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Doppeltreffer

Im Magazin der NZZaS sind zwei Artikel über den Journalismus.

Hier ist der Redaktion ein seltener Doppeltreffer gelungen. Zwei Artikel beschreiben den aktuellen Zustand und die Zukunft des Journalismus. Wie es sich für das Blatt für die gehobenen Stände und die Intelligenzler gehört, muss man von etwas Metaphorik abstrahieren können, denn sonst wäre es ja zu platt. Aber die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig, sondern frappant.

Die erste Beschreibung journalistischer Tätigkeiten hat es sogar aufs Cover geschafft:

Wir sehen hier die Entwicklungsgeschichte eines Artikels. Oben links die Recherche, symbolisiert durch eine Ernte. Dann folgen die verschiedenen Stadien der Weiterentwicklung. Der Artikel wird verpackt, gut abgehangen, dann verläuft er verschiedene Stadien der Verwesung, Pardon, der Reifung. Ressortleiter, Blattmacher, Produzent, Korrektor, vielleicht auch das Rewrite und auf jeden Fall die Chefetage geben ihren Saft dazu. Natürlich werden diese Entwicklungsschritte leicht verfremdet dargestellt:

Statt Fermentieren muss der schlaue Leser  Produzieren lesen. Das Magazin geht dann noch in die Einzelheiten, ohne Rücksicht auf zarte Gefühle des Lesers:

Sagt da einer «pfuibäh»? Also bitte, das ist ein Teller des weltberühmten Restaurants «Noma» in Kopenhagen. Mit monatelanger Warteliste. Das Magazin hingegen kann man direkt käuflich erwerben und geniessen.

Aber damit nicht genug, neben dem Produkt ist es dem Magazin auch gelungen, ein gültiges Porträt des Herstellers all dieser Köstlichkeiten, also des Journalisten, nur leicht verfremdet ins Blatt zu heben:

Wir sehen hier den frei herumschweifenden Journalisten in seiner typischen Arbeitshaltung. Er verschafft sich einen Überblick, beobachtet die Entwicklungen genau und ausführlich. In seiner Beschreibung wird besonders betont, dass der Journalist ein sehr empfindsames und sensibles Wesen sei. In Gefangenschaft überlebt er nur selten, am liebsten will er in aller Ruhe seiner Tätigkeit nachgehen.

Erschütternd, wie dargelegt wird, dass es für Faultiere, Pardon, Journalisten, immer schwieriger wird, ihrem Daseinszweck nachzugehen. Wobei zugegebeneermassen auf diesem Foto die Frisur eines Journalisten ziemlich gut getroffen ist (wir wollen um Himmels willen nicht hoffen, dass es sich um eine kulturelle Aneignung handelt). Der Gesichtsausdruck hingegen, meint jedenfalls ZACKBUM, ist fast zu aufgeweckt-neugierig, um zu einem typischen Journalisten zu gehören:

Wir gratulieren dem «NZZ am Sonntag Magazin» für diesen Ausflug in die metaphorische Beschreibung der eigenen Zunft. Damit nimmt das Magazin natürlich mit modernen fotografischen Mitteln die grosse Tradition eines Grandville auf (Kindersoldaten, googeln):