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Mit dem Spass kommt der Erfolg

Seit Juli ist ZACKBUM.ch online. Ich möchte nicht mehr ohne.

Mein leider allzu früh verstorbener Kollege und Kommunikationsberater Peter M. Wettler sagte mir einmal: «Mit dem Spass kommt der Erfolg». Ich glaube, er wollte mich aufmuntern. Nicht immer so verkrampft, nicht immer so ernst. Und tatsächlich habe ich das gelernt von Peter Wettler: Beim Schreiben sollte man vor allem Spass haben. Spass im positiven Sinn. Etwas entdecken und niederschreiben. Etwas dazu lernen. Jemanden so tadeln, dass er nochmals über die Bücher geht. Das sollte wenn möglich nicht gemein wirken und auf Kosten anderer gehen. Und nicht so spassig sein, dass die Fehlerquote explodiert. Einfach mit Freude und Einsatz. Ich gebe aber zu, dass da die Eigen- und die Fremdsicht nicht immer die gleiche ist.

Spass. Das sollte man ZACKBUM.CH anmerken. Oft knallhart, oft aber auch mit einer Prise Nachsicht. Wer nun findet, unsere Artikel seien oft zu negativ, zu kritisch, zu direkt, der mag vielleicht recht haben. Aber die Wirtschaftswelt ist nun mal kein Ponyhof, eher ein Haifischbecken (ich mag abgelutschte Vergleiche).

Der Redaktionsalltag wird immer brutaler. Die Feedbackkultur liegt am Boden. Der Druck ist immens. Schreiben, fotografieren, filmen, online-Versionen sofort ins Netz stellen, Titel klickgerecht anpassen, Printversion selber layouten, für das weggesparte Korrektorat einspringen und am nächsten Tag bei der Blattkritik trotzdem eine Tracht Prügel kassieren. Da muss ZACKBUM.CH nicht auf Schönwetter machen.

Zudem fehlt je länger je mehr eine unabhängige Medienkritik. Der ehemalige Journalist und heutige PR-Manager Andreas Durisch (Dynamics Group) formulierte es im SRF-Medientalk vom September treffend: «Die Medienberichterstattung ist total zurück gegangen.» Für Durisch einer der Gründe: «Medienjournalisten müssen die Hauspolitik des Verlags vertreten.» Darum nehme sie viel weniger Platz ein als früher.

Wir von ZACKBUM.CH möchten in diese Bresche springen. Wir möchten allen Facetten des Journalismus eine Stimme geben. Nicht nur den offiziellen Verlautbarungen. Wir wollen aber auch den Werbeabteilungen in den Verlagen auf die Finger schauen. Denn die Verschmelzung von Journalismus und PR wird immer undurchsichtiger.

«Aber Ihr seid ja nur drei Nasen. Der Absturz ist doch programmiert». Tatsächlich ist ZACKBUM.CH nach wie vor eine überschaubare Truppe. Immerhin ist das Trio schön heterogen. Politisch, stilistisch und ein bisschen auch altersmässig. Aber ja. Wir sind alles Männer.

Die Redaktionsgrösse, das Alter, das Geschlecht, die Migrationsherkunft. Da hat ZACKBUM.CH noch Luft nach oben.

Kommunikationsspezialist David Guggenbühl hat in einem ZACKBUM-Interview nach wenigen Wochen des Bestehens gesagt: «Ihr dürft nicht selbstgefällig wirken». Und weiter auf uns bezogen: «Man hofft auf Applaus, erduldet aber keine Kritik. Eine Grundeinstellung von vielen Journalisten.»

Darum, liebe Leserinnen und Leser, bitte überhäuft uns mit Kritik und Anregungen. Danke.

P.S. Wollen Sie noch ein bisschen Klatsch hören? Die fleissigste Mediensprecherin ist für mich Johanna Walser von Ringier. Sie rief um 07.15 Uhr an, weil ihr ein um 7 Uhr online gestellter Artikel nicht passte. Sie blieb aber höchst anständig. Der aufsässigste Chefredaktor ist für mich bis auf Weiteres  jener des Schweizer Journalisten. Er drohte mir ohne Anhörung via Bahnhofstrassen-Anwalt eine Zivilrechts- und eine Strafrechtsklage an. Die unzuverlässigste Medienstelle: jene der Republik. Sie gibt nie Antwort. Vielleicht versuch ich’s bald mal mit dieser Story und entsprechender Anfrage: In Deutschland hat für den Namen «Republik» der Publizist Uwe Nettelbeck die Rechte. Vielleicht kennt man die schwarz/roten Bänder der Republik. Sie waren innen und aussen der «Fackel» nachgebildet, nur viel verschrobener. Eine Wochenzeitung «Republik» war in den 1990ern mal geplant, Nettelbeck rückte aber das Namensrecht nicht raus. Fazit: Namensklauerin Republik (Danke, Holger Jost, für den Tipp!)