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Tolle Debattenkultur

Die «Verteidiger der Demokratie» wollen lieber ungestört bleiben.

Im ganzen Gestrüpp der sich organisierenden Verteidigung der grossen Verlegerclans ist neu der «Verein für Demokratie und Medienvielfalt» aufgepopt.

Am Dienstagnachmittag lud er zum grossen Zoom-Meeting ein, um sich vorzustellen und angeblich auch Fragen zu beantworten. Wir hatten ein paar.

Zum Beispiel, ob sich die Verleumdung «Die Gegner_innen des Gesetzes kommen aus der gleichen diffusen Ecke wie Coronaleugnern_innen und andere geistige Brandstifter*innen, welche die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben», auch auf die 72 National- und Ständeräte beziehe, die im Referendumskomitee gegen das Mediengesetz versammelt sind.

Die Frage wurde immerhin noch zur Kenntnis genommen, aber nicht direkt beantwortet. Die Nachfrage, ob das denn «Freunde des Faschismus» seien, wurde vollständig ignoriert.

Fragen darf man stellen, werden aber nicht beantwortet

Genau gleich ging es der Frage, ob es logisch ist, wenn Hansi Voigt einerseits vor «rechtslibertärem Mäzenatentum» warnt, das in den Medien Überhand nehmen könnte, sich aber selbst von einem linksliberalen Mäzenatentum bei «bajour» mit immerhin drei Millionen Franken aushalten lässt.

Dass die letzte Frage beantwortet würde, damit rechneten wir dann schon nicht mehr. Sie lautete, ob die «Verteidigung der Demokratie», die sich der Verein auf die Fahne geschrieben hat, bedeute, dass die Demokratie gefährdet sei, indem demokratisch ein Referendum gegen ein Gesetz ergriffen wurde, das grosse Medienclans mit einer weiteren Milliarde Steuergelder beschenken will.

ZACKBUM ist der Auffassung, dass Demokratie am besten mit offener Debatte, mit Meinungsaustausch und dem Aufeinanderprallen von Argumenten verteidigt wird. Mit populistischen Schmähungen, pauschalen Abqualifizierungen und der Verwendung von Worten wie «geistige Brandstifter» eher weniger.

Neu prangen die Feindbilder auf der Webseite

Hübsch ist auch die nach der offiziellen Lancierung veränderte Webseite des Trümmervereins. Da prangen nun zuoberst die Feindbilder; Roger Köppel, Christoph Blocher und Donald Trump. Erstaunlich, dass der Ex-US-Präsident die Schweizer Demokratie gefährdet. Köppel betreibt, im Gegensatz zum Vereinsmitglied Voigt, eine sich selbst tragende Zeitschrift; ausser, dass Blocher sich ein Sammelsurium von Gratis-Anzeigern zusammengekauft hat, sind auch von ihm keine demokratiegefährdenden Aktivitäten bekannt.

Inzwischen gibt es ein Panoptikum für Unterstützer. Mit Slogans, die nicht ganz verständlich sind. So behauptet Aline Trede (nach Leserhinweis korrigiert, sorry): «Entscheiden wenige milliardenschwere Verleger, ist das Gift für die Demokratie.» Will die Nationalrätin damit sagen, dass der Coninx-, Wanner- oder Ringier-Clan Gift für die Demokratie sind? Und wieso muss denen dann eine Milliarde reingeschoben werden?

Auch Moritz Zumbühl, Unternehmer, bleibt sehr dunkel:

«Kein Millimeter der Oligarchen Presse preisgeben.»

ZACKBUM verschenkt ein ZACKBUM-T-Shirt an den, der den Sinn dieses Gestammels erläutern kann.

Was hier auffällt: Die Gefangenen ihrer eigenen Blase holzen nicht nur aufs Übelste gegen ihre politischen Gegner. Sie wollen auch sehr gerne unter sich bleiben. Wie es sich für eine Blase gehört: unter Luftabschluss und im wohligen Gefühl des Gleichklangs unter Gleichgesinnten vor sich hin verfaulen.

Das hat nun unbezweifelbar etwas Ärmliches, Bedauernswertes, Beelendendes. Genau wie die krampfhafte Verwendung von Vergewaltigungsformeln der deutschen Sprache.

Bösartigkeit ist die höchste Form der Anerkennung

Seit Dienstag ist ZACKBUM unablässigen Versuchen ausgesetzt, die Plattform zu hacken.

Wir nehmen’s als Kompliment. Von gefälschten IP-Adressen aus aller Welt (China, Europa, USA, Lateinamerika) aus wird versucht, sich Zugang als Administrator auf die Webseite ZACKBUM.ch zu verschaffen.

So schaut’s aus bei einem Stupid-Hack.

Im weiten Feld der schmutzigen Kriegführung ist das eine eher harmlose Variante. Eine gute Firewall wird damit fertig. Wir haben eine gute Firewall. Einen solchen Angriff kann nun nicht gerade der IT-affine Sprössling eines der vielen beleidigten Leberwürste starten, die sich von ZACKBUM schon verunglimpft fühlten.

Gerne und immer wieder wird gegen uns das Argument ins Feld geführt, dass wir zu polemisch, unanständig, kritisch, ausfällig, ja bösartig seien. Das ist alles Unsinn. Ermüdender Unsinn. Immer der Offenbarungseid, dass einem inhaltlich nichts einfällt. Kein Gegenargument, keine Erwiderung, einfach nur flatlining. So bezeichnet man auf Englisch den Zustand, wenn die Messung der Hirnaktivitäten eine flache, gerade Linie ergibt.

Flatlining ist leider überall

Zuletzt widerfuhr uns das an der wohl letzten Veranstaltung des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten. Dort stellte sich Markus Somm einer Podiumsdiskussion und verriet nichts über die Performance seiner Internetplattform «Nebelspalter». Abozahlen, Klicks, Single Visitors, Werbung? Nichts.

ZACKBUM gestattete sich dann die höflich gestellte Frage, wieso der Verlagsleiter, CEO und Hersteller der IT-Insellösung für den «Nebelspalter» vor einiger Zeit nicht geruht habe, auf einen Katalog konkreter und naheliegender Fragen zu antworten, sondern es bei «kein Kommentar» bewenden liess. Ob die Fragen ehrenrührig waren oder nicht, kann man hier nachlesen.

Auch Markus Somm ging sofort in den ausweichenden Verteidigungsmodus, dass die Fragen dermassen polemisch und unanständig und aggressiv gestellt worden seien, dass man darauf gar nicht habe antworten können. Ein weiteres Armutszeugnis des modernen Journalismus.

Direkte Konfrontation möglichst vermeiden. Sich gegenseitig lobhudeln oder zumindest nicht zu sehr ins Gärtchen trampen. Austeilen ja, einstecken nein. Ausrufen ja, auf Fragen antworten, die Möglichkeit zur Stellungnahme ausnützen? Nein.

Konfliktfähig? Diskursfähig? Debattenfähig?

ZACKBUM gibt immer allen Kritisierten die Gelegenheit, auf unsere sachliche Kritik zu reagieren. Natürlich vor Erscheinen des Artikels. Oder auch danach. So sind wir wohl das einzige Medium der Schweiz, das mehrfach allen Unterzeichnern des Tagi-Protestschreibens (und auch alle Nicht-Unterzeichner) Gelegenheit gab, auf einen Fragenkatalog zu antworten. Reaktion: null.

Für journalistisch tätige Kritiker, die mit ziemlich massiven Anschuldigungen gegen ihren Arbeitgeber angetreten sind, ist das ein Armutszeugnis sondergleichen. Das gilt auch für andere öffentliche Personen, die weltmeisterlich austeilen, aber sich wie eine Mimose zusammenfalten, wenn es darum ginge, zu kritischen Fragen Stellung zu nehmen.

Was das alles mit dem Versuch zu tun hat, ZACKBUM zu sabotieren? Es kann natürlich sein, dass es zufällig einem Hacker, einem Black Hat aus Spass an der Tollerei eingefallen ist, mal ein wenig an ZACKBUM rumzupickeln.

Warum die Attacke, warum gerade jetzt?

Wir verbergen allerdings keine Geschäftsgeheimnisse oder einen Giftschrank an internen Dokumenten. Wir sind werbefrei und daher auch hier nicht anzupinkeln. Da wir von Anfang an mit Griffen unter die Gürtellinie rechneten, haben wir ein wenig in IT-Sicherheit investiert, was die Angreifer offenbar unterschätzten.

Wir selbst unterschätzen die weltweite Bedeutung von ZACKBUM keineswegs. Wir wissen aus gut unterrichteten Quellen, die vertraut mit diesen Abläufen sind, dass sich alle deutschsprachigen Regierungsmitglieder jeden Morgen im Medienbriefing zuerst die Artikel von ZACKBUM vorlegen lassen. Das gilt natürlich auch für alle Chefredaktoren, Verlagsmanager und Besitzer von Medienkonzernen. Wir respektieren den Wunsch nach Anonymität unserer Quellen.

Auf der anderen Seite wollen wir unsere Bedeutung doch nicht überschätzen. Was die Erklärung «Zufall» für den Angriff ausschliesst. Da es müssig ist, den Verursacher ausfindig zu machen (zumindest eher teuer), sagen wir ruhig: es schon mal mit einem Gegenargument versucht?

Statt solchen Pipifax zu unternehmen, zu finanzieren, wäre doch viel sinnvoller, sich zu einem Kommentar, zu einer Replik gar aufzuraffen. Da ist unsere Firewall sehr, sehr niedrig. Alles, was keinen juristischen Ärger gibt, alles, was nicht nur aus Beschimpfung oder persönlichen Angriffen besteht, wird gebracht. Denn bei uns hört Liberalität nicht dort auf, wo sie anfangen sollte: bei der Meinung des anderen. Und der erkenntnisfördernden Auseinandersetzung damit.