Dancing Hansi Voigt
Doch stimmen die Bajour-Zahlen?
Ob wir unsere Leser lieben? Nein, bestimmt nicht. Wir lieben unsere Frauen, guten Wein und Paprika-Chips. Gute Kommentare schätzen wir aber sehr. Das Irgendetwas-mit-Medien-Portal Bajour.ch hingegen liebt seine Leserschaft närrisch. Andrea Fopp wendet sich in einem Artikel direkt an ihre Leserschaft: «Merci für eure Liebe», «eure vielen lieben Mails», «Wir lieben unsere Lüüt», «Wir hören auf dich, liebe Community».
Für Aussenstehende ist so viel Liebe erdrückend und etwas peinlich. Wird das Portal wirklich so doll geliebt? Wir wissen es nicht. Als Zürcher mute ich mir grundsätzlich kein Urteil über den Verfassungszustand von Baslerinnen und Baslern zu. Das Höchste der Lesergefühle ist für mich persönlich: Interesse. Fragen wir darum anders: Interessiert sich das Publikum für das seltsame Portal? Wohl kaum. In den letzten 20 publizierten Artikeln (Stand 23.01.) sieht die Teilnahme so aus: 5 Artikel wurden einmal kommentiert, 3 Artikel zweimal und nur ein einziger dreimal. Überhaupt nicht kommentiert wurden 11 Texte. Das ergibt leider einen Schnitt von 0,7 Kommentare pro Artikel. Zum Vergleich: Zackbum kriegt dreimal mehr Rückmeldungen. Wenig Resonanz auch auf dem Twitter-Account.
Nicht beachtet, aber heiss geliebt? Kommt in der freien Wildbahn selten vor. Aber angeblich soll bajour.ch im Dezember in zwei Wochen 385 neue Member gewonnen haben. Die Redaktion flippte natürlich wieder aus: «Community, wir wollen ein Kind von dir!» Selbst Co-Chefredaktor Hansi Voigt tanzte vor Freude.
Nun, über die «Republik» darf man schreiben, was man will. Aber: die Namen der «Verlegerinnen und Verleger» sind kein Fake. Die stimmen. Bei bajour.ch heissen die neuen Member hingegen so: Camille, Tobi, Gilda. Gibt es diese Menschen auch in Wirklichkeit? Oder heissen so nur die aufblasbare Puppe (Camille), die Gleitcrème (Gilda) und der Vibrator (Tobi)?
Hansi Voigt gab uns keine Auskunft. Der Hüpfer ist ähnlich schreibfaul wie seine «liebe Community».