Preisgekrönte Nullen

Wenn Journalisten Journalisten Preise geben dürfen …

Dann kommt Lustiges heraus. So wurde Fabian Eberhard von den Lesern des Magazins «Schweizer Journalist» (Pardon, «Schweizer Journalist:in») zum «Journalist des Jahres» gewählt (müsste doch eigentlich «Journalist:in» heissen, aber lassen wir das). Eberhard ist das Ein-Mann-«Investigativteam» des «SonntagsBlick». Angesichts äusserst dünner Personaldecke ist er auch noch stellvertretender Chefredaktor geworden. Womit die Häuptlinge (von all den Heads und Chiefs ganz zu schweigen) wohl die Indianer zahlenmässig übertrumpfen.

Eberhard ist der Journalist, der nicht mal die Büroräumlichkeiten eines angeblich «AfD-nahen» Radios findet. Er machte sich investigativ auf die Pirsch und fand zunächst heraus: «Spuren führen zu Satiriker Andreas Thiel». Als weiteren Höhepunkt fotografierte Eberhard dann einen Briefkasten an einem Bürogebäude. Furchtlos betrat er das Epizentrum des rechtsradikalen Grauens, verlief sich dann allerdings; vielleicht, weil ihm der Angstschweiss in die Augen tropfte.

Auf jeden Fall fotografierte er unter Lebensgefahr einen leeren Gang und ein leeres Zimmer, um anklagend festzuhalten, dass das die angeblichen Räumlichkeiten von Kontrafunk* seien. Bloss: das Dummerchen hatte sich schlichtweg verlaufen und das funktionierende Büro nicht gefunden …

Auch als Denunziant läuft Eberhard zu Höchstformen auf, als sich die Band «Lauwarm» doch getraute, an einem WeWo-Fest aufzuspielen.

Aber wenn die Gesinnung stimmt (sonst allerdings nicht viel), dann regnet es Preise. ZACKBUM gratuliert.

Auch die Jury hat stilsicher nur die Besten prämiert. Es darf (und muss) gelacht werden:

Raphaela Birrer sei die Chefredaktorin des Jahres, Nora Zukker die beste Kulturredaktorin, Jacqueline Badran führe die beste Kolumne. Corsin Zander sei der beste Lokaljournalist und Salvador Atasoy der beste Rechercheur. Sozusagen die Negativauslese.

Lediglich Christof Franzen (Reporter), Lukas Hässig (Wirtschaft), Nathalie Christen (Politik), Fibo Deutsch (Lebenswerk) und als Beste der Schlechten die Redaktion vom «Echo der Zeit» kann man gelten lassen.

Aber diese Preisverleihung hat etwas Gutes. Besser könnte man den desolaten Zustand des Deutschschweizer Journalismus nicht illustrieren.

Viel sinnvoller wäre es allerdings, auch beim Medienpreis eine «Goldene Himbeere» zu verleihen. Das würde dem Schaffen der meisten hier Preisgekrönten viel eher gerecht werden. Während aber in den USA noch wahre Meinungsfreiheit herrscht, muss ZACKBUM leider darauf verzichten, seinerseits die Tätigkeit der weiteren hier Gekrönten genauer zu beschreiben. Denn unsere Rechtsabteilung ist zwar bestens aufgestellt (resilient, zukunftsfähig und strukturell), aber die vermaledeiten Kosten würden uns umbringen.

Das wünschen sich zwar insgeheim viele Journalisten, diesen Gefallen wollen wir ihnen dennoch nicht tun.

*ZACKBUM-Redaktor René Zeyer hat eine einstündige Wirtschaftssendung bei Kontrafunk, in der er nach Lust und Laune Themen behandelt, die ihm zusagen. Sehr hörenswert, übrigens.

 

 

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