Schwurbler Surber
Man könnte ja einfach einen Fehler zugeben. Aber doch nicht die WoZ.
Ein Ruefer-Hasser ging des Längeren mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Satz des TV-Kommentators Sascha Ruefer hausieren. CH Media munkelte etwas darüber, die NZZ lehnte vornehm ab. Aber Renato Beck, ehemals gescheiterte «TagesWoche», nun WoZ, griff begeistert zu und beging einen üblen Rufmord an Sascha Ruefer.
«Dabei war der Satz klar rassistisch», behauptet Beck, dafür hätte er auf dem Spielfeld die rote Karte gekriegt. Schon alleine für das sinnlose «dabei». Zudem dafür, dass er einen off-record-Satz aus einem einstündigen Interview mit Sascha Ruefer zitiert.
Dabei wollte Ruefer nur – etwas ungeschickt – klarstellen, dass der Captain der Fussball-Nati kein typischer Schweizer sei, was aus dem Kontext klar hervorgeht. Die NZZ zitiert ihn: «Ruefer fragte den Interviewer, warum Xhaka jeden aufrege. Und er gab die Antwort selber: weil Xhaka alles sei, nur nicht Schweizer. Der Interviewer lachte.»
Die WoZ landete mit ihrer Denunziation einen medialen Erfolg und wurde fleissig zitiert. Nun könnte sie es dabei bewenden lassen und sich bei Ruefer entschuldigen. Das würde Grösse und Anstand zeigen.
Über beides verfügt Beck nicht. Statt auf höflich-kritische Fragen von ZACKBUM zu antworten, keift er: «Sie auch noch? Sind Sie jetzt im bürgerlichen Mainstream angekommen?» Was für ein Kläffer.
An seiner Statt ergreift nun der Co-Leiter Kaspar Surber das Wort – und lässt es lange nicht los. Er orgelt drauflos: «eine migrations- und medienpolitische Einordnung», als dürfte er den Leitartikel der NZZ schreiben. Surber könnte nun etwas ganz Einfaches tun. Eingestehen, dass Beck Scheisse gebaut hat, einen Aufreger herbeischrieb, unfair, blöd, unprofessionell.
Surber könnte hinzufügen, dass Becks hasserfüllte Art, allen den Mund verbieten zu wollen, die nicht seiner Meinung sind, eigentlich keinen Platz in einer pluralistischen WoZ hat. Er könnte bestätigen, dass das Volkshaus durchaus auch einem Ganser, einem Rima, einem Thiel einen Saal vermieten darf. Vielleicht sogar einem Zeyer.
Stattdessen schwurbelt Surber los, dass es eine Unart hat. «Ein Satz als Chiffre», «ein Satz von ausgrenzendem Charakter», der Satz stehe «für den Umgang der Schweizer Gesellschaft mit Migration in den vergangenen drei Jahrzehnten». Eine Nummer kleiner hat es Surber nicht.
Dann dreht er weiter Locken auf der Glatze, wahrscheinlich ohne zu wissen, von wem diese grossartige Beschreibung seines Tuns stammt. Getarnte «menschenrechtswidrige Diskriminierung», «Othering», «struktureller Rassismus», «Alltagsrassismus», «rechtspopulistische Avantgardepartei SVP hetzt gegen Zuwanderung», «eine Äusserung wird nicht als Teil eines politischen Diskurses begriffen, sondern personalisiert». Immerhin fällt ihm hier auf, dass die WoZ selbst genau das tat.
Dann schäumt er in die Zielgerade: «Gerade das Fernsehen kann neue Vorstellungsräume schaffen und blendet doch häufig postmigratorische Realitäten aus.» Wer diesen Satz versteht, sollte anschliessend unbedingt Quantenphysik und Feldtheorie studieren.
Schliesslich beschwert sich Surber noch darüber, dass niemand den Satz in seinem Kontext direkt zitieren dürfe und dass die WoZ nicht zur Visionierung des Rohmaterials des Interviews eingeladen wurde. Dabei müsste Surber wissen, dass es da ein Copyright-Problem gibt und dass es sowohl SRF wie Ruefer völlig freigestellt ist, mit wem sie reden wollen – und dabei den Verursacher dieser Schmiere aussen vor zu lassen.
Schliesslich habe die WoZ die «Sorgfaltspflicht nicht verletzt», beurteilt sie sich selbst, als wäre sie eine kleine Ausgabe des Presserats. Abschliessend wird haarspalterisch behauptet: «Die WOZ hat Ruefer nie als Rassisten verunglimpft.» Auch der «später bekannt gewordene Kontext ändert unseres Erachtens nichts am ausschliessenden Charakter der fraglichen Äusserung».
Selbst ohne Ockhams Rasiermesser kann man ganz einfach diesen Ballon voller Sprachmüll ritzen. Bloss mit einfacher Logik. Wenn Ruefers Satz «ausgrenzenden Charakter» habe, dann gibt es also so etwas wie «den Schweizer». Gäbe es den nicht, könnte Ruefer nicht ausgrenzen. Gibt es «den Schweizer» aber, dann ist das die Beschreibung einer bestimmten Mentalität, Verhaltensweise, Kultur, Denkungsart. Damit ist nun keinesfalls eine Rasse gemeint, also kann die Behauptung einer Nicht-Zugehörigkeit nicht rassistisch gemeint sein.
Oder aber, der «Schweizer» ist eine Rasse. Erst dann ist man im Bereich des Rassismus. Ob Surber das meint? Darf man ihn dann selbst als Rassisten bezeichnen? Dass sich jemand wie Xhaka selbst nicht als rassenreiner Schweizer fühlt, was interessiert das den Surber. Wer «rassistisch» sagt, muss selbst einen klaren Begriff von Rasse haben, wie sieht der bei Surber aus? Er hat keinen, der Schwurbler, aber wie kann er dann die Denunziation «rassistisch» verteidigen, wenn er nicht mal sagen kann, was eine Rasse denn eigentlich sei?
In seinem Verteidigungswahn geht Surber noch einen Schritt weiter: ««Du bist vieles, aber halt doch kein Schweizer»: Wie oft haben Migrant:innen diese Wertung bei ihren täglichen Bemühungen um Anerkennung schon gehört oder gespürt?»
Nun wirft er sich noch paternalistisch zum Verteidiger von angeblich unter Ausgrenzung leidenden Migranten auf. Was er bei diesem Geschwurbel übersieht: Hat irgend ein Anwohner der Schweiz mit Migrationshintergrund gegen diesen Satz von Ruefer protestiert? Nein, das haben nur stellvertretend Leidende gemacht, Dumpfbacken wie Beck oder Surber. Blöder war eigentlich – eine Leistung – nur Tamedia. Der Konzern titelte tatsächlich: «Ohne Gegenbeweis ist SRF-Reporter Sascha Ruefer kaum zu retten».
Es lässt sich kein Gegenbeweis erbringen, dass Tamedia nicht völlig am Verblöden ist.
Was bleibt: ein Woke-Wahnsinniger hat einen rausgehauen. Aufgrund eines off-record-Satzes, aus dem Zusammenhang eines einstündigen Interviews und aus dem Mikrozusammenhang gerissen. Der Beckmesser wirft sich zur moralischen Instanz und zum Inquisitor auf; dieser Satz sei «klar rassistisch». Die Medienmeute japst hinterher, bis sie sich eines Besseren belehren lässt und von den Vorwürfen gegen Ruefer Abstand nimmt.
Die WoZ hätte die Gelegenheit gehabt, eine Woche danach den Fehler einzuräumen und sich für ihren Mitarbeiter zu entschuldigen. Damit hätte sie wenigstens gezeigt, dass ihr das Einhalten journalistischer Anstandsregeln wichtiger ist als die Verteidigung eines misslungenen Artikels.
Stattdessen schwurbelt Surber intellektuell dermassen bescheiden los, dass er den Schaden an der Reputation der WoZ noch deutlich vergrössert, wie auch Leserreaktionen zeigen. Dabei kann sein Sprachmüllballon mittels einfacher Logik ohne grossen Aufwand zum Platzen gebracht werden.
Beck ist peinlich, aber Surber konnte das noch steigern. Was bedenklich ist: er schreibt diesen Stuss, liest ihn durch, gibt ihn in die Produktion – und keiner in der WoZ hat die Eier (oder Eierstöcke), um zu sagen: wollen wir uns wirklich noch mehr lächerlich machen?