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Die Null-Meldung

Wenn Nullen ein Blatt machen …

Zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer. Absurde Positionen, englisches Kauderwelsch. Es sieht wie Realsatire aus, ist aber real:

Kann es wirklich daran liegen, dass der Posten des «Head of Editorial Departments» vakant ist, dass so viel Schrott produziert wird? Wobei diese Vakanz natürlich auch darin begründet sein mag, dass bislang noch niemand herausgefunden hat, was «Editorial Departements» eigentlich sind und wieso die einen Head brauchen.

Das wäre eine Aufgabe, der sich diese Head-Versammlung annehmen könnte:

Hier wäre allerdings die Frage, ob das eine Aufgabe für den Chief Operating Officer, den Chief Product Officer, gar den Chief Content Officer (by the way: wo bleibt hier die politisch korrekte weibliche Form?) oder gar, wir fallen ins Starkdeutsch zurück, die «Geschäftsführung» ist. By the way: wieso ist das nicht die Managing Director? Oder besser noch, die Executive Overall Managing Directrice? Dort könnte sie doch endlich mal führen, könnte die Führerin Nägel mit Köpfen machen. Aber das Köpfen ist mehr ihre Sache – und das Erfinden von absurden Positionsbezeichnungen.

Gut, all diese Chiefs, Heads, Chefredaktoren, dazu noch Ressortleiter und was weiss ZACKBUM, konnten nicht verhindern, dass diese absolute Null-Meldung online ging:

Wir erinnern uns: Gil Ofarim, von Beruf Sohn, von Berufung mässig erfolgreicher Musiker, trat einen angeblichen Antisemitismus-Skandal los, indem er behauptete, er sei in einem Hotel wegen seines Judensterns diskriminiert worden. Proteste, Shitstorm, Demonstrationen, erregte Politikerworte. Dann die Wende im Prozess zwei Jahre danach: alles Lüge, alles erfunden, ‹tschuldigung.

Dafür verurteilte ihn das Gericht unter anderem zu einer Geldstrafe von 10’000 Euro, zahlbar an zwei Organisationen. Nun fand «Focus online» heraus, dass das Geld noch nicht eingegangen sei, wie sich das deutsche Organ von einem Sprecher des Landgerichts bestätigen liess. Neuerlicher Skandal, erregt sich «Blick» zu recht?

Nicht wirklich. Seit dem Urteil sind erst zwei Wochen vergangen, für die Zahlung hat Ofarim aber ein halbes Jahr Zeit. Also handelt es sich hier um eine absolute Nullmeldung. Ungefähr so aussagekräftig wie: Ofarim hat sich noch nicht rasiert. Oder: Ofarim hat noch keinen neuen Song aufgenommen.

Kann man das noch steigern? Aber ja, insgesamt 15 Chiefs und Heads (plus eine Vakanz und eine Führerin) schaffen das:

Eigentlich ist der «Blick» – vielleicht ist das die geheime Absicht – wie ein Adventskalender. Jeden Tag geht ein neues Türchen auf – und dahinter ist jede Menge Anlass für Spass und Tollerei. Rezykliertes, Wiederholtes, Veraltetes, Abgeschriebenes, ein Titelwechsel-Marathon, haben wir gelacht. Und freuen uns auf morgen.

Die Null-Meldung

Vorhersehbar, dass «watson» schnell an die Reihe kommt.

Russische Staatsmedien haben einen Schnipsel aus diesem Treffen zwischen Präsident Putin und dem russischen Verteidigungsminister veröffentlicht. Über den wurde schon fleissig spekuliert, dass er verschwunden sei. Abgesetzt. In Ungnade gefallen. War nix. Aber auf ein Neues:

Nun ist es ein «bizarres», ja «skurriles» Treffen. Indizien? Putin klammere sich an den Beistelltisch. er lasse hier Nähe zu, wo er doch sonst an überlangen Konferenztischen für Distanz sorgt. Aber noch wichtiger: ist Putin krank? Also nicht nur im Kopf? Wieso klammert er sich an den Tisch? Leider gibt eine «Expertin für Körpersprache» Entwarnung: «Er sitzt da, wie wir ihn seit Jahren kennen. Zurückgelehnt, nicht wahnsinnig, sich selber präsentierend.»

Also alles in allem eine Null-Meldung. Überflüssig. Inhaltsleer. Dem Prinzip jeder Null-Meldung folgend: Man stellt eine bange Frage, beantwortet sie negativ – und spült nicht etwa den ganzen Artikel.

Die Null-Meldung

Neue Kategorie, neuer Spass. Alte Methode.

Man nennt es Rehash. Man nennt es Spaltenfüller. Früher nannte man es einen Spekulatius. Das Rezept ist einfach. Nimm einen berühmten Namen, nimm ein Geheimnis, zitiere fleissig Quellen, einmal umrühren, und fertig ist die Null-Meldung:

Das rauschte schon durch die Medien, nun hatte auch noch «20 Minuten» das Bedürfnis, diese Ente quaken zu lassen. Denn nur im Titel wagt man den Indikativ. Alle «Indizien», «Beweise» und Behauptungen sind aus zweiter Hand, Gerüchte, Werweiserei, heisse Luft.

Typischer Satz: laut dem und dem soll die und die dort und dort gelebt haben. Früher mal. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Oder so.