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Blamiert bis auf die Knochen

Eigentlich müsste «Transparency International» einpacken.

Die Webseite der NGO kommt knackig und lautstark daher:

«Transparency International» gibt medienwirksam einen «Korruptionsindex» heraus. Hier werden weltweit die Länder daran gemessen, wie korrupt oder eben wenig korrupt sie seien. Der Index geht von 0 (völlig korrupt) bis 100 (überhaupt nicht korrupt).

Zuunterst tummeln sich die üblichen Verdächtigen. Somalia (11 Punkte), Venezuela und Syrien (13), Nicaragua (17), Burundi (20) usw.  Wobei hier die Frage ist, wie das bei diesen mehr oder minder failed states überhaupt gemessen werden kann. Oben strahlen die Edlen. Frankreich und Österreich liegen mit je 71 Punkten auf Platz 20, zusammen mit den Seychellen. Deutschland (78) und die Schweiz (82, Platz 6) sind weiter vorne dabei.

Aber der strahlende Sieger ist schon seit einiger Zeit Dänemark. Unerreichte 90 Punkte. Weltrekord, das am wenigsten korrupte Land, glückliche Dänen, da ist nichts faul im Staate, müsste sogar Shakespeare anerkennen.

Wie definiert Transpareny so schön: Korruption ist «der Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil».

Wendet man diesen Massstab auf die NGO selbst an, dann kann man sie als hochkorrupt bezeichnen. Denn sie missbraucht offensichtlich ihre Medienmacht. Zu welchem Vorteil? Nun, eigentlich zum Nachteil, denn nach einer mehrteiligen TV-Doku des dänischen Fernsehens liegt das Saubermänner-Image der Dänen in Trümmern.

Die Ausgangslage war genial. Eine Anwältin meldet sich bei einem Dokumentarfilmer. Sie habe genug von der Verteidigung krimineller Subjekte, sie wolle bei der Aufklärung helfen, «um zu zeigen, wie eng und intensiv die kriminelle Unterwelt und die dänische Oberschicht miteinander verbandelt seien».

So blättert der Tagi, für einmal lesenswert, diese Wahnsinnsstory auf. Die Anwältin lässt sich und ihr Büro verkabeln, und es kommt Ungeheuerliches zum Vorschein.

Zwei Müsterchen:

«Ein dänischer Immobilieninvestor bietet vor laufender Kamera an, Kriminellen dabei zu helfen, dreistellige Millionenbeträge in Steuerparadiesen zu parken, und brüstet sich dabei mit seinen exquisiten politischen Kontakten, schliesslich sass er früher mal für die Sozialdemokraten im Stadtrat von Koge.

Ein erfolgreicher Anwalt gibt einem Gangster Tipps und verspricht mehrmals, in seiner Funktion als Insolvenzverwalter vor Gericht demnächst beide Augen zuzudrücken. Der Jurist war zu dem Zeitpunkt Partner in einer der angesehensten und mit 350 Mitarbeitern auch grössten Kanzleien des Landes, die oftmals vom Staat oder der öffentlichen Hand bei Unternehmensinsolvenzen betraut wurde.»

Und so weiter und so fort. In der sechsteiligen Serie entsteht das Bild einer hochkorrupten, hemmungslosen Küngelei zwischen Kriminellen und höchsten Kreisen der Gesellschaft. Das Sahnehäubchen: während der Dreharbeiten stellt sich heraus, dass auch die Anwältin ein Doppelspiel betreibt und neben der Aufklärung in einem zweiten Anwaltsbüro selbst weiter mit Kriminellen zusammenarbeitet.

Und was ist die offizielle Reaktion? Das Übliche: «Premierministerin Mette Frederiksen empörte sich auf Instagram darüber, dass Geschäftsleute und Anwälte «sogar mit Bandenmitgliedern kollaboriert haben», und versprach, mit ihrer Regierung noch in dieser Woche zu prüfen, wie man «noch härter gegen Banden vorgehen» könne. Justizminister Peter Hummelgaard hat bereits erweiterte Fahndungsbefugnisse für die Polizei und strengere Gesetze angekündigt.»

Gut, das ist Dänemarks Problem. Aber was ist von einem Rating zu halten, das einen solchen Staat auf Platz eins als sauberstes, am wenigsten korruptes Land der Welt setzt? Und das mit grossem Trara und üppig fliessenden Spenden in die Welt trompetet?

Das ist ungefähr so, wie wenn ein gnadenloser Kämpfer gegen Unzucht und Prostitution beim Bordellbesuche ertappt wird.

Eigentlich müsste nun Transparency International schlichtweg zusammenpacken. Die Arbeit einstellen. Denn lachhafter geht’s wirklich nicht. Aber natürlich wird das die NGO nicht machen, zu flott funktioniert dieses Geschäftsprinzip. Das übrigens von vielen NGO angewendet wird. Public Eye, SwissaidGold-Report») und viele andere wissen, wie man’s macht. Man veröffentlich eine «Untersuchung», die angeblich schreckliche Zustände enthülle. Die Medien nehmen es begierig auf («Nestlé schüttet zu viel Zucker in seine Softdrinks in der Dritten Welt»), die NGO wird bekannter, die Spendengelder fliessen üppig, und wenn sich dann bei genauerer Betrachtung herausstellt, dass es viel Lärm um nichts war, ist die öffentliche Aufmerksamkeit schon erloschen.

Das nennt man nun wirklich ein Scheissspiel.

Kann nix? Macht nix.

Hat Regieren mit Kompetenz zu tun? Wieso sollte es?

Im «anderen Blick» schaut die NZZ mal nach, wie es mit den Qualifikationen deutscher Minister für ihn Tun stehe. Zwei aktuelle Paradebeispiele:

«In Thüringen wurde nun eine Sachbearbeiterin ohne juristisches Studium zur Justizministerin nominiert und ein Schauspieler zum Energieminister. Doreen Denstädt und Bernhard Stengele erhalten demnächst diese neuen Aufgaben, weil die thüringischen Grünen eine geringe Personaldecke, aber hohe identitätspolitische Ansprüche haben.»

Natürlich sind weitere Beispiele Legion, angeführt von der Anwältin Christine Lambrecht, die denkbar überfordert und ungeeignet als Verteidigungsministerin ist.

Besonders auf Seiten der Linken haben es Studienabbrecher und andere Versager leicht, auf einen Ministersessel zu klettern. Wer es dort mindestens zwei Jahre aushält, hat bereits Anrecht auf ein «Ruhegehalt» und ist somit finanzieller Sorgen lebenslang enthoben.

Natürlich könnte man dagegen einwenden, dass doch notfalls jeder alles könne, zudem habe ein Minister so viele erfahrene Zuarbeiter, dass er schon das Zweckmässige entscheiden wird. Dem hält Autor Alexander Kissler entgegen: «Niemand liesse eine Herz-OP von einem Bibliothekar vornehmen oder sich ein Haus vom Gärtner bauen

Eine andere These wäre, dass die Entscheidungsmöglichkeit eines Ministers dermassen eingeschränkt ist, dass auch eine Pianistin ohne Weiteres und erfolgreich Bundesrätin sein könnte.

Genau, womit wir in der Schweiz wären, denn wieso den «anderen Blick» nach Deutschland schweifen lassen. Werfen wir ihn doch kurz auf die Qualifikation unserer sieben Bundeszwerge, Pardon, Bundesräte. Wieso eignen sie sich genau dafür, rund 450’000 Franken im Jahr zu verdienen und die Schweiz zu regieren?

Wir hatten da schon den Heizungsmonteur Willi Ritschard oder den Handelsschüler Adolf Ogi, die auch ohne akademische Weihen ihre Sache gar nicht schlecht machten.

Simonetta Sommaruga hat Matura und besuchte dann das Konservatorium Luzern, Konzertpianistin. Zudem schnupperte sie an die Uni an spanischer und englischer Literatur, liess es aber doch sein.

Unser Aussenminister Ignazio Cassis ist Mediziner, Alain Berset Doktor der Ökonomie, was ihm aber als unglücklich agierender Gesundheitsminister auch nicht wirklich half und als Innenminister nicht unbedingt qualifiziert. Karin Keller Sutter besitzt ein Handelsdiplom und absolvierte die Dolmetscherschule. Hat mit Finanzen nichts zu tun, dennoch ist sie Finanzministerin. Unsere Verteidigungsministerin Viola Amherd ist ebenfalls Juristin. Wirtschaftsminister Guy Parlemin kann eine Lehre als Bauer vorweisen, Albert Rösti, der dem wichtigen UVEK vorsteht, ist Agraringenieur mit Doktortitel und hat einen MBA in Rochester. Schliesslich die Justiz- und Polizeiministerin Elisabeth Baume-Schneider kann ein Liz in Soziologie vorweisen und war jahrelang als Sozialarbeiterin tätig.

Eine Übereinstimmung zwischen Beruf und Amt kann man in keinem Fall feststellen. Wirtschaft, Finanzen, Verteidigung, Justiz, da könnten nun einschlägige Kenntnisse durchaus helfen. Auch die Grundbegriffe der Staatskunde oder der Diplomatie wären für einige Posten eigentlich obligatorisch.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Minister keinen Moment ihres Lebens in der freien Wirtschaft verbracht haben. Berset zum Beispiel ist ein typischer Parteikarrierist, der immer nur von politischen Ämtern lebte. Der völlige Mangel der Kenntnis der Arbeitswelt ist sicherlich auch kein Vorteil für das hohe Amt.

Was man also der NZZ empfehlen kann: der «andere Blick» ist eine gute Einrichtung, aber wieso ihn nur in die Ferne schweifen lassen?