1,9 Dollar pro Tag zur Verfügung haben.
Schlimmer noch: Länder wie der Tschad bestreiten den Grossteil ihrer Staatsausgaben mit Entwicklungshilfsgeldern. Die korrupte Oberschicht und das herrschende Regime entledigen sich so der eigenen Verantwortung für das Wohlergehen seiner Bürger. Damit stabilisiert die Entwicklungshilfe solche Unrechtsstaaten, wird zum Helfershelfer von Ausbeutung und Unterdrückung und Vernachlässigung.

Weniger Entwicklungshilfe heisst weniger Geld für Sesselfurzer im Deza, weniger Geld für Entwicklungshilfsorganisationen wie Swissaid, die fast zur Hälfte von Steuergeldern lebt, die ihr vom Deza rübergeschoben werden. Um völlig unsinnige und wirkungslose Projekte in Ländern der Dritten Welt zu betreiben. Darunter die Diktaturen Nicaragua, Myanmar, Niger oder Tschad.
Eine Untersuchung und Analyse der Verflechtungen zwischen Bürokratien wie das Deza, NGOs in der Schweiz und dem Pöstchengeschacher von SP und Grünen wäre sowieso überfällig.
All diesen Ländern der Dritten Welt geht es trotz jahrzehntelangem Einsatz von Swissaid und anderen heute entschieden schlechter als früher. Kürzungen bei der Schweizer Entwicklungshilfe schaden nicht dort, sondern helfen dabei, die Ausgaben für eine veritable Helferindustrie in der Schweiz zu verkleinern, die in erster Linie sich selbst hilft.

Im Gegensatz zu Tamedia ist ZACKBUM der Meinung, dass es nicht nur eine richtige Meinung gibt. Sondern dass im Widerstreit der Meinungen und Argumente Erkenntnis entsteht.

Wer aber immer wieder versuchen will, einen Treffer weit oben auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala zu landen, der wiederholt in kurzer Zeit die gleiche Meinung von zwei ehemaligen Deza-Mitarbeitern. Das ist nun wirklich die Bankrotterklärung des journalistischen Niveaus, ergibt 12 Bärtschis.

Auf diesem Gebiet bräuchte Tamedia selbst Entwicklungshilfe, aber dringend. Nur: sie wäre genauso sinn- und wirkungslos wie die in der Dritten Welt.

Radio Swiss Eriwan

Wenn zwei Drittel dagegen sind, ist doch ein Drittel dafür.

Lassen wir Gnade bei der Sprachvergewaltigung walten. Wobei falscher Sprachgebrauch meistens ein Indiz für falsche Gedankengänge ist. So auch hier.

Früher, als es noch professionelle Kriterien bei der Herstellung eines Titels gab, sollte er die Kernaussage des folgenden Artikels zusammenfassen. Die Kernaussage hier ist, dass laut einer Studie «Sicherheit 2024» zwar 82 Prozent der befragten Schweizer die weltpolitische Lage negativ sehen. Hingegen 79 Prozent die Zukunft der Schweiz positiv, 92 Prozent gar haben ein positives Sicherheitsempfinden, und immerhin noch 68 Prozent Vertrauen in öffentliche Institutionen.

Ob SWI swissinfo.ch auch noch dazugezählt werden kann? Das setzt über diese Studie den Titel «Eine Mehrheit der Schweizer:innen will näher an die Nato», abwattiert durch «mit klaren Einschränkungen».

Das ist nun ein Titel aus Absurdistan, ein übler handwerklicher Fehlgriff. Ungefähr so wie die alte Militärparole: «vorwärts, wir ziehen uns zurück». Es ist ein Titel, der dem entsprechenden Resultat der Umfrage diametral widerspricht. Denn nur 30 Prozent haben sich für einen Nato-Beitritt ausgesprochen, satte 70 Prozent dagegen. Dass es bei Unterformen wie der gemeinsamen Entwicklung von Technologien Mehrheiten gibt, ändert nichts an diesem eindeutigen Resultat.

Immer noch 58 Prozent der Befragten lehnen eine Gastgeberrolle der Schweiz für Nato-Veranstaltungen ab. Wenn man sich als gebührenfinanzierter Staatssender besonders um Ausgewogenheit bemühen würde, wie es eigentlich Bedingung wäre, könnte ein solcher Titel niemals alle Kontrollinstanzen passieren. Wenn aber eine ideologische Brille den Blick auf die Wirklichkeit einfärbt, dann ist er natürlich als Wunsch möglich.

Ähnlich auch der Einstieg: «Für die amtierende Verteidigungsministerin Viola Amherd ist klar, dass es eine engere Kooperation der Schweiz und der Nato braucht.» Dass sie damit regelmässig schon im Bundesrat aufläuft, wird abtemperiert zu: «In der Politik sorgt das für Kontroversen.»

Im Wolkenkuckucksheim finden dann die «Analysen» einzelner Ergebnisse der Umfrage statt. Eingeleitet mit: «Mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 53%, sprechen sich für eine Annäherung an die Verteidigungsallianz aus.» Kleines Problem: diese Zahl kommt in den erwähnten Umfrageresultaten nirgends vor.

Dann wird schöngeschwurbelt, dass es kracht: «Einem Beitritt würde mit 30% der Befragten weiterhin nur eine Minderheit zustimmen. Auch hier ist der Trend aber eindeutig, der Schnitt über die letzten zehn Jahre lag bei 23%.» Auf Deutsch: gut, ist immer noch eine radikale Minderheit, aber es werden mehr.

Auch auf Nebenschauplätzen wird schöngeschrieben: «Einen Einbruch gab es bei der Entwicklungshilfe: 58% (-7%) sagen, die Schweiz solle mehr Entwicklungshilfe leisten, das ist weniger als der Zehnjahresschnitt (64%). Angesichts der drastischen Sparpläne im Parlament aber weiterhin ein solides Bekenntnis zur Entwicklungshilfe.»

58 zu 42 Prozent, Tendenz deutlich abnehmend, das soll ein «solides Bekenntnis» sein?

Eines der Probleme der zusammengebrochenen sozialistischen Staaten war, dass die veröffentlichte Meinung durch die Parteipresse immer weniger mit der Realität zu tun hatte. Während es auf Papier oder in Sendungen nur Planübererfüllungen, glückliche Menschen und volle Regale gab, sah die Wirklichkeit viel trister aus. Das führte dazu, dass selbst korrekte Triumphmeldungen nicht mehr geglaubt wurde.

Nicht nur Swissinfo wandelt auf diesen Spuren. Ob Natobeitritt, französische, deutsche oder amerikanische Wahlen, vom Ukrainekrieg ganz zu schweigen: es gibt bekanntlich keine objektive Berichterstattung. Aber es gab den Versuch, mit anerkannten journalistischen Mitteln der Wirklichkeit nahe zu kommen – und die Beurteilung dem Konsumenten zu überlassen. Wobei der Journalist seinen Trieb zur Bauchnabelbetrachtung in Kommentaren ausleben konnte.

Aber diese Einfärbung, diese offenkundige parteiische Perspektive, dieses Umdeuten klarer Zahlen, das hilft dem Anliegen dieser Journaille keinesfalls. Im Gegenteil, sie bestätigt die bösen Wörter von Lügen- und Lückenpresse. Die so absolut auch eine unzulässige Verallgemeinerung darstellen. Aber sich der Realität bei einigen Medienplattformen immer mehr annähern.

Wo bleiben die Hintergründe?

Flughafen, Flüchtlinge, Furcht: der ewige Dreiklang über Afghanistan. Dabei gibt es genug Material.

Die Taliban sind ein Haufen mittelalterlicher Fanatiker, die seit 1996 in Sachen PR gewaltig dazugelernt haben. Das wissen wir nun. Die Taliban sind mehr oder minder an die Macht spaziert, während die staatliche Armee zu Staub zerfiel. Das ist bekannt.

Den Gotteskriegern fiel als Gottesgeschenk militärische Ausrüstung im Wert von einigen Milliarden US-Dollar in die Hand. Schlüssel steckt, gut geölt, einsatzbereit, Gebrauchsanleitung liegt bei, Instruktoren vorhanden. Auch bekannt.

Am Flughafen von Kabul spielt sich Dantes Inferno ab. Tausende hoffen darauf, ausgeflogen zu werden, die Uhr tickt. Noch bis 31. August wollen die Taliban das erlauben, dann ist Schluss. All die vielen, die es nicht geschafft haben, können von den religiösen Fundamentalisten eingesammelt werden – weiteres Schicksal unbekannt, aber absehbar. Auch bekannt.

Wer ist schuld, wer hätte, wer könnte, wer hat nicht, wer müsste nun? Die übliche Reise nach Jerusalem; immer, wenn die Musik stoppt, bleibt einer stehen, weil er sich nicht rechtzeitig auf einen freien Stuhl gesetzt hat – «blame game» heisst das so schön auf Englisch.

Wo ist das Fleisch am Knochen?

Aber vielleicht etwas Hintergründe, auch ausserhalb der NZZ? Ach was, Eingekauftes, Wiedergekäutes, aus München oder anderen von Kabul sehr weit entfernten Orten Eingekauftes, Gehacktes, Gequirltes ergiesst sich über die Leser, auch da gibt es eine schöne englische Frage: where is the beef?

Ach, und wo sind alle Verteidigerinnen der Frauenrechte? Die mutigen Protest-Schreiber, Femizid-Forscher, Ankläger aller Formen von Sexismus, Diskriminierung und Ausgrenzung? Die Kämpfer für den Gender-Stern und eine inkludierende Sprache? Sie sind mit sich selbst beschäftigt, wie immer. Senken dabei das Niveau in ungekannte Tiefen.

Protest-Frau Hiltmann mit privaten Problemen.

Gibt’s denn nichts anderes? Doch, man muss nur ein wenig suchen. Macht die NZZ schliesslich auch. Deshalb kommt sie auch auf diese Quelle:

Eine Auswahl des Versagens. In den USA gibt’s genügend Thinktanks …

Es gibt eine runde Zahl, die das ganze Elend der westlichen Intervention in Afghanistan auf den Punkt bringt: 1 Billion. 1000 Milliarden US-Dollar. Diesen Betrag haben die USA in den letzten 20 Jahren in Afghanistan versenkt. Das ist etwas mehr als das BIP der Schweiz (702 Milliarden CHF im Jahr 2020).

Auch ein interessantes Thema: wird Afghanistan zum Testfall der Kryptowährungen? Zumindest wird dort häufiger Kryptogeld verwendet als in Europa.

Gescheiterte Staaten sind vorne dabei mit Kryptowährungen.

Wie kann so viel Geld spurlos verschwinden?

Die Summe der Wertschöpfung Afghanistans betrug 2019 rund 19,3 Milliarden US-Dollar. Wobei diese Zahl mit grosser Vorsicht zu verwenden ist, denn man kann ja nicht im Ernst annehmen, dass in den vielen abgelegenen Stammesregionen dem staatlichen Statistiker bereitwillige Auskunft über den Umsatz der letzten Opiumernte erteilt wird.

Wie ist es nun möglich, das Zweieinhalbfache des BIP Afghanistans pro Jahr reinzuschütten, und heraus kommen siegreiche Fundamentalisten, die man 2001 von der Macht vertrieben hatte, weil sie nicht nur Osama Bin Laden, sondern islamistischen Terroristen aller Schattierungen Unterschlupf und logistische Unterstützung gaben?

Die Wahrheit ist konkret, eine der Gründe für dieses Desaster ist im Paper «Schweizer Kooperationsstrategie für Afghanistan 2019 bis 2022» des DEZA zu finden. Denn ein Ziel muss man ja haben:

«Die Schweiz trägt dazu bei, Armut, menschliches Leid und den Verlust von Menschenleben in Afghanistan zu reduzieren. Die Schweiz fördert den sozialen Zusammenhalt und eine friedliche Gesellschaft mit wirksamen, rechenschaftspflichtigen und integrativen Institutionen, damit alle Menschen sicher sind und in Würde leben können.»

27 Millionen Franken hat die Schweiz pro Jahr in dieses Luftschloss investiert. Sicherlich, ein Klacks im Vergleich zu den USA. Aber auch 27 Millionen wollen zuerst verdient und dann in Form von Steuern abgeschöpft werden. Wer sich die Liste der geplanten «Projekte» anschaut, muss zwar nicht am Verstand der DEZA-Mitarbeiter zweifeln. Denn deren höchstes Ziel ist – wie bei allen Hilfsorganisationen – die Selbstbeschäftigung. Aber Märchen aus 1001-Nacht haben einen entschieden höheren Realitätsgehalt.

Aus diesem Desaster ergeben sich ein paar wichtige Fragen, nicht nur nach der Verantwortung gegenüber lokalem Hilfspersonal. Zuoberst wird eine Antwort auf eine ganz banale Frage gesucht: Wie ist es möglich, dass 500 nicht schlecht bezahlte DEZA-Mitarbeiter in Bern, unterstützt von 1150 festangestellten Helfern weltweit, dermassen weltfremd dermassen viel Geld ausgeben?

Tendenz steigend: Ausgaben für Entwicklungshilfe.

APD ist die Abkürzung für «Aide Publique au Développement», Oberbegriff für die gesamte öffentliche Entwicklungshilfe. Rund 1,5 Milliarden Franken pro Jahr gibt das DEZA für «Süd- und Globalzusammenarbeit» aus. Jede Kritik daran gilt als Tabubruch, Ausdruck von tiefer Unmenschlichkeit, verkrüppeltem Humanismus.

Allerdings: auch für die Schweiz läppert es sich. Schätzungsweise mehr als 400 Millionen Franken wurden in den letzten 20 Jahren in Afghanistan ausgegeben. Wofür? Wie nachhaltig war das? Naheliegende Fragen, fernliegende Antworten.