Kleine Zahlenkunde

Moderner Journalismus: alles löst sich auf.

Was bleibt vom Frauenstreiktag, Pardon, vom feministischen Streiktag? Etwas Frauengewalt, viel Violett und ein Rätsel.

Wir sagen es in den Worten des Recherche-Organs «Tages-Anzeiger», der Problemen nah und fern auf den Grund geht:

Nun dürfte es selbst einem feministisch gestimmten, streikenden Tamedia-Mitarbeitenden (!) aufgefallen sein, dass zwischen 120’000 und 15’000 eine klitzekleine Lücke klafft. Ob nun bloss 15’000 oder achtmal mehr Demonstranten, Pardon, Demonstrierende durch die Strassen Zürichs zogen, das sollte nun eruierbar sein.

Eine echte, kleine Aufgabe für einen Praktikanten, Pardon, Praktizierenden, ähm, Praktikandierenden, nein, also gut, für einen Bürogummi.

Heutzutage, Drohnen, algorithmische Analyse von Fotos von Massenaufläufen, Messungen, Personen pro Quadratmeter, Länge mal Breite des Umzugs, ZACKBUM behauptet mal: das lässt sich herausfinden.

Ebenso lässt sich eine Antwort auf die Frage finden, ob bei der Beseitigung einer Verkehrsstörung am Paradeplatz die Demonstrantinnen (doch, waren nur Weiber) oder die Polizistenden (waren Männlein wie Weiblein) überreagiert haben. Ob getreten, an den Haaren gezogen, überhaupt eskaliert wurde, und wenn ja, von wem. Vom Moment an, wo’s richtig zur Sache ging, existiert ein wackeliges Handyvideo. Aber was vorher geschah, weiss man nicht.

Zwei Themen, die sich direkt vor der Haustüre der Zentralredaktion von Tamedia abspielen, wo angeblich rund 200 Journalisten Tag und Nacht nichts anderes tun, als die Wirklichkeit nach den wichtigsten Nachrichten abzugrasen, dem Leser, der Leserin, aber auch den Leser*Innen, mit Kommentaren den nötigen Beistand zu geben. Dazu vertiefen sie sich unentwegt in den Gemütszustand von Rammstein-Groupies, machen sich tiefschürfende Gedanken über Machtstrukturen und Missbrauch und was es bedeutet, wenn ein Ja kein Nein ist – oder umgekehrt. Dazu nehmen sie sogar im Übermass die Hilfe ihrer Münchner Kollegen in Anspruch. Pardon, Kollegenden. Oder so.

Nun könnte es doch einen der beiden Beteiligten als Lügner entlarven, wenn eruiert würde, wie viele Teilnehmer (generisches Maskulin!) die Demonstration in Zürich hatte, wer die Rangelei auf dem Paradeplatz angefangen und mit welchen Mitteln vorangetrieben hat.

Aber nein, nichts. Zu schwierig? Zu aufwendig? Keine Zeit? Lieber streiken? Lieber Forderungen aufstellen? Lieber versagen.

5 Kommentare
  1. Frederic Davide
    Frederic Davide sagte:

    Die Diskrepanz bei den Teilnehmer*_Innenzahl*_lnnen lässt sich mit dem im feministischen Umfeld offensichtlich grassierenden Problem mit des sog. «Faktor-10 (engl.: Fuck d’Or) Paradox» aufs Trefflichste beschreiben: Der ‹Gender pay gap› gemäss Streikkommitee (T. Funicello inkl. ) angeblich exorbitante 43%, gemäss den -einmal mehr- fabelhaft stringenten Ausführungen von Katharina Fontana in der NZZ, real eher 4,3%, und damit unter der tolerierten Fehlergrenze von 5%.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Marc Brupbacher vom Tagi-Belle Recherchedesk war am Mittwoch wahrscheinlich in der Badi darum keine genauen Zahlen. Aber er ist aktiv auf Twitter (Twitter Homebase der Permanentpubertierenden), lobt SVP-Ständerat Hannes Germann für seine Präsenz im Rat während der Selensky-Rede. Germann wird das Lob vom Twitterer zu schätzen wissen, bekommen doch SVP Exponenten vom TB normalerweise das Fell gegen den Strich gebürstet!

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  3. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    «Zu schwierig? Zu aufwendig? Keine Zeit? Lieber streiken? Lieber Forderungen aufstellen?»

    Oder aber: Die Mitarbeitenden*innen+ von Tamedia wissen sehr wohl, dass die Zahl 15’000 sehr viel näher bei der Realität ist als 120’000. Dieser relative Misserfolg des Streiks wird aber nicht propagiert. Man (!) verhält sich solidarisch, da schliesslich 100% ideologisch gleichgesinnt mit der Bewegung.

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  4. Markus
    Markus sagte:

    Besten Dank für diesen Beitrag. Da beginnt der Tag gleich mit einem Schmunzeln. Ein/eine Virtuose_in dieser_diese Schreiber:in.

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