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Kann nix? Macht nix.

Hat Regieren mit Kompetenz zu tun? Wieso sollte es?

Im «anderen Blick» schaut die NZZ mal nach, wie es mit den Qualifikationen deutscher Minister für ihn Tun stehe. Zwei aktuelle Paradebeispiele:

«In Thüringen wurde nun eine Sachbearbeiterin ohne juristisches Studium zur Justizministerin nominiert und ein Schauspieler zum Energieminister. Doreen Denstädt und Bernhard Stengele erhalten demnächst diese neuen Aufgaben, weil die thüringischen Grünen eine geringe Personaldecke, aber hohe identitätspolitische Ansprüche haben.»

Natürlich sind weitere Beispiele Legion, angeführt von der Anwältin Christine Lambrecht, die denkbar überfordert und ungeeignet als Verteidigungsministerin ist.

Besonders auf Seiten der Linken haben es Studienabbrecher und andere Versager leicht, auf einen Ministersessel zu klettern. Wer es dort mindestens zwei Jahre aushält, hat bereits Anrecht auf ein «Ruhegehalt» und ist somit finanzieller Sorgen lebenslang enthoben.

Natürlich könnte man dagegen einwenden, dass doch notfalls jeder alles könne, zudem habe ein Minister so viele erfahrene Zuarbeiter, dass er schon das Zweckmässige entscheiden wird. Dem hält Autor Alexander Kissler entgegen: «Niemand liesse eine Herz-OP von einem Bibliothekar vornehmen oder sich ein Haus vom Gärtner bauen

Eine andere These wäre, dass die Entscheidungsmöglichkeit eines Ministers dermassen eingeschränkt ist, dass auch eine Pianistin ohne Weiteres und erfolgreich Bundesrätin sein könnte.

Genau, womit wir in der Schweiz wären, denn wieso den «anderen Blick» nach Deutschland schweifen lassen. Werfen wir ihn doch kurz auf die Qualifikation unserer sieben Bundeszwerge, Pardon, Bundesräte. Wieso eignen sie sich genau dafür, rund 450’000 Franken im Jahr zu verdienen und die Schweiz zu regieren?

Wir hatten da schon den Heizungsmonteur Willi Ritschard oder den Handelsschüler Adolf Ogi, die auch ohne akademische Weihen ihre Sache gar nicht schlecht machten.

Simonetta Sommaruga hat Matura und besuchte dann das Konservatorium Luzern, Konzertpianistin. Zudem schnupperte sie an die Uni an spanischer und englischer Literatur, liess es aber doch sein.

Unser Aussenminister Ignazio Cassis ist Mediziner, Alain Berset Doktor der Ökonomie, was ihm aber als unglücklich agierender Gesundheitsminister auch nicht wirklich half und als Innenminister nicht unbedingt qualifiziert. Karin Keller Sutter besitzt ein Handelsdiplom und absolvierte die Dolmetscherschule. Hat mit Finanzen nichts zu tun, dennoch ist sie Finanzministerin. Unsere Verteidigungsministerin Viola Amherd ist ebenfalls Juristin. Wirtschaftsminister Guy Parlemin kann eine Lehre als Bauer vorweisen, Albert Rösti, der dem wichtigen UVEK vorsteht, ist Agraringenieur mit Doktortitel und hat einen MBA in Rochester. Schliesslich die Justiz- und Polizeiministerin Elisabeth Baume-Schneider kann ein Liz in Soziologie vorweisen und war jahrelang als Sozialarbeiterin tätig.

Eine Übereinstimmung zwischen Beruf und Amt kann man in keinem Fall feststellen. Wirtschaft, Finanzen, Verteidigung, Justiz, da könnten nun einschlägige Kenntnisse durchaus helfen. Auch die Grundbegriffe der Staatskunde oder der Diplomatie wären für einige Posten eigentlich obligatorisch.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Minister keinen Moment ihres Lebens in der freien Wirtschaft verbracht haben. Berset zum Beispiel ist ein typischer Parteikarrierist, der immer nur von politischen Ämtern lebte. Der völlige Mangel der Kenntnis der Arbeitswelt ist sicherlich auch kein Vorteil für das hohe Amt.

Was man also der NZZ empfehlen kann: der «andere Blick» ist eine gute Einrichtung, aber wieso ihn nur in die Ferne schweifen lassen?