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Tell, teller am tellsten

Der Abstimmungskampf in der heissen Phase. Die Befürworter am Ende.

Man muss an Sabotage denken. Denn so viel Dilettantismus in der Medienbranche kann nicht nur durch Unfähigkeit erklärt werden. Die Webseite der Befürworter der Steuermilliarde für notleidende Medienclans kommt daher wie ihr eigenes Begräbnis:

Der Name «Die Meinungsfreiheit» lässt 90 Prozent der Stimmbürger etwas ratlos zurück. Der Slogan «Demokratie braucht starke Medien» erklärt auch nicht wirklich, wieso sie mit zusätzlich Hunderten von Millionen unterstützt werden müssten.

Auf Deutsch gibt es den Begriff veräppeln. Das bedeutete ursprünglich, jemanden mit Äpfeln bewerfen, im übertragenen Sinn hochnehmen, auf den Arm nehmen, eine Lüge glaubhaft erzählen.

Das kommt einem beim Plakat der Befürworter automatisch im Sinn. Obwohl hier Tells Armbrust gar nicht zum Apfelschuss fähig wäre:

Zu dieser Werberschande haben wir schon alles Nötige gesagt. Sie wird auch nur sehr schamhaft plakatiert. Denn wer soll das verstehen? Tell, Zeitung, Mauer, Fake News. Das seien «Fakten»?

Es gibt aber offensichtlich noch Varianten, zum Beispiel diese hier:

ZACKBUM ist noch verwirrter. Ist das Tell, nachdem er die Mauer mit der Zeitung niedergemacht hat? Und dann in ein Wurmloch geriet, um weiter in der Zukunft zu landen? Denn hier hat er zwar immer noch die defekte Armbrust im Rücken, ist aber von einem Tablet, einem Radio (DAB+?) und einem Laptop umgeben.

In der Hand hält er offensichtlich ein Smartphone. Ob er da ein Apfelschussspiel geniesst? Und wieso hat er es sich auf jeder Menge Zeitungspapier bequem gemacht? Wozu braucht er das eigentlich, bei all seiner elektronischen Ausrüstung?

Tell, teller am hellsten? Oder am tollsten? Bekommt Tell bei Annahme des Medienpakets eine funktionierende Armbrust? Oder ein neues Smartphone mit 5 GB gratis plus Roaming in Europa inklusive? Wieso braucht er all das, um Nachrichten aus seiner Region zu empfangen?

Ach, es muss Sabotage sein. Dummheit reicht als Erklärung nicht aus. Oder doch?

Voll gegen die Wand

Wie man ein Werbeplakat völlig verpeilt.

Es ist zu befürchten, dass Farner und Rod auch an diesem Unfall viel Geld verdienen:

Die Täter dieses Werbeverbrechens heissen Michael Gründer von Farner und David Schäfer von Rod. Beide sind Partner und Mitglieder der Geschäftsleitung. Man muss sich diese beiden Namen unbedingt merken. Sollte man mal in die Verlegenheit kommen, einen Kampagnenleiter zu empfehlen: unbedingt diese beiden Nasen nennen. Aber nur, wenn man garantieren will, dass die Kampagne abschifft.

Vielleicht ist Rod etwas entschuldigt, weil man dort ja mit Geldzählen gar nicht nachkommt, als Verantwortlicher für die Covid-19-Kommunikation. Herausragender Flop: eine «Impfwoche» für schlappe 100 Millionen Franken mit dem besonderen Highlight von Konzerten, die fast ohne Publikum stattfanden.

Aber hier geht es um die Kampagne für ein «Ja» zum neuen Mediengesetz. Denn Ende Februar wird über das Referendum abgestimmt, das verhindern will, dass den reichen Medienclans eine weitere Milliarde Steuergelder reingestopft wird. Weil die lieber abkassierten als sich für die digitale Zukunft fit zu machen.

Schon das Ja-Komitee tut eigentlich alles, um sich lächerlich zu machen. Vom Visual angefangen, über die holprige Webseite bis hin zu fehlenden Angaben, wer denn genau dahintersteht:

Wer sich ein solches Key Visual für die Webseite verpassen lässt, ohne den Grafiker hochkant aus dem Raum zu befördern, zeigt damit, dass man ihm jeden Nonsens andrehen kann.

Obwohl eigentlich so ziemlich alles versammelt ist, was in den Schweizer Medien als Verband aufscheint:

Aber wer sich so eine Webseite verpassen lässt, könnte sich auch gleich einen Post-it-Zettel auf die Stirne kleben, auf dem in Grossbuchstaben steht Depp:

Was um Himmels willen soll denn Tell hier?

Im Interview auf persoenlich.com sagt Gründer ohne rot zu werden oder loszuprusten:

«Wilhelm Tell ist eine sehr bekannte und in der Schweiz verankerte Figur mit viel Symbolkraft. Er steht wie kein anderer Charakter für die Unabhängigkeit der Schweiz. Und um Unabhängigkeit geht es bei der Abstimmung über das Medienpaket.»

Offensichtlich ist es ihm mit solchem Flachsinn gelungen, erwachsenen und angeblich zurechnungsfähigen Medienmanagern dieses Sujet zu verkaufen. Schauen wir es uns einmal genauer an.

Zunächst wäre da unser Wilhelm Tell. Mit Rabauken-Hoody und einer unbrauchbaren Armbrust, die ihm irgendwie unangenehm im Füdli steckt. Weil er das Teil nicht benützen kann, schlägt er mit einer Zeitung (wahrscheinlich die NZZ vom 1. August 1291) eine Mauer ein. Tell kann das, weil er ja wie Superman eine erfundene Figur ist. Also hat er sicherlich auch Superkräfte.

Lacher, Heuler, Brüller

Man sollte das auf jeden Fall nicht nachahmen. Entweder geht die Zeitung kaputt, oder die Zeitung geht dabei kaputt. Was soll denn nun die Mauer symbolisieren? Da hilft ein draufgespraytes «Fake News». Bekanntlich machte das schon Donald Trump so: er sprühte überall am Weissen Haus «Fake News» an die Wände. Hier muss man sich allerdings fragen, wieso erzählt uns das Visual die «Fake News», dass ein Fake-Tell mit einer in seine Hand gefakten Zeitung den Fake vollbringt, damit eine Mauser zu Klump zu hauen. Sicherlich aus grafischen Gründen tut er das zudem nicht dort, wo «Fake News» steht, sondern links oben hinten.

Nehmen wir mal spasseshalber an, sein Werk sei verrichtet. Dann marschiert er offenbar geradeaus weiter und verschwindet hinter der Mauer. Dass hinter ihm ein zweckloses JA steht, ignoriert er dabei sicherlich, genauso wie die Tatsache, dass auch «Fake News» weiterhin auf der Mauer steht.

Damit kämen wir, obwohl das Zwerchfell bereits sticht und um Gnade winselt, zum Slogan:

«Wer Fakten statt Fake News will, sagt: Ja zum Medienpaket!»

Schauen wir grosszügig über die wackelige Interpunktion hinweg. Und hoffen, dass die Angesprochenen das Mediengesetz mit dem Medienpaket zusammenbringen.

Aber: das heisst also, wer nein dazu sagt, will Fake News statt Fakten. Ist also zum Beispiel dafür, dass ein nicht existierender Tell mit einer damals nicht existierenden Zeitung eine sinnlos rumstehende Mauer verprügelt. Wobei er zwar eine Armbrust umgehängt hat, die ist aber auch nur ein unbrauchbarer Fake.

Umso öfter dieses Plakat aufgehängt wird, desto mehr steigen die Chancen, dass das Referendum angenommen und das Gesetz bachab geschickt wird.