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«Hauptstadt»? Bern.

Eben. Weitere Folge der Serie «Unsere Leichen leben noch».

Die Idee war naheliegend. Als Tamedia mal wieder eines seiner Versprechen brach und die Redaktionen von «Berner Zeitung» und «Der Bund» weitgehend zusammenlegte (die beiden Organe unterscheiden sich heute durch den Abopreis und dass in der BZ Hebeisen schreibt), sollte eine Alternative entstehen.

Schon ein Jahr später war es so weit. Am 7. März 2022 ging’s mit der «Hauptstadt» los. Der hohe Anspruch: mit zehn Nasen pro Tag einen Artikel rauspusten. Kleiner Dreisatz: wie viele Mitarbeiter bräuchte die «Hauptstadt», um auf den Output von ZACKBUM zu kommen?

Heute sind es auf jeden Fall 13 Mitarbeiter, Pardon, Mitarbeitende, die sich nach wie vor 5 Vollzeitstellen und ein Praktikum teilen. Sie ist nach wie vor werbefrei und «mehrheitlich leser*innenfinanziert». Das Online-Magazin ist im Netzwerk von we.publish. Dort trifft es sich mit «bajour», «Tsüri» und «Kultz». «Kultz» bettelt gerade um 300 neue Zahler, sonst sei dann mal Ende Gelände. «bajour» wird von einer reichen Mäzenin ausgehalten. Passt.

Nach vier Jahren soll keine «Anschubfinanzierung von Stiftungen und Privaten» mehr nötig sein. Falls doch, «bajour» fragen. «Kultz» eher weniger fragen.

Aber wichtiger als all das ist natürlich der Inhalt. Nun ist das gerade ein etwas blöder Moment dafür:

Verständlich, dass nach der übermenschlichen Anstrengung, pro Tag die Welt mit einem Artikel zu überraschen, mal drei Wochen Füssehochlegen angesagt ist. Hoffentlich ohne Flugscham.

Aber zuvor, mit welchen heissen News vermochte die «Hauptstadt» zu punkten? Nebenbei: Das Organ ist ja nicht ganz alleine auf dem Platz, es gibt das «Megafon» und «Journal B». Aber die haben natürlich nicht solche Hammerthemen:

Da hat einer in Wabern einen Verlag gekauft, der das Gratisblatt «Könizer Zeitung» herausgibt. Und will «hinter Bund und BZ zur Nummer drei werden». Diesen Anspruch hat die «Hauptstadt» realistischerweise nicht.

Womit punktet sie denn noch so?

Ba, Ba, Ballenberg. Immer wieder gut, wenn Not herrscht. Jetzt aber mal ernsthaft, wo ist denn der Content?

Nein, hier versteckt er sich auch nicht. Dann vielleicht «SP legt Finanzen offen»? Nun ja, die News haben andere herausgekitzelt, hier wird einfach nachgeschrieben. Oder dann das hier? «Abgewiesene Asylsuchende können im Kanton Bern bei Privaten wohnen. Eine Gesetzesänderung sollte ihre Situation verbessern. Doch Gäste und Gastfamilien erleben das Gegenteil.» Gut, das kann man gelten lassen.

Aber so als monatlicher Ausstoss, für 120 Franken Jahres- oder 240 Franken Gönnerabo? Oder gar das «Gönner-Abo Plus» für 600? Oder doch lieber «Ich kann mir das Abo nicht leisten, möchte aber gerne nach meinen Möglichkeiten für das Abo bezahlen»? Da kann man immerhin mit 1 Franken anfangen, das scheint eine realistische Einschätzung des Gegenwerts zu sein.

Man sei inzwischen bei knapp über 4000 Abos, vermeldete die «Hauptstadt» nach neun Monaten. Nach einem Jahr waren es dann noch 2650 «aktive Abos». Leider betrage die Erneuerungsrate nur 55 Prozent. Frohgemut wurde verkündet, dass man «weiter und nachhaltig wachsen wolle». Das nennt man wohl negatives Wachstum, das ist nie nachhaltig. Es wurde auch eingeräumt, dass man «leicht unter dem Businessplan» liege.

Das ist schönster Business-Bullshit. Eigentlich will man 6000 Abos nach vier Jahren. Nach einem Jahr hat man die Zahl fast halbiert. Läuft also super. Da kann man beruhigt mal in die Ferien gehen. Hat man nach dem Start schliesslich auch schon gemacht. «Nume nid gsprängt», sagt man zu Bern gerne. Auch auf dem Weg zum Friedhof.

 

Nebi: erschütternd wenig Abos

Exklusiv: Insider enthüllen die Abo-Zahlen des «nebelspalter.ch»

Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es den neuen «nebelspalter.ch». Seit mehr als einem Jahr erscheint er faktisch werbefrei. Seit mehr als einem Jahr gibt er keinerlei Zahlen bekannt. Abonnenten, Einschaltquote, Einnahmen? «Kein Kommentar», sagt Chefredaktor Markus Somm routiniert.

Zwei voneinander unabhängige und mit der Materie vertraute Quellen haben ZACKBUM gegenüber die Zahl der Abonnenten enthüllt. Sie ist besorgniserregend. Es handelt sich um durchschnittlich 4000.

Da «nebelspalter.ch» konsequent seinen Inhalt hinter einer Bezahlschranke versteckt (erst seit Kurzem gibt es ein Schnupper-Abo), entsprechen die 4000 Abonnenten auch den Lesern.

 

Das ist erschreckend. Das bedeutet, dass monatlich rund 60’000 Franken reinkommen. Werbeeinnahmen null. Demgegenüber steht eine aufgeblasene Payroll. Selbst nach dem grossen Köpferollen vor Kurzem, als endlich auch der völlig unfähige Geschäftsführer gefeuert wurde, besteht die Redaktion noch aus 9 Nasen. Ob Ralph Weibel als Chefredaktor des Print-«Nebelspalter» oder der Kommunikationsberater Philipp Gut wirklich dazugehören, sei dahingestellt. Dazu kommen noch 14 «ständige Mitarbeiter und Kolumnisten», sowie der «Geschäftsführer» und, nobel, eine «Assistentin der Chefredaktion».

Die monatlichen Ausgaben dürften sich locker auf rund 200’000 Franken läppern. Bei Einnahmen von 60’000. Man rechne.

Erschwerend kommt hinzu, dass es geradezu an absichtliche Verweigerung grenzt, wenn ein Online-Organ, das Werbung eigentlich mit weit gespreizten Beinen entgegennehmen möchte, nach einem Jahr werbefrei erscheint. Das ist unfassbar.

Eigentlich tödlich ist, dass es dem Nebi nach einem Jahr nicht gelungen ist, mehr als 4000 Nasen zum Abschluss eines Abos zu bewegen. Das bedeutet, dass der Neugier-Faktor des Beginns restlos aufgebraucht ist und allerhöchstens die Abgänge teilweise kompensiert werden. Zum Start hatte der Nebi dank Werbekampagne und Neugierfaktor sicherlich mehr als 4000 Abonnenten. Was bedeutet, dass es nicht gelungen ist, die Leserbasis zu verbreitern – oder zu halten.

Womit wir beim zentralen Problem angelangt sind. Der Nebi hat in diesem ganzen Jahr nie einen Primeur gelandet (abgesehen von einem Geschenk Guts). Der Nebi hat es nicht geschafft, in anderen Medien zitiert zu werden. Der Nebi hat es nicht geschafft, Artikel zu produzieren, die Pflichtlektüre sind. Wer sich selbst und alle anderen fragt, bekommt immer die gleiche Antwort: gibt es einen Artikel im Angebot, den  man unbedingt lesen möchte und dafür auch 15 Franken zahlen? Die Antwort ist nein. Zu  vorhersehbar, eintönig, von den ewig gleichen Autoren stammt der Content. Dazu Somm auf allen Kanälen und als Vielschreiber. Nicht immer sehr kompetent, aber eloquent.

Bei dieser Burn-Rate kann man ausrechnen, wann das eingesammelte Startkapital verbraten ist. Schlimmer ist, dass keinerlei Besserung zu erkennen ist. Im Gegenteil, viel zu spät wurde auf die Kostenbremse getreten. Aber durch das Feuern diverser Mitarbeiter wird der Content auch nicht besser.

Das fundamentale Problem scheint aber zu sein: weder Somm, noch der alte wie der neue Geschäftsführer, noch der Verwaltungsrat haben auch nur die geringste Ahnung, wie Internet funktioniert; wie man Einkommen generiert, wie man sich ins Gespräch bringt.

Was sagt Chefredaktor Somm zu diesen Abozahlen? Nein, das wird kein Intelligenztest. «K.k., kein Kommentar».

Also steht zu vermuten: die Beerdigung wird in aller Stille stattfinden.